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Raumschiff Rubikon 36 Die Ewige Kette

©2018 249 Seiten

Zusammenfassung


Am Morgen einer neuen Zeit.

Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.

Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.

Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.

Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Raumschiff Rubikon 36 Die Ewige Kette

Manfred Weinland


Am Morgen einer neuen Zeit.

Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.

Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.

Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.


Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …


Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© Cover: Nach Motiven von Pixabay, Adelind, Steve Mayer

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Prolog






Scharan, Zentrum

Raiconn betrachtete die Gefangene aus der Abgeschiedenheit der ZENTRALE heraus. Die Menschenfrau bemerkte davon nichts. Sie saß mit offenen Augen auf dem Boden ihrer Zelle und starrte scheinbar ins Nichts. Aber der Auruune vermutete, dass sie Erinnerungen und Sehnsüchten nachhing, aus denen sie Trost und Hoffnung zu schöpfen versuchte.

Er empfand kein Bedauern für sie. Sie war niemand, sie war nichts. Sämtliche Kreaturen, die dieses aberwitzige, aus den Fugen geratene EXPERIMENT hervorgebracht hatte, waren in seinen Augen minderwertig, mehr noch: künstlich . Er hätte genauso gut anfangen können, Mitgefühl für eine KI zu entwickeln.

Absurd. Dieser ganze Kosmos ist ein einziger böser Traum.

Es schmerzte ihn mehr, als er nach außen dringen ließ, dass er und alle, die ihm in dieses wahnwitzige Universum gefolgt waren, um hier endlich die notwendigen Schritte zum Schutz ihres Urkontinuums einzuleiten, in diesem bösen Traum enden würden. Sie würden mit ihm vergehen, und niemand, der sich zu diesem Zeitpunkt darin befand, würde die Löschung überstehen.

Wobei: Löschung? Nach Raiconns Vorstellung der falsche Begriff. Die Vernichtung würde nicht von einem Moment zum anderen erfolgen – auch nicht mithilfe des Schlüssels, der sich nun in ihrem Besitz befand. Denn das Tragische war, dass dieses von Maschinen – der EWIGEN KETTE - generierte Universum selbst mithilfe des Schlüssels nicht einfach auf Knopfdruck verschwinden würde.

Nichtsdestotrotz war die Umprogrammierung der CHARDHIN-Stationen die einzige Hoffnung, die sich sein Kontinuum machen durfte, nachdem sämtliche Versuche, die Bedrohung von »drüben« zu stoppen, gescheitert waren. Ein paar Jahre oder Jahrzehnte würden die Situation in seinem Heimatkosmos, die sich über Äonen angebahnt hatte, nicht merklich verschlimmern.

»Die Flotte meldet Bereitschaft«, sagte eine Stimme, ohne dass sich an Raiconns Alleinsein im Herzen der ZENTRALE etwas änderte. »Wir können jederzeit aufbrechen und warten nur noch auf deinen Befehl.«

»Sobald ich auf der VERVE eintreffe«, erwiderte Raiconn, ohne sich nach dem Hologramm umzusehen, das in nächster Nähe zu ihm materialisiert war, »geht es los.«

»Was soll mit der Gefangenen geschehen?«

»Nichts«, sagte Raiconn lapidar.

»Nichts?«

»Stelle sicher, dass sie auch künftig mit allem Lebensnotwendigen versorgt wird: Luft, Wärme, Nahrung. Wir wollen ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Solange er dauert.«

Raiconn beendete die Verbindung und starrte noch eine ganze Weile auf die Gefangene. Seine letzte Begegnung mit ihr lag nicht lange zurück. Sie ahnte nicht, dass es zu keiner weiteren kommen würde. Sie war festen Glaubens, weiter von ihren Häschern traktiert zu werden.

Raiconn fand das amüsant. Er hätte ihr mitteilen können, dass die riesige Station, die den Auruunen so lange als Basis gedient hatte, nun verlassen und aufgegeben werden würde.

Aber warum? Alles näherte sich seinem Ende. Die Basis bildete keine Ausnahme, dafür hatte er gesorgt.

Mit einem letzten Blick auf die reglos Dasitzende kehrte er dem Hologramm, in dem sie abgebildet war, den Rücken und aktivierte das Transportfeld, das ihn ohne messbaren Zeitverlust in die VERVE versetzte.

Dort angekommen stellte er Kontakt zu jedem einzelnen seiner Schiffe her. Seine Befehle waren eindeutig, und wenig später setzte sich die vielleicht gewaltigste Flotte, die dieses Universum jemals gesehen hatte, in Bewegung.

Sie nahm Kurs auf einen 13 Milliarden Lichtjahre entfernten Punkt.

Einen Punkt, der sich bei Annäherung in Milliarden Sterne verwandeln würde.

Aber nur einer davon zählte.

Nur einer beherbergte das Schloss , zu dem der Schlüssel passte, der in einem der unzähligen Räume der VERVE vor sich hin dämmerte.

Raiconn spürte eine Erregung, wie er sie ähnlich nur unmittelbar nach seiner Ankunft in diesem Kosmos empfunden hatte – als er endlich hatte in einen Körper schlüpfen und Einfluss auf die ihm fremde Umgebung nehmen können.

Sein Seufzer wurde ihm kaum bewusst.

Wie ein gigantischer Keil durchpflügte die Formation aus Tausenden und Abertausenden Ringschiffen die Ätherschleier Scharans. Dann war diese Etappe geschafft, und die Armada nahm Kurs auf eine der Stationen des Weltennetzes , das den Sprung über den gewaltigen Abgrund hinweg ermöglichte.

Und dann…

waren sie auch schon am Ziel ihrer Wünsche.

Zumindest räumlich gesehen.

Der Rest… würde sich finden…



Scharan, unter der Ätherkruste

»Wird er je zurückkehren?« Morghayn sah Fendergoyn mit brennenden Augen an. »Was glaubst du, Bruder?«

»Du meinst Artovayn?« Der älteste Freund, den Morghayn hatte, erwiderte seinen Blick scheinbar ungerührt. »Ich weiß es nicht. Aber wie wir alle hoffe ich es.«

»Wenn er nicht zurückkäme, wäre das der Anfang vom Ende.« Morghayn sonderte einen Laut ab, der ihm selbst fremd erschien.

»Unsinn! Warum sagst du das? Wir sind... auf einem guten Weg!«

»Wir waren es – weil er uns die Sinne geschärft hat für das, was aus uns wurde. Nur dank seines Appells an unsere Ehre, unser Selbstwertgefühl, wurde uns aufgezeigt, wie selbstgerecht, dekadent und träge wir in all der Zeit geworden sind, seit unsere Welt ihren angestammten Platz verließ und wir uns unter einer dicken Kruste Ätherfilz verbergen müssen, weil wir sonst -«

»Weil wir sonst längst von den Schrecklichen gestellt und vernichtet worden wären – sprich es ruhig aus, Bruder. Die Tyrannen scheuen sich vor keinem Mord. Sie haben so viele Völker in den Untergang gerissen und nicht einmal haltgemacht vor der Natur an sich. Diese Galaxie sah einmal völlig anders aus als heute. Inzwischen wissen wir es wieder, sind Erinnerungen zurückgekehrt, Aufzeichnungen gefunden und gesichtet worden. Eine andere Generation von Gloriden erlebte den Niedergang Scharans als Zeitzeugen mit. Damals war dies eine Sterneninsel wie Milliarden andere im Kosmos. Heute stellt sie einen absonderlichen Einzelfall dar – zumindest, soweit wir wissen. Wir können aber nicht ausschließen, dass die Auruunen noch andere Galaxien in ähnlicher Weise heimsuchten wie Scharan. Es mag mehr Anomalien im Universum geben, als wir auch nur ahnen können.«

Morghayn machte eine Geste entschiedener Verneinung. »Das glaube ich nicht. Die, mit denen wir Kontakt haben, hätten davon berichtet.«

»Auch die, die du meinst, sind nicht allwissend.«

»Aber weit herumgekommen. Weiter als wir.«

»Das wird sich in Zukunft ändern.«

»Wie meinst du das?«

»Wir stellen gerade die Weichen für eine neue Epoche – sag nicht, dass dir das entgangen ist.«

»Wir renovieren die Perle. Aber ich würde nicht davon ausgehen, dass wir -«

»Zauderer! Wann hörst du endlich auf, im Moment zu leben.«

»Was ist daran falsch?«

»Nichts – wenn sich alles Denken nicht nur auf das Erreichte und die Gegenwart fokussiert.«

»Worauf sollte es sich noch fokussieren?«

»Muss ich dir das wirklich sagen?« Manchmal fragte sich Morghayn, was dieses Gefühl vollkommener Vertrautheit und Zufriedenheit ausgerechnet zwischen ihm und Fendergoyn erzeugte. Er hatte versucht, Freundschaften zu anderen Gloriden aufzubauen. Mal stürmisch, mal vorsichtig, denn beide Charaktereigenschaften rangen in ihm ständig um die Oberhand – aber der Einzige, der diese Wechselhaftigkeit je verstanden und toleriert hatte, war und blieb Fendergoyn.

Nichtsdestotrotz brachte der Freund ihn in vielerlei anderer Hinsicht oft fast um den Verstand.

