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Mission Blaue Sonne

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2018 120 Seiten

Zusammenfassung

Mission Blaue Sonne
Science Fiction Roman von Alfred Bekker

Martin Takener, Commander des terranischen Raumschiffs NOVA GALACTICA begibt sich in das System der blauen Sonne. Die letzten Vertreter der ehemals mächtigen und technisch fortgeschrittenen Alienwandler-Spezies der Nugrou werden hier auf ihrer Heimatwelt gefangen gehalten. Eine Spur führt zu einem rätselhaften Artefakt, das eine ganze Galaxie in einenn verheerenden Krieg stürzen könnte...

ALFRED BEKKER ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Science Fiction, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Mission Blaue Sonne

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von Alfred Bekker

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Martin Takener, Commander des terranischen Raumschiffs NOVA GALACTICA begibt sich in das System der blauen Sonne. Die letzten Vertreter der ehemals mächtigen und technisch fortgeschrittenen Alienwandler-Spezies der Nugrou werden hier auf ihrer Heimatwelt gefangen gehalten. Eine Spur führt zu einem rätselhaften Artefakt, das eine ganze Galaxie in einenn verheerenden Krieg stürzen könnte...

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ALFRED BEKKER ist ein  bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Science Fiction, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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​Prolog I

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Aus dem persönlichen Logbuch von Commander Martin Takener, Kommandant des terranischen Raumschiffs NOVA GALACTICA:

Wir befinden uns in einer äußerst heiklen Mission auf dem Heimatplaneten der Nugrou, einer Spezies von Gestaltwandlern, die einst ein unvorstellbar großes Imperium beherrschten und auch Einfluss auf die Geschichte der Menschheit nahmen. Jetzt ist davon nichts mehr existent. Goldene Götter nannte man diese Alienwandler einst wegen der imposanten Artefakte, die sie überall im Kosmos hinterließen. Insektoide Eroberer haben das Reich der Nugrou unter ihre Herrschaft gezwungen. Sie drohen zu einem Machtfaktor zu werden, der auch die Menschheit gefährdet.

Meine Mission ist äußerst schwierig. Wir sind in Auseinandersetzungen zwischen Nugrou-Rebellen und den insektoiden Besatzern geraten.

Zusammen mit zwei Nugrou namens Losig und Kulam befinde ich mich in aussichtsloser Lage.

Die Verbindung zu meinem Schiff ist abgebrochen.

Wir sind entdeckt und werden angegriffen.

Es ist fraglich, wie lange wir uns halten können.

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​Prolog II

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Aus den Aufzeichnungen von Losig alias Ronald Smith:

Ich bin ein Nugrou.

Goldene Götter nannte man unsere Spezies.

Alienwandler ist eine Bezeichnung für uns, die auf der Erde üblich geworden ist, seit man von unserer Existenz weiß.

Alienwandler - weil wir Gestaltwandler sind.

Unsere Lebenserwartung ist - verglichen mit den Maßstäben der Menschen - ungeheuer groß.

Über lange Zeit lebte ich unter dem Namen Ronald Smith unerkannt unter Terranern, bis ich mich ihnen offenbarte und sie als Verbündete in meinem einsamen Rebellen-Kampf gegen die verhassten Qalaak.

Es ist seltsam, jetzt zur alten Heimat zurückzukehren. Nach Yope, dem Ursprungsplaneten der Nugrou und ehemaligen Zentrum des Reiches der Goldenen Götter.

Aber von dieser Herrlichkeit ist nichts geblieben.

Der Terraner namens Martin Takener wird uns vielleicht dabei helfen, dass sich das ändert und wir die übermächtige Herrschaft der Qalaak beenden.

Wir haben mit Kulam Kontakt aufgenommen, einem Freund und Rebellenführer.

Die Frage, die sich mir im Nachhinein stellt, ist die: Haben wir dadurch vielleicht die Qalaak-Besatzer auf uns aufmerksam gemacht?

Und vielleicht nicht nur auf uns, sondern auch auf die Nugrou-Rebellen?

Wenn das der Fall sein sollte, sind wir für das Verhängnis mitverantwortlich, das dann hereinbrach.

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Die Spezial-Raumyacht - ein Beiboot der NOVA GALACTICA - schnellte durch das All und näherte sich der blauen Sonne von Yope. Die Tarnvorrichtung war aktiviert.

