Raumschiff Rubikon 19 Die ozeanische Sonne
Zusammenfassung
Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.
Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.
Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Raumschiff Rubikon 19 Die ozeanische Sonne
Manfred Weinland
Am Morgen einer neuen Zeit.
Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.
Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.
Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …
Prolog
Der Ruf des Gesegneten ereilte Mingox während seiner täglichen Andacht im Zentrum der Protowiesen.
Die Botschaft war unmissverständlich, Farrak erwartete sein sofortiges Erscheinen.
Farrak!
Mingox erstarrte kurz vor Glückseligkeit. Ein Erleuchteter wollte ihn sehen! Seit der Luure das Amt des Ersten Verwerters innehatte, war es erst einmal geschehen, dass er eine persönliche Audienz bei einem von ihnen erhalten hatte – am Tag seiner Ernennung. Das war achtzehn Statuseinheiten her, und hätte sich der ruhmreiche Tag nicht in sein Gedächtnis gebrannt, hätte er sich daran vielleicht kaum noch erinnern können. Achtzehn Statuseinheiten, das war die Hälfte seines exakt reglementierten Lebens. Luuren, denen nicht die Ehre zuteil wurde, zum Ersten Verwerter aufzusteigen, mussten sich mit einem Drittel dieser Lebensspanne begnügen, sie wurden nur zwölf. Niemand konnte dagegen anfechten. Das innere Uhrwerk eines Luuren funktionierte erschreckend perfekt. Wie genau es zuging, dass ein Amt das Leben verlängerte, wusste nicht einmal Mingox als Betroffener genau. Vielleicht hatte es mit dem damaligen Akt der Berufung zu tun – Mingox hatte manches Mal darüber gegrübelt, war aber nie zu einem überprüfbaren Resultat gelangt. Irgendwann hatte er es einfach akzeptiert, und im Nachhinein fand er, dass das die einzig richtige Art war, damit umzugehen.
Allzu großes Wissen schadete mitunter. Zumindest, wenn es sich um Wissen handelte, die nichts, aber auch nicht das Geringste mit seiner Aufgabe zu tun hatte, die er seither erfüllte.
Eigentlich, dachte er, bin ich selbst ein Gesegneter. Weil ich in meiner Bestimmung aufgehe, das tun kann, was sich jeder Luure im Grunde seines Herzens wünscht und ersehnt.
Aber noch während er dies dachte, überkam ihn ein ungutes Gefühl, das ihn selbst erschreckte. Denn plötzlich … war eine klamme Furcht in ihm, die sich kaum bezähmen ließ.
Welchen Anlass mochte es geben, dass Farrak ihn zu sprechen wünschte?
Hatte er sich etwas zuschulden kommen lassen? Hatte er Fehler begangen, sich zu bequem in seinem Amt eingerichtet und es – ohne das zu wollen und sich dessen bewusst zu sein natürlich – in irgendeiner Weise vernachlässigt?
Mit Grausen dachte er an die näheren Umstände zurück, unter denen er die Nachfolge seines Vorgängers angetreten hatte. Unmittelbar nach der Ankunft der Gesegneten.
Es war lange her, wie schon gesagt, aber Mingox’ Vorgänger hatte sich gegen die Erleuchteten ausgesprochen, hatte sie … Mingox krümmte sich innerlich – wie lange hatte er daran schon nicht mehr gedacht, hatte er die Erinnerung daran in den Tiefens eines Gedächtnisses verschlossen gehalten? … hatte sie Feinde Tovah’Zaras, Invasoren genannt!
Mingox wischte die Erinnerungen weg wie einen ekligen Folarniwurm, der sich bevorzugt in den Gedärmen von Jung-Luuren einnistete und für anhaltendes Erbrechen sorgte.
Mühsam kämpfte er die erwachte Furcht nieder.
Er hatte sich nichts vorzuwerfen, sprach er sich selbst Mut zu. Er ging völlig in seiner Arbeit auf, nahm sich weder Zeit für ein Privatleben noch für eine Gefährtin – obwohl es ihm an Angeboten nicht mangelte. Natürlich nicht. Welches Weib sonnte sich nicht gern im Glanz eines Ersten Verwerters?
Aber die Vernunft hatte ihn immer davor zurückschrecken lassen, auch wenn er sich manches Mal einsam fühlte und nach der Nähe einer Partnerin sehnte.
Doch die nie endende Arbeit bot Ablenkung zuhauf. Im Grunde war er zufrieden, wie es war. Das Leben hätte nicht besser laufen können.
Bis heute.
»Was ist mit dir, Meister?«
Die Schallwellen drangen an Mingox’ Rezeptoren. Hinter einem rankenartigen Ausläufer aus Protogras, auf dem der Schrein stand, glitt Lomax hervor, einer seiner fähigsten Helfer, der bereits im letzten Stadium seines Lebens angelangt war. Nicht mehr lange und Lomax würde den unvermeidlichen Weg aller Luuren gehen.
Er hatte sich bereits einen Flecken ausgesucht, an dem er in Ruhe zerfallen und den Wiesen wertvolle Nährstoffe zuführen konnte. In letzter Zeit sprach Lomax von kaum etwas anderem als dem nahenden Tod.
Obwohl Mingox seinen Helfer verstand, verabscheute er es, tagtäglich mit den Ängsten seines Helfers konfrontiert zu werden. Er hatte ihm geraten, das spezielle Kraut zu sich zu nehmen, das die Gedanken klären half. Aber Lomax gefiel sich in seinem Selbstmitleid und lehnte diese Hilfen kategorisch ab. Er wollte lamentieren, er wollte seine Trauer über das unausweichliche Ende mit demjenigen teilen, der ihm am nächsten stand. Und das war nun einmal Mingox – zu dessen Leidwesen.
»Ich wurde gerufen, Lomax.«
»Gerufen?« Der fleißige, aber etwas einfältige Helfer verstand nicht die Tragweite dessen, was sein Meister andeutete.
»Von ihnen . Einem Gesegneten.«
Für eine ungewöhnlich lange Weile war Lomax sprachlos. Dann fasste er sich, und in seinen Augen brannte plötzlich ein Feuer, das Mingox nicht auf Anhieb zu deuten vermochte.
»Du gehst zu ihm?«
»Er wird mir eine Weiche schicken«, bestätigte Mingox, was die Ehrfurcht seines Helfers nur noch steigerte.
An der Art und Weise, wie er herumtänzelte, erkannte Mingox, dass Lomax etwas auf dem Herzen hatte.
»Was beschäftigt dich? Müsste nicht eigentlich ich derjenige sein, der nervös ist?«
Lomax fühlte sich offensichtlich ertappt. »Verzeih«, druckste er herum. »Es ist nur …«
»Was?«
Die Stimme des Helfers schwankte. »Wenn du … nun, wenn du vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen könntest? Es gibt noch andere Protowiesen, und falls für dort ein … ein Erster Verwerter gesucht wird …«
Lomax verstummte. Seine Haut zeigte plötzlich eitrig gelbe Verfärbungen – Zeichen seiner Beschämung.
