Zusammenfassung
Das unter dem Kommando von Arn Polo stehende Schiff fand sich buchstäblich am anderen Ende des Universums wieder. Alle Zeit der Welt schien nicht auszureichen, um jemals die heimatliche Milchstraßen-Galaxis zu erreichen.
Und keine der raumfahrenden Völker, auf die man bisher getroffen war, schien auch nur annähernd in der Lage zu sein, derartige Entfernungen zu überbrücken.
Die Wahrheit war, dass die Besatzung der TERRA NOVA noch nicht einmal die Möglichkeit besaß, ihre Herkunftsgalaxis überhaupt zu orten.
Mindestens zehn Milliarden Lichtjahre trennten die TERRA NOVA von der heimatlichen Milchstraße und der Erde.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Alfred Bekker
Raumschiff TERRA NOVA:
Die Stadt der Steine
Die TERRA NOVA geriet in den Einflussbereich eines Transmitters einer fremden, überlegenen Rasse. Dieser Transmitter schleuderte das riesige Sternenschiff, bei dem sich mehr als 30.000 Menschen an Bord befinden, viele Lichtjahre in den Weltraum. Die Besatzung fand sich in einer völlig fremden Galaxis wieder. Hier erlebten sie einige Abenteuer, aber ihr Ziel ist es, die heimatliche Milchstraße wieder zu finden. Doch selbst Arn Polo, der Commander der TERRA NOVA, sieht wenig Hoffnung. Und so fliegt Arn Polos Schiff durch das All – auf der Suche nach einer Galaxis, die Millionen von Lichtjahre entfernt sein kann.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© 1976 Alfred Bekker
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Die Stadt der Steine
Die TERRA NOVA geriet in den Einflussbereich eines Transmitters einer fremden, überlegenen Rasse. Dieser Transmitter schleuderte das riesige Sternenschiff, bei dem sich mehr als 30.000 Menschen an Bord befinden, viele Lichtjahre in den Weltraum. Die Besatzung fand sich in einer völlig fremden Galaxis wieder. Hier erlebten sie einige Abenteuer, aber ihr Ziel ist es, die heimatliche Milchstraße wieder zu finden. Doch selbst Arn Polo, der Commander der TERRA NOVA, sieht wenig Hoffnung. Und so fliegt Arn Polos Schiff durch das All – auf der Suche nach einer Galaxis, die Millionen von Lichtjahre entfernt sein kann.
*
Außer Arn Polo waren nur Jon Kamler und Bount Tiberius Reiniger in der Offiziersmesse geblieben.
„Ob wir nun auf Shingar landen?“, fragte Reiniger. Er sah auf die Umrisse des Planeten Shingar, die auf dem großen Schirm der Offiziersmesse zu sehen waren.
„Die abgehörten Funkmeldungen sagen uns, dass Shingar ein Treffpunkt von Raumpiraten und Marodeuren ist, die in dieser Galaxis ihr Unwesen treiben“, meinte Arn Polo. Er wandte sich unschlüssig an Jon Kamler.
„Dennoch könnten wir Hinweise auf die Position der Milchstraße erhalten.“
„Ich bin auf jeden Fall für eine Landung“, gab Kamler zu verstehen.
„Ich auch! Aber man sollte nie die Gefahren aus dem Auge verlieren“, sagte Bount Tiberius Reiniger dazu.
„Und wie steht es mit dir, Arn?“, wandte Kamler sich an Polo.
„Ich bin auch für eine Landung. Aber wir müssen aufpassen. Den abgehörten Funkmeldungen nach stürzen wir uns in ein Nest von kosmischen Verbrechern.“
Polo sah sich im Kreise seiner Gesprächspartner um.
„Wir sind uns also einig?“, fragte er.
Kamler und Reiniger bestätigten. Polo ging zum Videofunkgerät und schaltete es ein. Er wählte eine bestimmte Nummer und tippte sie in den Apparat. Ein breitflächiges Gesicht mit struppigen Haaren zeichnete sich ab.
„Hier Marout Huisener“, gab sich das Gesicht zu erkennen.
„Hier der Commander. Lassen Sie starten, Huisener!“
„Starten? Wohin fliegen wir?“
„Nach Shingar!“
„Okay, Sir.“
Huisener verschwand vom Schirm.
„Gehen wir jetzt in die Zentrale!“, befahl Polo.
*
Polo setzte sich in den weichen und bequemen Sessel des Commanders. Auf dem Bildschirm war der Planet Shingar zu sehen. Leuchtend grün erstrahlte die Welt der Piraten und Räuber. Die TERRA NOVA landete in Shing-Dong, der größten und fast einzigen Stadt auf Shingar. In dem großen Raumhafen lagen die Schiffe der verschiedensten Rassen. Sie waren allesamt schwer bewaffnet.
Polo entschloss sich, sich die Stadt aus dem Gleiter zu besehen. Mit ihm saßen Reiniger und Kamler in dem Gefährt. Kamler, der den Pilotensitz eingenommen hatte, flog weite Bögen über Shing-Dong. Irgendwo zwischen den Straßen landete er.
„Wir wollen uns nach einem Astronomen erkundigen“, meinte Polo. Sie stiegen aus und verschlossen den Gleiter hinter sich. Ein schäbiger Schuppen, aus dem zänkisches Stimmengewirr drang, erweckte Polos Aufmerksamkeit.
„Da sind welche! Vielleicht kennen sie einen Astronomen, der uns unsere Position sagen kann“, meinte Polo.
„Gehen wir in diesen Schuppen“, schlug Kamler vor.
Vorsichtig betraten sie den Schuppen. Es schien sich um eine Art Gasthaus zu handeln. Die verwegensten Typen des Universums saßen hier auf einem Haufen zusammen.
Polo und seine Freunde drängten sich bis zur Theke vor. Der Kellner war ein riesenhaftes Affenungeheuer mit vier Armen. An seiner Seite baumelte eine Art Buschmesser und im Halfter steckte ein schwerer, fremdartig anmutender Energiestrahler.
„Was willst du?“, fragte der Affenmensch. Der Translator, den Polo trug, übersetzte die Worte für den Commander ins Terranische.
„Ich suche einen Astronomen“, erwiderte Polo. Der Translator übersetzte wieder.
Der Affenmensch ließ ein lautes Grunzen von sich, das offenbar keine direkte Bedeutung hatte; jedenfalls sagte der Translator nichts.
„Bren Loohr ist Astronom“, gab der Affenmann Auskunft.
„Wo finde ich ihn?“, wollte Polo wissen.
Der Affenmann deutete auf einen der rohen Tische.
„Da sitzt Bren Loohr!“
Polo nickte nur und ging dann mit Reiniger und Kamler zu dem seltsamen Astronomen. Seine Gestalt war humanoid, sein Gesicht aber von einem leuchtenden Lila. Loohr trug einen schwarzen Kapuzenmantel und einen Hut mit breiter Krempe, der ihm ein finsteres Aussehen gab. Neben ihm am Tisch saß eine noch merkwürdigere Gestalt. Sie war mindestens 150 Zentimeter breit und 200 Zentimeter groß. Sie besaß drei Arme, rechts einen und links zwei. Der Kopf war eine Art Diskus. Dieses Wesen musste ein Echsenabkömmling sein!
„Du bist Bren Loohr?“, wandte sich Polo an den Mann mit der Kapuze. Der Translator übersetzte wieder.
