Lade Inhalt...

Die Raumflotte von Axarabor #60: Das Syndikat der Weißen Königin

©2018 78 Seiten
Reihe: Axarabor, Band 60

Zusammenfassung

Die Raumflotte von Axarabor - Band 60

von Konrad Carisi

Der Umfang dieses Buchs entspricht 74 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Eigentlich klang es nach einem einfachen Auftrag. Ich, Kartek Tezal, sollte nur eine Ladung Waffen zu einer Welt bringen, die von Verbrechern beherrscht wird. Deren Aufstand, ist nicht meiner. Ich sollte sogar bezahlt werden dafür, mich dort noch ein wenig umzusehen. Wenn es doch so leicht ginge…

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Das Syndikat der Weißen Königin

Die Raumflotte von Axarabor - Band 60

von Konrad Carisi


Der Umfang dieses Buchs entspricht 74 Taschenbuchseiten.


Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Eigentlich klang es nach einem einfachen Auftrag. Ich, Kartek Tezal, sollte nur eine Ladung Waffen zu einer Welt bringen, die von Verbrechern beherrscht wird. Deren Aufstand, ist nicht meiner. Ich sollte sogar bezahlt werden dafür, mich dort noch ein wenig umzusehen. Wenn es doch so leicht ginge…



Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de




1

„Du sagtest, du hättest ein Problem, bei dem ich dir helfen müsse. Es ginge um Leben und Tod. Hier bin ich“, sage ich, lehne mich in der halbrunden Sitzgelegenheit zurück und mustere die Frau vor mir. Wir sitzen an einem kleinen Tisch in einer Bar etwas abseits von den anderen Piloten. Die Bar ist gerammelt voll. Mehrere Schiffsmannschaften feiern, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Die Frau vor mir ist eine weißblonde unoptimierte Menschenfrau, also eine Angehörige eines Menschenschlags, den man überall im Sternenreich von Axarabor antrifft. Sie mustert mich.

„Kartek Tezal“, murmelt sie meinen Namen. „Ich dachte, du bist aus der Raumflotte ausgestiegen, weil du all das nicht mehr willst.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich keine Aufregung mehr will“, erwidere ich ausweichend. „Komm schon, Sophitia, du willst etwas. Du hast es echt dringend gemacht. Ich musste mit der ASHOKA direkt herkommen. Also bitte, was ist?“

Ich mache eine offene Geste mit meinen Händen. Sophitias Blick mustert auch diese, da sie offenkundig von den ihren abweichen. Sie sind blau wie meine Haut und feingliedriger als die Finger anderer Menschenarten. Ich bin ein Belkarianer und nicht nur größer als ein Axarabor-Mensch, sondern habe auch irislose Augen – jedenfalls für sie sieht es so aus.

„Ich will dich anheuern. Du sollst ein guter Schmuggler sein.“ Sie beugt sich ein wenig lasziv vor. Sie hat ein silbernes Oberteil an, das ihren Bauch freilässt und einen tiefen Ausschnitt hat. Ihre dunkle Hose ist staubbedeckt, was auf dieser schwülheißen, sandigen Kugel von einem Planeten kein Wunder ist. Ihre schulterlangen Haare fallen ihr ins Gesicht, während sie spricht.

„Wenn ich bekannt bin, mache ich meinen Job nicht gut“, erwidere ich. „Wer hat dir gesagt, ich täte so was?“

„Kolopai.“

„Hmm“, brumme ich. Für den habe ich eine ganze Weile gearbeitet. Er ist kein schlechter Händler, nur ohne jedes Gewissen. Damit muss man zurechtkommen. Allerdings bin ich dann abberufen worden. „Also?“

„Sagt dir die Weiße Königin was?“

„Ist ein Syndikat, oder? Herrscht von Trento bis nach Pelo II. Manche sagen, der Königsmord auf Antari ist die Entscheidung von den Leuten des Syndikats gewesen“, sage ich wahrheitsgemäß, was ich weiß.

„Ich will, dass du Waffen für uns nach Gunis schaffst.“

„Wer ist ‚uns‘? Was ist Gunis?“ Ich lehne mich zurück.