Fendergoyn klatschte in die Hände. Das Geräusch hallte von den Wänden den Raumes wider, in dem sie sich getroffen hatten. Goldene Wände. Sie befanden sich an Bord eines der Raumschiffe, die innerhalb der Perle parkten und seit Artovayns Brandrede von Tag zu Tag in einem besseren Zustand vorzufinden waren, wie es auch bei der Perle im Ganzen zu beobachten war.

Die Ursache, so viel schien mittlerweile sicher, lag in den Gloriden selbst begraben. Über Jahrtausende hinweg war ihre Welt mehr und mehr verrottet – im gleichen Maße, wie der geistige Verfall unter den Scharan-Gloriden fortgeschritten war. Niemand hatte von einem Zusammenhang zwischen ihnen, der einstigen Perlen-Wartungsmannschaft, und dem desolaten Zustand ihres Lebensraums auch nur geahnt – bis die Fremden gekommen waren, die sich Menschen nannten, und geholfen hatten, diese Zusammenhänge zu erkennen. Letzte Gewissheit hatten die Ereignisse nach Artovayns flammendem Appell an die Perlenbewohner erbracht. Er hatte sie aufgerüttelt, ihnen eine Lebensperspektive aufgezeigt, die allerdings auch voraussetzte, dass der allgemeine Müßiggang und die Verantwortungslosigkeit der heutigen Gloriden ein jähes Ende fanden. Sie mussten sich wieder zuständig für ihre Welt – die Perle – fühlen. Die Hinterlassenschaft der legendären ERBAUER musste ihnen wieder wichtig sein. Dann – und nur dann – bestand Aussicht, dass sich die Verhältnisse innerhalb der Perle mittelfristig wieder dem einstigen Ideal annähern ließen.

Und schon jetzt, nach vergleichsweise kurzer Zeit, hatte der Sinneswandel erkennbare Früchte gezeitigt. Es gab kaum noch Ecken und Winkel in dem riesigen Gebilde, die keinen erkennbaren Wandel zum Besseren hin vollzogen hatten. Der neu erwachte Ehrgeiz der Bewohner wirkte Wunder. Sie wussten erst jetzt, wie eng ihre Spezies mit der stählernen Welt verflochten war, in die die ERBAUER sie einst hineingeboren hatten. Eine Perle war viel, viel mehr als tote Materie; auf einer schwer begreiflichen Ebene lebte sie und war vielleicht sogar selbst beseelt, sodass sie in einer fein austarierten Balance mit ihren Bewohnern existierte.

Wie leicht diese Balance aus dem Lot geraten konnte, hatten die Zeiten nach dem Verlassen der ursprünglichen Position im Scharan-Zentrum gezeigt. Seit die Perle aus dem großen Verbund herausgebrochen worden war, den die menschlichen Besucher die EWIGE KETTE genannt hatten, hatte sich der gesamte Perlen-Komplex mehr und mehr destabilisiert. Die nun eingeleitete Regeneration kam einem Wunder gleich, das aber – dessen war sich Morghayn sicher – kein Selbstläufer war. Sobald sie nachlässig in ihren Anstrengungen wurden, würde sich der positive Effekt sehr schnell auch wieder ins Gegenteil umkehren – und ob es irgendwann noch einmal die Chance geben würde, alles zum Guten zu wenden, vermochte niemand mit Sicherheit zu sagen. Deshalb galt es, diese Chance zu nutzen und alles Gloridenmögliche zu tun, um das Schicksal jetzt und in alle Zukunft gnädig zu stimmen.

Fendergoyn hörte abrupt auf zu klatschen, und von einem Moment zum anderen wucherte Angst über sein Gesicht. Die Stille ernüchterte Morghayn. Er blickte sich in dem großen kahlen Raum um, in dem sie die einzigen Gloriden waren.

Der Raum lag im oberen Polbereich der Perle. Hier hatte einst der Perlenweiseste residiert, nun war es schon seit Langem verwaist. Aber die Tür existierte immer noch. Die Tür, zu der Morghayn Fendergoyn so beiläufig wie möglich gelotst hatte, weil er wusste, dass der Freund sich nie darauf eingelassen hätte, ihn hierher zu begleiten, wenn er mit offenen Karten gespielt hätte.

»Morgh! Was... was hast du getan?!«

»Getan, Fender?«

»Tu nicht so! Du weißt genau, was ich meine! Hier!« Er zeigte auf das Schott, das in der Raummitte aufragte; es war nur das Schott, von keiner Wand umrahmt. Flach. Etwas höher als Gloriden groß waren. Und wenn man es umrundete, blickte man von der anderen Seite ebenfalls nur auf die frei stehende geschlossene Tür, auf nichts sonst!

»Reg dich nicht auf. Es ist alles gut.«

»Du musst den Verstand verloren haben!«

»Warum?«

»Weil du mich hierher gelockt hast!«

»Du benimmst dich wie ein... wie ein kleines Kind auf irgendeinem komischen Planeten, den der Äther eingefroren hat. Du weißt schon, was ich meine. Die meisten dieser Welten sind von primitiven Wesen bewohnt, vor denen wir früher unsere Schau abgezogen haben: das fahrende Volk, das wir nie waren. Manche Auftritte werde ich nie vergessen, besonders nicht, wenn wir gemeinsam auf der Bühne standen, alter Freund.«

»Du willst mir nur Fermsaft ums Maul schmieren – aber darauf falle ich nicht rein. Was hast du dir dabei gedacht, mich hierher zu lotsen? Der Raum ist tabu . Jeder Gloride weiß das. Vieles aus der glorreichen Vergangenheit unseres Volkes wurde nur unvollkommen an unsere Generation überliefert, aber das hier ist unstrittig der Bereich, den ein normaler Gloride unter keinen Umständen entweihen sollte. Nur die Auserwählten sind befugt -«

»Betrachte dich als genau das.«

»Was?«

»Auserwählt.«

»Und wer sollte mich...«

»Ich. Ich habe dich auserwählt, mit mir gemeinsam...«

»Ich muss dich melden.« Fendergoyn wich vor ihm zurück. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das eines Tages sagen werde, aber nun lässt du mir keine andere Wahl. Ich muss dich melden.«

Morghayn lachte keckernd. »Wem?«

»Wem?«

Morghayn stellte mit einem Schritt nach vorn die alte Distanz zwischen ihnen wieder her. »Wem willst du mein angebliches Vergehen melden – und warum?« Er gestikulierte wild. »Wann begreifst du endlich, dass sich die alte Ordnung überholt hat? Wir leben in einer neuen Zeit mit neuen Regeln und Herausforderungen.«

»Du vielleicht. Ich nicht.« Fendergoyn wich erneut einen Schritt zurück.

Diesmal verzichtete Morghayn darauf, ihm zu folgen. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Du auch. Löse dich endlich von den Fesseln der Vergangenheit. Sei offen für das, was uns erwartet.«

»Was sollte uns erwarten?«

»Was denkst du denn? Dass wir uns weiterhin mit unserer Welt vor den Tyrannen verstecken und in ständiger Sorge leben müssen, dass sie uns doch irgendwann aufspüren? Du weißt, was dann geschähe.«

»Sie würden uns mitleidlos vernichten.«

»Genau. Was für eine Ressourcenverschwendung!«

»Ressourcenverschwendung?«

Morghayn machte eine ausholende Geste, die die riesige Kugel, in der sie lebten, komplett umschloss. »Das hier. Wir verwalten etwas, wovon andere Spezies nur träumen können. Selbst...«

»Selbst was?«

»Selbst diejenigen, die wir als so übermächtig fürchten gelernt haben, würden sich die Finger nach der Perle lecken.«

»Glaubst du.«

»Ja, das glaube ich. Die Perlen sind das Erstaunlichste, was es im Universum zu entdecken gibt, daran glaube ich fest und nicht einmal du kannst es mir madig machen.«

»Ich will dir nichts madig machen. Aber ich will von hier weg! Sofort. Ich...« Fendergoyn wandte sich nicht um, aber er verwandelte sich zur Hälfte in das, was ein Gloride eben auch war: pure Energie. Seine untere Körperhälfte verschwand in einem pulsierenden Wirbel aus plasmaheißem Nebel, dessen Hitze Morghayn deutlich auf seiner Haut spürte.

»Dreh jetzt nicht durch, Fender, ich bitte dich.«

Das sonnenheiße Plasma erzeugte den Auftrieb, mit dem sich Fendergoyn zum Ausgang des Raumes bewegte. Seine Physiognomie war eine einzige Anklage: Warum hast du mich so hintergangen?

Morghayn hoffte immer noch, den Freund besänftigen und dazu bewegen zu können, sich ihm anzuschließen.

»Das Tabu, von dem du sprichst«, rief er, »existiert nicht mehr! Bleib! Sei an meiner Seite, wenn ich das Portal passiere, hinter dem vielleicht die Antworten warten, die zum echten und umfassenden Verständnis unserer Welt nötig sind!«

»Du redest wirr. Hinter dem Portal wartet der sichere Tod für jeden, der es unbefugt durchschreitet. Und wenn es jemanden geben sollte, der befugt ist, dann wäre das am ehesten Artovayn – nur ist der leider von uns gegangen.«

»Er wird zurückkehren.«

»Das wäre gut – aber ich würde mich nicht darauf verlassen.«

Morghayn seufzte. »Das ist dein Problem: Du verlässt dich auf nichts und niemanden. Aber genau das ist nötig, um die Weichen für eine glorreiche Zukunft unserer Spezies zu stellen. Wir müssen aufhören, uns mit einem Status quo zu begnügen! Wir müssen anfangen, wieder hungrig zu sein. Neugierig. Risikobereit.«

Für einen Moment wirkte Fendergoyn wieder wie der Freund, den Morghayn in ihm sehen wollte. Er wirkte verzweifelt über sich selbst und darüber, dass er Morghayn einfach nicht folgen konnte . Es gelang ihm nicht, über seinen Schatten zu springen.

