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Eroberer der Galaxis - Die Sternenprinzessin der Randwelt

von W. A. Hary (Autor:in) Hendrik M. Bekker (Autor:in)
©2018 100 Seiten

Zusammenfassung

Eroberer der Galaxis – Die Sternenprinzessin der Randwelt
von W. A. Hary nach einem Exposé von Hendrik M. Bekker

Omnatika ist eine Randwelt des Galaktischen Kaiserreichs, weitab vom Krieg. Der amtierende General Jesse Divoni sorgt dafür, das die Eskapaden des Kaiserlichen Gouverneurs nicht zu sehr aus dem Ruder laufen. Sein Alltag wird gehörig durcheinandergebracht, als dem Gouverneur eine waschechte Prinzessin einer anderen Welt präsentiert wird. Niemand versteht ihre Sprache, und wie kam sie auf den Planeten Omnatika? Während der Gouverneur der Prinzessin verfällt, muss General Divoni herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hat, bevor es endgültig zu spät ist...

Bisher erschienen in der Serie Eroberer der Galaxis:
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis Band 1: Jäger
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis Band 2: Kosmische Beute
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis Band 3: Angriff der Chadrana
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis Band 4: Die Entfesselung der Kriegshunde
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis: Die Jarnaxa Teil 1
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis: Die Jarnaxa Teil 2
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis: Der Tod im Blut (Extra-Erzählung)
Hendrik M. Bekker: Eroberer der Galaxis: Die erste Mission der EURYTION
W. A. Hary: Eroberer der Galaxis – Das Wettrennen
W. A. Hary: Eroberer der Galaxis – Die Sternenprinzessin

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Eroberer der Galaxis – Die Sternenprinzessin der Randwelt

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von W. A. Hary nach einem Exposé von Hendrik M. Bekker

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OMNATIKA IST EINE RANDWELT des Galaktischen Kaiserreichs, weitab vom Krieg. Der amtierende General Jesse Divoni sorgt dafür, das die Eskapaden des Kaiserlichen Gouverneurs nicht zu sehr aus dem Ruder laufen. Sein Alltag wird gehörig durcheinandergebracht, als dem Gouverneur eine waschechte Prinzessin einer anderen Welt präsentiert wird. Niemand versteht ihre Sprache, und wie kam sie auf den Planeten Omnatika? Während der Gouverneur der Prinzessin verfällt, muss  General Divoni herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hat, bevor es endgültig zu spät ist...

Bisher erschienen in der Serie Eroberer der Galaxis:

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis Band 1: Jäger

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis Band 2: Kosmische Beute

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis Band 3: Angriff der Chadrana

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis Band 4: Die Entfesselung der Kriegshunde

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis: Die Jarnaxa Teil 1

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis: Die Jarnaxa Teil 2

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis: Der Tod im Blut (Extra-Erzählung)

Hendrik M. Bekker:  Eroberer der Galaxis: Die erste Mission der EURYTION

W. A. Hary: Eroberer der Galaxis – Das Wettrennen

W. A. Hary: Eroberer der Galaxis – Die Sternenprinzessin

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author /Cover: Michael Heywood/123rf mit Steve Mayer und Pixabay

Nach dem gleichnamigen Exposé von Hendrik M. Bekker

Serienidee von Hendrik M. Bekker

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Prolog

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Jahrtausende in der Zukunft: Die Menschen haben große Teile der Galaxis besiedelt. Manche von ihnen haben sich über lange Zeiträume hinweg so sehr an ihre Umgebung angepasst, dass sie kaum noch als Angehörige derselben Spezies erkennbar sind. Galaktische Reiche rivalisieren um Macht, Einfluss und Vorherrschaft:

Das Galaktische Kaiserreich, überzeugt davon, dass der Mensch nicht nur die bisher edelste Vollendung der Evolution ist, sondern dass er auch bereits vollkommen ist und deswegen nicht manipuliert werden darf.

Die Terranische Allianz freier Völker, die sich einst bildete, weil die Traniatische Föderation in einem langsamen Zerfallsprozess den Mitgliedswelten zu schwach wurde. Das galaktische Reich mit der größten Ausdehnung. Wie der Name andeutet, gehört die Erde, Terra, zu den Gründungswelten. Trotz unzähliger Mitgliedsspezies stellen die Menschen und all ihre Abkömmlinge einen Großteil der Bevölkerung.

