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Heiße Nächte - Vier sinnliche Love Stories

©2018 200 Seiten

Zusammenfassung

Vier sinnliche Love Stories
von Ela Bertold und Sandy Palmer

Dieses Buch enthält folgende Erzählungen:
Sandy Palmer: Heiße Nächte in Vancouver
Ela Bertold: Das war unsere Zeit
Sandy Palmer: Eine italienische Romanze
Sandy Palmer: Schneeaffären

Immer nur Pech mit Männern, das glaubt Annette von sich selbst. Als ihr alter Schulfreund in Vancouver heiratet, lädt er sie ein und schickt gleich das Ticket mit. Dort lernt Annette John kennen, und beide verlieben sich augenblicklich ineinander. Aber als er sie bittet zu bleiben, muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Kann sie ihr Leben in Deutschland einfach so aufgeben?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Vier sinnliche Love Stories

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von Ela Bertold und Sandy Palmer

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DIESES BUCH ENTHÄLT folgende Erzählungen:

Sandy Palmer: Heiße Nächte in Vancouver

Ela Bertold: Das war unsere Zeit

Sandy Palmer: Eine italienische Romanze

Sandy Palmer: Schneeaffären

––––––––

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IMMER NUR PECH MIT Männern, das glaubt Annette von sich selbst. Als ihr alter Schulfreund in Vancouver heiratet, lädt er sie ein und schickt gleich das Ticket mit. Dort lernt Annette John kennen, und beide verlieben sich augenblicklich ineinander. Aber als er sie bittet zu bleiben, muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Kann sie ihr Leben in Deutschland einfach so aufgeben?

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Heiße Nächte in Vancouver

von Sandy Palmer

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Der Umfang dieses Buchs entspricht 41 Taschenbuchseiten.

Immer nur Pech mit Männern, das glaubt Annette von sich selbst. Als ihr alter Schulfreund in Vancouver heiratet, lädt er sie ein und schickt gleich das Ticket mit. Dort lernt Annette John kennen, und beide verlieben sich augenblicklich ineinander. Aber als er sie bittet zu bleiben, muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Kann sie ihr Leben in Deutschland einfach so aufgeben?

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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Nun heul nicht länger um diesen Typen. Er ist es nicht wert!“ Marion Bergmann legte ihrer Freundin tröstend den Arm um die Schultern. „Kai ist ein Schuft, ein ewiger Lügner und Betrüger. Sieh es endlich ein.“

„Weiß ich doch“, schniefte Annette und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Aber es tut trotzdem weh!“

„Versteh ich ja, Süße. Und ich würde dir zu gern helfen, wenn ich nur wüsste, wie.“

„Da muss ich einfach durch.“ Annette straffte die schmalen Schultern. „Und irgendwann hab ich ihn vergessen. Versprochen.“

„Das ist meine Annette!“ Marion ging zur Tür und nahm dem Postboten die drei Päckchen und Briefe ab. „Danke.“

„Immer wieder gern.“ Der blonde junge Mann schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. Seit er vor drei Monaten diesen Bezirk übernommen hatte, versuchte er mehr oder weniger schüchtern mit Marion zu flirten – was die junge Floristin amüsiert tolerierte.

„Hat der holländische Lieferant endlich die Rechnung korrigiert?“ Annette stand auf und nahm der Freundin die Briefe ab. „Eine Frechheit von ihm, so eine Rechnung auszustellen! Und das, nachdem wir seit drei Jahren bei ihm Kundinnen sind.“

„Vielleicht war es ja ein Fehler, der sich leicht beheben lässt. Schau einfach mal in sein Schreiben.“ Die ewige Optimistin Marion legte die Pakete zur Seite und nahm einen größeren Umschlag zur Hand. „Na also! Der Irrtum ist schon erkannt und korrigiert.“

„Wenigstens etwas.“ Annette sichtete die restliche Post. „Hey, das ist ein Brief von meinem Jugendfreund Peter!“ Sie drehte das Schreiben, das eine ausländische Briefmarke trug, hin und her. „Wieso schreibt er ans Geschäft?“

„Keine Ahnung. Vielleicht hat er deine neue Adresse gar nicht.  Und unser Laden ist ja übers Internet zu finden, seit wir die neue Website haben.“

„Mal sehen.“ Vorsichtig öffnete Annette den Brief mit den kanadischen Marken. „Das ist ja irre!“, murmelte sie, nachdem sie die Doppelkarte gelesen hatte.

„Was?“ Marion trat dicht neben sie. „Mach’s nicht so spannend. Was schreibt dein Jugendfreund?“

„Er heiratet und lädt mich zur Hochzeit ein!“

„Wie nett!“

„Nett ... ich weiß nicht. Wir haben uns seit fast zehn Jahren nicht mehr gesehen, wir waren Schulkameraden, haben zusammen Abi gemacht und dann noch zwei Jahre lang Landschaftsgärtnerei studiert.“ Sie verzog leicht das aparte schmale Gesicht. „Ich allerdings mit wenig Erfolg, wie du weißt.“

„Unsinn! Du warst einfach nicht dazu geschaffen, draußen zu arbeiten. Als Floristin bist du einsame Spitze. Hast nicht umsonst einige Auszeichnungen erhalten.“

Annette gab darauf keine Antwort. Sie sah sich die sehr aufwändig gestaltete Einladung eingehend an. „Er heiratet in Vancouver“, murmelte sie dann. „Das ist viel zu weit weg!“

„Quatsch.“ Annette griff nach der Einladungskarte. „Sehr schön gemacht“, kommentierte sie. „Wer ist wohl die Glückliche? Schreibt er das?“

„Nein. Aber ich weiß, dass er mal mit der Tochter eines Holzhändlers befreundet war. Vielleicht hat die Beziehung ja gehalten.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Im Gegensatz zu meinen“, fügte sie dann leiser hinzu.

„Du tust, als  hättest du laufend Pech mit den Männern. Dabei war Peter erst der Zweite, bei dem es schief gelaufen ist.“

„Schlimm genug.“

„Ach was. Dieser Johannes war ein Waschlappen, der wohl auch heute noch am Rockzipfel seiner Mutter hängt. Du warst nicht die Erste und wirst nicht die Letzte gewesen sein, die die herrische alte Dame vertrieben hat, um ihren Einzigen für sich behalten zu können.“ Sie grinste. „Der Typ hat es nicht anders verdient.“

Annette antwortete nicht, doch insgeheim musste sie der Freundin recht geben. So, wie Marion auch mit ihrer Einschätzung von Kai Zauner recht behalten hatte. Er war ein Lügner und Betrüger. Als Kunsthändler handelte er seit Längerem mit gestohlenen oder kopierten Kunstwerken, wie sich herausgestellt hatte. In Annette hatte er wohl jemanden gesehen, mit dem er seine sexuellen Wünsche ausleben konnte. Doch sie war auf die Fesselspiele, die er bevorzugte, nur widerwillig eingegangen. Was ihn immer wütender gemacht hatte in letzter Zeit.

Annette hingegen sah sich nicht nur als Sexobjekt. Und dazu degradierte er sie immer häufiger. Vor allem dann, wenn er frustriert war, ließ er seine Gefühle gern an ihr aus. Nachdem er sie hatte zwingen wollen, nicht nur ihn zu befriedigen, sondern auch seinen Geschäftspartner, war es aus.

„Stell dich doch nicht so an“, hatte Kai geschimpft, als sie sich weigerte, ihn oral und den Kumpel gleichzeitig zu befriedigen. „So ein paar kleine scharfe Sachen turnen mich nun mal an.“

„Mich ekeln sie an. So wie du.“ Mit Mühe war es ihr gelungen, nicht in Tränen auszubrechen. „Verschwinde, Kai. Verschwinde aus meiner Wohnung und aus meinem Leben!“

Türenschlagend war er gegangen – und Annette hatte kurzfristig geglaubt, zur Ruhe kommen zu können. Doch schon drei Tage später stand die Polizei vor ihrer Tür und suchte nach Beweisen für Kais verbrecherische Machenschaften.

Annette war geschockt. Sie schämte sich, auf einen solchen Menschen hereingefallen zu sein.

„Grämen Sie sich nicht“, hatte der vernehmende Beamte gesagt. „Kai Hunold ist ein gerissener Ganove. Er hat schon ganz andere getäuscht und belogen. Doch jetzt hat er sich mit den Falschen angelegt – wir haben ihn in München dingfest machen können, als er zwei gestohlene Chagalls verkaufen wollte.“

Seit zwei Wochen saß er in Untersuchungshaft, und Annette versuchte alles, um ihn endgültig zu vergessen. Diese Einladung war, das musste sie zugeben, eine ganz hervorragende Möglichkeit.

„Flieg nach Vancouver, das gibt dir neue Impulse“, riet auch ihre Freundin. „Und vielleicht gelingt es dir dort, deine Enttäuschung über die Männer zu vergessen.“

„Ich überleg es mir.“ Annette wollte den Umschlag schon zur Seite legen, als sie bemerkte, dass noch ein weiteres Blatt darin enthalten war. Sie zog es heraus und stieß einen unterdrückten Schrei aus.

„Was ist los?“

„Der Kerl ist verrückt! Schickt mir einfach ein Ticket. Und das noch Erster Klasse!“

„Noch ein Grund mehr, unbedingt über den großen Teich zu fliegen“, lachte Marion. „Dein Peter scheint es zu was gebracht zu haben.“

„Er ist nicht mein Peter. War es nie.“ Annette nahm die Karte noch einmal in die Hand. „Wir waren immer nur echte Freunde“, murmelte sie.

„Umso besser. Dann wird die Braut auch nicht eifersüchtig auf dich sein.“ Marion umarmte die Freundin. „Ich gönn’ dir diese Abwechslung von Herzen. Und vielleicht lernst du ja dort in Kanada deinen Traummann kennen.“

„Verrücktes Huhn“, kommentierte Annette nur. „Von Männern hab ich erst einmal die Nase voll.“

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Die Stadt am Pazifik empfing Annette mit herrlichem Sonnenschein. Es war angenehm warm, und ein leichter Wind, der vom Meer her wehte, trug den Geruch nach Salz mit sich.

