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Alfred Bekker Western: Blutspur

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2017 140 Seiten

Zusammenfassung

Blutspur
Western-Roman von Alfred Bekker
XX
Der Umfang dieses Buchs entspricht 105 Taschenbuchseiten.

Wesley Carrington war ein Mann, der den Streit anzog wie der Dreck die Fliegen. Unglücklicherweise gehörte er zu meiner Treibmannschaft, mit der ich 3000 Rinder nach Mexiko bringen wollte... Und damit nahm das Verhängnis seinen Lauf...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dedication

Ich begann mit sieben Jahren, Geschichten zu schreiben. Meine Eltern hatten ein Haus gebaut und da wohl in allen Familien, die so etwas wagen, das Geld etwas knapp ist, verkauften sie nebenberuflich als Provisions-Vertreter Häuser jener Fertighaus-Firma, von der sie ihr eigenes Haus erworben hatten. Unser Haus fungierte als Muster-Haus. Zu einem besonderen Werbe-Event waren über den Tag verteilt ca. 3000 Menschen bei uns, um sich das "Muster-Haus" anzusehen.

Ich saß da und schrieb. Dutzende dieser Leute fragten mich: "Na, machst du Hausaufgaben?"

Und ich sagte: "Nein, ich schreibe einen Roman!" Wenn ein Siebenjähriger das sagt, erntet er dafür nur ungläubige Blicke. Ich versuchte vergeblich, das zu erklären. "Also du schreibst etwas für die Schule", bekam ich dann beispielsweise von verständnislosen Erwachsenen zur Antwort. Ich habe zunächst tapfer zur Flagge der Wahrheit gestanden und meinen Gesprächspartnern versucht zu erklären, was ich tue. Irgendwann, nach vielleicht einem Dutzend  "Machst-du-Hausaufgaben?"-Fragen, habe ich es dann aufgegeben und nur noch gesagt: "Ja, ich mache Hausaufgaben." Manchmal will die Wahrheit eben einfach niemand wissen, und vor allem dann, wenn sie von der erwarteten Antwort abweicht, irritiert sie die meisten Menschen  nur.

ALFRED BEKKER

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Blutspur

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Western-Roman von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 105 Taschenbuchseiten.

Wesley Carrington war ein Mann, der den Streit anzog wie der Dreck die Fliegen. Unglücklicherweise gehörte er zu meiner Treibmannschaft, mit der ich 3000 Rinder nach Mexiko bringen wollte... Und damit nahm das Verhängnis seinen Lauf...

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author/ Titelbild Firuz Askin

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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1

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Ich stand an der Bar des "Drunken Sinner"-Saloon in Dodge City und hatte gerade meinen Whisky geleert, als die Schwingtüren auseinander flogen.

Drei Männer traten ein.

Sie trugen die Revolver tiefgeschnallt um die Hüften.

Einer von ihnen hielt eine Shotgun im Anschlag.

Das Trio wandte sich dem Spieltisch in der Mitte des Schankraums zu. Ein hagerer Mann mit dunklem Hut und brauner Cowboy-Weste saß dort mit drei anderen Männern beim Pokern.

Der Kerl mit der Shotgun trat vor, richtete den Lauf der Waffe auf den Hageren und rief: "Jetzt wird abgerechnet, Wesley Carrington!"

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2

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Eine Augenblick lang herrschte absolute Stille im Saloon.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Die Männer am Kartentisch waren zu Salzsäulen erstarrt.

Wesley Carringtons Hände befanden sich beide auf dem Tisch.

Er behielt sein Blatt in der Rechten.

Der Kerl mit der Shotgun verzog das Gesicht.

"Na, da staunen Sie, dass wir uns so schnell wiedersehen, was?"

Er wandte sich an die anderen Männer am Tisch. "Dieser Mann ist ein Falschspieler! Meine Freunde und mich hat er auch übers Ohr gehauen!"

Einer der beiden anderen Eindringlinge meldete sich zu Wort. Er war der Kleinste von den dreien, hatte einen schwarzen Vollbart und die Rechte am Coltgriff. "Ich hatte gleich das Gefühl, dass es bei unserer Poker-Runde im Grassland King Saloon von Topeka nicht mit rechten Dingen zuging", meinte er. "Das Saloon-Girl, das unsere Karten ausspioniert und dir Zeichen gegeben hat, war ziemlich gesprächig..."

"Was habt ihr mit Sally gemacht?", höhnte Carrington.

"Wahrscheinlich den Revolver an die Schläfe gesetzt..."

"Das war gar nicht nötig", erwiderte der Mann mit der Shotgun.

"Ein Golddollar hatte dieselbe Wirkung."

