Lade Inhalt...

Raumschiff Terra Nova - Zwei Abenteuer: Die Stadt der Steine & Ferne Raumzeit

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2017 123 Seiten

Zusammenfassung

Die TERRA NOVA, ein Raumschiff mit mehr als dreißigtausend Mann Besatzung an Bord, geriet in den Einflussbereich eines Transmitters, die vor Äonen von einer technisch weit überlegenen Rasse erschaffen worden war.
Das unter dem Kommando von Arn Polo stehende Schiff fand sich buchstäblich am anderen Ende des Universums wieder. Alle Zeit der Welt schien nicht auszureichen, um jemals die heimatliche Milchstraßen-Galaxis zu erreichen.

Und keine der raumfahrenden Völker, auf die man bisher getroffen war, schien auch nur annähernd in der Lage zu sein, derartige Entfernungen zu überbrücken.

Die Wahrheit war, dass die Besatzung der TERRA NOVA noch nicht einmal die Möglichkeit besaß, ihre Herkunftsgalaxis überhaupt zu orten.

Mindestens zehn Milliarden Lichtjahre trennten die TERRA NOVA von der heimatlichen Milchstraße und der Erde.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


image
image
image

​Alfred Bekker

​Raumschiff TERRA NOVA:

​Die Stadt der Steine

image

Die TERRA NOVA geriet in den Einflussbereich eines Transmitters einer fremden, überlegenen Rasse. Dieser Transmitter schleuderte das riesige Sternenschiff, bei dem sich mehr als 30.000 Menschen an Bord befinden, viele Lichtjahre in den Weltraum. Die Besatzung fand sich in einer völlig fremden Galaxis wieder. Hier erlebten sie einige Abenteuer, aber ihr Ziel ist es, die heimatliche Milchstraße wieder zu finden. Doch selbst Arn Polo, der Commander der TERRA NOVA, sieht wenig Hoffnung. Und so fliegt Arn Polos Schiff durch das All – auf der Suche nach einer Galaxis, die Millionen von Lichtjahre entfernt sein kann.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

image
image
image

​Copyright

image

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© 1976 Alfred Bekker

© by Author /

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

image
image
image

Die Stadt der Steine

image

Die TERRA NOVA geriet in den Einflussbereich eines Transmitters einer fremden, überlegenen Rasse. Dieser Transmitter schleuderte das riesige Sternenschiff, bei dem sich mehr als 30.000 Menschen an Bord befinden, viele Lichtjahre in den Weltraum. Die Besatzung fand sich in einer völlig fremden Galaxis wieder. Hier erlebten sie einige Abenteuer, aber ihr Ziel ist es, die heimatliche Milchstraße wieder zu finden. Doch selbst Arn Polo, der Commander der TERRA NOVA, sieht wenig Hoffnung. Und so fliegt Arn Polos Schiff durch das All – auf der Suche nach einer Galaxis, die Millionen von Lichtjahre entfernt sein kann.

*

image

Außer Arn Polo waren nur Jon Kamler und Bount Tiberius Reiniger in der Offiziersmesse geblieben.

„Ob wir nun auf Shingar landen?“, fragte Reiniger. Er sah auf die Umrisse des Planeten Shingar, die auf dem großen Schirm der Offiziersmesse zu sehen waren.

„Die abgehörten Funkmeldungen sagen uns, dass Shingar ein Treffpunkt von Raumpiraten und Marodeuren ist, die in dieser Galaxis ihr Unwesen treiben“, meinte Arn Polo. Er wandte sich unschlüssig an Jon Kamler.

„Dennoch könnten wir Hinweise auf die Position der Milchstraße erhalten.“

„Ich bin auf jeden Fall für eine Landung“, gab Kamler zu verstehen.

„Ich auch! Aber man sollte nie die Gefahren aus dem Auge verlieren“, sagte Bount Tiberius Reiniger dazu.

„Und wie steht es mit dir, Arn?“, wandte Kamler sich an Polo.

„Ich bin auch für eine Landung. Aber wir müssen aufpassen. Den abgehörten Funkmeldungen nach stürzen wir uns in ein Nest von kosmischen Verbrechern.“

Polo sah sich im Kreise seiner Gesprächspartner um.

„Wir sind uns also einig?“, fragte er.