Nachdem sie den Zoll passiert und ihr Gepäck in Empfang genommen hatte, sah sich Annette suchend in der Ankunftshalle um. Sie hatte Peter als schmalen blonden Mann in Erinnerung, konnte ihn aber nicht entdecken.

„Hallo Annchen!“ Ein blonder Hüne mit gepflegtem blondem Bart winkte ihr entgegen. Er schwenkte einen großen Strauß gelber Rosen durch die Luft.

„Peter!“ Lachend lief Annette auf den Jugendfreund zu. „Ich hätte dich fast nicht mehr erkannt.“

„Ich dich aber sofort. Bist immer noch bildhübsch.“ Ohne auf die Rosen zu achten zog der Mann sie an sich.

„Die Blumen – pass auf!“

„Gelbe Rosen. Magst du sie immer noch?“

„Ja.“ Sie hob sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Dass du das noch weißt ...“

„Ich hab unsere schönsten Zeiten nicht vergessen.“ Ein Schatten flog über sein gebräuntes Gesicht. „Aber es gab viel Arbeit in den letzten Jahren, da hab ich den Kontakt zur Heimat einschlafen lassen. Sorry.“

„Mir ging es ja nicht anders.“ Annette sah sich um. „Ist deine Verlobte nicht mitgekommen?“

Er schüttelte den Kopf. „Daisy ist mit ihrer Mutter unterwegs – Shoppingtour durch alle Brautmoden-Läden.“ Ironisch verzog er den Mund. „Bin ich froh, dass du da bist!“

Annette hakte sich bei ihm ein. „Du hättest doch sowieso nicht mit gemusst. Der Bräutigam darf doch das Hochzeitskleid vorher gar nicht sehen.“

„Trotzdem ... dieser Aufwand irritiert mich. Mir wäre eine stille Trauung viel lieber gewesen. Aber daran ist nicht zu denken. Daisys Familie ist sehr bekannt, sie haben etliche gesellschaftliche Verpflichtungen.“

„Und du? Was machst du? Immer noch im Holzgeschäft?“

„Ja. Seit sechs Jahren bin ich alleiniger Eigentümer der Firma.“ Ein leiser Schatten huschte über sein gebräuntes Gesicht. „John, mein Seniorpartner, dem ich so viel verdanke, ist an einem Herzschlag gestorben – und hat mir seine Anteile vererbt.“

„Alle Achtung, das ist großzügig.“ Annette sah zu, wie er ihren Koffer in den blauen Geländewagen hob.

„Stimmt. Aber mir wäre es lieber, er lebte noch.“ Peter legte beim Gehen den Arm um Annettes Schultern, während er die Beifahrertür für sie öffnete. „Er war wie ein Vater für mich.“

Annette schwieg, doch für eine kurze Minute lehnte sie den Kopf an die Schulter des alten Freundes. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie schlecht das Verhältnis von Peter zu seinem alkoholkranken Vater gewesen war.

„Jetzt hast du ja bald eine neue Familie“, meinte sie.

„Da hast du recht.“ Ein Lächeln glättete seine Miene wieder. „Daisy ist süß.“

„Süß?“ Irritiert sah Annette ihn an. Ein süßes Zuckerpüppchen passte eigentlich nicht zu Peter.

„Na ja, so sagt man eben.“ Er grinste. „Daisy ist zwar in einer reichen Familie groß geworden, doch sie hat studiert und ist eine erfolgreiche Bankerin geworden.“ Er startete den Motor. „Du hast doch nicht etwa gedacht, ich hätte mich in ein hübsches Dummchen verliebt?“

„Nein, nicht wirklich.“ Annette legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich freu mich, dass du so glücklich bist.“

„Und du? Was ist mit dir?“

Ein kurzes Schulterzucken. „Nichts ist. Bin wieder ledig.“ Sie sah aus dem Fenster nach draußen. „Kai war ein Fehlgriff.“

„Tut mir leid für dich.“

„Schon gut. Lass uns nicht mehr drüber reden.“ Sie sah wieder nach draußen. „Die Stadt liegt herrlich.“

„Das stimmt. Und sie ist auch sehr, sehr schön. Manche meinen, sie sei die schönste Stadt der Welt.“ Er lachte. „Du wirst sie ja noch kennenlernen.“ Er lenkte den Wagen in eine Gegend, in der viele einzelne, kleinere Villen standen. „Hier wohnen wir.“ Er wies auf ein mittelgroßes zweistöckiges Gebäude im viktorianischen Stil, das hellgrau gestrichen war. Der hohe, verglaste Giebel war mit weißen Holzdekorationen versehen.

„Wunderschön!“ Ehrlich begeistert sah sich Annette das Haus an. Es stand in einem weitläufigen Garten. Eine breite Auffahrt führte zum Haus, an das sich zu linken Seite ein Garagenanbau anschloss. „Ich könnte mir vorstellen, dass du vom Dach aus bis hin zum Meer schauen kannst.“

„Ganz richtig. Allerdings nur bis zur English Bay. Aber es ist schon eine der besten Wohngegenden der Stadt.“

„Und das Haus war zu verkaufen?“ Annette sah sich noch einmal um. Eine Rasenfläche erstreckte sich von der Straße hoch bis zum Haus. In deren Mitte prangte ein großes Rosenrondell, in dem hellrote, weiße und gelbe Rosen blühten.

Peter hob den Koffer aus dem Wagen und trug ihn zur hellgrau-weiß lackierten Haustür. „Nein, das Haus hab ich auch geerbt. Doch ich hab’s komplett renoviert und den ganzen Dachbereich erneuern lassen.“ Er öffnete weit die Haustür. „Aber jetzt komm erst mal rein. Die ersten Stunden haben wir für uns, abends kommen Daisy, ihre Familie und mein netter Nachbar John. Ihn wirst du mögen.“

„Aber du hast nicht die Absicht, mich gleich zu verkuppeln, oder?“, lachte Annette.

„Wer weiß!“ Peter stellte den Koffer neben der weit schwingenden Treppe, die in den ersten Stock führte, ab. „Möchtest du dich erst frisch machen oder trinken wir erst mal was?“

„Erst den Begrüßungsdrink.“

„Das ist meine Annette!“ Lachend griff er nach ihrer Hand und führte sie durchs Wohnzimmer hinaus auf eine Terrasse, die sich bis weit in den Garten hinein erstreckte. Ein großer gemauerter Grill stand links, daneben ein paar Kübel mit Bananenstauden und kleinen Begonien. Ein runder Teakholz-Tisch, um den sich sechs Stühle gruppierten, war bereits mit einer hellgelben Tischdecke bedeckt. In einem Eiskübel stand Champagner bereit.

„Du hast wirklich an alles gedacht.“ Annette genoss den ersten Schluck. „Ich hab das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein“, meinte sie und lehnte sich entspannt zurück.

„Vancouver ist ein Stück vom Paradies.“ Peter setzte sich neben sie. „Du wirst sehen, die Stadt begeistert dich ganz bestimmt.“

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Am frühen Abend lernte Annette dann Peters Verlobte und deren Familie kennen. Daisy umarmte sie sofort sehr herzlich und versicherte ihr, wie sehr sie sich freue, Peters Freundin aus der Heimat kennenzulernen. Und auch Jim und Ellen, Daisys Eltern, waren Annette gleich sympathisch.

Entspannt saß sie auf der Terrasse und ließ sich Daisys amüsanten Bericht über den Versuch, ein Brautkleid zu kaufen, schildern, als ein Mann lässig durch den Garten auf die Terrasse kam.

„Hallo zusammen! Ich bin ein bisschen spät, sorry. Aber ich musste noch was arbeiten.“

„Hey John. Komm her und trink was mit.“ Peter schlug dem dunkelhaarigen Mann zur Begrüßung auf die Schulter. „Das da ist Annette, meine Jugendfreundin. Und das ist John. Freund und Nachbar.“

„Hallo Annette. Schön, dass du endlich da bist. Peter hat uns in den letzten Tagen viel von dir erzählt.“

„Um Himmels Willen, hoffentlich nicht all unsere Schulstreiche!“

„Nein, aber die Geschichte, wie ich dich davor bewahrt hat, vom pickeligen Erich geküsst zu werden, beim Abschlussball der Tanzstunde. Das war der erste und einzige Kuss, den wir jemals getauscht haben.“

„Dafür bin ich dir auch heute noch dankbar.“ Annette lachte.

„Für den Kuss?“

„Natürlich auch dafür. Du hast mir fast die Lippen gequetscht, aber das war’s wert.“ Annette sah Daisy an. „Hoffentlich hat er sich auch in diesem Punkt weiter entwickelt.“

„Doch, hat er.“ Daisy lachte und warf Peter einen Luftkuss zu.

„Was machst du so in Deutschland?“, erkundigte sich John und zog sich einen Stuhl heran, ließ sich dicht neben Annette nieder und sah sie interessiert an. „Bist du verheiratet? Oder liiert? Und was machst du beruflich?“

„Viele Fragen auf einmal.“ Annette griff ein wenig verlegen nach ihrem Glas. „Aber sie sind rasch beantwortet: Ich bin Floristin, selbstständig – und nicht gebunden.“

„Gut.“

„Gut?“ Irritiert sah sie ihn an.

Sein jungenhaftes Lächeln klang ungemein sympathisch. „Dann kommt mir zumindest niemand in die Quere.“ Zwei Grübchen entstanden beim Lachen in seinen Wangen, was Annette fasziniert beobachtete. „Ich würde mich nämlich nur ungern duellieren.“

„Dazu müsste ich dir ja auch erst mal einen Grund liefern.“ Annette nahm ihr Glas ebenfalls auf und trank ihm zu. „Aber das wird nicht passieren. Ich feiere hier nur die Hochzeit von Daisy und Peter – und bin dann rasch wieder weg.“

„Mal sehen.“ John trank sein Glas Martini in einem Zug leer. „Morgen zeig ich dir ein bisschen was von der Stadt, wenn du willst. Bin gespannt, ob du dann so schnell wieder zurück nach Deutschland reisen magst.“

„Eingebildet bist du gar nicht!“

„Nur auf meine Heimatstadt. Sie ist herrlich, wirst schon sehen.“

„Aber ich weiß doch gar nicht, ob ich morgen Zeit hab, um mit dir ...“

„Hast du“, fiel ihr Peter ins Wort. „Wir müssen noch einiges vorbereiten, und da hab ich John gebeten, für dich den Fremdenführer zu spielen.“ Während er das sagte, sah er Daisy eindringlich an – und sie senkte verstehend den Kopf. Diese spontane Lüge, aus Freundschaft zu John ausgesprochen, ließ sich tolerieren! Und schließlich bemerkte auch sie, dass John von Annette sehr angetan war.