Die Traniatische Föderation freier Welten ist der klägliche Rest eines gigantischen Reiches, das lange vor den ersten raumfahrenden Menschen bereits existierte. Heute eher ein Schutz- und Trutz-Bündnissystem, als eine echte galaktische Größe.

Das Kratische Konsortium ist ein Bündnisgeflecht von Verbrecherlords, Unterweltbossen und Alleinherrschern. Manche sagen, nirgendwo in der Galaxis sei mehr Verkommenheit zu finden.

Und für diejenigen, die sich keinem von ihnen unterordnen wollen, gibt es nur die Flucht in die Weite des anarchistischen Raums.

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Aufzeichnung, betreffend die sogenannte Sternenprinzessin Ballesia von Etiaana. Sinngemäße Übersetzung in die Amtssprache von Omnatika erfolgte durch Frachterkapitän Ilbaim Telgrish: „Es war nur ein Erkundungsflug. Ich war einfach nur neugierig. Und niemand hatte sonst Interesse daran, den Hinweisen zu folgen, dass auf jenem unbekannten Planeten, zu dem ich fliegen wollte, große Schätze von untergegangenen Zivilisationen zu finden waren.

Mein Vater, König und Kaiser von Etiaana, war strikt dagegen gewesen, diesem Ruf zu folgen. Er vertrat die Meinung, Etiaana benötige keine Schätze dieser Art, sondern wäre besser beraten, sich auf die Lösung vorhandener planetarer Probleme zu konzentrieren. Und wenn der König und Kaiser eine Meinung vertrat, dann war diese sogleich unanfechtbares Gesetz.

Außer für mich, seine Tochter, und ich war wohl die einzige Person, der er jemals verzeihen würde, einem Verbot zuwider zu handeln.

Deshalb brauchte er natürlich vorerst überhaupt nichts von meinem Ausflug zu wissen, und die Besatzung der PELIGRIO war mir treu ergeben. Die Männer würden ein jeder sein Leben für mich geben.

Wie konnten wir auch nur im Entferntesten ahnen, wie fatal dies für uns alle enden würde?

Wir hatten noch nicht einmal die halbe Strecke hinter uns, da nahmen wir den Notruf auf. Er hatte nur eine begrenzte Reichweite, also konnte der Ruf nur von uns aufgenommen werden, die wir uns ja eher zufällig genau in diesem Sektor befanden.

Ein Planetensystem ohne auch nur eine einzige Welt, auf der es sich zu landen gelohnt hätte.

Um es kurz zu machen: Wir fielen leider auf diesen Trick herein. Besser gesagt: Ich fiel darauf herein! Ich wollte halt einfach nur helfen, weil für mich der Notruf immerhin so lange echt blieb, bis wir aus dem Hinterhalt angegriffen wurden.

Eindeutig Weltraumpiraten. Ja, die gibt es außerhalb des Kaiserreiches noch, vielleicht auch gerade jetzt, wo der Krieg mit der Allianz droht. Sie wagen sich nicht einmal in die Nähe der besiedelten und somit verteidigungsbereiten Welten, sondern lauern in der Tiefe, dort, wo sich nur wenige Schiffe hin verirren. Und wenn die Besatzung darauf dann auch noch so naiv ist wie ich...

Unser Schiff war ja nur eine Art Privatyacht, nicht etwas für einen echten Raumkampf geeignet.

Anfangs wollten sie uns nicht wirklich zerstören. Sie wollten uns ja berauben, und das konnten sie nicht mehr, sobald unser Schiff sich in seine atomaren Bestandteile aufgelöst hatte. Also funkten sie uns an, um uns zur Aufgabe zu zwingen.

Ausgerechnet ich habe mich gemeldet – und wurde von den Piraten erkannt.

Das war ja klar: Sie wollten jetzt mich, um von meinem Vater Unsummen zu erpressen. Und genau das wollte ich nicht zulassen. Ich wollte eher sterben, als ihnen in die Hände zu fallen. Zumal sie sicher kein einziges Besatzungsmitglied am Leben gelassen hätten, sowieso.