Kamler und Reiniger bestätigten. Polo ging zum Videofunkgerät und schaltete es ein. Er wählte eine bestimmte Nummer und tippte sie in den Apparat. Ein breitflächiges Gesicht mit struppigen Haaren zeichnete sich ab.

„Hier Marout Huisener“, gab sich das Gesicht zu erkennen.

„Hier der Commander. Lassen Sie starten, Huisener!“

„Starten? Wohin fliegen wir?“

„Nach Shingar!“

„Okay, Sir.“

Huisener verschwand vom Schirm.

„Gehen wir jetzt in die Zentrale!“, befahl Polo.

*

image

Polo setzte sich in den weichen und bequemen Sessel des Commanders. Auf dem Bildschirm war der Planet Shingar zu sehen. Leuchtend grün erstrahlte die Welt der Piraten und Räuber. Die TERRA NOVA landete in Shing-Dong, der größten und fast einzigen Stadt auf Shingar. In dem großen Raumhafen lagen die Schiffe der verschiedensten Rassen. Sie waren allesamt schwer bewaffnet.

Polo entschloss sich, sich die Stadt aus dem Gleiter zu besehen. Mit ihm saßen Reiniger und Kamler in dem Gefährt. Kamler, der den Pilotensitz eingenommen hatte, flog weite Bögen über Shing-Dong. Irgendwo zwischen den Straßen landete er.

„Wir wollen uns nach einem Astronomen erkundigen“, meinte Polo. Sie stiegen aus und verschlossen den Gleiter hinter sich. Ein schäbiger Schuppen, aus dem zänkisches Stimmengewirr drang, erweckte Polos Aufmerksamkeit.

„Da sind welche! Vielleicht kennen sie einen Astronomen, der uns unsere Position sagen kann“, meinte Polo.

„Gehen wir in diesen Schuppen“, schlug Kamler vor.

Vorsichtig betraten sie den Schuppen. Es schien sich um eine Art Gasthaus zu handeln. Die verwegensten Typen des Universums saßen hier auf einem Haufen zusammen.

Polo und seine Freunde drängten sich bis zur Theke vor. Der Kellner war ein riesenhaftes Affenungeheuer mit vier Armen. An seiner Seite baumelte eine Art Buschmesser und im Halfter steckte ein schwerer, fremdartig anmutender Energiestrahler.

„Was willst du?“, fragte der Affenmensch. Der Translator, den Polo trug, übersetzte die Worte für den Commander ins Terranische.

„Ich suche einen Astronomen“, erwiderte Polo. Der Translator übersetzte wieder.

Der Affenmensch ließ ein lautes Grunzen von sich, das offenbar keine direkte Bedeutung hatte; jedenfalls sagte der Translator nichts.

„Bren Loohr ist Astronom“, gab der Affenmann Auskunft.

„Wo finde ich ihn?“, wollte Polo wissen.

Der Affenmann deutete auf einen der rohen Tische.

„Da sitzt Bren Loohr!“

Polo nickte nur und ging dann mit Reiniger und Kamler zu dem seltsamen Astronomen. Seine Gestalt war humanoid, sein Gesicht aber von einem leuchtenden Lila. Loohr trug einen schwarzen Kapuzenmantel und einen Hut mit breiter Krempe, der ihm ein finsteres Aussehen gab. Neben ihm am Tisch saß eine noch merkwürdigere Gestalt. Sie war mindestens 150 Zentimeter breit und 200 Zentimeter groß. Sie besaß drei Arme, rechts einen und links zwei. Der Kopf war eine Art Diskus. Dieses Wesen musste ein Echsenabkömmling sein!

„Du bist Bren Loohr?“, wandte sich Polo an den Mann mit der Kapuze. Der Translator übersetzte wieder.

„Ja!“, brummte Loohr.

„Du bist Astronom, nicht wahr?“

„Ja!“

„Und wer ist das da?“ Polo deutete auf die Echse.

„Das ist mein Freund Baal-a-Dergon. Was wollen Sie eigentlich, Mann? Warum stören Sie mich und fragen mich derart unsinnige Sachen?“

„Ich dachte, Sie könnten uns vielleicht helfen!“

Polo und die anderen setzten sich zu Loohr an den Tisch.