„Ja!“, brummte Loohr.
„Du bist Astronom, nicht wahr?“
„Ja!“
„Und wer ist das da?“ Polo deutete auf die Echse.
„Das ist mein Freund Baal-a-Dergon. Was wollen Sie eigentlich, Mann? Warum stören Sie mich und fragen mich derart unsinnige Sachen?“
„Ich dachte, Sie könnten uns vielleicht helfen!“
Polo und die anderen setzten sich zu Loohr an den Tisch.
„Ich helfe niemandem! Aber ihr könnt mir helfen, wenn ihr wollt.“
„Das wäre nicht fair!“
„Wer ist denn auf Shingar schon fair?“
„Sie könnten ja den Anfang machen, Loohr.“
„Es würde sich nicht lohnen. Außerdem habe ich zurzeit andere Dinge im Kopf.“
„Zur Zeit sitzen Sie hier und gammeln herum!“, war Polos harte Antwort.
„Du kannst mein Warten so bezeichnen.“
„Auf was warten Sie denn, Loohr?“
„Auf ein Schiff, das mich nach Hybaska bringt.“
„Was ist Hybaska?“
„Der dritte Planet der Sonne Gren-lo-grubanda. Besitzen Sie ein Raumschiff?“
„Ja!“
„Würden Sie mich nach Hybaska bringen?“
Polo zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht würde ich das tun. Aber eben nur vielleicht.“
„Sie sind wie alle Raumkapitäne! Sie haben Bedingungen, nicht wahr?“
„Alles hat seinen Preis, Loohr.“
„Und was wollen Sie von mir?“
Polo grinste.
„Erstens müssen Sie meine Fragen beantworten und zweitens müssen Sie die Position meiner Heimatgalaxis herausfinden.“
„Ein ungewöhnlicher Preis.“ Loohr sah verstohlen zu Baal-a-Dergon hinüber, der interessiert zuhörte.
„Die Position Ihrer Heimatgalaxis kann ich Ihnen nicht verraten, aber Ihre Fragen will ich Ihnen beantworten.“
„Ich denke, Sie sind Astronom, dann ...“, empörte sich Kamler.
„Ich habe aber nicht die nötigen Geräte“, unterbrach Loohr böse. Er wandte sich an Polo.
„Dann fangen Sie mal mit Ihren Fragen an. Aber vorher wüsste ich gerne Ihren Namen und den Namen Ihres Schiffes.“
„Ich bin Arn Polo und mein Schiff wird TERRA NOVA genannt.“
„Von beiden habe ich noch nichts gehört“, bekannte Loohr.
„Das habe ich auch nicht anders erwartet, Loohr. Wir kommen nämlich von weit her.“
Loohr nickte.
„So seht ihr auch aus! Und nun fangen Sie bitte mit Ihrer Fragerei an!“
„Okay! Was wollen Sie auf Hybaska?“
„Es gibt dort eine Stadt! Ihr Name ist Petr’aarnah. Diese Stadt ist keine gewöhnliche Stadt, Arn Polo. Sie ist die Stadt der Steine! Petr'aarnah wird nur von Steinen bewohnt; von roten Steinen. Diese Steine leben. Sie leben genauso, wie Sie und ich leben, und doch leben sie anders. Wer in Petr'aarnah eindringt, muss damit rechnen, dass er nicht zurückkehrt. Tausend Fallen lauern in Petr'aarnah. Doch die Steine, welche diese Stadt bevölkern, haben die Fähigkeit, über weite Räume zu sehen. Manche sagen, sie könnten auch die Zeit sehen, aber das sind Gerüchte. Die Steine von Petr'aarnah könnten dir bestimmt den Weg zurück zu deiner Heimatgalaxis zeigen!“
Polo war fasziniert.
„Und das ist nicht nur ein Märchen, was du mir da über dieses Petr'aarnah erzählt hast, Loohr?“, fragte er dann misstrauisch.
„Manche halten die Geschichte für ein Märchen, Arn Polo. Aber ich bin selbst auf Hybaska gewesen und habe die Stadt der Steine gesehen. Baal-a-Dergon ist mein Zeuge.“
„Es stimmt, was Bren Loohr sagt“, bestätigte Baal unaufgefordert.
„Sie haben uns noch immer nicht verraten, was Sie nun eigentlich auf Hybaska wollen“, meinte Jon Kamler.
Ein Lächeln huschte über Loohrs Gesicht.
„Gut, ihr sollt es wissen. Die Steine leben, das sagte ich schon. Sie leben aber nicht nur, sondern sie sterben auch. Und natürlich wachsen auch wieder junge Steine heran. Diese toten Steine sind sehr wertvoll. Wegen ihnen will ich nach Hybaska!“
Plötzlich hörte das Gemurmel in dem Schuppen auf. Verwundert drehte sich Polo um. Ein drei Meter großer Affenmann hatte den Schuppen betreten. Mit ihm kam ein Haufen von wüsten Gesellen.
„Wer ist das?“, wandte sich Polo an Bren Loohr.
„Das ist Lon Duray, der größte Pirat des bekannten Universums!“, gab Loohr angstvoll zurück.
Duray schwang seinen großen Degen und ließ ihn auf die Theke herauntersausen. Es gab ein knallendes Geräusch.
„Du hast eine Unterkunft für uns?“, wollte Duray von dem Affenmann hinter der Theke wissen.
„Nein! Es ist alles besetzt“, gab der Kellner hinter der Theke zurück.
„Dann wirst du eben für uns Platz machen, Nont-Log!“, rief Duray drohend. Der Affenmensch hinter der Theke war sichtlich eingeschüchtert. Seinen Widerstand gegen Duray gab er jedoch nicht auf. Vorsichtig tastete seine Hand zu dem Energiestrahler an seiner Seite. Blitzschnell zog Nont-Log seine Waffe, aber ebenso schnell hieb sie ihm Lon Duray mit seinem Degen aus der Hand. Nont-Log ließ ein barbarisches Grunzen hören.
Ehe er sich besinnen konnte, zog Duray ihn über die Theke und warf ihn auf den harten Boden.
„Hast du nun Platz für uns?“, fragte der Pirat grimmig.
„Ja ...!“, rief Nont-Log leise. Duray packte den Affenmann und schleuderte ihn quer durch den Schuppen. Dann ging er hinter die Theke und bediente sich selbst. Als er merkte, dass niemand redete, donnerte er: „Warum redet ihr nicht? Was ist mit euch los, ihr Flaschen?“ Dann leerte er ein Glas mit einer stinkenden Flüssigkeit in einem Zug. Die anderen wandten sich wieder ihren Gesprächen und Geschäften zu – und Nont-Log kam langsam wieder zu sich.
„Dieser Lon Duray benimmt sich so, als sei er der Herr von Shingar“, stellte Bount Tiberius Reiniger grimmig fest.
„Sagen Sie das nicht zu laut“, riet ihm Baal-a-Dergon.
Bren Loohr wandte seinen Blick von Lon Duray zu Arn Polo.
„Wir sind uns also einig, Arn Polo?“
Polo nickte.
„Wir bringen Sie in diese Stadt – Petr'aarnah“, versprach er.
„Dann können wir ja gehen“, meinte Loohr. Sie erhoben sich. Als sich auch Baal-a-Dergon erhob, wandte sich Polo fragend an Loohr.