Zwei Personen waren an Bord: Commander Martin Takener und der Alienwandler Losig.

Letzterer hatte für den Flug zunächst noch einmal die Gestalt des Menschen Ronald Smith angenommen.

Aber seit sie das System der blauen Sonne von Yope erreicht hatten, war er in seine eigentliche Nugrou-Gestalt gewechselt und bediente seine Instrumente mit Hilfe von feingliedrigen, sich ständig verändernden Tentakeln. Menschliche Finger wirkten gegenüber diesen Tentakeln geradezu grobschlächtig und ungeschickt.

„Wird Zeit, dass du dich an diesen Anblick gewöhnst, Martin“, sagte Losig alias Ronald Smith. „Für die Dauer dieser Mission wird Ronald Smith wohl kaum in Erscheinung treten, wie ich annehme.“

„Verstehe“, sagte Takener.

Takener beschleunigte den Spezial-Raumer und näherte sich einem blauen Gasriesen, dessen Atmosphäre vor allem aus Ammoniak und Schwefelwasserstoffen bestand. Ein Planet, der nach faulen Eiern stank - was allerdings wohl niemand riechen konnte, denn es war kaum ein Organismus denkbar, der der mörderischen Gravitation und den absolut tödlichen Druckverhältnissen in der Atmosphäre des Gasriesen hätte widerstehen können.

Den Anzeigen der Ortung nach gab es aber auch positive Dinge über den Gasriesen zu sagen.

Zum Beispiel, dass es in den tieferen Schichten seiner Atmosphäre Diamanten regnete, wenn der Kohlenstoff unter extremem Druck und ebenso extremer Gravitation zusammengepresst wurde. Diamanten von der Größe eines Kühlschranks ...

Martin Takener steuerte die Spezial-Raumyacht geradewegs in die Atmosphäre des Gasriesen hinein. Die Gravitation und der hohe Druck machten dem Beiboot der NOVA GALACTICA nichts aus, denn es war durch ein Quantenwarpfeld und einen Hyperraumschirm geschützt. Bei eingeschaltetem Quantenwarpfeld konnte das Raumboot feste Materie durchdringen. Es interagierte dann ebenso wenig mit herkömmlicher Materie wie es die sogenannte Dunkle Materie tat, die nur durch ihre Gravitation erkennbar war.

Takener ließ die Raumyacht mitten in der Gashülle des Riesenplaneten stoppen und die Position halten.

„Jetzt werden wir uns mal ortungstechnisch umsehen“, sagte er.

„Unnötig“, meinte Losig.

„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich möchte ungern von Qalaak-Schiffen angegriffen werden, noch bevor wir überhaupt unser Ziel erreicht haben“, sagte Takener.

„Die neue Tarnvorrichtung wird das verhindern.“

„Ja, aber ich möchte trotzdem erst die Lage peilen. Und aus dem Inneren eines nahen Gasriesen ist das am Besten möglich.“

Das Mutterschiff dieser Mission, die NOVA GALACTICA, wartete 50 Lichtjahre vom System der blauen Sonne entfernt auf die Rückkehr von Takener und Losig. Weit genug entfernt, sodass selbst bei einer Entdeckung durch die Qalaak keine Verbindung zwischen dem Großraumer und seinem Beiboot gezogen werden konnte.

Losig fuhr mit einem Dutzend aufgefächerter Tentakel über die Kontrollen. Er aktivierte eine Drei-D-Darstellung des Planeten Yope und seiner Umgebung.

Deutlich waren die georteten Einheiten der Qalaak-Raumkontrolle markiert.

„Alles im üblichen Bereich“, sagte der Alienwandler. „Mit unserer Tarnung dürfte es kaum ein Problem sein, durch die Raumkontrolle zu kommen und unbemerkt zu landen. Dann werden wir uns mit Kulam und seinen Rebellen treffen.“

„Wenn die Raumkontrolle der Qalaak doch etwas bemerkt, kann das für Kulam und seine Anhänger übel ausgehen.“

„Es wird nicht geschehen. Die Tarnvorrichtung funktioniert einwandfrei und ist auf eine Weise von mir optimiert worden, die bislang einzigartig ist.“

„Okay ...“, murmelte Takener.