Ich lehnte ab und wies den Kapitän der PELIGRIO an, trotz allem die Flucht noch einmal zu versuchen und dabei mit allen verfügbaren Mitteln das Schiff zu verteidigen.

Ein Raumkampf, der so kurz war, dass es kaum noch Einzelheiten gibt, an die ich mich erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass unser Energiesystem komplett zusammenfiel und mich die Besatzung gegen meinen Willen in eine Rettungskapsel steckte, die davon schoss wie von einer Kanone abgefeuert.

Hinter mir entstand für Sekunden eine kleine, rasend schnell auseinanderdriftende Minisonne, und ich wusste in diesem Moment, dass ich die einzige Überlebende der PELIGRIO war.

Die Rettungskapsel machte sich mit mir auf den Weg zum von hier aus gesehen nächstgelegenen Sonnensystem, von dem ich sicher sein konnte, dass es mir eine Überlebenschance bot.

Viel wusste ich nicht über die besiedelte Welt dort, nur den Namen Omnatika, Garnisonswelt des galaktischen Kaiserreichs, mit dem wir allerdings bis zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Kontakte pflegten.

Weil das Überlebenssystem der Rettungskapsel nicht für die benötigte Flugdauer ausreichend war, versetzte sie mich in Stasis, vergleichbar mit einem Cryotank.

Irgendwann später weckten mich dann die Notfallsysteme...“

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2

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Ort: Omnatika, Garnisonswelt des Kaiserreichs

Zeit:4699,6 NSüdK  (Nach Sieg über die Kilkarra)

Genormte Galaktische  Zeitrechnung

An der Spitze des Galaktischen Kaiserreichs stand ein Kaiser. Daher der Name des Reiches. Dem Kaiser unterstanden die Grafen der Adelsfamilien, die für ihn Planeten und Sonnensysteme verwalteten.

Zum Beispiel auch die Garnisionswelt Omnatika.

Zwar befand sich das Galaktische Kaiserreich seit einigen Wochen im Krieg mit der Terranischen Allianz freier Welten, doch Omnatika lag in galaktischen Maßstäben gemessen weit ab vom Geschehen. Und nicht nur der Krieg war weit weg, sondern auch das Zentrum des Kaiserreiches, das für die Terranische Allianz als extrem fremdenfeindliches Kulturgemisch galt. Im Reich, war der Menschen mehr wert als die meisten Fremdvölker. Dabei meinte das Kaiserreich mit Menschen die Hauptspezies vom Ursprungsplaneten Terra, die hier nach der Hauptwelt des Kaiserreiches auch als Eidum-Menschen bezeichnet wurden.

Menschenarten von anderen Welten, die sich an die Umweltbedingungen auf ihren jeweiligen Planeten angepasst hatten, waren wie auch alle sogenannten Alienspezies für die Kaiserlichen mehr oder weniger „unrein“.

Kein Wunder, dass es irgendwann einmal zum Krieg hatte kommen müssen, denn solche rassistischen Vorurteile waren in der Terranischen Allianz freier Welten eher fremd und somit sogar verpönt.

Der Krieg aber war ausgebrochen, weil die Allianz von einem neuen Feind stark geschwächt wurde. Das Kaiserreich hatte wie ein Raubtier, so sagte man, die Schwäche gewittert und nun zum Angriff angesetzt. Man war sich allgemein sicher, es würde ein kurzer, erfolgreicher Krieg.

Allerdings war das Gouverneur Foxim Leg Dukokev ziemlich egal. Er leitete diese Garnisonswelt, die zu den unbedeutenden Randwelten gehörte. Kein Wunder, lag sie doch in der Peripherie des mächtigen Kaiserreiches, umgeben von unkatalogisierten Systemen und als primitiv-barbarisch empfundenen Welten, von denen viele noch nicht einmal Raumfahrt entwickelt hatten oder erst gar nicht über intelligentes Leben verfügten.

Zwar lief über den einzigen Raumhafen von Omnatika allerhand Handel ab – randwelttypisch nicht nur legaler Art! -, was nicht nur der zentralen Verwaltungsstadt Kenetik außerordentlichen Wohlstand garantierte, aber das machte diese Randwelt nicht wirklich bedeutender. Ergo langweilte sich Gouverneur Foxim Leg Dukokev mehr als jemals zuvor in seinem gesamten Leben.