"Wenn Sie wollen, können wir nach draußen gehen und die Sache ausschießen", schlug Wesley Carrington vor.

Er wollte sich erheben.

Die Stimme des Bärtigen ließ ihn erstarren.

"Bleiben Sie sitzen und rühren Sie sich nicht, Carrington", fauchte der Bärtige. "Eine falsche Bewegung und Sie haben ein Loch im Kopf."

Carringtons Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten.

Der Bärtige ging ein paar Schritte nach rechts.

Der dritte Mann, ein breitschultriger blonder Hüne, blieb bei den Schwingtüren.

Inzwischen wandte sich der Kerl mit der Shotgun an die Männer, die mit Carrington am Pokertisch saßen.

"Verschwindet besser, Jungs. Ihr habt mit der Sache nichts zu tun."

Das ließen sich die Pokerspieler nicht zweimal sagen. Es waren Farmarbeiter aus der Umgebung. Keiner von ihnen trug einen Revolvergurt.

Sie waren froh, mit heiler Haut aus dieser brenzligen Situation heraus zu kommen, steckten ihre Einsätze ein und gingen zur Seite.

Die drei Fremden hatten genau das, was sie wollten. Ein freies Schussfeld, um Carrington über den Haufen zu schießen.

Ich wandte mich an den Saloon-Keeper.

"Besser, jemand holt den Town Marshal!", sagte ich.

"Ich habe den Küchenjungen losgeschickt!", raunte der Keeper.

"Aber heute ist Samstag, da geht Marshal Davis häufig angeln."

"Damned!", stieß ich hervor.

"Sorry, ich kann's nicht ändern!"

Die drei Fremden hatten Wesley Carrington inzwischen eingekreist.

"Vielleicht können wir das Problem auf zivilisierte Weise lösen", mischte ich mich ein.

"Halten Sie sich da raus, Mister!", fauchte mir der Mann mit der Shotgun entgegen. "Sonst kann ich für nichts garantieren! Gott weiß, wie viele rechtschaffene Männer dieser Betrüger schon um ihren Besitz gebracht hat! Jetzt ist es Zeit, einen Teil davon zurückzugeben!"

In Wesley Carringtons Gesicht zeigte sich jetzt ein zynisches Grinsen. Mir war dieser hagere Mann schon eine ganze Weile zuvor aufgefallen. Er hatte nämlich verdächtig oft gewonnen.

Ein überhebliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

"Wenn ihr Bastarde Geld von mir wollt, müsst ihr es euch holen, Gents!" Er lachte rau. "Aber ich wette, dazu seid ihr nicht Manns genug!"

Das Gesicht des Bärtigen lief dunkelrot an.

"Das kannst du haben!", schrie er.

Er riss den Colt heraus. Aber Carrington war dermaßen schnell, dass der Bärtige gar nicht mehr zum Schuss kam.

Getroffen sackte der Kerl in sich zusammen.

Einen Augenaufschlag später krachte die Shotgun des Anführers der Gruppe los.

Carrington hatte das vorausgeahnt und sich seitwärts auf den Boden gehechtet.

Die Bleiladung der Shotgun zerfetzte den Stuhl, auf dem Carrington gerade noch gesessen hatte. Zwei Unbeteiligte an benachbarten Tischen bekamen etwas von dem tückischen Schrot in die Beine und schrieen auf.

Carrington rollte blitzartig auf dem Boden herum und feuerte zurück.

Er traf den Shotgun-Schützen mitten in die Stirn.

Der Mann fiel der Länge nach zu Boden. In verrenkter Haltung blieb er regungslos liegen.

Inzwischen hatte der blonde Hüne bei den Schwingtüren längst den Revolver in der Hand.

Aber sein Schuss auf den am Boden liegenden Carrington war überhastet und schlecht gezielt. Eine Handbreit neben Carringtons rechter Schulter ging die Kugel in die Fußbodenbretter. Holz splitterte.

Carringtons Kugel traf den großen Blonden hingegen in die Schulter.

Der Blonde schrie auf. Halb vor Wut halb vor Schmerz. Er taumelte rückwärts durch die Schwingtüren aus dem Saloon.

Carrington rappelte sich auf.

Er machte zwei schnelle Schritte in Richtung der Schwingtüren.

Offenbar wollte er dem Blonden nachsetzen.

Ich hörte von oben Schritte, blickte hinauf und sah, wie ein Mann mit einer Sharps-Rifle hinter der Balustrade auftauchte und auf Carringtons Rücken zielte. Der Rifle-Schütze musste auf das Vordach des Saloons geklettert und durch eines der Zimmerfenster ins Obergeschoss gelangt sein.

Er drückte seine lange Sharps-Rifle ab.