„Abgesehen davon: Was soll schon passieren? Die Nugrou von Yope werden auf einer Planetenhemisphäre wie in einem abgegrenzten Reservat für seltene Wildtiere gehalten. Unterdrückt und unfrei. Es wird Zeit, dass jemand Feuer an die Lunte legt, damit sich etwas ändert.“

„Darum sind wir aber nicht hier“, erinnerte Takener den Alienwandler.

„Du vielleicht nicht ...“

„Unser Auftrag lautet, die Lage auf Yope zu erkunden.“

„Das Imperium der Qalaak breitet sich immer weiter aus. Ganze Galaxien haben sich die schon einverleibt. Jetzt gefährden die Qalaak nur die menschlichen Siedler auf Terra Nuova, aber früher oder später wird auch die Erde in Gefahr sein.“

„Um das zu beurteilen sind wir hier, Losig.“

„Ich bin hier, um das zu ändern!“

„Du arbeitest genau wie ich im Auftrag der irdischen Regierung. Vergiss das nicht.“

Losig zögerte.

Er nahm für einen kurzen Moment seine menschliche Gestalt an.

„Nein, das vergesse ich nicht“, erklärte er.

„Du bist Angehöriger der Terranischen Flotte.“

„Und mir ist bewusst, dass ohne die Unterstützung der Terranischen Flotte sich weder auf Yope noch in Galaxis Nyroo irgend etwas zum Besseren ändern wird, denn die Bewohner von Terra Nuova sind dazu trotz ihrer technischen Brillanz zu schwach. Und davon abgesehen weiß ich auch nicht, ob die Interessen der Terra-Nuova-Regierung überhaupt mit den unseren übereinstimmen.“

Takener hob die Augenbrauen.

„Den unseren?“, echote er.

„Denen der Nugrou.“ Losigs menschliche Ronald-Smith-Gestalt zuckte noch mit den Schultern, ehe sich der Alienwandler wieder in einen glibberigen Organsack mit Tentakeln verwandelte.

Takener verstand durchaus, worauf Losig hinauswollte.

Wenn die Nugrou sich erheben und die Herrschaft der Qalaak abschütteln, kann das für die Terra-Nuova-Menschen unter Umständen ebenso gefährlich werden wie die jetzige Bedrohung durch die Qalaak ...

Und wenn es zu einem lang anhaltenden Krieg zwischen beiden um die Herrschaft in der Galaxis Nyroo kommt, wird sich die Regierung von Terra Nuova kam raushalten können ...

„Du bist der Kommandant dieser Mission“, stellte Losig jetzt klar.

„Gut, dass wir uns da einig sind“, sagte Takener.

„Aber du wirst verstehen, dass mich das alles sehr aufwühlt. Ich habe so lange im Exil unter Menschen gelebt ... Den Tag, an dem die unterdrückten Nugrou ihr Elend beenden, kann ich kaum erwarten!“

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Takener und Losig beobachteten von ihrem Standort im Inneren des Gasriesen aus ortungstechnisch das Yope-System. Im Schutz des Quantenwarpfelds und des Hyperraumschilds konnten sie hier unbegrenzt ausharren. Selbst die herabregnenden Riesendiamanten fielen einfach durch das Raumboot hindurch.

Schließlich beschloss Takener, dass die Lage hinreichend abgeklärt sei.

Er ließ die Raumyacht aus dem Inneren des Gasriesen herausschießen und flog mit eingeschalteter Tarnung auf Yope zu.

„Keine Reaktion der Raumkontrolle“, meldete Losig.

„Das lässt ja hoffen.“

„Deine Sorgen sind unbegründet, Martin. Wir werden einfach an den Qalaak-Einheiten vorbeifliegen. Und es wird nichts geschehen.“

„Wenn du das sagst.“

„Ich schlage vor, dass du mir die Steuerung für die Landung überlässt.“

„Aus welchem Grund?“

„Ich bin ... ortskundig.“

„Okay. Aber wir sollten trotz unserer Tarnung darauf achten, keinerlei Signaturen zu hinterlassen, die uns vielleicht noch im Nachhinein verraten könnten.“

„Das Risiko besteht“, sagte Losig. „Und ich fürchte, dass es sich nicht vollkommen ausschließen lässt.“

Losig übernahm nun die Steuerung. Er beschleunigte die Raumyacht stark, zog an einem bewaffneten Raumfort im Orbit vorbei und flog dann zwischen mehreren Qalaak-Kriegsraumern hindurch. Dann drang die Raumyacht in die Atmosphäre von Yope ein.

