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Die Insel der Wiedergeburt

©2018 60 Seiten

Zusammenfassung

Die Insel der Wiedergeburt
Ein Joe Carnor-Fall
von Hendrik M. Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 45 Taschenbuchseiten.

In einem Logistikunternehmen in Münster stirbt ein Mann. Der Verdacht: Anthrax! Joe Carnor muss ermitteln, denn der Kampfstoff wurde durch die Vaucan-Roboter seiner Firma übertragen. Handelt es sich um einen terroristischen Anschlag der KI-Gläubigen oder steckt die Konkurrenz dahinter?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Die Insel der Wiedergeburt

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Ein Joe Carnor-Fall

von Hendrik M. Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 45 Taschenbuchseiten.

In einem Logistikunternehmen in Münster stirbt ein Mann. Der Verdacht:  Anthrax! Joe Carnor muss ermitteln, denn der Kampfstoff wurde durch die Vaucan-Roboter seiner Firma übertragen. Handelt es sich um einen terroristischen Anschlag der KI-Gläubigen oder steckt die Konkurrenz dahinter?

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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1

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Eddy Boorkes fühlte sich nicht gut. Er öffnete ein wenig den Reißverschluss seines blauen Overalls, den er im Logistikzentrum immer tragen musste. Ihm war warm. Als seine Beine plötzlich nachgaben und er zusammensackte, wusste er instinktiv, dass er starb. Die Ränder seines Gesichtsfeldes wurden dunkel, die Welt verblasste und irgendjemand hatte den Ton abgestellt. Er hatte seit einem Tag nichts mehr gegessen, schlecht war ihm aber schon seit drei Tagen. Der Durchfall hatte ihn beinahe gezwungen, nicht zur Arbeit zu kommen, doch er war heute Morgen aufgestanden und hatte sich hergequält. Es war einfach zu viel zu tun in der Firma, er konnte sich nicht krankschreiben lassen. Nun bereute er es. Vage nahm er wahr, dass jemand zu ihm lief, ihn zur Seite drehte. Doch dann war die Welt finster.

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2

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Joe Carnor war bereits vor dem Eingang zu Tobayashi Industries in Münster, als ihn der Anruf ereilte.

Er zog das Headset aus seiner Jackentasche und steckte sich den Knopf ins Ohr.

„Carnor, Versicherungsfälle für Tobayashi Industrie, was kann ich für Sie tun?“

„Sieh auf deinen Bildschirm, ich bin’s, Sophie“, begrüßte ihn seine Partnerin bei Tobayashi Industries. Zusammen kümmerten sie sich um allerlei Rechts- und Versicherungsfälle, die den weltweit führenden Hersteller von Robotern betrafen.

„Wir haben einen Toten“, begann seine Partnerin ohne Umschweife.

„Wir haben nie einen Toten, unsere Produkte sind Roboter. Roboter sterben nicht“, erwiderte Joe trocken. Vor ihm hielt ein selbstfahrendes Taxi. Er zögerte beim Einsteigen.

„Einen Vaucan meine ich auch nicht“, sagte Sophie ruhig. „Wir haben einen Toten im Industriepark-Hafen, hinter dem alten Hafen nach Osten aus der Stadt raus.“

„Was betrifft uns das? Wir kümmern uns nur darum, wenn einer unserer Vaucans beteiligt ist. Hat den armen Kerl ein Roboter getötet?“

„Nein, Anthrax.“

„Bitte?“ Joe sah sich irritiert um. „Jetzt sag, was Sache ist.“

„Wenn ich das wüsste“, erklärte Sophie. „Ich hatte einen ziemlich wütenden Polizisten in der Leitung. Da ist einer tot umgefallen in einem Betrieb, Logistik. Tod durch Anthrax, also hat man alles unter Quarantäne gesetzt und rate, woher er die Bakterien hatte? Tja, mehrere Vaucans in dem Betrieb waren mit Anthrax infiziert.“

„Das musst du mir genauer erklären.“ Er stieg in das automatische Taxi. Auf dem Fahrersitz saß niemand. Es gab ebenso kein Lenkrad, um einzugreifen. Glücklicherweise konnte er so auch nicht auffordernd angesehen werden, als er kein Ziel der Fahrt nannte.