„Na ja, du weißt, es gab diverse Besiedlungsmissionen von der Zentralwelt Axarabor aus.“

„Sicher, ein Ergebnis dieser unzufriedenen Kolonisten sitzt vor dir“, sage ich, hebe beiläufig meine blaue, feingliedrige Hand und spreize die Finger. „Gunis ist auch so eine Welt?“

„Eine, von der die Raumflotte noch nichts weiß. Seit einiger Zeit schicken sie Schiffe, um solche Welten zu finden, zu denen der Kontakt abbrach, um die alten Kolonisten ausfindig zu machen und mit ihnen Kontakt aufzubauen. So etwas.“

„Habe ich von gehört“, gestehe ich. Tatsächlich bin ich selber im Rahmen einer solchen Mission wieder Mitglied der Streitkräfte geworden. Ich sitze hier als Agent der Raumflotte von Axarabor, nicht nur als Schmuggler.

Allerdings muss sie das nicht wissen.

„Machst du es?“

„Wieso sollte ich?“

„Nun, die Kolonisten werden vom Syndikat bekämpft und du wirst gut bezahlt. Zudem tust du etwas Gutes, sie werden frei sein.“

Ich schmunzle. Natürlich weiß ich jetzt schon, dass ich den Job annehmen werde. Die Raumflotte von Axarabor will offiziell nicht gegen das Syndikat der Weißen Königin vorgehen. Inoffiziell aber wird diese Waffenlieferung natürlich dem Widerstand helfen und die Flotte kann dann gegebenenfalls später eingreifen und den Rebellen anbieten, reguläres Mitglied des Reiches zu werden.

„Ich meine die Bezahlung, Sophitia.“

Sie lächelt und beugt sich etwas vor, um eine Zahl zu flüstern – eine obszön hohe Zahl.

Ich lächle und nicke. „Gut. Wo bekomme ich die Ware?“

Im Hintergrund der Bar, in der wir sitzen, beginnt eine Reihe Piloten einen Shanty zu Singen. „Verlass sie, verlass sie rechtzeitig“, grölt der Refrain. Ich kenne das Lied, es ist populär in diesem Quadranten. Es geht, glaube ich, um ein Frachtschiff, auf dem man nur einmal anheuert wegen des Geldes und dann sein Leben verbringt und nie wieder einen Planeten betritt. Ich ignoriere es geflissentlich. Dieser Job ist was anderes.

„Hinter dem dritten Planeten dieses Systems. Auf der abgewandten Seite zu dieser Welt werden wir uns treffen und ich übergebe dir die Fracht für Gunis.“

Sie reicht mir die Hand und ich schlage ein. „Abgemacht“, sage ich.

Nachdem ich den Tisch verlassen habe, bemerke ich aus den Augenwinkeln, wie mir jemand folgt. Ruhigen Schrittes gehe ich zurück zum Frachthangar, wo mein Schiff, die ASHOKA, liegt.

Auf halbem Weg holt mein Verfolger auf und schließt sich mir an. Es ist V3-RA, von mir immer nur Vera genannt. Sie ist eine Androidenfrau und meine Partnerin.

„Was für ein Flittchen“, sagt sie zur Begrüßung.

Ich erwidere lediglich die Summe, die sie mir genannt hat.

„Ein teures Flittchen“, sagt Vera und ich muss lachen.

„Sicherlich“, stimme ich zu. „Ist dir was aufgefallen, als du uns beobachtet hast?“

„Nein, du warst nie in Gefahr. Sie kam wirklich allein und hat niemanden in der Hinterhand gehabt. Ich glaube auch nicht, dass sie verfolgt wird. Es scheint alles sauber zu laufen.“

Wir erreichen unser Schiff und betreten die Frachtrampe der ASHOKA.

„So sauber, wie ein Schmuggelauftrag eben ist“, stimme ich zu.

„Erstattest du Bericht?“, fragt sie.

Ich nicke und seufze. „Muss ich ja wohl.“

Ich setze mich in den Sitz des Piloten und starte den Antrieb. Während er warmläuft, starte ich eine kodierte Verbindung zu unserem Kontaktmann in der Flotte von Axarabor.

„Hier ist Kartek Tezal. Wir bekommen die Fracht und die Koordinaten von Gunis.“ Es ist eine reine Tonübertragung ohne Bild. Ich habe meinen Kontaktmann bisher nie gesehen, nur gehört.

„Hier Leutnant Ezarad. Ihre Mission bleibt bestehen. Wir wissen nicht, was aus den Siedlern von Gunis wurde und haben nur durch abgefangene Transmissionen des Kartells der Weißen Königin davon erfahren, dass die Kolonistenmission EXCALIBUR tatsächlich einen bewohnbaren Planeten vorfand und besiedeln konnte. Sie werden so viele Informationen sammeln, wie es ihnen möglich ist und die Einheimischen gegen das Kartell unterstützen. Sie sind weder als Bevollmächtigter der Raumflotte dort, noch sind Sie berechtigt, Verhandlungen für das Sternenreich von Axarabor zu führen. Haben Sie das verstanden?“

„Und wenn ich in einer Notlage bin?“, hake ich ein wenig spitzfindig nach.