„Hast du denn Zeit? Musst du nicht arbeiten?“ Fragend sah Annette John an. Er sah wirklich sehr, sehr gut aus mit dem gebräunten Teint, den dunklen Haaren und den samtdunklen Augen, um die sich, noch kaum zu bemerken, ein kleiner Kranz von feinen Falten zog.

„John ist selbstständig“, sagte Peter, ehe sein Freund antworten konnte.

„Ach ja? Und was machst du?“ Jetzt wandte sich Annette direkt an John.

„Ich bin Architekt.“

„Interessant. Dann hast du dein Haus also selbst entworfen?“

„Nein. Das steht schon seit gut fünfzig Jahren an dieser Stelle. Ich hab es vor sechs Jahren dem Vorbesitzer abgekauft und ein wenig renoviert.“

„Ein wenig!“ Peter lachte. „Du hast es von Grund auf erneuert und zu einer Traumvilla gemacht.“

„Übertreib nicht so“, winkte John ab. Dann wandte er sich wieder an Annette. „Brauchst keine Angst zu haben, dass ich was versäume. Ich kann mir die Arbeit einteilen.“

„Na gut. Du musst es verantworten können.“

Peter wandte den Kopf zu Seite, damit seine Jugendfreundin sein Grinsen nicht sehen konnte. John war weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Seine Projekte heimsten regelmäßig Preise ein. Er hatte schon in New York, Los Angeles und auch in Europa Gebäudekomplexe konzipiert. Doch es schien, als wolle der Freund damit nicht prahlen. Gut, das war seine Sache. Er würde sich nicht einmischen.

„Wer will noch einen Drink?“, fragte er und sah in die Runde.

Annette winkte ab. „Ich würde gern schlafen gehen – hab doch ein bisschen Jetlag. Und wenn wir morgen früh schon los wollen, muss ich jetzt ins Bett.“

„Wir können auch erst mittags losfahren“, meinte John.

„Unsinn. Nach sechs, sieben Stunden Schlaf bin ich wieder fit.“

„Träum was Schönes.“ Er grinste frech. „Am Besten von mir.“

„Eingebildet bist du gar nicht.“ Lachend zog sie sich zurück.

Am kommenden Morgen gegen neun stand John vor der Tür.

„Fertig zur Erkundungsreise?“ Er begrüßte Annette mit einem flüchtigen Wangenkuss.

„Ich möchte dir aber keine Mühe machen“, sagte sie nochmals. „Ehrlich, ich könnte mir die Stadt auch allein ansehen.“

„Unsinn! Ich freu mich drauf, dir Vancouver zu zeigen.“ Ungeniert legte er ihr den Arm um die Schultern, und Annette ließ es geschehen. In der Einfahrt des Nachbarhauses, das zu ihrer Überraschung fast doppelt so groß war wie das von Daisy und Peter, stand ein weißes Cabriolet.

„Wir fahren erst mal zum Canada Place“, erklärte John, während er den Wagen sicher durch den Verkehr lenkte. „Das ist im Moment der Punkt, wo sich alles trifft, was sehen und gesehen werden will.“

Annette runzelte ein wenig die Stirn. „Auf irgendwelche hippen Lokale hab ich aber gar keine Lust, ehrlich gestanden. Ich dachte, du zeigst mir die Sehenswürdigkeiten von Vancouver.“

„Genau das mach ich auch.“ Für einen Moment nahm er die Hand vom Lenkrad und legte sie ihr auf den Arm. „Vertrau mir.“

Annette nickte nur. Sie spürte die Wärme seiner Hand immer noch auf ihrer nackten Haut, und es war, als führen winzig kleine Stromstöße von diesem Punkt aus durch ihren Körper.

Eine Ewigkeit war es her, dass sie so empfunden hatte. Dieses Gefühl irritierte sie, machte sie schweigsam.

Doch das schien John nicht zu stören. Während der kurzen Fahrt machte er sie auf ein paar Gebäude aufmerksam, wies dann nach links, wo sich eine große Grünfläche erstreckte.

„Das ist ein Teil vom Stanley Park“, sagte er. „Diese Parkanlage ist das wichtigste Erholungsgebiet der Stadt.“

„Scheint wirklich riesig zu sein.“

„Ja. Es gibt nicht nur Rasenflächen und Bäume, man findet verwunschene Lagunen dort, Cricket- und Tennisplätze, einen Streichelzoo, und sogar eines der bekanntesten Aquarien Nordamerikas.“

„Wow, das klingt super!“

„Das ist es!“ Er nahm die Hand von ihrem Arm. „Dorthin geben wir aber später. Erst mal der Canada Place. Gleich sind wir da. Ich muss nur noch einen Parkplatz finden.“

„Sieht aber nicht so aus, als gäb’s hier einen.“ Annette sah sich um. Zu ihrer Linken bemerkte sie einen kleinen Jachthafen, in dem allerdings höchst luxuriöse Jachten ankerten.

„Stimmt. Wir fahren am besten gleich ins Parkhaus. Es gehört zum Canada Place.“

„Oh, das sieht ja irre aus!“ Annette beugte sich vor. „Wie weiße Segel!“

„Das ist das Dach des Canada Place. Das Bauwerk ist anlässlich der Weltausstellung 1986 errichtet worden, als Beitrag Canadas. Das Dach soll fünf Segel darstellen, wie du schon bemerkt hast, und ein Schiff symbolisieren, das in See sticht.“

Nachdem sie den Wagen abgestellt hatten, führte John sie hoch zur Aussichtsterrasse.

„Die meisten Touristen gehen erst mal hierher. Zumal sich etliche der großen Hotels ganz in der Nähe befinden.“ Er wies nach links, wo sich gerade ein kleines Flugzeug in die Luft erhob. „Ganz in der Nähe ist der Ankerplatz der Wasserflugzeuge. Wenn du willst, machen wir einen Rundflug.“

„Das muss nicht sein, das ist sicher viel zu teuer“, winkte Annette ab.

„Ach was. Ist es nicht.“ Wieder legte er ihr den Arm um die Schultern. „Aber wenn du jetzt nicht willst ... wir könnten am Wasser entlang spazieren bis zu meinem Lieblingslokal. Im Carderos’s gibt es den besten Fisch.“

„Einverstanden. Aber noch hab ich keinen Hunger. Du?“

„Nein. Also komm, dann gehen wir los.“ Er griff, kaum dass sie auf der Straße standen, nach ihrer Hand und ließ sie nicht mehr los. Annettes Herz klopfte einen Trommelwirbel, und sie musste sich bemühen, ruhig zu gelassen weiter zu atmen.

Der Weg ging direkt am Wasser entlang und war von Spaziergängern und Radfahrern gleichermaßen bevölkert.

„Der Weg zieht sich exakt zweiundzwanzig Kilometer hier am Strand entlang und führt zum Stanley Park“, erklärte John. „Dann geht er weiter am Strand der English Bay vorbei bis hin  zum Kitisisslano Beach.“

„So lange willst du mit mir aber nicht laufen, oder?“

„Nein.“ Der Druck seiner Finger wurde fester. „Obwohl ich gern mit dir noch lange allein wäre.“ Seine Stimme klang auf einmal dunkler, und ohne etwas zu sagen zog er Annette zu einer Bank, die auf der Rasenfläche im Schutz eines alten Ahornbaums stand. „Das wollte ich gestern Abend schon tun“, flüsterte er, beugte sich vor und küsste sie.

Annette hielt still, ohne seinen Kuss zu erwidern. Doch sie spürte ihr Blut rascher durch die Adern pulsieren. Und dann fühlte sie seine Zunge, die sich zwischen ihre Lippen drängte. Sie spürte seine Hände, die ihre Schultern umfassten, fühlte seinen Herzschlag dicht an ihrer Brust.

Ein kleiner Seufzer kam über ihre Lippen, ehe sie sich öffneten und Annette Johns Kuss mit Leidenschaft erwiderte.

„Zaubergirl“, murmelte John dicht an ihrem Mund, als er sie endlich frei gab. „Was machst du mit mir?“

„Ich mit dir?“ Verlegen schob sie sich eine Haarlocke hinters Ohr. „Du küsst mich einfach so und ...“

„Ich küsse dich, weil ich mich sofort in dich verliebt habe.“ Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und sah ihr in die Augen. „Sofort. Und ziemlich heftig.“

Annette erwiderte nichts, doch sie wehrte sich nicht, als er sie wieder und wieder küsste.

Es ist verrückt, was ich hier geschehen lasse, dachte sie dabei. Die Enttäuschung mit Kai ist kaum überwunden, und schon stürzte ich mich in eine Affäre, die mir nur Unglück bringen kann.

„Hey, woran denkst du?“

„An zuhause.“ Annette senkte den Kopf. „Und daran, dass es verrückt ist, was wir hier tun.“

„Das finde ich ganz und gar nicht.“ Er zog sie hoch und umarmte sie nochmals. „Ich finde es wunderbar, kleines Zaubergirl.“

„Lass uns weitergehen. Bitte.“ Annette machte sich von ihm los.

„O.k., wie du willst. Lass uns was essen und trinken gehen.“

Vorbei am Landeplatz der Wasserflugzeuge und dem Jachthafen gingen sie, wieder Hand in Hand, zu einem auffällig gebauten Holzhaus, das zur Hälfte ins Wasser hinein ragte. Zumindest die Terrasse, auf der reger Betrieb herrschte, war vom Wasser umspült.

„Hier kriegen wir wohl keinen Platz“, stellte Annette bedauernd fest. „Alles voll.“

„Vertrau mir.“ John gab ihr noch einen raschen Kuss, ehe er die Tür öffnete.