„Soll Baal etwa mit?“
„Ja! Er folgt mir überallhin“, gab der merkwürdige Mann zurück.
Als sie den Schuppen verließen, sah man die TERRA NOVA schon von weitem. Sie war mit Abstand das größte Schiff in Shing-Dong.
*
Es war kein weiter Weg nach Gren-lo-grubanda, der Sonne, um die Hybaska kreiste. Schon nach wenigen Stunden erreichten sie das System von Gren-lo-grubanda. Diese Sonne hatte nur einen einzigen Planeten – Hybaska. Loohr erzählte, dass die Raumfahrer dieses Raumgebiet meiden würden.
Umso überraschter waren Polo und seine Freunde, als plötzlich ein fremdes Schiff auftauchte. Deutlich konnte man auf dem Bildschirm erkennen, wie es hinter der Scheibe, die Hybaska auf dem Schirm bildete, hervortrat. Da! – Ein zweites Schiff tauchte auf.
„Die sind uns mit großer Wahrscheinlichkeit nicht freundlich gesinnt“, meinte Kamler. Polo nickte schweigend. Er wandte sich an Ras Dashan, einen über drei Meter großen Hünen aus dem Volk der Micraner. Dashan war eine Art Sicherheitsoffizier der TERRA NOVA.
„Lassen Sie den Schutzschirm aktivieren, Ras! Die Feuerstände sind zu besetzen“, befahl Polo.
„Ich verstehe“, gab Dashan zu erkennen.
„Können Sie mit diesen Leuten fertigwerden, Polo?“, fragte Bren Loohr. Polo kam es so vor, als wüsste Loohr, wer sich da der TERRA NOVA in den Weg stellte.
„Ein Funkspruch erreicht uns!“, rief Marout Huisener.
„Okay! Schalten Sie das Gespräch auf den großen Schirm. Dann wollen wir uns mal anhören, was diese Räuber zu sagen haben“, sagte Arn Polo hart. Wenige Sekunden später konnte man auf dem Hauptschirm das Gesicht eines dreiäugigen Mannes sehen. Sein Kopf war vollkommen ohne Haare.
„Mein Name ist Hu Larum! Ich bin einer der größten Raumpiraten, die es je gegeben hat“, rief der Mann Polo entgegen.
„Das habe ich von Lon Duray auch schon gehört, Mann! Kommen Sie also zur Sache“, schimpfte Polo.
„Wie Sie wollen, Sir. Es ist keine angenehme Sache! Weniger für Sie als vielmehr für die beiden Passagiere, die Sie an Bord haben. Ich spreche von Bren Loohr und Baal-a-Dergon. Wir wissen genau, dass sie an Bord sind. Liefert sie uns aus, und wir lassen euch in Ruhe.“
„Was wollt ihr von Baal und Loohr?“, erkundigte sich Polo.
„Eine private Angelegenheit. Sie geht dich nichts an. Liefern Sie uns also Loohr und seinen Freund aus!“
„Was bitte hätte ich davon, Hu Larum?“, fragte Polo spöttisch.
„Dein Leben, Mann. Und das Leben deiner Leute.“
„Sie wissen genau, dass ihr gegen ein Schiff wie die TERRA NOVA keine Chance habt!“, rief ihm Polo entgegen.
Hu Larum lachte. Er lachte das hässliche Lachen eines Piraten und Marodeurs.
„Unter normalen Umständen wären wir machtlos gegen dein Schiff. Aber dies sind keine normalen Umstände!“
„Warum nicht?“
Larum trat von der Bildfläche. Ein anderes Gesicht erschien. Es war ein Katzengesicht. Auf diesem Katzenkopf thronte ein verbeulter Hut. Polo hatte diese Kreatur schon gesehen.
„Erinnerst du dich an mich, Arn Polo?“, krächzte die Gestalt.
„Ja, du bist Vullon Luum, der kosmische Wanderer!“
„Richtig, Arn Polo. Wie gut dein Gedächtnis ist ...“
Polo sah, wie Loohr vor Angst zitterte.
Er wandte sich wieder Luums tierhaften Zügen zu.
„Ich kann euch dazu zwingen, diesen Loohr auszuliefern, Arn Polo!“
„Wie willst du uns zwingen, du jämmerliche Gestalt“, rief Polo höhnend.
„Du weißt, dass ich geistige Kräfte besitze!“, fauchte Luum.
Im nächsten Moment begann eine unbekannte Kraft auf Polos Bewusstsein zu drücken. Er fasste sich an den Kopf. Dabei sah er, dass es den anderen ähnlich wie ihm erging. Der Druck wurde stärker und bohrender.
„Hör auf!“, schrie Polo.
„Dann gib mir Loohr“, drang Vullon Luums Stimme in Polos Ohr. Polo blickte zu Ras Dashan hinüber und sah, wie sich der Riese verzweifelt wand. Polo wandte sich mit letzter Kraft an Huisener.
„Schalten Sie den Schirm ab, Mann!“, schrie er.
Huisener gehorchte widerwillig. Der Schirm verdunkelte sich. Und schon ließ der geistige Druck nach.
„Warum ist er nicht mehr da – der paranormale Druck?“, wunderte sich Jon Kamler.
„Er hatte uns per Bildschirm zu hypnotisieren versucht“, gab Polo zurück.
„Alle Systeme arbeiten normal“, rief Ras Dashan. Aber Jon Kamler achtete nicht auf den Micraner. Er wandte sich an Arn Polo.
„Du meinst, der kosmische Wanderer ist ein Hypno?“
„Ja, Jon! Man darf ihm nicht in die Augen schauen – sonst ist man sein gefälliger Sklave! Per Bildschirm konnte er uns nur quälen und nicht versklaven.“ Polo donnerte bei diesen Worten mit der flachen Hand auf die Armstütze seines Sessels. Müde wandte er sich an Bren Loohr und Baal-a-Dergon.
„Ich glaube, dass Sie beide uns eine Erklärung schuldig sind“, sagte er scharf.
„Inwiefern?“, stellte Baal sich dumm.
„Tun Sie doch nicht so! Warum verfolgt der kosmische Wanderer Sie und was hat Hu Larum mit der Sache zu tun?“, brauste Polo auf.
„Das ist unsere Privatangelegenheit“, brummte Loohr.
„Da irren Sie sich aber gewaltig!“, rief ihm Polo entgegen.
Er erhob sich von seinem Sessel und trat dicht an Loohr heran.
„Wir haben Sie schließlich vor diesem Vullon Luum gerettet. Sie sind uns also eine Erklärung schuldig.“
„Suchen Sie sich die Erklärung doch selber“, murmelte Loohr.
„Okay, Mr. Loohr. Aber dann können Sie auch sehen, wie Sie nach Petr'aarnah kommen. Sie haben die Wahl!“
„Sie sind ein Erpresser, Arn Polo!“
„Entscheiden Sie sich jetzt, Loohr!“
„Wir haben miteinander abgemacht, dass Sie mich nach Petr'aarnah bringen. Und diese Reise zur Stadt der Steine ist doch auch in Ihrem Interesse. Schließlich wollen Sie doch Ihre Heimatgalaxis wiederfinden, oder?“
„Reden Sie nicht um den heißen Brei herum! Sie haben mir versprochen, dass Sie mir jegliche Fragen beantworten.“
„Also gut, Mr. Polo! Ich will Ihnen alles sagen. Ich habe Vullon Luum betrogen. Ich habe ihn und Hu Larum um eine Menge Geld betrogen.“
„Du lügst!“, brach es aus Polo heraus.