Ich riss den Colt heraus, feuerte annähernd im selben Moment und traf den Kerl in der Brust. Mit einem Schrei sackte er über die Balustrade. Sein eigener Schuss wurde dadurch verrissen und ließ den Leuchter in Scherben gehen, der mitten im "Drunken Sinner"

von der Decke hing.

Der Rifle-Schütze fiel auf einen der Tische. Sein massiger Körper ließ die Tischbeine aus dem Leim gehen und drückte die Platte auf den Boden. Whisky-Gläser kegelten klirrend zu Boden.

Wesley Carrington wirbelte blitzartig herum, den Colt in der Faust.

Von draußen war das Geräusch eines galoppierenden Pferdes zu hören.

Der blonde Hüne machte sich wohl gerade auf und davon.

Carrington sah mich an, grinste schief. Er steckte den Revolver ein. Ich tat dasselbe. Nie zuvor hatte ich einen Revolverschwinger gesehen, der schneller das Eisen in der Hand hatte als Wesley Carrington.

"Danke, Mister..."

"Burns", sagte ich. "Jim Burns."

"Nichts für ungut. Schätze, ich bin Ihnen jetzt was schuldig!"

Ich deutete auf den Toten mit der Sharps-Rifle. "Mir gefällt es einfach nicht, wenn versucht wird, jemanden von hinten zu erschießen."

Carrington lachte.

"Mit drei Männern wäre ich fertig geworden -—aber der Vierte hätte mir mit Sicherheit den Garaus gemacht. Das war wirklich knapp."

"Was waren das für Männer?", fragte ich.

Carrington zuckte die Achseln und machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Ich kenne ihre Namen nicht. Ich habe sie flüchtig bei einer Pokerrunde in Topeka kennen gelernt. Die Gentlemen konnten es wohl einfach nicht verwinden, dass sie kein Gefühl für die Karten in den Fingern haben..."

"...oder dass sie tatsächlich betrogen wurden!", mischte sich einer der anderen Männer ein.

Carringtons Hand glitt unwillkürlich zur Hüfte.

Meine ebenfalls.

Wir rissen beide annähernd gleichzeitig die Waffe heraus, nur dass seine in Richtung des Mannes zeigte, der die Bemerkung hatte fallen lassen. Der Kerl war Mitte fünfzig, grauhaarig und so überrascht, dass er seinen Colt nicht rechtzeitig aus dem Holster bekam. Jetzt stand er vollkommen erstarrt da. Gegen einen Schützen wie Carrington zu ziehen, wenn dieser den Colt schon in der Hand hielt, war Selbstmord, das wusste er.

"Das Eisen weg!", befahl ich.

Carrington atmete tief durch.

Sein Gesicht hatte eine dunkelrote Farbe angenommen.

"Ich sagte ja, Sie haben was gut bei mir", wandte er sich an mich.

Er steckte den Revolver zurück ins Holster und trat zu mir an den Schanktisch. "Sie sind aber auch ganz schön schnell, Mr. Burns!"

"Man tut, was man kann!"

"Was trinken Sie?"

"Whisky."

"Whisky für mich und den Gentleman, der mir im wahrsten Sinn des Wortes den Rücken frei gehalten hat!", rief er dem vollkommen blass gewordenen Keeper zu. "Na los, worauf warten Sie?", bellte Carrington ihn an, nachdem sich der Salooner zunächst nicht rührte.

Erst danach löste er sich aus seiner Erstarrung.

"Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Lassen Sie die Finger von den Karten!", sagte ich. "Die scheinen Ihnen nur Ärger einzubringen!"

"Wollen Sie mich etwa auch als Betrüger beschuldigen?"

"Nein, kein Gedanke."

Er lachte heiser. "Wenn ich es einem verzeihen würde, dann Ihnen!" Er trank seinen Whisky in einem Zug. "Was machen Sie eigentlich, Burns? Sie sehen aus wie ein Cowboy, mit Ihren staubbedeckten Chaps."

"Zusammen mit einem Partner habe ich eine Ranch hier in der Nähe. Wir züchten Rinder."

"Oh, dann habe ich Sie unterschätzt." Er bestellte einen weiteren Whisky, trank das Glas abermals in einem Zug aus und fügte anschließend hinzu: "Den ganzen Tag im Sattel, das ist ein Knochenjob. Vor allem während des Round up."

"Sie haben so etwas schon mal gemacht und kennen sich aus?"

Carrington nickte. "Ist schon ein paar Jahre her. Reich wird niemand dabei."

"Wem sagen Sie das!"

"Heute wäre das nichts mehr für mich, glaube ich."

Ich hob die Augenbrauen. "Schade, wir suchen nämlich Leute.