Aber Mingox hatte längst begriffen, was sein Helfer anstrebte. Du redest von anderen Protowiesen , dachte er, aber du würdest auch diese Weiden hier übernehmen – vielleicht hoffst du ja, dass das, was ich fürchte, eintritt. Dass die Gesegneten mich rufen, um für irgendetwas zur Rechenschaft zu ziehen. Dann wäre dieser Platz, mein Platz, frei. Er verspannte sich, doch dann beruhigte er sich selbst. Aber nicht einmal du, Lomax, wärst unverfroren genug, mich zu bitten, ein gutes Wort für dich einzulegen, wenn du glaubtest, ich hätte die Gunst der Erleuchteten verspielt. Nicht einmal du …
»Du bist ehrgeizig, Lomax, das zeichnet dich aus. Ich war wie du – einst. Aber ich kann dir keine Hoffnung machen. Ich weiß nicht, was der Grund meiner Audienz ist. Es könnte sein …«
Obwohl er nicht aussprach, was er insgeheim fürchtete, wurden Lomax’ Augen groß. »Meister … nein, niemals!«
»Ich hoffe, du hast recht.«
Mingox verabschiedete sich von seinem Helfer. Dabei bliebe r kurz angebunden. Er wollte nicht den Anschein erwecken, als glaube er selbst nicht an seine Rückkehr.
Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf den Weg dorthin, wo ihm die Transitweiche versprochen worden war. Tatsächlich materialisierte das blau gefärbte Feld, das sich in seiner Konsistenz kaum vom umgebenden Wasser zu unterscheiden schien, aber etwas völlig anderes war . Die Gesegneten hatten es mitgebracht und als Transportmittel eingeführt.
Mingox glitt hinein.
Auf der anderen Seite des Feldes erwartete ihn etwas Schockierendes: völlige Trockenheit. Von einem Moment zum anderen, noch während die Nässe von seinem schlanken, vierfüßigen Körper perlte, stellte sich seine Atmung um. Ebenso Augen und Gehör.
Es war etwas völlig anderes, zu sehen und zu hören – erst recht zu riechen –, als innerhalb des Mediums, in dem Luuren normalerweise ihr ganzes Leben verbrachten.
Schon beim ersten Besuch eines Ortes wie diesem hatte er den Übergang ins Wasserlose nur schwer verkraftet. Niemand hatte ihn vorgewarnt, in irgendeiner Weise darauf vorbereitet.
Er versuchte sich von seiner Scheu und Abneigung nicht allzu sehr vereinnahmen zu lassen. Die eigentliche Prüfung wartete ja erst auf ihn.
Die Begegnung mit …
… IHM.
In einer der metallischen Wände entstand eine Öffnung, und der Gesegnete trat über die Schwelle.
Sofort traf die Euphorie Mingox wie eine unsichtbare Welle. Er erzitterte. Sein Kopf neigte sich wie von selbst zum Boden. In seine Augen schoss das brennende Sekret, das normalerweise kaum erträgliche körperliche Schmerzen freisetzten. Aber in gewisser Weise war es auch Schmerz, der Mingox zum Erbeben brachte – ein Gefühl so überbordender Freude, dass es weh tat.
»Erleuchteter …«
Seine eigene Stimme war ihm fremd. Unter Wasser klang sie völlig anders. Der Widerhall von den Wänden war im ersten Moment kaum erträglich.
Umso süßer, melodischer, verzaubernder dann die Erwiderung: »Beruhige dich, Erster unserer Wahl. Sei ganz du selbst, du hast nichts zu fürchten. Wir sind mehr als zufrieden mit deinen Leistungen, deiner Loyalität, deinen Ergebnissen.«
Für einen Moment glaubte Mingox, sterben zu müssen. Hätte er diesen Moment nur festhalten können. Er hob den Kopf. Der Gesegnete stand nur noch eine Körperlänge von ihm entfernt. Im Gegensatz zu einem Luuren stand er auf lediglich einem Beinpaar, obwohl zwei weitere, fast identisch aussehende Paare aus seinem Torso wuchsen. Die aber benutzte er offenkundig als Greifwerkzeuge. Insgesamt mutete sein Erscheinungsbild an, als hätte seine Spezies sich vor langer, langer Zeit einmal ähnlich in ähnlicher Körperhaltung wie die Luuren fortbewegt – nur eben auf trockenem Geläuf.
»Was – kann ich für Euch tun, Gesegneter?«
»Das werde ich dir erklären. Du musst mir folgen. – Geht es? Kommt dein Metabolismus mit der Umstellung zurecht?«
»Es geht, ja, ja, Erleuchteter. Darf ich fragen, ob es länger dauert? Ich habe niemanden berufen, mich in meiner Abwesenheit –«
Die berauschende Stimme des Erhabenen unterbrach ihn. »Ich habe das für dich getan. Denn du wirst nicht mehr zurückkehren. Dein Ersatz erhält in diesem Moment die Weihe.«
Es war, als wäre Mingox im Moment größter Glückseligkeit eröffnet worden, dass er nun doch sein Leben verwirkt hatte – warum auch immer.
Er sank in sich zusammen.
Farraks Stimme richtete ihn wieder auf. »Du missverstehst. Dein Bevorzugung wird dadurch keinen Schaden erfahren. Im Gegenteil: Solltest du auch unsere neuen Erwartungen erfüllen, erhältst du zum Lohn eine weitere Aufstockung deiner Lebensspanne.«
Mingox fühlte sich hin- und hergerissen. Er wagte es nicht mehr, sich in schrankenlosem Wohlgefühl zu sonnen, weil er fürchtete, abermals aus seinen Träumen geworfen zu werden.
Verhaltener als zuvor fragte er noch einmal: »Was kann ich für Euch tun?«
Die Aussicht, vielleicht noch länger als ohnehin schon durch eine neuerliche Bevorzugung und Belohnung leben zu dürfen, war zusätzlicher Ansporn. Aber er hätte auch ohne sie alles gegeben, wozu er fähig war, um die Gesegneten zufrieden zu stellen.
Seit sie über Tovah’Zara herrschten, strebte die Welt immer neuen Höhen entgegen. Die Einzigen, die nicht mehr in den Genuss dieser neuen Epoche kamen, waren die Herren von einst – die Vaaren.
Kaum noch etwas erinnerte an sie. Ihre Korallenstädte und -paläste waren, soweit Mingox wusste, verwaist.
»Beweise, dass du ein Meister der Materie bist, Mingox. Beweise uns, dass du damit zu formen vermagst, was immer du willst … oder wir wollen.«
Mingox meinte zu wissen, von welcher Materie der Gesegnete sprach.
