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Galaxienwanderer - Raumschiff Caesar

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2018 270 Seiten

Zusammenfassung

Raumschiff CAESAR
Galaxienwanderer
von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 238 Taschenbuchseiten.

Ein Raumschiff mit extraterrestrischer Technologie und eine zusammengewürfelte Crew auf einer kosmischen Odyssee durch die Unendlichkeit des Alls... Menschen, Androiden und Extraterrestrier müssen sich zusammenraufen, wenn sie den namenlosen Gefahren zwischen den Sternen standhalten und das Erbe einer uralten kosmischen Zivilisation antreten wollen.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Science Fiction, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Raumschiff CAESAR

Galaxienwanderer

von Alfred Bekker

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DER UMFANG DIESES BUCHS entspricht 238 Taschenbuchseiten.

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EIN RAUMSCHIFF MIT extraterrestrischer Technologie und eine zusammengewürfelte Crew auf einer kosmischen Odyssee durch die Unendlichkeit des Alls... Menschen, Androiden und Extraterrestrier müssen sich zusammenraufen, wenn sie den namenlosen Gefahren zwischen den Sternen standhalten und das Erbe einer uralten kosmischen Zivilisation antreten wollen. 

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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Science Fiction, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author /Titelbild Michael Heywood 123rf mit Steve Mayer Pixabay

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Prolog

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“Meinst du, man kommt da hinein?”, fragte Bradford. Es war überwältigend für ihn, der Größte Moment seines Lebens, nein der ganzen Menschheitsgeschichte! In plumpen Raumanzügen hatte er zusammen mit Josephine und Marcus vor dem Objekt gestanden.

Einem Objekt, das nur außerirdischer Herkunft sein konnte.

Ein Raumschiff.

“Ich komme überall hinein”, hörte er die Stimme von Marcus über den Helmfunk. Marcus war einer der beiden Androiden, die Bradford auf der Mission begleiteten. Und die hatten ein paar entscheidende Vorteile. Die größere Toleranz gegenüber Strahlung war nur einer davon.

“Hier müsste die Eingangsschleuse des Objekts sein”, meldete sich Josephine, die zweite Androidin im Team.

“Man sieht nichts”, sagte Bradford.

“Aber die Messungen sind eindeutig. Das ist zwar Alien-Technik, aber es dürfte kein Problem sein, einen Zugang zu bekommen.”

“Das Ding liegt halb unter Geröll begraben”, meinte Marcus. “Aber wenn man es freischaufeln würde, hätte es die Form eines ...”

“Raubvogels”, murmelte Bradford, als er die Daten in Form einer Drei-D-Darstellung auf sein Helmdisplay projiziert bekam.

“Ein toter Adler”, meinte Josephine. Dann geriet alles in Unordnung, wurde wirr.

Bradford erwachte schweißgebadet. Sein Puls war unregelmäßig. Der Traum zerfiel in Einzelteile und glitt von ihm ab, bis nur ein vages Gefühl übrig blieb, worum es gegangen war. Es war eine Erinnerung gewesen. Das Raumschiff, dieser kosmische Raubvogel war keineswegs tot gewesen. Das sie das entdeckt hatten, war nun schon eine ganze Weile her, rief sich Bradford in Erinnerung. Manchmal konnte Bradford kaum glauben, dass es wirklich geschehen war. In der Erinnerung wirkte alles so wahnwitzig.

*

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DAS SCHIFF WAR BELEBT und bevölkert. Es war voll von Alien-Schläfern. Aber das hatten Bradford und seine Begleiter nicht geahnt.

Bradford hatte auch nicht geahnt, wie leicht es sein würde, sich mit der Gedankensteuerung in Verbindung zu setzen und einen Start auszulösen.

CAESAR - so hatte er das Schiff insgeheim bereits genannt, als ihm klar geworden war, dass es sich tatsächlich um ein außerirdisches Raumfahrzeug handelte. CAESAR - der Name eines Eroberers. Und mit diesem Schiff würde man die Sterne erobern können.

Ich hätte es nach einem Entführer benennen sollen, ging es ihm später durch den Kopf. Denn genau als das hatte sich das Schiff erwiesen. Als ein Entführer.

Der ungewollte Start, das Wurmloch, das sich geöffnet hatte und dann ...

Eine Reise durch die Raumzeit. Jahrhunderte in der Zukunft, unendlich viele Lichtjahre vom Ausgangspunkt entfernt. Und mit einer zusammengewürfelten Mannschaft aus Schläfern und gestrandeten Aliens an Bord.

Darunter die alten Herren des Schiffs.

Die Noroofen.

Es gab wirklich angenehmere Umstände für eine kosmische Odyssee, fand Bradford.

Aber inzwischen hatte er eingesehen, dass es sinnlos war, sich darüber zu beklagen.

Man musste das hinnehmen wie schlechtes Wetter oder den nächsten Gamma-Strahlen-Ausbruch eines Neutronensterns.

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1. Kapitel: An Bord der CAESAR - so viel später ...

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Ein Raumschiff am Rande der Unendlichkeit, so weit weg von jedem von Menschen besiedelten Planeten, dass man es sich kaum vorstellen kann. Ein Schiff, das nicht von Menschen konstruiert wurde, was manchmal Schwierigkeiten verursacht. Ein Raumschiff, das wir auf dem Mars fanden. Unter rotem Staub und Marsgeröll.

Bradford atmete tief durch.

Der Strom der Gedanken machte sich manchmal selbstständig.

Gedanken an eine Vergangenheit, die ihm nun manchmal vollkommen unwirklich erschien.

Wie aus einem anderen Leben.

Einem anderen Universum.

Durch Raum und Zeit von allem getrennt, was einem bekannt war.

Manchmal fragte sich Bradford, ob er das Schiff, das er CAESAR genannt hatte, damals auch betreten hätte, wenn er gewusst hätte, was daraus für ihn folgte. Für ihn und die beiden Androiden, die ihn bei der Expedition begleitet hatten.

Vor allem fragte er sich, ob er es dann betreten hätte, wenn ihm klar gewesen wäre, dass die eigentlichen Herren des Schiffes noch an Bord waren.

Und schliefen.

Und dass sie erwachen und mit ihm einfach in die Unendlichkeit davonfliegen würden.

Dass er um die Herrschaft auf dem Schiff würde kämpfen müssen, wenn er sich die Chance bewahren wollte, zurückzukehren.

Jetzt waren sie eine zusammengewürfelte Mannschaft auf einem Raumschiff im Nichts. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt. Der Zufall. Der Wahrscheinlichkeitsalgorithmus des Universums.

Was auch immer.

Jedenfalls waren sie in gewisser Weise alle aufeinander angewiesen. So unterschiedlich sie auch sein mochten und auf welch verworrenen Wegen sie auch an Bord gelangt sein mochten.

Ich bin der Commander, ging es Bradford durch den Kopf.

Ein militärischer Rang, der Bedeutung gehabt hatte, als er eine Mission auf dem Mars angeführt hatte.

Hier draußen bedeutete das alles nichts mehr.

Gar nichts.

Und doch - jetzt, nachdem Bradford die Systeme des Schiffs unter seine Kontrolle gebracht und die Schiffs-KI ihn auf Grund welcher algorithmischer Berechnungen auch immer als legitimen Kommandanten ansah, war er es tatsächlich auch wieder.

Der Commander.

Nein, korrigierte er sich. Commander von Gnaden der Schiffs-KI.

Am Ende lief es immer auf eine Herrschaft der Maschine über jedes Geschöpf hinaus.

Immer.

*

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COMMANDER JOHN BRADFORD war eins mit dem Schiff.

Die Alien-Technik machte es möglich.

Das Schiff ...

Dessen feine Sensoren waren zu seinen Augen und Ohren geworden. Zu seiner Verlängerung seines eigenen Körpers.

Du hast die Kontrolle über die Steuerung der CAESAR zurück!, signalisierte ihm ALGO-DATA, die Schiffs-KI.

CAESAR - so hatte er das Alien-Schiff einst genannt. Nach einem Eroberer. Und erobern sollte es ja auch. Ein Eroberer der Sterne sollte es für die Menschheit werden. Die Dinge laufen eben manchmal etwas anders, dachte Bradford.

Was ist mit Arat-Nof?, fragte Bradford. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Gedankenstrom, war dies ein Gedanke, den die telepathischen Sensoren von ALGO-DATA beachteten. Die KI war sehr gut darin, zu unterscheiden, welche Gedanken an sie gerichtet oder auch nur für sie relevant waren.

Oder für den Betrieb des Schiffes.

Die Perfektion von ALGO-DATA erschreckte Bradford manchmal.

Arat-Nof hat seinen Sarkophag verlassen, lautete ALGO-DATAs Antwort.

Bradford war etwas verwirrt. Wollte er uns nicht zu den Koordinaten des verborgenen Katzoiden-Systems führen?

ALGO-DATA bestätigte dies.

Das hat er getan!, erklärte die KI. Die Positionsdaten sind eingegeben. Sie stehen jederzeit zur Verfügung, ganz gleich, wer die Steuerung der CAESAR übernimmt.

Bradford fragte sich, weshalb Arat-Nof seinen Steuer-Sarkophag eigentlich verlassen hatte. Kurz zuvor schien es diesem androgyn wirkenden, vollkommen haarlosen Humanoiden, den die CAESAR-Crew unterwegs aufgelesen hatte, noch sehr wichtig gewesen zu sein, den Kurs zu bestimmen. Er konnte seine körperliche Gestalt auflösen und sich in pure Energie verwandeln. In dieser Form war er auch in der Lage, fremde technische Systeme zu infiltrieren und einfach zu übernehmen.

Nachdem sein Schiff havarierte, mit dem er von Andromeda in die Milchstraße gereist war, befand er sich nun an Bord von John Bradfords Schiff.

Ein Schiffbrüchiger sozusagen.

Inzwischen wussten Bradford und die anderen an Bord, dass er einem Volk angehörte, das sich als ‚Bhalakiden’ bezeichnete und ein kosmisches Netz sogenannter Xaradim-Stationen verwaltete, mit deren Hilfe eine Nullzeit-Reise von Galaxis zu Galaxis möglich war.

ALGO-DATA schien zu erraten, was Bradford durch den Kopf ging.

Arat-Nof gab an, ein Regenerationszeitquantum nehmen zu wollen!, erklärte die KI.

Was soll das sein?, wollte Bradford wissen.

ALGO-DATAs Antwort war ernüchternd: Tut mir Leid. Über die bhalakidische Kultur sind bislang in meinen Datenspeichern so gut wie gar keine Informationen verfügbar.

Ich verstehe, übermittelte Bradford.

Ich nehme an, es handelt sich bei deiner letzten Gedankenübermittlung um eine Botschaft mit verborgenem Hintersinn!, glaubte die KI.

Wie kommst du denn darauf?, erwiderte John Bradford beinahe amüsiert.

Weil deine Botschaft inhaltlich nicht den Tatsachen entsprechen kann!, erläuterte der Bordrechner der CAESAR. Es ist unmöglich, dass du verstehst, weshalb Arat-Nof seinen Sarkophag verließ, um ein sogenanntes Regenerationszeitquantum zu nehmen, weil dir sämtliche zur Beurteilung dieses Sachverhalts relevanten Informationen fehlen – genau wie mir.

Wer wird denn so spitzfindig sein?, erwiderte Bradford.

Darauf ging ALGO-DATA nicht weiter ein.

Stattdessen meinte die KI: Vielleicht interessiert dich noch, dass Arat-Nof um eine Möglichkeit bat, geringe Mengen an Energie abzuzapfen, um seinen energetischen Status stabil zu halten.

Dagegen hatte Bradford nichts einzuwenden.

Ein anderer Stein lag ihm auf dem Herzen. Ich hatte gedacht, wir wären uns einig darüber, dass deine Loyalität ausschließlich dem Kommandanten der CAESAR gilt, stellte er fest.

ALGO-DATA bestätige dies. Das ist richtig.

Dann verstehe ich nicht, weshalb du einfach SEINEN Befehlen folgen konntest und mir jegliche Kontrolle entzogen wurde, als er die CAESAR mitten in das zentralgalaktische Schwarze Loch steuerte!

Diese Frage beschäftigte Bradford schon seit Längerem.

ALGO-DATAs Antwort war verblüffend einfach.

Ich hatte nicht die Möglichkeit, zu widerstehen!, gestand die KI.

Was soll das heißen?, fragte Bradfords Gedanke.

ALGO DATAS Antwort lautete: Es ist genau so, wie ich dir übermittelt habe. Ich hatte nicht die Möglichkeit, zu widerstehen.

*

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JOHN BRADFORD LAG IN einer der sarkophagähnlichen Pilotensitze, die ursprünglich für die sieben Hohen der Noroofen vorgesehen gewesen waren. Aber die Zeiten, da John Bradford mit den Anführern der Noroofen um die Herrschaft über die CAESAR hatte streiten müssen, waren längst vorbei. ALGO-DATA, die allgegenwärtige Schiffs-KI hatte ihn längst als Kommandanten anerkannt, so dass er der unumschränkte Herr über das Schiff war.

Der Grund dafür blieb Bradford ein Rätsel.

Jedenfalls mussten auch die Noroofen dies akzeptieren. Wohl oder übel. Bradford glaubte durchaus, dass sie nach einer Möglichkeit sannen, das Blatt wieder zu wenden. Aber das war Spekulation. So lange ALGO-DATA auf Bradfords Seite war, konnte er sicher sein, das Kommando zu behalten.

Die CAESAR bewegte sich zurzeit mit Hilfe der überall im Weltraum vorhandenen Schwarzen Energie vorwärts. Die diesbezüglichen Ressourcen waren – gemessen an menschlichen Vorstellungen – schier unermesslich.

