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Pete Hackett Western - Kämpfe, reite und töte

©2017 130 Seiten

Zusammenfassung

Colonel Brown schnaubte vor Hass. Er sprühte in seinen Augen und verzerrte seinen Mund. Gepresst stieß er hervor: »Die Farm von Pablo Gonzales! Diese rothäutigen Bestien. Gonzales tot, Maria und Juanita entführt. Das war Loco mit seinen Mordbrennern. Kein anderer.«
Die Offiziere, die sich in der Kommandantur von Fort Thomas versammelt hatten, schauten düster. Einer sagte rau: »Ich möchte dieses rote Aas in die Finger kriegen. Ich würde ihn zerquetschen wie eine Laus.«
Der Colonel nahm eine unruhige Wanderung auf. In seinen zerfurchten Zügen arbeitete es. Seine Hände lagen auf dem Rücken. Seine Stirn war düster umwölkt. Plötzlich blieb er stehen.
»Captain McBride!«
Der Captain nahm Haltung an. »Sir?«
»Sie reiten mit einer Abteilung Soldaten in die Reservation zu Taza. Zwingen Sie ihn, Locos Schlupfwinkel zu verraten. Ich will diesen Schuft. Ich will ihn hängen sehen. Ihn und seine Handvoll Mörder. Drohen Sie Taza mit Strafexpeditionen. Sagen Sie ihm, dass ich keinen Unterschied mehr zwischen friedlichen und renitenten Apachen machen werde.«
Captain McBride schaute betroffen. »Sir«, wandte er ein, »Taza und die Chiricahuas sind friedlich. Mit Ihren Drohungen würden Sie einen neuen Indianerkrieg provozieren. Sollten wir nicht die Berge nach Loco und seinen Gefolgsleuten durchkämmen und Taza aus dem Spiel lassen?«
Die Zornesader an der Schläfe des Colonels schwoll an. Wutschnaubend zischte er: »Sie haben meinen Befehl vernommen, Captain. Sie haben ihn ohne Widerrede auszuführen. Versuchen Sie mir nie wieder zu erklären, was richtig oder falsch ist. Haben Sie mich verstanden, Captain McBride?«
Zuletzt war der Tonfall des Colonels rasiermesserscharf geworden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Reite, kämpfe und töte

Western von Pete Hackett

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

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EIN CASSIOPEIAPRESS E-Book

© by Author  www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

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COLONEL BROWN SCHNAUBTE vor Hass. Er sprühte in seinen Augen und verzerrte seinen Mund. Gepresst stieß er hervor: »Die Farm von Pablo Gonzales! Diese rothäutigen Bestien. Gonzales tot, Maria und Juanita entführt. Das war Loco mit seinen Mordbrennern. Kein anderer.«

Die Offiziere, die sich in der Kommandantur von Fort Thomas versammelt hatten, schauten düster. Einer sagte rau: »Ich möchte dieses rote Aas in die Finger kriegen. Ich würde ihn zerquetschen wie eine Laus.«

Der Colonel nahm eine unruhige Wanderung auf. In seinen zerfurchten Zügen arbeitete es. Seine Hände lagen auf dem Rücken. Seine Stirn war düster umwölkt. Plötzlich blieb er stehen.

»Captain McBride!«

Der Captain nahm Haltung an. »Sir?«

»Sie reiten mit einer Abteilung Soldaten in die Reservation zu Taza. Zwingen Sie ihn, Locos Schlupfwinkel zu verraten. Ich will diesen Schuft. Ich will ihn hängen sehen. Ihn und seine Handvoll Mörder. Drohen Sie Taza mit Strafexpeditionen. Sagen Sie ihm, dass ich keinen Unterschied mehr zwischen friedlichen und renitenten Apachen machen werde.«

Captain McBride schaute betroffen. »Sir«, wandte er ein, »Taza und die Chiricahuas sind friedlich. Mit Ihren Drohungen würden Sie einen neuen Indianerkrieg provozieren. Sollten wir nicht die Berge nach Loco und seinen Gefolgsleuten durchkämmen und Taza aus dem Spiel lassen?«

Die Zornesader an der Schläfe des Colonels schwoll an. Wutschnaubend zischte er: »Sie haben meinen Befehl vernommen, Captain. Sie haben ihn ohne Widerrede auszuführen. Versuchen Sie mir nie wieder zu erklären, was richtig oder falsch ist. Haben Sie mich verstanden, Captain McBride?«

Zuletzt war der Tonfall des Colonels rasiermesserscharf geworden.

»Gewiss, Sir«, erklärte McBride abgehackt. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Aber er hätte den alten Indianerhasser am liebsten erwürgt. McBride befand sich in einer schlimmen Gemütsverfassung.

»Worauf warten Sie dann noch?«, schnappte der Colonel.

Der Captain salutierte, machte kehrt und verließ die Kommandantur.

Eine Stunde später zog er an der Spitze seines Zuges durch das Tor von Fort Thomas. Die Kavalkade überquerte den Gila River und hielt auf die Felswüste im Norden zu.

*

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DEADLOCK VERNAHM DEN fernen Klang einer ganzen Serie von Schüssen und lenkte seinen Falben nach Süden. Dort wälzte der Gila River seine schmutzigen Fluten nach Westen. An Deadlock und dem Falben haftete der Staub der Apacheria. Am Gila River waren die Schüsse gefallen. Schüsse bedeuteten aber in diesem Landstrich, in dem es von Apachen und üblem Gesindel nur so wimmelte, selten etwas Gutes. Deadlock beobachtete die Umgebung aufmerksam.

Um Deadlock herum waren nur glühende Hitze, Staub und Steine. Dumpf prallten die Hufschläge seines Pferdes nach allen Seiten auseinander. Es ging eine Anhöhe hinauf. Auf dem Scheitelpunkt zügelte Deadlock den Falben. Zwischen zwei Hügeln, aus deren Kuppen zerklüftete Sandsteinformationen ragten, sah Deadlock ein Stück des Gila Rivers. Dichtes Ufergebüsch säumte den Fluss. Einige Palo Verde Bäume überragten das ineinander verflochtene, dichte Gestrüpp, das wie eine undurchdringliche Wand anmutete.