„Landeanflug eingeleitet“, meldete Losig. „Wir werden uns erst nach der Landung über ein besonders codiertes Signal mit Kulam und den Rebellen in Verbindung setzen.“

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Einige irdische Standard-Tage später auf Yope, im Gebiet der Nugrou ...

Am Himmel von Yope leuchtete die Sonne durch einen bedeckten Himmel hindurch und tauchte die Umgebung in ein bläuliches Licht. Grelle Energieblitze und Strahlenschüsse durchzuckten die erdähnliche Atmosphäre. Der Kampf um die Wohnpyramide war in vollem Gang. Von den Gemeinschaftsbalkonen der Wohnpyramide aus schossen die notdürftig bewaffneten Nugrou-Verteidiger gegen die angreifenden insektoiden Qalaak. Die Insektoiden waren hervorragend bewaffnet. Mehrere Hundert von ihnen hatten sich zusammengerottet. Offenbar in der Absicht, die Wohnpyramide der Nugrou zu erobern.

Wie ein großer Schatten näherte sich ein schwere Kampfgleiter der Insektoiden, der nicht nur für die Nugrou das Ende aller Hoffnungen zu bedeuten schien.

Martin Takener, Losig und Kulam waren hinter der niedrigen Brüstung eines Gemeinschaftsbalkons in Deckung gegangen und beobachteten von dort aus das Geschehen. Losig hatte inzwischen die von den Qalaak-Herrschern definierte Standard-Nugrou-Gestalt angenommen. Die Fähigkeit zum Gestaltwandel war für die Insektoiden natürlich eine Gefahr, die jedweder Subversion und Rebellion Tür und Tor öffnete. Darum gab es für die Nugrou eine gesetzlich definierte Standardgestalt. Unter Androhung schlimmster Strafen war es für die Gestaltwandler untersagt, davon abzuweichen.

Die Kleider, die Losig zuvor zur Tarnung in Gestalt eines insektoiden Qalaak getragen hatte, waren von ihm in einer Tasche aus organischer Membran verstaut worden, die sein amöbenhafter Körper nach Belieben auszubilden vermochte.

Mit einem anderen Tentakel hielt er seinen Strahler, mit dem er sich an der Verteidigung der Wohnpyramide beteiligt hatte.

Losig hob die Waffe, zielte auf den Gleiter.

Der Strahl traf die matt schimmernde Oberfläche.

Ohne Wirkung.

Der kaum sichtbare Energieschirm, der den Kampfgleiter wie eine zweite Außenhaut umgab, sorgte dafür, dass die Energie des Strahlschusses sofort absorbiert wurde.

,,Es ist aus“, sagte der Nugrou resigniert. Er drehte seinen amöbenhaften Körper etwas herum. Ein Gesicht hatte er in diesem Zustand nicht. ,,Es tut mir leid, dass ich dich in diese aussichtslose Sache hineingezogen habe, Martin Takener“, fuhr er fort.

Martin Takener überprüfte die Energieversorgung seines Handlasers. Er kauerte in Deckung, um nicht vom Energiefeuer der insektoiden Qalaak-Angreifer erfasst zu werden.

„Niemand hätte diese Wendung der Dinge vorhersehen können“, erklärte der Commander gefasst.

Losig stimmte ihm zu. ,,In den acht Erdenjahren, die seit meinem letzten Aufenthalt auf Yope vergangen sind, hat sich offenbar noch viel mehr verändert, als ich befürchtet habe!“

Kulam fuhr nun ebenfalls ein Tentakel aus, das eine Waffe hielt. Der Nugrou langte über die niedrige Brüstung des Gemeinschaftsbalkons und feuerte in Richtung der angreifenden Qalaak.

„Verkaufen wir uns so teuer wie möglich“, sagte Losig währenddessen. ,,So sagt man doch bei euch auf der Erde, nicht wahr?“

Immer näher schwebte der Kampfgleiter heran. Noch hatte er nicht in das Geschehen eingegriffen. Falls er es tat, würde der weitere Fortgang der Schlacht einem Gemetzel gleichen. Die Waffen an Bord des Gleiters waren ohne Weiteres in der Lage, die gesamte Wohnpyramide innerhalb kürzester Zeit in Schutt und Asche zu legen.

Für die Nugrou, die sich bislang notdürftig verteidigt hatten, bestand jetzt nicht mehr die geringste Chance, das Gefecht für sich zu entscheiden.