„Ich helfe niemandem! Aber ihr könnt mir helfen, wenn ihr wollt.“

„Das wäre nicht fair!“

„Wer ist denn auf Shingar schon fair?“

„Sie könnten ja den Anfang machen, Loohr.“

„Es würde sich nicht lohnen. Außerdem habe ich zurzeit andere Dinge im Kopf.“

„Zur Zeit sitzen Sie hier und gammeln herum!“, war Polos harte Antwort.

„Du kannst mein Warten so bezeichnen.“

„Auf was warten Sie denn, Loohr?“

„Auf ein Schiff, das mich nach Hybaska bringt.“

„Was ist Hybaska?“

„Der dritte Planet der Sonne Gren-lo-grubanda. Besitzen Sie ein Raumschiff?“

„Ja!“

„Würden Sie mich nach Hybaska bringen?“

Polo zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht würde ich das tun. Aber eben nur vielleicht.“

„Sie sind wie alle Raumkapitäne! Sie haben Bedingungen, nicht wahr?“

„Alles hat seinen Preis, Loohr.“

„Und was wollen Sie von mir?“

Polo grinste.

„Erstens müssen Sie meine Fragen beantworten und zweitens müssen Sie die Position meiner Heimatgalaxis herausfinden.“

„Ein ungewöhnlicher Preis.“ Loohr sah verstohlen zu Baal-a-Dergon hinüber, der interessiert zuhörte.

„Die Position Ihrer Heimatgalaxis kann ich Ihnen nicht verraten, aber Ihre Fragen will ich Ihnen beantworten.“

„Ich denke, Sie sind Astronom, dann ...“, empörte sich Kamler.

„Ich habe aber nicht die nötigen Geräte“, unterbrach Loohr böse. Er wandte sich an Polo.

„Dann fangen Sie mal mit Ihren Fragen an. Aber vorher wüsste ich gerne Ihren Namen und den Namen Ihres Schiffes.“

„Ich bin Arn Polo und mein Schiff wird TERRA NOVA genannt.“

„Von beiden habe ich noch nichts gehört“, bekannte Loohr.

„Das habe ich auch nicht anders erwartet, Loohr. Wir kommen nämlich von weit her.“

Loohr nickte.

„So seht ihr auch aus! Und nun fangen Sie bitte mit Ihrer Fragerei an!“

„Okay! Was wollen Sie auf Hybaska?“

„Es gibt dort eine Stadt! Ihr Name ist Petr’aarnah. Diese Stadt ist keine gewöhnliche Stadt, Arn Polo. Sie ist die Stadt der Steine! Petr'aarnah wird nur von Steinen bewohnt; von roten Steinen. Diese Steine leben. Sie leben genauso, wie Sie und ich leben, und doch leben sie anders. Wer in Petr'aarnah eindringt, muss damit rechnen, dass er nicht zurückkehrt. Tausend Fallen lauern in Petr'aarnah. Doch die Steine, welche diese Stadt bevölkern, haben die Fähigkeit, über weite Räume zu sehen. Manche sagen, sie könnten auch die Zeit sehen, aber das sind Gerüchte. Die Steine von Petr'aarnah könnten dir bestimmt den Weg zurück zu deiner Heimatgalaxis zeigen!“

Polo war fasziniert.

„Und das ist nicht nur ein Märchen, was du mir da über dieses Petr'aarnah erzählt hast, Loohr?“, fragte er dann misstrauisch.

„Manche halten die Geschichte für ein Märchen, Arn Polo. Aber ich bin selbst auf Hybaska gewesen und habe die Stadt der Steine gesehen. Baal-a-Dergon ist mein Zeuge.“

„Es stimmt, was Bren Loohr sagt“, bestätigte Baal unaufgefordert.

„Sie haben uns noch immer nicht verraten, was Sie nun eigentlich auf Hybaska wollen“, meinte Jon Kamler.

Ein Lächeln huschte über Loohrs Gesicht.

„Gut, ihr sollt es wissen. Die Steine leben, das sagte ich schon. Sie leben aber nicht nur, sondern sie sterben auch. Und natürlich wachsen auch wieder junge Steine heran. Diese toten Steine sind sehr wertvoll. Wegen ihnen will ich nach Hybaska!“

Plötzlich hörte das Gemurmel in dem Schuppen auf. Verwundert drehte sich Polo um. Ein drei Meter großer Affenmann hatte den Schuppen betreten. Mit ihm kam ein Haufen von wüsten Gesellen.