Was für eine seltsame Odyssee liegt hinter dir!, ging es ihm durch den Kopf. Die eigenartigste und fantastischste Reise, die je ein Mensch unternommen hat ... Buchstäblich durch Raum und Zeit. Von der Erde des 21. Jahrhunderts war er mit der CAESAR durch die Raumzeit-Anomalie eines Wurmlochs in jene Epoche gerissen worden, in der man die Menschen und ihr Imperium der Humanität überall fürchtete und sie als eroberungssüchtige Geißel der Galaxis betrachtete. Von dort aus hatte ihn sein Weg – mehr oder minder als Gefangener der Noroofen - in die Große Magellansche Wolke geführt, wo sie auf die alten Feinde der Noroofen, die Hegriv, gestoßen waren und wo es ihm gelungen war, die CAESAR schließlich zurückzuerobern.

Nein, das war keine echte Eroberung, dachte Bradford. Eher ein Gnadenakt der KI. Vielleicht aus einem eigenen Überlebensinteresse, weil ihr die Ziele und Operationen der Noroofen zu riskant geworden waren.

Aber das war nur eine Mutmaßung.

ALGO-DATA klärte niemanden näher über die Grundlagen von Entscheidungen auf.

Ein dienender Mechanismus, der sich seinen Herrn selbst erwählte.

*

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JETZT BEFAND SICH DAS Raumschiff unweit des galaktischen Zentrums.

Riugerob, ein Katzoide und Mitfahrer auf der CEASAR, mit der eigenartigen Fähigkeit, sich selbst vergessen machen zu können, hatte seine letzte Ruhe auf seiner legendären Heimatwelt Katzana finden sollen, deren Position er auf einer Art Sternenkarte in der CAESAR hinterlassen hatte.

Diesen Dienst hatte Bradford dem Katzoiden gerne erweisen wollen.

Ein Dienst an einem Freund.

Denn das war der Katzoide während seiner Zeit auf der CAESAR geworden.

Während eines Angriffs, in den die Besatzung während ihrer Reise verwickelt worden war, war der Katzenartige gestorben.

So was kam vor.

Das Universum war ein belebter Ort. Alle naselang versuchten irgendwelche fremden Lebensformen, in das Schiff einzudringen. Beutejäger, Eroberer, Plünderer. Viele dieser Aliens hatten dabei kaum ein schlechteres Gewissen als die Besatzungen menschlicher Prospektorenschiffe, die im Kuiper-Gürtel auf die Suche nach Asteroiden und transneptunischen Objekten waren, denen sie Helium 3 oder Platin entreißen konnten.

Bradford dachte nicht gerne daran zurück. Manchmal fragte er sich, ob er den Tod des Katzoiden hätte verhindern können. Aber das war Unsinn. Sein Verstand wusste das. Sein Gefühl sagte da manchmal unvernünftiger

Das Universum war voller Kreaturen. Nicht alle waren freundlich. Und einige hatten eben eine ausgeprägte Abneigung gegen Katzenartige.

So war das nun mal.

Und objektiv betrachtet hatte es niemals in Bradfords Ermessen gestanden, daran etwas zu ändern.

Niemals.

Nun war Riugerob zurückgekehrt - dorthin, wo seine verworrene Odyssee durch das Universum einst begonnen hatte.

So ist das manchmal, dachte John Bradford. Manchmal geht der Weg am Ende wieder zum Anfangspunkt zurück.

Eine Frage stand unbeantwortet in Bradfords Gedanken.

Wird das eines Tages auch auf mich zutreffen?

In dieser Hinsicht wagte er keine Prognose.

Nur in einem konnte er sich relativ sicher sein.

Sein Weg, sollte er jemals zurück zur Erde führen, würde ganz gewiss nicht geradlinig und vorgezeichnet sein.

Vielleicht ein Weg, der zu lang ist, um innerhalb eines menschlichen Lebens bewältigt werden zu können, ging es Bradford durch den Kopf. Selbst, wenn man bedenkt, dass die Zeit etwas Relatives ist ... Aber uns Menschen ist so verflucht wenig davon gegeben!

John Bradford nahm mit den Pseudo-Sinnen der CAESAR den umgebenden Raum wahr: Die Sonnen, die in dieser galaktischen Region ausgesprochen dicht beieinander lagen. Gigantische Materieansammlungen, die Fusionsfeuer von unvorstellbarer Intensität in Gang hielten. Die Lichter der einzelnen Gestirne waren oft gar nicht voneinander zu unterscheiden und bildeten riesige Leuchtfeuer.

Aber da war auch diese gut achtzehn Lichtjahre durchmessende Zone der Leere, in der sich scheinbar nichts befand.

Genau dort befand sich aber die Position der katzoidischen Heimatwelt, die Riugerob angegeben hatte.

Der Planet der Katzenartigen.

Katzana.

Ein Landeteam der CAESAR-Crew war bereits mit einer Kapsel dort gewesen, um Riugerob die letzte Ruhe zu geben. Die perfekte Tarnung löste sich auf, sobald man in das System hineinflog.

Anschließend hatte ihr Weg Bradford und seine Crew hinter den Ereignishorizont des galaktischen Black Hole geführt. Dorthin, wo die Spezies der Bhalakiden ihre geheimnisvollen Xaradim-Stationen betrieben. An einem Ort, der eigentlich kein Ort war.

Ein Ort jenseits der Vorstellung, ausgestattet mit einer Station, die zusammen mit ungezählten anderen sogenannten Xaradim-Stationen eine Art kosmisches Netz bildete, das

Bradford würde das nie vergessen.

Und er hatte eigentlich auch keine Lust, das zu wiederholen, wenn es sich vermeiden ließ.

Und dazu standen die Chancen gar nicht schlecht.

Schließlich hatte Bradford jetzt die Schiffskontrolle. Zwar letztlich nur von Gnaden der Schiffs-KI, aber das war besser als nichts. Und es schien derzeit ausgeschlossen zu sein, dass der Bhalakide Arat-Nof noch einmal die Schiffskontrolle an sich zu reißen vermochte.

Das schwarze Loch ...

Allein der Gedanke ließ Bradford nach wie vor schaudern.

Kurz nachdem der Bhalakide Arat-Nof an Bord gelangt war, hatte er plötzlich die Kontrolle über die CAESAR übernommen und sie in dieses Land der Alpträume vorstoßen lassen, aus dem es unter normalen Umständen eigentlich keine Rückkehr gab ...

Beängstigend.

Mit diesem einen Wort hätte Bradford seine Erinnerung an diese Ereignisse wohl zusammengefasst.

Beängstigend.

Und es gab wirklich nicht viele Dinge, vor denen sich Bradford fürchtete.

Ganz im Gegenteil.

Die Möglichkeiten der bhalakidischen Technik sind beängstigend, ging es Bradford durch den Kopf. Noch beängstigender sind allerdings die Möglichkeiten des bhalakidischen Geistes.

Die Kräfte eines bhalakidischen Geistes waren nichts anderes

Allein ihre mentale PRÄSENZ konnte willensschwache Geschöpfe töten.

Aber was hätte man auch anderes erwarten sollen? Die Bhalakiden jonglierten mit den stärksten Kräften des Universums, als wären sie nichts.

Nur überlegene Geister vermochten sich manche der Dinge überhaupt vorzustellen, die für sie offenbar selbstverständliche Werkzeuge waren.

Und dazu gehörte es auch, hinter den Ereignishorizont eines schwarzen Lochs mit einer Selbstverständlichkeit vorzudringen, als würde es sich nur um ein anderes Zimmer handeln.

*

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NICHT EINMAL DAS LICHT konnte der gewaltigen Gravitation eines Schwarzen Lochs entkommen. Alles, was jenseits des Ereignishorizonts gelangt war, war für gewöhnlich rettungslos verloren und wurde unaufhaltsam vom großen dunklen Schlund im Zentrum der Milchstraße angezogen, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

Die Bhalakiden jedoch schienen Mittel und Wege zu kennen, diese Kräfte zu beherrschen oder zumindest nicht von ihnen vernichtet zu werden.

Arat-Nof hatte die Station Xaradim angesteuert – jene geheimnisvolle Bhalakiden-Station, die Teil eines gigantischen Transport- und Informationsnetzes war.

Aber die Station war entvölkert gewesen und Arat-Nof in eine kastenförmige Falle geraten, die offenbar nur für einen einzigen Zweck konstruiert worden war: um Bhalakiden einzufangen und auszuschalten.

Nur dem Eingreifen der CAESAR-Besatzung hatte Arat-Nof seine Befreiung zu verdanken.

Jetzt hatte er das Raubvogelschiff zurück in die Leerzone geführt, in dem das verborgene Heimatsystem der Katzoiden zu finden war.

Genau auf diese Position steuerte die CAESAR nun zu.

Arat-Nof schien erstaunlicherweise überhaupt keine Schwierigkeiten zu haben, die Position des Systems wieder

Fast so, als ob für ihn die Tarnung nicht existierte ...

Unter Beibehaltung der gegenwärtigen Geschwindigkeit werden wir die angegebene Zielposition in etwa drei Stunden erreichen – gemessen an den Einheiten deiner irdischen Heimat, übermittelte ALGO-DATA ihm per Gedankenbotschaft.

Danke, gab Bradford zurück. Kurs und Geschwindigkeit beibehalten.

Ein schnelleres Erreichen des Zielpunktes wäre unter geringfügiger Veränderung einiger Parameter durchaus möglich, belehrte ihn die künstliche Intelligenz der CAESAR. Wird eine Optimierung gewünscht?

Nein, entgegnete Bradford. Es wäre ganz gut, wenn wir uns erst über das weitere Vorgehen geeinigt hätten, bevor wir die Zielregion erreichen.

Ich bin überzeugt davon, dass wir uns sehr schnell über das weitere Vorgehen einigen könnten, Bradford, erklärte ALGO-DATA.

Bradford musste innerlich über die letzte Äußerung der KI schmunzeln. Wir beide würden uns mit Sicherheit schnell einigen, meinte er, aber ich möchte auch die anderen Besatzungsmitglieder in die Entscheidungen mit einbeziehen.

ALGO-DATAs Reaktion ließ überraschend lange auf sich warten.

Ich verstehe, gab die KI schließlich ein Signal der Bestätigung. Aber Bradford kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass da noch etwas anderes war. Etwas, das sie nicht verstand.

Übernimm die Steuerung!, wies Bradford die KI an.

Steuerung übernommen!, meldete ALGO-DATA. Ich hätte eine Frage an dich, Bradford. In deiner Erwiderung auf meine Feststellung, dass wir beide uns sicher schnell über die weitere Vorgehensweise einigen würden, schwang ein Bedeutungsgehalt mit, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn richtig erfasst habe ...

Ironie?, erwiderte Bradford.

Genau das schien es zu sein, womit ALGO-DATA Schwierigkeiten hatte.

Was ist Ironie?, fragte die KI.

Aber Bradford hatte jetzt keine Lust, um sich mit ALGO-DATA über die Feinheiten er menschlichen Kommunikation auszutauschen. Wir unterhalten uns ein andermal darüber.

ALGO-DATAs Erwiderung überraschte Bradford. Auf deine Verantwortung, Bradford!, äußerte die KI.

Wieso auf meine Verantwortung?, fragte Bradford irritiert.

Nun, falls durch mein mangelndes Wissen über ein Phänomen, das du Ironie nennst, unsere Kommunikationsbasis fehlerhaft sein sollte, liegt die Verantwortung für daraus resultierende Probleme bei dir!, erklärte ihm die KI mit bestechender Logik.

Diese Verantwortung übernehme ich!, war Bradfords trockene Erwiderung, wobei ihm erst im Nachhinein bewusst wurde, dass auch in dieser Gedankenbotschaft etwas von jener für ALGO-DATA offensichtlich verwirrende Bedeutungsebene mitschwang, die Menschen als Ironie bezeichneten.

Aber im Moment gab es Wichtigeres, als die Optimierung des Verständnisses zwischen der Schiffs-KI und ihrem Kommandanten.

Bradford öffnete den sarkophagähnlichen Pilotensitz der CAESAR und erhob sich daraus.

*

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JOHN BRADFORD LIEß den Blick durch die Zentrale der CAESAR schweifen. Den Großteil des Fluges in diese Region des Alls hatte die Besatzung im Stase-Schlaf verbracht, während das Energiewesen Arat-Nof, ALGO-DATA den Weg gezeigt hatte.

Aber ALGO-DATA hatte Bradford und seine zusammengewürfelte Mannschaft an Bord der CAESAR deutlich vor Erreichen des Zielgebietes geweckt, was auch durchaus sinnvoll war. Schließlich musste zunächst über das weitere Vorgehen bei Erreichen von Katzana, der Heimatwelt der Katzoiden, beraten werden.

Insbesondere ging es auch darum, das Schicksal von Miij zu klären, jenem geflügelten, mit einer goldenen Rüstung gewappneten Wesen, das bei dem ersten Vorstoß auf Katzana zurückgeblieben war.

Es war völlig unklar, was aus ihm geworden war.

Möglicherweise lebte er gar nicht mehr ...

John Bradford machte einen Schritt nach vorn, auf den großen aus Protomaterie bestehenden Panorama-Schirm der CAESAR zu. Daneben gab es mehrere Holosäulen, die sich nach Belieben umgestalten, verkleinern oder vergrößern ließen und jeweils bestimmte Ausschnitte des beeindruckenden Panoramas heranzuzoomen vermochten.

Nur eine einzige Person befand sich außer Bradford im Moment in der Zentrale.

Es war Josephine, die Gen-Android-Frau.