Die Eisenbahn zahlt so gute Löhne, dass es schwer ist, noch jemanden für einen normalen Cowboy-Lohn anzuheuern."

"Ich habe gehört, die Bahn soll über Dodge City geführt werden."

"Zurzeit legen sie die Schwellen in der Nähe von Travis.

Schätze, es dauert noch 'ne Weile, bis sie hier in Dodge angelangt sind."

Eine der anderen Männer am Schanktisch wandte sich plötzlich an mich.

"Habe ich das richtig gehört, Sie sind Rinderzüchter?"

Ich wandte mich herum und blickte in das Gesicht eines etwa vierzig Jahre alten, rundlichen Mannes. Er trug Anzug, Weste und Schleife, dazu einen Stetson. "Das stimmt", bekannte ich.

"Wie groß ist Ihre Herde?"

"Etwa dreitausend Stück Vieh."

Er reichte mir die Hand. "Entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Ashton. Phil Ashton. Ich bin Handelsagent und möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Mr.

Burns -—so war doch Ihr Name?"

"Wenn das heißt, dass Sie mir ein paar Rinder abkaufen wollen, bin ich ganz Ohr, Mr. Ashton."

"Ein paar Rinder?", echote er und lachte. "Die ganze Herde will ich! Zum doppelten des üblichen Preises, den man Ihnen zurzeit auf dem Rindermarkt in Wichita bezahlen würde!"

"Wie bitte?"

Ich glaubte schon, mich verhört zu haben.

"Sie haben ganz richtig verstanden, Mr. Burns. Meine Provision zahlt übrigens der Mann, dem Sie die Herde übergeben werden.

Damit haben Sie nichts zu tun. Sie können also ein kleines Vermögen machen."

"Was ist das für ein Kunde, der so dringend Rinder braucht?"

"Er heißt José Ramirez, ist Halb-Mexikaner und residiert in Laredo. Das ist auch der Haken an der Sache. Sie müssten bereit sein, Ihre Herde nach Laredo zu treiben!"

Ich pfiff durch die Zähne.

"Ein ganz schöner Weg! Und nicht ungefährlich! Mit den Indianern kann man im Allgemeinen verhandeln, aber das Stück Niemandsland zwischen Kansas und Texas macht mir Sorgen. Dort gibt es kein Gesetz für Weiße. Die Indianer der sogenannten zivilisierten Stämme, zu deren Gebiet dieses Land zählt, haben ja ihre eigene Justiz..."

"Mr. Burns..."

"In diesem Gebiet gibt es jede Menge Gesindel. Die Viehdiebe warten dort doch nur darauf, dass eine Treibherde vorbeikommt, die sie übernehmen können! Leichter als sich selbst eine Herde heranzuzüchten ist es auf jeden Fall!"

"Nun, wenn Ihnen die Sache zu heiß ist, Mr. Burns..."

"Das habe ich nicht gesagt!"

"Ich hatte Sie eigentlich auch so eingeschätzt, als wären Sie aus einem etwas härteren Holz geschnitzt!"

Ich grinste breit.

"Warum zahlt dieser Ramirez einen so hohen Preis für die Rinder?", hakte ich nach. "Und vor allem: Warum kauft er sie nicht in der Umgebung von Laredo?"

"Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Sie haben sicher von der Dürre gehört, die den texanischen Chaparral im letzten Jahr heimgesucht hat?"

"Es war auch hier in Kansas ganz schön trocken", erwiderte ich.

Ashton nickte. "Mag sein, aber dort unten am Rio Grande sind die Rinder wie die Fliegen gestorben. Ganze Herden sind zu Grunde gegangen. Ramirez hat alles aufgekauft, was er noch finden konnte.

Aber das wird nicht reichen. Und weiter nördlich haben viele Züchter feste Kontrakte mit Händlern in Montana und Wyoming unterschrieben, aus denen sie nicht einfach heraus können..."

"Und was will dieser Ramirez mit all den Rindern?"

"Er verkauft sie nach Mexiko weiter!"

"Ich dachte, da herrscht Krieg!" Alles was man im Moment aus Mexiko hörte lief auf Chaos hinaus. Rebellen unter der Führung eines gewissen Benito Juarez erhoben sich gegen die Herrschaft des Kaisers Maximilian. Außerdem hörte man von Apachen-Horden, die ganze Landstriche unsicher machten.

"Die Rinder werden weiter an die mexikanische Golfküste verkauft. Zur Versorgung der französischen Truppen, die dort anlanden und ohne die Kaiser Maximilian wohl schon längst nicht mehr regieren würde!"

"Dann verkaufe ich letztlich also an die mexikanische Regierung?"