»Tu es nicht«, bat er. »Komm wieder zu Verstand und verlass mit mir gemeinsam diesen Raum, der nur Unheil stiftet, wenn ihn Gloriden betreten, die dazu nicht berufen sind!«

»Aber genau das bin ich – ich fühle es!«

Fendergoyn war offenbar nicht bereit, ihm länger zuzuhören – und noch weniger, sich zu seinem Komplizen zu machen. »Es tut mir so leid...«

Mit diesen Worten verwandelte er sich vollständig in seine energetische Zustandsform und verließ den ehemaligen Privatraum des Perlenweisesten.

Morghayn blieb wie betäubt zurück. Eine lange Weile war er zu keiner Regung fähig, und selbst sein Denken schien gelähmt. Doch dann überwand er seine Starre und ging auf das seltsame Schott zu, das scheinbar nutzlos vor ihm aufragte. Ein Schott, das nirgendwohin zu führen schien.

Diesen Schein galt es zu überlisten.

Morghayn konzentrierte sich und stellte sich vor, dass die Tür für ihn offen sein würde.

Dann ging er langsam darauf zu.



Bis zuletzt hatten Zweifel in ihm genistet, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Bis zuletzt hatte er nicht annähernd die Zuversicht in sich verspürt, die er Fendergoyn oder sich selbst vorzumachen versuchte. Aber als es dann so weit war, dass er gegen das Hindernis hätte prallen müssen, das er vor sich aufragen sah, kam es zu keinem wie auch immer gearteten Zusammenstoß. Er ging einfach weiter, als wäre das Schott Luft, nur mit dem Unterschied, dass nach zwei Schritten die Welt völlig anders aussah als zuvor.

Er stand jetzt in einer völlig fremden Umgebung, und als er hinter sich schaute, sah er dort ein ähnliches Schott aufragen wie das, durch das er offenbar ohne jeden Widerstand gegangen war – nein, es musste das gleiche sein, nur von der anderen Seite aus betrachtet!

Die andere Seite...

Reichte es wirklich, dass ich mir wünschte, hierher zu gelangen, um es zu schaffen? Morghayn war völlig überwältigt von seinem Erfolg – und mehr noch von dem, was ihn umgab.

Wo bin ich? Ist das wirklich noch... die Perle?

Er konnte es kaum glauben. Vielmehr hatte es den Anschein, als stünde er auf der Oberfläche eines -

Nein , unterbrach er seine Eindrücke. Die Oberfläche der Planeten, die ich kenne, sind ätherdurchdrungen, die Luft dort ist genauso ätherisch wie der Raum zwischen den Weltenkugeln! Aber hier... hier ist alles klar... rein... Er sog die Luft in die Lungen seines materiellen Körpers und hatte das Gefühl, noch niemals etwas Erfrischenderes geatmet zu haben. Die Emotion, die ihn durchpulste, ging noch weiter: Noch nie zuvor hatte er das Leben, seine Art zu leben, so intensiv realisiert wie hier!

Sein Blick ging nach oben.

Eine Sonne? Dann befand er sich also tatsächlich auf einem...?

Sieh genau hin! Diese Sonne ist anders als die, die du kennst. Genau wie die Luft anders ist. Dieser Stern ist in Bewegung. Er strahlt Licht und Wärme aus. Er entspricht dem, was die Besucher über das Weltall außerhalb der Anomalie erzählten!

Hatte er die Perle verlassen? Mit einem einzigen Schritt durch eine absurde Tür, die keinem wirklichen Zweck zu dienen schien, weil sie von allen Seiten nur eine Tür ohne sichtbaren neuen Raum dahinter war?

Er wandte sich den Details seiner Umgebung zu. Der Landschaft, die von keinem kränklichen Zwielicht verfälscht oder beeinträchtigt wurde. Seine Sicht auf sie war kristallklar, als hätte zeitlebens ein Schleier vor seinen Augen gelegen, ein Vorhang, der jetzt gefallen war. Bäume, die weit auseinander standen und hoch in einen blassblauen Himmel mit weißen Wolkentupfern ragten. So hoch, dass die Kronen kaum zu sehen waren, dafür die beeindruckend dicken Stämme mit der wunderschön gemaserten Borke umso besser. Und zu Füßen dieser Riesen...

Ich!

kleinere Gewächse und halb aus dem Boden ragende Steine, die nicht einfach nur wie Felsen aussahen, sondern wie überdimensionale, in allen Farben des Spektrums leuchtende Edelsteine.

»Willkommen, Morghayn.«

Er wirbelte herum. Für einen winzigen Moment hielt er es für denkbar, dass Fendergoyn es sich noch einmal überlegt haben könnte und ihm gefolgt war. Doch die Stimme war völlig anders und -

Sie nimmt nicht den Umweg über mein Gehör, sie mischt sich einfach zwischen meine Gedanken.

Seine Verstörtheit wuchs. Und erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt, als er das Geschöpf erblickte, das unweit von ihm zwischen zwei blütenreichen Büschen hervortrat, deren Duft so betörend war, dass ihm für einen Augenblick die Sinne zu schwinden drohten.

Er zwang sich, den Duft zu ignorieren, und sofort kam ihm die Luft, die er atmete, wieder unverfälscht rein vor. Das Wesen, das auf ihn zutänzelte, erinnerte an Insekten, die Morghayn auf Planeten gesehen hatte, die er als Gaukler besucht und deren Bewohner er mit ausgeklügelten Kunststückchen in seinen Bann gezogen hatte.

Wir hatten damals kein anderes Amüsement, als andere zu amüsieren. Er verkrampfte sich bei dem Gedanken an das nutzlose Leben, das er bis zur Ankunft der Besucher (Menschen!) geführt hatte – er und seine Artgenossen in der Perle.

Das Geschöpf, das mit seinen farbenprächtigen Flügeln näherkam, war, was seinen Grundkörper anging – also ohne die Flügel – ungefähr so groß wie Morghayn. Er fasste sich. »Wer bist du? Müsste ich dich kennen? Woher weißt du meinen Namen?«

»Wir kennen die Namen aller Diener.«

»Diener?«

»Seid ihr das nicht? Seid ihr so entartet, dass ihr euch nicht einmal daran erinnert? Dabei scheint ihr auf einem guten Weg zu sein...«

»Entartet?«, begehrte Morghayn auf. »Wir sind nicht entartet – was fällt dir ein? Wer bist du? Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Offenbar unterschätzt du mich. Ich bin nicht nur das, was ich zu sein scheine. Ich -«

»Das verbindet uns, Morghayn, das verbindet uns.«

Er wusste nicht, warum diese Bemerkung einen Schauder durch ihn jagte. »Noch einmal«, sagte er rau. »Wer bist du? Wo befinde ich mich? Irgendwie muss ich meine Welt verlassen haben... Sag mir, ob ich richtig liege.«

»Du bist immer noch in der Perle.«

Er lachte nervös auf. »Das... das glaube ich nicht.«

»Dann musst du es lernen.«

»Was?«

»Zu glauben.«

»Dir?« Es sollte provokant klingen, mutete aber Morghayn selbst nur kläglich an.

»Deinen Schöpfern.«



Morghayn starrte auf das Wesen, das von seinen Schöpfern gesprochen hatte. »Die ERBAUER?«, keuchte er. »Redest du von den ERBAUERN?«

»Ich rede von mir...« Das geflügelte Wesen zeigte in die Umgebung, wo hinter Bäumen und Büschen weitere seiner Art auftauchten. »Von uns

Morghayn wurde die Kehle eng, obwohl er nicht darauf angewiesen war, sich dieses verletzlichen Körpers zu bedienen. Notfalls konnte er jederzeit...

»Nein«, sagte das Wesen vor ihm in seinem Kopf. »Wenn wir es nicht wollen, wirst du dich auch nicht verwandeln. Die Gabe wurde dir von uns geschenkt. Wir können sie auch wieder nehmen.«

»Mit Verlaub: Ich... ich glaube euch nicht. Das hier ist nicht wirklich. Gebt zu: Ich werde getäuscht. Manipuliert. Fendergoyn hatte recht, dass er mir nicht hierher folgen wollte. Ich träume das. Womöglich stecke ich in dem Ding, das wie eine Tür aussieht. Das hier... diese Umgebung, der Himmel, die Luft... ihr ... das ist nicht real. Ich weiß nicht, was für einen Sinn das alles ergibt, aber ihr seid gewiss nicht unsere heiligen Schöpfer, in deren Diensten schon meine Vorfahren standen. Ihr seid Betrüger... müsst es sein. Wärt ihr wirklich all die Zeit an Bord unserer Perle gewesen, hättet ihr niemals zugelassen, was mit Scharan geschah. Wenn du schon das Wort ›entartet‹ benutzen willst, dann wäre es für Scharan angebracht, aber nicht für uns Gloriden. Die wahren ERBAUER würden nie auf diese erniedrigende Weise mit uns sprechen. Nie!«

»Du weißt nicht viel über uns, aber das überrascht nicht. Wir haben euch viel zu lange jede Freiheit gelassen. Das wird sich ändern. Von nun an weht ein anderer Wind. Retten wir, was noch zu retten ist.«

Morghayn wäre dem überheblichen Wesen am liebsten an die Gurgel gegangen. Doch etwas in ihm hielt ihn davon ab. Vielleicht war es auch nur die zahlenmäßige Übermacht der Gestalten, die wunderschön anzuschauen waren, aber diese Schönheit wirkte eher wie eine Maske, die das wahre Wesen verschleiern sollte.