„Wer ist das?“, wandte sich Polo an Bren Loohr.

„Das ist Lon Duray, der größte Pirat des bekannten Universums!“, gab Loohr angstvoll zurück.

Duray schwang seinen großen Degen und ließ ihn auf die Theke herauntersausen. Es gab ein knallendes Geräusch.

„Du hast eine Unterkunft für uns?“, wollte Duray von dem Affenmann hinter der Theke wissen.

„Nein! Es ist alles besetzt“, gab der Kellner hinter der Theke zurück.

„Dann wirst du eben für uns Platz machen, Nont-Log!“, rief Duray drohend. Der Affenmensch hinter der Theke war sichtlich eingeschüchtert. Seinen Widerstand gegen Duray gab er jedoch nicht auf. Vorsichtig tastete seine Hand zu dem Energiestrahler an seiner Seite. Blitzschnell zog Nont-Log seine Waffe, aber ebenso schnell hieb sie ihm Lon Duray mit seinem Degen aus der Hand. Nont-Log ließ ein barbarisches Grunzen hören.

Ehe er sich besinnen konnte, zog Duray ihn über die Theke und warf ihn auf den harten Boden.

„Hast du nun Platz für uns?“, fragte der Pirat grimmig.

„Ja ...!“, rief Nont-Log leise. Duray packte den Affenmann und schleuderte ihn quer durch den Schuppen. Dann ging er hinter die Theke und bediente sich selbst. Als er merkte, dass niemand redete, donnerte er: „Warum redet ihr nicht? Was ist mit euch los, ihr Flaschen?“ Dann leerte er ein Glas mit einer stinkenden Flüssigkeit in einem Zug. Die anderen wandten sich wieder ihren Gesprächen und Geschäften zu – und Nont-Log kam langsam wieder zu sich.

„Dieser Lon Duray benimmt sich so, als sei er der Herr von Shingar“, stellte Bount Tiberius Reiniger grimmig fest.

„Sagen Sie das nicht zu laut“, riet ihm Baal-a-Dergon.

Bren Loohr wandte seinen Blick von Lon Duray zu Arn Polo.

„Wir sind uns also einig, Arn Polo?“

Polo nickte.

„Wir bringen Sie in diese Stadt – Petr'aarnah“, versprach er.

„Dann können wir ja gehen“, meinte Loohr. Sie erhoben sich. Als sich auch Baal-a-Dergon erhob, wandte sich Polo fragend an Loohr.

„Soll Baal etwa mit?“

„Ja! Er folgt mir überallhin“, gab der merkwürdige Mann zurück.

Als sie den Schuppen verließen, sah man die TERRA NOVA schon von weitem. Sie war mit Abstand das größte Schiff in Shing-Dong.

*

image

Es war kein weiter Weg nach Gren-lo-grubanda, der Sonne, um die Hybaska kreiste. Schon nach wenigen Stunden erreichten sie das System von Gren-lo-grubanda. Diese Sonne hatte nur einen einzigen Planeten – Hybaska. Loohr erzählte, dass die Raumfahrer dieses Raumgebiet meiden würden.

Umso überraschter waren Polo und seine Freunde, als plötzlich ein fremdes Schiff auftauchte. Deutlich konnte man auf dem Bildschirm erkennen, wie es hinter der Scheibe, die Hybaska auf dem Schirm bildete, hervortrat. Da! – Ein zweites Schiff tauchte auf.

„Die sind uns mit großer Wahrscheinlichkeit nicht freundlich gesinnt“, meinte Kamler. Polo nickte schweigend. Er wandte sich an Ras Dashan, einen über drei Meter großen Hünen aus dem Volk der Micraner. Dashan war eine Art Sicherheitsoffizier der TERRA NOVA.

„Lassen Sie den Schutzschirm aktivieren, Ras! Die Feuerstände sind zu besetzen“, befahl Polo.

„Ich verstehe“, gab Dashan zu erkennen.

„Können Sie mit diesen Leuten fertigwerden, Polo?“, fragte Bren Loohr. Polo kam es so vor, als wüsste Loohr, wer sich da der TERRA NOVA in den Weg stellte.

„Ein Funkspruch erreicht uns!“, rief Marout Huisener.