Ashton bestätigte das. "Das ist korrekt."

Ich zuckte die Achseln. "So lange ich die Herde nicht über mexikanischen Boden treiben muss, soll mir das gleichgültig sein!"

"Das ist garantiert. In Laredo sind Sie die Herde los. Mein Wort drauf!"

An dem Handel, den Ashton mir vorgeschlagen hatte, war nichts auszusetzen.

"Ich denke, wir könnten uns einig werden. Ich muss die Sache zwar noch mit meinem Partner durchsprechen, aber ich nehme an, dass er das genauso sieht!"

"Sofern er rechnen kann bestimmt! Wann geben Sie mir bescheid?"

"Auf jeden Fall heute noch!"

"Gut! Ich bin in Grayson's Hotel zu erreichen, Mr. Burns!"

"Sie hören von mir!", versprach ich.

Ashton sah auf seine Taschenuhr. "Ich habe noch einen dringenden Termin. Sie entschuldigen mich."

"Natürlich."

"Wir sehen uns, Mr. Burns."

"Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen!"

Der Handelsagent verließ den Saloon.

Wesley Carrington hatte unserer Unterhaltung aufmerksam zugehört.

"Sie sehen aus, als hätten Sie den Deal Ihres Lebens gemacht, Mr. Burns", stellte er fest.

Ich lachte. "Kann man wohl sagen."

Wenig später tauchte der Town Marshal auf. Marshal Davis war ein großgewachsener, breitschultriger Mann mit dunklen Haaren und tiefliegenden Augen.

Er deutete auf einen der Toten, die immer noch auf dem Boden lagen.

"Es soll hier 'ne Schießerei gegeben haben", stellte er fest.

Er ließ sich von verschiedenen Zeugen das Geschehen schildern.

Alle Befragten konnten bestätigen, dass die Männer aus Topeka zuerst gezogen hatten. Wesley Carringtons Handlungsweise war juristisch also als Notwehr zu betrachten.

Trotzdem wandte sich Marshal Davis an Carrington, der nichts weiter getan hatte, als sich zu verteidigen.

"Ich möchte, dass Sie aus der Stadt verschwinden, Carrington", forderte Davis.

Carrington schob sich den Hut in den Nacken.

"Was werfen Sie mir denn vor, Marshal? Dass ich mein Leben verteidigt habe?"

"Sie ziehen den Ärger an wie die Motten das Licht. In Missouri werden Sie als Falschspieler und Betrüger gesucht. Außerdem erschießen Sie verdächtig viele Männer in Notwehr!"

"Ich bin ein rechtschaffener Bürger!"!

"Nein, das sind Sie nicht, Carrington. Ich weiß nicht, warum die Männer aus Topeka Sie unbedingt umbringen wollten, aber eins steht für mich fest: Diese Toten hier sollen die letzten sein, die in Dodge City mit Ihrem Namen in Zusammenhang gebracht werden!"

"Hören Sie..."

"Sehen Sie zu, dass Sie raus kommen, sich auf Ihren Gaul setzen und so viele Meilen wie nur irgend möglich zurücklegen!

Andernfalls überlege ich mir, ob ich Sie nicht doch einloche und telegrafisch in den benachbarten Staaten abfrage, ob da noch etwas gegen Sie vorliegt!"

Carrington schluckte.

Er wandte sich an mich.

"Man sieht sich immer zweimal, Mr. Burns."

Dann wandte er sich zum Gehen. Mit weiten Schritten verließ er den Saloon und ließ dessen Türen hinter sich schwingen. Im nächsten Augenblick hörte man die Hufgeräusche eines davon galoppierenden Pferdes.

"Was wissen Sie über den Kerl, Davis?", wandte ich mich an den Marshal. Ich kannte Davis schon einige Jahre lang. Bevor er den Job als Town Marshal bekommen hatte, war er Vormann auf unserer Ranch gewesen. Als Marshal verdiente er immerhin einen Dollar mehr am Tag.

"Ein übler Bursche. Lungert seit einer Woche hier in Dodge herum. Ein Revolverheld, der es immer so hinkriegt, dass der andere zuerst zieht. Ich kann Ihnen einiges über ihn erzählen... Leider gab es bislang keinen juristisch einwandfreien Grund, gegen ihn vorzugehen. In Kansas gibt es keinen gültigen Haftbefehl gegen ihn." Davis seufzte. "Ihn aus der Stadt zu werfen war auch nicht einwandfrei, aber vielleicht hätte ich das trotzdem schon früher tun sollen. Jetzt ist es jedenfalls zu spät, um das zu bedauern." Dabei deutete er auf den Toten mit der Sharps-Rifle.