»Ihr macht mir keine Angst. Wenn ihr wirklich dazu in der Lage seid: Tötet mich. Ich kam, um das Geheimnis eines Raumes zu lüften, der offenbar gar nicht existiert. Ich bin in eine Traumfalle geraten, in der Gestalten wie ihr herumspuken und mich und meine Artgenossen beleidigen. Wärt ihr wirklich die ERBAUER, hätte ich spätestens ab jetzt nur noch Verachtung für euch übrig. Wenn ich sterben soll, dann blicke ich auf ein ohnehin schon viel zu langes Leben zurück, das die meiste Zeit nur Last für mich war. Es schien gerade spannend zu werden, aber offenbar beging ich einen Fehler, der nun bestraft wird. Was immer das für eine Vorrichtung ist, die sich im Perlentrakt des ehemaligen Weisesten befindet, sie gewährt keine Einblicke in die Mysterien unserer Welt, sie erteilt offenbar nur denjenigen eine Lektion, die ihren wahren Platz in der Gemeinschaft vergessen haben. Ich dachte wirklich, ich wäre...«

»Was, Morghayn, was?«

Er schnitt eine Grimasse. »Zu Höherem geboren. Zumindest dazu, die Welt, in der ich lebe, besser verstehen zu lernen.«

»Deshalb bist du gekommen.«

»Deshalb bin ich gekommen.«

»Weil du dich für etwas Besseres als das Gros der deinen hältst.«

»Nicht für besser, nur für vielleicht wissbegieriger als die meisten und -«

»Du bist, wie du bist. Das wussten wir schon vorher. Und das soll belohnt werden.«

»Belohnt?«

»Komm mit mir. Und danach geh wieder zurück und korrigiere den Frevel, der begangen wurde.«

»Danach? Nach was? Und von welchem Frevel redest du?«

»Gehorche. Diene.«

Spätestens ab diesem Augenblick dämmerte es Morghayn, dass er einen hohen Preis für seinen Vorstoß in die Tabuzone der Perle würde zahlen müssen. Er wollte sich wieder der Tür zuwenden, durch die er – zumindest in seiner Einbildung (oder doch real?) - gekommen war. Aber sie war verschwunden.

Das insektenartige Wesen vor ihm, das behauptete, ein ERBAUER zu sein, erklärte: »Sie wird erst wieder erscheinen, wenn du auf deine Rückkehr vorbereitet wurdest. Und jetzt komm.«

Panik wallte in Morghayn auf. Aus allen Richtungen näherten sich weitere der Geflügelten und bildeten einen Halbkreis um ihn, der nur zur Seite des Geschöpfes hin, mit dem Morghayn die ganze Zeit sprach, offen war.

Der Versuch, sich in seine energetische Daseinsform zu verwandeln, scheiterte kläglich.

Ich habe keine Gewalt mehr über mich!

Weil sie die Gewalt übernommen hatten?

»Schone deine Kräfte. Du wirst sie brauchen.«

Als sich die vorgeblichen ERBAUER in Bewegung setzten, konnte auch Morghayn nicht anders, als Fuß vor Fuß zu setzen.

Er fühlte sich wie auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung.



Fendergoyn kehrte mit unguten Gefühlen zu der Ebene zurück, auf der sich seit Äonen der künstliche Berg mit der Stadt erhob, in der die Gloriden in ihrer stofflichen Form lebten. Noch immer gab es Wagemutige, die sich in selbstmörderisch anmutenden Flugvorrichtungen vom Gipfel zur Ebene hinabgleiten ließen – aber im Gegensatz zu früher (vor der Ankunft der Besucher) war ihre Zahl auf ein Minimum geschrumpft und diejenigen, die noch immer nicht loskamen von der Sucht, sich in Gefahr zu begeben, hatten die persönlichen Risiken extrem zurückgeschraubt. So abenteuerliche Konstruktionen wie zur Hochzeit ihres Wahns kamen nicht mehr zum Einsatz. Und im Notfall konnten sie sich auch jederzeit in ihre Energieform retten – was sich in der Vergangenheit von selbst verboten hatte, weil es gerade die unausgesprochene Sehnsucht nach dem Tod gewesen war, die die Felsenspringer zu ihrem Tun getrieben hatten.

Was für eine schreckliche Zeit wir hinter uns gelassen hatte, dachte Fendergoyn, während er sich der Bergstadt näherte und immer noch nicht wusste, wie er Morghayns Verhalten für sich einordnen sollte. Die harschen Worte, mit denen er den Freund zur Umkehr hatte bewegen wollen, entsprachen nur zur Hälfte der Wahrheit. Ihn anzuschwärzen kam eigentlich nicht infrage. Dafür verband sie zu viel.

Aber er tritt unsere Freundschaft mit Füßen. Dieser... Wahnsinnige!

Fendergoyn wünschte, Artovayn wäre da gewesen. Er erschien ihm als einziger der heutigen Gloriden vertrauenswürdig genug, sich mit einem so heiklen Tabubruch, wie Morghayn ihn begehen wollte (oder bereits begangen hatte), an ihn zu wenden. Fendergoyn blieb immer wieder stehen und rang mit sich, ob er nicht lieber umkehren und Morghayn so lange ins Gewissen reden sollte, bis dieser von seiner Absicht abließ.

Aber letztlich konnte er sich auch dazu nicht aufraffen, und so erreichte er schließlich die Stadt und zog sich, ohne mit jemandem gesprochen zu haben, in sein Haus zurück.

Dort wartete er, ohne genau zu wissen, worauf eigentlich.

Auf Morghayns Rückkehr?

Darauf, dass der Freund im letzten Moment selbst noch einen Rückzieher gemacht hatte?

Doch Stunde um Stunde, Perlentag um Perlentag verging, und der Einzige, der zurückkehrte, war...



»Artovayn! Artovayn ist wieder da!«

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass die GOLDENE HOFFNUNG, Artovayns instand gesetztes Kugelschiff, in einem Hangar der Perle angekommen und dort vor Anker gegangen sei.

Die Neugier, wie seine Mission letztlich verlaufen war, trieb auch Fendergoyn dazu, sich dem Empfangskomitee für den Heimkehrer anzuschließen. Für einen Moment rückten die Gedanken an Morghayn in den Hintergrund.

Ein Gleiter brachte Fendergoyn und andere Neugierige in den Hangar, in dem neben der GOLDENE HOFFNUNG zwischenzeitlich noch weitere »wieder genesene« (von Reparatur zu sprechen, schien ihm in diesem Kontext schlichtweg falsch) Raumer der Gloriden in ihren Schwebefeldern parkten. Die GOLDENE HOFFNUNG ragte aus diesen anderen Schiffen allein schon deshalb heraus, weil sich schon eine riesige Gloridenmenge vor der ausgefahrenen Rampe versammelt hatte, auf der sich just im Moment von Fendergoyns Erscheinen zwei Gestalten blicken ließen, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Fendergoyn drängte sich durch die Menge nach vorn. Dabei ging er nicht eben sanft zu Werke, was ihm derbe Flüche und sogar Schläge einbrachte.

Aufhalten ließ er sich davon nicht.

Leicht lädiert erreichte er die vorderste Front der Neugierigen, denen sich der Held, Artovayn, bereitwillig stellte. Seine Stimme, obwohl nicht sonderlich laut, brachte nach und nach den Lärm der Menge zum Verstummen. »Wir haben Großes vollbracht«, hörte Fendergoyn ihn sagen. »Großartiges. Ihr ahnt nicht, wie es sich anfühlt, unzählige Leben gerettet zu haben, ein ganzes unschuldig verfolgtes Volk… das Volk meines Freundes hier… Alcazar!«

Bei den letzten Worten wandte er sich halb zu dem Fremdwesen um, um dessentwillen die Mission überhaupt erst gestartet worden war, und legte den Arm um die mehr als fremdartige Gestalt. Im Anschluss kündigte er an, sich in die Bergstadt begeben und dort auf dem Großen Platz zu allen Gloriden der Perle sprechen, ihnen Rede und Antwort stehen zu wollen.

Als Reaktion darauf brach noch lauterer Jubel als zuvor aus. Die beiden Ankömmlinge bestiegen eines der vielen Fahrzeuge und schwebten an der Spitze des Gleiterkorsos auf das ferne Ziel zu.