Der Gleiter verlangsamte die Fahrt.

Äußerlich sichtbare Strahlgeschütze wurden hin und her geschwenkt.

Aber noch feuerten sie nicht.

Warum zögern sie?, ging es Martin Takener durch den Kopf. Eine günstige Kampfdistanz haben sie doch längst erreicht ...

Es wäre für die Gleiterbesatzung ein Leichtes gewesen, den Kampf durch ein paar gezielte Schüsse auf die Wohnpyramide zugunsten der Qalaak zu entscheiden. Die Verteidiger hatten den Waffensystemen des Gleiters nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Darüber hinaus verfügte die Wohnanlage über keinerlei Schutzschirme.

Aber noch unternahm die Gleiter-Besatzung nichts.

Vielleicht wollen sie die Wohnpyramide bei der Eroberung nicht nachhaltig beschädigen, überlegte Takener. Das konnte eine Erklärung für die ungewöhnliche Passivität sein, die der Kampfgleiter bislang an den Tag legte.

Er bremste ab. Das Tempo verlangsamte sich zusehends.

,,Was spielen die für ein Spiel?“, fragte Martin Takener.

Losig holte sein Armbandgerät hervor, das er zusammen mit der Qalaak-Kleidung in der Gewebetasche verstaut hatte.

„Die Waffensysteme des Gleiters sind voll aktiviert“, stellte er fest. „Vielleicht warten sie nur auf einen günstigen Moment, um möglichst viele Nugrou töten zu können.“

„Möglich ...“, murmelte Martin Takener.

Unruhe entstand unter den angreifenden und offenbar von blanker Mordlust erfüllten Qalaak. Einige dieser heuschreckenartigen Insektoiden hatten sich sogar noch mit ihren Beißwerkzeugen an die getöteten Nugrou herangemacht, um deren Körper zu zerfetzen.

Doch jetzt schreckten sie auf.

Die Anwesenheit des Kampfgleiters scheint sie zu irritieren, erkannte Takener. Warum nur? Der Terraner konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.

Ein gleißender Energiestrahl, abgeschossen aus einer der Bordwaffen des Kampfgleiters, zuckte durch die Luft.

Zur Überraschung aller war dieser Strahl keineswegs auf die Wohnpyramide oder die Stellungen der Nugrou-Verteidiger gerichtet.

Stattdessen erfasste der Strahl ein halbes Dutzend Qalaak.

Halb verkohlte Kadaver blieben zurück. Erneut wurde aus den Bordwaffen des Kampfgleiters geschossen. Mehrere Strahlschüsse erfassten insgesamt fast zwei Dutzend der insektoiden Angreifer. Regungslos blieben ihre toten Körper zurück. Spätestens jetzt war klar, dass das Feuer des Kampfgleiters auf die Qalaak mit voller Absicht geschehen war.

„Was geht da vor sich?“, fragte Martin Takener.

„Um ehrlich zu sein, bin ich da vollkommen überfragt“, gab Losig zurück.

Auch Kulam, der sich eigentlich mit den gegenwärtigen Verhältnissen auf der zwischen Qalaak und Nugrou aufgeteilten Ursprungswelt der Alienwandler am besten auskennen musste, schien ratlos zu sein.

„Ich habe keine Erklärung, die einen Sinn ergeben würde“, sagte er.

„Offenbar haben wir in letzter Sekunde einen neuen Bundesgenossen bekommen“, stellte Takener fest.

Die angreifenden Qalaak hatten einige Augenblicke gebraucht, um zu begreifen, dass ihnen offenbar von ihren eigenen Artgenossen höchste Gefahr drohte. Erbarmungslos setzte die Besatzung des Kampfgleiters ihre Bordwaffen ein. Immer wieder zuckten Strahlschüsse aus den Geschützmündungen des Kampfgleiters. Abwechselnd wurden breit gestreute Strahlenteppiche und gezieltes Punktfeuer verschossen. Die Qalaak hatten keine Chance. Sie starben wie die Fliegen. Die Strahlenteppiche erfassten jeweils Dutzende von ihnen auf einmal. Während manche starben, wurden andere lediglich kampfunfähig. Das Punktfeuer machte ihnen endgültig den Garaus. Verzweifelt suchten die Angreifer Deckung zu finden oder zu flüchten. Viele waren bereits tot, ehe sie überhaupt die neue Lage erfasst hatten. Nicht lange, und der Vorplatz der Wohnpyramide war übersät mit toten Qalaak.