Er vertrat die feste Auffassung, dass seine Familie ihn hierher abgeschoben hatte. Immerhin war er ein waschechter Leg Dukokev, Abkömmling der seiner Meinung nach bedeutendsten Adelsfamilien überhaupt im Kaiserreich.

Wie konnten diese ihm das nur antun?

Aber wenn sie gedacht hatten, dass er hier zuließ, dass die Langeweile ihm den letzten Lebensmut raubte, hatten sie sich gewaltig in ihm getäuscht! Das bewies er ihnen mindestens einmal pro Woche in aller Eindrücklichkeit. Auch wenn die das natürlich niemals mitbekommen durften. Denn das, womit er seine Langeweile in erster Linie besiegte, gehörte sowieso nicht in die Öffentlichkeit. Deshalb tat er es ja auch nicht als der Gouverneur, der er nun einmal war, sondern als unbekannter Fremder, gewissermaßen inkognito.

Wie hätte er dem gemeinen Volk auch erklären können, dass er nicht nur den kriminellen Sumpf im Hafenviertel zuließ, sondern sich sogar mindestens einmal die Woche selber darin vergnügte? Wobei er ausgefallenen Sexspielchen genauso wenig abgeneigt war wie exzessiven Drogenpartys!

Dass er dies alle jedes Mal inkognito „genießen“ konnte, glaubte allerdings außer ihm sonst niemand auf dieser Welt. Am wenigsten noch der Leiter der Bodentruppen General Jesse Divoni. Er machte hier wirklich einen guten Job, nicht nur als General, sondern auch als heimlicher Beschützer des Gouverneurs.

Nicht auszudenken, wenn dem Gouverneur bei einer seiner allzu häufigen Eskapaden etwas zustoßen würde... Niemand anderes als der General würde dafür letztlich gerade stehen müssen. Das würde für ihn ebenfalls das Ende bedeuten. Schließlich hatte er nicht umsonst so viele Jahre dafür gekämpft, Anerkennung und Vertrauen zu gewinnen, zudem bei einem adligen Gouverneur, der ja genauer betrachtet nur deshalb hier war, weil er eigentlich zu nichts nutze war.

Hier lief alles auch ohne sein Zutun. Er durfte sich permanent langweilen und mit irgendwelchen Exzessen diese Langeweile zu bekämpfen versuchen. Als echte Führungsperson brauchte er nicht in Erscheinung zu treten. Ergo konnte er als solche auch keine Fehler machen.

Das hatte man sich bei seiner Versetzung hierher wohl gedacht.

Jedem war das klar, wohl auch Foxim Leg Dukokev selber. Als Angehöriger einer so honorigen Adelsfamilie bekam man trotzdem immer den höchsten verfügbaren Job.

Dass Jesse Divoni seinerseits es überhaupt bis zum General gebracht hatte, obwohl er aus ganz einfachen Verhältnissen stammte, war schon als außerordentlich zu bezeichnen.

Daher sah der Gouverneur in ihm ja auch keinerlei Bedrohung. Ganz im Gegenteil: Er sah in dem General den einzigen wahren Freund, den es für ihn auf dem ganzen Planeten gab.

Dabei wusste er gar nicht, dass der General immer in seiner Nähe war, mit seinen besten Leuten, um das Leben des Gouverneurs zu sichern, während dieser sich völlig unerkannt und vor allem unbeobachtet fühlte.

Natürlich sorgte der General dafür, dass all diese Ausschweifungen dokumentiert wurden. Nicht um sie eines Tages gegen seinen guten Freund zu verwenden, sondern einzig und allein zum Selbstschutz. Denn wenn jetzt dem Gouverneur trotzdem einmal etwas zustoßen würde, könnte er nachweisen, dass er all die Jahre wirklich alles getan hatte, um genau dies zu verhindern.

Obwohl, genauer betrachtet, die Gefahr für den Gouverneur nicht wirklich sehr hoch war. Dafür sorgten allein schon die Bosse des organisierten Verbrechens, das ja gerade auf den Randwelten wie Omnatika zur höchsten Blüte geriet, weit genug weg vom Zentrum der Macht des Kaiserreiches. Es gab Gerüchte, das der Gouverneur gute Kontakte zum Sirius-Syndikat pflegte.