Während auch Fendergoyn zur Stadt zurückkehrte, wurde ihm bewusst, dass er gerade den Auftritt des chancenreichsten Anwärters auf das immer noch vakante Amt des Perlenweisesten erlebt hatte. Schon vor seinem Aufbruch mit der GOLDENE HOFFNUNG war Artovayn unter der Hand als künftiges Oberhaupt der Neogloriden gehandelt worden, und während seiner Abwesenheit hatte niemand versucht, ihm diesen Posten streitig zu machen, der seit einem halben Äonzeitquantum erstmals überhaupt wieder besetzt werden sollte. Im Zuge der Dekadenz, die Einzug in die Perle gehalten hatte, war kein Bewohner mehr an Ordnung und Pflichterfüllung interessiert gewesen. Nicht zuletzt dank Artovayns flammendem Appell war ihnen allen aber klar geworden, dass genau diese Einstellung dazu geführt hatte, die Perle unter ihrer Kruste aus Ätherfilz immer stärker verrotten zu lassen. Artovayn hatte ihnen die Augen geöffnet, und seit sie sich wieder um die Perle sorgten und mit ihr auf spiritueller Ebene verbunden fühlten, erholte sich ihre kleine Welt zusehends von den Folgen der Ignoranz durch ihre Bewohner.

Ja, Artovayn hatte es wie kein anderer verdient, Perlenweisester zu werden. Davon war auch Fendergoyn überzeugt. Aber solche Gedanken führten auch unweigerlich hin zu Morghayn, der sich angemaßt hatte, im verwaisten Refugium des letzten Perlenweisesten das immer noch existierende Tabu ihres Volkes zu brechen.

Nur der offiziell zum Weisesten erhobene Gloride, dem auch die Amtsgemächer zufielen, war berechtigt, dort ein und aus zu gehen.

Morghayn war sich dessen so bewusst wie jeder andere Gloride, wodurch sein Vergehen noch schändlicher wurde.

Fendergoyn rang auf dem ganzen Weg zur Bergstadt mit sich. Dort angekommen hatte er einen Entschluss gefasst. Um der alten Freundschaft willen wollte er den künftigen Weisesten um Vergebung für Morghayns Missetat bitten und ihn für – zumindest momentan – unzurechnungsfähig erklären. Alles andere würde Artovayn nicht dazu bewegen können, Gnade vor Recht walten zu lassen.

Aber um das zu schaffen, musste er erst einmal so nah an den Heimkehrer herankommen, dass er mit ihm sprechen konnte.

Die Schilderungen Artovayns auf dem Großen Platz der Stadt zogen sich über mehrere Mikroquanten hinweg. Erst zur Nacht hin wurde er nicht mehr so stark belagert, dass Fendergoyn sich entschloss, es zu wagen, nun selbst an ihn heranzutreten.

Doch noch bevor er ihn erreichte, geschah etwas, worüber nicht einmal die Überlieferungen der Alten zu berichten wussten, dass es zu einer solchen Begegnung schon einmal gekommen war. Etwas… nie da Gewesenes also ereignete sich, und dieses nie da Gewesene… veränderte alles.

Mitten auf dem Platz zeigten sich die Mächtigsten der Mächtigen.

Die Heiligsten der Heiligen.

Es gab überhaupt keinen Zweifel an ihrer Identität, denn das Erkennen dieser Götter war in den Genen eines jeden Gloriden verankert.

Mitten im Vorwärtsdrang merkte Fendergoyn, wie ihm seine Beine den Dienst versagten und er, wie alle anderen um ihn herum auch, zu Boden sank. Seufzend, wimmernd – außer sich vor Glück…



Oort-Erde

Der Tumult war unbeschreiblich. Reuben Cronenberg fragte sich unwillkürlich, was wohl mit ihm passiert wäre, hätten die versammelten Auruunen etwas von seiner Mitschuld an der Zerstörung des KRISTALLARIUMs auch nur geahnt.

Mit Sicherheit hätte Vrongk sich nicht damit begnügt, mir Kenntnis von der Katastrophe zu geben. Mit Sicherheit hätte er mich auf der Stelle hinrichten lassen – oder foltern. Ja, Letzteres lag näher, weil der Erste Auruune der Milchstraße im Falle eines unstrittigen Sabotageaktes darauf erpicht sein musste, sämtliche Drahtzieher und Hintermänner der Verschwörung zu ermitteln und dingfest zu machen.

Cronenberg hatte Sorge, dass Taurt bei seiner Planung des Anschlags nicht umsichtig genug vorgegangen sein könnte. Oder dass…

Er sog tief den Atem ein.

der aus dem Aquakubus hier Gestrandete vielleicht sogar ein falsches Spiel mit ihm trieb.

Wie viel Vertrauen Taurt gegenüber gerechtfertigt war, musste sich erst noch zeigen. Momentan bewegte sich Cronenberg noch auf dünnem Eis.

Sollte er es darauf anlegen, wäre es ihm ein Leichtes, genau die Spurenlage am Tatort zu hinterlassen, die mich als Initiator des Attentats überführt.

Für lange Sekunden rang Cronenberg innerlich um seine Fassung – wobei ihm die Überlegungen, die er wälzte, andererseits auch dabei halfen, glaubwürdig Betroffenheit über das Geschehen vorzugaukeln.

Das KRISTALLARIUM – vernichtet!

Die Nachricht aus Vrongks Mund bereitete Cronenberg neben aller verständlichen Sorge auch eine kaum zu beschreibende Genugtuung. War sie doch im rechten Moment gekommen. In dem Moment nämlich, als Vrongk den Befehl zur finalen Auslöschung des Internraumes samt Erde-Mond-Komplex hatte geben wollen. Um diesem – aus Cronenbergs Sicht weit schrecklicheren, als die Vernichtung des KRISTALLARIUMs es darstellte – Ereignis beizuwohnen, war Cronenberg aus seiner neuen Residenz auf der Oort-Erde ins Machtzentrum der Auruunen gerufen worden. Es hatte die ultimative Demonstration der Möglichkeiten werden sollen, um die die Auruunen geboten.

Und nun… hatte ein beispielloses Fiasko für Aufschub gesorgt.

Ein Zwischenfall, der die Rätselhaften bis ins Mark zu treffen schien, auch wenn ihre Existenz nicht akut davon betroffen war.

Aber das KRISTALLARIUM war vergleichbar mit dem Netz eines Hochseilakrobaten, das ihn im Falle eines Falles auffing und vor dem sonst sicheren Tod bewahrte.

Das Konzept, das hinter dem KRISTALLARIUM stand, ging sogar noch einen Schritt weiter: Es war nicht in der Lage, den Tod eines Auruunen zu verhindern. Aber es verhinderte das Verlöschen seines Geistes, das Verflüchtigen seiner Seele. Körper waren ersetzbar – ein Bewusstsein samt der es prägenden Persönlichkeit war im Normalfall, sobald der Körper versagte, ebenfalls zum Sterben verdammt. Bei den Auruunen nicht. Sie hatten einen technologischen Background erschaffen, der die Geister Verstorbener im KRISTALLARIUM sammelte und speicherte, bis der Befehl erging, ihnen neue Aktionskörper zur Verfügung zu stellen. In einen solchen eingepflanzt, erwachte der »Tote«, als hätte er sich nur eben kurz zum Schlaf hingelegt. Die Aktionskörper selbst waren unbeseelt, wenn Cronenberg es richtig verstanden hatte; sonst wären schizophrene Auswüchse auch kaum zu verhindern gewesen.

Er seufzte und keuchte: »Ich… ich bedaure das Unglück, das Euch getroffen hat, Herr, über die Maßen. Wenn ich irgendetwas tun kann…«

Vrongk stand bebend vor ihm. »Ja, geh ! Verschwinde in dein neues Heim! Ich lasse es dich wissen, wenn ich dich brauche – und wenn der Prozess, dessentwegen du kamst, doch noch gestartet wird!«

Cronenberg verneigte sich und trat einen Schritt zurück. Einerseits begrüßte er die Aussicht, den Ort des Tumults hinter sich lassen zu können, auf der anderen Seite fürchtete er aber auch, von den weiteren Ermittlungen und Erkenntnissen ausgeschlossen zu sein. Hier bei Vrongk liefen alle Fäden zusammen. Und wenn nicht hier, wo dann, hätte Cronenberg wenigstens schwachen Einfluss auf die weiteren Beschlüsse nehmen oder aufkeimenden Verdacht zerstreuen können?

»Ich würde lieber… lieber hierbleiben, wenn Ihr es gestattet, Herr.«

» Warum?«

So schneidend kalt hatte Vrongks Stimme nur in den ersten Tagen nach Croxgks Tod geklungen, als plötzlich alle Verantwortung auf ihm als Nachfolger des Ersten Auruunen lastete. Damals hatte Vrongk keinen Hehl daraus gemacht, dass er Cronenberg – wie alle Menschen – für unnützes Gewürm hielt. Doch in den Wochen und Monaten seither hatte sich diese Einschätzung erkennbar gewandelt gehabt. Zuletzt hatte Cronenberg dem Auruunen seine absolute Loyalität damit bewiesen, dass er Taurt scheinbar auf der alten Erde aufgespürt und getötet hatte.