Tot, wie ausgestorben, lag das Terrain vor Deadlock. Er ritt wieder an und lenkte den Falben den Abhang hinunter. Er war stellenweise steil, und das Tier musste sich gegen das Gefalle stemmen. Die Hufe schlitterten über Platten glatt geschliffenen Gesteins und hinterließen helle Kratzspuren. Aber schließlich kamen Pferd und Reiter heil unten an. Deadlock ließ die Tiere traben. Staub wölkte unter den Hufen.

Deadlock ritt zwischen die Hügel und erreichte den Fluss. Er fand einen Durchlass im Buschgürtel. Träge wälzten sich die Fluten vor den Beinen seines Pferdes dahin. Hier und dort zeugten Stromschnellen von Untiefen. Nichts war zu sehen. Am Fluss entlang ritt Deadlock nach Osten. Unablässig beobachtete er die Umgebung. Deadlocks Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Und plötzlich nahm er im Süden eine Staubwolke wahr.

Im Galopp jagte Deadlock den Falben eine Hügelflanke zu seiner Linken hinauf. Oben parierte er das Tier. Angestrengt starrte Deadlock nach Süden. Die Staubwolke entfernte sich vom Fluß. Deadlocks scharfer Blick erfasste vier kleine schwarze Punkte, die sich vor der rollenden Staubwolke bewegten.

Reiter!

»Haben es ja mächtig eilig, die vier Hombres«, murmelte Deadlock. Gedankenvoll starrte er hinter ihnen her. Es war nicht zu erkennen, ob es sich um Rothäute oder Weiße handelte.

Er verließ seinen Standort und durchritt den Fluss. Die Strömung zerrte an dem Falben, stellenweise musste er schwimmen. Wie der Bug eines Bootes zerteilte seine Brust das Wasser. Sie wurden ein Stück abgetrieben, aber dann scheuchte Deadlock das prustende Tier die Uferböschung hinauf.

Am Ufer entlang ritt er nach Westen. Er folgte einem Knick des Rivers. Deadlock wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war fast unerträglich und machte das Atmen zur Qual.

Von den Reitern war nichts mehr zu sehen. Sie waren zwischen den Hügeln aus Deadlocks Blickwinkel verschwunden. Nach etwa einer Meile stieß Deadlock auf die Leichen von fünf jungen Apachen. Schmerzhaft sprang ihm das Bild in die Augen. Die Mustangs der Getöteten zupften an den jungen Trieben des Ufergestrüpps.

Deadlock schluckte und saß ab. In seinem Magen formte sich der Ball der Übelkeit. Die Krieger waren skalpiert. Deadlock sah ihre blutigen Köpfe, und das Blut gefror ihm in den Adern.

Das waren Jäger gewesen. Ihre Bewaffnung bestand lediglich aus Pfeilen und Bogen. Sicher waren sie ahnungslos über den Fluss gekommen. Im Ufergebüsch aber lauerte der unerbittliche Tod. Sie waren ohne jede Vorwarnung niedergemetzelt worden.

Skalpjäger!, durchpeitsche es Deadlocks Verstand. Ohnmächtiger Zorn spülte in ihm hoch. Das waren keine Menschen, das waren reißende Bestien, beseelt von triebhafter Mordgier. Seit die mexikanische Regierung Prämien für Apachenskalps bezahlte, trieb es diese erbarmungslosen Killer reihenweise in die Apacheria.

Deadlock starrte in die blutverschmierten, im Tod erstarrten Gesichter der Apachen. Wahrscheinlich hatten sie ihre Mörder nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Es hatte keinen Kampf gegeben. Die Krieger waren skrupellos aus dem Hinterhalt abgeknallt worden. Ein Verbrechen, das vom Wahnsinn brutalster Gewalt zeugte.

Deadlock zog den Falben herum. Von einem Augenblick zum anderen hatte er sich entschlossen. Seine Züge waren wie versteinert. Der Mord an diesen jungen Kriegern durfte nicht ungesühnt bleiben. Neuer Hass würde geboren werden. Die Chiricahuas würden ihre jungen Krieger grausam rächen.

Vor Deadlock lag die Fährte der vier Mörder. Sein Blick saugte sich daran fest. »Vorwärts, Amigo«, murmelte er, ruckte im Sattel und gab dem Falben den Kopf frei.

*

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DIE ABTEILUNG UNTER Captain McBrides Führung befand sich mitten in den Gila Mountains. Es war später Nachmittag. Die blauen Uniformen waren staubgepudert. Auf den angespannten Gesichtern lag eine Schicht aus Staub und Schweiß. Das Fell der Pferde war feucht.

McBride vermutete in dieser Felseinöde Loco und seine Bande Abtrünniger. Vor einem Canyon gab McBride den Befehl zum Anhalten. Über dreißig Pferde verharrten unter ihren Reitern und den schweren Kavallerie-McClellan-Sätteln. Sie schlugen mit den Schweifen nach den Blutsaugern an ihren Flanken. Schaum troff von ihren Nüstern.

»Nehmt die Gewehre zur Hand«, befahl McBride. Sein Blick tastete sich in den Canyon. Ein Sergeant ritt neben den Captain.

»Vermuten Sie einen Hinterhalt, Sir?«, fragte er.

»Bei Loco muss man mit allem rechnen«, erwiderte McBride knapp. »Die Männer sollen ihre Karabiner entsichern. Eine Vorhut von fünf Mann soll den Canyon erkunden.«

Der Sergeant zerrte seinen Braunen herum und ritt nach hinten. Er rief fünf Namen. Die Kavalleristen scherten aus der Reihe und sammelten sich. Sergeant Donovan gab McBrides Befehl weiter. Die übrigen Reiter zogen die Karabiner aus den Sattelholstern. Die Gewehrschlösser klirrten metallisch.

