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Die Raumflotte von Axarabor #45: Brutale Welt

©2018 70 Seiten
Reihe: Axarabor, Band 45

Zusammenfassung

Brutale Welt

Die Raumflotte von Axarabor - Band 45

von Wilfried A. Hary

Der Umfang dieses Buchs entspricht 74 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Es ist wie ein Alptraum, der Wirklichkeit geworden ist. Aber ist er tatsächlich Wirklichkeit? Jedenfalls, wer nicht zu kämpfen versteht, muss sterben. Also nimm die Waffe in die Faust und tu was!

Leseprobe

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Brutale Welt

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Die Raumflotte von Axarabor -  Band 45

von Wilfried A. Hary

Der Umfang dieses Buchs entspricht 74  Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Es ist wie ein Alptraum, der Wirklichkeit geworden ist. Aber ist er tatsächlich Wirklichkeit? Jedenfalls, wer nicht zu kämpfen versteht, muss sterben. Also nimm die Waffe in die Faust und tu was!

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author /COVER 3000AD 123rf Steve Mayer

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Der See sah aus der Luft aus wie eine senkrecht verlaufende breit klaffende langgestreckte Wunde. An beiden Enden, sowohl oben im Norden wie auch unten im Süden, setzte sich der Fluss fort wie ein schmaler Riss in der Haut des Planeten, der sich eben als klaffende Wunde vorübergehend verbreiterte. Hinzu kam der Umstand, dass je nach Jahreszeit Rotalgen überhandnahmen und den See tatsächlich wie Blut erscheinen ließen.

Ansonsten war es eine eher karge Landschaft, die Pflanzen zu wenig Wasser bot und Tieren dadurch auch wenig Nahrung. Sie kamen trotzdem, um sich am Wasser des Sees zu laben.

Überwiegend rechts vom südlichen Ende, denn rechts vom nördlichen Ende war eine kleine Stadt aus Bretterbuden herangewachsen, die einigen hundert Menschen ein eher kärgliches Dasein ermöglichten. Ohne die durstigen Tiere weiter südlich hätte man hier schwerlich überleben können, ohne zum Hungeropfer zu werden.

Es gab sogar eine Art Sheriff. Den nannte man hier zwar anders, aber man konnte dieses Wort durchaus so übersetzen. Genauso wie es in dieser Stadt nicht wirklich Pferde gab, aber die wenigen Tiere, die man hier zum Reiten benutzte, hatten eine gewisse Ähnlichkeit, und da war der Begriff Pferde durchaus anschaulich.

Sheriff war Tibor Sangnang. Er trug einen breitkrempigen Hut, der ihn vor der gnadenlosen Sonne schützte, weil er verhinderte, dass diese ihm die Augen aus ihren Höhlen brannte. Und die Waffe an seiner Hüfte konnte man vergleichen mit so etwas wie einem Colt.

Ja, die Entwicklungen auf den bewohnten Planeten des unendlichen Universums konnten sich durchaus verblüffend ähneln. Auch wenn hier, auf diesem Planeten, der Colt eben anders hieß. Wie so vieles, das man aber trotzdem vergleichen konnte.

Bleiben wir einmal beim Colt, auf dem Tibor Sangnang gern lässig die Hand ruhen ließ, stets bereit, ihn blitzschnell zu ziehen. Man sagte ihm nach, dass kein Mensch der Bewegung mit den Augen folgen konnte. Und trotzdem traf jeder Schuss ins Ziel.

Diese Art von coltähnlicher Waffe hatte noch eine weitere Besonderheit, nicht nur dass sie wirklich treffen konnte: Ihre Munition war unendlich verfügbar.

Damit nahm diese Waffe allerdings hier eine Sonderstellung ein. Nicht nur in dieser verlausten, dreckigen Stadt, die eher einem Elendsviertel glich, sondern wohl auch auf der ganzen Welt. Davon jedenfalls durfte man zunächst einmal ausgehen.