Vrongk hatte den Namen Taurt bis heute noch nicht gehört, was er aber zu Recht vermutete, war, dass die Bedrohung, die es sogar gewagt hatte, zeitweilig einen der Seinen, einen Auruunen also, zu entführen, ihren Ursprung in den Wassern des Kubus hatten, mit denen die Ozeane der neuen Erde »betankt« worden waren. Bei dieser Gelegenheit schien ein Geschöpf auf die Oort-Erde gelangt zu sein, dessen Organismus auf einem Stoff basierte, der im Aquakubus »Protomaterie« genannt und dort zur Herstellung unzähliger Alltagsgegenstände benutzt wurde. Die Spezies, die fast magische Fähigkeiten im Umgang mit dem organischen Stoff, der auf den Protowiesen geerntet wurde, an den Tag legten, nannte sich Luuren.

Das wiederum wusste Cronenberg nicht von Vrongk, sondern von Taurt selbst, jenem uralten Wesen, das nach eigenen Worten schon beim Bau des Kubus am Leben und involviert gewesen war.

»Weil… weil ich merke, wie nah Euch das Unglück geht, Herr. Ich möchte einfach nur helfen.«

»Du hilfst mir am meisten, wenn du jetzt tust, was ich sagte. Kehre heim in deine Residenz. Sorge dafür, dass sämtliche Menschen, die für wert befunden wurden, uns weiter zu dienen, einstweilen in ihren Quartieren bleiben. Und du selbst wirst das auch tun. Ich melde mich, sobald sich daran etwas ändert.«

»Stellt Ihr mich unter Arrest, Herr?«

»Geh endlich. Überstrapaziere meine Geduld nicht. Gehorche. Mehr erwarte ich nicht von dir. Mehr habe ich nie erwartet…«



Nachdem das Shuttle neben der weitläufigen Villa auf dem höchsten Punkt der Klippe gelandet war, die steil zum schäumenden Meer hin abfiel, begab Cronenberg sich unverzüglich zu dem kleinen, unscheinbaren Häuschen, das etwas abseits des Hauptkomplexes stand und seinem Diener vorbehalten war.

Dem Diener, den Taurt vorgab, zu sein. Er hatte sich menschliches Aussehen verliehen, das einer flüchtigen Überprüfung standhielt, jedoch keinem ernsthaften Bioscan, der das Ergebnis erbracht hätte, dass sich das Körpergewebe des Humanoiden gravierend von dem eines Menschen unterschied, durch und durch proto war.

Proto.

Cronenberg vermochte mit diesem Begriff nach wie vor wenig anzufangen. Fakt aber war: Taurt war imstande, Körpersubstanz zu verschiedensten Zwecken abzuspalten. Innerhalb des Häuschens, das Cronenberg nun betrat, kleidete spinnwebfeine Gaze aus diesem organischen Stoff die Räume aus, sodass sie gegen Lauschangriffe und Ortungsversuche von außen geschützt waren. Darüber hinaus war Taurt in der Lage, winzige Ableger seiner selbst zu erschaffen, denen er Leben in einem schwer durchschaubaren Sinn, Eigeninitiative und sogar Geist einzuhauchen vermochte.

Last but not least hatte Taurt eine Kopie von sich erstellt, die Cronenberg erschoss, um den Tod des Verbündeten vorzutäuschen. Nicht einmal eingehende Untersuchungen der Auruunen hatten diesen Schwindel durchschaut. Was aber auch daran liegen mochte, dass den Auruunen jeglicher Erfahrungswert im Umgang mit einem Protowesen fehlte, wie Taurt es verkörperte. Selbst innerhalb des Kubus war er einzigartig gewesen. Aus seiner Körpermaterie wurden dort sonst nur Dinge hergestellt, aber keine Geschöpfe. Seine Einzigartigkeit wiederum verdankte er den ursprünglichen Erbauern des Kubus, dem gleichen Volk, das einst ein legendäres Raumschiff in Rochenform kreiert hatte, mit dem Cronenberg höchst zwiespältige Erinnerungen und Empfindungen verband.

»Taurt?« Sein Ruf schien von der Gaze an den Wänden geschluckt zu werden und so nicht annähernd die Lautstärke zu erreichen, die Cronenberg beabsichtigte. »Taurt – bist du da?«

Stille. Schweigen.

»Taurt!«

Teile der Gaze fielen von der Decke und verdichteten sich vor Cronenbergs Augen zu der mittlerweile vertrauten Gestalt des ehemaligen Kubusbewohners.

Cronenberg gab sich keine Blöße. »Wolltest du mich erschrecken?«, spöttelte er.

»Nein.«

»Warum dann diese Inszenierung?«

»Ich musste erst sichergehen, dass du alleine bist:«

»Wer sollte bei mir sein?«

»Das weißt du ebenso gut wie ich.«

»Auruunen?«

»Hör auf damit.« Taurt klang trotz des Erfolgs, der nur mit seiner Hilfe möglich gewesen war, seltsam gereizt.

»Was ist mit dir? Ich kam, um dir zu gratulieren.«

»Wofür?«

Cronenberg zog die Brauen nach oben. »Was fällt dir zum Stichwort KRISTALLARIUM ein? Oder willst du ernsthaft behaupten, nicht hinter dem Anschlag zu stecken?« Er schürzte die Lippen. »Ich muss gestehen, dass ich zwar wusste, du bereitest einen Coup vor, aber dank deiner Geheimniskrämerei konnte ich nicht einmal ahnen, worum genau es dabei geht.«

»So lautet unsere Abmachung, oder? Was du nicht weißt, können sie nicht aus dir herauspressen.«

Cronenberg nickte. »Ich meinte es auch nicht als Vorwurf.«

»Deine Freude ist verfrüht – und dein Lob unangebracht.«

Cronenbergs Stirn legte sich in noch tiefere Falten. »Hilf mir auf die Sprünge: Was genau willst du mir damit sagen? Ich war bei Vrongk, als ihn die Nachricht erreichte, dass das KRISTALLARIUM zerstört wurde. Ein herber Schlag für die Auruunen.«

Der Humanoide, den Cronenberg als Verbündeten gewonnen hatte, schwieg. So lange, dass Cronenberg endgültig dämmerte, möglicherweise nicht auf dem allerletzten Stand der Dinge zu sein. »Rede. Was ist los? Was trübt deine Freude? Müssen wir damit rechnen, aufzufliegen? Sind wir bereits aufgeflogen?«

Taurt zuckte in menschlicher Manier mit den Schultern, was ihn nur noch unheimlicher aussehen ließ. »Das weiß ich nicht. Was ich aber sicher weiß, ist, dass…«

»Dass?«

»… es nicht meine Schläfer waren, die das KRISTALLARIUM zerstört haben.«



Cronenberg fühlte sich wie in Eiswasser getaucht. »Sag das noch einmal.«

»Weder ich noch meine Saat stecken dahinter. Du machst dir völlig falsche Vorstellungen von der Geschwindigkeit, mit der das, was ich an Brutzellen ausgebracht habe, keimen und Wirkung entfalten kann. Wir müssen uns in Geduld üben – aber der Tag wird kommen.«

Der Tag wird kommen . Cronenberg war immer noch wie vom Donner gerührt. Taurts Behauptung, gar nicht an der Zerstörung des KRISTALLARIUMs beteiligt gewesen zu sein, war starker Tobak. Und für lange Sekunden wusste er nicht, ob er das dem Protogeschöpf ohne Weiteres abnehmen konnte. »Wenn nicht sie unter deiner Regie – wer sonst sollte den Auruunen eine solche Schlappe beigebracht haben?«

Taurt trat näher an Cronenberg heran. Seine mimischen Möglichkeiten schienen stark limitiert zu sein, dennoch schaffte er es, dass Cronenberg sich klein und unbedeutend in seiner Nähe fühlte – fast kleiner und unbedeutender als in Vrongks Gegenwart. Er fragte sich, was Taurt alles zu erzählen gehabt hätte, wenn er ihm nur die Zeit und Gelegenheit dazu gegeben hätte.

»Ich habe keine Ahnung«, sagte das Wesen, dessen wahre Heimat der gewaltige Wasserwürfel in Höhe der früheren Jupiterbahn war. »Aber was du erzählst, hört sich nicht gut an.«

»Nicht gut?«

»Für uns.«

Bevor er seinen Vorbehalt näher erklären konnte, zerbarst eine Fensterscheibe, und ein Projektil schlug durch die Gaze hindurch in die gegenüberliegende Wand, von wo aus sich grelles Licht über den vormals düsteren Raum ergoss. Im nächsten Moment wurde die Tür aus den Angeln geschmettert, und mehrere Treymor in voller Kampfmontur stürmten das Nebengebäude jenes Domizils, das Cronenberg von den Auruunen zur Verfügung gestellt bekommen hatte, um auch auf der neuen Erde angemessen residieren zu können. Denn der ehemalige Äskulapturm würde ja in absehbarer Zeit nicht mehr existieren.

Weder Cronenberg noch Taurt hatten die geringste Chance zur Gegenwehr. Aus mehreren Waffen gleichzeitig eröffneten die Treymor das Feuer.



Als Cronenberg zu sich kam, fand er sich in Gesellschaft eines einzelnen Auruunen wieder.

Er versuchte, die unsichtbaren Fesseln, die ihn hielten, zu sprengen, aber das war ein aussichtsloses Unterfangen.