Die Vorhut ritt in den Canyon hinein. Ein Korporal führte sie. Bald traten die steil aufragenden Felswände auseinander. Terrassenförmige Felsen säumten den tiefen Einschnitt. Überall wucherten dornige Comas und Sumac-Dickichte. Übereinandergetürmte Felsgebilde verliehen der Umgebung ein bedrohliches, urwelthaftes Aussehen.

Im Canyon ballte sich die Hitze. Die Soldaten waren hellwach. Die Anspannung brachte ihre Nerven zum Schwingen. Der Ort war wie geschaffen für einen Überfall. Die Nervosität vertiefte die Linien und Kerben in den Gesichtern. Schweißnasse Hände saugten sich förmlich an den Gewehren fest.

Überlaut rollte der Hufschlag vor den Kavalleristen her. Die Augen der Soldaten waren unablässig in Bewegung. Aber da war nichts. Ein Tal öffnete sich, auf eine Weite von einer halben Meile überschaubar. Ödes, von der Sonne ausgebranntes Land; eine sandige, geröllübersäte Ebene, von Arroyos zerschnitten und mit karger Vegetation.

»Wir kehren um!«, knurrte der Korporal.

Sie ritten zurück. Ihre Wachsamkeit ließ nach. Beim Trupp angelangt meldete der Korporal: »Keine Feder in Sicht, Captain. Der Canyon ist frei.«

»Danke«, murmelte McBride. Dann erhob er seine Stimme: »Abteilung - Marsch!«

Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Die Kavalleristen ritten in Zweierreihe. Obwohl es aussah, als wären keine Apachen in der Nähe, fühlte jeder Beklemmung in sich. »Die Apachen fristen ihr Leben selbst dort noch, wo Schlangen und Eidechsen keine Chance mehr haben. Ein Ehrenkodex ist ihnen fremd. Sie sind hinterhältig und mörderisch wie Skorpione!«, hatte Colonel Brown einmal von sich gegeben. Diese Worte hallten nun in den meisten von ihnen nach. Loco war der Schlimmste. Er war grausamer als Naichez und hinterlistiger als Geronimo.

Sie befanden sich zwischen den Terrassenfelsen. Die Sohle des Canyons war hier an die fünfzig Yards breit. Das Hufgetrappel verschlang alle anderen Geräusche. Kein Windhauch regte sich. Plötzlich aber wurde es in den dichten Büschen, hinter Felsblöcken und in den Felsspalten lebendig. Ein schriller Schrei übertönte den Lärm des Hufschlages. Dunkelhäutige Gestalten mit nackten Oberkörpern wuchsen hinter ihren Deckungen in die Höhe. Schüsse krachten, Pfeile zogen wie schwarze Striche durch die Luft.

»Durchbruch!«, brüllte Captain McBride mit sich überschlagender Stimme und drosch seinem Pferd die Sporen in die Weichen. Wie von der Sehne geschnellt stob das Tier los.

Drei, vier Kavalleristen stürzten getroffen von ihren Pferden. Ein heilloses Durcheinander entstand. Männer brüllten ihren Schreck hinaus. Ein Pferd stürzte, ein wirres Knäuel aus Pferde- und Menschenleibern wälzte sich darüber hinweg. Unbarmherzig rissen die Kavalleristen ihre Pferde vorne in die Höhe. Schrilles Gewieher ertönte. Von allen Seiten kamen die Krieger. Wie brüllende Teufel stürmten sie heran, Mordgier und Vernichtungswillen in den glühenden Augen. Schüsse krachten. Bogensehnen schwirrten. Der mörderische Lärm rollte die terrassenartigen Felsen zu beiden Seiten hinauf.

Es waren mindestens drei Dutzend Krieger. Das Tohuwabohu in den Reihen der Kavalleristen machte einen Durchbruch unmöglich. Außerdem war der Weg nach Norden von fast einem Dutzend hasserfüllter Krieger versperrt.

Den Soldaten gelang es, den Schock abzuschütteln. McBride brüllte mit gellender Stimme Befehle. Er schoss mit seinem Colt auf die heranhetzenden Krieger. Die Soldaten verschwanden von den Pferden, suchten Deckung hinter Felsbrocken und toten Tieren. Einige ihrer Kameraden lagen verkrümmt am Boden. Pfeile steckten in ihren Körpern. Der Anblick schürte den Widerstandswillen, den Selbsterhaltungstrieb. Sie verteidigten sich nach allen Seiten.

Das Peitschen der Schüsse, das schrille, vibrierende Geheul der Apachen, das panische Wiehern der Pferde - das alles steigerte sich und wuchs sich aus zu einem höllischen Crescendo. Die halbnackten Gestalten der Krieger verschwanden hinter Felsblöcken, federten wieder hervor. Kriegslanzen zogen ihre tödliche Bahn. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen - es gab nur den tödlichen Hass auf beiden Seiten. Apachen wurden von den Beinen gemäht. Manche waren nur verwundet und taumelten wieder in die Höhe. Pulverdampf wogte nebelhaft.

Und plötzlich war der Spuk vorbei. Die Apachen zogen sich zurück. Sie verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Es mutete an, als verschluckte sie die Erde. Das Echo der letzten Schüsse zerflatterte. Verwundete wimmerten. Fast zehn Apachen lagen am Boden. Sechs Kavalleristen waren gefallen. Gierig saugte die ausgedörrte Erde das Blut von Rot und Weiß auf.

»Rundumsicherung!«, befahl der Captain mit rauer Stimme. Sein Gesicht war verschmutzt vom Pulverschmauch. Das Weiß seiner Augen stand in krassem Kontrast dazu. Er blutete aus einer Streifschusswunde am Oberarm. Der Colt in seiner nervigen Faust war heißgeschossen. McBride sah sich um. Ihm entging nicht der verkrampfte Ausdruck in den Gesichtern seiner Männer. Ein jeder von ihnen hatte dem Tod ins höhnisch grinsende Antlitz geschaut. Sie standen voll und ganz im Banne des Geschehenen.