„Warum sollte ich lügen?“, wunderte sich Loohr.
„Das frage ich mich auch. Aber du weißt genau, dass ein kosmischer Wanderer mit Geld wenig anfangen kann.“
„Er muss für seine Unterkunft genauso bezahlen wie jeder andere auch!“
„Nein, das muss er nicht. Wenn er etwas braucht, dann nimmt er es sich. Für einen kosmischen Wanderer zählt Geld nicht viel. Für ihn gibt es andere Schätze. Also! Sage mir jetzt die Wahrheit!“
„Ich kann zu dem, was ich soeben gesagt habe, nichts hinzufügen!“
„Gut! Wie du willst, Loohr. Dann fliegen wir Sie eben nicht nach Petr'aarnah.“
In Loohr kochte die Wut. Hilfesuchend wandte er sich an Baal. Aber der Echsenmensch schien sich um diese Auseinandersetzung gar nicht zu kümmern.
„Sag du doch mal etwas, Baal!“, rief ihm Loohr zu.
Baal-a-Dergon setzte sich zurecht.
„Wieso? Ich weiß doch auch nicht, was dieser Vullon Luum eigentlich gegen dich hat. Aber er wird schon seine Gründe haben ...“
„Ich warte noch zehn Sekunden! Wenn Sie sich dann nicht dafür entschieden haben, mir die Wahrheit zu sagen, dann gebe ich Huisener den Befehl, zurück nach Shingar zu fliegen“, drohte Polo.
Er schaute auf sein Chromometer.
Loohr saß nur verbissen da – offenbar gewillt, sein Geheimnis nicht preiszugeben.
„Die Zeit ist um“, stellte Polo fest. Er wandte sich an Huisener.
„Nein! Halt“, schrie Loohr.
Polo drehte sich wieder zu dem sonderbaren Mann um.
„Was wollen Sie noch, Loohr? Haben Sie es sich nun doch anders überlegt?“, wollte Polo wissen.
„Ja!“
Loohr zog einen sonderbaren Metallstab aus der Tasche seines Mantels.
„Hinter diesem Ding sind Vullon Luum und Hu Larum her. Sie wollen es mir abjagen.“
Polo nahm den Metallstab und betrachtete ihn sorgsam.
„Ich sehe nichts Besonderes an ihm“, meinte er und gab Loohr den Stab zurück. Er sah ihm scharf in die Augen.
„Der Metallstab muss sehr wertvoll sein, wenn sich Vullon Luum solche Mühe macht, dir zu folgen“, murmelte Polo.
„Er ist auch wertvoll.“
„Im Metall kann sein Wert nicht liegen. Worin liegt er dann?“
„Mehr weiß ich nicht.“
„Du lügst. Aber lassen wir das jetzt.“ Polo wandte sich wütend an Marout Huisener.
„Wir landen auf Hybaska!“, befahl er barsch.
*
Die TERRA NOVA landete in der weiten Wüste des abgelegenen Hybaska.
„Wir brauchen jetzt die planetaren Koordinaten von Petr'aarnah“, wandte sich Polo an Loohr.
„Ich kenne den Weg auch so“, rief Bren Loohr.
„Also gut! Wir werden mit einem Gleiter nach Petr'aarnah fliegen“, verkündete Polo.
„Dann lasst mich den Gleiter fliegen! Ich kenne den Weg“, forderte Bren Loohr.
Polo zuckte mit den Schultern.
„Meinetwegen!“, brummte er. er wandte sich an Marout Huisener.
„Was ist mit den Schiffen dieses Hu Larum?“, wollte er wissen.
„Sie befinden sich weiterhin in einem Orbit um Hybaska“, gab Huisener zurück.
Nach wenigen Minuten saßen sie alle im Gleiter: Polo, Reiniger, Kamler und Baal-a-Dergon. Wie abgemacht saß Loohr an den Steuerungsmechanismen.
Polo fragte sich, wie sich der sonderbare Mann in dieser öden Wüste nur orientieren konnte. Auf jeden Fall steuerte er den Gleiter mit größter Sicherheit.
Baal-a-Dergon lachte schallend, als Bount Tiberius Reiniger seinen Energiestrahler prüfte.
„Was haben Sie?“, wandte er sich an den Echsenmann.
„Machen Sie sich nicht lächerlich, Bount! Mit Ihrem albernen Strahler können Sie im Ernstfall wenig ausrichten.“
„Das werden wir sehen“, gab Reiniger stur zurück. Behutsam schob er ein Energiemagazin in die Waffe und steckte sie wieder in seinen Waffengurt. Reiniger musterte Baal misstrauisch. Der Echsenmann trug keine Waffe. Er blickte zu Bren Loohr. Auch dieser hatte nichts mitgenommen – bis auf den eisernen Stab! Reiniger betrachtete den eigenartigen Stab voller Abscheu. Was steckte für ein Geheimnis hinter diesem einfachen Metallstab? Reiniger ahnte, dass es ein schlimmes Geheimnis sein musste. Reiniger fragte sich auch, warum Loohr dieses Geheimnis nicht preisgeben wollte. Der Wert dieses Stabes musste in seinem Geheimnis stecken. Am Horizont tauchten jetzt riesenhafte Steine auf. Sie leuchteten rot. Sie schienen selbst zu leuchten, und dieses Leuchten wurde stärker und schwächer.
„Das muss Petr'aarnah sein!“, rief Jon Kamler aus.
„Du hast recht! Dieses ist Petr'aarnah, die Stadt der Steine“, murmelte Loohr. Man merkte dem sonderbaren Mann an, wie die Aufregung in ihm wuchs und wie ein Fieber um sich griff. Loohr beschleunigte den Gleiter auf kaum vertretbare Werte, obwohl sie doch nun schon fast am Ziel waren. Sie hatten Petr'aarnah erreicht, die Stadt der lebenden Steine. Hart setzte der Gleiter vor dieser merkwürdigen Stadt auf dem Boden auf.
„Ihr werdet hierbleiben!“, befahl Bren Loohr scharf. Polo hatte diesen Ton noch nie bei ihm gehört. Was hatte ihm dieser Fremde aus Shingor zu befehlen? Doch vielleicht war es besser so, wenn Loohr zunächst alleine ging.
„Aber ich werde doch wohl mit dürfen“, krächzte Baal.
„Nein! Ich werde alleine gehen!“
Loohr machte die Tür des Gleiters auf und ging ins Freie.
„Sie sind unbewaffnet!“, schrie ihm Bount Tiberius Reiniger hinterher. Aber Loohr hörte überhaupt nicht hin.
„Was er in Petr'aarnah wohl sucht?“, meinte Polo.
„Seht! Er zieht diesen rätselhaften Metallstab!“, rief Kamler.
Tatsächlich hatte Loohr den Stab aus dem Gürtel gezogen. Er hielt ihn hoch über seinen Kopf, als wollte er ihn allen zeigen. Dann verschwand der rätselhafte Mann hinter einem riesigen Brocken aus rotem Stein. Er war nun nicht mehr zu sehen.
„Was er nun wohl tut?“, fragte Jon Kamler. Reiniger wandte wütend den Kopf zu Baal.