Überrascht bemerkte Annette, dass er vom Restaurantleiter wie ein guter Freund begrüßt wurde. „Dein Tisch ist reserviert. Und der Wein kommt sofort.“ Er winkte einem Kellner, der Annette und John zu einem Tisch gleich an der Brüstung führte.

„Du bist hier scheinbar gut bekannt.“ Annette sah hinunter aufs Wasser, wo sich ein paar kleine Fische tummelten.

„Gerry und ich kennen uns seit Jahren.“ John zwinkerte ihr zu. „Vancouver ist meine Heimatstadt, vergiss das nicht.“

„Trotzdem ...“ Annette sprach nicht weiter, denn der Kellner servierte ungefragt für jeden ein Glas Wasser und ein Glas Champagner. „Mit Grüßen vom Chef“, fügte er hinzu.

„Danke.“ John griff zum schlanken Sektglas. „Ich trinke auf die schönste Frau weit und breit.“

„Hör auf mit den Übertreibungen, das mag ich nicht.“

„Ich sage die Wahrheit.“ Johns Blick war voller Zärtlichkeit, als er Annette ansah. „Für mich bist du die Schönste.“

„Cheers.“ Annette trank hastig ihr Glas halb aus. Johns unverhohlenes Flirten irritierte sie. Zudem gestand sie sich ein, dass seine körperliche Nähe sie faszinierte. Wenn er sie auch nur mit den Fingern berührte, durchzuckten sie tausend kleine elektrische Schläge.

„Ich kann dir den Lachs hier sehr empfehlen“, sagte John, als der Kellner die Speisekarten brachte. „Er wird über Zedernholz gegrillt und ist eine Spezialität des Hauses.“

„Dann probier ich ihn gern.“

„Vorher hätten wir aber gern noch den Tunfisch mit Avocados. Dazu einen trockenen Chablis.“ Er lächelte Annette an. „Sorry, dass ich das einfach bestelle, aber ich bin sicher, dass du begeistert sein wirst von der Vorspeise.“

„Ich lass mich überraschen.“ Annette sah hinüber zum Stanley Park. Hohe Baumkronen wiegten sich im leichten Wind, der vom Pazifik herüberwehte und die Temperaturen sehr angenehm machte. „Es ist wirklich wunderschön hier. Die ganze Stadt ist ein Traum.“

„Du hast noch nicht mal fünf Prozent davon gesehen“, erwiderte John lächelnd. „Aber es freut mich, dass dir meine Heimat gefällt.“ Über den Tisch hinweg griff er nach ihrer Hand. „Ich zeig dir noch viele schöne Fleckchen, versprochen.“ Sanft strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken. Eine zärtliche Geste, die Annette ein leichtes Schaudern verursachte. Dieser Mann berührte ihr tiefstes Innern, weckte ein Verlangen in ihr, das sie noch bei keinem anderen Mann empfunden hatte.

„Es ist schön, dass du da bist.“ Johns Stimme klang dunkler als normal und verriet, dass auch er voller Emotionen war. Erst als der Kellner kam und die Vorspeise servierte, kehrten sie in die Wirklichkeit zurück.

Es schmeckte hervorragend, und Annette genoss sowohl den Tunfisch als auch den exzellent zubereiteten Lachs.

„Jetzt muss ich wirklich ein paar Meter laufen“, meinte sie und trank den letzten Schluck Wein aus.

„Ganz wie du willst. Wir erkunden ein bisschen den Park, wenn du magst.“

Annette stimmte zu, und die nächsten anderthalb Stunden verbrachten sie in der grünen Lunge von Vancouver. Annette bewunderte die hohen Totempfähle, die bis zu 20 Meter hoch in den blauen Himmel ragten.

„Die Deutung dieser Pfähle steht nur den Ureinwohnern offen“, erklärte John. „Nur sie können erkennen, was die verschiedenen Zeichnungen und Schnitzereien bedeuten. Aber komm weiter, von da hinten“, er wies nach links, „hat man einen tollen Blick hinüber auf die Skyline von Downtown Vancouver.“

Annette ging ein paar Meter zur Seite, um besser in die angegebene Richtung blicken zu können, doch sie stolperte über eine große Wurzel, die sie nicht bemerkt hatte. Im letzten Moment fing John sie auf. Er hielt sie fest an sich gepresst.

„Was machst du nur mit mir“, murmelte er dicht an ihrem Ohr. „Ich war noch nie von einer Frau so fasziniert. Am liebsten würde ich dich nie wieder loslassen.“

Annette bog sich in seinen Armen zurück. „Dann wird das aber nichts mehr mit unserer Sightseeingtour“, lächelte sie.

„Ich könnte dir was anderes zeigen.“

„Später.“ Spontan legte sie die Arme um seinen Nacken und küsste ihn heiß und verlangend. Sie kannte sich selbst nicht wieder. Noch vor ein paar Tagen war sie sicher gewesen, von Männern erst mal genug zu haben. Doch seit sie John begegnet war, war alles anders. Er weckte heißes Verlangen in ihr, sie wollte, gestand sie sich ein, nichts anderes, als von ihm gevögelt zu werden.

„Komm mit.“ John zog sie mit sich bis zur Straße, wo er einem vorüberfahrenden Taxi winkte.

„Was hast du vor?“, fragte Annette.

„Ich will endlich mit dir allein sein.“ Seine Hand tastete zu ihrem Schoß, sanft begann er ihre Oberschenkel zu streicheln. Annette spürte, dass sie feucht wurde.

Die Fahrt bis zu Johns Haus kam ihr endlos vor, und als sich endlich die Haustür hinter ihnen schloss, seufzten beide erleichtert auf.

„Du ...“ John hob sie hoch und trug sie quer durch die geräumige Halle in seinen Wohnraum, ließ sie dort auf ein breites Sofa sinken und küsste sie verlangend, während er seine Hände auf Erkundungsreise schickte.

Annette schloss die Augen und gab sich ganz seinen Liebkosungen hin. Seine Zunge spielte mit ihrer Zunge, erkundete ihre Mundhöhle, während seine Hände ihren Nacken kraulten.

Sie seufzte unterdrückt auf, wie von selbst breitete sie die Beine weit aus, signalisierte so, dass sie mehr wollte.

John ließ sie für einen kurzen Moment los, doch nur, um ihr den leichten Pulli und den BH abzustreifen. Fast andächtig sah er sie an, ehe er mit seinen Händen ihren Brüste umschloss und die kleinen Äpfel zärtlich zu kneten begann.

Es dauerte eine süße kleine Ewigkeit, in der er Annette so stimulierte, dass sie nicht anders konnte, als um Erlösung zu wimmern. Nie zuvor hatte ein Mann sie so scharf gemacht, nie zuvor hatte sie sich so nach dem erlösenden Orgasmus gesehnt.

Langsam stand John auf, doch nur, um sich mit wenigen Handgriffen aus der Kleidung zu schälen. Dann küsste er Annette erneut, während er seinen harten Penis langsam in ihr versenkte.

Obwohl sie sich kaum kannten, schien er genau zu wissen, was er tun musste, um ihre Ekstase noch zu steigern. Mit Küssen, mit sanftem Streicheln und schließlich harten tiefen Stößen brachte er Annette zum Orgasmus.

Tief atmend lag er dann auf ihr, flüsterte ihr tausend Zärtlichkeiten zu.

Flüchtig schoss es Annette durch den Kopf, dass er selbst noch unbefriedigt war. Sie versuchte ihn anzusehen – und zuckte zurück, als sie das heiße Verlangen in seinen Augen las. Sie tastete nach seinem Schwanz, der immer noch hart und groß war und nur darauf zu warten schien, endlich in ihre Muschi geschoben zu werden.

„Komm“, flüsterte sie. „Ich will mehr ... mehr von dir.“ Ein wenig erschrak sie über sich selbst. So hatte sie sich nie zuvor verhalten, so wollüstig, so geil darauf, noch einmal befriedigt zu werden.

Mit einem einzigen geschickten Stoß kam John wieder zu ihr. Nur kurz küsste er sie, dann wurden seine Bewegungen kräftiger, schneller und immer schneller. Seine Hände hielten ihre Schenkel, sein Atem streifte ihre Wange – und dann, endlich, brachte er sie beide gleichzeitig zum Orgasmus.

Lange lagen sie eng aneinander geschmiegt auf dem breiten Sofa. Sie sprachen nicht, doch das war auch nicht notwendig. Sie wussten beide, dass dies der Beginn von etwas Wunderbarem war.

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Bist du mir böse?“ Ein wenig schuldbewusst sah Annette zu Peter hin, der neues Holz für den Außengrill stapelte. Am Abend war eine große Party geplant, etwa fünfzig Gäste hatten Daisy und er eingeladen. Am übernächsten Tag fand die Trauung statt. „Ich bin mehr mit John zusammen als mit Daisy und dir.“

Peter ließ die Holzscheite, die er im Arm gehalten hatte, fallen und kam zu ihr. „Ich freu mich, dass es so ist.“ Freundschaftlich umarmte er Annette. „Und ich gestehe, dass ich insgeheim gehofft hatte, dass es so kommt.“

„Ich ...“ Annette biss sich auf die Lippen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so leidenschaftlich verlieben könnte“, gestand sie. „Aber John ist einfach ein toller Typ.“

„Ist er. Und der beste Partner, den du bekommen kannst.“ Ernst sah er Annette an. „Spiel nicht mit ihm“, bat er. „Das hat er nicht verdient.“

„Nein, mach ich nicht.“ Sie senkte den Kopf. „Aber spätestens in einer Woche muss ich nach Hause zurück.“

„Musst du? Was oder wer wartet da auf dich?“

„Na ja, mein Laden, meine Freunde, mein ...“

„Na, was denn noch? Die Freunde kannst du hierher einladen, wenn du mal Sehnsucht nach ihnen hast. Den Laden kannst du verkaufen. John kann dir alles bieten, was du dir nur wünschen magst.“

„Es geht mir doch nicht darum!“

„Ich weiß. Aber ich seh auch, wie glücklich ihr zusammen seid.“

Annette nickte. „Ja, er macht mich wirklich glücklich.“

„Dann zögere nicht und halt dieses Glück fest.“ Peter wandte sich wieder den Holzscheiten zu. „Du hast es verdient – und John ebenfalls.“

Daran musste Annette immer wieder denken, während sie mit den anderen feierte. Es war eine ausgelassene Gesellschaft, in der sie sich gleich wohl fühlte. Und doch war sie froh, als John sie kurz vor Mitternacht hinüber zu seinem Haus führte.