Ein Teil der Pferde war geflohen. In panischer Angst waren die Tiere davongerast. Der Rest der Tiere stand zitternd neben den Männern in den blauen Uniformen.

Minuten verstrichen. Von den Apachen war nichts mehr zu sehen und zu hören. McBrides Gestalt wuchs hinter dem Kadaver eines Pferdes in die Höhe. Sergeant Jack Donovan erhob sich gleichfalls. Er hielt den Karabiner mit beiden Händen quer vor seiner Brust. Eine Kugel hatte ihm eine Schramme auf der Wange gerissen. Blut lief über sein Kinn.

»Sie sind fort«, stieg es rasselnd aus seinem Kehlkopf.

»So hat es den Anschein, Sergeant«, antwortete McBride kratzend. »Korporal, wie sieht es aus?«

Der Gerufene sprang auf die Beine. Er lief geduckt von einem der Soldaten zum anderen. Dann meldete er: »Sechs Tote, Sir. Sieben Mann sind verwundet. Reiter Callaghan schwer. Er wird wohl die nächste halbe Stunde nicht mehr überleben.«

McBride fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Hört denn dieser Irrsinn niemals auf?«, flüsterte er rau und brüchig. Seine Stimme hob sich. »Miles, Jones und McIntosh - seht nach, ob von den Apachen noch welche am Leben sind.«

Die drei sprangen auf. Geduckt, die Gewehre im Hüftanschlag, glitten sie davon.

»Sie haben vergessen, Sir, ihnen zu sagen, dass sie den Überlebenden nicht die Schädel einschlagen sollen«, ließ sich der Sergeant vernehmen.

»Die drei wissen genau, dass ich das nicht dulde!«, presste McBride hervor.

Wieder zog sich die Zeit in die Länge. Die Verwundeten wurden versorgt. Verbandszeug befand sich in jeder Satteltasche.

Die drei Soldaten schleppten zwei verwundete Krieger heran. Einem hatte eine Kugel einen Scheitel über den Schädel gezogen, dem anderen hatte ein Geschoss den Oberschenkel zerschmettert. In den breitflächigen, asiatisch anmutenden Gesichtern tobte der Schmerz, aber in den schwarzen Augen glomm unversöhnlicher Hass.

»Alle anderen sind tot«, berichtete McIntosh ohne Gemütsregung. Mitleid hatte er nur mit seinen Kameraden, die dem heimtückischen Überfall zum Opfer gefallen waren.

»Okay«, murmelte McBride. »Wir ziehen uns zurück. Die beiden nehmen wir mit.«

*

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ES WURDE ABEND, DIE Dunkelheit kam. Der Gila River lag über zwanzig Meilen hinter Jim Douglas und seinen Kumpanen. Sie befanden sich in den Santa Teresa Mountains und lagerten in einem Canyon. Es gab hier ein kleines Rinnsal, Gras für die Pferds und Gruppen dorniger Büsche, zwischen denen sie ihr Camp aufschlugen. Fahles Mondlicht sickerte auf den Grund des Canyons.

Sie hockten auf ihren Sätteln. Die Tiere hatten sie gehobbelt. Wy Hannagan hielt Wache am Eingang der Schlucht. Er saß auf einem Feldklotz und starrte in die Finsternis hinein. Die Winchester stand zwischen seinen Oberschenkeln auf der Erde.

Die Kerle wagten nicht, ein Feuer anzumachen. Sie verzehrten kalten Proviant und tranken dazu Wasser.

Jim Douglas sagte kauend: »Acht Skalps gestern und heute. Insgesamt haben wir jetzt fast zwanzig. Das gibt ein hübsches Sümmchen unten in Mexiko.«

»Yeah, pro Skalp dreihundert Bucks«, bestätigte Vince Slaughter grinsend. »Wir werden die Puppen tanzen lassen unten im Greaserland.«

Knirschende Schritte näherten sich. Es war Hannagan, der heranschlenderte. Er hatte sich die Winchester auf die Schulter gelegt.

»Draußen ist es ruhig wie auf einem Boothill zur Geisterstunde«, erklärte er. »Es ist sinnlos, Wache zu halten.«

Er ließ sich in das harte, trockene Gras fallen, holte seinen Tabakbeutel aus der Tasche und drehte sich im Finstern eine Zigarette. Das Streichholz flammte auf. Geisterhaft huschte der Schein der kleinen Flamme über die Gesichter. Es waren stoppelbärtige, staub- und schweißverschmierte Visagen, die im vagen Licht verwegen und hartlinig wirkten.

Das Streichholz verlosch, und nur noch der Glutpunkt der Zigarette war zu sehen.

»Wie du meinst«, sagte Jim Douglas kehlig. Die Finsternis hüllte ihn ein. Seine Stimme kam wie aus dem Grab.

»Geht dein Bruder mit uns nach Mexiko, Jim?«, erkundigte sich nach einer Weile Tab Billinger.

»Anzunehmen«, gab Douglas zurück. »Er und seine Gefährten wollen mit Sicherheit auch die Skalpe versilbern, die sie erbeutet haben. Ja, ich nehme schwer an, dass Steve und seine Leute mit uns nach Mexiko ziehen.«

»Hoffentlich müssen wir in Tucson nicht allzu lange auf sie warten«, knurrte Hannagan.

»Hast du etwas gegen Tucson?«, fragte Vince Slaughter spöttisch.