"Den da habe ich auf dem Gewissen", sagte ich. "Er wollte Carrington von hinten erschießen, da bin ich ihm zuvor gekommen."

"Auf jeden Fall hat Carrington nicht den gleichen Sinn für Fairness wie Sie, Burns", stellte Davis fest. "Wussten Sie übrigen, dass er mal Hilfssheriff war?"

"Nein."

"Drüben in Missouri. Man hat ihn aus dem Amt gejagt, weil er einen Gefangen misshandelte. Der Kerl starb an den Folgen der Sonderbehandlung, die Carrington ihm zuteil werden ließ."

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Mein Partner Allan Parker war zunächst skeptisch, als ich ihm von dem Handel erzählte, den Ashton mir vorgeschlagen hatte.

Aber als wir später in Grayson's Hotel einen Kontrakt vorgelegt bekamen, an dem nun wirklich nichts auszusetzen war, konnten wir nicht anders als uns auf die Sache einzulassen. Der Viehtrieb nach Laredo war ein Knochenjob, dass war Allan und mir schon klar.

Aber auf der anderen Seite hatten wir einen festen Abnehmer für unsere Rinder, der außerdem einen verdammt guten Preis zahlte.

In den nächsten Tagen begannen wir damit, eine Mannschaft anzuwerben. Wir brauchten jeden Mann und konnten nicht wählerisch sein. Gute Cowboys waren rar. Allan und ich hatten Mühe, überhaupt eine Treibmannschaft zusammen zu stellen.

Zu unserer Überraschung fand sich auch Wesley Carrington auf unserer Ranch ein. Ich hatte Allan Parker von ihm erzählt. Die Geschichte von der Schießerei im "Drunken Sinner" hatte unter unseren Leuten in der Zwischenzeit sowieso die Runde gemacht.

Gerüchten zu Folge war Carrington Richtung Norden verschwunden, nachdem Davis ihn aus der Stadt geworfen hatte.

Offensichtlich war an diesen Geschichten nichts dran.

Carrington preschte mit seinem Gaul durch das Ranchtor. Ich stand gerade mit Allan und McGrath, einem unserer Cowboys am Corral.

Carrington hielt auf uns zu, zügelte sein Pferd.

"Ich habe gehört, Sie suchen Leute für einen Viehtrieb!"

"Schon richtig", antwortete ich. "Aber ich dachte, Rinderzucht wäre Ihnen zu anstrengend, Carrington!"

"Leider brauche ich dringend einen Job!", bekannte er.

"Was ist los? Hat das Kartenglück Sie verlassen?"

"Kann man wohl sagen!", bestätigte er. "Drüben in Beacham City habe ich alles verloren, was ich besaß. Ich bin vollkommen pleite."

Allan Parker mischte sich in das Gespräch ein. "Vielleicht waren Sie ja das erste Mal ehrlich", knurrte er. Vom ersten Augenblick an konnte Allan diesen Mann nicht leiden.

Carrington blieb ruhig.

"Ich will einen Job und keinen Streit."

"So viel wie beim Kartenspiel können Sie hier allerdings nicht verdienen", versetzte Allan ziemlich eisig. Er schien von dem Gedanken, dass dieser Revolvermann bei uns anheuerte, alles andere als begeistert zu sein.

Carrington zuckte die Achseln.

"Ich habe schon auf einer Ranch gearbeitet und Sie suchen dringend Leute. Schätze, wir könnten uns gegenseitig helfen—-zumal ich ohnehin vorhabe, Richtung Südwesten zu ziehen."

"Richtung Südwesten?" Allan lachte. "Sie meinen nicht zufällig die mexikanische Grenze? Wird Ihnen wohl zu heiß hier?"

"Jedenfalls haben wir denselben Weg. Aber wenn Sie nicht wollen, dann werde ich anderswo nach einem Job fragen."

Carrington lenkte seinen Gaul herum, ließ ihn langsam wieder in Richtung des Rundbogentors traben.

"Wir brauchen ihn", raunte ich Allan zu.

Er winkte ab. "Sorry, Jim. Aber ich mag den Kerl nicht!"

Wir zwei waren mehr, als nur Partner, die zusammen eine Ranch aufgebaut hatten. Es war eine einmalige Freundschaft, die uns miteinander verband.

Wir waren wie Brüder.

Es kam nicht oft vor, dass wir verschiedener Ansicht waren und wenn, dann trugen wir das offen und fair zwischen uns aus. So wie jetzt.

Keiner von uns brauchte bei diesen Gelegenheiten ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

"Sehen wir uns erst einmal an, was er kann!", schlug ich vor.

"Vielleicht ist er ja zu gebrauchen!"