Leutnant Ezarad seufzt hörbar. „Ich wiederhole, Sie sind grundsätzlich weder berechtigt, im Namen des Sternenreiches von Axarabor Verhandlungen aufzunehmen noch unsere Rolle zu offenbaren. Wie Sie im Einzelnen verfahren, müssen Sie selbst entscheiden. Ihre primäre Aufgabe ist und bleibt die Erkundung. Wir wissen nicht, was aus der EXCALIBUR geworden ist. Wir wussten bis vor Kurzem nicht einmal, dass Sie Ihr Ziel erreicht hat.“

„Gut. Tezal Ende“, beende ich die Transmission und starte den Antrieb mit der rechten Hand. Mit der linken Hand gebe ich grob eine Position auf der von uns abgewandten Seite des dritten Planeten des Systems ein.

Der Antrieb lässt das Deck der ASHOKA leicht erbeben, als wir die Atmosphäre verlassen.

V3-RA gesellt sich zu mir. „Traust du ihr?“, fragt sie.

„Wem? Sophitia?“

Sie nickt.

Ich lache leise. „Kein Stück weit. Aber für den Auftrag müssen wir nun mal zusammenarbeiten.“

Schweigend hängen wir jeder unseren eigenen Gedanken nach.

Ein Piepsen des Navigationscomputers verrät mir, dass wir uns den eingegebenen Koordinaten nähern.

Ich verlangsame das Schiff.

„Hast du was auf den Sensoren?“, frage ich Vera.

„Ein Frachter ist aus dem Ortungsschatten des Planeten aufgetaucht. Er nähert sich uns. Seine Waffen sind aktiv. Soll ich unsere ebenfalls aktivieren?“

Ich schüttele den Kopf. „Ruf sie.“

„Gut, du bist der Kapitän. Sie kommen in Waffenreichweite“, kann sich Vera nicht verkneifen. „Sie nehmen den Ruf an.“

„Auf den Schirm.“

Auf dem großen Bildschirm vor mir erscheint Sophitias Gesicht. Ihr Mund ist zu einem süffisanten Lächeln verzogen.

„Ihr habt ein langsames Schiff“, bemerkt sie.

„Sie mag nicht schnell sein, aber sie hat es da, wo es drauf ankommt“, erwidere ich pikiert. Mein Schiff ist nicht nur mein Zuhause, es ist auch mein Eigen, ich bin stolz darauf. Ich bekomme ein Peilsignal von dem anderen Schiff und leite ein Rendezvous-Manöver ein.

Die Schiffe nähern sich an und schlussendlich docken wir aneinander.

Vera und ich kontrollieren unsere Waffen. Mein Blaster steckt in seinem Holster. Vera trägt zur Sicherheit eine Klinge versteckt in ihrem Roboterarm.

„Keine Schusswaffe?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf.

„In einem Schiff bin ich nützlicher im Nahkampf. Meine überlegene Schnelligkeit und Robustheit“, doziert sie und ich schließe ihr lachend mit einem Kuss den Mund.

„Deine Robustheit, jaja“, wiederhole ich und gehe dann grinsend zur Andockschleuse. Meine Waffe ist entsichert. Ich traue Sophitia kein bisschen.

Vera stellt sich zu mir und ich öffne das Schott.

Sophitia steht da in ihrem silbernen tief ausgeschnittenen Oberteil und hebt die Hände demonstrativ mit den Handflächen nach außen.

„Ich komme in Frieden und beleidige dein Schiff auch nicht“, sagt sie und grinst mich frech an. Ich schnaube.

„Klar“, erwidere ich trocken. „Wo ist die Ware, die wir transportieren müssen?“

Sie führt uns einen Korridor entlang in ihr Schiff in einen Frachtraum voller Kisten. Jede ist ungefähr einen Schritt lang und einen Schritt hoch. Es sind Dutzende. Ich öffne eine.

Darin befinden sich Gewehre, Handfeuerwaffen und Granaten. Wenn in jeder Kiste dieselbe Menge ist, komme ich auf genug Waffen für einen Kleinkrieg.