»Nein, verdammt. Aber wir haben in der Apacheria ziemlich für Furore gesorgt. Nicht nur die Rothäute werden Jagd auf uns machen, sondern auch die Armee. Die Blaubäuche fürchten einen neuen Indianerkrieg, wenn sie die Skalpjagd nicht unterbinden können.«

Douglas lachte kalt auf. »Es ist das Problem der Armee. Sollen sich die roten Filzläuse doch erheben. Wenn sie die ersten Weißen gekillt haben, setzt vielleicht auch die amerikanische Regierung Skalpprämien aus. Das wäre doch Wasser auf unseren Mühlen.«

Tab Billinger mischte sich ein. »Wenn ihr mich fragt, dann sollten wir noch ein wenig in diesem Landstrich bleiben. Warum nicht noch einmal zwanzig Skalps ergattern. Schließlich wollen wir uns doch im Greaserland für einige Zeit ein nobles Leben gönnen. Musik, Tanz, Pulque, Señoritas ...« Er schnalzte genießerisch mit der Zunge. »Das kostet Geld, eine Menge Geld.«

»Wir kriegen für die Skalps soviel Geld, dass wir uns einige Zeit ein sorgenfreies Leben in Mexiko leisten können«, gab Hannagan zu verstehen, »Wir dürfen den Bogen hier nicht überspannen.«

»Ihr habt ihn schon überspannt!«

Die Worte fielen wie Hammerschlage. Die Stimme des Mannes, der sie gesprochen hatte, klirrte wie zerberstendes Eis. Die Skalpjäger erstarrten.

Dann aber kam das Begreifen. Und sie reagierten mit blitzartiger Schnelligkeit.

Ihre Hände zuckten zu den Waffen. Hannagan federte hoch, wirbelte um seine Achse und duckte sich ab. Das Gewehr flog an seine Hüfte. Schemenhaft nahm er an der Felswand die Gestalt eines Mannes wahr. Eine hohe, hagere, mit der Dunkelheit verschmolzene Gestalt, die in einen langen Staubmantel gehüllt war.

Es war Deadlock. Bei ihm blitzte es auf. Das Mündungslicht riss ihn einen Atemzug lang aus der Finsternis. Wy Hannagan erhielt einen furchtbaren Schlag gegen die Brust. Er brach wie vom Blitz gefällt zusammen.

Die anderen Banditen waren gleichfalls herumgeschnellt. Schnell trat Deadlock in den Felsspalt zurück, in den er sich zurückgezogen hatte, nachdem er lautlos angepirscht war. Kugeln klatschten gegen das Gestein und meißelten Splitter los. Der Krach staute sich in der Schlucht und stieg die Felswände hinauf. Die Banditen stoben auseinander. Von ihnen war sich jeder nur noch selbst der Nächste.

Deadlock feuerte auf einen huschenden Schatten. Ein Gurgeln, ein dumpfer Fall, der Schatten verschwand. Deadlock war kalt wie ein Eisblock. Diese Schufte hatten nicht das Recht, zu leben. Deadlock sprang todesverachtend aus seiner Deckung. Er durfte die Kerle nicht zur Besinnung kommen lassen. Eine Kugel pfiff an ihm vorbei, er spürte ihren glühenden Stahl und hielt genau auf das Mündungslicht. Das Gewehr in seinen Fäusten spuckte heißes Blei. Der dritte Bandit wurde getroffen. Er fand noch die Kraft, erneut abzudrücken, aber das Geschoss ließ nur den Dreck vor seinen Stiefelspitzen hochspritzen. Er fiel rücklings über einen Felsbrocken und lag still.

Hämmernde Schritte verrieten, dass der vierte Bandit in die Schlucht hinein floh. Die Nacht harte ihn verschluckt. Wie eine Botschaft von Tod und Verderben verrollten die vielfältigen Echos der Detonationen.

Deadlock überlegte, ob er dem vierten Mister folgen sollte. Da wehte von einem der Banditen ein Röcheln heran. Langsam atmete Deadlock aus. Die Spannung in ihm löste sich. Die Schritte des Fliehenden verhallten. Deadlock gab sich einen Ruck.

Vince Slaughter stöhnte. Er presste die Linke gegen seine zerschossene Schulter. Blut pulsierte aus der Wunde und sickerte zwischen den Fingern des Banditen hindurch. Bleierne Benommenheit durchflutete Slaughters Bewusstsein.

Die hohe Gestalt Deadlocks löste sich aus der Dunkelheit. Sie nahm Formen an. Geschmeidig, wie ein großes Raubtier glitt Deadlock zu dem Verwundeten hin und beugte sich über ihn.

»Fünf Jungs«, flüsterte Deadlock heiser und eindringlich. »Ihr habt sie zusammengeknallt wie tollwütige Hunde!«

Die kalte, schneidende Stimme riss Slaughter aus den Nebeln, in denen er trieb. Die Schleier vor seinen Augen zerrissen. Deadlocks Gesicht sah er als hellen Klecks über sich. In Vince Slaughters Brust entstand ein Gurgeln. Es kämpfte sich hoch und brach als Stöhnen über die pulvertrockenen Lippen des Banditen. Tonlos und abgehackt entrang es sich ihm: »Wer bist du?«

Seine Stimme schwankte, klang losgelöst und spröde. Seine Zähne schlugen aufeinander. Sein Atem pfiff.

»Man nennt mich Deadlock!«

»Deadlock!«, Slaughter schrie den Namen nahezu hinaus. »Bei Gott ...«

»Gott wird dir nicht helfen, Bandit«, drang es eisig über Deadlocks Lippen. »Wie ist dein Name?«

»Slaughter - Vince Slaughter. Hölle, Deadlock, du hast mir die Schulter zerschossen. Ich verblute, wenn du mich nicht verbindest.«

Die Stimme des Outlaws hatte wieder an Festigkeit gewonnen. Es sah aus, als habe er den Schock schnell überwunden, den die Nennung des Namens in ihm ausgelöst hatte.