„Sie müssten es doch eigentlich wissen, Baal-a-Dergon! Und Sie müssten auch wissen, was es mit diesem Stab auf sich hat!“
„Ich weiß nichts! Selbst mir ist Loohr in letzter Zeit oft unheimlich geworden. In letzter Zeit hatte er merkwürdige Typen in seine Wohnung auf Shingar eingeladen. Auf mich machten diese Leute durchweg keinen guten Eindruck. Aber Loohr war da anderer Meinung. Und so traf er eines Tages auch einen kosmischen Wanderer – er nannte sich Vullon Luum. Auf mich machte er einen ekelhaften Eindruck, aber Loohr behandelte ihn wie einen Freund. Und dieser Vullon Luum trug dieses Metallding immer bei sich, das jetzt in Loohrs Händen ist. Ich habe sie einmal unbemerkt belauschen können, als sie sich wieder einmal heimlich trafen. Ich weiß nicht, warum sie dies immer heimlich taten. Auch wenn dieser Vullon Luum ein noch so großer Schwerverbrecher gewesen wäre, so hätte er auf Shingar keine Polizei zu fürchten brauchen. Sie wissen ja, dass auf Shingar die Banditen frei herumlaufen. Und nun hat Loohr diesem Luum diesen Stab gestohlen. Als ich sie belauschte, nannten sie dieses Ding immer nur den ‚Schlüssel von Petr'aarnah’. Und ich glaube auch nicht, dass Loohr deshalb hier ist, um tote Steine zu sammeln. Ich glaube, dass er diesen Schlüssel von Petr'aarnah ausprobieren will!“
„Worum handelt es sich bei diesem Schlüssel?“, erkundigte sich Polo. Er sah den Echsenmann interessiert an.
„Ich weiß nicht, welches Geheimnis hinter dem Schlüssel von Petr'aarnah steckt. Aber es muss ein gefährliches Geheimnis sein, denn sonst hätte Luum nicht mit allen Mitteln versucht zu verhindern, dass wir Hybaska erreichen. Ich habe Loohr vergeblich nach dem Geheimnis gefragt. Er sagte immer wieder, er wüsste nichts von diesem Geheimnis, aber ich weiß, dass er sehr wohl Bescheid weiß.“
„Dann werde ich ihm nun folgen“, kündigte Arn Polo an.
„Bist du verrückt? Er wird dich auf der Stelle umbringen“, rief Baal-a-Dergon.
„Warum sollte er mich umbringen? Und wie? Er ist doch unbewaffnet“, trotzte Polo.
„Loohr hat andere Möglichkeiten des Tötens, als du auch nur erahnen könntest. Ich habe es selbst schon gesehen“, fuhr Baal beschwörend fort.
„Ich werde aufpassen“, versprach Polo und öffnete die Tür des Gleiters.
„Dann werde ich auch mitkommen“, rief Bount Tiberius Reiniger.
„Und ich?“, jammerte Kamler.
„Du wirst bei unserem Echsenfreund bleiben“, befahl Polo.
Zusammen mit Reiniger näherte er sich der Stadt. Es schien alles in Ordnung. Ruhig pfiff der raue Wüstenwind über die Steine. Doch Bount Tiberius Reiniger ging dennoch mit Strahler im Anschlag voran. Polo sah Reiniger die Aufregung und Aufgewühltheit deutlich an. Reiniger wäre besser im Gleiter geblieben.
„Wo gehen wir entlang?“, erkundigte sich Reiniger.
„Loohr ist dort langgegangen. Gehen wir auch dort entlang“, meinte Polo. Mit dem Finger deutete er auf eine Art Straße, die sich hinter dem ersten großen Brocken verbarg.
Schweigend und langsam gingen sie diese ‚Straße’ entlang. Sie machte einen gespenstischen Eindruck. Was für Wesen mochten diese Steine wohl sein? Sicherlich waren es ganz primitive Spezies. Intelligent waren sie auf keinen Fall.
Petr'aarnah – die Stadt der Steine! Konnte eine primitive Art Städte bauen? Auch die Steinzeitmenschen der Erde waren intelligent gewesen und selbst sie hatten es nicht vermocht, Städte zu bauen. Und man konnte sie wirklich nicht als primitive Art bezeichnen.
Ein fürchterliches Kreischen ertönte über ihnen. Rasch blickte Polo nach oben.
Ein riesiger Vogel schwebte über ihnen. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Greif der alten terranischen Sagen. Langsam sank der große Vogel tiefer. Es bestand kein Zweifel, dass der Vogel es auf Polo und Reiniger abgesehen hatte.
Reiniger – wie immer schnell mit der Waffe – hielt seinen Strahler auf den riesenhaften Vogel. Ein erneutes Kreischen ertönte und ließ Reiniger die Waffe in der Hand erstarren. Dann fasste er sich aber doch und gab einen Schuss aus dem Strahler ab. Ein erneutes Kreischen ertönte. Reiniger hatte dem Tier mit seinem Schuss einen Flügel verstümmelt. Erschreckt sah der Terraner zu, was er angerichtet hatte. Aber Polo machte ihm klar, dass er sich keine Vorwürfe machen konnte. Der Vogel stürzte zu Boden. Doch ein solcher Greif konnte einen Sturz aus gut 30 Metern gut vertragen. Ein Energieschuss war dagegen jedoch etwas anderes! Wütend robbte das Tier auf dem Boden hin und her.
„Gib ihm den Gnadenschuss“, befahl Arn Polo. Bount Tiberius Reiniger nickte stumm. Er hob erneut den Energiestrahler. Doch sogleich ließ er ihn wieder sinken. Was war das? Die Wunden des Tiers verheilten vor seinen Augen, und schon nach wenigen Sekunden war der Flügel wieder voll einsatzfähig. Fassungslos sahen die beiden Terraner diesem Schauspiel zu. Sie konnten nichts dagegen tun. Auf dem Boden bewegte sich der Greif relativ plump – und das war Polos Glück. Wütend robbte der Greif auf die beiden zu.
„Wir müssen hier weg“, murmelte Polo. Reiniger nickte nur.
Vorsichtig bewegten sie sich von dem Greif weg, doch das Ungetüm folgte den beiden.
„Ob wir noch einen Schuss abgeben?“, fragte Reiniger.
„Du hast ja gesehen, Bount, dass es wenig Zweck hat“, gab Polo zurück.
Mit seinem riesenhaften Schnabel schnappte der Greif nach den Terranern.
„Was sollen wir nur tun?“, rief Reiniger laut.
Sie liefen weg. Aber der Vogel robbte hinterher. Er erhob sich dann immer für kurze Zeit in die Lüfte und holte Polo und Reiniger immer schnell ein. Die Lage war verzweifelt wie noch nie. Aus lauter Verzweiflung gab Reiniger einen weiteren Schuss aus der Energiepistole ab. Ein Kreischen hallte in die Wüste und der Kopf des Monsters war nur noch ein Stück verkohlter Asche! Aber bereits nach wenigen Sekunden sah er wieder wie neugeboren aus.
„Was sollen wir nur tun?“, rief Reiniger wieder.
„Ja, was sollt ihr nun tun?“, kam es zurück. Polo und Reiniger drehten sich hastig um. Sie schauten in Loohrs hässliche Augen. Ein schallendes Lachen erklang und dazu das wilde Kreischen des Greifen.