„Okay! Schalten Sie das Gespräch auf den großen Schirm. Dann wollen wir uns mal anhören, was diese Räuber zu sagen haben“, sagte Arn Polo hart. Wenige Sekunden später konnte man auf dem Hauptschirm das Gesicht eines dreiäugigen Mannes sehen. Sein Kopf war vollkommen ohne Haare.

„Mein Name ist Hu Larum! Ich bin einer der größten Raumpiraten, die es je gegeben hat“, rief der Mann Polo entgegen.

„Das habe ich von Lon Duray auch schon gehört, Mann! Kommen Sie also zur Sache“, schimpfte Polo.

„Wie Sie wollen, Sir. Es ist keine angenehme Sache! Weniger für Sie als vielmehr für die beiden Passagiere, die Sie an Bord haben. Ich spreche von Bren Loohr und Baal-a-Dergon. Wir wissen genau, dass sie an Bord sind. Liefert sie uns aus, und wir lassen euch in Ruhe.“

„Was wollt ihr von Baal und Loohr?“, erkundigte sich Polo.

„Eine private Angelegenheit. Sie geht dich nichts an. Liefern Sie uns also Loohr und seinen Freund aus!“

„Was bitte hätte ich davon, Hu Larum?“, fragte Polo spöttisch.

„Dein Leben, Mann. Und das Leben deiner Leute.“

„Sie wissen genau, dass ihr gegen ein Schiff wie die TERRA NOVA keine Chance habt!“, rief ihm Polo entgegen.

Hu Larum lachte. Er lachte das hässliche Lachen eines Piraten und Marodeurs.

„Unter normalen Umständen wären wir machtlos gegen dein Schiff. Aber dies sind keine normalen Umstände!“

„Warum nicht?“

Larum trat von der Bildfläche. Ein anderes Gesicht erschien. Es war ein Katzengesicht. Auf diesem Katzenkopf thronte ein verbeulter Hut. Polo hatte diese Kreatur schon gesehen.

„Erinnerst du dich an mich, Arn Polo?“, krächzte die Gestalt.

„Ja, du bist Vullon Luum, der kosmische Wanderer!“

„Richtig, Arn Polo. Wie gut dein Gedächtnis ist ...“

Polo sah, wie Loohr vor Angst zitterte.

Er wandte sich wieder Luums tierhaften Zügen zu.

„Ich kann euch dazu zwingen, diesen Loohr auszuliefern, Arn Polo!“

„Wie willst du uns zwingen, du jämmerliche Gestalt“, rief Polo höhnend.

„Du weißt, dass ich geistige Kräfte besitze!“, fauchte Luum.

Im nächsten Moment begann eine unbekannte Kraft auf Polos Bewusstsein zu drücken. Er fasste sich an den Kopf. Dabei sah er, dass es den anderen ähnlich wie ihm erging. Der Druck wurde stärker und bohrender.

„Hör auf!“, schrie Polo.

„Dann gib mir Loohr“, drang Vullon Luums Stimme in Polos Ohr. Polo blickte zu Ras Dashan hinüber und sah, wie sich der Riese verzweifelt wand. Polo wandte sich mit letzter Kraft an Huisener.

„Schalten Sie den Schirm ab, Mann!“, schrie er.

Huisener gehorchte widerwillig. Der Schirm verdunkelte sich. Und schon ließ der geistige Druck nach.

„Warum ist er nicht mehr da – der paranormale Druck?“, wunderte sich Jon Kamler.

„Er hatte uns per Bildschirm zu hypnotisieren versucht“, gab Polo zurück.

„Alle Systeme arbeiten normal“, rief Ras Dashan. Aber Jon Kamler achtete nicht auf den Micraner. Er wandte sich an Arn Polo.

„Du meinst, der kosmische Wanderer ist ein Hypno?“

„Ja, Jon! Man darf ihm nicht in die Augen schauen – sonst ist man sein gefälliger Sklave! Per Bildschirm konnte er uns nur quälen und nicht versklaven.“ Polo donnerte bei diesen Worten mit der flachen Hand auf die Armstütze seines Sessels. Müde wandte er sich an Bren Loohr und Baal-a-Dergon.

„Ich glaube, dass Sie beide uns eine Erklärung schuldig sind“, sagte er scharf.