»Vrongk?«

»Überrascht es dich, mich wiederzusehen?«

Er nickte. »Ich dachte nicht, überhaupt noch einmal die Augen aufzumachen.« Er horchte in sich, suchte nach Hinweisen auf schwerste Verletzungen, die ihm beim Sturm des Gebäudes zugefügt worden waren. Seine letzte Erinnerung daran war, dass er mehrfach getroffen und unter Schmerzen das Bewusstsein verloren hatte.

»So leicht wollte ich es einem Verräter deiner Klasse nicht machen.«

Cronenberg schwieg. Weder spürte er Schmerzen, noch fand er Hinweise an seiner Kleidung, dass ihn Projektile oder Blastertreffer durchbohrt hatten. Offenbar verfügten die Auruunen über Waffen, die außer Gefecht setzten, ohne Spuren zu hinterlassen.

Wundert mich das?

Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte immer die Sorge, aufzufliegen. Trotzdem würde mich interessieren… wie du dahinter gekommen bist, dass ich… nun, sagen wir… eigene Interessen verfolgte. Denn was du Verrat nennst, ist für mich nur Ausdruck von Loyalität. Nicht den Auruunen gegenüber, sicher nicht, aber meinem eigenen Volk. Ich war so lange treu ergeben, wie dessen Fortexistenz unangetastet blieb. Aber die Ankündigung…«

»… die Hohlwelt zu zünden?«, warf Vrongk kühl ein.

Cronenberg nickte. »Ja, die Ankündigung, sie zu zünden, zu zerstören, gab den Ausschlag, umzudenken.«

Vrongk widersprach. »Das ist eine billige Ausflucht. Du wurdest als Verräter geboren . Verrat liegt niederen Wesen wie dir im Blut. Verrat und Undank.«

Cronenberg biss sich auf die Unterlippe. Er wusste genau, was Vrongk mit Undank meinte. Die Auruunen – damals noch Croxgk – hatten ihn von den Wucherungen des Gigahirns befreit und ihm nach einer halben Ewigkeit wieder einen Körper geschenkt, der nicht nur hoch belastbar, sondern darüber hinaus auch mehr als ansehnlich war. In der ersten Zeit hatte es ihm dieses Geschenk auch tatsächlich leichter gemacht, sich selbst mit den Wünschen und Zielen der Auruunen zu identifizieren. Doch es war immer eine Hassliebe geblieben, und er hatte nach Mitteln und Wegen gesucht, sich aus der Umklammerung zu befreien. Erst Taurts Auftauchen hatte ihn jedoch an eine realistische Chance glauben lassen, eines Tages erfolgreich gegen die übermächtiger erscheinenden Besatzer aufzubegehren.

Das war nun Makulatur.

Während Cronenberg sich auszumalen versuchte, was für ein qualvolles Sterben Vrongk ihm wohl zugedacht hatte, wiederholte er seine Frage, auf die er noch keine Antwort bekommen hatte. »Wie und wann seid ihr mir auf die Schliche gekommen?«

»Von Anfang an.«

Cronenberg lachte ungläubig auf. »Das glaube ich nicht. Wenn es so wäre, hättet ihr nie zugelassen, dass –«

»Dass was? Du dich mit diesem archaischen Geschöpf verbündest, das aus dem Kubus zu uns gespült wurde? Dass du uns vorgegaukelt hast, du hättest ihn für uns gejagt und zur Strecke gebracht? Es war so leicht, dich glauben zu machen, wir würden dir all das glauben. Dabei war es nur ein Spiel. Ihr hattet nie eine Chance. Wir waren euch immer einen Schritt voraus… Ach, was rede ich? Zehn, hundert, tausend Schritte!«

»Das… das glaube ich nicht «, wiederholte Cronenberg. »Daran, dass ihr mich überführt habt, gibt es keinen Zweifel. Ich werde auch nicht länger leugnen. Aber ihr hättet niemals zugelassen, dass Taurt die Fraktalen präpariert, um sie…«

»Um sie was? Eines Tages gegen uns einzusetzen?« Der Auruune schritt langsam um Cronenberg herum. »Wir haben die Betroffenen längst aussortiert und von ihrem Makel befreit.«

Aussortiert und … Cronenberg wurde von einem Schwindel ergriffen. »Ihr wusstet von dem, womit Taurt sie impfte?«

»Ich sagte es doch: Nichts, was dir durch den Sinn geht, bleibt uns verborgen. Deine Gedanken sind ein offenes Buch. Das Implantat in deinem Kopf… du hattest hin wieder den Verdacht, es könnte mehr sein als eine Möglichkeit, mit uns zu kommunizieren – nun, das kann ich dir bestätigen. Es war stets ein verlässlicher Seismograf für deine Treue.«

Cronenberg war überzeugt, dass ihn nach dieser Eröffnung nichts mehr schocken konnte.

Doch er täuschte sich.

»Immerhin«, sagte er, »kann ich die Genugtuung mit in den Tod nehmen, dass es irgendwie – auch wenn Taurt selbst über die Schnelligkeit staunen mag, mit der seine Schläfer auf der Oort-Erde aktiv wurden – gelungen ist, euch wenigstens eine schmerzliche Niederlage beizubringen.«

»Du redest vom KRISTALLARIUM?«

Cronenberg nickte grimmig. »Seine Zerstörung kann nur auf die Saat zurückgehen, die Taurt legte. Ich habe keine Ahnung, wie nachhaltig sich der Verlust dieser Institution auf euch auswirken wird, aber für den Moment sah ich euch deshalb leiden. Wenn du wüsstest, wie viel mir das bedeutet…«

Unmittelbar vor Cronenbergs Gesicht entstand ein Holowürfel, in dem der Gebäudekomplex erschien, von dem sie gerade sprachen. Die Kristallstrukturen ragten erhaben aus der Landschaft, in die sie gepflanzt worden waren. Selbst unter Berücksichtigung all der Verachtung, die Cronenberg für die Auruunen empfand, musste er einräumen, dass das KRISTALLARIUM ein Bauwerk von beeindruckender Schönheit gewesen war – Kristall gewordene Harmonie.

»Warum zeigst du es mir nicht, wie es jetzt aussieht?«, spottete er.

Vrongks Selbstsicherheit schien durch nichts ins Wanken zu bringen zu sein. »Was glaubst du, tue ich gerade?«

Cronenbergs Miene war Häme pur. »Was willst du mir mit diesen Aufnahmen zu verstehen geben?«

»Du hast es immer noch nicht begriffen, oder?«

In Cronenbergs Kehle bildete sich ein hysterisches Lachen, das er nur mit großer Anstrengung unterdrücken konnte. »O nein – das… das glaube ich dir nicht!«

»Warum sollte ich jetzt noch lügen? Es war eine letzte Farce, bei der mich meine Artgenossen unterstützten. Sie haben eindrucksvoll mitgespielt, nicht wahr? Das KRISTALLARIUM hat keinen Schaden genommen – das solltest du nur glauben.«



»Niemand könnte es je zerstören. Es ist das mit am besten gesicherte Konstrukt, das wir in diesem Kosmos errichtet haben. Seine Reichweite übertrifft deine Vorstellungskraft. Du ahnst nicht, was es damit auf sich hat. Welche Hoffnung wir damit verknüpfen.«

»Offenbar leidest du an Gedächtnislücken. Du hast mir das Geheimnis verraten. Ihr fangt damit Seelen auf, die Seelen von Auruunen, die das Zeitliche gesegnet haben. Was offenbar häufiger vorkommt, als ich es erwartet hätte. Die im KRISTALLARIUM abgelegten Seelen können von euch wieder in neue Körper verpflanzt werden, die ihr, wenn ich es richtig verstanden habe, nach euren Idealvorstellungen klont. – Oder war das auch alles gelogen?«

»Nein, es entspricht den Tatsachen. Das KRISTALLARIUM macht zumindest unseren Geist quasi unsterblich. Aber darauf beschränkt es sich nicht. Die Hoffnungen, die wir in es setzen, gehen weiter. Sehr viel weiter.«

»Was für Hoffnungen?«

»Es macht keinen Sinn, dir das zu sagen.«

»Wenn du dieser Meinung bist, würde ich dagegen halten, dass es auch keinen Sinn machte, mir überhaupt etwas über das KRISTALLARIUM zu erzählen.«

»Falsch.«

»Falsch?«

»Ich wollte etwas Großes, das dich glauben machte, etwas gegen uns ausgerichtet zu haben. Diese Aktion war von langer Hand vorbereitet.«

Cronenberg war immer noch wie vor den Kopf geschlagen. »Was ist mit Taurt. Was habt ihr mit ihm gemacht?«

»Er wird gerade… erforscht. Sobald unsere Wissenschaftler das Interesse an ihm verlieren, wird er exekutiert – ich kann dir momentan nicht sagen, ob dieser Moment schon gekommen ist.«

»Und wann wirst du mich töten? Jetzt? Deinen Triumph dürftest du ja ausgekostet haben.«

Vrongk ließ ihn auf eine Antwort warten. Schließlich sagte er: »Ich habe nicht vor, dich zu töten?«

Cronenberg machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Überraschung zu verbergen. »Nicht? Aber –«

»Was wäre der Tod für eine Strafe, verglichen mit dem Leben, das du künftig führen wirst?«

Mit diesen kryptischen Worten ließ Vrongk ihn allein.