Von Geburt an waren Luuren affin zu Protomaterie . Dem Stoff, aus dem die Technik des Kubus gemacht war.
Aber er sollte sich irren.
Wieder einmal.
Farrak führte ihn in einen noch größeren Raum ohne Wasser. Zum ersten Mal sah Mingox einen Ausschnitt jenes Gebildes oder Bauwerks, in dem er sich befand, denn eine der Wände war so durchsichtig, als existiere sie gar nicht. Durch dieses gewaltige Fenster hindurch blickte Mingox auf die Umgebung, die ebenfalls wasserlos war. Ihre Weite war im ersten Moment bestürzend, weil sie suggerierte, dass der Luure Tovah’Zara gänzlich verlassen hatte.
Aber wieder waren es Farraks Worte, die ihn beruhigten. »Wir befinden uns im Herzen deiner Heimat. Nur wenigen wird die Gunst erwiesen, das hier zu schauen.«
Das hier – was war es?
Mingox sah genauer hin. So genau, wie er nur konnte. Aber alles war so anders und fremd zu dem, was er gewohnt war, dass sein Verstand daran verzweifelte.
»Wir befinden uns in einem Trakt der Silberstadt. Und die Silberstadt schwebt innerhalb der Kugel, die die Vaaren … du erinnerst dich an sie, die uns die Stirn bieten wollten? … einst ihre ›Ewige Stätte‹ hießen. Nun, ewiger als diese sich maßlos überschätzenden Fadenwesen ist dieser Ort allemal. Er wird noch sein, wenn niemand sich mehr an die Vaaren erinnert – und das wird schon sehr bald der Fall sein. Hier fanden wir ideale Bedingungen, um unsere Vorhaben umzusetzen. Hier wirst auch du fortan all deine Fähigkeiten für uns geben. Für die Sache.«
»Welche …« Mingox räusperte sich. »… Sache, Gesegneter?«
Wie aus dem Nichts trieb von der Seite her ein gigantisches Objekt ins Blickfeld.
Mingox erschrak.
Aus Farraks Brust drang ein rasselndes Geräusch, das amüsiert klang. »Es sieht riesig aus – aber auch … anders. Ganz anders als das, was wir zu erschaffen pflegen. Primitiver … Oder , Mingox?«
Es war faszinierend. Es strahlte etwas aus, das eine bislang unbekannte Saite in Mingox zum Klingen brachte … Rasch rief er sich zur Räson. Wenn Farrak auch nur einen Anflug seiner Begeisterung bemerkte, mochte er es als Beleidigung auffassen.
»Ja, Erleuchteter! Primitiv …«
Wieder rasselte es in Farraks Brust. »Und dennoch birgt es einen Schatz. Ein Juwel von unersetzlichem Wert, das du für uns schleifen sollst. Wir wüssten keinen Geeigneteren für diese Aufgabe.«
Mingox sah kein Juwel, und er wusste auch nicht, wovon der Gesegnete die ganze Zeit redete. Dennoch haftete dem Objekt, das wie ein Dorn von gewaltigen Ausmaßen geformt war, um den sich eine Spirale wand, eine immense Anziehungskraft an.
»Wir wechseln jetzt hinüber«, kündigte Farrak an. »Du sollst dir einen ersten Eindruck der Masse machen, auf die du von nun an deine ganze Konzentration und Schöpfungskraft verwenden wirst. Bist du bereit?«
Mingox konnte seine Bejahung nur wortlos zum Ausdruck bringen. Sein Rachen war wie ausgedörrt. Sein Herz hämmerte von innen gegen die Brust.
»Dann komm.«
Farrak fädelte sich als Erster durch die Transitweiche, die vor er mit einer kaum merklichen Berührung eines seiner Gürtelsegmente hatte entstehen lassen.
Mingox folgte ihm so schnell er konnte.
Und schrie auf.
»Was, bei den Gezeichneten, ist das?«
Farrak winkte den eingeschüchterten Luuren näher heran. Der Raum, in dem sie sich befanden und in den die Weiche sie geführt hatte, war groß. Aber an der schieren Größe lag es nicht, dass Mingox das Gefühl hatte, Wurzeln geschlagen zu haben, die ihn daran hinderten, weiter vorzudringen. Erst die Geste des Erhabenen hob die Erstarrung auf. Mingox wankte über den Boden, der an unzähligen Stellen aufgebrochen war. Unmittelbar vor einem der geschwulstartigen Ausblühungen blieb er stehen.
»Fass es an«, forderte Farrak ihn auf.
Mingox spürte sofort, dass es etwas Lebendiges war. Aber erst als er vorsichtig den vordersten seiner variablen Gliedmaßen ausstreckte und mit allen drei Zehenfingern gleichzeitig berührte, übertrug sich ein prickelndes Gefühl wie schwache Elektrizität auf ihn.
Er widerstand dem Verlangen, zurückzuzucken.
Farrak erwartete gewiss mehr Selbstbeherrschung von ihm.
»Es ist … besonders. Anders. Fremd. Aber mit enormem Potenzial.«
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
Mingox drehte leicht den Kopf. Fragend sah er den Gesegneten an.
»Jeder Künstler braucht Rohstoff, um ein Meisterstück zu kreieren. Je hochwertiger in der Qualität dieser Rohstoff ist, desto hochwertiger müsste auch das Endprodukt sein, was meinst du, Erster?«
Mingox zögerte mit der Bestätigung, weil er bereits ahnte, dass Farrak ihn darauf festnageln würde – mit freundlichen Worten, die aber nichts an der sich daraus ergebenden Konsequenz änderten.