„Auf den Vaucans ist Anthrax gewesen. Jetzt will die Polizei, dass wir jemanden schicken, und das Ganze landet bei mir und damit auch bei dir. Ich geh da nicht hin! Anthrax ist gefährlich.“

Joe verkniff sich jedwede Bemerkung darüber, dass Sophie schon lange jeglichen Außendienst gezielt vermied. Er kam gut mit ihr zurecht.

„Nennen Sie bitte Ihr Ziel“, sagte eine synthetische Stimme aus den Lautsprechern des Taxis. „Es ist nicht gestattet, das Taxi als Aufenthaltsraum zu missbrauchen.“

„Gut, schick mir alles Weitere, ja? Ich werd da direkt hinfahren.“

„Wenn Sie das Taxi nicht verlassen, wird eine Strafgebühr fällig“, sagte die synthetische Stimme nun ungeduldig.

„Alter Hafen, Industriepark“, sagte Joe genervt und wünschte sich einen menschlichen Fahrer, wie er es aus den Filmen seiner Kindheit kannte. Der hätte gesehen, dass er am Telefonieren war. An Sophie fügte er hinzu: „Ich melde mich von dort.“

Er öffnete ein wenig seine rote Krawatte und sah aus dem Fenster, als der selbstfahrende Wagen sich einen Weg durch den Verkehr suchte. Er zog seinen Handcomputer aus der Tasche und suchte einen wissenschaftlichen Artikel über Milzbrand heraus. Anthrax war hochgefährlich. Nach grippeähnlichen Symptomen sowie Erbrechen und Übelkeit folgte der Tod. Es war an sich ein natürlich vorkommender Erreger, allerdings eignete er sich dazu, ihn waffenfähig zu machen, was bereits in den frühen 2000ern gelungen war.

Dann war er bereits da und der Wagen hielt. Hier am alten Hafen standen diverse neue schicke Firmengebäude: hoch aufragende Bauten aus Glas und Stahl, die wie Raumschiffe neben den alten Fabrikhallen wirkten. Gegenüber davon lagen weite Hallen, in denen Speditionen saßen. Es gab hier einen der bedeutendsten Handelsumschlagplätze auf dem Weg nach Nord- und Osteuropa.

Er rief erneut Sophie an.

„Bist du da?“

„Ja.“

Er sah hinauf zu dem Gebäude von der BIC. Inzwischen hatte er recherchiert, dass es sich dabei um die Barcelona Iskander Corp. handelte. Sie war in Barcelona von John Iskander McCullum gegründet worden und hatte inzwischen ihren Hauptsitz in Münster als Dreh- und Angelpunkt des Landwarenverkehrs.

„Gut, frag dich durch zu Kommissar Tim Lazarov, der ist von der Polizei als Ansprechpartner genannt worden.“

„Hmm“, brummte Joe. „Ich sehe, wo ich hinmuss. Ich melde mich wieder.“

Er legte auf und ging auf eine Reihe von Einsatzfahrzeugen zu. Eine Halle war abgesperrt worden. Absperrbänder flatterten in der Luft und ein Dutzend Polizisten standen dort bereit, jeden Schaulustigen zu verscheuchen.

„Sie können hier nicht hin, es besteht Gefahr. Gehen Sie“, sagte ein breit gebauter Polizist, der auf Joe zukam. Joe nickte und holte seinen Ausweis heraus. „Ich bin von Tobayashi Industries. Ich werde erwartet und zwar von Kommissar Tim Lazarov.“

Der Polizist nahm Joes Ausweis.

„Warten Sie hier!“

Dann ließ er ihn dort stehen und ging hinter den Halbkreis aus Fahrzeugen. Hin und wieder erhaschte Joe einen Blick auf Männer und Frauen in Schutzanzügen. Man hatte eine Schleuse in das Tor der Lagerhalle eingebaut.

Joe zog seinen Handcomputer heraus und schrieb seiner Frau eine Kurznachricht, dass er sich verspäten würde und sie und die Kinder nicht mit dem Essen warten brauchten.

Kurz darauf kam eine Antwort: Ist es was Schlimmes?