Die Sonne Iridano war wirklich heute mal wieder unbarmherzig. Tibor blinzelte geblendet und sah durch den Häuserspalt gegenüber seines Büros in Richtung See. Von hier aus erstreckte er sich immer breiter werdend in Richtung Süden. Das Wasser kam aus dem Norden, aus dem mächtigen Gebirgsmassiv dort mit seinen ewig von Eis bedeckten Gipfeln. Allerdings waren sie zu weit entfernt, als dass man sie von hier aus hätte sehen können. Wenn man von einem erhöhten Punkt aus seinen Blick in die Runde gehen ließ, glaubte man, auf einem flachen Teller zu stehen, mit einem Durchmesser von etwa sechzig Kilometern und mit nichts als Einöde rechts und links vom See.

Tibor spuckte verächtlich zu Boden und begann endlich seinen Rundgang. Das musste er mehrmals täglich zelebrieren, damit jeder wusste: Er war immer noch da! Und er würde rigoros durchgreifen, sobald auch nur das Geringste schief ging.

Und schiefgehen... Damit meinte er natürlich irgendwelche Gesetzesübertretungen.

Es gab zwar in „seiner“ Stadt nicht viele Gesetze, aber die mussten rigoros eingehalten werden. Nicht nur, weil er selbst sie aufgestellt hatte.

Ab und zu kamen auch Fremde in die Stadt. Sie folgten für gewöhnlich dem Flusslauf, entweder aus dem Süden oder auch aus dem Norden kommend. Wenn sie die Stadt erreichten, hatten sie einiges an Strapazen bereits hinter sich. Deshalb waren sie auch meistens ohne Pferde unterwegs, weil sie diesen auf halber Strecke den Gnadenschuss hatten verpassen müssen.

Ja, das Leben hier, in dieser Einöde, war wahrlich hart. Obwohl Tibor Sangnang sich an kein leichteres erinnern konnte. Wenn man ihn gefragt hätte, wie lange er denn schon hier war und den Sheriff spielte, hätte er das gar nicht beantworten können. Höchstens mit: „Schon immer!“

Er lachte hässlich, als er daran dachte.

Überhaupt grübelte er gerade mal wieder über den Namen der Stadt nach. Wie hieß sie noch gleich?

Wieso fiel ihm der Name nicht ein? Das war doch wohl nicht möglich, oder?

Als würde es gar keinen Namen geben.

Aber auch das war doch eigentlich nicht möglich. Mehrere hundert Menschen lebten hier, es gab so etwas wie ein Wirtshaus, auch einen Barbier, der gleichzeitig die medizinische Versorgung erledigte, nicht zu vergessen den Trödelladen hier ganz in der Nähe... Ja, und natürlich das Sheriffsbüro mit dem kleinen Gefängnistrakt, mit Platz für bis zu fünf Gefangenen.

Mehr wurden es sowieso nie. Selbst wenn eine größere Bande die Stadt heimsuchte. Wenn Sheriff Tibor Sangnang aufgeräumt hatte, erschien es beinahe wie ein Wunder, wenn auch nur noch einer von denen am Leben geblieben war.

Er grinste beim Gedanken daran. Das gefiel ihm. Überhaupt konnte er sich kein besseres Leben vorstellen. Jeder respektierte ihn. Wer es nötig hatte, fürchtete ihn. Eine dritte Kategorie gab es nicht. Und wenn doch einmal, lebten die Betreffenden nicht lange genug, um ihm auf die Nerven zu gehen.

Eigentlich bestand die Stadt ja nur aus der Hauptstraße. Die Barracken in zweiter und dritter Reihe brauchten keine Straßen. Man konnte sie auch so zu Fuß erreichen.

Es sei denn, es herrschte Regenzeit. Dann saugte sich der Boden voll mit Wasser und wurde zu einer zähen Masse, die es einem schwer machte, überhaupt auch nur von der Stelle zu kommen.

Außer auf der Hauptstraße. Dort war der Boden dermaßen verdichtet, dass Wasser gar nicht erst einsickern konnte. Nur der oberflächliche Staub verwandelte sich in zähflüssigen Brei, der den Sheriff bei seinem Rundgang allerdings in keiner Weise störte.

Bis der Fluss über die Ufer trat und sowieso auch noch das Umland in einen See verwandelte. Damit die Stadt das möglichst schadlos überstand, waren sämtliche Hütten deshalb auf Stelzen gebaut, so dass sie einen Meter über dem Boden standen.