"Das, was er am besten kann, hat er ja bereits im "Drunken Sinner"-Saloon demonstriert!", meinte Allan Parker sarkastisch.

"Und das ist genau das, was wir nicht brauchen! Wenn man wochenlang mit einer Longhorn-Herde in der Wildnis unterwegs ist, immer begleitet von Indianern und Viehdieben und tausend anderen Problemen, dann liegen selbst bei hartgesottenen, ruhigen Männern die Nerven mitunter blank! Da brauchen wir diese lebende Dynamitstange nicht auch noch..."

"Wenn wir nicht rechtzeitig genug Männer für die Treibmannschaft zusammen bekommen, platzt der Deal, den Ashton uns vermittelt hat!", gab ich zu bedenken. "Und du weißt genau, dass wir eine derartige Chance in zwanzig Jahren nicht noch einmal bekommen!"

Allan machte eine wegwerfende Handbewegung. "Okay, auf deine Verantwortung, Jim!"

"Carrington!", rief ich.

Er zügelte sein Pferd, drehte sich im Sattel herum.

Ich winkte ihn herbei.

Er kam zurück, stieg von seinem Pferd und machte die Zügel am Corral fest.

"Wenn ich merke, dass Sie Ihr Handwerk nicht gut genug verstehen, schicke ich Sie sofort nach Hause, klar?", sagte ich.

"All right, Mr. Burns! Aber Sie können ganz beruhigt sein. Ich war sogar schon einmal Vormann auf einer Ranch..."

Ich runzelte die Stirn.

"Der kann uns alles mögliche erzählen, Jim!", rief Allan mir aufgebracht zu.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Wie gesagt, es wird sich herausstellen, was er kann..."

Allan wandte sich jetzt an den Neuen. "Wenn wir Sie einstellen sollten, dann will ich kein Kartenspiel bei Ihnen finden!"

"Aber..."

Carrington wirkte verblüfft. Er schob sich den Hut in den Nacken.

"Das ist eine Bedingung", unterstützte ich Allan in diesem Punkt.

"Wenn es Ihnen nicht passt, brauchen wir gar nicht weiter zu reden!"

Er wirkte ein wenig zerknirscht.

Mir gefiel die Art nicht, wie er das herunterschluckte. Jeder, der bei einer Treibmannschaft dabei ist, muss auch etwas einstecken können. Dagegen ist an sich gar nichts zu sagen. Aber die Art und Weise stimmte bei ihm nicht. Er schluckte es herunter, aber man hatte bei ihm immer den Eindruck, dass er alles sorgfältig irgendwo in seinem Gehirn auflistete, um es einem später als Rechnung zu präsentieren.

"Okay", zischte er. "Sie sind der Boss, Mr. Burns!"

"Es wäre gut, wenn Sie das nicht vergessen würden, Carrington!"

Ich sah zu Allan hinüber. Er zuckte mit den Schultern und nickte dann.

Später wünschte ich mir, dass ich mich an jenen Tag nicht gegen Allan durchgesetzt hätte.

Aber wider Erwarten schien Wesley Carrington mir zunächst Recht zu geben.

In der ersten Zeit nahm er sich ziemlich zusammen und war deutlich besser als sein Ruf. Es gab keinerlei Probleme mit ihm.

Zwar war er wirklich nur ein mittelmäßiger Cowboy und ich bezweifelte bald, dass er wirklich jemals als Vormann angestellt gewesen war, aber es gab andere, die ihre Sache auch nicht besser machten als er.

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Ein paar Tage später brachen wir mit 3000 Longhorns, einer Handvoll Männer und einem gut gefüllten Chuck Waggon Richtung Laredo auf. Die Prärie erzitterte unter den Hufen der Rinder, als sich die Herde langsam in Bewegung setzte. Ein gewaltiger Anblick.

"Auf das Geschäft unseres Lebens!", rief Allan mir zu.

Die ersten Tage verliefen reibungslos.

Wesley Carrington passte sich besser in die zusammengewürfelte Mannschaft ein, als ich es je zu hoffen gewagt hätte.

Gefährlich wurde es dort, wo das Niemandsland zwischen Kansas und Texas begann, das später dem Bundesstaat Oklahoma zugeschlagen wurde. Zurzeit gab es in diesem mehr als hundert Meilen breiten Streifen allerdings keinerlei staatliche Autorität. Kein Marshal und kein Richter sorgten hier für Ordnung. Und die Army hatte durch die seit Ende des Bürgerkriegs aufflammenden Indianerkriege andere Sorgen.

Das Gesindel der umliegenden Staaten wurde von diesem Zustand der Gesetzlosigkeit natürlich angelockt.