Sie war Teil eines Klonprogramms der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen und hatte Bradford vom Beginn einer erstaunlichen Odyssee an begleitet, mitunter waren seine Gefühle ihr gegenüber durchaus ambivalent gewesen. Aber das gehörte ebenso der Vergangenheit an wie die Regierung der seit zweihundert Jahren nicht mehr existierenden USA oder das damalige Gen-Android-Programm.

Die Klonfrau mit der sportlichen Figur und den charakteristischen Tätowierungen, die bei ihr die Augenbrauen ersetzten, stand an einer Konsole und war darin vertieft, sich einig Messdaten aus der unmittelbaren Umgebung der CAESAR anzeigen zu lassen, sodass sie Bradford im ersten Moment gar nicht zu bemerken schien.

„Wir müssen entscheiden, was wir tun, sobald wir Katzana erreichen“, stellte Josephine schließlich fest. Sie sah auf.

Bradford nickte. Sein Blick hing an dem gewaltigen Panorama des Hauptschirms. Die Protomaterie, aus der er geformt war, ermöglichte dreidimensionale Effekte, die alles, was die Technik der Menschheit je hervorgebracht hatte, bei weitem in den Schatten stellte. Man hatte das Gefühl, tatsächlich nur einen Schritt tun zu müssen, um in den freien Raum hinaus zu schreiten. Es sah aus

„Ich bin für einen erneuten Kapselvorstoß“, bekannte Josephine unverblümt.

John Bradford hob die Augenbrauen.

„Dir ist schon klar, dass die Anzahl der Rettungskapseln an Bord der CAESAR begrenzt ist und für einen sehr, sehr langen Zeitraum reichen muss“, stellte der Kommandant des Raubvogelschiffs fest.

Josephine hob leicht die Schultern und bedachte Bradford mit einem nachdenklichen Blick. „Ich sehe keinen anderen Weg, um herauszufinden, was mit Miij geschehen ist. Und dass wir ihn einfach so zurücklassen, ohne uns darum zu kümmern, was aus ihm geworden sein mag, wirst du ja wohl nicht im Ernst erwarten!“

„Natürlich nicht. Aber es macht auch keinen Sinn, erneut ein Landeteam auf die Katzoiden-Welt zu schicken, dessen Mission dann genauso zum Scheitern verurteilt ist, wie es das letzte Mal der Fall war.“

„Natürlich nicht?“

John Bradford atmete tief durch und machte eine Pause. „Wir müssen diesmal sicherstellen, dass unser Landeteam mehr Erfolg hat. Vielleicht ist tatsächlich ein Kapselvorstoß die einzige Möglichkeit, einerseits herauszufinden, was mit Miij geschehen ist und andererseits endlich etwas mehr über Katzana in Erfahrung zu bringen.“

„Unser Wissen über Riugerobs Heimatwelt gleicht einem winzigen Bruchstück“, erklärte er. „Wir wissen weder, was es genau mit diesen Angriffen von Flugmaschinen auf die Dörfer der Katzoiden auf sich hat, von denen die Mitglieder des ersten Außenteams berichteten, noch haben wir gegenwärtig ein Mittel gegen den gefährlichen Schwingstaub.“

„Ich denke, mit ALGO-DATAs Hilfe werden wir eine Lösung finden, was das letzte Problem angeht“, war Josephine überzeugt.

Bradford nickte.

Woher kommt nur ihr plötzlicher Optimismus?, fragte er sich. Er selbst war davon nämlich keineswegs so felsenfest überzeugt, wie es bei der Gen-Android-Frau der Fall zu sein schien.

Josephine deutete auf die Anzeigen ihrer Konsole. „Ich habe mir von ALGO-DATA verschiedene Variationen von Energiefeldern simulieren lassen, die sich möglicherweise als Schutz vor dem schädlichen Einfluss des Schwingstaubs verwenden lassen. Leider sind die Resultate bislang ...“ Die Gen-Android-Frau zögerte, ehe sie weiter sprach. „... unbefriedigend.“ 

„Dabei ist zu bemerken, dass die Simulation erst seit einem kurzen Zeitintervall aktiviert wurde“, meldete sich nun die Kunststimme der Schiffs-KI. Während Bradford und seine Getreuen quasi als Gefangene der beiden Noroofen Ozobeq und Oziroona an Bord der CAESAR weilten, hatte die Schiffs-KI ihre Kommunikation über Audiokanal fast vollständig eingestellt und sich beinahe ausschließlich telepathisch mitgeteilt. Seit John Bradford jedoch das Kommando über das raubvogelförmige Schiff zurückerlangt hatte, hatte sich auch der Bordrechner wieder an die veränderten kommunikativen Erfordernisse angepasst und äußerte sich nun wieder vorwiegend akustisch.

„Soll das heißen, es gibt vielleicht für das Problem mit dem Schwingstaub doch noch eine Lösung?“, vergewisserte sich John Bradford.

„Ich verwende derzeit etwa zwanzig Prozent meiner Rechnerkapazitäten darauf, hierfür eine zufrieden

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

Josephine hatte auf ihrer Konsole ein Holodisplay aktiviert. Es zeigte den verborgenen Planeten Katzana, dessen Darstellung auf den Scan-Daten des ersten Besuchs der CAESAR basierte. Katzana befand sich mitten in der Zone scheinbarer Leere, die jedem Betrachter sofort als für das galaktische Zentrum vollkommen untypisch auffallen musste. Achtzehn Lichtjahre pures Nichts inmitten der größten und dichtesten Materiezusammenballung im Umkreis von mehreren hunderttausend Lichtjahren – das widersprach einfach zu sehr allen Gesetzen der Masseverteilung, als dass man es als gegeben hinnehmen konnte.

Es waren nur die groben Konturen der Oberfläche auf dieser Projektion zu sehen. In Äquatornähe war ein Punkt rot markiert. Die Markierung blinkte rhythmisch auf. Josephine deutete darauf und sagte: „Genau an dieser Position befindet sich die beinahe von den korallenartigen Wäldern überwucherte Noroofenbasis ...“

„Und du meinst, das wäre der richtige Zielort für einen zweiten Kapselvorstoß?“

„Es ist der einzige Anhaltspunkt, den wir haben.“

„Richtig.“

„Vielleicht gelingt es uns ja, vor einer Kapsellandung den vermutlichen Ursprung der mysteriösen Flugmaschinen herauszufinden, die die Katzoidendörfer angegriffen haben.“

Josephine schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht, aber selbstverständlich werden wir mit ALGO-DATAs Ortungskapazitäten den Planeten intensiv scannen lassen.“

Nach einer kurzen Pause meinte Bradford: „Wenn wir einen neuen Vorstoß unternehmen, müssen wir das Außenteam klein

„Um das Risiko zu minimieren?“

„Ja.“

„An wen hast du gedacht?“

„Fairoglan.“

„Weil er schon einmal dort unten war, nehme ich an.“

„Ja, und weil er mitbekommen hat, was mit Miij geschah. Ich werde noch mal mit ihm darüber sprechen müssen.“

„Und sonst?“

„Marcus. Ich könnte mir vorstellen, dass man seinen Nanokörper am besten gegen den Schwingstaub schützen kann. Außerdem ...“

„... war er auch schon beim letzten Mal dabei.“

„Wo ist übrigens Arat-Nof?“

Josephine lächelte flüchtig. „Unser bhalakidische Gast hat sich zurückgezogen, kurz

Bradford nickte.

„ALGO-DATA, ich möchte mit Arat-Nof sprechen.“

„Ich lokalisiere ihn für dich“, erklärte die KI.

Auf einer Holosäule erschien ein dreidimensionales Abbild der CAESAR. Der Raum, in dem sich der Bhalakide befand, war markiert. „Den bioenergetischen Werten nach scheint unser Gast aktiv zu sein“, stellte ALGO-DATA fest. „Allerdings fehlen mir, um ehrlich zu sein, in diesem Fall auch die Vergleichsparameter, sodass die Irrtumswahrscheinlichkeit recht hoch angesetzt werden muss.“

„Ich werde mich zu ihm begeben“, sagte Bradford und ging auf einen der Türtransmitter in der CAESAR-Zentrale zu. Augenblicke später war er entmaterialisiert.

*

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ARAT-NOF HATTE DIE Gestalt eines androgynen Humanoiden angenommen, als John Bradford seinen Raum betrat. Der Bhalakide hatte darauf verzichtet, diesen Raum nach seinen Bedürfnissen zu modifizieren – was ohne weiteres möglich gewesen wäre.

Bradford erinnerte sich in diesem Augenblick an das erste Zusammentreffen mit dem Energiewesen. Die CAESAR hatte einen Notruf empfangen und wenig später einen Würfel an Bord genommen.

Aber schon in den nächsten Augenblicken hatte Arat-Nof seine Gestalt verändert und seinem Körper – wenn das denn der richtige Ausdruck dafür war – eine quasi-humanoide Form gegeben, mit der er sich möglicherweise an seine Umgebung angepasst hatte.

Das Wesen hatte sich vorgestellt und gleich darauf aufgelöst. Wie sich sehr schnell herausstellte, war es in das Schiff selbst hineingesickert und hatte problemlos ALGO-DATA übernommen, ohne

Die Fähigkeiten des Bhalakiden waren beängstigend, aber da er nicht bestrebt schien, die Macht an Bord erneut an sich zu reißen, sondern sich mit der Rolle eines hilfreichen Gastes zufrieden

Seine Hoffnung war es wohl gewesen, auf der Station Xaradim seinesgleichen wiederzufinden.

Darum seine Übernahme des Schiffes. Darum das riskante Manöver, das

Aber diese Hoffnung hatte sich ja zerschlagen, als er die Station unbewohnt vorgefunden hatte. Unbewohnt und mit einer Falle ausgestattet, die nur

„Sei gegrüßt, Bradford“, sagte Arat-Nof. „Ich habe mir erlaubt, mich etwas zurückzuziehen, nachdem meine Anwesenheit auf der Brücke zeitweilig entbehrlich schien.“

„Wenn wir das Rätsel der Katzoiden-Welt lösen wollen, werden wir deine Hilfe benötigen.“

„Ich bin ein Gast – aber ich helfe gerne.“

Er hätte jederzeit die Macht, mehr zu sein, als nur ein Gast!, ging es Bradford durch den Kopf. Über diesen Punkt gab er sich keinerlei Illusionen hin. Aber Arat-Nof verzichtet darauf. Jedenfalls im Moment ... Offenbar hat er mit uns und der CAESAR seine eigenen Absichten. Es wäre vielleicht nicht schlecht, mehr darüber zu wissen ...

„Uns interessiert, was mit unserem Gefährten Miij auf der Katzoiden-Welt geschehen ist. Vielleicht ist er tot und unsere Bemühungen sind vollkommen umsonst. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er nur entführt wurde.“

„Das ist mir verständlich“, bestätigte er Bhalakide.

„Diese Leere, die wir durchfliegen, ist ebenso ein Rätsel wie Katzana selbst.“

„Leere in einem Gebiet mit derart hoher Materiedichte ist ein absolut unnatürlicher Zustand“, bestätigte der Bhalakide, der sich Bradford nun ein Stück weit näherte. „Aber vielleicht kann ich mit eurer Hilfe dazu beitragen, es zu lösen.“

„Was versprichst du selbst dir davon?“

„Es ... ist wichtig.“

Er weicht aus!, erkannte Bradford.

„Wichtig?“, echote Bradford. „Wichtig wofür oder für wen?“

„Wichtig für mich“, erklärte der Bhalakide. „Die Möglichkeit eines erneuten Kapselvorstoßes würde ich sehr begrüßen.“

Er muss zwischenzeitlich Kontakt zu ALGO-DATA gehabt haben!, erkannte Bradford. Anders war es nicht erklärlich, dass er von diesem Plan offenbar bereits wusste.

*

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MARCUS’ KÖRPER GLICH einer humanoiden Gestalt. Einem schwarzen Umriss, dessen Oberfläche von Milliarden winzigster Insekten überlaufen zu werden schien und die ständig in Bewegung war. Ursprünglich war er wie Josephine ein Teil eines Gen-Android-Programms gewesen. Ein gentechnisch hergestellter Androiden-Klon. Seit dem Tod seines biologischen Körpers existierte er in der aus Milliarden Nanoteilchen bestehenden

Einzig und allein sein Bewusstsein war jetzt noch menschlich.

Aber je länger er sich in seinem Nanokörper befand, desto mehr fragte er sich, was der Begriff ‚menschlich’ in diesem Zusammenhang eigentlich zu bedeuten hatte.

Als Androide war er ein künstlich geschaffener, aber immerhin eindeutig menschlich gestalteter Organismus gewesen.

Und jetzt?

Letztlich war ihm nichts anders übrig geblieben, als die Tatsachen zu akzeptieren und anzuerkennen, dass seine Existenz als Mensch ihr Ende gefunden und danach etwas Neues begonnen hatte. Etwas, das mit nichts vergleichbar war, was je zuvor einem Menschen widerfahren war.

Nun war er Marcus – der Einzige seiner Art. Ein Wesen, das

In der Decke über ihm bildete sich ein trichterförmiger Fortsatz. Ein Blitz zuckte daraus hervor und im nächsten Moment umgab Marcus’ Körper eine aufleuchtende Lichtaura, die jedoch in den nächsten Augenblicken soweit verblasste, dass sie kaum noch wahrnehmbar war.

„Dieses körpernah anliegende Energiefeld müsste dich ausreichend von dem schädlichen Einfluss des Schwingstaubs abschirmen“, erklärte ALGO-DATAs Kunststimme aus einem Lautsprecher heraus. „Für dich habe ich das Feld speziell auf die Struktur deiner Nano-Partikel hin kalibriert. Es könnten vielleicht noch ein paar Feinabstimmungen nötig sein, aber davon abgesehen denke ich, dass ...“

„Wie deaktiviert man dieses ... >Ding<!“, rief Marcus.