»Davon … ist auszugehen.«
»Sehr gut.«
»Darf ich jetzt erfahren …« Mingox löste die Zehenfinger von der gallertartigen, von einer dünnen Haut umspannten Masse. »… worum es sich handelt? Woher es … kommt?«
Der Gesegnete erteilte bereitwillig Auskunft. »Von einem sonderbaren fernen Planeten, dessen Bewohner einen absonderlichen Weg in der Evolution beschreiten. Das hier …« Farrak machte eine Geste, die die Umgebung, in der sie sich befanden, umschloss. »… ist uralt. Du kannst nicht ermessen, wie viele Statuseinheiten. Wir haben es uns geholt – es gibt noch weitere dieser … Ressourcenlager. Wie du bereits bemerkt haben wirst, wohnt ihm eine besondere Kraft inne. Draußen, jenseits der Grenzen Tovah’Zaras, nennt man sie Psi-Kraft. Das Auswucherungen, die wir im Boden sehen ist nur ein winziger Teil dessen, was darunter an Masse schlummert. Es ist Gehirn masse, wie du vielleicht erkannt hast. Sie entstand nicht auf natürliche Weise. Sie wurde gezüchtet. Du wirst alles Nähere darüber erfahren. Es gibt Datenblöcke, die du ohnehin einsehen musst. Aber ich dachte, es sei wichtig, es dir so zu zeigen, dass du dir eine wirkliche Vorstellung davon machen kannst. Du ahnst, was wir von dir erwarten?«
Mingox machte eine Geste der Verneinung. »Als Erster Verwerter beschäftige ich mich normalerweise mit Protomaterie –«
»Absolut richtig«, fiel der Gesegnete ihm ins Wort. »Aber du unterschätzt dich, wenn du glaubst, darauf wäre deine Gabe beschränkt. Wir wissen es besser. Sobald du anfängst, das hier als deiner Protomaterie gar nicht so unähnlich zu betrachten, wirst du den Zugang finden, den es braucht, um unseren Wunsch zu erfüllen.«
»Euren Wunsch, Gesegneter?«
Über Farraks Physiognomie huschte ein undeutbarer Ausdruck. Es schien, als wollte er gerade zu einer Erklärung ausholen, als er jäh stoppte. Eines der vielen bizarren Segmente seines Gürtels leuchtete grell auf. Der Gesegnete wurde sofort aufmerksam und berührte es. Seine Mienenspiel wurde abwesend … viele Herzschläge lang. Als lauschte er in sich hinein – oder einer Stimme, die für Mingox unhörbar blieb.
Ein anderer Erhabener?
Abrupt kam wieder Leben in Farrak. Hektik prägte die Sätze, mit denen er Mingox vertröstete und sich zugleich von ihm verabschiedete. Ganz in der Nähe der Transitweiche, durch die sie gekommen waren, entstand eine zweite.
Farrak zeigte darauf. »Sie wird dich zurück zu den Protowiesen bringen – und bestehen bleiben, sodass du nach Belieben hin- und herwechseln kannst. Bis auf weiteres kannst du deine alte Behausung behalten. Ich melde mich, sobald die … Störung behoben ist.«
»Störung, Gesegneter?«
Farraks Haltung wurde abweisend, aber er war immer noch der Inbegriff dessen, was Mingox anbetete.
Wo wäre Tovah’Zara ohne die Erleuchteten? Sich in ihrer Nähe sonnen zu dürfen, war das höchste Glück, das ein Luure erreichen konnte.
Farrak ging wortlos durch die Transitweiche, durch die sie gekommen waren. Kaum war fort, erlosch sie. Nur noch die Verbindung, die er für Mingox geschaltet hatte, blieb wie angekündigt.
Mingox zögerte, sie zu benutzen. Nicht, weil er ihr misstraute, sondern weil er sich kaum losreißen konnte von dem, was hier war.
Waren das schon die Anfänge dessen, was der Gesegnete vorausgesagt hatte? Fand er bereits den Kontakt zu der riesigen Masse, die unter seinen Füßen schlummerte?
Gehirnmasse …
Psi-gesättigt …
Erregung packte ihn, und er konnte es kaum abwarten, die tiefere Bedeutung dieses noch fremden Begriffes zu erforschen.
»Kannst du mich auch … sehen und fühlen?«, fragte er die geschwulstartige Ausblühung ganz nah vor sich.
Obwohl er keine Antwort erhielt, schloss Mingox nicht aus, dass dem so war.
Mit einem letzten Blick über die Weite des Raumes, der nur einen Bruchteil des spiralumwundenen Objektes zeigte, das er aus dem Fenster der Silberstadt heraus erblickt hatte, trat er durch die Transitweiche. Sein letzter Gedanke, bevor ihn das Feld in sich einsog und bei den Protowiesen wieder ausatmete, war: Ich komme wieder. Und dann … machen wir uns richtig miteinander bekannt. Ich werde in dich dringen mit all meinen Sinnen. Davor fürchte ich mich. Und kann es doch kaum erwarten …
Farrak betrat die Kommandosphäre, in der sich bereits jene acht Treymor aufhielten, die mit ihm die Führungsriege bildeten, die über das Tovah’Zara der Neuzeit herrschte. Zu einer Festung hatten sie das seltsame Relikt ausgebaut. Zu einer Basis von unschätzbarem Wert und dabei weder technische Mittel noch Anstrengung gescheut. Allein für die Tarnung des Wasserwürfels, der nach außen hin eine Sonne vorgaukelte, war das Beste an Technologie aufgeboten worden, über das sie verfügten.
Und doch … hatte jemand die Tarnung durchschaut und – daran gab es keinen Zweifel mehr, als Farrak sich das gesamte aktuelle Sphärenwissen übertragen ließ – durchbrochen.
Ein fremdes Fahrzeug war ohne Vollmacht in den Kubus eingedrungen!
Weder Farrak noch die anderen Treymorführer hielten sich mit der Frage nach dem Wie auf – wie es hatte passieren können. Sie stellten sich unverzüglich der Situation. Das Fahrzeug, das den Rochengleitern der Vaaren ähnelte und doch entscheidende Unterschiede nicht nur, was die Größe anging, aufwies, stieß mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefenbereiche Tovah’Zaras vor. Dabei verhielt es sich, als wäre seine Besatzung kaum überrascht über die Verhältnisse, die sie hier antraf. Was wiederum nur bedeuten konnte, dass sie diese Verhältnisse kannte .
»Stimmen wir in dieser Einschätzung überein?«, wandte sich Farrak an die anderen Versammelten, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
»Absolut«, kam es unisono zurück.
Die Treymor waren über die Sphärenströme miteinander vernetzt. Ihre Wortkargheit beruhte darauf, dass die wichtigen Aspekte über die Kollektivschaltung der Sphäre ausgetauscht wurden, chemo-elektrisch.
»Ihr Ziel scheint im Kern des Kubus zu liegen …«
Und so war es tatsächlich. Das fremde Objekt glitt mit beeindruckender Geschwindigkeit dem Zentrum entgegen. Dem Ort, wo Farrak und die Seinen das wichtigste Projekt in der Geschichte ihres Volkes vorantrieben.
»Sollen wir sie aufhalten? Zerstören?«
Farrak verneinte kategorisch. Er war der Kopf der für das Projekt zuständigen Neun.
»Sie kommen aus eigenem Antrieb zu uns – wir brauchen sie nicht erst zu zwingen. Was könnte Besseres passieren?«
»Wir wissen noch nichts über ihre waffentechnischen Möglichkeiten.«
»Das lässt sich durch gezielten Provokationen ändern, oder?«
Er setzte sich durch wie stets.
Das seltsame Schiff jagte dem Ort entgegen, den die Vaaren Ewige Stätte genannt hatten.
Dem Ort, der in einer ganz besonderen Beziehung zu dem Objekt stand, das ihn zweifelsfrei gezielt ansteuerte …
Aber davon ahnten weder Farrak noch die anderen acht Treymor etwas – sonst hätten sie ihr Verhalten womöglich noch einmal hinterfragt und überdacht.