Er strebte jetzt dem nördlichen Ende der Stadt zu, sah hinaus in die Wildnis und wollte sich abwenden, um Richtung Süden zu marschieren. Da kniff er plötzlich die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, weil er etwas entdeckt zu haben glaubte.

Er schloss die Augen, um sie erst einmal zu beruhigen. Die blendende Helligkeit trübte sonst den Blick zu sehr.

Als er sie wieder öffnete, war alles klarer zu erkennen. Vor allem auch, weil die Staubwolke ungewöhnlich rasch näher gekommen war.

Das waren offensichtlich Reiter. Wie hatten sie es geschafft, die weite Strecke mit Tieren zu überwinden, die nicht unterwegs sterben mussten?

Tibor Sangnang schnalzte mit der Zunge und stellte sich breitbeinig mitten auf die Straße.

Das interessierte ihn jetzt durchaus, was das für eine Staubwolke war. Natürlich vor allem, wer sie aufwirbelte. Seiner Schätzung nach musste es sich um mehr als fünf Reiter handeln. Wenn er sich nicht täuschte, näherte sich da eine ganze Horde.

Abermals schnalzte er mit der Zunge und überlegte dabei, ob er seine zweite Waffe holen sollte.

Aber nein, die eine genügte. Immerhin hatte er unbegrenzt viele Schüsse, die er in so rascher Folge abfeuern konnte, als hätte er ein Maschinengewehr besessen.

Dass seine Waffe unbegrenzt Munition feuern konnte, das nahm er einfach als gegeben hin, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wie das überhaupt möglich war. Andererseits pflegte er zu sagen: „Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul!“

In dieser Bedeutung zumindest, was ja nichts anderes heißen sollte, dass es ihm egal war, warum so etwas funktionierte, solange es eben funktionierte...

Da stand er nun. Die Sonne bemühte sich indessen, ihm das Gehirn unter dem breitkrempigen Hut zu kochen. Daran würde er sich wohl nie gewöhnen können. Nur wenn dann die Regenzeit kam, wünschte er sich eher wieder die brennende Sonne zurück, denn Dauerregen war für ihn sogar noch schlimmer.

„Scheiße!“, entfuhr es ihm, als die Staubwolke nah genug war, um die Anzahl der Reiter besser abschätzen zu können: „Das müssen ja mindestens zwanzig sein!“

Das machte ihn jetzt doch ein wenig nervös. Aber nur ein wenig. Immerhin er allein hier mitten auf der Hauptstraße. Er konnte sich denken, dass sich alle Bewohner bereits flach auf den Boden ihrer Buden gelegt hatten, um nur ja nicht von einer verirrten Kugel getroffen werden zu können.

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Noch bevor die Fremden auf Schussweite heran waren, teilten sie sich auf, um schließlich in breiter Phalanx heran zu preschen. Gejohle scholl auf, als wollten sie sich gegenseitig Mut machen, und ihre Geschwindigkeit blieb unverändert, als wollten sie ihre Tiere mit aller Gewalt zu Schande reiten.

Ein abgrundtiefes Knurren verließ die Kehle des Sheriffs dieser namenlosen Stadt, denn jetzt hatte er keine Zweifel mehr daran, dass dies nicht einfach nur fremde Reisende waren, sondern dass es sich um einen Angriff handelte. Eine Bande aus dem Norden, ihrem eigenen tristen Dasein entronnen und in der irrigen Vorstellung, dass ausgerechnet hier so etwas wie Milch und Honig flossen. Nur weil es den See gab? Ja, der stellte genügend Wasser zur Verfügung, aber es gab kaum Fische, und um essen zu können, musste man im Süden erst jagen gehen. Geschickt genug, um überhaupt eines der scheuen Wildtiere zu erwischen.

Was sie auf jeden Fall hier finden würden, so es nach dem Sheriff ging, war ein möglichst schneller Tod.

Die breite Front machte es natürlich schwerer für einen einzelnen Mann, die Stadt zu verteidigen. Zwischen jedem Reiter waren mindestens fünf bis zehn Meter Abstand. Also konnte er höchstens die Hälfte der Reiter erwischen. Die Flanken konnten weiter preschen und die Stadt in Brand setzen, ehe er etwas dagegen unternehmen konnte.