Er zögerte zu antworten, denn allein das Wort Anthrax gab ihm ein ungutes Gefühl. Der zurückkehrende Polizist verhinderte, dass er sofort antworten konnte.

„Kommen Sie mit, Kommissar Lazarov will Sie sehen.“

„Gut, muss ich irgendwas beachten? Nichts anfassen, einen Schutzanzug?“, fragte Joe, während er dem Polizisten folgte.

„Nein, nur nicht durch die Schleuse gehen. Sonst garantieren wir für nichts.“

Der Mann sagte das, ohne eine Miene zu verziehen. Dann waren sie hinter der Absperrung. Jemand hatte ein kleines Zelt aufgebaut, unter dem ein provisorischer Kommandostand war. Einige Tische standen herum, Laptops waren aufgestellt worden und Leute telefonierten.

Inmitten all dieses Chaos stand ein kleiner breitschultriger Mann mit einer Glatze und gab mit sonorer Stimme Anweisungen.

Als Joe vor ihm stand, reichte der Mann ihm die Hand.

„Kommissar Lazarov. Ich bin hier vorerst zuständig. Sie sind Carnor von Tobayashi?“

„Das ist richtig“, sagte Joe und reichte dem Mann seine Hand. “Ich wurde direkt herbeordert. Können Sie mir einen Überblick geben? Was haben unsere Vaucans verbrochen?“

„Tja“, sagte Lazarov und kratzte sich am Kinn. „Das ist so eine Sache. Heute Morgen ist ein Mitarbeiter namens Eddy Boorkes bei der Arbeit in der Logistik zusammengebrochen. Er ist der Vorarbeiter, der gut zwei Dutzend Vaucans überwacht.“ Joe merkte, dass Lazarov zögerte und ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um seine Gedanken zu ordnen. „Nun, er hat sich mit Anthrax infiziert. Gerade wird alles abgespurt. Einige der Vaucans sind auch voller Anthrax-Erreger.“

„Dass die Roboter Krankheitserreger haben, ist nicht die Schuld meiner Chefs. Sie müssen die Vaucans reinigen. Wobei Anthrax schon eine Hausnummer ist“, erwiderte Joe nun ruhig. „Sie beschuldigen ja auch nicht den Hersteller der Tür oder der Kleidung vom Toten.“

„Das nicht, aber es sind auch welche im Inneren. Möglicherweise sind sie über die Vaucans verbreitet worden.“

Joe seufzte. „Wird von einem terroristischen Hintergrund ausgegangen? Oder gibt es irgendeinen Bekenner? Hat die Firma Feinde? Haben Sie mit dem Chef, diesem McCullum schon reden können?“

Der Kommissar nickte. „Feinde hat der sicher, aber jemanden mit Anthrax anzugreifen? Das ist schon ...“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Ne, sowas hatte ich noch nicht. Klar, einer greift sich mal den Hammer und geht auf seinen Nachbarn los. Das hier ist aber verzwickter. McCullum ist bisher von uns nicht erreichbar gewesen. Wir machen da Druck. Es geht hier erst mal nicht um die Schuld oder Unschuld Ihrer Firma. Aber da sind Erreger drin, in ihren Vaucans. Also wollen wir Sie als Verbindungsmann. Zudem will ich Techniker, die die Vaucans auseinandernehmen können und uns sagen, wie sie vielleicht als Überträger benutzt wurden oder, na ja, wo sie gefertigt wurden. Vielleicht ist es doch ein Versäumnis und die Erreger sind bereits bei der Fertigung hineingeraten.“

Joe nickte. „Gut, ich werde Ihnen ein Team unserer Techniker senden. Allerdings ist es Firmenpolitik, dass nur unsere Leute die Vaucans öffnen dürfen.“

„Dann sind sie zu spät. Einer ist offen. Aber da stellten wir fest, dass die doch komplizierter als gedacht sind.“

Joe nickte. „Das läuft auf eine saftige Rechnung für Ihre Behörde raus, wenn der Vaucan beschädigt wurde. Ich telefoniere kurz.“

Kommissar Lazarov nickte mit eiserner Miene. „Tun Sie das. Ich informiere Sie, wenn wir wissen, wo Sie geschlampt haben. Sie werden allerdings nur Techniker hier unter der Aufsicht meiner Leute an den Vaucans schrauben lassen. Hier wird nichts vertuscht.“

Joe verkniff sich ein Lächeln. Er hasste dieses Kompetenzgerangel abgrundtief und hatte etwas derartiges befürchtet.