Und revidiert.
»Ich … weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll, Meister! Ich bin völlig überwältigt …«
Lomax musste gesehen haben, wie Mingox aus der Transitweiche getreten war. Unvermittelt tauchte er vor ihm auf – und konnte seinen Überschwang kaum bremsen.
»Danken?«, echote Mingox perplex.
»Für deine Fürsprache«, sprudelte es aus Lomax heraus. »Ohne dich … wäre ich nie Erster Verwerter geworden – und erst recht nicht hier, auf meinen Heimatweiden.«
Jetzt erst realisierte Mingox, was in seiner Abwesenheit geschehen war. Der gesegnete Farrak hatte es angedeutet, aber Mingox wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass Lomax seine Nachfolge antreten würde.
Schneller als erwartet erholte er sich von seiner Verblüffung. Offenbar glaubte Lomax, er, Mingox, habe seinen Einfluss bei der Wahl des Nachfolgers in die Waagschale gelegt. Sein Körper straffte sich, seine Stimme klang fest. »Ich wünsche dir alles Gute in deinem Amt, Lomax. Du bist ein würdiger Nachfolger. Ich war immer zufrieden mit dir.«
Der neue Erste Verwerter huschte quecksilbrig um ihn herum. »Und du, Meis… ich meine Mingox? Man verriet mir nicht, was aus dir wird. Ich hoffe, mein Aufstieg wurde nicht auf deinem Rücken ausgetragen …«
Zum ersten Mal keimte in Mingox leiser Zweifel, ob Lomax ihm gegenüber tatsächlich so loyal war, wie er es immer vorgab. Zum ersten Mal glaubte er für einen winzigen Moment hinter die Maske aus Unterwürfigkeit zu blicken. Was er sah, erschreckte ihn. Aber letztlich war er sich nicht sicher, ob er sich nicht täuschte.
»Sei unbesorgt. Mir geht es gut. Es könnte gar nicht besser sein. Auch ich bin … nun, aufgestiegen. Aber es ist mir untersagt, darüber zu sprechen. Ich wandle künftig unter den Augen der Gesegneten. Dort, bei ihnen, wartet eine Herausforderung auf mich, wie sie wahrscheinlich noch von keinem Luuren bewältigt werden musste …«
Er verstummte. Hatte er schon zu viel verraten?
In Lomax Gesicht las er die brennende Neugier des ehemaligen Helfers. Aber er tat so, als sähe er es nicht .
»Wir reden und beglückwünschen uns ein anderes Mal«, verabschiedete er sich von Lomax. »Ich bin müde. Ich war zwar nur kurz drüben , aber den Aufenthalt dort muss ich erst einmal verarbeiten.«
»Nur kurz?« Lomax sah ihn misstrauisch an. »Seit wann sind acht Mikrostatuseinheiten kurz?«
Nun war es an Mingox, den anderen ungläubig anzusehen. »Acht Mikrostatuseinheiten?« Über eine solche Spanne waren zwei Schlafperioden verteilt. »Was redest du da? Ich war nur –«
»Du warst genauso lange fort, wie ich sage. Ich verstehe nicht, warum du nicht dazu stehen willst. Wenn die Gesegneten dich rufen, kannst du bei ihnen bleiben, so lange sie nur wollen.«
Mit offener Empörung sah Lomax seinem Vorgänger nach, als dieser sich wortlos umdrehte und auf seine Behausung am Rand der Protowiesen zu glitt.
Kaum in seinem Heim angekommen, überprüfte Mingox Lomax’ Aussage. Das häusliche Uhrwerk bestätigte sie.
Verwirrt verbrachte er den Rest der Wachperiode mit Grübeln. Er hatte Erinnerungen an höchstens eine Mikrostatuseinheit, die er im Allerheiligsten der Gesegneten zugebracht hatte.
Wieso? Und was war während der übrigen Zeit passiert? Zum ersten Mal, seit er auf Farrak getroffen war, beschlich ihn ein Gefühl von Unbehagen. Er konnte es an nichts Bestimmtem festmachen, aber es verunsicherte ihn zutiefst.
Er beschloss, den Gesegneten bei nächster Gelegenheit darauf anzusprechen.
Mit diesem Vorsatz legte er sich in sein Protobett und fiel in unruhigen Schlaf, aus dem ihn erst der Ruf riss.
Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Frist erging die dringende Aufforderung der Gesegneten an ihn, zu ihnen zu kommen. Dafür war eine Transitweiche mitten in seinem Haus entstanden.
Mingox sammelte sich kurz, dann fädelte er sich in den Transportstrom ein.
Gleich neun Gesegnete erwarteten ihn diesmal – und Farrak, der Erleuchtetste von allen, kam ohne Umschweife zur Sache.
»Seit wir uns zuletzt begegneten, ist einiges von Bedeutung geschehen«, sagte er.
Es war ein merkwürdiges Erlebnis, umgeben von so vielen Erhabenen zu stehen und ihre Blicke auf sich zu spüren. Mingox wurde von der Situation völlig überrascht. Er hatte erwartet, nur Farrak wiederzusehen. Und auch die Umgebung war ihm fremder als alles, was er sich vorstellen konnte. Kein Raum im eigentlichen war das Ziel seines diesmaligen Transfers, vielmehr wirkte es so, als schwebe er in einer Sphäre ohne feste Grenzen. Seltsame Muster und Darstellungen trieben zwischen ihm und den Gesegneten umher. Licht- und Farbenspiele. Er beobachtete, wie einer der Erhabenen mit seinen Extremitäten durch einen farbigen Nebel wischte und dieser sich zu einem Bild verformte, das zweifelfrei einen Sektor innerhalb Tovah’Zaras zeigte. Doch es löste sich gleich wieder auf, und an anderer Stelle, dort wo Farrak gestikulierte, bildete sich ein Szenario, wie Mingox es nur aus Gerüchten kannte, die allenthalben kursierten. Persönlich hatte er dergleichen nie erblickt. Aber sollte so nicht die Welt hinter der Welt aussehen? Wasserloser, luftleerer Raum mit gigantischen Feuerkugeln, zwischen denen noch gigantischere Abgründe klafften. Endlose Weite, endlose Leere …
Kamen die Gesegneten nicht von dort, aus einem Raum, der sich Mingox’ Vorstellungskraft entzog?
»Ja«, erwiderte er auf Farraks Worte. »Ich wollte darüber sprechen. Ich stehe … vor einem Rätsel. Und hoffe, dass du mir helfen kannst.«
Farrak fasste ihn scharf ins Auge. »Du sollst uns helfen, Luure. Es betrifft nicht die Aufgabe, die ich dir schon zugewiesen habe, sondern …«
Das Bild, das Farrak aus den Farben erweckt hatte, veränderte sich. Details wurden herangezoomt. »Erkennst du es?«
Mingox verneinte wahrheitsgemäß. Es hatte Ähnlichkeit mir den Fahrzeugen der Vaaren, in denen sie einst als Ordnungsmacht durch Tovah’Zara gereist waren.