„Endlich allein mit dir“, murmelte er, als er sie küsste. „Ich bin ein Egoist, nicht wahr?“

„Nein.“ Annette streichelte über seine Schulter. Er trug an diesem Abend ein dunkelblaues Seidenhemd. „Es ist gut so.“

„Komm.“ Wieder einmal hob er sie hoch, doch diesmal trug er sie hoch ins Schlafzimmer, das von einem extrabreiten Bett beherrscht wurde. Indirekte Beleuchtung an der Decke tauchte die wenigen Möbel in diffuses Licht.

Annette wusste, dass es noch etliche Lampen mehr gab, doch die blieben meistens aus, wenn sie sich liebten. Stattdessen entzündete John große Kerzen. Er war ein Romantiker, ein Mann, der genau wusste, wie man das Herz einer Frau gewann.

Reglos lag Annette auf den grauen Seidenlaken und sah zu, wie er eine Kerze nach der anderen entzündete. Sie wartete darauf, dass er sie ausziehen und dann lieben würde.

Diesmal jedoch zog John sich als Erster aus. Wie ein Pfeil schnellte sein stark erigierter Penis aus dem Gefängnis des Slips, der so wie alle anderen Kleidungsstücke achtlos zu Boden fiel.

„Champagner?“, fragte John und ging zu einer versteckt in einer Zimmerecke angebrachten Bar.

„Nein.“ Annette streckte die Arme nach ihm aus. „Ich hab keinen Durst.“

Sein leises Lachen erregte sie mindestens so sehr wie der Anblick seines Geschlechts, das ihr verriet, wie scharf er war.

„Gleich bin ich bei dir.“ Er griff nach einer Champagnerflasche, öffnete sie geschickt, machte aber keine Anstalten, Gläser aus dem Schrank zu nehmen. Stattdessen kam er zu Annette zurück und bat: „Zieh dich aus. Ich will dir zusehen.“

Nur kurz zögerte Annette. Sie dachte an Kai, an seine perversen Spiele, doch John machte nicht den Eindruck, dass er Ähnliches vorhatte.

Als sie nackt vor ihm lag, beugte er sich über sie, küsste sie und goss dann vorsichtig ein paar Tropfen des prickelnden Champagners über ihren Bauch.

Zärtlich leckte er die Nässe ab, wobei er mit seinen Lippen jeden Zentimeter Haut küsste. Annette musste ein lustvolles Stöhnen unterdrücken.

„Durst?“ Nur kurz hob John den Kopf.

„Immer noch nicht.“ Ihre Stimme war dumpf vor Erregung.

„Dann mach ich weiter.“ Wieder goss er ein paar Tropfen auf ihre Haut, diesmal auf die Brüste, deren dunkle Warzen schon schmerzhaft hart waren. Langsam zog John mit den Lippen einen Kreis von Küssen um die Brüste, und jetzt konnte Annette sich kaum noch beherrschen. Sie stöhnte auf, griff mit den Händen in sein Haar und vergrub die Finger in den dunklen Locken.

John hörte nicht auf, sie zu küssen und zu lecken. Sie leiseste Berührung seiner Zunge auf ihren Nippeln ließ Annette aufschreien. Fester umklammerte sie seinen Kopf, spreizte die Beine und hob die Hüften leicht an.

„Mein Mädchen ...“ John stand auf, und Annette war versucht aufzuschreien, weil er sie noch länger quälte.

Doch John ließ sie nicht länger warten. Ein Mal noch streichelte er die Innenseiten ihrer Schenkel, dann glitten seine Finger zu ihrer Höhle, streichelte sie auch hier so lange, biss sie nass und bereit war, ihn aufzunehmen.

Drei Mal brachte er sie zum Orgasmus, und erst als beide völlig erschöpft waren, schliefen sie für ein paar Stunden ein.

Annette erwachte davon, dass Johns Finger ein erotisches Spiel mit ihrer Vagina begannen. Blinzelnd sah sie ihn an – hinein in seine dunklen Augen, die sie zärtlich anschauten.

„Guten Morgen, mein Traummädchen“, flüsterte er und küsste sie, ohne dass er aufhörte mit den geschickten Fingerspielen. „Heute ist ein herrlicher Tag, wir sollten gleich nach dem Frühstück mit einer weiteren Stadtbesichtigung anfangen.“

„Hmm ...“

„Was hältst du davon?“

„Viel. Aber vorher ...“ Sie kicherte.

Johns Kopf verschwand unter der leichten Seidendecke, und es dauerte noch mehr als eine halbe Stunde, ehe sie aufstanden und sich ein leichtes Frühstück zubereiteten.

Wieder parkten sie im Parkhaus am Canada Place. Von dort aus waren es nur wenige hundert Meter bis nach Gastown, dem ältesten Teil der Stadt.

„Das hier ...“ John machte eine weit ausholende Handbewegung, „ist der historische Stadtkern. Es war lange Zeit hindurch ein ziemlich verrufenes Viertel, in dem sich Touristen besser nicht aufhielten. Doch das ist vorbei, der Stadtverwaltung ist es gelungen, Gastown zu einem sicheren, attraktiven Ort zu machen.“

„Hier gibt’s ja wirklich genauso viel Touristen wie am Seawall und im Stanley Park.“

„Davon kannst du ausgehen. Es gibt hier auch etliches zu entdecken. Zudem etliche gute Lokale.“

Interessiert sah sich Annette um. Die Straße wurde von alten, zum Teil exzellent restaurierten Häusern flankiert. An den Straßenrändern standen hohe Lampen, an deren Querstangen mit bunten Blumen bepflanzte Ampeln hingen.

„Die Häuser sind noch nicht so alt, wie sie wirken“, sagte John. „Es gab hier mal einen verheerenden Brand, der alle Gebäude zerstörte – bis auf ein einziges. Das da.“ Er wies auf ein Eckhaus, in dem ein Lokal untergebracht war. „Nur das Haus ist stehen geblieben. Doch gleich nach dem Brand hat man begonnen, alles wieder aufzubauen. Besser und schöner.“

Annettes Blick wurde von einem Menschenpulk angezogen der ein paar Meter von der Kreuzung entfernt stand, an der sich das Lokal befand.

„Die Touristen fotografieren die berühmte Steam Clock“, erläuterte John. „Das ist sozusagen Touristenpflicht. Jeder, der nach Vancouver kommt, will ein Foto von dieser außergewöhnlichen Uhr machen.“

„Sie dampft ja tatsächlich“, rief Annette überrascht aus, als ein Schwall von Rauch in den Himmel stieg. Gleichzeitig ertönte Pfeifen und Zischen – und eine ihr sehr gut bekannte Melodie.

„Die Steam Clock von heute ist eigentlich eine Mogelpackung“, sagte John und zog Annette ein paar Schritte näher zu der Uhr, die sich wie eine Säule darstellte. „Die Dampfuhr, die dem Big Ben in London nachempfunden ist, wird seit etlichen Jahren bereits elektrisch angetrieben.“

„Und zuvor?“ Fasziniert sah Annette zu der Uhr  hin.

„Da wurde der Dampf, der einige Pfeifen antreibt und so God save the Queen spielt, von einem unterirdischen Röhrensystem angetrieben. Damals war es eine Meisterleistung, so etwa zu konzipieren.“

„Ich finde sie auch jetzt noch toll.“

Annette hörte fasziniert zu, als die Uhr gerade in diesem Moment wieder ihren Dampf abließ und dabei deutlich die Melodie zu hören war.

„Dann mach ich auch rasch ein Foto.“ Sie hob das Handy hoch und fotografierte sowohl die Steam Clock als auch das Eckhaus mit dem gemütlich aussehenden Lokal.

„Komm, wir gehen weiter.“ John legte ihr den Arm um die Schultern. „Das da ...‟, Er wies auf ein Denkmal, das nur ein paar Meter entfernt stand und vor dem ebenfalls Touristengruppen standen, „ist der berühmte Gassy Jack.“

„Und wer war das?“

„Ein geschäftstüchtiger Schotte, der erkannte, wie wichtig die Lage einer guten Kneipe ist. Er errichtete sein Lokal ganz in der Nähe von Sägewerken. Du musst wissen, dass um die Zeit um achtzehn-fünfundsechzig hier alles boomte. Die Männer hatten nach der anstrengenden Arbeit Durst, und Jack konnte nicht nur gutes Bier verkaufen, er war auch ein sehr unterhaltsamer Typ. Daher sein Spitzname Gassy Jack, was ja so viel wie geschwätzig heißt.“

„Was du alles weißt ...“

„Ich liebe meine Stadt. So wie ich dich liebe.“ Ungeachtet der vielen Menschen ringsum küsste er Annette, und sie schmiegte sich eng an ihn.

Dieser Mann, den sie erst so wenige Tage kannte, weckte nie zuvor empfundene Gefühle in ihr. Leidenschaft, Zärtlichkeit, Sehnsucht nach seiner Nähe. Sie kannte sich selbst nicht wieder, denn so etwas hatte sie noch nie gefühlt.

„Gassy ... dann hat er Gastown seinen Namen gegeben, ja?“

„Ganz richtig, mein kluges Mädchen!“

Annette lachte. „Die Zeiten meiner Mädchenhaftigkeit sind lange vorbei.“

„Zum Glück.“ Wieder zog er sie an sich. „Denn sonst könnte ich nicht all das mit dir machen, was ich gern machen würde.“ Seine Stimme wurde wieder ein paar Nuancen dunkler, so wie immer, wenn er erregt war.

„John ...“ Annette wurde leicht verlegen.

„Darling, ich würde nie etwas tun, was du nicht willst.“ Ernst sah er sie jetzt an. „Aber ich darf doch sagen, dass ich ziemlich scharf auf dich bin, oder?“ Bei den letzten Worten blitzte es wieder in seinen dunklen Augen auf.