„Du kannst es selbst tun“, erklärte ALGO-DATA. „Der Projektor befindet sich mitten in deiner Körpersubstanz, umhüllt von deinen Nano-Partikeln. Ich gebe zu, die Implantierung geschah etwas zu schnell, aber wenn du deine Sinne einen Augenblick lang die immanente Fließstruktur deines Nanokörpers entlangfahren lässt, wirst du es bemerken.“

„Ja ...“, bestätigte Marcus.

Er streckte die Pseudoarme aus, so als würde er sich recken.

Die fließenden Strukturen auf seinem Nanokörper hatten sich seit der Aktivierung des Feldes durch ALGO-DATA sichtbar verändert.

Die zuvor chaotisch wirkenden Ströme, die ohne Richtung durcheinander zu fließen schienen, wie sich gegenseitig durchdringende Heerzüge winziger ameisenähnlicher Tiere, von denen jedes einzelne unvorstellbar einem kleinen schwarzen Punkt glich. Aber die Ströme, die diese Winzlinge jetzt bildeten, wurden größer und breiter. Es gab wenige Abweichungen von den großen Hauptlinien. Das Chaos wich einem Muster.

Marcus fand den Projektor, den ALGO-DATA mehr oder minder in ihn hineingeschossen hatte, ohne dass dabei allerdings die Struktur der Nanopartikel in Marcus amorphem Körper zerstört oder beeinträchtigt worden wäre.

Es handelte sich um ein quaderförmiges Modul, das nun gänzlich von den Nanoteilchen eingehüllt und von diesen zu einem Teil von Marcus’ Körper gemacht wurde. Auch das gehörte zu seinen, gemessen an menschlichen Möglichkeiten, erstaunlichen Fähigkeiten: Die Integration von fast jedweder Technik. Es dauerte nur einen Augenblick und der Projektor war Teil seiner selbst geworden.

Marcus deaktivierte das Feld.

Die Nanoströme auf der Oberfläche seines Körpers fielen in ihre hergebrachten, sehr viel übersichtlicheren Strukturen zurück.

„Wir werden tatsächlich noch einiges daran modifizieren müssen“, erklärte Marcus schließlich.

Er hatte die Veränderung seiner Nanoströme spüren können. Das Energiefeld, dessen Aufgabe es war, ihn vor den schädlichen Auswirkungen des Schwingstaubs zu schützen, hatte offenbar den Partikeln seine spezifische Feldstruktur aufgezwungen, was Marcus im ersten Moment fast aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.

Für ihn war das zuerst fast wie ein k.o.-Schlag gewesen. Nur mit letzter Mühe hatte er das Bewusstsein und die Kontrolle über seinen Nanokörper aufrechterhalten können.

„Dieses Feld muss sofort nach der Ankunft auf Katzana aktiviert werden“, erläuterte ALGO-DATA.

Josephine hatte die Szene mit einem skeptischen Gesicht beobachtet, enthielt sich aber eines Kommentars. Auf einer der Anzeigen ihres Holodisplays wurde mit einer schematischen, dreidimensionalen Darstellung veranschaulicht, wie groß der Abstand zur Position des verborgenen Systems noch war, in dem Katzana um seine Sonne kreiste. Die CAESAR hatte den Zielort nahezu erreicht. Es wurde also Zeit, dass für die noch nicht gelösten Probleme praktikable Lösungen gefunden wurden.

„Ich werde jetzt die Feinjustierung des Projektors vornehmen“, erklärte ALGO-DATA.

„Bitte nicht auf die Brachial-Methode wie eben!“, erwiderte Marcus, den die Prozedur bisher wohl doch etwas mehr mitgenommen hatte, als er bisher zugab.

„Keine Sorge. Die eigentliche Kalibrierung musst du ohnehin selbst vornehmen. Der Projektor ist schon zu sehr Teil deines Nanokörpers geworden“, erklärte ALGO-DATA.

Ein schnurgerader, gebündelter Lichtstrahl fuhr aus derselben trichterförmigen Vorrichtung in der Decke, mit der auch der Projektor in Marcus’ Körper implantiert worden war.

Es war ein Datenstrahl, der die noch zu justierenden Feineinstellungen an dem Gerät vornahm.

Das Ganze dauerte nur ein paar Sekunden, dann verblasste dieser Strahl.

Marcus Körperform löste sich auf. Er schien in sich zusammenschmelzen, bildete zunächst ein klumpenförmiges Etwas, das wie ein ungeheuer dicht gedrängter Insektenschwarm wirkte, bevor sich die humanoide Körperform, die er bisher benutzt hatte, rekonstruierte.

Marcus aktivierte den Feldprojektor.

Im nächsten Moment umflorte ihn erneut die rasch verblassende Lichtaura. Es war deutlich sichtbar, dass auch diesmal sich die Ströme seiner Nanopartikel neu konfigurierten – aber die Differenz zu der vorherigen, beinahe chaotisch wirkenden Struktur war nicht so gravierend wie beim ersten Mal.

„Die Anpassung ist abgeschlossen“, bestätigte Marcus und deaktivierte das Feld wieder. „Wenn ich dadurch sicher sein kann, dass mich dieser Schwingstaub nicht wieder außer Gefecht setzt, nehme ich die geringfügigen Nebenwirkungen im Hinblick auf die Integrität meines Nanokörpers gerne in Kauf.“

Wenn jemand, dessen Körper aus feinsten, im Zweifelsfall autonom agierenden Partikeln besteht, von der Integrität seiner Gestalt spricht, kann man das ja wohl nur als Ironie pur auffassen!, ging es Josephine durch den Kopf.

Ein mattes Lächeln glitt über ihr Gesicht.

Fast ein Reflex.

Aber dieses Lächeln erstarb, als sich die Vorderseite von Marcus’ Kopf in ihre Richtung wandte.

Augenlos.

Gesichtslos.

Ein wimmelndes amorphes Etwas, das mit einem menschlichen Antlitz nicht mehr das Geringste zu tun hatte. Dementsprechend fehlte für Josephine auch jegliche Möglichkeit, sich anhand mimischer Regungen über die genaue Bedeutung von Marcus’ Worten rückzuversichern.

Wir sind einmal gleich gewesen, dachte sie. Klone des Gen-Android-Programms. Was ihm zugestoßen ist, hätte auch mir widerfahren können.

ALGO-DATA erlöste sie beide aus der Verlegenheit.

„Ich habe eine ähnliche Apparatur für Fairoglan vorgesehen, dessen Psi-Fähigkeiten ja durch die Auswirkungen des Schwingstaubs

Ja, dachte Josephine. So müsste das funktionieren.

In diesem Moment rekonfigurierte sich abrupt die Holosäule, auf der die Ortungsscans angezeigt wurden.

Ein Alarmsignal schrillte.

„Ein Objekt nährt sich mit halber Lichtgeschwindigkeit!“, meldete ALGO-DATA.

*

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FAIROGLAN GING IN DEM von Pflanzen aller Art bewachsenen Raum auf und ab. Er holte zu einer entschiedenen Geste aus. „Ich kann mich nur wiederholen“, sagte er. „Dieser dunkle Schemen, der Miij auf Katzana quasi vom Himmel pflückte, hat gedacht. Da bin ich mir hundertprozentig sicher – trotz meiner nur schwach ausgebildeten paranormalen Begabung.“ Fairoglan atmete tief durch und blickte zu seinen beiden Gesprächspartnern. Da war einerseits das humanoide Klon-Mädchen Naea sowie andererseits der Pflanzenhüter-Klon Otlej, in dessen Raum sie sich aufhielten. Die besondere Verbindung zu Pflanzen spiegelte sich in der „Einrichtung“ dieses Raums überdeutlich wiwar in der Lage, mit Pflanzen auf empathischer Ebene zu kommunizieren. Jene Flora, um die er sich seinerzeit auf der Erde kümmern musste, hatte er als „seine Kinder“ betrachtet und die Trennung von ihnen war für ihn ausgesprochen schwierig gewesen. Schließlich war er zu nichts anderem geschaffen worden, als sie zu beschützen, sie zu hegen und zu pflegen. Allein das Abreißen des geistig-emotionalen Bandes zu diesen Pflanzen hatte ihm regelrecht körperlich manifestierbare Beschwerden verursacht. Zeitweilig hatte er sich in einem Zustand befunden, der dem Wahnsinn sehr nahe

Doch inzwischen hatte sich sein Zustand längst stabilisiert.

Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die Tatsache, dass er an Bord der CAESAR Pflanzen halten konnte. Ein zweiter stabilisierender Faktor war mit Sicherheit die Freundschaft zu dem Mädchen Naea, die ihren Anfang wohl schon während ihrer gemeinsamen Odyssee durch das Ghetto von Peking genommen hatte, wohin die Ausgestoßenen verbannt wurden.

Aber das alles schien ihrem Gefühl nach lange zurückzuliegen. 

Es war fast wie eine Erinnerung aus einem anderen Leben, die mit ihrer jetzigen Existenz kaum noch etwas gemein hatte.

Eins stand jedenfalls fest:

Weder Otlej noch Naea konnten hoffen, die Erde je wieder

„Konntest du irgendetwas von diesen Gedanken näher spezifizieren?“, fragte Otlej in die entstehende Stille hinein.

Fairoglan hob leicht den Kopf.

„Nein“, sagte er.

„Und doch bist du dir sicher, dass du Gedanken wahrgenommen hast?“

„Ja. Ich weiß, dass das widersprüchlich klingt, aber so ist es nun einmal. Leider besitze ich nicht die überragenden telepathischen Fähigkeiten meines Hassbruders Schafor. Ich bin eben nur ein Klonzweitling ...“

„Es kommt nichts dabei heraus, wenn wir Fairoglan nach den feinsten Nuancen seiner Wahrnehmung löchern“, meldete sich nun eine Stimme zu Wort, die direkt aus dem dichten Gewirr des künstlich angelegten Dschungels kam, den Otlej in seinem Raum angelegt hatte. Ein Rascheln folgte, dann eine Bewegung. Auf den ersten Blick war der Sprecher gar nicht als solcher erkennbar gewesen. Es war Yc, der Pflanzenartige. Ein pflanzenhaftes Wesen, das auf den ersten Blick wie ein wuchernder Strauch wirkte, aber keineswegs durch Wurzeln an die Erde gekettet war, sondern sich hervorragend fortzubewegen wusste. Dutzende von Augenknospen musterten Fairoglan aufmerksam. „Wenn wir alles bedenken, was wir über Miijs Verschwinden bislang wissen, können wir nur zu der Feststellung gelangen, dass nichts davon sicher ist. Was war das für Schemen? Wirklich eine denkende Lebensform? Fairoglan konnte keine verwertbaren Gedanken empfangen. Aber könnte es nicht einfach so sein, dass er die Gedanken dieses Wesens nicht verstehen konnte?“

In diesem Augenblick ertönte ein Kom-Signal.

Im nächsten Moment meldete sich die Stimme von ALGO-DATA.

„Ihr sollt euch sofort in die Zentrale begeben!“, verkündete die Schiffs-KI. „Das ist eine Anweisung des Kommandanten. Es gilt höchste Alarmbereitschaft!“

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2. Kapitel: Rückkehr

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Nach und nach fand sich die gesamte gegenwärtige Besatzung der CAESAR in der Zentrale ein.

„Maximaler Zoomfaktor“, meldete ALGO-DATA. Auf dem großen Panoramaschirm der CAESAR wurde jetzt eine geflügelte, entfernt humanoide Gestalt in einer golden schimmernden Rüstung sichtbar.

„Das ist Miij!“, stieß Fairoglan unwillkürlich hervor. „Daran kann es überhaupt keinen Zweifel geben.“

„ALGO-DATA! Identität dieses Objekts noch einmal überprüfen!“, forderte Bradford.

„Identitätsprüfung abgeschlossen“, meldete sich ALGO-DATA nur Augenblicke später. „Sämtliche aus dieser Distanz messbaren Parameter stimmen mit den Vergleichswerten von Miij aus dem Volk der Ellobargen überein.“

„Lebenszeichen?“

„Sind vorhanden“, bestätigte ALGO-DATA. „Allerdings fehlen mir die Vergleichsdaten, um beurteilen zu können, ob sie für ellobargische Verhältnisse im tolerablen Rahmen liegen oder es sich lediglich um reflexartige Pseudo-Bioaktivität handelt. Die Wahrscheinlichkeit dafür setze ich allerdings nur mit zwanzig Prozent an.“

In einem Holodisplay wurden die Geschwindigkeitswerte angezeigt.

Josephine schüttelte fassungslos den Kopf.

„Halbe Lichtgeschwindigkeit! Mein Gott, wie kann er dermaßen schnell sein? Er rast geradezu auf uns zu!“

John Bradford wandte sich an Arat-Nof. „Wie lautet deine Erklärung dafür?“

Der Bhalakide wich einer konkreten Antwort aus, wie Bradford es zuvor schon das eine oder andere Mal bemerkt hatte. „Letztlich ist die Geschwindigkeit eines Körpers im All nur von einem kinetischen Ausgangsimpuls abhängig!“

„Objekt wird in wenigen Sekunden aufprallen“, meldete ALGO-DATA. „Ausweichmanöver ist unmöglich. Schutzschirm ist aktiviert. Es besteht auf Grund der erheblichen relativen Geschwindigkeit des Objekts die Gefahr, dass die Außenhülle durchschlagen wird!“

Wie ein Geschoss von unvorstellbarer Wucht würde Miij, auf die CAESAR aufprallen.