1.


Commander John Cloud schloss die Augen, um dem Anblick des Objekts in der Holosäule wenigstens für ein paar Momente nicht ausgesetzt zu sein. Solange er die Augen offen hatte, blieb ihm keine Wahl. Die Anziehungskraft der Negaperle zog jeden in ihren Bann. Niemand war gegen die hypnotische Kraft gefeit, die davon ausging. Selbst die zwischengeschalteten Filter, die den Anblick überhaupt erst erträglich machten, vermochten die Dominanz des Gebildes nur unzureichend einzudämmen.

»John? John – alles in Ordnung?«

Er schüttelte den Kopf. Das irrationale Gefühl, die glosende Kugel, die nur in Form und Größe mit einer CHARDHIN-Perle vergleichbar war, auch noch durch die geschlossenen Lider sehen zu können, veranlasste ihn schließlich, die Augen wieder zu öffnen.

Sein Kopfschütteln wurde von Scobee offenbar anders gewertet, als es von ihm gemeint war. »Mit mir ist so weit alles in Ordnung«, wandte er sich erklärend an sie. »Aber auf die Situation , in der wir uns befinden, übertragen, kann man das wohl nur schwerlich behaupten.«

Er nickte in Jiims Richtung, bevor er seinen Blick zu Jarvis schweifen ließ. Sein Freund hatte sich durch eine absurde Laune der Natur quasi über Nacht »verdoppelt«. Ursächlich verantwortlich dafür war offenbar das Zeitparadoxon, das Alcazar und Artovayn zu verantworten hatten. Der Abrogare war noch vor dem Vorstoß der RUBIKON zum Zentrum der Scharan-Anomalie an Bord eines gloridischen Schiffes durch die Zeitschleuse der Eleyson-Perle gegangen und anschließend zum Dunkelwolkenversteck der Arachniden aufgebrochen, um den Genozid seines Volkes zu verhindern. Die Zeitschleuse hatte ihn gerade so weit in die Vergangenheit versetzt, dass er der Vernichtungsflotte der Auruunen noch zuvorkommen konnte. Und offenbar war es ihm mithilfe seines gloridischen Begleiters tatsächlich gelungen, eine Änderung im Realitätsverlauf herbeizuführen. Die genauen Umstände, die zu einer Verdoppelung nicht nur einer Person – Jarvis – geführt hatten, sondern noch einer zweiten – Darnok –, waren mittlerweile weitestgehend geklärt – am Resultat indes ließ sich nicht mehr rütteln. Offenbar würden sie künftig mit zwei jeweils fast identischen (nur in ihren Erinnerungen unterschieden sich die duplizierten Subjekte) Personenpaaren leben müssen.

In der Praxis hatte sich dies in den vergangenen Tagen nicht als die befürchtete, unüberwindliche Hürde erwiesen. Im Gegenteil: Wider Erwarten kamen die »Jarvis-Zwillinge« prächtig miteinander aus. Darnok war ein anderes Kapitel, aber auch diesbezüglich blickte Cloud eher optimistisch in die Zukunft.

Was aber nicht vergessen machen konnte, in welcher Misere sie generell steckten.

Die Auruunen hatten sich als Gegner von einem Format erwiesen, wie es nicht mehr zu toppen war.

Schlimmer noch: Die Auruunen waren nach allem, was sie erfahren hatten, nicht nur die Täter, als die sie scheinbar bedenkenlos ganze Völker ausrotteten – nein, sie schienen auch Opfer zu sein. Und sie waren nach neuesten Erkenntnissen, was ihre Herkunft und Wurzeln anging, identisch mit den Ganf, die vor Urzeiten dieses Universum im Zuge eines gewaltigen EXPERIMENTs erschaffen hatten und seither in ihrer eigenen Schöpfung gefangen waren. Wichtigstes Instrument des EXPERIMENTs war die EWIGE KETTE, eine Unzahl von CHARDHIN-Perlen, mit deren Hilfe der Kosmos, in dem Cloud und seine Gefährten geboren waren, erst hatte generiert werden können. Wie genau ihr Kosmos in das Kontinuum eingebettet war, aus dem die ERBAUER ursprünglich stammten, vermochte Cloud sich nicht vorzustellen. Aber ganz offenbar war es so, dass der »künstliche« Kosmos begonnen hatte, dem ursprünglichen Kontinuum Schaden zuzufügen. Grund genug für die dort lebenden Ganf, eine Möglichkeit zu suchen, das EXPERIMENT zu beenden und so seine schädlichen Auswirkungen zu stoppen.

Offenbar hatte sich aber im Laufe der Jahrhunderttausende alten Bemühungen herausgestellt, dass das künstlich erschaffene Universum nur von innen negiert werden konnte. Durch gezielte Manipulationen an der EWIGEN KETTE.

Das Problem aus Sicht der Ganf »drüben« dabei war, dass ihre Artgenossen, die im Zuge des EXPERIMENTs in der eigenen Schöpfung eingesperrt worden waren, gar nicht daran dachten, deren Vernichtung in die Wege zu leiten. Immerhin hatten sie über Äonen erlebt und beobachten können, wie sich das »künstliche« Universum prächtig entwickelt und dabei zahllose intelligente Spezies hervorgebracht hatte. Außerdem bedeutete der Untergang der Schöpfung nicht das Entkommen der Initiatoren daraus und damit die Heimkehr ins Urkontinuum, sondern unweigerlich auch ihr eigenes Sterben, ohne die Heimat jemals wiederzusehen.

Ein Opfer, das laut jener Ganf, die sich in ihren hiesigen Aktionskörpern Auruunen nannten, erbracht werden musste.

Davon hatten die Ganf nichts wissen wollen – und waren deshalb seit mindestens 300.000 Erdenjahren auf der Flucht vor ihren Brüdern. Ihre Flucht hatte sie die unglaubliche Strecke von 13 Milliarden Lichtjahren zurücklegen lassen – diese Distanz trennte das Gebiet Scharan/Eleyson von der Milchstraße –, wo sie die Angkwelten zu einer einzigartigen Planetenkonstellation angeordnet und sich dort eine Zuflucht geschaffen hatten.

Doch selbst 13 Milliarden Lichtjahre hatten nicht gereicht, sich ihren Verfolgern und Jägern dauerhaft zu entziehen.

Das Angksystem war gefallen. Über die dortigen Verhältnisse war der Besatzung der RUBIKON nichts bekannt. Sie selbst hatten sich in höchster Not nach Eleyson retten können, während die Auruunen und ihre Verbündeten Einzug in das System gehalten hatten.

Das System, in dem seit Jahrtausenden auch eine zweite Menschheit herangewachsen war, protegiert von den Ganf, die offenbar einen Narren ausgerechnet an dieser Spezies gefressen zu haben schienen.

Cloud versuchte, den negativen Beigeschmack, den sämtliche Begegnungen mit den Ganf hinterlassen hatten, zu verdrängen. Unter dem Strich mussten sie als Freunde betrachtet werden. Als diejenigen, die mit allen Mitteln versuchten, ihre Schöpfung zu schützen. Auch und besonders gegen Übergriffe aus einem Bereich, von dem nur sie allein klare Bilder besaßen.

»Guma Tschonk – ich weiß nicht, was du tun kannst , aber… tu etwas!«, brach es aus Jiim hervor, der ein gefiedertes Häuflein Elend war.

Cloud bemühte sich, Zuversicht auszustrahlen. »Du kennst mein Versprechen, Freund. Wir werden alles tun, um Yaels Spur zu folgen – und sie nicht zu verlieren.«

Scobee warf ihm einen erbosten Blick zu und zischte: »Wie kannst du ihm Hoffnung machen? Nach allem, was wir wissen, steckt Yael an Bord eines Auruunenschiffes und ist unterwegs zur Milchstraße, vielleicht sogar schon dort. Und was das heißt, solltest du am besten wissen.«

»Dreizehn Milliarden Lichtjahre«, sagte Cloud und nickte. »Die gilt es zu überwinden – ich weiß das sehr wohl.«

»Und weißt du auch, wie wir eine solche Distanz meistern sollen?«, fragte sie scharf.

»Wir haben es schon einmal geschafft.«

»Ja. Aber der Weg ist uns versperrt. Eine Einbahnstraße – die in einer Falle endet, der wir nur mit extrem viel Glück entkamen.«

»Du magst recht haben«, sagte Cloud. »Der Weg ist uns wohl versperrt. Aber ich hoffe auf eine andere Möglichkeit. Ob es eine begründete Hoffnung ist, werden wir erfahren, sobald wir mit Artovayn und den Seinen in Kontakt getreten sind.«

»Du willst zur Scharan-Perle?«

Er nickte. »Aber zuerst…«

»Zuerst was ?« Jiim hatte sich mit seinen dünnen Ärmchen aus dem Kommandositz gestemmt und stand bebend da.

»Zuerst haben wir hier noch etwas zu erledigen. Eine vermutlich einmalige Chance wie diese dürfen wir nicht ungenutzt verstreichen lassen.«

»Wovon redest du?«, fragte Jarvis I.

Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738924626
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Dezember)
Schlagworte
raumschiff rubikon ewige kette
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Titel: Raumschiff Rubikon 36 Die Ewige Kette