Und dann schien es Polo so, als würde es dunkel um ihn. Er konnte nichts mehr sehen – nicht einmal Bount Tiberius Reiniger, obwohl dieser doch direkt neben ihm stand. Alles begann sich um Polo zu drehen. Er wusste nicht mehr, wo er war, nicht mehr, wo oben und unten war. Polo fiel. Er stürzte. Es kam ihm so vor, als stürze er in die Unendlichkeit.
Und dann konnte Reiniger wieder sehen. Er sah Polo und Polo sah Reiniger. Die beiden befanden sich in einer fremden Welt. Die Wüste gab es nicht mehr. Sie befanden sich in einer Stadt. Nicht in Petr'aarnah, sondern in einer ganz normalen Stadt. Polo sah an sich herab. Er trug nicht mehr die Kleidung des Commanders der TERRA NOVA, sondern einen rauen Pelz. In seinem Gürtel steckte nicht mehr ein schwerer Energiestrahler, sondern ein Schwert und eine Axt. Er sah zu Reiniger hinüber. Sein Freund war genauso gekleidet wie er. Die TERRA NOVA! Er erinnerte sich nicht mehr deutlich an das Riesenschiff. Es kam ihm so vor, als wäre es nur eine Erinnerung aus blasser Vergangenheit, die jetzt nicht wichtig war. Wo war er? Er sah viele Leute auf den Straßen. Wo war der Greif? Wo war Bren Loohr? Aber auch seine Erinnerungen an Bren Loohr schienen nur aus einer fernen Vergangenheit zu stammen, die es vielleicht nie gegeben hatte.
„Wo sind wir hier? Woher kommen die Schwerter und Äxte?“, rief Bount Tiberius Reiniger.
„Ich kann es dir nicht sagen“, war Polos Antwort.
Einige wilde Typen kamen Polo und Reiniger zu. Sie hatten eine feindselige Haltung. Mit gezückten Waffen kamen sie auf Polo und Reiniger zu. Sie knurrten einige unverständliche Worte und dann stürmten sie auf die beiden Terraner los.
Polo konnte den ersten Schlag deines Gegners gerade noch parieren. Dann holte Polo zum Gegenschlag aus. Er traf den Gegner schwer, aber zu Polos Verwunderung schlug sein Schwert mitten durch den Fremden hindurch, ohne dass diesem dadurch ein Nachteil entstand. Der Fremde lachte in hämischer Freude und holte zum Todesstoß gegen Polo aus. Der Schlag traf Polo schwer. Er verlor die Sinne.
Als er wieder aufwachte, befand er sich wieder in einer anderen Welt. Von einer Wunde konnte er nichts spüren. Er stand auf und blickte sich um. Reiniger stand erwartungsvoll neben ihm. Immer noch hatten die beiden den rauen Pelz an. Als Polo sich umsah, bemerkte er, dass er sich auf einem Schiff befand. Um ihn herum war nur die flache See. Das Drachenboot, auf dem Polo und Reiniger sich befanden, pflügte, ohne dass die beiden etwas daran taten, durch die See. Das Boot schien von Geisterhand getrieben zu sein. Das Steuer bewegte sich von allein. Polo sah über die weite See.
„Wo sind wir nun?“, hörte er Bount Tiberius Reiniger fragen. Es war eine verzweifelte Frage, auf die es im Augenblick keine Antwort gab. Noch gab es keine Antwort, aber Polo hatte sich vorgenommen, eine zu finden.
Polo blickte ins Wasser. Aber er sah nicht sein Spiegelbild! Er sah Loohrs hässliches Gesicht, welches ihn böse anlachte. Sofort verschwamm das Gesicht wieder, und nun sah er sein Spiegelbild. Hätte er diesen Bren Loohr doch nie nach Petr'aarnah gebracht! Wäre er selbst nie in diese verfluchte Stadt der Steine gekommen! Aber es war nun nicht mehr zu ändern.
‚Der Schlüssel von Petr'aarnah’. Was hatte er zu bedeuten? War er am Ende an der misslichen Lage schuld, in der Reiniger und Polo nun steckten?
Polo sah ins Wasser.
„Die Wellen werden immer größer“, murmelte er.
Reiniger nickte.
„Hoffentlich geraten wir nicht in einen Sturm“, meinte er.
Polo schüttelte den Kopf. „Wie kommen wir hier nur her?“
„Vielleicht hat uns ein Transmitter auf dieser fremden Welt abgesetzt?“, vermutete Reiniger. Aber in seiner Stimme klangen tiefe Zweifel.
„Nein! Es muss etwas anderes sein“, gab Polo zurück.
Das Boot legte sich plötzlich ungewöhnlich schräg ins Wasser.
„Was ist das?“, schrie Bount Tiberius Reiniger auf.
Ein schleimiger, grüner Arm lag auf der Reling und legte das Boot schief. Ein zweiter Arm legte sich auf die Reling. Er war genauso schleimig wie der erste. Ein ekelhafter Riesenoktopus zog sich an der Reling hoch.
„Was ist denn das?“, krächzte Reiniger. Er zog sofort seine schwere Streitaxt. Die großen Augen des Oktopus sahen die beiden böse an.
„Wir müssen dieses Ungeheuer töten, sonst reißt es unser Boot in die Tiefe“, rief Arn Polo.
Mit diesen Worten nahm Polo seine Axt und stürmte auf das Untier zu. Mit einem gewaltigen Hieb trennte er einen der Arme ab. Doch er wurde sofort durch einen anderen ersetzt. Als Reiniger die aufglimmende Hoffnung in Polos Augen sah, schüttelte er betrübt den Kopf.
„Ein Oktopus hat acht Arme“, murmelte er leise. Dabei hieb er kräftig auf das Ungetüm ein.
Doch da packte das Meeresmonster Polos Axt und schleuderte sie in die Tiefe.
„Verdammt“, fluchte Polo. Er griff nach seinem Schwert und kämpfte mit ihm weiter gegen den achtarmigen Oktopus.
Da legte sich einer der Arme um Polos Knöchel. Polo stolperte und rutschte auf den glitschigen Planken direkt dem Oktopus entgegen. Das Ungeheuer sperrte schon seinen gefräßigen Rachen auf.
„Nun, Arn Polo?“, fragte der Oktopus. Der Oktopus sprach mit Bren Loohrs Stimme – Polo erkannte dies ganz deutlich.
„Ich hätte dich niemals nach Petr'aarnah bringen dürfen“, rief Polo dem Oktopus entgegen.
„Du hast es aber getan“, kam es zurück.
„Ja, ich weiß. Nun ist es zu spät“, erkannte Polo schließlich. Er hieb auf die Arme ein, die ihn immer weiter zu dem allesfressenden Ungeheuer zogen.
Da stürzte Reiniger herbei. Mit einem gewaltigen Hieb seiner Streitaxt hieb er den Arm, der Polo gefangenhielt, durch. Polo stand wieder auf. Er streifte den toten Arm des Untiers von seinen Beinen.
„Danke“, wandte er sich an Reiniger. Schließlich ließ der Oktopus, der mit Loohrs Stimme zu Polo gesprochen hatte, von dem kleinen Drachenschiff ab. Polo sah zum Ruder, das sich selbstständig bewegte. Wie konnte sich dieses Schiff selbst steuern?
Weit am Horizont tauchte eine Stadt auf!
Sie war mitten im Meer gebaut und stand auf einem hohen Felsen.