»Ob du nun verblutest, oder ob sie dich in Fort Thomas aufhängen, Slaughter«, versetzte Deadlock ungerührt, »das bleibt sich am Ende gleich.«

Deadlock ging zu den anderen beiden reglosen Gestalten hin. Sie waren tot. Deadlock schleppte sie zur Felswand und legte sie nebeneinander auf den Boden. Dann steckte er zwei Finger in den Mund. Sein greller Pfiff zerschnitt die Stille in der Schlucht. Deadlock kehrte zu Slaughter zurück. Slaughter hatte sich gesetzt und lehnte mit dem Rücken an einem Felsblock. Deadlock brachte sein Gesicht ganz nahe an das des Banditen heran. Der Atem des anderen streifte ihn. Er sah es in den Zügen des Banditen nervös zucken. Und ihm entgingen nicht die tiefen, dunklen Furchen, die Schmerz, Blutverlust und Angst in sie gegraben haben.

»Wie heißen deine Komplizen?«, fragte Deadlock und seine Stimme klang zwingend.

Slaughter warf den Kopf in den Nacken. »Verbinde mich, oder du erfährst kein Wort von mir!«, röchelte er.

»Nimm dein Halstuch und presse es auf die Wunde«, entgegnete Deadlock. »Wenn mein Pferd kommt, verbinde ich dich. Bis dahin wirst du schon nicht verbluten. Also, raus mit der Sprache: wie heißen deine Freunde?«

Hufgetrappel wehte heran. Schnell wurde es deutlicher.

»Douglas, Hannagan und Billinger«, murmelte Slaughter.

»Welcher Douglas? Jim oder Steve?«

»Jim.«

Der Falbe löste sich aus der Dunkelheit. Deadlock holte Verbandszeug aus seiner Satteltasche.

»Ich kann deine Wunde nur notdürftig versorgen«, erklärte er dem Banditen. »Es ist viel zu finster ...«

»Warum machst du kein Feuer?«, presste Slaughter gequält zwischen den Zähnen hervor. Der Schmerz tobte von seiner Schulter bis unter die Hirnschale und strahlte in seine Brust. Eine zunehmende Schwäche breitete sich in seinem Körper aus.

»Damit mich dein Kumpan aus sicherer Entfernung abknallen kann, wie?«, murmelte Deadlock ironisch. Er hatte den geflohenen Banditen nicht vergessen. Er war ein Mann, der nie etwas außer Acht ließ, das ihm gefährlich werden konnte. Seine Instinkte waren geschärft, ein Leben voll tödlicher Gefahren hatte ihn geprägt.

Slaughter schwieg verbissen. Deadlock holte sein Messer aus dem Stiefelschaft und schnitt Slaughter das Hemd vom Leib. Dann verband er die Wunde, so gut es bei den schlechten Lichtverhältnissen ging. Anschließend fesselte er Slaughter die Hände.

Deadlock nahm dem Falben Sattel und Zaumzeug ab, dann setzte er sich an den Felsen. Der Mond wanderte über die Schlucht hinweg. Hin und wieder verdunkelten ihn ziehende Wolkenfetzen. Ungezählte Sterne flimmerten am Himmel. Der fahle silbrige Schein verschwand von den Felswänden. Im Canyon wurde es stockfinster.

Der Falbe lag in seiner Nähe auf dem Boden. Die Pferde der Banditen schliefen. Slaughter stöhnte und ächzte. Deadlock legte sich das Gewehr quer über die Oberschenkel. Weit streckte er die Beine von sich. Er war müde, durfte aber nicht schlafen. Der entkommene Bandit stellte eine zu große Gefahr dar.

Kälte begann aus dem Boden zu kriechen. Sie durchdrang Deadlocks Kleidung und ließ ihn frösteln. Aber sie half ihm, wach zu bleiben. Endlos zogen sich die Stunden dahin. Aber dann lichtete sich über der Schlucht die Dunkelheit. Die Sterne begannen zu verblassen. Steif erhob sich Deadlock. Seine Augen brannten. Er reckte sich, bog das Kreuz durch, schlug die Arme einige Male um seinen Körper, um die Muskeln und Sehnen zu lockern und die Blutzirkulation anzuregen. Das Morgengrauen fiel zwischen die Felswände.

Deadlock stapfte zum Lagerplatz der Banditen. Da lagen die Sättel. In den Futteralen steckten die Gewehre. Nur einer der Scabbards war leer. Ein kleiner, prallgefüllter Leinensack lag auf der Erde. Die dunklen Flecken waren Blut. Deadlock drehte sich der Magen um. Er kannte den Inhalt. Es waren die Skalps, die die Mörder erbeutet hatten. Der Sack war zugebunden.

Schnell nahm die Helligkeit zu. Deadlock bohrte seinen Blick in die Schlucht hinein. Nichts regte sich. Er sattelte die Pferde und knüpfte den blutigen Sack an einen Sattelknauf.

Slaughter war wach. Unter halb gesenkten Lidern hervor beobachtete er Deadlock. Ein tückisches Schillern war in seinen Augen. Slaughter sah mitgenommen aus. Seine Lippen waren rissig. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Er hechelte: »Einer der Burschen dort beim Felsen ist Jim Douglas. Sein Bruder wird dich dafür in die Hölle schicken.«

»Wir werden sehen«, murmelte Deadlock gelassen. »Hoch mit dir, Bandit.«

Slaughter rappelte sich auf die Beine. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Der Verband um Brust und Schulter war blutig. Slaughter fror erbärmlich.

»Setz dich dort auf den Felsen«, murmelte Deadlock. »Ich will noch einmal nach deiner Wunde sehen.«

Es war ein grässliches Loch, das seine Kugel gerissen hatte. Deadlock wusch die Wunde mit Wasser aus, dann stopfte er etwas Verbandstoff in den Wundkanal, und schließlich legte er Slaughter einen festen Verband an. Der Bandit war der Ohnmacht nahe, als Deadlock fertig war. Der Schmerz in seiner Schulter eskalierte. Sein Gesicht war grau. Er zitterte.

Deadlock nötigte Slaughter in den Sattel. Mit den vorne gebundenen Händen konnte der Outlaw die Zügel führen. Dann saß Deadlock auf.