„Maximale Beschleunigung und Ausweichmanöver!“, forderte Bradford.

„Ausweichmanöver unmöglich“, war die lapidare Antwort der Schiffs-KI. „Vorbereitungen für den Zusammenprall wurden getroffen. Es besteht keine ernstzunehmende Gefahr für den Bestand des Schiffs.“

Doch es kam anders.

Sekunden vergingen.

„Geschwindigkeit sinkt“, stellte Josephine plötzlich fest.

Sie deutete dabei auf die Anzeigen.

Kurz bevor der Körper des Ellobargen Miij in seiner Rüstung – Wrabiss genannt – auf die CAESAR prallen konnte, bremste der Ellobarge abrupt ab.

Seine relative Geschwindigkeit zur CAESAR sank auf null.

„Das ist vollkommen unmöglich“, stellte Marcus fest. „Was ist mit den Gesetzen der Trägheit. Befinden wir uns etwa in einem Raumsektor, in dem die nicht mehr gelten?“

„Auch ein paar andere Naturgesetze scheinen es hier ebenfalls etwas schwerer zu haben als im Rest des Universums“, ergänzte Josephine und spielte damit auf die scheinbare Leere an, die in diesem Sektor das Bild prägte.

„Miij soll sofort an Bord genommen werden!“, verlangte Bradford.

Auf dem Panoramaschirm sowie einer schematischen Übersichtsdarstellung auf einer der Holosäulen war zu sehen, wie ein Traktorstrahl den frei im All schwebenden Miij durch die Hauptschleuse der CAESAR an Bord nahm, wo er von den bordeigenen spinnenförmigen Robotern in Empfang genommen wurde.

*

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ÜBER EINE DER TRANSMITTERTÜREN gelangten John Bradford, Marcus und Fairoglan in die Hauptschleuse.

Miijs Körper befand sich zunächst in einer Art Leichenstarre. Allerdings wurde durch einen sofort durch ALGO-DATA durchgeführten Medoscan festgestellt, dass alle Lebensfunktionen des Ellobargen intakt waren und offenbar keine akute Lebensgefahr bestand.

Die Spinnenroboter hatten bereits die Anweisung zum Abtransport in eine Krankenkabine erhalten, als sich plötzlich ein Arm des Ellobargen etwas bewegte. Er hob sich leicht. Als Nächstes rührte sich ein Fuß und der Flügel. Die Erstarrung, die seinen Körper befallen hatte, wich von ihm. ALGO-DATA registrierte penibel, dass die Atemtätigkeit des geflügelten Wesens wieder einsetzte.

Miij rang zunächst nach Luft.

Sein vom Helm des Wrabiss bedeckter Kopf wandte sich in Bradfords Richtung.

„Ich danke dir“, erklärte er. Ein Augenblick des Schweigens folgte, ehe er fort fuhr: „Es ist schön, wieder an Bord zu sein.“

„Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht“, ergriff Fairoglan das Wort, noch ehe Bradford etwas hatte sagen können. „Was ist geschehen? Ich habe nur einen undeutlich wahrnehmbaren Schemen bemerkt, der irgendwie ...“

„Ja?“, hakte Miij nach, als der Yroa stockte.

Fairoglans Blick war von einer Sekunde zur anderen nach innen gewandt. Er schien durch die anderen hindurch

„Kannst du seine Gedanken wahrnehmen?“, fragte Bradford an den Yroa-Klonzweitling gerichtet.

„Ich kann immerhin bestimmen, dass er nachgedacht hat. Allerdings nicht worüber und zu welchem Zweck. Aber ich weiß, dass wir keinen Fremden an Bord geholt haben.“

„Du musst uns berichten, Miij!“, forderte Bradford den Ellobargen auf.

„Das werde ich tun!“, versprach der Ellobarge.

Er erhob sich langsam.

Betastete mit seinen Händen die glatte, metallisch wirkende Außenhülle des Wrabiss.

Er stand auf.

Fairoglan half ihm dabei.

Die Flügel zuckten einmal heftig und falteten sich dann auf Miijs Rücken zusammen.

„Bringen wir ihn in die Zentrale!“, schlug Fairoglan vor.

„Ja“, stimmte Miij zu. „Und dann will ich euch erzählen, was mit mir geschah ...“

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3. Kapitel: Miijs Erlebnisse, Katzana ...

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Da war die undeutliche Erinnerung an einen dunklen Schemen und an eine Kraft, die ihn umschloss, gefangen nahm, fesselte ... Es war unmöglich, dafür einen passenden Begriff zu finden, der auch nur annähernd das auszudrücken vermochte, was Miij im Zusammenhang mit dieser Erinnerung empfand.

Danach war jedenfalls zunächst einmal alles dunkel gewesen.

So als hätte jemand einfach ein Stück aus seinem Leben herausgetrennt und gelöscht.

Miij erwachte.

Er stellte fest, dass sein Körper nach wie vor vom Wrabiss bedeckt wurde und ihm niemand die golden schimmernde Rüstung abgenommen hatte.

Offenbar war demjenigen, der ihn gefangen genommen hatte, nichts über die Kräfte bekannt, die dem Wrabiss innewohnten. Kräfte, mit deren Hilfe sich auch massive Steinwände durchdringen ließen ...

Umso besser, überlegte der Ellobarge in der Hoffnung, nicht lange in diesem Gefängnis zubringen zu müssen – wer auch immer ihn hier eingesperrt haben mochte.

Aber dass es sich bei seiner Umgebung tatsächlich nur um ein Gefängnis handeln konnte, daran bestand für ihn von der ersten Sekunde des Erwachens an nicht der geringste Zweifel.

Der Raum, in dem er sich befand, war kahl, die Wände glatt. An der Decke leuchtete eine mäßig helle Lichtquelle.

Einen Aus- oder Einfang schien es nicht zu geben, was nur bedeuteten konnte, dass er sehr geschickt verborgen worden war.

Der Ellobarge bewegte sich leicht, setzte sich auf und entdeckte in der anderen Ecke des etwa dreißig Quadratmeter großen Raumes eine kauernde Gestalt. Sie befand sich zunächst im Schatten, sodass Miij nicht viel mehr als die ausgefahrenen Rückenstacheln sowie die Umrisse des katzenhaften, raubtierhaften Kopfes erkennen konnte.

Ein Katzoide!, erkannte Miij sofort, denn diese Konturen erinnerten gleich an das Äußere des verstorbenen Riugerob.

Der Katzenartige erhob sich und musterte Miij mit einem Blick, der nach Interpretation des Ellobargen zunächst einmal Misstrauen ausdrückte.

Miij fiel auf, dass sich die Kleidung dieses Katzoiden, mit dem er seine Zelle und sein Schicksal als Gefangener zu teilen schien, sich deutlich von dem martialisch wirkenden Äußeren unterschied, das für Riugerob so kennzeichnend gewesen war. Statt der Montur eines Kriegers trug dieser Katzoide eine weit fallende Tunika aus grauem Stoff, die allerdings auf dem Rücken über spezielle Öffnungen für die ausfahrbaren Stacheln verfügte.

Schließlich unterlag das Ausfahren dieser Rückenstacheln bei Katzoiden nicht immer der willentlichen Kontrolle des Einzelnen, sondern geschah oft auch reflexartig.

Der Katzoide kam jetzt aus seiner Ecke hervor und näherte sich Miij zögernd. Als er in den Schein der Lichtquelle trat, fiel Miij auf, dass die Haut des Katzenartigen einen Farbton angenommen hatte, der dem Grau seines Gewandes ähnelte.

Möglicherweise, so glaubte Miij, war dies darauf zurückzuführen, dass sein Zellengefährte schon sehr lange in diesem Verlies vor sich hin vegetierte und vielleicht für lange Zeit kein einziger Sonnenstrahl seine Haut berührt hatte.

„Ich bin Miij“, stellte sich der Ellobarge vor. Er benutzte dabei die Sprache Riugerobs, deren Wortschatz und Grammatik auf dem Übersetzungschip gespeichert waren, den ALGO-DATA in Miijs Rüstung integriert hatte.

Die Reaktion des Katzoiden verlief jedoch alles andere als wunschgemäß.

Er wich ein Stück zurück und stieß einen unartikulierten Laut aus, den Miij als einen Ausdruck der Furcht interpretierte.

Vielleicht gehört die Gruppe, der dieser Katzoide zuzuordnen ist, einem anderen Dialekt an, überlegte Miij. Es konnte also sein, dass seine als freundliche Begrüßung gemeinten Worte von seinem Gegenüber völlig missverstanden worden waren.

Eine andere Möglichkeit bestand natürlich darin, dass dieses Wesen schon dermaßen lange hier gefangen gehalten wurde, dass es jegliches Vertrauen - gleichgültig ob in sich selbst oder in andere - verloren hatte.

Miij hob die von seinem Wrabiss bedeckten Hände.

Geöffnete und augenscheinlich waffenlose Hände waren als universelles Friedenszeichen kaum misszuverstehen, glaubte Miij. Gleichzeitig bewegten sich aber auch seine Flügel ein wenig, was den Katzoiden sehr zu beunruhigen schien.

Er kauerte in einer Haltung da, die man nur als Abwehrhaltung auslegen konnte. Er war zweifellos keine Kämpfernatur, so wie Riugerob es gewesen war. Zumindest deutete nichts an ihm darauf hin.

Miij war klar, dass er sehr behutsam vorgehen musste und seinen Zellengenossen wohl zunächst einmal am besten einfach in Ruhe ließ, bis dieser sich einigermaßen beruhigt hatte.

Unterdessen versuchte Miij die Zeit zu nutzen, indem er mit Hilfe des Wrabiss sein Gefängnis erkundete.

Zumindest versuchte er es.

Aber erschrocken stellt er fest, dass die Rüstung einfach nicht zu ihrer gewohnten Machtentfaltung kam.

Es war ihm unmöglich, mit ihrer Hilfe die massiven Steinwände zu durchdringen, ja, er vermochte noch nicht einmal einen kleinen Teil ihrer verborgenen Kräfte zu aktivieren. Irgendetwas hinderte Miij daran, die Rüstung so einzusetzen, wie er es gewohnt war.

Das ist also der Grund dafür, dass man mir den Wrabiss gelassen hat!, erkannte er schaudernd, denn nun wurde dem Ellobargen zum ersten Mal bewusst, dass dieses Gefängnis für ihn tatsächlich fürs Erste ein Gefängnis bleiben würde.

Zum letzten Mal versuchte er, die Kräfte des Wrabiss wachzurufen. Seine von der Rüstung bedeckte Hand prallte mit einem metallischen Geräusch gegen die Wand, aber mehr als einen Kratzer hinterließ sie dort nicht.

Miij stieß einen unartikulierten Laut der Wut aus, ein heftiges Schlagen der Flügel folgte, woraufhin sie sich jedoch sogleich wieder auf dem Rücken zusammenfalteten.

Miij fühlte den halb misstrauischen, halb interessierten Blick seines katzoidischen Zellengenossen auf sich ruhen.

„Das ist sinnlos“, stellte der Katzoide schließlich nach einer längeren Zeit des Schweigens fest. „Was du tust, ist sinnlos.“

Da Miij die Sprache des Katzoiden mit Hilfe des in seine Rüstung integrierten Übersetzungschips mühelos verstand, stand auch fest, dass dieser Bewohner Katzanas keineswegs ein anderes Idiom benutzte, als es seinerzeit Riugerob getan hatte.

„Vielleicht hast du Recht“, sagte Miij schließlich, sichtlich darum bemüht, beim zweiten Versuch einer Kontaktaufnahme etwas behutsamer vorzugehen. Schließlich waren sie beide in gewisser Weise aufeinander angewiesen. Bislang hatte Miij nicht die geringste Ahnung davon, was eigentlich mit ihm geschehen war - und vor allem, warum! Was war die Absicht desjenigen, der ihn gefangen genommen und in dieses Verlies gesperrt hatte?

Gut möglich, dass der Katzoide ebenso ahnungslos ist, wie ich es bin, überlegte Miij. An den Gedanken, hier womöglich über lange Zeit hinweg festgehalten zu werden, wie er es im Fall seines Zellengenossen vermutete, mochte sich Miij erst gar nicht gewöhnen.

Es musste einen Weg hinaus geben, so sagte er sich. Und er nahm sich vor, alles zu unternehmen, um ihn zu finden.

„Mein Name lautet Miij“, erklärte der Ellobarge noch einmal, da er glaubte, jetzt ein günstigeres Gesprächsklima vorzufinden.

„Miij aus dem Volk der Ellobargen.“

„Du wiederholst dich“, war die kühle, überraschend abweisende Erwiderung des Katzoiden.

Sein Kommunikationsbedürfnis schien fürs Erste vollkommen gestillt zu sein. Jedenfalls setzte er sich in seiner Ecke nieder und wandte demonstrativ den Kopf zur Seite. Eine Geste, die kaum irgendwelchen Spielraum für Interpretationen ließ. Im Moment hatte er einfach genug von dieser Unterhaltung.

Miij kam zu dem Schluss, dass er dies akzeptieren musste. Wenn seine Annahme stimmte, und dieser Katzoide vielleicht tatsächlich schon unsagbar lange Zeit in diesem Kerker verbracht hatte, so war seine Reaktion sogar verständlich.

Er scheint die Gesellschaft anderer gar nicht mehr gewöhnt zu sein, wurde es Miij klar. Ich werde Geduld mit ihm haben müssen. Viel Geduld.

Mit ihm und auch mit mir selbst.

*

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DIE ZEIT KROCH SO ZÄHFLÜSSIG dahin wie ein erkaltender Lavastrom - und drohte in Miijs subjektiver Wahrnehmung ebenso langsam aber sicher zu erstarren. Es geschah buchstäblich nichts.

