Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Special Agent Owen Burke
Satan war ihr Gott
Krimi von Pete Hackett
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
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»ES IST DER DRITTE Mordfall dieser Art«, gab der Assistant Director zu verstehen. Sein Gesicht war fast maskenhaft ernst. »Der Psychiater Dr. Daniel Shahan wurde am 12. September ermordet, Rechtsanwalt David Strouth am 21. Oktober, und gestern Abend starb Mel Rankin, seines Zeichens Richter beim Criminal Court. Es ist sicher, dass bei Shahan und Strouth ein und derselbe Täter am Werk war. Das hat die ballistische Analyse der Kugeln ergeben, die sie töteten. Weiterhin ist anzunehmen, dass es sich bei dem Mörder des Richters ebenfalls um denselben Täter handelt. Auch Rankin wurde mit einem Schuss ins Herz getötet, und auch auf seinem Leichnam lag ein aus Pappe gefertigter, zerrissener Drudenfuß.«
Special Agent Owen Burke runzelte die Stirn. »Ein Pentagramm«, murmelte er, um nach kurzer Überlegung fortzufahren: »Man findet diese geometrische Figur als Symbol bei verschiedenen Religionsgemeinschaften, aber auch bei den Freimaurern, in der Magie und im Wappenwesen ...«
»Und bei den Satanisten«, fügte der AD hinzu. Diese Worte standen wie ein Manifest im Raum.
»Sie denken ...?«
Der Direktor des FBI New York zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es nicht. Aber es ist davon auszugehen, dass ein Serienmörder am Werk ist. Der Grund für die Morde kann Rache sein, und mit den zerrissenen Pentagrammen, die bei den Leichen gefunden wurden, versucht der Mörder möglicherweise eine falsche Spur zu legen.«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Sir, dann haben Sie den Fall soeben uns übertragen«, sagte Owen Burke. »Serienmord fällt in die Zuständigkeit des FBI.«
Ein angedeutetes Lächeln umspielte den Mund des AD. »So ist es, Agent. Hier, die Unterlagen.« Der AD nahm einen roten Schnellhefter von seinem Schreibtisch, den er Owen Burke reichte. »Bei Ihnen beiden weiß ich den Fall in den besten Händen. Mich halten Sie bitte auf dem Laufenden.« Der AD machte eine kurze Pause, dann setzte er noch einmal an und sagte: »Wir werden nicht umhin kommen, eine Pressekonferenz abzuhalten. Und wir wollen der Presse soviel Material wie möglich liefern. Ich verlasse mich auf Sie, Gentlemen.«
Burke nahm den Schnellhefter. Als er und Ron Harris in ihrem gemeinsamen Büro angekommen waren und Platz genommen hatten, sagte er: »Ein Arzt, ein Rechtsanwalt und ein Richter. Dahinter könnte System stecken. Der Arzt könnte dem Gericht ein negatives Gutachten geliefert haben, aufgrund dieses Gutachtens erfolgte eine Verurteilung. Bei dem Rechtsanwalt handelt es sich entweder um den Anwalt der Gegenseite – oder er verteidigte den Betroffenen, allerdings nicht zu dessen Zufriedenheit.«
»Also suchen wir den Fall heraus, an dem Dr. Shahan als Gutachter, Rechtsanwalt Strouth und Mel Rankin als Richter beteiligt waren, und schon haben wir unseren Mörder.« Ron Harris lachte fast belustigt auf. »Wenn deine Vermutung ins Schwarze trifft, Kollege, dann handelt es sich bei dem Killer um einen geistigen Blindgänger. Meinst du nicht auch? Er hätte eine Spur gelegt, die auf geradem Weg zu ihm führt. Dass der Kerl so naiv ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
Burke verdrehte die Augen. »Ich habe lediglich laut gedacht, alter Freund«, knurrte er. »Und Gedanken werde ich mir wohl noch machen dürfen.«
Ron Harris' Gesicht war ernst geworden. »Gerade weil es so naiv erscheint, könnte es so sein. Wir werden jedenfalls mal überprüfen, ob es eine Verurteilung gibt, bei der der Arzt, der Rechtsanwalt und der Richter eine Rolle spielen.«
»Was es wohl mit dem Pentagramm auf sich hat?«, murmelte Owen Burke wie im Selbstgespräch.