Ja, nicht auszudenken, falls der Gouverneur Opfer eines Verbrechens geworden wäre – nicht auszudenken natürlich auch für die Drogenbosse und was auch immer sie für dunkle Geschäfte abwickelten. Denn das würde unweigerlich die Aufmerksamkeit der Armee auf sie ziehen und alles gefährden, was sie sich über lange Zeit und über unzählige Leichen hinweg selber aufgebaut hatten.

Dinge, die General Jesse Divoni einmal mehr durch den Kopf gingen, während er seinen doch so guten Freund, den Gouverneur, mal wieder im Auge behielt, der sich innerhalb einer fröhlichen Runde von Prostituierten auf einem Sofa vergnügte.

Gouverneur Foxim Leg Dukokev war nicht sonderlich intelligent, was außer ihm selbst kaum jemand bezweifelte. Die Haare hatte er künstlich nachwachsen lassen. Er war stets in Sorge, man könnte das sehen, was allerdings völlig unmöglich war, denn es handelte sich ja um zum Wachstum angeregte eigene Haare. Aber eine solche Manipulation gehörte sich seines Erachtens nicht für einen echten Adeligen, als den er sich selbst uneingeschränkt sah.

Dass die künstlich nachgewachsenen Haare bereits ergraut waren, störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil: Das ließ ihn seiner Meinung nach reifer und somit weiser wirken.

Seine Augen waren braun, und am liebsten trug er ein dunkles, kuttenartiges Gewand, das seinen Bauchansatz verbarg.

Selbst jetzt, in diesem Etablissement, wo er doch inkognito verkehren wollte.

Der Spielpalast befand sich unterirdisch. Glücksspiel, Prostitution und Drogen waren noch das Harmloseste, was hier üblich war. Da gab es durchaus auch Dinge, die ein unbescholtener Bürger oder Soldat nicht einmal hinter vorgehaltener Hand zu erwähnen gewagt, falls er überhaupt von deren Existenz jemals erfahren hätte...

Selbstverständlich hatte der General selbst seine sonst übliche dunkle Uniform des Kaiserreichs abgelegt und in ein Fantasiekostüm aus Kunstleder eingetauscht. So sah er aus wie ein mittelalterlicher Folterknecht. Dazu gehörte auch noch eine Halbmaske, mit der er seinen Oberlippenbart kaschierte, die einzige Extravaganz, die sich der General erlaubte. Seine dunklen und militärisch kurzen Haare konnte man in diesem Aufzug auch nicht mehr sehen, weil er eine Rasterwellen-Perücke trug, die als einziges überhaupt nicht zum Mittelalterkostüm passen wollte. So jedenfalls hätte ihn der Gouverneur noch nicht einmal erkannt, wenn er ihn direkt angesprochen hätte.

Natürlich war der General nicht allein. Mindestens zehn Prozent der „Gäste“ und Dienstkräfte waren Leute der Spezialeinheit, die der General extra nur zum Schutz des Gouverneurs gebildet hatte – ohne diesen überhaupt davon in Kenntnis zu setzen. Er wollte seinem Freund und obersten Herrn die Illusion erhalten, hier wirklich ganz privat sein zu dürfen.

Eigentlich war es ja gerade der Gouverneur, dem er seinen Posten als General verdankte. Der Vorgänger von Foxim Leg Dukokev hatte schon abgedankt, bevor es zu dieser Beförderung hatte kommen können. Dann war eben Dukokev gekommen, und Jesse Divoni war es gelungen, sein vollstes Vertrauen zu gewinnen.

Eben bis zur erklärten Freundschaft.

Wenn man bedachte, was es ihn überhaupt alles gekostet hatte, so weit zu kommen... Angefangen hatte er als Küchengehilfe. Jahrelang hatte er nichts anderes getan. Bis der Militärdienst die entscheidende Veränderung seines Schicksals bewirkt hatte. Daher konnte er nicht weiter aufsteigen in der Hierarchie, weder auf Omnatika, wo ja nur noch der Gouverneur selber über ihm stand und vielleicht noch dessen persönlicher Adjutant Sensia Lepriona, noch überhaupt außerhalb der Garnisonswelt. Höchstens durch Heirat oder aber einer aus dem Adel des Kaiserreichs ebnete ihm weiter den Weg.