Danach sah es zumindest aus, und sicherlich war das auch genau die Strategie der Angreifer.

Tibor Sangnang kam allerdings nicht umhin, so etwas wie Bewunderung für diejenigen zu spüren, die im Zentrum der Reiterfront ritten, denn diese würde er auf jeden Fall erwischen.

Dachte er – und schon pfiffen ihm die ersten Kugeln um die Ohren. Die hatten weitreichende Gewehre und schossen auf ihn, ehe sie sich in Schussweite seiner eigenen Waffe befanden.

Das hatte er nicht bedacht.

Und er stand da mitten auf der Hauptstraße wie die lebendig gewordene Zielscheibe.

Ärgerlich zog er seine Waffe, eben mit jener blitzschnellen Bewegung, die niemand mit den Augen verfolgen konnte.

Die konnten ihn nicht gezielt angreifen, nicht während dieses rasenden Galopps. Dafür hätten sie schlauer sein und ihre Reittiere in gebührender Entfernung zügeln müssen.

Jetzt sprang ihnen Tibor Sangnang sogar auch noch entgegen. Er machte dabei Sätze von fast drei Metern, mit der Waffe in der Faust, bis er der Meinung war, die ersten Kugeln riskieren zu können, während die Kugeln der Angreifer ihm um die Ohren sirrten wie wütend gewordene Insekten.

Schon sein erster Schuss war ein Volltreffer. Also reichte jetzt die Entfernung.

Die Kugeln verließen in dermaßen rascher Folge den Lauf seiner Waffe, dass es sich tatsächlich so anhörte wie ein Feuerstoß aus einem Maschinengewehr.

Nicht jede Kugel traf ins Ziel. Nur die ersten fünf. Die weiteren Ziele waren zu weit entfernt. Da hätte er nur mit viel Glück treffen können, selbst mit so einer Wunderwaffe wie der seinigen.

Sofort schlug Tibor einen Haken, sah die kleinen Staubfontänen, die vom Boden aufspritzten, verursacht von gegnerischen Kugeln, die dort einschlugen.

Ihn selbst hatte bis jetzt noch keine erwischt. Aber das durfte ihn nicht zu sicher werden lassen.

Dennoch durfte er keinen Sekundenbruchteil zögern. Er musste tun, was getan werden musste, selbst wenn es ihn das Leben kostete.

Und so verließ eine Kugel nach der anderen den Lauf seiner Waffe, während er nach links hin rannte, um die Angreifer dort zu erwischen. Immer genauestens gezielt und immer ein Treffer, falls das Ziel nah genug war. In weiterem Abstand als dreißig Metern wurde es halt problematisch.

Die gestürzten Reiter hatten ihre eigenen Waffen verloren, während die Pferde allein weiter galoppierten. Dabei gewann Tibor den Eindruck, als würden sie sogar noch schneller werden, jetzt, ohne Last. Vor allem gerieten sie wohl durch das ohrenbetäubende Ballern in Panik.

Die eine oder andere verirrte Kugel erwischte anstatt Tibor Sangnang immer wieder eines der Pferde. Keines wurde dabei getötet, aber eben doch verletzt.

Tibor taten die Tiere leid. Die Reiter, die er mit Waffengewalt von deren Rücken holte, natürlich nicht. Sie hatten es sich selber zuzuschreiben. Wer seine Stadt angriff, musste mit der Todesstrafe rechnen. Ohne Richterspruch, ohne Verhängung eines Urteils, sondern auf der Stelle vollzogen.

Bis es auf der linken Flanke auch keine lebenden Reiter mehr gab.

Jetzt bückte sich Tibor Sangnang und schnappte sich eines der Gewehre.

Die restlichen etwa acht Reiter brachten ihre Tiere zum Stehen, warteten, bis sie nur noch auf der Stelle ein wenig trippelten und legten dann mit ihren Gewehren an.