»Möglicherweise hat der Chef recht und der Mörder versucht damit eine falsche Spur zu legen. Vielleicht aber handelt es sich bei ihm um einen Satanisten, den die drei Ermordeten möglicherweise mit vereinten Kräften hinter Gitter geschickt haben.«
»Sprechen wir zunächst einmal mit den Angehörigen der Opfer«, schlug Owen Burke vor. »Zuallererst aber schauen wir uns an, was bisher an Erkenntnissen vorliegt. Und dann will ich mal Verbindung mit der Spurensicherung aufnehmen ...«
Sie benötigten anderthalb Stunden, um die Gutachten der SRD und die Aussagen der Polizisten, die jeweils an den Tatorten waren, sowie der möglichen Zeugen und Angehörigen durchzulesen und einer ersten Auswertung zu unterziehen. Dann rief Burke bei der Scientific Research Division, abgekürzt SRD, an. Als er den zuständigen Beamten an der Strippe hatte, nannte er seinen Namen, seinen Dienstgrad und die Dienststelle, dann fragte er: »Gibt es schon neue Erkenntnisse in der Mordsache Rankin?«
»Was wissen Sie denn schon in dieser Angelegenheit?«, erkundigte sich der Beamte von der SRD. »Ich will Sie nämlich nicht mit Fakten langweilen, die Sie schon kennen.«
»So gut wie gar nichts«, antwortete Burke. Er hatte den Lautsprecher des Telefonapparates aktiviert, damit Ron Harris hören konnte, was gesprochen wurde. »Außer, dass der Mord am 12. Dezember zwischen 19 und 20 Uhr stattfand, dass der Richter in seiner Wohnung erschossen wurde, dass sich seine Gattin zum Zeitpunkt des Mordes im Fitnessstudio befand und dass möglicherweise eine Verbindung mit den Morden an Dr. Shahan und Rechtsanwalt Strouth besteht.«
»Recht viel mehr kann ich Ihnen auch noch nicht sagen, Agent. Es sind erst knapp vierzehn Stunden vergangen, seit der Richter ermordet wurde. Wir haben eine Reihe von Fingerabdrücken festgestellt, aber aufgrund dessen hat sich noch keine heiße Spur ergeben. Die meisten der Abdrücke dürften von der Familie Rankins stammen. Es gibt auch einiges an DNA-Material, aber das auszuwerten dauert noch. Die Kugel konnte der Ballistik noch nicht zugeleitet werden, weil sie noch im Körper steckt und eine Obduktion frühestens morgen stattfindet.«
»Das ist in der Tat nicht viel mehr, als das, was ich bereits wusste«, knurrte Burke. »Aber ich hätte es mir denken können. Wenn sich irgendwelche Erkenntnisse ergeben, dann informieren Sie uns bitte. Vielleicht notieren Sie sich gleich meine Durchwahlnummer und die meines Partners.«
»Ich habe Ihre Nummern«, versetzte der Kollege von der Spurensicherung.
Burke verabschiedete sich und legte auf. »Fahren wir in die 88th Street«, sagte er. »Doch vorher rufe ich Mrs. Rankin an. Ich will den Weg da hinauf nicht umsonst machen.«
Nach dem Telefonat war klar, dass sich die Witwe des Richters in ihrer Wohnung befand. Die Agents mussten auf die West Side. Wie immer waren die Straßen verstopft, die Agents hüllten sich in Geduld. Der Gleichmut, mit dem sie die Situation tagtäglich ertrugen und sogar akzeptierten, grenzte fast schon an Ergebenheit.
Es handelte sich um das Gebäude Nummer 113. Ron Harris fand eine Parklücke zwischen einem Müllcontainer und einem Mitsubishi, der auch schon mal eine bessere Zeit gesehen hatte, manövrierte den Dodge Avenger geschickt hinein und stellte schließlich den Motor ab.
Die Wohnung des Richters lag in der achten Etage eines Hochhauses. Der Doorman in der Halle ließ sie passieren, nachdem sie sich ausgewiesen hatten. Der Lift trug sie nach oben. Nachdem Owen Burke an der Wohnungstür geklingelt hatte, erklang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage: »Wer ist da?«
»Die Agents Burke und Harris, FBI.«
Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und eine gepflegte Frau Mitte vierzig mit dunklen Haaren zeigte sich den Agents. Sie war bleich, ihre Augen waren verschwollen und gerötet, Zeichen dafür, dass sie viel geweint hatte, ihr Blick wirkte leer. »Können Sie sich ausweisen?«, fragte sie mit klangloser Stimme.