Kein Wunder, dass ihm die Freundschaft des Gouverneurs ganz besonders wichtig war, weil er natürlich nicht uneigennützig auf dessen Hilfe hoffte.

Obwohl ihm manchmal doch gewisse Zweifel kamen, ob daraus jemals etwas werden könnte. Nicht weil Foxim Leg Dukokev es nicht selber gewollt hätte, aber innerhalb seiner Familie war er halt allzu offensichtlich mit weitem Abstand das allerkleinste Licht. Er konnte sogar froh sein, überhaupt auch nur hier auf Omnatika als Gouverneur eingesetzt zu werden. Etwas, wofür er nicht wirklich auch nur im Geringsten geeignet gewesen wäre. Ohne seinen fähigen Freund und General hätte das Ganze für ihn mit Sicherheit wesentlich schlechter ausgesehen.

Jetzt änderte sich das Bild drüben: Aha, Gouverneur Foxim Leg Dukokev brach mit den „Damen“ auf, um sich gemeinsam mit ihnen in einen bereits vorbereiteten Raum zurückzuziehen. Er ahnte noch nicht einmal, dass alle Bescheid wussten, wer er war, und dass in jenem angeblich abgesicherten und abhörsicheren Raum bereits Kameras und Mikrophone warteten, um nur ja nichts versäumen zu lassen.

Immer nur, um sich für die Zukunft abzusichern! Natürlich! So jedenfalls redete es sich General Jesse Divoni selber ein. Ohne auch nur für einen Augenblick zu überlegen, ob er mit all diesem Material vielleicht seiner Karriere noch ein wenig mehr Vorschub hätte leisten können.

Selbst wenn er es versucht hätte: Außerhalb der Garnisonswelt würde es niemanden interessieren. Schlimmer noch: Er hätte damit wohl die ganze Adelsfamilie gegen sich aufgebracht, die natürlich sogleich Schaden für sich selbst befürchtet hätte. Und auf der Garnisonswelt selbst... Die Möglichkeit, dadurch selber Gouverneur zu werden, hätte nicht geringer sein können. Das stand nun einmal nur einem echten Adligen zu, und das wusste jeder.

Jesse Divoni nickte einem seiner Männer zu. Dieser wiederum redete kurz mit einer der Prostituierten, die in Wirklichkeit gar keine Prostituierte war, sondern mit zur Sondereinheit gehörte.

Jetzt hatte die Gruppe die Sicherung übernommen, die für den für den Gouverneur unter falschem Namen angemieteten Raum zuständig war.

Alles lief wie immer, routiniert. Der General hatte eigentlich nichts mehr hier zu tun. Aber er blieb vor Ort und vertrieb sich die Zeit, indem er trank und sich mit seinen getarnten Leuten unterhielt.

So lange, bis es endlich am frühen Morgen des folgenden Tages ihrem Gouverneur wieder einfiel, zu einem Ende zu kommen und zurückzukehren in seinen herrschaftlichen Palast.

Jetzt mussten sich alle beeilen, um heimlich seinen Weg nach Hause zu sichern.

Vor allem der General musste sich sputen, denn es oblag ihm, den Spätheimkehrer noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass der folgende Tag einer der wahrhaft wichtigen Tage war...

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Der Vorgänger von Dukokev hatte die Tradition eingeführt, dass einmal im Jahr eine Art Richttag abgehalten wurde. An diesem Tag sollten vom Gouverneur höchstpersönlich speziell ausgesuchte Streitfälle geklärt werden.

Der einzige Sinn, den das machte, war natürlich, den Gouverneur irgendwie halt zu beschäftigen und ihm dabei das Gefühl zu geben, wirklich wichtig zu sein auf seinem Posten. So etwas wie salomonische Urteile erwartete dabei kein Mensch. Hätte der auf der alten Erde für seine besonders kluge Rechtsprechung legendär gewordene König David auch nur eine dieser Urteile mitbekommen, hätte er sich wohl mindestens dreimal pro Stunde im Grab herumgedreht...