*

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ZERSCHLAGEN, ZERSCHUNDEN, körperlich und geistig am Ende - so kam Captain Phil McBride mit dem Rest seiner Abteilung im Laufe des Vormittags in Fort Thomas an. Auf den wenigen Pferden, die ihnen geblieben waren, saßen zusammengekrümmt und mit rotgeränderten Augen die Verwundeten. Die beiden gefangenen Apachen mussten zusammen auf einem Pferd sitzen. Auch diese von der Wüste und einem kargen Leben gestählten Krieger waren ausgelaugt und erschöpft. Die Kavalleristen, die laufen mussten, taumelten nur noch willenlos dahin.

Soldaten liefen aus ihren Unterkünften. Die Wachbaracke leerte sich. Alles, was zwei Beine hatte, kam ins Freie. Zivilisten, die sich im Fort aufhielten, mischten sich unter die Soldaten. Die Gesichter waren ernst, in den Augen spiegelten sich Entsetzen und Betroffenheit.

Auf der staubigen Straße zwischen Exerzierplatz und Kommandantur ließ der Captain anhalten. Einige der ausgelaugten Kavalleristen sanken dort, wo sie gerade standen, in den Staub. Ihre Köpfe baumelten kraftlos vor der Brust. Die Verwundeten starrten mit erloschenem Blick auf die Tür, aus der jeden Augenblick Colonel John B. Brown treten musste.

Rings um sie herum sammelten sich die Menschen. Jeder wollte hören, was geschehen war. Der Fortkommandant trat aus der Tür. McBrides Gestalt straffte sich. Er legte die Rechte an den Feldhut. Seine Stimme krächzte staubheiser: »Wir gerieten in den Gila Mountains in einen Hinterhalt der Apachen, Sir, und mussten umkehren. Sechs Mann starben sofort, der Reiter Callaghan starb unterwegs. Sechs Mann sind verwundet.«

Der finstere Blick des Colonels sprang von einem der abgerissenen und verschmutzten Soldaten zum anderen. Eine steile Falte bildete sich über seiner Nasenwurzel. Sie reichte fast bis zum Haaransatz. Von diesen Männern konnte er nicht mehr erwarten, dass sie Haltung annahmen. Er starrte die beiden Gefangenen an. Stoisch blickten sie an ihm vorbei. Ihre Gesichter waren wie aus Holz geschnitzt.

»Sie haben Gefangene gemacht«, grollte das raue Organ des Colonels. »Sind das Leute von Loco?«

»Ich weiß es nicht, Sir. Die Kerle haben noch kein einziges Wort von sich gegeben. Ich weiß nicht einmal, ob es Locos Bande war, die uns den Hinterhalt legte.«

»Egal«, stieß Brown hervor. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Die beiden werden hängen. Ich werde ein Exempel statuieren. Morgen früh knüpfen wir sie an einer der Korkeichen vor dem Fort auf. Und wir lassen sie hängen - zur Abschreckung.«

McBride verschluckte sich fast. Was der Colonel beabsichtigte, war ungeheuerlich. Mit der Hinrichtung der beiden Indsmen würde er selbst in das Herz des friedlichsten Apachen den giftigen Stachel des Hasses stoßen. McBrides krustige Lippen sprangen auseinander. Aber er kam nicht dazu, etwas zu sagen. Denn der Colonel winkte schroff ab.

»Sparen Sie sich Ihren Kommentar, Captain, Ich weiß schon, was ich tue.«

McBride würgte hinunter, was ihm auf der Zunge brannte. Heiser, mit belegter Stimme, fragte er: »Sir, kann ich den Befehl zum Wegtreten geben?«

Der Colonel nickte wortlos, dann machte er auf dem Absatz kehrt.

McBride hielt mit Gewalt den hochspülenden Zorn unter Kontrolle. Er wandte sich den Soldaten zu. »Wegtreten, Leute! Ruht euch aus. Ihr seid durch die Hölle gegangen und habt Ruhe verdient.«

Einige Wachsoldaten rannten herbei und zerrten die Apachen vom Pferd. Auf die Verletzungen der Roten nahmen sie keine Rücksicht. Sie schleppten sie zur Wachbaracke, in deren Keller sich die Gefängniszellen befanden. Den Verwundeten wurde von den Pferden geholfen. Man brachte sie in die Lazarettbaracke. Andere Soldaten kümmerten sich um die ausgemergelten, völlig apathisch am Boden hockenden Kavalleristen, die den Tod hautnah erlebt hatten. Die Pferde wurden fortgeführt.

Der Colonel war in seinem Bau verschwunden. McBride ging langsam zu seiner Unterkunft. Eines Tages erstickt Brown an seiner Unzufriedenheit und seinem zügellosen Hass auf die Apachen!, durchflutete es McBrides Bewusstsein. Das Land wird im Blut ertrinken, wenn er die beiden Indsmen hängen lässt.

Die Zukunft, die sich vor McBrides geistigem Auge herauskristallisierte, war so finster wie seine Gedanken.

Fünf Minuten später lag er auf seinem Bett. Er verfiel sofort in tiefen Schlaf.

*

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ALS DIE SONNE IHREN höchsten Stand überschritten hatte, zog Deadlock mit seinem Gefangenen und drei ledigen Pferden durch das Palisadentor von Fort Thomas. Der wachhabende Offizier trat ihm in den Weg. Deadlock hielt an.

»Deadlock - Sie?« rief der Lieutenant überrascht. Er schaute auf Slaughter. Der Bandit war fertig. Der Schweiß rann ihm in Bächen über das hohlwangige Gesicht. »Wen bringen Sie denn da?«, setzte der Lieutenant hinzu.