Burke zeigte ihr die ID-Card, die Frau bat sie in die Wohnung und forderte sie im Wohnzimmer auf, Platz zu nehmen. Als auch Sie saß, murmelte sie lahm: »Ich habe alles schon Ihren Kollegen von der Mordkommission gesagt, Agent. Als ich um 8 Uhr 15 nach Hause kam, lag mein Mann tot am Boden. Ich war im Studio. Jeweils mittwochs und samstags treffe ich mich um 7 Uhr dort mit meiner Freundin.«
Die Augen der Witwe füllten sich mit Tränen. »Das alles will mir nicht in den Kopf. Es übersteigt mein Begriffsvermögen. Einer Ihrer Kollegen vom Police Department meinte, dass mein Mann den Mörder gekannt haben muss. Alles deutet darauf hin, dass er ihn in die Wohnung ließ. Zumindest waren weder das Türschloss noch die Tür beschädigt«
»Erhielt Ihr Mann in letzter Zeit Drohungen?«, fragte Burke. »Er war Strafrichter, und sicher gibt es so manchen Zeitgenossen, der nicht gut auf ihn zu sprechen ist.«
»Ich habe keine Ahnung«, murmelte die Frau. »Über seine Arbeit sprach Mel mit mir nie. Ich kann es Ihnen nicht sagen.« Die Frau schniefte, dann nahm sie ein Tuch aus dem Ärmel ihres Pullovers und tupfte sich damit die Augen trocken.
»Sagen Ihnen die Namen David Strouth und Dr. Daniel Shahan etwas?«
Amy Rankin nickte. »Auch sie wurden in den vergangenen Wochen ermordet. Ich habe in der Zeitung davon gelesen, auch New York One brachte die Nachricht.«
»Sprach Ihr Mann mit Ihnen über die Morde?«
»Nein.«
»Er verlor kein Wort dahingehend, dass er einen der beiden oder vielleicht sogar beide kannte?«, fragte Ron Harris.
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nicht ein einziges.«
*
DIE AGENTS SPRACHEN auch mit den Angehörigen des ermordeten Rechtsanwalts und des Psychiaters. Irgendwelche Erkenntnisse erlangten sie nicht. Am späten Nachmittag des 14. Dezember wurde der Verdacht bestätigt, dass der Richter mit derselben Waffe ermordet wurde wie David Strouth und Dr. Daniel Shahan. Es handelte sich in der Tat um ein und denselben Täter.
Die Agents recherchierten seit dem Morgen. Natürlich hatte Mel Rankin als Strafrichter beim Criminal Court eine Reihe von Kerlen hinter Gitter geschickt. Aber bei keinem der Fälle waren Strouth als Rechtsanwalt oder Dr. Shahan als Gutachter beteiligt. Owen Burke und Ron Harris fanden keinen Hebel, mit dem sie ansetzen konnten.
Ron Harris lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sicher ist es Zufall, dass die drei Ermordeten Berufe ausgeübt haben, die in einem Prozess zusammenspielen können. Ich glaube nicht mehr daran, dass die Motive für die Morde auf der beruflichen Schiene der drei zu suchen sind. Außerdem komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass das zerrissene Pentagramm eine Bedeutung hat.«
»Es könnte auf die Satanistenszene hindeuten«, mutmaßte Owen Burke.
»Gibt es irgendwelche Erkenntnisse über eine derartige Strömung hier in New York, namentlich in Manhattan?«
»Die gibt es mit Sicherheit«, versetzte Owen Burke. »Es existiert zum Beispiel die Church of Satan und ein weiterer Verein, der sich Temple of Set nennt. Vielleicht sollten wir uns etwas näher mit diesen Gruppen befassen.«
Nach ein paar Mausklicks sagte Ron Harris, den Blick auf den Monitor seines Computers gerichtet: »Die Church of Satan in New York hat sogar eine eigene Webseite. Die Sekte – wenn ich so sagen darf -, wird von einem Hohepriester und einer Hohepriesterin geleitet. Die beiden sind ein Ehepaar. Ihre Namen sind Bob Killroy und Eliza Gordon. Die Adresse ist 204 Liberty Street.«
»Was ist mit Temple of Set?«, fragte Owen Burke.