»Wir haben die alten Datenbänke deines Volkes und die der anderen Völker Tovah’Zaras durchforstet«, sagte der Gesegnete, »und sind dabei auf Informationen von einiger Brisanz gestoßen.«
Mingox wusste nicht, ob Farrak eine Stellungnahme dazu erwartete. Sein Blick hing immer noch an dem Fahrzeug, das eine machtvolle Ausstrahlung hatte.
»Demnach«, fuhr Farrak fort, während die anderen Gesegneten nicht aufhörten, Mingox einfach nur anzustarren, als könnten sie so bis auf den Grund seiner Seele schauen, »spielte dieses Raumschiff vor Äonen eine Rolle in eurer Mythologie. Man könnte sogar so weit gehen und sagen, Tovah’Zara wurde nur seinetwegen … gebaut.«
Mingox wurde von der eigenen Körperreaktion überrascht. Das Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Er hatte das Gefühl, gleich würde es zerspringen, weil es den dumpfen Takt, in den es wechselte, nicht lange aushalten konnte. »Ge…baut?«, röchelte er. Sich nicht innerhalb von Wasser, sondern in Luft aufzuhalten, mochte dazu beitragen, dass sein Organismus gerade kurz vor dem Kollaps stand – aber ausgelöst … ausgelöst worden war dieser Schock von Farraks Worten, die etwas wie eine Urerinnerung in Mingox hochspülten. Sie war jedoch so diffus, dass sie sich zu keinem Bild verdichtete. Einzig als Untermalung des Chaos, das nach seinem Geist griff, eignete sie sich perfekt.
»Du hörst richtig – gebaut. Und ich spreche nicht etwa von den Vaaren, die ihr für eure ausschließlichen Herren hieltet, als Erbauer, sondern von Wesen, die ihr in eurer Verklärung Hirten nanntet. Sie waren die Initiatoren des Würfels. Sie initiierten die Ewige Stätte. Und sie verbargen darin … jenes Schiff, das du vor dir siehst und das …« Wieder legte Farrak eine Kunstpause ein, bevor er die eigentliche Bombe platzen ließ. »… zurückgekehrt ist nach all den Äonen, die es verschwunden war.«
»Zurückgekehrt.« Mingox hasste sich selbst für das dauernde Wiederkäuen von Wörtern, die der Gesegnete ihm hinwarf. »Aber … ich verstehe nicht … Wenn die Hirten zurückgekommen sind –«
»Davon war nicht die Rede. Du musst genauer zuhören. Ich sagte, das Schiff ist zurückgekehrt. Aber aus euren Datenspeichern, denen der Vaaren, Heukonen und Luuren, geht hervor, dass es damals von einer Spezies entwendet wurde – entwendet aus der Kernzone Tovah’Zaras, in der wir uns heute befinden, jetzt –, die nicht hier ansässig ist. Sie kam von außerhalb. Und sie entschwand mit dem Schiff wieder nach außerhalb. Wir wissen nicht, warum sie zurückkehrten. Aber sie sind da. Und beinahe hat es den Anschein, als wären für sie keine Äonen vergangen.«
Mingox verstand immer weniger – am wenigsten, warum die Gesegneten ihn mit alldem konfrontierten.
»Seit unserer letzten Begegnung«, fuhr Farrak fort, »ist einiges passiert, das sagte ich schon. »Die Insassen des Schiffes erreichten die Ewige Stätte und drangen sogar in die Silberstadt vor. Einer der Eindringlinge wurde dabei absolut zweifelsfrei identifiziert. Er gehört einer Spezies an, die sich Mensch nennt. Wir kennen sie. Was ich dir zeigte und woran du künftig arbeiten sollst, stammt von der Heimatwelt der Menschen . Aber sie sind überaus kurzlebig, werden nur unwesentlich älter als die Nichtberufenen deines Volkes, Mingox. Wie also können sie all die Zeiten überdauert haben, die euren Aufzeichnungen gemäß seit ihrem letzten Besuch vergangen sind? Dieser Eine von dem ich rede, wurde anhand von Merkmalen identifiziert, die, das wirst du mir bestätigen, sobald ich sie dir nenne, unverfälschlich sind. Unübertragbar. Er muss es sein. Er ist es. Und damit haben wir nicht nur ein Problem, das nach Lösung schreit, sondern halten wir auch einen Trumpf in Händen, der ausgespielt werden kann, wenn ich eure diesbezüglichen Niederschriften richtig deute.«
Mingox ertrug die Ungewissheit kaum noch. Die Ungewissheit, was Farrak von ihm wollte .
Der Gesegnete spannte ihn nicht länger auf die Folter.
»Du bist der Schlüssel. Die Fremden haben Tovah’Zara wieder verlassen. Aber sie werden wiederkommen. Und dann erwarten und empfangen wir sie gebührend.«
»Was«, krächzte Mingox, »macht Euch … Gesegneter … so sicher?«
Farrak erklärte es ihm. Anfänglich verstand Mingox nur Ansätze. Aber die Erleuchteten wurden nicht müde, ihm das Wissen aus längst vergessener Zeit zu vermitteln. Mingox tauchte ein in ein Damals, das keiner der heute noch lebenden Luuren auch nur verschwommen kannte. Die Überlieferungen schwiegen dazu.
»Aah …«, rann es irgendwann wie benommen aus seinem Mund. »Aah, jetzt … jetzt beginne ich zu begreifen …«
Und er fühlte sich unendlich stolz, denn das, was die Gesegneten von ihm verlangten, erschien … machbar.
Wenngleich reichlich bizarr.
1.
Rot-Alarm!
Der schrille Ton hallte, begleitet von einem intervallartigen Wechsel aus Licht und Dunkelheit, den das menschliche Gehirn gerade noch verarbeiten konnte, durch die Räume und Gänge der RUBIKON.
Commander John Cloud spürte, wie sich sein Magen zu einem kalten Klumpen verdichtete, der ihm wie ein Stein in der Bauchhöhle lag. Auch mit Assur, die schöne Angk, die ihm gegenüber saß und ihn gerade noch aus verliebten Augen angeschmachtet hatte, weil er ihr ein Kompliment zu ihrer neuen Langhaarfrisur gemacht hatte, ging eine spontane Wandlung vonstatten. Cloud war noch nie Zeuge aus solcher Nähe geworden, wenn eines der Angkbesatzungsmitglieder mit dem Schiff verschmolz. Doch genau das geschah. Assurs eben noch auf den Tisch gestützten Ellbogen waren plötzlich darin eingesunken, als handele es sich um kein festes Metall, sondern um irgendetwas Flüssiges. Ihre Augen weiteten sich, um sich zwei Herzschläge später fest zu schließen. Ein gespenstischer neuer Ausdruck von höchster Anstrengung und Konzentration geisterte über ihr Gesicht.