»Sein Name ist Vince Slaughter. Er ermordete zusammen mit drei Komplizen fünf junge Krieger. Es sind Skalpjäger. Zwei der Banditen musste ich töten. Einer entkam. Allerdings musste er die Apacheria auf Schusters Rappen durchqueren.« Deadlock grinste lahm. »Sperren Sie diesen Schuft ein, Lieutenant. Ich werde dem Colonel Bericht erstatten.«

Der junge Offizier winkte zwei Wachsoldaten herbei. »Bringt ihn ins Gefängnis«, trug er ihnen auf und wies mit einer knappen Geste auf Slaughter.

»Ich brauche einen Arzt!«, geiferte der Bandit. »Deadlock, verdammt, ich ...«

Die beiden Soldaten zerrten ihn vom Pferd. Er brüllte auf. Deadlock sagte zu dem Lieutenant: »Es sollte sich wohl tatsächlich der Doc um ihn kümmern. Er hat ein übles Loch in der Schulter. Übernehmen Sie die Gäule der Banditen, Lieutenant?«

»Sicher. Lassen Sie sie einfach stehen, Deadlock. Heh, was ist in dem blutigen Sack?«

»Skalps«, erwiderte Deadlock angeekelt.

Slaughter wurde in die Wachbaracke dirigiert. Die Soldaten fassten ihn nicht mit Samthandschuhen an. Kerle von der Sorte Slaughters schürten den Hass im Indianerland, und viele ihrer Kameraden fielen diesem fanatischen Hass zum Opfer.

»Bei allen Heiligen!«, flüsterte der Lieutenant entsetzt.

Deadlock ritt zur Kommandantur. Er leinte den Falben an den Haltebalken und ging hinein. Eine Ordonnanz meldete ihn beim Colonel an, und gleich darauf stand er vor dem Schreibtisch des Fortkommandanten.

Browns Brauen zuckten in die Höhe. Herablassend musterte er Deadlock, was der Kopfgeldjäger gelassen über sich ergehen ließ. Er hatte den Hut abgenommen. Eine Strähne seines schweißnassen, sandfarbenen Haares fiel ihm in die Stirn. Von seinen Schultern rieselte Staub zu Boden.

»Was wollen Sie, Deadlock?«, schnarrte Brown unfreundlich. »Sind Sie einem steckbrieflich Gesuchten auf der Spur, den Sie in Fort Thomas vermuten?«

Unverhohlener Zynismus und kalte Verachtung hatten im Tonfall seiner Stimme gelegen.

Seine Erhabenheit, seine Arroganz jedoch prallten an Deadlock ab. Die Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit. Unbeeindruckt sagte Deadlock: »Ich habe Ihnen einen Skalpjäger gebracht, Colonel. Es waren vier. Sie ermordeten am Gila River fünf junge Chiricahuas und skalpierten sie.«

»Vier?«, spuckte Brown förmlich.

»Yeah. Zwei schmoren in der Hölle, einer ist entkommen. Sie hatten einen ganzen Sack voller Skalps. Die Mexe hätten ihnen ein Vermögen dafür gezahlt.«

Langsam drückte der Colonel seinen Körper vom Stuhl in die Höhe. Er stemmte sich mit beiden Armen auf die Schreibtischplatte. Seine Brauen schoben sich zusammen. »Waren die Rothäute auf dem Kriegspfad?«

Deadlock schüttelte den Kopf. »Es waren Jäger.«

Die Kiefer Browns begannen zu mahlen. »Vor zwei Tagen haben Loco und seine Teufel die Gonzales-Farm überfallen. Pablo Gonzales haben sie umgebracht, seine Frau und seine Tochter entführt. Ich schickte Captain McBride mit einer Abteilung zu Taza in die Reservation. In den Gila Bergen geriet der Trupp in einen Hinterhalt. Es gab Verluste, Deadlock. Weiße Männer starben. Und da weinen Sie mir wegen einiger getöteter Apachen etwas vor!«

Deadlocks Augen wurden eng. Zwischen den Lidern funkelte es unheilvoll. Schroff stieß er hervor: »Es waren fast noch Kinder, Colonel. Sie wurden skrupellos aus dem Hinterhalt abgeknallt. Friedliche Reservat-Apachen, die auf der Jagd waren, um ihren Hunger zu stillen.«

»Es gibt keinen friedlichen Apachen!«, fauchte Brown. »Dass die mexikanische Regierung Prämien für Apachenskalps zahlt, wird schon seinen guten Grund haben. Den Mann, den Sie gefangen haben - soll ich ihn anklagen, nur weil er geholfen hat, das Land von einer Plage zu befreien?«

»Colonel«, erwiderte Deadlock sanft - gefährlich sanft, »wenn Sie es nicht tun, werde ich einen Bericht nach Phönix schicken. Dort hat man nämlich kein Verständnis für Apachenmörder, und auch nicht für Offiziere, die mit ihnen sympathisieren.«

»Hinaus mit Ihnen!«, brauste Brown auf. Sein Gesicht war dunkel angelaufen. Er machte den Eindruck, als wollte er sich auf Deadlock stürzen.

Ihre Blicke kreuzten sich wie Degenklingen. Jähe Feindschaft stand zwischen ihnen. Deadlock spürte den Anprall des Hasses, der von Brown ausging, fast körperlich. Er stülpte sich den Hut auf den Kopf. »Sie sind kein Mann für das Apachenland, Colonel«, presste er hervor. »Männer wie Sie richten hier nur Schaden an.«

Abrupt schwang er herum. Der Colonel schnaubte vor Wut. Die Tür fiel hinter Deadlock ins Schloss.

Deadlock trat ins Freie. Tief inhalierte er die würzige Luft. Bitterkeit erfüllte ihn. Er leinte den Falben los, als er sich aber in den Sattel ziehen wollte, kam der wachhabende Lieutenant gelaufen. Er rief seinen Namen: »Deadlock!«

Details

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Erscheinungsjahr
2017
ISBN (ePUB)
9783738915945
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Dezember)
Schlagworte
pete hackett western kämpfe
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Titel: Pete Hackett Western - Kämpfe, reite und töte