Einige der Insektoiden versuchten sich in sinnloser Gegenwehr, feuerten mit ihren Strahlwaffen vergeblich auf die von einem Energieschirm geschützte Außenhaut des Fluggefährts.

Die Wirkung war gleich null. Die Strahlschüsse prallten von dem Schutzschirm ab oder wurden absorbiert.

Die letzten Überlebenden unter den heuschreckenartigen Angreifern suchten ihre Rettung in heilloser, chaotischer Flucht. Sie stoben auseinander, zogen sich zurück. Manche versuchten in das Umland zu entkommen. Doch auch auf die Flüchtenden wurde noch geschossen.

Die Zielerfassungsgeräte an Bord des Kampfgleiters arbeiteten mit gnadenloser Perfektion und Genauigkeit.

Nur wenigen Qalaak-Flüchtlingen gelang es, den engeren Bereich um die Wohnpyramide zu verlassen und in der spärlichen Vegetation des Umlandes Deckung zu finden. Selbst sie waren jedoch in der Gefahr, von den Ortungssystemen des Kampfgleiters erfasst und im nächsten Moment anvisiert zu werden. Immer wieder zuckten die Strahlenblitze durch die Luft und vernichteten mit tödlicher Sicherheit ihre Ziele.

Sofern wirklich Qalaak an den Steuerkonsolen dieses Gleiters sitzen, so gehen sie gegen ihresgleichen mit derselben Härte und Grausamkeit vor wie gegen Angehörige anderer Spezies, überlegte Martin Takener. Er konnte noch immer nicht so recht fassen, was da vor seinen Augen geschah. Weder Takener noch Losig konnten sich einen Reim auf die Handlungsweise der Gleiterbesatzung machen. 

Der Kampf – wenn man überhaupt von einem solchen sprechen konnte – war schnell vorbei.

Von den Qalaak-Angreifern blieb nichts zurück, außer zahlreichen toten Insektoidenkörpern. Hier und da zuckte noch ein Bein. Reine Nervenreaktionen. Leben war in keinem der Getroffenen mehr.

Die wenigen Überlebenden des Gemetzels waren in die Umgebung verschwunden.

Der Angriff auf die Wohnpyramide war beendet.

Trotzdem hielt sich die Begeisterung bei den Nugrou-Verteidigern in Grenzen. Die meisten blieben in ihren Stellungen und behielten Deckung.

„Wer immer sich auch in dem Gleiter befindet – es wäre vielleicht nicht besonders gut, wenn er euch beide sehen würde“, äußerte Kulam an Takener und Losig gewandt.

,,Keine Sorge, wir bleiben in Deckung“, versprach Martin Takener.

Ganz gleich, welche Meinungsverschiedenheiten es möglicherweise zwischen unterschiedlichen Fraktionen innerhalb der Qalaak geben mochte, so war nicht anzunehmen, dass ein bei den Insektoiden als Widerstandskämpfer berüchtigter Nugrou wie Losig mit freundlicher Aufnahme rechnen konnte.

Der Gleiter senkte sich, schwebte über dem Schlachtfeld.

Er sank nieder und landete schließlich in der Mitte des Vorplatzes.

Der Schutzschirm wurde deaktiviert.

Die flimmernde Lichtmembran, die das Gefährt umgab, verschwand von einem Augenblick zum nächsten.

Sie sind immerhin bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, erkannte Takener. Zwar war nicht damit zu rechnen, dass die Nugrou-Verteidiger mit ihrer behelfsmäßigen Bewaffnung den schweren Kampfgleiter der Qalaak wirklich zu zerstören vermochten. Schließlich verfügte dieser zusätzlich noch über eine dicke Panzerung. Aber die Qalaak gingen mit der Deaktivierung des Schutzschirms immerhin das Risiko ein, durch Strahlenbeschuss schwere Schäden an der Außenhülle des Schwebers zu erleiden.

Doch kein einziger der Nugrou-Rebellen war so dumm, diese Situation ausnutzen zu wollen.

Sie wussten sehr genau, dass sie der Gnade der Gleiterbesatzung mehr oder weniger ausgeliefert waren. Die Kräfteverhältnisse waren eindeutig, die Übermacht geradezu erdrückend.