Wieder klickte Ron Harris einige Male mit der Maus, dann sagte er: »Es gibt einige Einträge bei Google, eine eigene Webseite finde ich jetzt auf Anhieb nicht. Aber bezüglich dieser Organisation können uns sicherlich Bob Killroy oder seine werte Gattin einige Auskünfte erteilen.«
Nach einem Anruf bei Killroy erfuhren die Agents durch den telefonischen Anrufbeantworter, dass sich der Hohepriester der Church of Satan samt Gattin bis Montag, den 17. Dezember in Washington befand.
Enttäuscht gab Owen Burke zu verstehen: »Das heißt also, dass wir wohl drei Tage Leerlauf haben.«
»Es ist nicht zu ändern«, versetzte Ron Harris. »Aber im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir uns auf ein dienstfreies Wochenende freuen dürfen. Super! Ich werde mich heute Abend ins Bett legen und erst am Montagmorgen wieder aufstehen. Das Leben ist schön, Partner.«
»Na schön«, knurrte Owen Burke, »also machen wir Feierabend. Ich sehe dich dann am Montagmorgen in alter Frische ...«
Das Telefon läutete. Die beiden Agents starrten den Apparat an wie einen persönlichen Feind. In Ron Harris' Gesicht arbeitete es. Owen Burkes Backenknochen mahlten. »Soll ich?« Seine Hand war zum Telefon gefahren, hing aber einige Zentimeter über dem Hörer in der Luft.
»Ich habe es verschrien«, murmelte Harris und bei ihm gewann die berufliche Verantwortung die Oberhand. »Okay, nimm ab, es könnte wichtig sein.«
Burke schnappte sich den Hörer und hob ihn ans Ohr. »Special Agent Burke, FBI New York.«
Für einen Moment war es still im Äther, so, als würde der Anrufer es sich noch einmal überlegen, ob er sprechen oder wieder auflegen sollte. Aber dann erklang eine dunkle, männliche Stimme. »Mein Name ist Robert Brown. Ich habe Angst, dass ich ermordet werde wie Rankin, Strouth und Shahan.«
Owen Burke war wie elektrisiert. »Das müssen Sie mir näher erklären!«, stieß er hervor und aktivierte den Lautsprecher. »Inwieweit kennen Sie die drei Ermordeten? Und weshalb fürchten Sie, dass Ihnen dasselbe Schicksal blüht?«
Burke schaute, während er diese Fragen stellte, seinen Kollegen an und nahm war, wie sich dessen Gesichtsausdruck von genervt nach voll konzentriert veränderte.
»Ich denke, wir sollten darüber nicht fernmündlich sprechen«, gab Brown zu verstehen. »Darum schlage ich vor, dass wir uns im Blakely New York Hotel treffen.«
»Wo finden wir den Laden?«, fragte ich.
Robert Brown nannte uns die Straße. »All right«, sagte ich. »Wir fahren sofort los. Erwarten Sie uns in der Hotelhalle.« Nachdem Burke aufgelegt hatte, stemmte er sich am Schreibtisch in die Höhe, nahm seine Jacke von der Stuhllehne, und während er hineinschlüpfte, sagte er zu Ron Harris: »War wohl nichts, alter Junge. Aber deshalb ist das Leben nicht minder schön.« Er grinste schief.
»Ja, ja, ein G-man ist vierundzwanzig Stunden im Dienst. Ich weiß. Und was das Leben anbetrifft – nun, man muss Prioritäten setzen. In unserem Fall ist das der Kampf gegen das Verbrechen auf New Yorks Straßen.«
»Lobenswerte Einstellung.«
»Du musst sie den Maßgeblichen verraten, Partner«, knurrte Ron Harris. »Vielleicht werde ich dann irgendwann mal Special Agent in Charge.«
»Ah, derart hochtrabend sind deine Pläne. Ich muss dich aber nicht für einen Streber halten, wie?«
»Was du wieder unter einem gesunden und logischen Karrierestreben verstehst«, murmelte Ron Harris kopfschüttelnd. Auch er hatte in der Zwischenzeit seine Jacke angezogen. Er seufzte. »Schwamm drüber. Sieht ganz so aus, als hätte uns die Vorsehung eine heiße Spur beschert.«
Harris wusste zwar den Namen des Mannes nicht, den sie im Blakely New York Hotel treffen wollten, und was der Mann genau wollte wusste er auch nicht, aber als sein Kollege von drei Ermordeten sprach, hatte er den richtigen Schluss gezogen.