Genau auf diese Besonderheit des kommenden Tages musste General Jesse Divoni seinen Freund und obersten Herrn auf der Garnisonswelt Omnatika noch einmal aufmerksam machen, als dieser in jenen frühen Morgenstunden auftauchte. Außer dem General durfte das sonst niemand wagen, wenn der Gouverneur dermaßen zugedröhnt war mit Drogen, dass er ohne entsprechend starke Gegenmedikamente sowieso noch nicht einmal mehr geradeaus laufen konnte.

Als Dukokev seines Generals so unvermittelt ansichtig wurde, fuhr er erschrocken zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er sich ertappt, weshalb er murmelte: „Konnte nicht schlafen und war spazieren gegangen!“

Noch dümmer hätte eine Ausrede gar nicht ausfallen können, aber der General vermied es, seinem Gouverneur auch nur ins Gesicht zu schauen. Er blieb tief verbeugt und bat auch noch untertänig um Verzeihung, dass er es wagte, seine Exzellenz schon in diesen frühen Morgenstunden zu belästigen.

Das wirkte bei Dukokev immer, wenn man ihn als Exzellenz anredete. Dann kam er sich nicht mehr ganz so nutzlos vor.

„Worum geht es?“, schnarrte er nur.

„Heute ist der Tag des höchsten Gerichts – mit Verlaub, Eure Exzellenz!“, erinnerte ihn der General, inzwischen natürlich wie sonst auch immer in der dunklen Uniform des Kaiserreichs. Hätte Dukokev jetzt genauer hingesehen, hätte er Spuren der Nacht auch bei seinem General entdeckt, aber dafür fehlte ihm nun wirklich die Konzentrationsfähigkeit.

„Ach ja? Der Richttag? Oh, ich erinnere mich. Gestern schon wurde es mir gesagt, von meinem Adjutanten Sensia Lepriona.“ Er schaute suchend umher. „Wo ist der eigentlich?

Im gleichen Moment löste sich hinter einer der mächtigen Säulen im großen Empfangssaal des Palastes eine dürre Figur.

Der General bedachte ihn nur mit einem Seitenblick. Tatsächlich, der schmierige Adjutant des Gouverneurs hatte bereits auf der Lauer gelegen. Er wusste ebenso wie alle anderen auch, wo der Gouverneur wieder einmal die Nacht verbracht hatte, obwohl er sich das niemals hätte anmerken lassen. Jetzt tat er so, als sei er rein zufällig gerade erst in die Halle gekommen.

„Eure Exzellenz!“, rief er schon von weitem unterwürfig.

Schleimscheißer!, dachte der General abfällig und beobachtete den Adjutanten aus den Augenwinkeln.

Sensia Lepriona trug wie stets sehr enge und körperbetonte Kleidung, was Jesse Divoni total lächerlich fand, denn Lepriona war spindeldürr.

Sein Alter war schwer zu schätzen, denn er trug immer Handschuhe und einen hohen Kragen. Sein Gesicht war falten- und haarlos, worauf er größten Wert legte. Also, er ließ nicht nur regelmäßig die Haare entfernen, sondern natürlich auch die Falten, obwohl das eigentlich dem kaiserlichen Kodex widersprach.

Wenn er sprach, so wie jetzt, hatte er einen irgendwie schnarrenden Akzent, was einen unwillkürlich unangenehm berührte. Gegenüber dem Gouverneur gab er sich ausnahmslos hoch erfreut, machte diesem stets und ständig die dümmsten Komplimente und tat alles, um möglichst dienstbeflissen zu erscheinen.

Nun, die Komplimente konnten nicht wirklich dumm genug sein, weil der Gouverneur tatsächlich auf jedes gern hereinfiel. Genauso wie auf die Anrede Exzellenz, obwohl das nicht die richtige Anrede war für den Gouverneur einer unbedeutenden Randwelt.

Immer wieder dienernd wieselte der Adjutant herbei und murmelte mehrmals unterwegs sein: „Zu Ihren Diensten, Eure Exzellenz!“

Der General dachte unwillkürlich: Jetzt fehlt nur noch, dass er sich ihm in voller Länge vor die Füße schmeißt!

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738918106
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (November)
Schlagworte
eroberer galaxis sternenprinzessin randwelt

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Titel: Eroberer der Galaxis - Die Sternenprinzessin der Randwelt