Unter diesen Umständen konnten sie ihn tatsächlich erwischen. Falls Tibor Sangnang ihnen nicht zuvor kam, hieß das, und genau das war er bereits im Begriff zu tun:

Er war längst los gerannt im Zickzack, um kein gutes Ziel zu geben, hatte während des rasenden Laufes angelegt, hatte den ersten im Visier und zog den Abzug durch.

Der Reiter wurde mitten ins Gesicht getroffen und kippte rücklings vom Pferd.

Das machte die anderen nervös. Nur deshalb vielleicht gingen ihre Schüsse daneben.

Und dann starb der nächste. Jetzt waren sie nur noch sechs.

Und diese sechs Banditen, die sie für Tibor Sangnang waren, hatten auf einmal keine Lust mehr, Zielschießen auf ihn zu veranstalten, und suchten ihr Heil in der Flucht.

Das schafften nicht alle, denn ehe sie außer Reichweite des Gewehres kamen, erwischte Tibor Sangnang noch zwei von ihnen. Also entkamen nur noch vier.

Erstaunt blieb Tibor Sangnang stehen und betrachtete das Gewehr in seiner Hand. So ein Ding hatte doch normalerweise nur einen Schuss?

Er prüfte es genauer.

Ja, eigentlich war es ein einschüssiges Gewehr. Man musste ein solches jedes Mal neu laden, also die leere Patronenhülse entfernen und eine neue Patrone einlegen. Aber er hatte doch jetzt mehrere Schüsse hintereinander abgeben können. Und das nachdem der Vorbesitzer der Waffe ebenfalls schon mehrfach geschossen hatte.

Konnte es denn sein, dass dieses Gewehr genauso war wie seine Handfeuerwaffe? Mit endloser Munition?

Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn, als er den Fliehenden hinterher sah.

Deshalb waren die so mutig gewesen und hatten sich doch tatsächlich eine Chance eingeräumt, die Stadt zu überrennen – seine Stadt wohlgemerkt!

Waren denn alle Gewehre von denen so?

Er brauchte sie ja nur einzusammeln und seine These zu überprüfen.

Dafür gab er nacheinander mit jedem erbeuteten Gewehr mehrere Schüsse in die Luft ab. Es dauerte eine Weile, bis er auf diese Weise alle durch hatte.

Tatsächlich! Wie, um alles in der Welt, waren die Burschen an solche Wunderwaffen gekommen?

Wie war denn eigentlich er selber zu seiner Waffe gekommen?

Er grübelte darüber nach, doch es wollte ihm einfach nicht mehr einfallen.

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Alle Gewehre auf einmal zu tragen schaffte er nicht allein. Deshalb nahm er nur zwei mit, als er in die Stadt zurückkehren wollte.

Da erst sah er den aufsteigenden Rauch: Im südlichen Teil der Stadt! Er selbst befand sich ja im Norden.

Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er war auf eine Finte hereingefallen, ein Ablenkungsmanöver. Diese hatte zwar sechzehn Angreifern das Leben gekostet, aber in der Zeit, in der sie gestorben waren, hatten sich andere der Stadt von Süden her genähert und sie... in Brand gesteckt!

Tibor ließ die Gewehre fallen und sprintete los.

Die mörderische Sommerhitze hatte das Holz der Hütten dermaßen ausgetrocknet, dass es brannte wie der berüchtigte Zunder. Schon donnerten die Flammen himmelwärts. Die Menschen, die sich dort feige in ihren Hütten vor den Kugeln geduckt hatten, wurden jetzt unentrinnbar Opfer des Feuers.

Tibor hörte ihre grässlichen Schreie, bevor er sie erreichen konnte. Das Feuer erstickte sie schließlich und sprang gierig auf die nächsten Hütten über.

Schon brannte ein halbes Dutzend. Dem Feuer entkam keiner.

Endlich begriffen die Menschen in den noch nicht betroffenen Hütten, dass es Zeit wurde, zu fliehen.

Schreiend rannten sie aus den Hütten, aber anstatt jetzt anzufangen, das Feuer zu bekämpfen, rannten sie einfach kopflos weiter, in alle Himmelsrichtungen.

„Halt!“, brüllte Tibor Sangnag aus Leibeskräften, doch keiner von ihnen hörte auf ihn. Ganz im Gegenteil: Sie liefen nur noch schneller davon.