Mehr als ein paar misstrauische Blicke tauschte er mit seinem katzoidischen Zellengenossen nicht aus. Dieser schien dem Ellobargen von Grund auf zu misstrauen und wenn er näher darüber nachdachte, so fand Miij, dass er es ihm auch kaum verübeln konnte.

Der Ellobarge dachte daran, was wohl aus seinen Gefährten geworden war, den anderen Mitgliedern des Außenteams, das mit einer Kapsel der CAESAR auf der verborgenen Katzoiden-Welt gelandet war. Marcus, Josephine, Fairoglan ...

Hatten sie sich retten und vielleicht sogar an Bord der CAESAR zurückkehren können oder wurden sie vielleicht an anderer Stelle gefangen gehalten?

Die Tatsache, dass er vollkommen zur Untätigkeit verurteilt war, ärgerte Miij und machte ihn innerlich fast rasend. Aber in diesem Punkt musste er den Worten seines Zellengenossen zumindest vom Verstand her Recht geben. Im Moment hatte es keinen Sinn, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen. Diese Grenzen, die ihm die Mauern dieses düsteren Gefängnisses zogen, musste er zunächst einmal wohl einfach schlicht und ergreifend akzeptieren, bevor er seine Chance suchen konnte, sie zu überwinden.

Aber träumte davon der Katzoide mit dem vor Sonnenmangel grau gewordenen Gesichtszügen nicht ebenfalls schon seit langer Zeit und hatte es doch nicht geschafft?

Ein deprimierender Gedanke.

Je weiter die Zeit fortschritt, desto schwerer fühlte Miij die wachsende Lethargie auf seinem Bewusstsein lasten. Er fühlte sich wie lebendig begraben. Langsam, aber sicher schien jegliche Hoffnung dahinzusiechen. Wie hatte der Katzoide, dessen finsteres Schicksal er nun zwangsweise teilte, es so lange aushalten können, ohne vollständig den Verstand zu verlieren, so fragte sich Miij irgendwann und war sich nicht mehr sicher, ob er seinen Zellengenossen nun wegen dem, was hinter ihm lag, bedauern oder seiner mentalen Stärke wegen bewundern sollte.

*

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EIN GERÄUSCH RISS MIIJ aus seiner Lethargie heraus und sorgte auch bei dem Katzoiden dafür, dass er augenblicklich aktiv wurde und aufsprang.

Nach Miijs subjektiver Empfindung war seit seinem Erwachen in diesem Kerker eine unermesslich lange Zeitspanne vergangen. Die Zeit schien sich auf groteske Weise gedehnt zu haben und jeder einzelne Augenblick zu einer schieren Ewigkeit zu zerfließen. Genau das Gegenteil wurde durch das Geräusch ausgelöst. Alles schien sich auf einmal zu beschleunigen - bis hin zu den Biofunktionen des Ellobargen.

Das Geräusch wiederholte sich noch einmal. Es glich einem Schaben, so als würde Stein sich an Stein reiben und sich irgendwo eine Tür öffnen.

Miij ließ den Blick kreisen. Nirgends war allerdings auch nur eine Öffnung erkennbar. Der Raum war so kahl, leer und rundherum geschlossen wie zuvor.

Was geht hier vor?, fragte sich Miij. Wollte man ihn und seinen Mitgefangenen zum Narren halten?

Aber der Katzoide wusste natürlich mehr darüber, was das Geräusch zu bedeuten hatte.

Er sah Miij an.

In seinen Augen blitzte es herausfordernd.

„Beunruhigt?“, fragte er.

„Was war das?“, wollte Miij sofort wissen und erkannte sogleich, dass er wieder einmal im Umgang mit seinem Zellengenossen zu ungeduldig gewesen war.

Der Katzoide wich - wie schon bei anderer Gelegenheit - einer direkten Antwort auf Miijs Frage aus.

Stattdessen sagte er: „Du wirst sehen, es ist nicht schlimm.“

„So?“

„Nein. Dies nicht.“

„Eine Tür ist aufgegangen.“

„Keine Tür. Nur eine kleine Öffnung.“

„Wo ist sie?“

„Du kannst sie nicht sehen. Noch nicht ...“

Einige Augenblicke angespannten Schweigens folgten. Dann deutete der Katzoide plötzlich auf eine der Wände, in der sich eine Öffnung gebildet hatte, die vom Boden aus etwa zwanzig Zentimeter in die Höhe reichte. Zwei zylinderförmige Behälter waren offenbar durch diese Öffnung hindurchgeschoben worden.

„Wieso habe ich diese Öffnung vorhin nicht wahrgenommen?“, fragte Miij.

Der Katzoide vollführte mit seinem rechten Arm eine Geste, deren Bedeutung Miij natürlich nicht bekannt war und die ihm auch der Sprachchip in seiner Rüstung nicht zu übersetzen vermochte.

„Sie haben ihre Tricks“, erwiderte der Katzoide einsilbig.

„Und wer sind sie?“

Miij erhielt auf diese Frage keine Antwort.

Der Katzoide trat auf die beiden auf dem Boden stehenden, oben offenen Behälter zu, nahm sie beide an sich und wandte sich anschließend zu Miij herum. Erneut ertönte das schabende Geräusch.

Die Öffnung war auf einmal verschwunden.

Einen kurzen Moment nur hatte Miij sich nicht konzentriert ...

Der Katzoide trat jetzt auf Miij zu. Langsam, fast zögernd - und in jeder Hand hielt er einen der beiden Behälter.

Schließlich reichte er einen davon an Miij.

„Unsere Nahrung“, kommentierte der Katzoide diese Geste und zog sich sofort wieder einen Schritt zurück.

Miij warf einen Blick in den Behälter. Darin befanden sich keksähnliche Brocken, die in rechteckiger oder dreieckiger Form vorhanden waren.

Der Katzoide hatte sich bereits eines der Dreiecke genommen und es verschlungen.

Wenig später ertönte noch einmal das Geräusch, das das Öffnen der die meiste Zeit über unsichtbaren Tür ankündigte.

Diesmal gab es zwei krugähnliche Gefäße, in denen sich Wasser befand, von denen ganz offensichtlich je einer für Miij und einer für den Katzoiden bestimmt waren. Das Nahrungsangebot wurde anscheinend nicht je nach Spezies differenziert. Was das Wasser anging, so war es die Basis aller organischen Lebensformen, aber davon abgesehen konnte Miij nur hoffen, dass die Nährstoffe, die dem Katzoiden schmeckten, auch ihm guttaten.

Zögernd biss der Ellobarge in eines der keksartigen Dreiecke hinein.

Die Nahrung hatte keinerlei Geschmack.

Aber wählerisch sein konnte Miij hier nicht.

Es ging darum, zu überleben – und das war ohne ausreichende Nahrungszufuhr nun mal nicht möglich. Während Miij bereits den zweiten dreieckigen Keks verzehrte, überlegte er, inwieweit die ungesunde Hautfarbe des Katzoiden möglicherweise auch durch eine mangelhafte Ernährung verursacht worden war.

Der Katzoide beendete seine Mahlzeit schließlich. Anschließend ging er an eine bestimmte Stelle an der Wand und ritzte mit Hilfe einer seiner Krallen eine Markierung in den Stein. Das Geräusch, das dabei entstand, war unangenehm und wie man den Krallen des Katzoiden ansehen konnte, waren sie eigentlich nicht hart genug für diese Arbeit.

Aber er tat es trotzdem.

Miij sah auch schnell den Grund dafür.

Offenbar setzte der Katzoide nach jeder Essensausgabe eine Markierung, weil das die einzige Möglichkeit für ihn war, die Zeit zu messen und einigermaßen den Überblick darüber zu behalten, wie lange er schon hier war. Und auch das nur unter der Voraussetzung, dass die Nahrungsmittel- und Trinkwasserausgaben regelmäßig durchgeführt wurden.

Der Katzoide bemerkte Miijs Interesse.

Er machte eine Geste, die Miij nach anfänglichem Zögern so interpretierte, dass er sich nähern sollte.

„Viel Zeit ist vergangen“, sagte der Katzoide und deutete auf die Markierungen, die er bislang in die Wand geritzt hatte. „Sehr viel Zeit ...“

Unter der Voraussetzung, dass die Nahrungsmittelausgabe täglich stattfand, befand sich der Katzoide bereits seit mehr als einem halben Katzana-Jahr in Gefangenschaft.

„Mein Name ist Voscaguir“, erklärte der Katzoide schließlich.

Na endlich!, dachte der Ellobarge.

„Und ich bin Miij.“

„Du wiederholst dich.“

„Ein Gebot der Höflichkeit, wenn man sich gegenseitig vorstellt.“

„Ich verstehe nicht, was du sagst. Aber wir sind beide Gefangene in diesem Kerker. Besser, wenn jeder den Namen des anderen sagen kann.“

„Ja.“

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DAS SCHWEIGEN DAUERTE diesmal bis zur nächsten Essens- und Trinkwasserausgabe, die sich exakt genauso abspielte wie beim ersten Mal. Voscaguir machte die nächste Markierung und Miij fragte sich, ob er vielleicht auch damit anfangen und sich darauf einstellen sollte, vielleicht Monate oder Jahre in diesem kahlen Raum zuzubringen.

„Du siehst seltsam aus“, erklärte Voscaguir in die Stille hinein und benannte damit vielleicht auch den Grund für die anfängliche übergroße Scheu, die er vor dem Ellobargen gezeigt hatte. „Wie ein Geschöpf der Legenden, die erzählt werden, um junge Katzoide zu erschrecken, von denen aber jeder Erwachsene eigentlich weiß, dass sie nur Ausgeburten der Fantasie sind.“

„Und du dachtest anfangs auch, ich sei eine Ausgeburt der Fantasie?“, fragte Miij.

„Ja. Ich war die ganze Zeit allein, dann erwachte ich und finde dich in ein- und demselben Kerker wieder wie ...“

„... wie was?“

„Es liegt nicht in meiner Absicht, dich zu beleidigen. Magst du äußerlich von ausgesprochener Hässlichkeit sein, so gönnt man selbst dem schlimmsten Monstrum der Legende nicht das, was uns in diesem Kerker widerfährt ...“

Miij rief sich ins Gedächtnis, dass bis zu dem Zeitpunkt seiner Entführung noch kein Erstkontakt zwischen den Katzoiden und dem Landeteam der CAESAR stattgefunden hatte. Da Voscaguir ja ohnehin bereits seit mehr als einem halben Jahr in Gefangenschaft war, konnte er noch weniger als jeder andere Katzoide von der Existenz einiger Fremdweltler wissen, die den Boden des katzoidischen Heimatplaneten betreten hatten.

„Du musst von sehr weit her kommen - denn du bist eine Missgeburt, die direkt aus den Alpträumen entsprungen ist. Zuerst hielt ich dich für einen bösen Geist, mit dem meine Entführer mich zu peinigen suchten.“

„Was hat dich davon überzeugt, dass ich kein böser Geist bin?“, fragte Miij.

„Die Tatsache, dass du offenbar in der Lage bist, dieselben Nahrungsmittel zu verdauen wie ich“, erklärte Voscaguir. „Geister verdauen nichts. Sie nehmen keine Nahrung zu sich und trinken auch kein Wasser.“

„Ich kann mir deine Angst gut vorstellen“, erklärte Miij nachsichtig. „Schließlich unterscheiden wir uns rein äußerlich ja in einigem.“

„Das kann man laut sagen!“, stieß der Katzoide hervor und ließ einen tiefen, kehligen Laut folgen, bei dem sich Miij nicht sicher war, ob es sich um eine Äußerung handelte, die Erleichterung oder Belustigung zum Ausdruck bringen sollte. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem.

„Ich versichere dir, dass ich genau wie du ein Gefangener bin“, sagte Miij.

„Dann kommst du von weit her. Aus einer abgelegenen Gegend? Einem abgelegenen Tal oder einer entfernten Insel, auf der sich die Missbildung auf deinem Rücken über die Generationen verbreiten konnte, ohne dass man davon irgendwo anders etwas gehört hätte.“

„Das ist keine Missbildung auf meinem Rücken.“

„Es erinnert entfernt an Flügel, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ...“

„Warum nicht?“, unterbrach Miij seinen Gesprächspartner. „Es handelt sich tatsächlich um Flügel - auch wenn es dir schwerzufallen scheint, dies zu glauben.“

„Und du vermagst damit auch zu fliegen?“

„Natürlich - allerdings ist dies ein denkbar schlechter Ort, um dir das vorführen zu können.“

„Funktioniert es genau so wie bei den Tlamarillas der südlichen Täler?“

Miij musste zugeben, von diesen Tlamarillas noch nie etwas gehört zu haben. Die Aufenthaltsdauer des Außenteams war im Übrigen auch viel zu kurz gewesen, um sich bereits eingehend mit Fauna und Flora der Katzoiden-Welt befassen zu können, zumal das Ziel der Mission ja auch ein ganz anderes gewesen war.

Aber Miijs katzoidischer Mitgefangener schien inzwischen mehr und mehr Vertrauen gefasst zu haben und so sprudelte es nur so aus ihm heraus.

In blumigen, bildhaften Worten beschrieb Voscaguir eine Spezies, die etwa einen Meter großen Insekten ähnelte und offensichtlich flugfähig war.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in der Lage bist, deine sogenannten Flügel schnell genug zu bewegen, um dich damit in die Lüfte zu erheben.“

Miij versuchte, seinem staunenden Gegenüber zu erklären, dass sich sein Flugstil von dem insektenähnlicher Flieger erheblich unterschied und nicht auf schnellen Bewegungen hauchdünner Flugmembranen basierte. Miij war ein Gleitflieger.