„Eines steht fest“, meinte Reiniger. „Auf Hybaska sind wir mit Sicherheit nicht.“
„Aber wo dann?“, erkundigte sich Polo, ohne dass er eine Antwort erwartete.
Die Stadt kam näher. Selbstständig legte das Drachenschiff an. Polo wunderte sich immer wieder über die Selbstständigkeit dieses Bootes. Eine Menge Menschen hatte sich am Kai versammelt. Polo und Reiniger sprangen an Land. Polo wandte sich an einen Mann.
„Wo sind wir hier?“, fragte er ihn. Der Mann drehte sich zu ihm um.
„Wir sprechen deine Sprache, Fremder. Du bist hier in Bhuwain, der Stadt im Meer.“
„Ich danke dir“, gab Polo zurück.
Er blickte zu den Häusern, die allesamt seltsam geformt waren. Fast kam es Polo so vor, als befände er sich nicht in Bhuwain, sondern noch immer in Petr'aarnah, der Stadt der Steine.
Aber er besaß nur noch eine vage Erinnerung an Petr'aarnah. Hatte es diese Stadt jemals gegeben? Oder war sie nur seine Einbildung? Petr'aarnah – der Name klang seltsam.
Wahrscheinlich gab es diese Stadt gar nicht.
War ihr Name denn auch Petr'aarnah gewesen? Oder hatte sie vielleicht nie einen Namen besessen? Wer wusste das schon?
Polo und Reiniger schlenderten durch die Straßen dieser seltsamen Stadt. Sie waren fröhlich, friedlich und – phantastisch. Ein Mann hielt sie an. Er war klein und schmal gebaut und besaß einen Spitzbart.
„Ich biete euch meine Gastfreundschaft“, sagte der bärtige Mann. Polo gingen diese Worte durch Mark und Bein. Er kannte diese Stimme. Er wusste, dass dieser Mann mit einer Stimme gesprochen hatte, die jemandem gehörte, den er sehr hasste. Er kam nur nicht mehr auf den Namen dieses Mannes. Hatte er überhaupt einen Namen besessen? War er überhaupt existent?
Diese Stimme warnte ihn. Sie schnitt sich wie ein Messer in sein Bewusstsein.
„Du kennst uns?“, fragt Polo überrascht. Der Bärtige lachte in sich hinein. Es war ein hässliches Lachen und Polo war sich sicher, dass er es schon gehört hatte. Nur wann und von wem? Oder bildete er sich dieses nur ein? Vielleicht bildete er sich aber auch das ein, was vor ihm zu sehen war. Nein! Er stand auf echtem Stein. Er war in einer echten Stadt. Er war von einem echten Oktopus bedroht worden. Der Oktopus! Er hatte mit derselben Stimme gesprochen, derer sich jetzt dieser Mann bediente!
„Ja, ich kenne dich, Arn Polo. Und ich kenne auch dich, Bount Tiberius Reiniger. Und ich glaube, ihr kennt mich auch.“
„Tut mir leid, Sir, aber ich glaube, da irren Sie sich. Wie heißen Sie denn?“, wollte Reiniger wissen.
„Mein Name ist Bren Loohr!“
Bren Loohr! Kam Polo dieser Name nicht bekannt vor? Aber Polo erinnerte sich nicht mehr. Es war ihm nun allerdings tatsächlich so, als würde er diesen Loohr bereits kennen. Es kam ihm so vor, als habe er ihn in grauer Vorzeit einmal gesehen – und gehasst. Freilich hatte Loohr bei ihrem letzten Zusammentreffen anders ausgesehen. Aber spielte das Aussehen eine Rolle?
„Kommt mit zu meinem Haus, meine Freunde“, forderte Loohr auf. Das ‚meine Freunde’ klang wie reiner Spott. Und vielleicht war es auch Spott.
Nun, jedenfalls folgten Polo und Reiniger Loohr. Sie kamen an ein verwittertes, altes Haus, das sehr viel Ähnlichkeit mit einem Schloss aufwies.
Polo wurde es unheimlich, als sie das Haus betraten. Loohr lächelte – wie immer. Aber dieses Lächeln war falsch und unecht.
Polo begann diesen Mann zu hassen. Hatte er ihn nicht schon früher einmal gehasst? Polo war sich jetzt sicher, dass er Bren Loohr von früher her kennen musste. Aber woher nur?
Vor Polos Bewusstsein bauten sich plötzlich Steine auf. Und diese Steine lebten! Sie lebten vielleicht sogar intensiver als der Mensch. Was hatten diese Steine zu bedeuten? Was hatte Bren Loohr zu bedeuten? Das Unbehagen in Polo wuchs. Ob es Reiniger ähnlich erging?
Sie wurden in einen schönen Saal geführt. Es war wohl ein Speisesaal, denn in der Mitte dieses Raumes befand sich ein reich gedeckter Tisch. Er war für vier Leute gedeckt – und einer dieser Leute saß schon auf seinem Platz!
Es handelte sich um einen auffallend hässlichen Mann. Er besaß ein Katzengesicht, trug einen dreckigen Frack und einen verbeulten Hut. Kannte Polo nicht auch diese Gestalt? Wieder war es nur eine blasse Erinnerung aus einer Vergangenheit, von der Polo nicht einmal genau wusste, ob sie überhaupt existent war.
Misstrauisch betrachtete er den Mann mit dem Katzengesicht.
Er machte einen üblen Eindruck auf Polo. Aber warum? Vorsichtig setzte sich Polo auf den Platz, der ihm zugewiesen wurde.
„Das ist Vullon Luum“, stellte Loohr die Gestalt mit dem Katzengesicht vor.
Dieser Name! Polo war sich sicher, ihn bereits gehört zu haben.
„Tag!“, grölte Luum.
Diese Stimme! Polo war sich sicher, dass er sie ebenfalls nicht das erste Mal hörte.
Aber wie konnte das sein? Er kannte diesen Mann doch gar nicht!
Oder kannte er ihn doch?
Polo aß von den Sachen, die man ihm aufgetragen hatte, nur mit halbem Appetit. Er sah zu Bount Tiberius Reiniger hinüber und sah, dass es ihm nicht anders erging. Zu sehr beschäftigten ihn und Polo die Fragen!
„Wo kommt ihr her, Arn Polo?“, wollte Bren Loohr wissen.
„Wir kommen vom Meer.“
„Vommos!“, rief Luum. Ein Diener lief herbei und schenkte dem kosmischen Wanderer nach.
„Ihr Narren!“, rief Loohr aus. „Ihr habt Petr'aarnah nie verlassen!“
Petr'aarnah! Polo kannte diesen merkwürdigen Namen. Die Steine! Plötzlich hatte er seine alten Erinnerungen wieder. Polo stand drohend auf. Seine Miene verfinsterte sich.
„Ja, du hattest recht, Bren Loohr. Ich kenne dich. Und nun erkenne ich dich auch – trotz deiner Maske.“
Loohrs Gesichtszüge blieben unverändert. Nichts regte sich in seinem Gesicht. Polo stand auf.
Drohend zog er sein Schwert.
„Der Schlüssel von Petr'aarnah!“
Polo schrie diese Worte fast. Die Schwertspitze berührte Loohrs Brust.
„Was hat dieser ‚Schlüssel von Petr'aarnah’ zu bedeuten?“, fragte er drohend.
„Du Narr! Du würdest diese Geheimnisse nie begreifen“, rief Loohr zurück. Er stimmte ein schallendes Gelächter an.