Was hätte er denn tun sollen in dieser Situation? Ihnen in den Rücken schießen? Das hätte sie ja wohl kaum zurück gebracht.

Also stand er allein da, mitten auf der Hauptstraße, und musste tatenlos zusehen, wie innerhalb von Minuten seine ganze Stadt abbrennen würde. Es würde nur noch aufstiebende Asche übrigbleiben, die der Wind in alle Richtungen verteilte.

Wie viele waren bereits umgekommen? Wenn er richtig schätzte, war höchstens der Hälfte die Flucht gerade noch gelungen, aus den Hütten, die noch nicht vom Feuer erfasst waren.

Voller Zorn wandte er sich gen Süden. Aber natürlich fehlte von den Brandstiftern längst jegliche Spur. Vielleicht waren es ja nur eine Handvoll gewesen? Das hatte genügt, um die Stadt regelrecht zu vernichten.

Und er, der Sheriff, der Beschützer der Stadt, der Hauptverantwortliche, hatte auf der ganzen Linie versagt. Da nutzten ihm seine Schießkünste mit dieser wahren Wunderwaffe überhaupt nichts. Außer ihm war praktisch nichts und niemand übrig geblieben.

Da hörte er den gellenden Schrei aus einem der windschiefen und ziemlich grob zusammengezimmerten Gebäuden weiter nördlich. Soeben leckte das erste Feuer danach. In spätestens einer Minute schon würde es lichterloh brennen, um genauso zu vergehen wie alle bisher abgebrannten Hütten.

Von dort war der Schrei gekommen!

Aber wie war das möglich, dass jemand freiwillig in seinem Haus zurückgeblieben war?

Schon sprintete er los, erreichte die Eingangstür in Rekordzeit, stoppte keinen Sekundenbruchteil davor, sondern rannte ganz im Gegenteil aus vollem Lauf dagegen.

Die Tür krachte aus den Angeln und aus dem Schloss, segelte mehrere Meter weiter in das Innere der Hütte und fiel dann erst polternd zu Boden.

Knapp vor dem Mittelpfosten, der die Dachspitze trug und deshalb ziemlich massiv wirkte.

Von wegen freiwillig: Eine Frau, ziemlich mitgenommen aussehend und an diesen stabilen Pfosten unentrinnbar gefesselt!

„Verdammt, wer macht denn so etwas?“, entfuhr es Tibor.

„Mein Mann!“, wimmerte sie.

Er sprang zu ihr hin und sah sich gleichzeitig um.

Auf dem wackligen, roh zusammengezimmerten Tisch mit der vernarbten Tischplatte lag ein Messer, wie griffbereit. Er nahm es und schnitt die Frau los.

Sie schien keine Kraft mehr zu haben, denn sie rutschte haltlos zu Boden und wimmerte wieder.

„Verdammt, auf mit dir!“, schrie Tibor sie an. „Das Feuer ist schon da. Es geht um Sekunden.“

Sie bemühte sich redlich. Das sah er, aber sie schaffte es nur unvollständig ohne seine Hilfe. Also packte er hart zu, viel härter als beabsichtigt, riss sie vom Boden hoch wie eine Strohpuppe und rannte mit ihr zur aufgesprengten Tür hinaus.

Erst inmitten der Hauptstraße blieb er schweratmend stehen und ließ die Gerettete in den Staub gleiten.

Gottlob war die Straße breit genug. Hier konnte man vom Feuer schwerlich erfasst werden. Aber es wäre doch besser gewesen, überhaupt die brennende Stadt zu verlassen, denn die Luft war bereits deutlich knapper geworden. Hatte er nicht schon von so etwas wie Rauchvergiftung gehört?

Er beugte sich über die halb besinnungslose Frau.

„Rede! Wer war das?“

„Mein Mann!“, wiederholte sie.

„Aber wieso?“

„Ihm hat das Essen nicht geschmeckt, das ich für ihn gemacht habe.“

„Wie bitte?“

„Er bestraft mich immer für mein Versagen.“

Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738924053
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Dezember)
Schlagworte
raumflotte axarabor brutale welt
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Titel: Die Raumflotte von Axarabor #45: Brutale Welt