„Darfst du.“ Annette war gleich wieder von seinem jungenhaften Charme verzaubert. „Aber erst mal wollen wir uns weiter die Stadt ansehen, o.k.?“

Er machte eine kleine Verbeugung. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“

„Übertreib nicht.“

„Niemals! Aber du hast recht, für heute steht noch einiges auf meinem Programm.“ Er zog sie mit sich über den kleinen Platz, auf dem das Bronzedenkmal des berühmten Wirts stand. „Die Kreuzung ist auch was Besonders“, sagte er dabei. „Die drei wichtigsten Straßen kommen hier zusammen. Da drüben siehst du das Hotel Europe, eines der markantesten Gebäude Vancouvers. Es wurde neunzehnhundert-acht erbaut und ist eines der schönsten Flatiron-Gebäude Nordamerikas.“

„Es sieht tatsächlich aus wie ein Bügeleisen.“ Annette legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem Gebäude hoch.

„Ganz richtig. Und deshalb ist diese Kulisse auch immer wieder in diversen Filmen zu sehen.“

Noch vier Stunden lang schlenderten sie durch Vancouver. Annette sah das Chinesenviertel, sie fuhren eine halbe Stunde mit einem der vielen Ausflugsboote über den False Creek, dann kehrten sie ein einem der vielen Strandlokale ein.

„Puh, für heute bin ich total geschafft!“ Annette streckte weit die Beine von sich und nahm einen großen Schluck der Weinschorle, die sie bestellt hatte.

„Hoffentlich bist du nicht zu müde, um am Abend mit mir auszugehen.“ John beugte sich zu ihr. „Ich hab nämlich schon einen Tisch im Lookout bestellt.“

„Und was ist das?“

„Ein Lokal oben im Harbour Center Tower. Es wird dir gefallen.“

„Daisy wird hoffentlich nicht sauer sein, dass ich kaum Zeit für sie habe. Wir wollten eigentlich zusammen zur letzten Anprobe ihres Brautkleides gehen.“

John winkte ab. „Ach was. Sie ist noch mit den letzten Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Und das Kleid passt ganz sicher perfekt.“

„So kann auch nur ein Mann reden.“ Annette biss sich auf die Lippen. „Offen gestanden hab ich gar nichts Richtiges dabei für eine so große Hochzeit. Ich muss mir auch noch ein Kleid besorgen.“ Sie sah auf die Uhr. „Heute ist es zu spät, aber morgen frag ich Daisy, wo ich mich umsehen kann.“

„Dann bin ich wohl abgemeldet, was?“ Sein Grinsen wirkte komisch-verzweifelt.

„Nur für ein paar Stunden, versprochen.“ Annette beugte sich vor und küsste ihn flüchtig auf den Mund.

„Das nehme ich wörtlich.“ Er trank sein Glas aus. „Und die Nacht gehört mir. Das bitte ich mir aus.“

„Macho!“

„Bin ich nicht. Nur total verliebt!“

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Ein langer, wunderschöner, aber anstrengender Tag lag hinter Annette und Jack. Sie waren schon frühzeitig zum Grouse Mountain hoch gefahren, dem Hausberg Vancouvers. Von dort aus hatte man den besten Blick über die Stadt, die so wunderschön gelegen war im Mündungsdelta des Fraser Rivers.

Annette genoss das Zusammensein mit dem gut aussehenden Mann, und da Peter ihr versichert hatte, dass er damit einverstanden sei, dass sie mit seinem Freund die Gegend erkundete, genoss sie das Zusammensein mit John noch viel mehr.

„John ist der beste Mensch, den ich kenne – außer Daisy und dir natürlich“, hatte er lachend gesagt. „Ich freu mich, dass ihr euch so gut versteht.“

„Aber in vier Tagen muss ich zurück.“ Ein Schatten war auf Annettes Gesicht gefallen. „Übermorgen ist die Hochzeit, danach ...“

„Danach sagst du Auf Wiedersehen – und kommst so rasch als möglich wieder.“

Für Peter schien es keine Zweifel daran zu geben, dass aus John und Annette für immer ein Paar werden würde.

Daran dachte Annette, als sie jetzt neben John im Bett lag. Sie hatten sich kurz und leidenschaftlich geliebt, nun waren beide für ein paar Minuten erschöpft.

„Woran denkst du?“ Spielerisch ließ John seine Hand über ihre linke Brust gleiten – eine Geste, die bewirkte, dass sich Annettes Brustwarzen gleich wieder verhärteten.

„An den vergangenen Tag. Er war wunderschön.“ Sie schloss die Augen und ließ die Bilder der vergangenen Stunden an sich vorüber ziehen.

Früh am Morgen hatte John sie abgeholt. Quer durch die Stadt waren sie gefahren, um dann in eine Gondel zu steigen, sie sie hoch zum Grouse Mountain brachte.

„Im Winter kann man hier herrlich Skifahren, und jetzt, im Sommer, genießen Einheimische und Besucher der Stadt die vielfältigen Unterhaltungsangebote.“ John zog Annette mit sich, über einige Wiesen und kleine Hügel. „Du magst doch Tiere, oder?“

„Sehr sogar.“

„Dann schau mal dort drüben.“

„Was ist da?“ Sie blinzelte gegen die Sonne und konnte den riesigen Bären, der gerade aus einem kleinen See stieg, erst spät erkennen.

„Das ist einer der beiden Grizzlys, die hier oben ein großes Revier bevölkern.“ John zog sie weiter bis zu dem festen Zaun, der das Gehege von den Besuchern trennte. Der Grizzly schüttelte sich gerade die Wassertropfen vom Fell, und Annette sah fasziniert zu dem seltenen Tier hinüber.

„Da hinten ist der zweite!“ John wies zu einem Felsen, hinter dem gerade ein weiteres Tier hervorkam. Es bemerkte ein paar kleine Baumstämme am Boden und begann damit zu spielen.

„Hat man sie eingefangen? Oder sind sie zahm?“, fragte Annette.

„Man hat den einen halb verhungert gefunden, seine Mutter wurde getötet, vom zweiten weiß ich nicht mehr genau, was mit ihm war. Jedenfalls wären die beiden in der Wildnis umgekommen, wenn man sie nicht gerettet und ihnen hier ein Revier zugewiesen hätte. Sie leben aber fast wild hier.“

Eine Weile hatten sie den Tieren zugeschaut, dann noch die Flugshow von ein paar Raubvögeln angesehen, ehe sie Hand in Hand zurück zum dem Terrassenlokal gingen, das sich gleich neben der Gondelstation befand.

„Hast du Hunger?“

„Nein, nur Durst.“ Annette setzte sich so hin, dass sie den herrlichen Ausblick noch länger genießen konnte.

„Ich darf gar nicht daran denken, dass meine Zeit hier bald zu Ende geht“, gestand sie leise.

„Du musst nicht heim fliegen.“ John griff nach ihrer Hand. „Bleib hier. Bleib bei mir.“

Annette schüttelte den Kopf. „Das geht doch nicht!“

„Und warum nicht? Was hält dich zu Hause?“

Daran dachte sie auch jetzt wieder. Wer oder was war ihr in der Heimat so wichtig, dass sie dorthin zurück wollte? Marion, ihre beste Freundin, war der einzige Mensch, der ihr etwas bedeutete. Die Eltern und Großeltern waren tot, zu den beiden Tanten hatte sie kaum Kontakt.

Johns Zärtlichkeiten wurden intensiver. Er beugte sich über Annette und begann an ihren harten Brustwarzen zu saugen, während sich seine Hand langsam den Weg zu ihrer intimsten Stelle suchte.

Ein kleines, lustvolles Stöhnen kam über Annettes Lippen. Sie hob die Hand und umklammerte Johns Nacken.

Während John sie geschickt mit seinen Fingern stimulierte, küsste er immer wieder ihre Brüste, strich mit der Zunge sanft über die zarte Haut ihres Halses, um dann seine Lippen fest auf die ihren zu pressen.

Seine Zunge spielte mit ihrer Zunge, saugte kurz daran, um sie dann tief in ihre Mundhöhle zu stoßen. Seine Finger taten das gleiche mit ihrer Lustgrotte.

Annette stöhnte auf, beugte sich ihm immer mehr entgegen – und schrie auf, als John sie zum Orgasmus trieb.

Anfangs hatte sie gezögert, es auch ihm zu besorgen, doch inzwischen genoss sie den Sex mit John ohne jeden Vorbehalt. Er war, sie gestand es sich in dieser Nacht ein, der Mann ihres Lebens.

Langsam, genussvoll massierte sie das harte Glied, das in ihren Händen immer steifer wurde.

„Komm“, keuchte John, und er warf sich auf den Rücken.

Annette lachte leise, dann setzte sie sich auf ihn und ließ sich bewusst langsam auf seinem Penis nieder. Tief, herrlich tief bewegte er sich zuckend ihr.

John hob die Hände und umfasste ihre kleinen festen Brüste, während Annette auf ihm zu reiten begann. Erst langsam, fast zögernd waren ihre Bewegungen, doch als sie spürte, wie erregt er war, wie mühsam er sich beherrschte, um nicht zu früh zu kommen, wurden ihre Bewegungen schneller und schneller.

Als sie den Orgasmus heranrollen spürte, warf sie mit einem Schrei den Kopf in den Nacken.

Auch aus Johns Kehle kam ein dumpfes Stöhnen, als er fast gleichzeitig mit ihr kam.

Erschöpft, aber zufrieden sank Annette auf seine breite Brust. Sie spürte seine Lippen in ihrem Haar, seine Hände auf ihren Schultern. Sie spürte sein sanftes Streicheln, hörte die kleinen, verrückten, zärtlichen Koseworte, die er für sie fand.

Und diesen Mann sollte sie verlassen?

Ehe sie darauf eine Antwort fand, schlief sie ein.

Lange konnte sie allerdings nicht geruht haben, denn als sie wieder wach wurde, war es draußen immer noch dunkel. Nur die kleine intime Lampe neben dem Bett ließ sie die Umrisse des Zimmers erkennen.

Sie wollte sich umdrehen, doch John, der ihre Brüste fest umklammert hielt, hinderte sie daran. Langsam, doch immer stärker knetete er die kleinen Äpfel, zupfte an den Nippeln, die sich sofort aufrichteten.