„Korrektur: Die Dinger sind unser Eigentum, jederzeit. Sie mieten Sie nur. Die Polizei darf Sie weder zerstören, noch uns unbotmäßig lange unser Eigentum wegnehmen. Entweder Sie spielen den Harten und halten die Vaucans fest, bis die Fristen verstreichen und dann bekommen wir sie, oder wir bekommen sie gleich und sie dürfen sogar wissen, was wir herausbekommen. Firmengeheimnisse wie die Funktionsweise eines Vaucans werden nicht geteilt und dabei gibt es kein Publikum. Wir reden hier von einem Monopol und von ein paar Chefs meinerseits, die es gerne behalten wollen.“

Kommissar Lazarov sah Joe böse an, nickte dann aber.

„Schicken Sie sie.“

Joe gab ihm seine Karte. „Bitte, wenn noch etwas ist.“

„Hmm“, brummte der Polizist. Joe ging zurück zu seinem Wagen und telefonierte mit Sophie.

„Hey, schick mir ein Team Techniker. Henderson ist gut, er soll Schutzkleidung mitbringen. Die Vaucans haben Anthrax an und vielleicht in sich. Es geht darum, ob sie nur Überträger waren oder Quelle der Infektion.“

„Ist gut.“

„Finde heraus, wo und wer sie fertigt und wann sie gewartet werden. Es wäre ein PR-GAU, wenn da wirklich jemand Scheiße gebaut hat.“

„Nein“, erwiderte Sophie. „Es wäre eine Katastrophe, wenn es jemand absichtlich getan hat.“

„Stimmt“, sagte Joe und stieg in den automatisierten Wagen ein, der ihn hergebracht hatte und auf ihn wartete. Es regnete nun in dicken Tropfen.

Er rief auf seinem Handcomputer eine Suchmaschine auf und begann eine Onlinerecherche zu der Spedition. Sie musste Feinde haben, dachte Joe. Anthrax ist nicht oft in freier Wildbahn anzutreffen ...

Er beendete den Anruf an Sophie und in diesem Augenblick vibrierte sein Handcomputer energisch. Es gab eine neue Naricht, diesmal aber von seiner Frau: Habt ihr damit zu tun?, fragte sie. Dazu gab es einen Link.

Er öffnete den Link und gelangte auf eine Nachrichtenseite. Dort lief ein Bericht über die Spedition und den Toten. Allerdings hieß es dort, eine Gruppe namens König Ludd habe sich dazu bekannt und es gab nur Spekulationen, dass es sich um einen Giftanschlag handelte.

Er rief erneut Sophie an. Gleichzeitig schickte er ihr eine Nachricht mit dem Video. „Sagt dir König Ludd was?“

„Ja, ich hab die Meldung auch gerade reinbekommen. Ich überprüfe sie.“

Währenddessen lief das Bekennervideo weiter. Ein bärtiger Mann mit einem dünnen Haarkranz stand dort. Er trug ein T-Shirt mit zerbrochenem Zahnrad darauf.

„Wir, die Kinder und Diener König Ludds, wollten damit zeigen, wie gefährlich die Roboter sind. Die Vaucans nehmen uns nicht nur unsere Arbeitsplätze weg. Nein, sie nehmen uns auch unsere Partner weg. Anstelle einer gleichberechtigten ausgewogenen Beziehung steht nun ein Sklave, der einem immer zu Willen ist und alles tut. Dreißig Prozent der Deutschen haben heutzutage keine feste Beziehung mehr, sondern leben ausschließlich mit einem oder mehreren Vaucans zusammen! Man stelle sich das vor! Sie leben mit einem Roboter, schlafen mit ihm! Unsere Rasse wird aussterben.“

Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738923124
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
insel wiedergeburt
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Titel: Die Insel der Wiedergeburt