„Inwiefern?“, stellte Baal sich dumm.

„Tun Sie doch nicht so! Warum verfolgt der kosmische Wanderer Sie und was hat Hu Larum mit der Sache zu tun?“, brauste Polo auf.

„Das ist unsere Privatangelegenheit“, brummte Loohr.

„Da irren Sie sich aber gewaltig!“, rief ihm Polo entgegen.

Er erhob sich von seinem Sessel und trat dicht an Loohr heran.

„Wir haben Sie schließlich vor diesem Vullon Luum gerettet. Sie sind uns also eine Erklärung schuldig.“

„Suchen Sie sich die Erklärung doch selber“, murmelte Loohr.

„Okay, Mr. Loohr. Aber dann können Sie auch sehen, wie Sie nach Petr'aarnah kommen. Sie haben die Wahl!“

„Sie sind ein Erpresser, Arn Polo!“

„Entscheiden Sie sich jetzt, Loohr!“

„Wir haben miteinander abgemacht, dass Sie mich nach Petr'aarnah bringen. Und diese Reise zur Stadt der Steine ist doch auch in Ihrem Interesse. Schließlich wollen Sie doch Ihre Heimatgalaxis wiederfinden, oder?“

„Reden Sie nicht um den heißen Brei herum! Sie haben mir versprochen, dass Sie mir jegliche Fragen beantworten.“

„Also gut, Mr. Polo! Ich will Ihnen alles sagen. Ich habe Vullon Luum betrogen. Ich habe ihn und Hu Larum um eine Menge Geld betrogen.“

„Du lügst!“, brach es aus Polo heraus.

„Warum sollte ich lügen?“, wunderte sich Loohr.

„Das frage ich mich auch. Aber du weißt genau, dass ein kosmischer Wanderer mit Geld wenig anfangen kann.“

„Er muss für seine Unterkunft genauso bezahlen wie jeder andere auch!“

„Nein, das muss er nicht. Wenn er etwas braucht, dann nimmt er es sich. Für einen kosmischen Wanderer zählt Geld nicht viel. Für ihn gibt es andere Schätze. Also! Sage mir jetzt die Wahrheit!“

„Ich kann zu dem, was ich soeben gesagt habe, nichts hinzufügen!“

„Gut! Wie du willst, Loohr. Dann fliegen wir Sie eben nicht nach Petr'aarnah.“

In Loohr kochte die Wut. Hilfesuchend wandte er sich an Baal. Aber der Echsenmensch schien sich um diese Auseinandersetzung gar nicht zu kümmern.

„Sag du doch mal etwas, Baal!“, rief ihm Loohr zu.

Baal-a-Dergon setzte sich zurecht.

„Wieso? Ich weiß doch auch nicht, was dieser Vullon Luum eigentlich gegen dich hat. Aber er wird schon seine Gründe haben ...“

„Ich warte noch zehn Sekunden! Wenn Sie sich dann nicht dafür entschieden haben, mir die Wahrheit zu sagen, dann gebe ich Huisener den Befehl, zurück nach Shingar zu fliegen“, drohte Polo.

Er schaute auf sein Chromometer.

Loohr saß nur verbissen da – offenbar gewillt, sein Geheimnis nicht preiszugeben.

„Die Zeit ist um“, stellte Polo fest. Er wandte sich an Huisener.

„Nein! Halt“, schrie Loohr.

Polo drehte sich wieder zu dem sonderbaren Mann um.

„Was wollen Sie noch, Loohr? Haben Sie es sich nun doch anders überlegt?“, wollte Polo wissen.

„Ja!“

Loohr zog einen sonderbaren Metallstab aus der Tasche seines Mantels.

„Hinter diesem Ding sind Vullon Luum und Hu Larum her. Sie wollen es mir abjagen.“

Polo nahm den Metallstab und betrachtete ihn sorgsam.

„Ich sehe nichts Besonderes an ihm“, meinte er und gab Loohr den Stab zurück. Er sah ihm scharf in die Augen.

„Der Metallstab muss sehr wertvoll sein, wenn sich Vullon Luum solche Mühe macht, dir zu folgen“, murmelte Polo.

„Er ist auch wertvoll.“

„Im Metall kann sein Wert nicht liegen. Worin liegt er dann?“

„Mehr weiß ich nicht.“

„Du lügst. Aber lassen wir das jetzt.“ Polo wandte sich wütend an Marout Huisener.