Für den Katzoiden schien dieses Flugprinzip jedoch schwer nachvollziehbar zu sein.

Miij versuchte, das Gespräch auf ein anderes, ergiebigeres Terrain zu lenken. Schließlich wollte er so viel wie möglich an Informationen sammeln. „Es gibt mehr Möglichkeiten, sich in die Lüfte zu erheben. Die Tlamarillas, von denen du sprachst, haben die ihre, ich die meine und dann gibt es da ja noch diese Flugmaschinen, die eure Dörfer angreifen.“

Aus irgendeinem Grund ging Voscaguir darauf nicht weiter ein. Miij fragte sich, was der Grund dafür sein mochte. Befanden sie sich möglicherweise in einer vom Landepunkt des Außenteams weit entfernten Region Katzanas, in der niemand etwas von den Flugmaschinen wusste?

Oder wollte Voscaguir ganz einfach nicht über diese Sache sprechen - aus welchen Gründen auch immer?

Miij fiel noch eine dritte Variante ein. Es war ja auch möglich, dass das Problem mit den angreifenden Flugmaschinen vor etwas mehr als einem halben Jahr, als Voscaguir in Gefangenschaft geriet, noch nicht virulent gewesen war.

Eine Phase des Schweigens schloss sich an.

Sie dauerte bis zur nächsten Nahrungsausgabe.

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DIE EINSAMKEIT TREIBT einen langsam, aber sicher in Wahnsinn“, bekannte Voscaguir, nachdem er sich gesättigt und ausgiebig getrunken hatte. „Deswegen bin ich froh, dass du da bist – auch wenn dieses Schicksal für dich ein Unglück bedeutet. Aber bedenke eins: Du bist zwar ein Gefangener, aber ich war ein Gefangener, der allein in seiner Zelle leben musste, während du Gesellschaft hast.“

Ein schwacher Trost!, dachte Miij, während der Katzoide ihm mit umständlichen und zunächst nur schwer verständlichen Umschreibungen deutlich zu machen versuchte, dass er bereits daran gedacht hatte, sich selbst das Leben zu nehmen. Seine seelische Stabilität war offenbar auf das Äußerste angegriffen.

Miij nahm sich daher vor, im Hinblick auf seinen Zellengenossen vorsichtiger und bedachter zu agieren.

Erneut entstand eine längere Phase des Schweigens.

Diesmal war es Miij, der die Stille brach. „Wie bist du hierhergeraten?“, fragte er Voscaguir. „Und weißt du vielleicht den Grund dafür, dass man dich hier festhält?“

„Zwei Fragen. Die Antwort auf die erste ist leicht. Ich war auf der Jagd, folgte einem Korallenläufer in die tiefsten Verästelungen eines Matang ...“

„Was ist ein Matang?“

Offenbar kannte nicht einmal der Übersetzungschip eine Entsprechung dafür, die Miij verstanden hätte.

„Das ist schwer zu erklären. Stell dir eine Höhle aus pflanzlichem, wurzelartigem Material vor. Korallenläufer benutzen sie als Wohnstätte. Zumeist sorgen sie dafür, dass ein Matang zwei Ausgänge besitzt, um eine Möglichkeit zur Flucht zu haben. Ich folgte dem Korallenläufer, aber er war zu schnell für mich. Er war durch den hinteren, von ihm selbst angelegten Ausgang verschwunden. Ich erreichte diesen Ausgang, bemerkte noch Bewegung ... dann sah ich einen Schatten, der sich von hinten über mich senkte. Mehr weiß ich nicht mehr. Die nächste Erinnerung ist mein Erwachen in dieser Zelle.“

Nach einer kurzen Pause, in der Voscaguir auf einem der dreieckigen Kekse herumgekaut hatte, die er sich aufzusparen pflegte, fragte er: „Du hast mir noch immer nicht gesagt, wo du eigentlich herkommst.“

Eine schlichte Feststellung.

Eigenartig, dachte Miij. Es schien den Katzoiden mehr zu interessiere, wo er herkam als die näheren Umstände der Gefangennahme.

„Ich wurde auf ganz ähnliche Weise gefangen genommen“, erklärte Miij. „Ist dir irgendwann gesagt worden, weshalb das geschehen ist, was man mit dir vorhat?“

„Nein.“

„Hast du ein Verbrechen begannen oder ein Tabu verletzt?“

„Nein.“

„Bist du irgendwann hier in diesem Kerker jemandem begegnet, der ...“

„Ich bin niemandem begegnet, außer dir, Fremder aus einer fremden Heimat.“

Miij hob leicht den Kopf. „Ich komme von viel weiter her, als du dir auch nur vorstellen kannst, Voscaguir!“, bekannte Miij.

„Von einem fernen, unerforschten Kontinent?“

„Nein, weiter ... Ich komme von einem Schiff, das zwischen den Sternen zu reisen vermag. Wir nennen es Raumschiff. Mit ihm sind wir hierhergeflogen.“

Der Katzoide schien Mühe zu haben, Miijs Worte zu begreifen. „Du sprichst von einem fliegenden Schiff?“

„Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Dieses Schiff vermag von einem Stern zum nächsten zu fliegen.“

„Warum schwimmt es nicht? Der Himmel ist blau und unsere Weisesten haben immer schon behauptet, dass dort die Urflut des Himmels zu finden sei, die nur vom löchrigen Firmament davon abgehalten wird, vollständig herunterzuregnen.“

„Nein, das entspricht nicht den Tatsachen“, erwiderte Miij. „Da draußen zwischen den Sternen ist das Nichts. Man nennt es Weltraum. Unser Schiff ist in der Lage, durch diesen Weltraum zu fliegen.“

„Ist dieses Schiff deine Heimat?“, fragte Voscaguir.

„In gewisser Weise ist es das im Augenblick“, bekannte Miij. „An Bord befinden sich unterschiedlichste Wesen, die von verschiedenen Welten stammen.“

„Welten?“, echote der Katzoide. „Gibt es denn mehr Welten, als diese eine, auf deren Scheibe wir alle stehen?“

„All die Sterne, die du siehst, wenn du in der Nacht in Himmel schaust, sind Welten wie die eure!“

Voscaguir stieß einen unartikulierten Laut aus, der einem Seufzen sehr ähnlich war.

„Ich weiß nicht, ob ich alles verstehe, was du sagst. Aber etwas so Erstaunliches habe ich bislang noch nie gehört.“

„Es ist aber die Wahrheit.“

„Vielleicht muss ich einfach nur noch mehr darüber hören, um es wirklich begreifen zu können, Miij.“

„Das wäre ein Weg, da stimme ich dir zu.“

„Mal vorausgesetzt, deine seltsame Geschichte entspricht der Wahrheit – aus welchem Grund hat euer Schiff diese Welt angeflogen? Warum seid ihr hier gelandet und nicht auf einer der unzähligen anderen Welten, die da draußen in der Dunkelheit der Nacht angeblich existieren sollen?“

„Das kann ich dir erklären. An Bord unseres Schiffes befand sich ein Krieger mit dem Namen Riugerob. Er war ein Katzoide, so wie du. Aber er starb während eines Kampfs. Da er allen an Bord ein wertvoller Freund gewesen war, beabsichtigten wir, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Er wollte auf seiner Heimatwelt Katzana die letzte Ruhe finden. Um seine sterblichen Überreste zurückzuführen, deswegen landete ich mit zwei weiteren Gefährten auf der Oberfläche dieses Planeten.“

Voscaguir schwieg daraufhin eine Weile.

Er schien darüber nachzudenken, ob er dieser Geschichte Glauben schenken oder sie als wahnhafte Idee eines Verrückten abtun sollte.

„Du sagtest, dass dieser getötete Krieger Riugerob hieß“, vergewisserte sich der Katzoide schließlich.

„Ja.“

„Das ist ein hier üblicher Name.“

„Du glaubst mir noch immer nicht.“

„Verzeih mein Misstrauen, Miij. Das ist wohl eine Folge der Gefangenschaft. Ich war zu lange ein Spielschwert in den Händen von Unbekannten.“

„Ein Spielschwert?“, echote Miij etwas erstaunt.

„Damit werden Turnierkämpfe ausgefochten. Die Klinge ist stumpf, um Verletzungen soweit wie möglich zu vermeiden ...“

„Wie kommst du jetzt auf Schwerter?“

„Ich benutzte eine bei uns übliche bildliche Redeweise, Miij.“

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MIIJ STELLTE IM LAUF der Zeit fest, dass sein Zellengenosse ein ausgesprochen systematischer und hartnäckiger Fragensteller war. Dinge, die ihn interessierten, verlor er nicht aus den Augen.

„Warum weilte dieser Krieger namens Riugerob an Bord eures Sternenschiffs?“, wollte Voscaguir wissen.

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Wir haben viel Zeit und eine Geschichte – gleichgültig ob lang oder kurz – wird bei mir den drohenden Wahnsinn vielleicht etwas hinauszögern.“

Miij versuchte zunächst, auszuweichen und dafür seinerseits an zusätzliche Informationen über das Leben auf Katzana zu gewinnen, aber Voscaguir ließ nicht locker.

Er kam immer wieder auf Riugerobs Schicksal zurück.

Miij berichtete so knapp und zusammenfassend wie möglich von dem, was er über Riugerobs fantastische Odyssee wusste. Er sprach über die Noroofen, die von überall her sogenannte Proben genommen hatten. Lebewesen, die sie in Stase-Schlaf versetzten und mitnahmen, um sie zu untersuchen. So war Riugerob seiner Heimatwelt entrissen worden.

Plötzlich schwieg Voscaguir.

Miij hielt in seiner Erzählung inne und wartete ab.

Das Interesse seines Gesprächspartners schien auf einmal abgerissen zu sein.

Die Gestalt des Katzoiden begann sich plötzlich zu verändern. Sie zerfloss regelrecht.

„Voscaguir!“, stieß Miij hervor.

Der Ellobarge wich erschrocken zurück, während sich sein Mitgefangener vollständig aufgelöst hatte. Lediglich ein golden schimmernder Lichtpunkt war noch zu sehen.

Was war geschehen?

Hatten die geheimnisvollen Herren dieses einsamen Kerkers ihren Gefangenen aus irgendeinem Grund bestraft und desintegriert? Ein rasch per Energieblitz vollzogenes Todesurteil, wobei Miij der Grund dafür in keiner Weise einsichtig war.

Mit Schrecken dachte der Ellobarge daran, dass nun er möglicherweise über sehr lange Zeit hinweg allein in diesem Gemäuer bleiben würde, dem Wahnsinn nahe vor Monotonie und Einsamkeit.

Miij hatte eigentlich erwartet, dass der goldene Lichtpunkt verschwand, das tat er nicht. Er schwebte in einer Höhe von etwa einen Meter fünfzig in der Luft und begann sich wieder auszudehnen, wobei er an Helligkeit verlor.

Schon nach wenigen Augenblicken war der Umriss eines Humanoiden, aber androgynen Körpers erkennbar. Mit der Gestalt des Katzoiden Voscaguir hatte dieses Wesen nicht das Geringste gemein.

Fassungslos starrte Miij zu ihm - oder ihr, ganz wie man wollte - hin und wartete ab, bis die Verwandlung abgeschlossen war.

„Verzeih mir“, sagte die Stimme des Androgynen.

In Miij lösten diese Worte nichts als Verwirrung aus. Was wurde hier gespielt? War alles nur eine optische Täuschung gewesen, die einzig und allein dem Zweck gedient hatte, ihm so viele Informationen wie möglich zu entlocken?

Die Gedanken rasten nur so in Miijs Kopf.

Daher also die vielen Fragen nach dem Sternenschiff und dessen Herkunft sowie den Zielen, die das Außenteam mit seiner Landung verfolgt hatte.

Der Androgyne fuhr fort: „Ich weiß jetzt, dass du nicht zu IHNEN gehörst. Verzeih, dass du dies alles hast erleiden müssen, aber es gab keinen anderen Weg. Ich musste mir erst sicher sein. Zu viel steht auf dem Spiel und ich durfte kein Risiko eingehen.“

„Wer bist du?“, fragte Miij.

„Mein Individualname ist Naryavo.“

„Und wer sind SIE - vor denen du dich so sehr zu fürchten scheinst?“

Die Beantwortung dieser Frage blieb Naryavo dem Ellobargen schuldig.

„Lass uns keine Zeit verlieren.“

„Ich verstehe nicht, was du jetzt meinst!“

„Ich bin schon viel zu lange auf diesem Planeten.“

„Aber ...“

„Lass uns gehen, Miij.“

„Gehen?“, echote der Gefangene. Er vollführte eine ausholende Geste. Ringsum waren sie von massiven Mauern umgeben. Es war unmöglich, diesen Ort zu verlassen. „Ich kann nirgendwohin gehen“, erklärte Miij. „Und außerdem ...“

Der Bhalakide schnitt Miij das Wort ab und sagte: „Ich weiß, was du sagen willst, Miij. Und ich kenne jeden Einwand, den du nun vorbringen könntest. Aber du solltest zunächst einmal zur Kenntnis nehmen, dass dies keineswegs ein Gefängnis ist, auch wenn es dir im Moment noch so erscheinen mag. Und wir sind auch keine Gefangenen. Ich habe dich hierhergebracht, um dich kennenzulernen.“ Der Bhalakide trat näher an Miij heran und fuhr nach ein paar Augenblicken des Schweigens fort: „Ja, ich war der Schatten, der dich gefangen nahm, Miij. Aber nun hast du nichts mehr zu befürchten.“

„Was geschieht jetzt?“

„Warte es ab, Miij.“

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ES ERTÖNTE DAS GERÄUSCH, das bis dahin stets die Essensausgabe angekündigt hatte.