All das war eine Frage von wenigen Sekunden.
Dann drang auch schon Seshas Stimme in die Stille. Eine Stimme, die Cloud wie eine rasche Folge von Geräuschen, die zerspringendes Glas verursachte, anmutete.
Er versuchte sich von seinem Stuhl in Assurs Haus zu erheben. Aber irgendetwas zog alle Kraft aus seinen Muskeln. Für einen Moment überschwemmte ihn ein intensives Übelkeitsempfinden, und alles drehte sich vor seinem Blick. Es bereitete ihm äußerste Mühe, die Worte der KI zu verstehen.
»Die Schilde wurden errichtet, das Schiff auf Fluchtkurs gesetzt, Commander. Ich erwarte die exakten Befehle.«
»Was zur Hölle …«, krächzte Cloud, immer noch um sein inneres Gleichgewicht kämpfend, »ist passiert. Warum wurde Alarm ausgelöst? Warum und wovor flüchten wir denn?«
Seit Tagen hatte die RUBIKON einen gerade noch akzeptabel engen Orbit um eine zweifellos echte Sonne bezogen, deren Position rund drei Lichtjahre entfernt von einer nur vorgetäuschten lag.
Die Bilder, die mit dem getarnten Aquakubus zusammenhingen, sprangen ihn förmlich an. Stöhnend versuchte er erneut, aufzustehen und von seinem Platz zu lösen. Aber zur Übelkeit kam jetzt auch noch ein brutales Schwindelgefühl hinzu. Er konnte gerade noch verhindern, dass er seitlich vom Stuhl stürzte. Seine Finger klammerten sich um die Kante der Tischplatte, die für ihn nach wie vor hart und stabil war, während Assur –
Er merkte, wie die Sorge und Angst um sie seinen ohnehin schon angeschlagenen Verstand noch mehr beeinträchtigte.
»Sesha! Meine Vitalfunktionen überprüfen. Auch die Gehirnströme. Besonderheiten?«
Von irgendwoher huschte ein Scannerfeld heran, das Cloud bis in den Mentalbereich hinein durchleuchtete.
Bevor eine Diagnose erfolgte, antwortete die KI jedoch erst auf das, was den Commander vorrangig interessierte.
»Wir flüchten vor der Sogkraft des kollabierenden Sterns, in dessen Korona wir uns befinden«, erläuterte Sesha nüchtern. »Flux hat vor einer Minute ohne Warnzeichen begonnen, seinen Energiehaushalt zu verändern. Wenn es im bisherigen Tempo weitergeht, wird es den Stern in … dreißig Sekunden zerreißen. Die Folgen für das Schiff wären prekär. Deshalb leitete ich Präventivmaßnahmen ohne Absprache ein. Ich band dazu die Angks ein, alle, ohne Ausnahme. Nur so war es –«
»Schon gut!«, unterbrach Cloud die Seele der RUBIKON. »Du hast richtig gehandelt, natürlich. Alles weitere dazu später. Bring uns erst einmal in Sicherheit. Und dachte dabei auf etwaige Suchschiffe der Treymor …«
»Natürlich. – Dann zu dir, Commander …«
Noch während Sesha sprach, spürte Cloud, wie seine Kräfte allmählich zurückkehrten. Wie sein Blick wieder klar wurde und das Übelkeitsgefühl ihn verließ.
Beim dritten Versuch gelang es ihm, sich von seinem Sitz zur erheben. Er blieb vor dem Tisch stehen und blickte zur Decke, als könnte er dort eine Manifestation Seshas erspähen. Aber die KI blieb unsichtbar.
»Leg los! Was ist mit mir? Bin ich krank?«
»Dafür gibt es keine Anzeichen.«
»Aber – ich war gerade handlungsunfähig. Ich konnte nicht einmal mehr über meinen eigenen Körper befehlen! Etwas muss mit mir sein. Wenn nötig, wiederhole den Scan!«
Sesha gehorchte. Abermals wanderte der Diagnosestrahl durch Cloud, analysierte jeden Wert, den die Einrichtungen des Schiffes zu ermitteln vermochten.
»Negativ«, beschied ihm im Anschluss die KI. »Kein Befund, der von den gespeicherten Normwerten in einem Maße abweicht, dass Grund zur Besorgnis bestünde.«
»Das kann nicht sein!«
Sesha schwieg. Cloud wusste, warum. Reaktionen wie die gerade von ihm gezeigte, überstiegen den Interpretationshorizont der KI.
Vor ihm schnellte Assur in den Stand. Von einem Moment zum anderen hatte sich ihre Verbindung zum Schiff gelöst. Aber noch immer stand ihr der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
Cloud wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber sie nickte bereits und sagte: »Ich bin informiert. Ich habe es gesehen , John, gefühlt . Die Sonne, die uns Schutz vor Entdeckung bot, ist soeben … gestorben.«
»Kein Zweifel?«, fragte Cloud, als sich die Stammcrew mit ihm im Rund der Kommandositze niedergelassen hatte und Sesha das Resultat seiner Berechnungen und Recherchen vorlegte.
»Ein vernachlässigbarer Prozentsatz«, behauptete die KI selbstbewusst.
»Gibt es in der kosmischen Nachbarschaft Beobachtungen, die diese Einschätzung stützen?«
Sesha verneinte nach einem kurzen Zögern, das Cloud sich auch einbilden konnte.
»Was hieße«, sagte er, »dass dies, zumindest in unserem aktuellen Umfeld, eine Premiere wäre.«
Die KI bestätigte dies.
Cloud richtete den Blick auf die Gefährten, die Seshas Erklärung für den Sonnenkollaps ebenso gehört hatten wie er selbst. Mit ihm auf dem Kommandopodest Platz genommen hatten Scobee, Jarvis, Algorian, Jelto, Jiim und Cy.
Damit waren alle sieben Sitze belegt. Die aktivierte Holosäule zeigte als Aufzeichnung die Tragödie, die sich kurz zuvor jenseits der Schiffshülle abgespielt hatte. Die RUBIKON hatte seither weitere fünf Lichtjahre zum nächsten Stern zurückgelegt, der bislang keinerlei Auffälligkeit zeigte. Aber die Sensoren arbeiteten auf Höchstleistung, und beim kleinsten Hinweis darauf, dass auch hier eine Entartung drohte, würde der Rochenraumer eine Nottransition vornehmen. Die Entfernung zur »ozeanischen Sonne«, wie Tovah’Zara neuerdings im bordinternen Sprachgebrauch auch genannt wurde, betrug etwa 3,9 Lichtjahre.