„Wir landen auf Hybaska!“, befahl er barsch.

*

image

Die TERRA NOVA landete in der weiten Wüste des abgelegenen Hybaska.

„Wir brauchen jetzt die planetaren Koordinaten von Petr'aarnah“, wandte sich Polo an Loohr.

„Ich kenne den Weg auch so“, rief Bren Loohr.

„Also gut! Wir werden mit einem Gleiter nach Petr'aarnah fliegen“, verkündete Polo.

„Dann lasst mich den Gleiter fliegen! Ich kenne den Weg“, forderte Bren Loohr.

Polo zuckte mit den Schultern.

„Meinetwegen!“, brummte er. er wandte sich an Marout Huisener.

„Was ist mit den Schiffen dieses Hu Larum?“, wollte er wissen.

„Sie befinden sich weiterhin in einem Orbit um Hybaska“, gab Huisener zurück.

Nach wenigen Minuten saßen sie alle im Gleiter: Polo, Reiniger, Kamler und Baal-a-Dergon. Wie abgemacht saß Loohr an den Steuerungsmechanismen.

Polo fragte sich, wie sich der sonderbare Mann in dieser öden Wüste nur orientieren konnte. Auf jeden Fall steuerte er den Gleiter mit größter Sicherheit.

Baal-a-Dergon lachte schallend, als Bount Tiberius Reiniger seinen Energiestrahler prüfte.

„Was haben Sie?“, wandte er sich an den Echsenmann.

„Machen Sie sich nicht lächerlich, Bount! Mit Ihrem albernen Strahler können Sie im Ernstfall wenig ausrichten.“

„Das werden wir sehen“, gab Reiniger stur zurück. Behutsam schob er ein Energiemagazin in die Waffe und steckte sie wieder in seinen Waffengurt. Reiniger musterte Baal misstrauisch. Der Echsenmann trug keine Waffe. Er blickte zu Bren Loohr. Auch dieser hatte nichts mitgenommen – bis auf den eisernen Stab! Reiniger betrachtete den eigenartigen Stab voller Abscheu. Was steckte für ein Geheimnis hinter diesem einfachen Metallstab? Reiniger ahnte, dass es ein schlimmes Geheimnis sein musste. Reiniger fragte sich auch, warum Loohr dieses Geheimnis nicht preisgeben wollte. Der Wert dieses Stabes musste in seinem Geheimnis stecken. Am Horizont tauchten jetzt riesenhafte Steine auf. Sie leuchteten rot. Sie schienen selbst zu leuchten, und dieses Leuchten wurde stärker und schwächer.

„Das muss Petr'aarnah sein!“, rief Jon Kamler aus.

„Du hast recht! Dieses ist Petr'aarnah, die Stadt der Steine“, murmelte Loohr. Man merkte dem sonderbaren Mann an, wie die Aufregung in ihm wuchs und wie ein Fieber um sich griff. Loohr beschleunigte den Gleiter auf kaum vertretbare Werte, obwohl sie doch nun schon fast am Ziel waren. Sie hatten Petr'aarnah erreicht, die Stadt der lebenden Steine. Hart setzte der Gleiter vor dieser merkwürdigen Stadt auf dem Boden auf.

„Ihr werdet hierbleiben!“, befahl Bren Loohr scharf. Polo hatte diesen Ton noch nie bei ihm gehört. Was hatte ihm dieser Fremde aus Shingor zu befehlen? Doch vielleicht war es besser so, wenn Loohr zunächst alleine ging.

„Aber ich werde doch wohl mit dürfen“, krächzte Baal.

„Nein! Ich werde alleine gehen!“

Loohr machte die Tür des Gleiters auf und ging ins Freie.

„Sie sind unbewaffnet!“, schrie ihm Bount Tiberius Reiniger hinterher. Aber Loohr hörte überhaupt nicht hin.

„Was er in Petr'aarnah wohl sucht?“, meinte Polo.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2017
ISBN (ePUB)
9783738915976
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Schlagworte
raumschiff terra nova zwei abenteuer stadt steine ferne raumzeit

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

Zurück

Titel: Raumschiff Terra Nova - Zwei Abenteuer: Die Stadt der Steine & Ferne Raumzeit