Ich schließe die Kisten und nicke Vera zu. Gemeinsam mit ihr und Sophitia beginnen wir Kiste um Kiste herüberzutragen.

„Wieso holst du nicht deine Mannschaft zum Helfen?“, frage ich Sophitia spitzfindig.

Sie erwidert nichts. Ich nehme an, sie ist allein. Das bringt diese Art von Schmuggel mit sich. Je weniger Leute eingeweiht sind, umso weniger können dich am Ende verraten.

Auch ihr Outfit ist, denke ich, Teil ihres Jobs. Es lenkt die meisten humanoiden Spezies, die sich mit vielen Menschenvariationen eine Vorliebe für Dekolletés teilen, ab. Genau das soll es auch, denke ich.

Als wir fertig sind, stemmt Sophitia die Hände in die Hüfte.

„Dann lasst uns los.“

„Uns“, echoe ich und werfe Vera einen Blick zu. „Wie uns?“

„Ich werde euch begleiten.“

„So haben wir nicht gewettet“, sage ich.

Sie nickt. „Das ist aber Teil des Deals. Was glaubst du, wer dir den Kontakt herstellen wird? Was glaubst du, wer die Übergabe machen wird?“

„Ich selbst. Du könntest sonst auch ohne uns fliegen“, erwidere ich ruhig. Zwar nützt es uns von Seiten der Sternenflotte von Axarabor, wenn die Waffen an die Rebellen geliefert werden, aber das heißt nicht, dass Sophitia eine von uns ist.

„Ich komme mit euch oder der Deal platzt. Mein Schiff ist zu langsam und ich bin keineswegs gut darin, irgendwo einzuschleichen.“

Ach, denke ich, auf einmal ist dein Schiff zu langsam...

Ich werfe einen Blick zu V3-RA. Sie gibt mir mit einer kurzen Augenbewegung zu verstehen, dass es meine Entscheidung ist.

Was für eine Entscheidung! Wir sollen für die Flotte auf diesen Planeten. Wenn sie das wüsste ...

„Von mir aus“, knicke ich ein. „Aber dafür legst du noch zweihundert drauf.“

„Hundert.“

„Hundertfünfzig wegen der Unannehmlichkeiten.“

Sie seufzt. „Gut.“

Ich zögere, lang genug, damit mein zerknirschtes „Von mir aus“ echt wirken kann. „Gut. Aber ich habe die letzte Entscheidungsgewalt. Wenn es zu unangenehm wird, brechen wir den Job ab.“

„Ich wusste gar nicht, dass man sich als Schmuggler erlauben kann, feige zu sein“, sagt Sophitia und grinst lasziv.

„Schätzchen, ich bin Schmuggler, kein Pirat. Ich bringe Dinge von einem Ort zum anderen, ohne gesehen zu werden. Wenn ich in der ersten Reihe stehen wollte, wäre ich Infanteriesoldat geworden.“

Mit diesen Worten wende ich mich um und gehe zum Cockpit.

„Dein Schiff verbleibt hier?“, fragt Vera nun an Sophitia gewandt.

Diese nickt. „Wenn wir abdocken, fährt der Bordcomputer herunter und aktiviert sich auf einen Code von mir hin bei unserer Rückkehr.“

Ich höre das noch mit einem Ohr, während ich mich am Ende des Korridors in den Pilotensitz der ASHOKA setze und den Antrieb aktiviere.

„Koordinaten“, rufe ich nach hinten zu Sophitia.

Sie kommt zusammen mit V3-RA herein. Vera zeigt ihr, wie man den Navigationscomputer bedient und sie gibt die Koordinaten von Gunis ein.

Ich überlege kurz, ob ich sie jetzt rauswerfen soll, entscheide mich aber dagegen. Es nützt ja erst mal nichts. Wenn sie klug ist, waren das sowieso nicht die direkten Koordinaten von Gunis.

„Bereit zum Sprung“, sage ich und aktiviere den Antrieb meines Raumschiffes.



2

Einige Stunden vergehen, bis wir schlussendlich in einem trostlosen System herauskommen, das mehrheitlich von einem Roten Riesen verschlungen wurde. Die Sonne war am Ende ihres Lebenszyklus und dehnt sich nun immer weiter aus, bis sie schlussendlich zusammenfallen wird. Möglicherweise schafft sie es, eine richtige Supernova werden, die Messwerte legen das nahe.

Wie ich angenommen habe, gibt uns Sophitia nun die Koordinaten für einen weiteren Sprung, an dessen Ende wir Gunis finden sollen.