Aber diesmal waren es weder Nahrungsmittel noch Trinkwasser, die ins Innere des Gefängnisses geschoben wurden.

Die Öffnung, die jetzt in der Wand entstand - oder vielleicht auch schon immer dort vorhanden gewesen und nur durch irgendeine ganz bewusst eingesetzte Sinnestäuschung verborgen worden war - wirkte sehr viel größer als diejenige, die bei den Essensausgaben jeweils für ein paar Augenblicke zu sehen gewesen war.

Sie war so groß, dass Miij hätte hindurchgehen können, wenn er die Flügel zusammenfaltete und den Kopf etwas einzog. Ein dichter Klangteppich von Geräuschen drang von draußen herein. Stimmen, Rufe, Schreie, Rascheln, Surren, das an Insekten erinnerte ... Das alles ergab eine einzigartige Melange aus akustischen Eindrücken.

„Folge mir“, forderte Naryavo den Ellobargen auf, der einige Momente wie erstarrt dastand, innerlich noch ganz gefangen von den Eindrücken des Erlebten.

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MIIJ UND NARYAVO TRATEN ins Freie. Das Zentralgestirn stand im Zenit und strahlte exakt senkrecht auf die Oberfläche des Planeten Katzana herab, aber nur ein Bruchteil des Lichtes erreichte auch den Boden. Schuld daran waren die korallenartigen Strukturen, die große Teile der Oberfläche von Katzana bedeckten. Es waren regelrechte Wälder aus verhärtetem, zum Teil abgestorbenem organischen Material, das den nachwachsenden Organismen als Behausung, Schutz oder Stütze diente, um sich daran emporranken zu können. Das galt sowohl für das pflanzliche als auch das tierische Leben des Planeten.

Mangrovenartige Strukturen hatten sich im Laufe von Zeitaltern gebildet und boten mannigfachen Lebensformen Platz.

Miij war schier überwältigt von dem Anblick wimmelnden Lebens, das ihn umgab.

Miij drehte sich herum und sah nun, worum es sich bei seinem Gefängnis tatsächlich gehandelt hatte: um eine etwa zehn Meter große, golden schimmernde Kuppel.

Eine metallisch schimmernde Schleusentür schloss sich hinter ihm.

Die Tatsache, dass Miij in seiner Umgebung alle Wände so wahrgenommen hatte, als würde es sich um Bestandteile eines massiven Steingebäudes handeln, war offensichtlich auch nichts weiter als eine optische, speziell für ihn eingerichtete Täuschung.

An der oberen Hälfte der Kuppel waren schwere Beschädigungen sichtbar. Mehrere Hüllenbrüche und einige mäandernde Risse, die sich weitläufig über die Oberfläche zogen und immer stärker verzweigten, konnte man schon auf den ersten Blick erkennen.

„Dies ist mein Sternenschiff“, erklärte Naryavo. „Wie auch für dich sicherlich leicht erkennbar ist, weist es erhebliche Schäden auf.“

„Wie kam es zu deiner Havarie?“, wollte Miij wissen.

Der Bhalakide schien jedoch nicht gewillt zu sein, darauf näher einzugehen.

„Ich weiß nicht, ob sich das mit den Beobachtungen deines Landeteams deckt, aber es scheint so zu sein, dass hoch entwickelte Technologie auf diesem Planeten entweder gar nicht oder nur sehr eingeschränkt funktioniert. Auf jeden Fall war es bislang unmöglich für mich, diese Welt wieder zu verlassen.“

„Aber was habe ich mit alledem zu tun? Wenn du einen Notruf gesendet hättest, wäre unsere Besatzung mit Sicherheit bereit gewesen, dir zu helfen. Warum musstest du mich stattdessen gefangen nehmen und glauben lassen, mir stünde ein langer, einsamer Aufenthalt in einem unfreundlichen Verlies bevor - einer Umgebung, die andere Insassen bereits an den Rand des Wahnsinns getrieben hat!“

„Ich kann mich nur wiederholen und dafür um Verzeihung bitten. Aber ich hatte keine andere Wahl, das musst du mir glauben.“

„Dann erkläre es mir!“, verlangte Miij.

„Wie gesagt, ich versuchte vergeblich, mein Raumschiff wieder startklar zu bekommen. Aber einige technisch entscheidende Komponenten ließen sich einfach nicht wieder in Betrieb nehmen. Da seid ihr auf dieser Welt gelandet ... Ich wurde rasch auf deine Rüstung aufmerksam. Sie wird von einer Energiequelle gespeist, die offenbar von den allgegenwärtigen schädlichen Einflüssen, die auf dieser Welt wirksam sind, nicht beeinflusst wird! Das ist doch richtig, oder?“

„Ja“, bestätigte Miij.

„So habe mir also gedacht, mir diesen Umstand irgendwie zu Nutze machen zu können, um vielleicht doch in die Lage versetzt zu werden, diesen Planeten endlich zu verlassen.“

„Langsam verstehe ich“, gestand Miij. Ein deutliches Unwohlsein verbreitete sich in ihm. Was mochten Naryavos weiteren Pläne mit ihm sein?

„Mein Ziel war es, dich und deine Rüstung zur Flucht von diesem zurückgebliebenen Planeten zu benutzen“, gestand Naryavo.

Miij war konsterniert.

„Der Wrabiss ist nicht weltraumtauglich“, wandte der Ellobarge ein. „Zumindest habe ich das nie probiert.“

Der Bhalakide schien die emotionale Aufgewühltheit seines Gegenübers zu spüren und versuchte Miij daher zu beruhigen.

„Vertrau mir“, sagte er.

Offenbar wollte er sich nicht weiter mit weitschweifigen Erklärungen aufhalten. Er löste seine androgyne Gestalt auf und verwandelte sich wieder in golden schimmerndes Licht. Dieses Licht wurde im nächsten Moment vom Wrabiss absorbiert.

Im nächsten Augenblick begannen sich Miijs Flügel wie von selbst zu bewegen.

Er schwebte empor, beschleunigte dabei auf atemberaubende und nie gekannte Weise. Mit traumwandlerischer Sicherheit schnellte er zwischen den Verästelungen des korallenartigen Waldes hervor.

Das gleißende Sonnenlicht blendete Miij im ersten Moment. Höher und höher stieg er – und das in einer Geschwindigkeit, die immer noch weiter anzusteigen schien.

Miij konnte nichts dagegen tun.

Er war Spielschwert einer fremden Macht, wie der Katzoide Voscaguir es ausgedrückt hätte, von dem Miij inzwischen hatte erfahren müssen, dass er nichts weiter als eine Täuschung gewesen war, um ihn gefügig zu machen und besser manipulieren zu können.

Der Abstand zur Oberfläche wurde immer größer. Die korallenartigen Strukturen waren aus der Höhe deutlich erkennbar.

Miij stieg inzwischen in die Stratosphäre auf.

Die den Planeten Katzana umgebende Lufthülle war schon recht dünn, eine Existenz für ein Sauerstoff atmendes Wesen ohne raumtaugliche Ausrüstung eigentlich unmöglich.

Sollte es tatsächlich der Fall sein, dass ich die Möglichkeiten des Wrabiss bisher unterschätzt habe?, fragte sich Miij. Naryavo hingegen hatte das Potenzial der Rüstung des geflügelten Ellobargen offenbar sehr viel besser eingeschätzt.

Das Licht Naryavos, das in seine Rüstung eingedrungen war, quoll nun wieder daraus hervor und bildete eine schimmernde Aura, die sich um den Wrabiss – und damit auch um Miij – schloss.

Einen Moment später befand sich Miij bereits im Weltraum.

Im Nichts.

Dort, wo die Kälte regierte und organisches Leben nicht ohne Hilfsmittel zu existieren vermochte.

Aber Miij spürte nichts von dieser Kälte, wie auch das Vakuum keinerlei Auswirkungen auf ihn hatte. Was ist es, was mich vor der Lebensfeindlichkeit des Alls schützt?, fragte sich der Ellobarge. Ist es wirklich nur der Wrabiss, der mich schützt?

Noch immer bewegten sich Miijs Schwingen wie automatisch. Offenbar vermochten sie selbst im freien Raum seinen Körper voranzutreiben. Auf welche Weise das geschah, davon hatte Jim nicht die geringste Vorstellung.

Der Planet Katzana verschwand.

Miij war allein – mitten in der Leere des Alls.

Und er beschleunigte noch immer – bis plötzlich ein gewaltiges Objekt vor ihm auftauchte.

Die CAESAR.

Miij bremste abrupt ab.

Ein Traktorstrahl erfasste ihn und zog ihn auf das Schott der Außenschleuse zu.

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4. Kapitel: Miijs Begleiter

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Es dürfte klar sein, dass Miij nicht allein zurückkehrte“, stellte John Bradford fest, nachdem der Ellobarge seine Schilderungen beendet hatte. Der Kommandant der CAESAR wandte sich an Arat-Nof und fragte: „Ich nehme an, dass du derselben Ansicht bist.“

„Das ist zutreffend“, erklärte der Bhalakide auf seine zurückhaltende Art.

Arat-Nof trat auf Miij zu, der noch ganz unter dem schockierenden Eindruck seiner Rückreise zur CAESAR stand.

Der Bhalakide verwandelte sich in Licht und drang anschließend durch die Außenhaut des Wrabiss. Für einen Moment war nichts mehr von ihm zu sehen, dann quoll ein gleißendes Licht aus der Rüstung des Ellobargen hervor, schwebte ein paar Meter in die Zentrale der CAESAR hinein und begann sich dann zu teilen.

Aus jedem der dabei entstehenden Lichtpunkte bildete sich eine humanoide Gestalt.

Sie waren äußerlich kaum zu unterscheiden.

Bradford war sich im ersten Moment nicht sicher, wer von beiden nun Arat-Nof war.

Beide schienen miteinander zu kommunizieren. Ihre Körperhaltung verriet dabei, dass sie sich mit großem Interesse begegneten. Schließlich trat einer der beiden Bhalakiden ein paar Schritte vor.

„Ich bin Arat-Nof – falls es echte Schwierigkeiten bereiten sollte, uns optisch auseinander zu halten. Auf Grund der geringen Abweichung in der äußeren Erscheinung wäre das durchaus möglich.“ Er streckte einen Arm aus und deutete damit auf den zweiten Bhalakiden. „Dies ist Naryavo.“

John Bradford wechselte einen kurzen Blick mit Josephine.

Die Gen-Android-Frau schien seine Besorgnis zu teilen. Zumindest interpretierte er ihren Gesichtsausdruck so.

Ein zweiter Bhalakide an Bord der CAESAR - davon war Bradford alles andere als begeistert. Es gefiel ihm schon nicht, mit Arat-Nof ein Wesen an Bord zu haben, das ihm jederzeit und nach Belieben die Kontrolle über das Schiff abzunehmen vermochte, ohne dass dies besondere Mühe gekostet hätte.

Bislang hatte Arat-Nof seine Fähigkeiten sehr maßvoll eingesetzt und sich insgesamt in äußerster Zurückhaltung geübt.

Aber nach dem, was Miij in Bezug auf Naryavo geschildert hatte, war nicht unbedingt davon auszugehen, dass in seinem Fall dasselbe gelten würde.

Schließlich war er mit ziemlich großer Rücksichtslosigkeit vorgegangen, um seine Ziele durchzusetzen.

Was, wenn er die CAESAR als willkommenes Werkzeug sieht – für was auch immer?, ging es Bradford schaudernd durch den Kopf.

Arat-Nof erhob erneut seine Stimme.

„Höchste Achtung gebührt Naryavo“, erklärte das Energiewesen, das für sich selbst bisher nur den Status eines Gastes reklamiert hatte. „Ich verbürge mich für ihn und erbitte auch in seinem Fall den Status eines Gastes, der mir gewährt worden ist. Er wird nichts tun, was der Besatzung dieses Schiffes nicht recht wäre oder gar irgendjemandem seinen Willen aufzwingen.“

Aber faktisch könnten wir nicht verhindern, wenn er es täte!, vollendete Bradford in Gedanken den Satz des Bhalakiden.

Fairoglan wandte den Kopf kurz in Bradfords Richtung.

War dieser Gedanke in Bradfords Bewusstsein möglicherweise so stark und intensiv gewesen, das der nur mit mäßiger bis schwacher Psi-Begabung ausgestattete Yroa ihn wahrgenommen hatte.

„Bevor ich darüber entscheide, würde ich gerne noch mehr über Naryavo wissen“, erklärte John Bradford, womit er einer direkten Antwort auf das Anliegen des Bhalakiden zunächst einmal auswich. Bradford war dabei durchaus bewusst, dass er dies nicht lange durchhalten konnte.

Aber vielleicht ließen sich die beiden Bhalakiden darauf ein und gaben noch etwas mehr von ihrem Wissen preis. Woher kamen Sie? Was waren ihre Ziele? Was bewegte ihr Handeln? Es war einfach noch so vieles im Dunkeln, was unbedingt einer näheren Klärung bedurfte.

Bradford schien im Hinblick auf die beiden Androgynen den richtigen Ton getroffen zu haben.

Arat-Nof beugte sich etwas nach vorn. Welche Bedeutung diese Geste hatte – oder ob es sich überhaupt um eine Geste handelte, blieb Bradford dabei natürlich verborgen.

„Naryavo ist eines der verschollenen Besatzungsmitglieder der Station Xaradim. Er wird euch berichten, was auf der Station geschah und wie es dazu kam, dass er auf Katzana strandete ...“

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738917659
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Februar)
Schlagworte
galaxienwanderer raumschiff caesar

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

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Titel: Galaxienwanderer - Raumschiff Caesar