Die zwischengeschalteten Filter schützten die Betrachter der Katastrophe vor dem Erblinden. Ansonsten wäre die Lichtfülle des Sonnenballs, der urplötzlich in sich zusammensank, als hätte jemand das Ventil eines zuvor prall aufgeblasenen feuerroten Luftballons geöffnet, nicht zu ertragen gewesen.
Wieder und wieder lief das Sterben in der Holosäule ab. Die Sequenz war in eine Endlosschleife gebunden worden.
»Seshas Annahme geht also dahin«, fasste Jarvis schließlich noch einmal zusammen, was sie erfahren hatten, »dass der Sonnentod von den neuen Herren des Kubus ausgelöst wurde. Sie zieht Parallelen zu unserem zweiten Exkurs nach Tovah’Zara, in die dortige Ewige Stätte, zu einem Zeitpunkt, als Sobek das Schiff für sein Volk zurückerobert hatte und wir hilflose Gefangenen seiner Willkür waren. Damals wurden die HARKARS erschaffen – in der Ewigen Stätte, welche, wenn wir uns nicht täuschen, die Funktion eines gigantischen Kopierapparats hat. Die RUBIKON – oder SESHA, wie die Foronen ihre Arche nannten – als Mastervorlage, wurden damals Dutzende ›Kopien‹ von ihr erschaffen. Und dafür wurden unvorstellbare Energiemengen benötigt, die die Ewige Stätte den Sternen stahl, in deren Umgebung Tovah’Zara seinerzeit kreuzte. Nun soll das, folgt man Sesha, wieder geschehen sein, wenn auch in bescheidenerem Umfang. Dabei erwischte es offenkundig den Stern, der dem getarnten Kubus momentan am nächsten steht. Dummerweise hatten wir den als Versteck auserkoren und können von Glück sagen, dass er uns nicht mit sich ins Verderben riss.«
»Das verdanken wir allein Seshas Reaktionsschnelligkeit«, erinnerte Scobee. »Zu unserem Glück hat sie feminine Eigenschaften, wozu auch die Fähigkeit zählt, in Stresssituationen spontan richtige Entscheidungen zu treffen.«
Damit hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.
Nur Jarvis verzog keine Miene. » Natürlich «, sagte er nur – in einem Tonfall, der das Gegenteil verhieß.
»Wenn Seshas Abgleich mit den in unseren Datenspeichern befindlichen Werten von damals den richtigen Schluss zog«, sagte Cloud, »bleibt die Frage, was diesmal in der Ewigen Stätte kopiert wurde …«
»Vielleicht wurde nichts kopiert, sondern einfach nur erschaffen «, warf Algorian ein. Der spindeldürre Aorii-Telepath machte ein besorgtes Gesicht und saß kerzengerade da. »Ich erinnere an das Ergebnis unseres jüngsten Vorstoßes in den Kubus. Dabei wurde offenbar, dass die Treymor an einem neuartigen Schiffstyp arbeiten, der sich radikal von ihren bisherigen Vorlieben unterscheidet.«
»Schiffe aus anorganischer Materie, der in noch unerforschter Weise Leben innezuwohnen scheint …« Cloud nickte. »Wie bei den Jay’nac. Vielleicht waren sie Vorbild … Wir finden es heraus. Auch, warum immer sie sich dafür entschieden haben. Welchen Vorteil sehen sie in solchen Konstruktionen, wo sie doch selbst zweifelsfrei organisch sind?«
»Das Geschehen innerhalb des Kubus ist rätselhafter denn je«, stimmte Scobee ihm zu. »Die Verdrängung der Vaaren als ordnende Instanz ist jedenfalls sicher …Ich frage mich, was aus den anderen Bewohnern wurde, denen zu früherer Zeit richtungsweisende Bedeutung zukam.«
»Du meinst die Heukonen?«
»Beispielsweise.«
»Sie wurden wahrscheinlich ebenso unterdrückt wie jeder andere ›Ureinwohner‹ des Würfels«, vermutete Jarvis, »und stehen heutzutage kurz vor der Ausrottung – falls sie nicht schon ausgerottet sind.«
»Das würde in der Schlussfolgerung bedeuten, die Treymor haben keine Verwendung für sie«, sagte Cloud. »Das kann … okay, das will ich nicht glauben! Warum sollte ihnen der Kubus so wichtig sein, wenn ihnen nicht auch an seinen Bewohnern etwas läge? Das Element Wasser ist nicht eben ihr bevorzugter Lebensraum, im Gegenteil.«
»Das war es auch schon für die Foronen nicht«, erinnerte ihn Jarvis. »Und dennoch wählten sie genau dies, um sich vor ihren Feinden zu verstecken.«
Cloud lächelte. »Du hast recht, alter Freund, du hast ja recht. Wir fischen im Trüben. Zumal wir nicht einmal eine Erklärung dafür haben, wie der Kubus das Darnoksche Vernichtungsfeld überhaupt überstehen konnte.«
»Vielleicht hielt er sich zum damaligen Zeitpunkt außerhalb der Milchstraße auf«, sagte Jiim. Der Narge hatte die Flügel hinter dem Rücken zusammengefaltet und machte einen entspannten Eindruck, obwohl er im Zuge der jüngsten Ereignissen buchstäblich hatte Federn lassen müssen. »Die Mobilität dieses riesigen Objekts steht außer Frage.«
»Es wäre denkbar«, sagte Cloud nickend, »und fast würde ich es hoffen, denn …«
»Denn?«, fragte Scobee, als er verstummte.
»… diese Erklärung würde mich bedeutend besser gefallen, als wenn es eine andere gäbe, die uns das unglaubliche Machtpotenzial der Treymor noch drastischer als ohnehin schon vor Augen führen würde.«
»Wohl gesprochen, Häuptling!« Jarvis grinste jungenhaft über sein ganzes Gesicht – das ebensolche Täuschung war wie der Rest seines Körpers, den er den anderen präsentierte. »Wie lange wollen wir uns mit Halbwahrheiten noch zufrieden geben? Wenn ihr mich fragt: Wir müssen so schnell wie möglich wieder rein kühle Nass! Nur im Kubus werden wir Antworten auf die noch ungelösten Rätsel finden.«
Cloud blieb zurückhaltend. »Ich bin gegen vorschnelles Handeln. Diese Strategie hatten wir bereits, als wir uns blindlings in die vermeintliche Sonne warfen. Der nächste Vorstoß sollte geplanter erfolgen.«
»Dann bist du gefragt«, sagte Scobee. »Du bist der Stratege.«
Cloud wünschte, er hätte dem zustimmen können. Momentan fühlte er sich fast hilflos. Zumal da immer noch etwas in ihm rumorte, von dem Sesha hartnäckig behauptete, es wäre gar nicht da.
Details
- Seiten
- Erscheinungsjahr
- 2018
- ISBN (ePUB)
- 9783738924459
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (Dezember)
- Schlagworte
- raumschiff rubikon sonne