Annette genoss dieses Vorspiel, sie ahnte, dass John für die nächste Runde bereit war.

Wie sehr, zeigte er ihr in der nächsten Sekunde. Dann nämlich rückte er noch näher zu ihr, sie spürte sein beste Stück hart und auffordernd gegen ihre Pobacken pochen, während er ihren Nacken küsste.

Kleine Schauer der Erregung durchliefen Annettes Körper, als John sie sanft ins Ohrläppchen biss. Und dann, gerade als sie den Kopf drehen wollte, drang er von hinten in sie ein.

Langsam, behutsam kamen die ersten Stöße. Sein großer starker Schaft füllte sie komplett aus.

Annette biss sich auf die Lippen, um ein lustvolles Stöhnen zu unterdrücken, als John die Hand von ihrer linken Brust nahm – um sie zu ihrer intimsten Stelle zu führen und ihren Kitzler geschickt zu massieren.

Mein Gott, dachte sie, woher weiß er so genau, wo meine erogensten Zonen sind? Johns Zunge spielte an ihrem Ohrläppchen, seine Finger agierten so geschickt, dass Annette mit einem leisen Schrei zum nächsten Höhepunkt kam.

„So will ich dich“, flüsterte John ihr in Ohr. „Zeig mir, dass ich es dir richtig besorge.“

Annette drehte leicht den Kopf. „Ich kenne mich selbst nicht wieder“, murmelte sie. „Was machst du nur mit mir?“

„Ich liebe, liebe, liebe dich.“ Er hatte die Wörter noch nicht ganz ausgesprochen, da spürte Annette, wie sich sein Penis noch tiefer in sie schob. Leicht veränderte sie ihre Position – und genoss es, von John zum nächsten Orgasmus gebracht zu werden.

Sie kamen fast gleichzeitig, und Annettes kleiner Lustschrei mischte sich mit dem tiefen Seufzer, der über Johns Lippen kam.

Noch eine Weile lagen sie so, Annette spürte John immer noch in sich.

„Bleib bei mir“, sagte John und küsste wieder ihren Nacken und die zarte Haut an ihrer Schläfe, wo eine Ader noch immer aufgeregt pochte. „Bleib in Vancouver – für immer.“

Annette zuckte zusammen. „Was sagst du da?“ Sie löste sich von ihm und setzte sich auf. „Du kennst mich doch gar nicht. Seit knapp einer Woche bin ich hier – und du sagst, ich soll für immer bleiben?“ Leicht schüttelte sie den Kopf. Eine ihrer blonden Locken fiel ihr ins Gesicht. Sie schob sie nicht fort, es war gut, dass John ihr Gesicht jetzt nicht genau sehen konnte.

„Man muss sich nicht lange kennen, um zu wissen, dass man genau den Menschen gefunden hat, der exakt zu einem passt.“ Er hob den Arm und schob Annette das Haar aus dem Gesicht. „Spürst du es denn nicht auch?“

Sie zögerte, senkte den Kopf und erwiderte: „Nur weil wir uns im Bett gut verstehen, heißt das doch nicht ...“

„Sei still.“ Sanft legte ihr John die Hand auf den Mund. „Es ist doch viel mehr“, sagte er. „Viel mehr. Das spüre ich – und du auch.“

„Woher willst du das wissen?“ Annette zwang sich dazu, spröde zu reagieren. Dieser Mann warf sie komplett aus der Bahn. Es wurde Zeit, dass sie ihren Verstand wieder gebrauchte und sich nicht nur von Gefühlen leiten ließ!

John lachte leise. „Gib dir keine Mühe, Darling. Ich sehe in deinen Augen, was du fühlst.“ Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände  und sah sie zärtlich an. „Sag mir, dass ich dir nur ein guter Sexpartner bin“, verlangte er.

Annette senkte den Kopf. „Du weißt genau, dass es mehr ist. Denn sonst wäre ich nie mit dir ins Bett gegangen. Von kurzen Affären halte ich nichts.“

„Dann ist ja alles klar.“ Strahlend sah er sie an, und Annette spürte, dass sie gleich wieder schwach werden würde. Dieser Mann überrollte sie mit seiner Liebe wie eine Urgewalt, der sie kaum etwas entgegenzusetzen wusste.

„Nein, so einfach, wie du es dir vorstellst, ist es nicht“, wehrte sie ihn mit dem letzten Rest von Verstand ab. „Ich habe ein Leben in Deutschland. Da ist meine Arbeit, meine Freunde, mein Zuhause ...“

„Und hier bin ich. Hier in Kanada. Arbeiten kannst du hier auch, wenn du willst. Aber das musst du nicht. Ich hab genug für uns zwei und ...“

Statt zu antworten küsste ihn Annette lang und zärtlich. Und dann sprachen sie gar nicht mehr ...

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Die Hochzeit von Daisy und Peter war ein rauschendes Fest und verlief genau so, wie die beiden Brautleute es sich gewünscht  hatten. Annette hatte sowohl die Dekoration der Kirche, als auch den Blumenschmuck in dem Luxushotel übernommen, in dem gefeiert wurde. Das, fand sie, war das Mindeste, was sie für die Freunde tun konnte. Und ihre Arbeit wurde von allen über die Maßen gelobt. Sie hatte allerdings auch aus weißen Rosen, kleinen zartroten Buschröschen und Efeu bezaubernde Arrangements hergestellt. Tüllbänder, in die Ketten aus weißen Perlen gewoben worden waren, harmonierten hundertprozentig mit der Brautrobe von Daisy.

Bezaubernd sah die zarte Daisy in ihrem Designerkleid aus, das ein berühmter Modezar aus Italien extra für sie angefertigt hatte. Das Spitzenoberteil, eng anliegend und nur mit einem kleinen Ausschnitt versehen, der von einem doppelten Band aus weißen Perlen gesäumt war, betonte Daisys zarte Gestalt. Der Tüllrock, mit kleinen Blüten und Perlen am Saum bestickt, war so weit, dass sie bei der anschließenden Party ausgelassen feiern und tanzen konnte.

Peter konnte den Blick von seiner schönen Braut wenden, deren Gesicht vor Glück zu leuchten schien.

Fünf weiße Rosen steckten in ihrem dunklen Haar, Ohrringe aus Brillanten und Perlen waren der einzige Schmuck, den sie an diesem Tag trug.

„Sie sieht wundervoll aus“, sagte Annette und drückte leicht Johns Arm. Der groß gewachsene Mann machte in seinem dunklen Anzug eine ebenso gute Figur wie Peter, der stolze Bräutigam.

„Ja, sie ist reizend.  Aber für mich gibt es nur dich.“ Ein rascher Kuss besiegelte Johns Worte. „Du bist mit Abstand die Schönste.“

„Schmeichler!“ Annette lächelte zu ihm auf. Sie fühlte sich allerdings auch sehr wohl in ihrem azurblauen Kleid, das sie in einer kleinen Boutique in Gastown gefunden hatte. Die Seidenkorsage saß perfekt, und der Chiffonrock umspielte ihre Beine. Das Haar hatte sie hochgesteckt, nur über den Ohren kringelten sich ein paar kleine Locken.

Nach der Trauung wurde in einem Hotel an der English Bay ausgelassen gefeiert, und obwohl sie außer Peter, John und Daisys Familie niemanden kannte, fühlte sich Annette sehr wohl. Ganz selbstverständlich war sie in Peters Freundeskreis aufgenommen worden.

„Mein Schwiegervater ist total hin und weg von dir“, sagte Peter, als er nach Mitternacht mit ihr tanzte. „Er fand den Blumenschmuck in der Kirche toll, und was du hier im Saal gezaubert hast, hat ihn begeistert. Er hat mir gesagt, dass du jederzeit in einem seiner Hotels anfangen könntest.“

„Er besitzt Hotels? Das hab ich ja gar nicht gewusst.“ Sie gestand sich ein, dass sie daran bisher auch keinen Gedanken verschwendet hatte.

Peter nickte. „Unter anderem. Zwei allein hier in Vancouver, wir feiern gerade in dem Haus, das er voriges Jahr erworben hat.“

„Davon hatte ich keine Ahnung!“

„Er redet auch nicht gern über seine Geschäfte. Nur soviel: Er ist einer der wohlhabendsten Männer der Gegend.“

„Dann hast du dir ja einen Goldfisch geangelt!“ Annette lächelte dazu und nahm ihren Worten die Schärfe.

„Kann man so sagen.“ Peter grinste. „Aber das muss ich nicht. Ich komme auch sehr gut zurecht.“

„Das weiß ich doch.“ Sie strich ihm kurz über die Wange, die bereits wieder ein wenig stoppelig war.

„Und was ist mit dir?“ Peter dirigierte sie in eine ruhige Ecke des Saals. „John ist mindestens so wohlhabend wie Daisys Familie.“

„Ach ...“ Annette biss sich auf die Lippen. „Darüber haben wir nie geredet.“

„Kann ich mir vorstellen!“ Peter grinste.

„Du, sei nicht frech.“

„Ach Annettchen, ich freu mich doch für dich. Halt dein Glück mit John fest. Er ist ein toller Typ. Grundehrlich und liebenswert.“

„Ich weiß.“ Annette senkte den Kopf. „Und ich darf gar nicht dran denken, dass ich ihn bald wieder verlassen muss.“

„Dann bleib hier.“ Peter sah sie jetzt sehr ernst an. „Bleib und halt dein Glück fest.“

Annette antwortete nicht, doch in der kommenden Nacht, als sie neben John lag und seinen tiefen, entspannten Atemzügen lauschte, dachte sie an nichts anderes als daran, für immer in Kanada zu bleiben.

So kam es, dass sie ihren Aufenthalt erst einmal um eine weitere Woche verlängerte. In dieser Zeit zeigte ihr John noch mehr von seiner Heimat British Columbia, und Annette staunte über die Größe des Landes. Sie flogen in die Rockys und hinüber nach Victoria Island.