Jedem Nugrou musste klar sein, dass es für die Qalaak ein Leichtes war, Verstärkung zu rufen, falls der Gleiter beschädigt wurde. Nötigenfalls konnte innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Geschwader schwerer Kampfgleiter am Horizont erscheinen und die Wohnpyramide in Schutt und Asche legen.

,,Es scheint fast so, als wollten die Qalaak einen Kommunikationsversuch unternehmen“, stellte Losig ziemlich überrascht fest.

,,Kaum zu glauben“, erwiderte Kulam.

Losig wandte sich an seinen Gastgeber. ,,Hat es so etwas schon einmal gegeben? Qalaak, die gegen Qalaak kämpfen?“

Kulam verneinte das.

,,Glaub mir, ich hätte davon bestimmt gehört“, erwiderte er. ,,Um ehrlich zu sein, es fällt mir immer noch schwer zu glauben, was ich hier miterlebt habe ...“

„Vielleicht sind die Insektoiden doch nicht eine so monolithische Einheit, wie es bisher schien“, äußerte Martin Takener.

„Legt die Waffen nieder. Es wird niemandem etwas geschehen!“, tönte in diesem Augenblick über eine Lautsprecheranlage des Kampfgleiters. Der Sprecher hatte die Nugrou-Sprache benutzt.

Ein Außenschott öffnete sich.

Die vielgliederige, an eine überdimensionale irdische Heuschrecke erinnernde Gestalt eines Qalaak trat ins Freie.

Er wandte den Kopf, rieb die Beißwerkzeuge aneinander. Die Facettenaugen schimmerten leicht. Einige Augenblicke verharrte er dann vollkommen starr. Takener fiel auf, dass die Kleidung dieses Qalaak mit glänzenden Abzeichen nur so gespickt war. Vielleicht handelte es sich um Ordens- und Ehrenzeichen.

„Es muss sich um einen hochrangigen Offizier handeln“, sagte Kulam.

Losig, der ebenfalls einen Blick aus der Deckung heraus wagte, stimmte dieser Einschätzung zu. „Die Kleider lassen daran keinen Zweifel! Das ist die Uniform eines Bezirksoffiziers. Mindestens!“

,,Mit einem Fernsichtgerät könnte ich vielleicht die Datenstreifen entschlüsseln, die Auskunft über den Rang geben“, ergänzte Kulam.

Auf dem Vorplatz herrschte Stille.

Einige der Nugrou-Rebellen wagten sich nun ebenfalls aus ihrer Deckung heraus, hielten aber die Waffen im Anschlag.

Der Qalaak-Offizier hob einen seiner Greifarme.

Am oberen Körpersegment trug er ein Translator-Modul, das drahtlos mit der Lautsprecheranlage verbunden war.

„Hört meine Worte! Ich spreche im Namen der Gemeinschaft aller Verehrten“, sagte der Offizier.

Er spricht von seiner eigenen Gattung als „die Verehrten“ und benutzt damit den Sklavennamen der Nugrou für die Qalaak, überlegte Martin Takener. Das heißt, dass er die gegenwärtigen Autoritätsverhältnisse auf Yope als gegeben ansieht und keineswegs ein etwaiger Qalaak-Rebell ist!

Der Offizier fuhr in seiner Rede fort. Offenbar hielt er es nicht für notwendig, eine genaue Rangbezeichnung oder gar das Qalaak-Äquivalent eines individuellen Namens anzugeben. Er schien es gewohnt zu sein, dass sein Auftreten allein genügte, um seine Umgebung einzuschüchtern und Autorität auszustrahlen. Ganz gleich, ob es sich dabei um Angehörige seiner eigenen Art, der vor Äonen besiegten Nugrou, oder irgendeines unbedeutenden Hilfsvolkes handelte.

,,Ich möchte mich für das Verhalten jener Qalaak, die versucht haben, euch Nugrou anzugreifen, ausdrücklich entschuldigen“, erklärte der Offizier. Er machte eine Pause, wandte leicht den Kopf. Die Emotionen dieser vom terranischen Standpunkt aus sehr fremdartig wirkenden Spezies waren für Takener schwer nachzuvollziehen. Aber der Commander hatte den Eindruck, dass es dem Qalaak-Offizier schwer fiel, diese Worte über das Translator-Modul zu lassen.