Einige Stunden vergehen, die Vera und ich uns im Cockpit abwechseln. Sophitia sitzt dabei schweigend im Frachtraum. Es mangelt auf der ASHOKA an weiteren Kabinen. Natürlich hat es auch den Vorteil, dass wir sie dort notfalls einsperren könnten. Wir misstrauen ihr und das ist keine gute Bedingung, um so eng auf einem Schiff zusammengepfercht zu sein.

Einige Stunden vor dem vom Navigationscomputer berechneten Zeitpunkt der Ankunft bereitet Vera eine kleine Mahlzeit zu und wir sitzen zusammen im Aufenthaltsraum. Der Raum ist klein, wenige Schritte im Durchmesser, und ein Großteil wird eingenommen von einer halbkreisförmigen Bank, der eine weitere halbkreisförmige Bank gegenübersteht. Auf dem runden Tisch in der Mitte stehen zwei Schalen, für Sophitia und für mich.

Vera mag zwar als Androide keine Geschmacksknospen im eigentlichen Sinne haben, aber ihre Kochfähigkeiten sind herausragend! Nirgendwo sonst jenseits meiner Heimatwelt bekommt man Belkarianischen Braten so gut hin.

Auch Sophitia bedankt sich für das Essen.

„Was kannst du uns über die Welt Gunis berichten? Ich denke, es ist genug Geheimniskrämerei gewesen und jetzt müssen wir informiert werden, damit die Mission Erfolg hat“, beginne ich.

Sophitia mustert uns beide. Dann nickt sie langsam und nachdenklich. „Gunis ist eine trockene Welt, die relativ nahe an ihrer Sonne liegt. Es gibt Wüsten und Felsmassive. Das Leben auf diesem Planeten spielt sich in der Dämmerung und unterirdisch ab.“

„Wieso blieben die Siedler, wenn die Welt so ungastlich ist?“, fragt Vera.

Sophitia zuckt mit den Schultern. „Der Axaraborianer ist ein Universaltier. Wo er etwas zu fressen, Eiweiß und Kohlenhydrate findet, bleibt er. Wir haben uns selbst mit unseren unspezialisierten Händen an tausende ökologische Nischen angepasst.“ Sie nickt zu mir. „Nicht wahr?“

Als Belkarianer bin ich größer und feingliedriger als sie, aber auch kräftiger. Meine Knochendichte ist höher als ihre. Das ist die langsame Anpassung an unsere Welt Belkaria gewesen. Wo sie herkommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau.

„Wir sind eine Erfolgsgeschichte“, stimme ich zu. „Wenn das Ziel der Evolution das Überleben von Lebewesen ist, dann ja, dann sind wir sehr, sehr gut darin. Aber das ist nicht alles? Gunis wäre ein Felsbrocken mit Siedlern, das interessiert das Syndikat der Weißen Königin nicht.“

Sophitia nickt. „Sagt dir Hezokal was?“ Sie sieht von einem zum anderen. V3-RA nickt.

„Das ist ein Erz, das im raffinierten Zustand zur Energiegewinnung genutzt werden kann.“

„Vor allem kann man es für Bomben und Torpedos benutzen. Es potenziert ihre Explosionskraft mit relativ geringem Aufwand. Das kommt auf dieser Welt vor, darum ist das Syndikat dort.“

„Und die Siedler?“

„Hatten das Pech, dass sie vor gut hundert Jahren anfingen, Hezokal abzubauen und es exportierten. Es gibt einige nahegelegene Systeme, die ihnen als Umschlagplätze dienten. Irgendwie bekam das Syndikat davon Wind und ich denke, sie waren sehr ... energisch beim Nachfragen, wo das Erz herkommt. Gunis ist unabhängig und offiziell vermutlich nicht mal der axaraborianischen Regierung bekannt. Niemand half ihnen. Jetzt sind sie Sklaven.“

Schweigend essen wir weiter, bis ich eine Frage stelle, die mir schon in den zuvor erhaltenen Informationen der Flotte nicht zufriedenstellend beantwortet worden ist.

„Wer ist die Weiße Königin?“

„Bitte?“, fragt Sophitia. „Das weiß niemand.“

„Aber dieser Name ... ich konnte nur Halbwahrheiten in Erfahrung bringen. Wer ist sie?“

Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738926002
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
raumflotte axarabor syndikat weißen königin
Zurück

Titel: Die Raumflotte von Axarabor #60: Das Syndikat der Weißen Königin