„Hier hast du das Gefühl, dem englischen Mutterland ganz nah zu sein.“ Geschickt setzte John die Maschine auf dem Rollfeld auf. Inzwischen wunderte sich Annette nicht mehr darüber, dass er selber flog. Er besaß, wie sie jetzt bereits wusste, diesen Jet, eine Jacht und ... Ach, es war ihr eigentlich egal, wie reich er war. Er war der Mann ihres Lebens, das wurde ihr immer bewusster.

Und so genoss sie den Aufenthalt in Victoria ganz unbeschwert.

„Die Stadt ist die Hauptstadt des Bundesstaates British Columbia, doch sie ist nicht annähernd so groß wie Vancouver. Und sie hat sich immer noch ihren etwas altmodischen britischen Charme bewahrt“, sagte John und wies hinüber zu dem steinernen Parlamentsgebäude mit seinem grün schimmernden Kupferdach.

„Darüber hab ich gelesen.“ Annette klopfte auf ihre Tasche. „Gestern hab ich mir einen Reiseführer besorgt, damit ich wenigstens ein bisschen Bescheid weiß. So hab ich nachgelesen, dass die Fassade des Parlamentsgebäudes mit Statuen historisch bedeutender Persönlichkeiten der Geschichte Victorias durchsetzt ist.“

„Stimmt.“ John wies hinüber zu einem imposanten Hotel, das am Inner Harbour des Parlamentsgebäude fast gegenüber stand. „Auch das Hotel ist so ein Gebäude mit Tradition. Es wurde neunzehnhundert-acht eröffnet und ist innen wie außen ein Schmuckstück.“

„Es erinnert mich ein bisschen an die Schlösser an der Loire.“ Annette hob ihr Handy und fotografierte das wunderschön anmutende Hotel.

„Stimmt genau. Und weil es diesen Schlosscharakter besitzt, waren schon viele Adelige hier zu Gast. Auch die Queen hat hier schon ihren Tee genommen.“

„Das klingt beeindruckend.“ Annette lachte. „Ich hätte fast Angst, da mal rein zu gehen.“

„Musst du aber. Ich hab einen Tisch für uns reservieren lassen.“ Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. „Du wirst begeistert sein vom Ambiente.“

Annette erwiderte nichts. So viel Neues, so viel Aufregendes prasselte Tag für Tag auf sie ein, dass sie kaum noch klar denken konnte.

„Was hast du?“ John schien ihre inneren Schwingungen zu erahnen.

„Ach, es ist nichts ...“

„Natürlich ist was! Los, raus mit der Sprache.“

Annette biss sich kurz auf die Lippen, dann gestand sie: „Es ist einfach zu viel an Neuem, was ich mit dir erlebe. Ich fühle mich total überfordert.“ Sie zögerte, fuhr dann fort: „Und ich weiß gar nicht mehr, was ich will – oder nicht will.“

Ein zärtliches, warmes Lachen kam über Johns Lippen. „Ich bin schuld, ich geb’s zu. Aber ich wollte dir so viel von meiner Heimat zeigen wie nur möglich. Weil ich Angst habe, dass du doch nicht bleibst.“ Obwohl um sie herum reger Verkehr herrschte, zog er Annette in die Arme. „Wenn du mir versprichst, erst einmal hier zu bleiben, fliegen wir sofort zurück nach Vancouver und du kannst dich tagelang ausruhen.“

„Das könnte dir so passen!“ Sie hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Jetzt möchte ich mir auch Victoria Island näher ansehen.“

„Und dann?“

„Dann ...“ Sie küsste ihn wieder. „Dann werde ich mich ein paar Tage bei dir erholen – und verwöhnen lassen.“ Übermütig zwinkerte sie ihm zu. Der Anflug von Angst und Unsicherheit war verflogen. „Danach werde ich erst mal nach Hause fliegen und alles auflösen dort. Und danach ...“

„... wird geheiratet!“ Übermütig schwenkte er sie durch die Luft. „Ich bin der glücklichste Mann der Welt!“

Annette lehnte den Kopf an seine Halsbeuge. Sie spürte seinen Herzschlag, atmete den Duft seiner Haut ein – und wusste, dass sie nur hier bei ihm glücklich sein konnte.

ENDE

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Ela Bertold: Das war unsere Zeit

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ICH WAR SCHON HÄUFIGER im Internet auf dieser Seite unterwegs gewesen, aber bislang hatte mich niemand auf den Bildern besonders angesprochen. Und dieser Typ hatte noch nicht einmal ein Bild eingestellt. Aber der Text sprach mich sofort an.

„Ist dein Leben auch unerträglich seicht? Bestimme selbst, wann du ins Schleudern kommen willst!“ 

Was mochte dahinter stecken?

Kurzentschlossen schrieb ich eine Mail.

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DU HAST was gemacht?“ Meine Freundin Carina schaute mich völlig verständnislos und entsetzt an.

„Da war dieser Text im Internet.“ Ich kramte in meiner Handtasche herum und fand das Gesuchte. „Ich habe es ausgedruckt. Hier – lies!“

Sie nahm mir den Papierfetzen aus der Hand und las.

„Und? Hat sich jemand darauf gemeldet? Bestimmt irgendein perverser Spinner.“

„Wieso pervers? Nur weil er seinen Text origineller formuliert hat, als andere.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, mir hat ein total netter Mann in den Dreißigern geantwortet. Wir chatten jetzt schon eine ganze Weile hin und her. Und jetzt will er sich mit mit mir treffen.“

„Ach, ich verstehe. Du erzählst mir das nur, damit ich im Notfall deine Leiche identifizieren kann.“ Meine Freundin hatte schon einen sehr speziellen Humor.

„Ja, so ungefähr. Quatsch, ich wollte nur mal deine Meinung dazu hören, aber wie es scheint, stehst du diesen Dingen nicht sehr aufgeschlossen gegenüber.“ Ich trank einen Schluck Milchkaffee, stellte die Tasse wieder ab und schaute Carina an.

„Nein, so kann man das nicht sagen. Ich würde mir nur keinen Partner übers Internet suchen. Und überhaupt, wenn der Typ in den Dreißigern ist, dann hast du ihm nicht gesagt, dass du Mitte vierzig bist, oder? Die Kerle wollen doch immer eine Jüngere.“

„Doch, das habe ich ihm gesagt. Er hat sogar ein Bild von mir bekommen und sein Kommentar war, ich sehe hammermäßig aus.“

„Wie sieht er denn aus?“ Anscheinend war Carinas Interesse nun doch geweckt.

„Keine Ahnung. Ich habe leider kein Bild von ihm bekommen.“

„Oje, das hat bestimmt einen Grund. Entweder, er ist total hässlich oder nicht in den Dreißigern.“

„Du bist immer so negativ. Ich lasse das mal auf mich zukommen. Wir wollen uns morgen Abend treffen.“

„Dann will ich hinterher jedes Detail wissen.“

„Gerade hieß es noch von dir, ich solle mich gar nicht auf ein Treffen einlassen“, erwiderte ich.„Aber in Ordnung, ich will mal nicht so sein. Du erfährst es als Erste, wie das Treffen war.“

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DEN GANZEN NÄCHSTEN Tag überlegte ich, was ich anziehen sollte. Also weniger drüber - das war klar, das luftige Sommerkleid, das mir so gut stand -, sondern drunter! Ich hatte mir nämlich schon seit einiger Zeit überlegt, dass der Abend von mir aus mit wildem Sex enden dürfte, vorausgesetzt der Typ sagte mir zu. Schließlich wollte ich, dass sich etwas ändert in meinem Leben.

Also probierte ich diverse Dessous, die in meinem Schrank lagerten, aber bislang eher selten zum Einsatz gekommen waren. Mein Ex stand nicht darauf, zumindest nicht an mir.

Ich entschied mich für einen String-Tanga mit passendem BH und fand mich ziemlich passabel für mein Alter. Yoga und vernünftige Ernährung lassen einen tatsächlich zehn Jahre jünger aussehen, Okay, nicht wie Anfang dreißig, aber der Typ, mit dem ich mich treffen würde, wusste ja wie alt ich war und wie ich aussehe.

*

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HI, ICH BIN MARC.“

Der junge Mann in Jeans und T-Shirt, der an meinem Tisch stehen geblieben war, sah höchstens aus wie Mitte zwanzig.

Ich musste schlucken. „Hallo Marc. Setz dich doch.“

„Überrascht?“, fragte er, während er sich setzte.

„Ehrlich gesagt ja. Auch wenn ich jetzt mit der Tür ins Haus falle. Du siehst nicht aus wie 'in den Dreißigern'.“

„Da habe ich ein wenig geschummelt. Das machen doch alle.“

„Und wie alt bist du?“, wollte ich nun genau wissen.

„Vierundzwanzig.“

„Du könntest mein Sohn sein.“

„Bin ich aber nicht. Und ich werde auch nicht Mom sagen.“

„Da bin ich aber beruhigt.“

In diesem Moment kam die Bedienung und wir bestellten etwas zu trinken. Ich schaute ihn mir näher an. Er sah trainiert aus, nicht übermäßig muskulös, aber sportlich.

„Und was war noch geschummelt?“, fragte ich ihn, nachdem die Bedienung gegangen war.

„Alles andere stimmt. Und wie ist das mit dir? Wobei hast du geschummelt?“

„Ich bleibe immer bei der Wahrheit. Das hat mich die Erfahrung meines langen Lebens gelehrt.“

Er lachte. „Jetzt bekomme ich es aber ganz dicke.“

„Ach nein. War nur ein Spaß! Trotzdem stellt sich mir noch eine weitere Frage: Warum suchst du im Internet nach einer Partnerin? Du bist jung, siehst gut aus. Man kann prima mit dir reden.“

„Jetzt werde ich gleich ganz rot.“ Er grinste mich an. „Im Ernst? Ich suche zur Zeit keine Freundin oder die große Liebe.“

In dem Moment kam die Kellnerin und brachte die Getränke. Ich musste mich also noch gedulden. Sie stellte sie auf den Tisch und flirtete etwas mit Marc. Er bezahlte die Getränke sofort. Danach ging die Kellnerin wieder,

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2018
ISBN (ePUB)
9783738917130
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Februar)
Schlagworte
heiße nächte vier love stories
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Titel: Heiße Nächte - Vier sinnliche Love Stories