Vielleicht interpretiere ich auch einfach nur zu viel in die Worte des Qalaak hinein!, überlegte Takener. Eine gewisse Unsicherheit im Auftreten des Offiziers war jedoch unverkennbar.

Die Nugrou hörten den Worten des Qalaak schweigend zu.

Der Offizier fuhr fort: „Die unseligen Angreifer haben sich damit aus der Gemeinschaft der Verehrten selbst entfernt. Sie waren jung, handelten unbeherrscht und haben die Gesetze missachtet, die auf Yope auch weiterhin Geltung haben werden. Insbesondere gilt dies für die Aufteilung dieses Planeten. Eine Hälfte Yopes gehört den Nugrou. So sei es: Wie in der Vergangenheit, so heute und in Zukunft.“

,,Seine letzten Worte waren die Nugrou-Übersetzung der traditionellen Rechtsbekräftigungsformel der Insektoiden, wie sie in Prozessen bei der Urteilsverkündung des Richters verwendet wird“, erläuterte Kulam vollkommen überrascht in Takeners Richtung.

„Nicht zu glauben! Ein Qalaak als Garant des Rechtes!“, stieß Losig sarkastisch hervor.

Damit drückte er wahrscheinlich genau die Gedanken aus, die zurzeit in den meisten der Nugrou herumschwirrten.

Am Horizont tauchte ein halbes Dutzend weiterer Gleiter auf und näherte sich rasch. Kulam gab jedoch schon gleich bei ihrem Erscheinen Entwarnung. „Es handelt sich nicht um weitere Kampfgleiter, sondern um Transporteinheiten“, erläuterte der Nugrou.

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Die Gleiter kamen schnell näher, bildeten eine halbkreisförmige Formation und landeten rund um den Vorplatz der Wohnpyramide herum. Sie waren wesentlich kleiner als die schweren Kampfgleiter. Ihre Flug- und Landemanöver führten sie absolut synchron durch.

Die Außenschotts öffneten sich. Turmförmige Roboter kamen hervor und begannen damit, die toten Qalaak-Körper einzusammeln und im Inneren der Transportgleiter zu verstauen.

Der Qalaak-Offizier blickte sich noch einige Augenblicke lang schweigend um, rieb dabei die Beißwerkzeuge aneinander. Dann hob er wie bei seiner Begrüßung einen Greifarm und drehte sich herum.

Ohne sich zu beeilen, kehrte der insektoide Offizier ins Innere des Kampfgleiters zurück. Das Schott schloss sich selbsttätig hinter ihm.

Der Kampfgleiter erhob sich schon im nächsten Moment wieder. Ein leichtes Flimmern machte deutlich, dass der Schutzschirm wieder aktiviert war. Der Kampfgleiter flog eine hyperbelförmige Bahn, kam dabei bis auf wenige Meter an die Wohnpyramide heran und entfernte sich anschließend zusehends von ihr. Die Turm-Roboter waren rasch mit ihrem makabren Werk fertig. Die toten Qalaak waren in den Laderäumen der Transporteinheiten verstaut. Die Schotts schlossen sich einer nach dem anderen hinter der jeweils letzten Robotereinheit, die an Bord ging. Die Gleiter erhoben sich. Sie folgten dem Kampfgleiter in einigem Abstand und hielten dabei ihre halbkreisförmige Formation ein.

Takener und Losig kamen vollständig aus ihrer Deckung hervor, als die abziehenden Qalaak-Gleiter nur noch dunkle Punkte im Widerschein der blauen Sonne Yopes waren.

,,Was auch immer dieses Ereignis zu bedeuten haben mag – ich glaube, keiner von uns hätte gedacht, die nächste Yope-Stunde noch unter den Lebenden zu sein!“, verkündete Losig mit spürbarer Erleichterung.

„Es scheint unter den Qalaak größere Meinungsverschiedenheiten zu geben, als uns bisher bekannt war“, vermutete Takener. Er wandte sich an Kulam. „Hast du irgendetwas darüber gehört?“

„Nein. Die Gesellschaftsstruktur der Qalaak ist absolut hierarchisch. Es herrscht ein System von Befehl und Gehorsam. Bisher dachte ich, dass da für individuelle Abweichungen kein Platz ist. Aber jetzt muss ich meine Meinung offenbar revidieren.“

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738919790
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Mai)
Schlagworte
mission blaue sonne

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

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Titel: Mission Blaue Sonne