Polo drehte sich zu Vullon Luum um – aber der kosmische Wanderer war nicht mehr zu sehen!
„Wo ist er?“, fragte Polo aufgewühlt. Loohr lächelte. Er lächelte wieder dieses hämische, hässliche Lächeln.
„Er war nie hier!“, hörte er Loohrs Stimme sagen. Sand wehte durch das offene Fenster in den Raum. Sand!
Polo lief zum Fenster. Aus dem weiten Meer war eine Sandwüste geworden. Und die Häuser waren zu Stein geworden. Zu rotem Stein! Zu lebendem Stein! Polo drehte sich um.
Nun war auch die gedeckte Tafel nicht mehr da.
Da kam Arn Polo ein schlimmer Verdacht ...
Auch Reiniger stand nun auf. Er war vollkommen durcheinander.
„Wo sind wir?“, fragte Reiniger drohend.
„In Bhuwain sind wir jedenfalls nicht“, meinte Polo dazu.
„Bhuwain hat es nie gegeben. Ihr wart immer in Petr'aarnah“, sagte Loohr.
Polo blickte aus dem Fenster. Die Steine ...! Ja, sie konnten wirklich in Petr'aarnah sein. Aber dieser Raum ...
Was ist das für ein Raum?“, wandte sich Polo an Loohr.
„Der Raum der Macht“, war die Antwort. Polo sah sich um und bemerkte einen roten Fleck in der Wand. In diesem Flecken steckte ein Metallstab – der Schlüssel von Petr'aarnah!
„Was hat der Stab in der Wand zu bedeuten?“, wollte Polo nun wissen.
„Ich bin im Besitz dieser Zentrale und des Schlüssels von Petr'aarnah. Dadurch bin ich zum Herrn über diese Stadt geworden. Die Steine können nämlich die Phantasie anderer Personen beeinflussen. Mögliche Feinde erliegen dann ihren eigenen Träumen und Ängsten. Und auch Sie werden Ihren Träumen erliegen. Einen Vorgeschmack haben Sie ja schon bekommen, Polo ...“
Der Tisch erschien wieder und er war auch genauso reich gedeckt wie vorher. Aber Bren Loohr war nicht mehr da.
„Was tun wir nun?“, erkundigte sich Bount Tiberius Reiniger.
„Wenn ich das wüsste, Bount ...“, war die unbestimmte Antwort.
Als Polo aus dem Fenster sah, war dort wieder das unendliche Meer. Sie waren wieder in Bhuwain. Aber gab es diese Stadt auf dem Meer überhaupt?
Da hörten Polo und Reiniger plötzlich Waffengeklirr. Eine Tür wurde aufgestoßen und einige wilde Typen stürmten in den Saal. Sie waren alle bis an die Zähne bewaffnet und kamen ganz bestimmt nicht mit friedlichen Absichten. Der erste lief mit erhobener Axt und einem markerschütternden Brüllen auf Polo zu. Im letzten Moment gelang es Polo, den Lauf des Kriegers zu stoppen. Er rammte sein Schwert bis zum Heft in den Leib des Fremden. Aber diese Leute waren nur Gestalten, die seine eigene Phantasie gebildet hatte. Sie lebten nicht, und er konnte sie auch nicht töten. Doch als der nächste Krieger auf ihn losstürmte, da vergaß Polo diese Gedanken wieder. Dieser Mann, mit seiner Keule in der Hand, sollte nicht real sein? Polo konnte dies einfach nicht akzeptieren, und doch war es so ...
Nach einem kurzen Kampf waren die Fremden überwältigt.
„Warum haben sie uns angegriffen?“, wollte Bount wissen.
„Du vergisst, dass wir in einer Phantasiewelt leben, die wir uns selbst geschaffen haben“, meinte Polo dazu.
„Phantasiewelt!“, schimpfte Reiniger. Seine Stimme klang bitter.
„Diese Welt ist real!“, schrie er und wandte sich an Polo.
„Sieh dir das hier an“, rief er und deutete auf einen Kratzer an seinem Arm.
„Den hat mir einer dieser Krieger versetzt. Ist das etwa nur Phantasie? Das kann ich nicht glauben!“
„Auch deine Wunde wird nur Phantasie sein“, beharrte Polo.
„Aber sie tut mir doch weh!“
„Dennoch musst du dich damit abfinden, dass sie nur eine Einbildung ist.“
„Wenn du diesen Kratzer hättest, Arn, so würdest du anders denken!“
„Mag sein. aber ich habe den Kratzer nicht und du hast ihn auch nicht. davon bin ich überzeugt!“
„Wir müssen hier raus, Arn! Diese Stadt ist gefährlich!“
„Dieser Ort ist nicht gefährlicher als alle anderen Orte dieser Welt auch.“
„Aber wir müssen doch etwas unternehmen!“
„Wir müssen aber gut überlegen, was wir tun, Bount!“
„Was gibt es denn da noch zu überlegen? Wir hauen ab!“
„Nein! Wir bleiben hier!“
„Aber wir müssen doch etwas tun, Arn! Wir müssen!“
„Und wir werden auch etwas tun, Bount.“
„Was hast du vor?“
„Pass auf! Vermutlich werden wir bald wieder Besuch bekommen. Wenn dieser dann kommt, so werden wir ihn nicht beachten.“
„Dieser ‚Besuch’ wird uns dann aber töten.“
„Das kann er nicht, wenn wir ihn nicht beachten. Er ist ja nur die Schöpfung unserer Phantasie.“
„Und wenn dein Plan nicht klappt?“
„Dann haben wir Pech gehabt. Aber ich glaube, dass dies der einzige Weg ist, der uns zurück zur Realität führt.“
Polo setzte sich in einen der Sessel und bedeutete Reiniger, genauso zu handeln.
„Setz dich hin und entspanne dich, Bount! Dann fällt es dir leichter, sie nicht zu beachten.“
Reiniger setzte sich auch, aber Polo sah ihm das Misstrauen an, welches er gegen diesen Plan hegte.
Und da kamen sie auch schon – schwer bewaffnete Krieger stürmten in den Raum. Polo versuchte sich vorzustellen, dass sie gar nicht vorhanden waren, aber es war schwer.
Und da stürmte auch schon der erste Krieger auf Polo los. Mit einem wilden Schrei holte er zum ersten Schlag mit seiner Keule aus. Doch Arn Polo unternahm nichts. Der Krieger schlug zu – doch die Keule ging durch den Terraner durch, ohne dass dieser davon einen Nachteil gehabt hätte. die Krieger hatten für Polo und Reiniger jetzt nur die Gestalten von Astralwesen. Und dann waren sie ganz verschwunden. Sie befanden sich wieder in der Zentrale von Petr'aarnah. Loohr stand in diesem Raum, und er war sehr überrascht, die beiden Terraner wiederzufinden. Polo sah an seinem Körper herab. Er trug wieder die Kleider des Commanders der TERRA NOVA. An seiner Seite hing nicht mehr das plumpe Schwert, sondern ein schwerer Energiestrahler. Mit Reiniger war das gleiche passiert. Sie befanden sich wieder in der Realität!
„Wie ... wie seid ihr aus der Traumwelt entkommen?“, fragte Loohr ängstlich.
„Ist das nicht egal? Du siehst, dass wir es geschafft haben“, rief ihm Polo triumphierend entgegen.