Sie verließen das Büro und gingen zum Aufzug. »Sein Name ist Robert Brown«, erklärte Owen Burke. »Er fürchtet, dass er ebenso ermordet wird wie Shahan, Strouth und Rankin. Es ist wohl so, dass wir in etwa dreißig Minuten um einiges schlauer sein dürften.«
Der Lift brachte sie in die Tiefgarage, und schon zwei Minuten später rollten sie mit dem Dodge auf die Federal Plaza. Sie wandten sich nach Norden und benutzten den Broadway. Beim Times Square fuhren sie auf die Seventh Avenue, bogen schließlich in die 55th Street ab und Ron Harris fand eine Parklücke, in die er den Dodge gekonnt rangierte.
Wenig später betraten sie das Hotel. In einem der Sessel in der Hotelhalle saß ein Mann, der sich sogleich erhob, als er die Agents erspähte, und auf sie zukam. Er war zwischen fünfundvierzig und fünfzig Jahre alt, dunkelhaarig, schlank und mittelgroß, und er trug einen teuren Maßanzug. »Sind Sie die Beamten vom FBI?«, fragte er, als er mit den Agents aufeinander traf. Sein Gesicht verriet Unruhe, den Ausdruck seiner Augen konnte man als rastlos bezeichnen.
»Und Sie sind Mr. Robert Brown«, konstatierte Owen Burke.
»Richtig. Gott sei dank nehmen Sie sich Zeit für mich. Nachdem jetzt auch Mel Rankin ermordet wurde, habe ich mich entschlossen, mich mit der Polizei kurzzuschließen. Man hat mich an Sie verwiesen ...«
»Es ist fast achtundvierzig Stunden her, seit der Richter starb«, gab Burke zu bedenken. »So dringend – scheint mir – kann Ihr Anliegen nicht sein.«
»Ich – ich musste eine Entscheidung treffen. Und das war nicht so einfach. Sie müssen wissen, ich bin ein erfolgreicher Bauunternehmer. Und – und ...«
Brown brach ab, strich sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn, wich dem Blick Burkes aus und sagte: »Setzen wir uns dort.« Mit einer knappen Geste wies er auf einige Sessel.
Brown ging voraus und ließ sich in einen der Plüschsessel fallen. Als auch die Agents Platz genommen hatten, begann er: »Als ich von Rankins Ermordung vernahm, habe ich sofort meine Wohnung in Clinton verlassen und mich hier im Hotel eingemietet. Nachdem Strouth und Shahan getötet wurden, hatte ich noch Zweifel. Aber nach Rankins gewaltsamen Tod ...«
»Sagen Sie uns, was Sache ist, Mr. Brown!«, drängte Ron Harris ungeduldig.
Der Bauunternehmer atmete tief durch. Dann sagte er: »Wir gehören zu einer Gruppe von Satanisten. Rankin und Shahan waren Hohepriester. Strouth und ich gehörten der untergeordneten Priesterschaft an.«
»Gehört Ihre Gruppe zur Church of Satan?«, erkundigte sich Owen Burke, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte.
»Wir sind eine eigenständige Gruppe und nennen uns Apostle of Hell. Mit der Church of Satan oder Temple of Set haben wir nichts zu tun, wenn unsere Rituale und unser Kult auch denen der genannten Organisationen im Großen und Ganzen gleichen.«
»Na schön. Der Satanismus ist eine Erscheinung, die nicht strafbar ist«, bemerkte Owen Burke. »Das Gesetz scheint hinter den Apostle of Hell nicht her zu sein. Es muss allerdings jemand geben, der auf die Priesterschaft Ihres Vereins ziemlich schlecht zu sprechen ist.«
»Ich nehme an, es handelt sich um Faye Garrett«, murmelte Brown mit gesenktem Blick.
»Eine Frau!«, stieß Ron Harris überrascht hervor.
Brown nickte. »Sie gebar ein Kind. Der Vater war irgendeiner von uns. Sie müssen wissen ...«
»Ja, wir wissen. Sexuelle Freizügigkeit wird groß geschrieben in satanistischen Kreisen.«
»Das Kind war behindert«, fuhr Brown fort. »Down-Syndrom. Es – es hatte keine Zukunft ...«