Die ersten Schwierigkeiten begannen, als wir einen kleinen Wasserlauf überqueren wollten, der als Devil's Creek bekannt war.

Der Name rührte daher, dass dieser flache Bach bei Regen innerhalb kurzer Zeit zu einem reißenden Strom anschwoll. Zurzeit führte der Devil's Creek ziemlich viel Wasser und hatte auch eine ganz beachtliche Strömung. In den nahe Bergen musste es geregnet haben.

Wir gingen auf die bewährte Art und Weise vor, indem wir zunächst eine seichte Stelle suchten. Im Gegensatz zu Pferden können Rinder nämlich nicht schwimmen. Ein Arzt aus Dodge, zu dessen Patienten sowohl menschliche als auch vierbeinige Patienten gehörten, erklärte mir mal, dass Rinder keinen Schließmuskel besäßen. Bei zu hohem Wasserstand liefen sie einfach voll und soffen ab.

"Wir müssen zusehen, schnell ans andere Ufer zu gelangen", meinte Allan. "Wenn der Wasserstand noch höher wird, sitzen wir hier entweder wochenlang fest oder müssen einen meilenweiten Umweg machen."

Ein Umweg, der uns durch unwegsames Gelände geführt hätte.

Dort hätten wir damit rechnen müssen, einen wesentlich höheren Anteil der Tiere zu verlieren, als man normalerweise als Transportverlust auf einem Viehtrieb einkalkulierte.

Nachdem wir eine geeignete Stelle gefunden hatten, brachten wir zunächst das Leittier auf die andere Seite. Die anderen Longhorns würden dann folgen.

Aber es war immer noch schwierig genug, die Tiere durch das Wasser zu treiben. Unsere Leute mussten dabei ihr ganzes Können als Cowboys zeigen.

"Na, wie schmeckt die Arbeit?", wandte ich mich zwischendurch an Carrington, während er einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm.

Er setzte die Flasche ab und grinste breit.

"Ich gewöhne mich gerade dran", meinte er. "Ist schließlich 'ne Weile her, dass ich Longhorns durch einen Wasserlauf getrieben habe!"

"Scheint, als hätten Sie nichts verlernt, Carrington!"

Er lachte.

"Ich vergesse nie etwas, Mr. Burns. Nie!"

Ich blickte hinüber zur anderen Seite.

Dort fanden sich eine Reihe schroffer Erhebungen, die das von sanften Hügeln gezeichnete Grasland unterbrachen. Ich hatte dort einen Schatten gesehen, der sich bewegte. Als ich den Feldstecher hervorholte, um genau hinzusehen, war nichts mehr zu erkennen.

Ich machte mir Sorgen.

"Hey, Jim!", hörte ich Allan Parkers Stimme hinter mir. Er kam zu mir herangeritten. "Was ist los? Denkst du dasselbe wie ich?"

"Wir werden beobachtet", erklärte ich im Brustton der Überzeugung.

Allan nickte. "Ich habe schon eine ganze Weile diesen Eindruck", sagte er. Die Tatsache, dass Allan darüber genauso dachte, wie ich, machte mich absolut sicher. "Glaubst du, dass es Indianer sind, Jim?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, das halte ich für ausgeschlossen."

"Und wieso?"

"Dies ist kein Indianergebiet... Außerdem sind wir mit den Kiowas immer gut ausgekommen."

"Und wenn es nun keine Kiowas sind, sondern fremde Stämme, die erst vor Kurzem in die Gegend gekommen sind?"

Ich schüttelte erneut den Kopf.

"Wenn es Indianer wären, würden sie es besser verstehen, sich an uns heranzuschleichen. Glaub mir, Allan, dann hätten wir nicht das Geringste bemerkt..."

Er zuckte mit den Schultern.

"Viehdiebe?", fragte er.

"Wer sonst!", meinte ich. "Was glaubst du, mit wie viel Männern wir es zu tun bekommen?"

Allan zuckte die Achseln.

"Schwer zu sagen... Selbst wenn sie nur halb so viele sind wie wir, können sie die Herde ganz schön durcheinanderbringen."

Wir trennten uns und warnten die Männer, ohne dabei allzu viel Aufsehen zu machen.

Diese Banden von Viehdieben waren zu einer wahren Landplage geworden. Sie wussten, welche Wege die großen Herden nahmen.

Sie lauerten an den entsprechenden Trails, bis eine geeignete Beute auftauchte.

Ein paar Schüsse und so eine Herde war ein einziges, wildes, unbezähmbares Chaos.

Keine noch so gute Mannschaft konnte sie dann lenken.

In einer solchen Situation war es keine Kunst, sich einen Teil der Herde oder sogar das gesamte Vieh unter den Nagel zu reißen, je nachdem mit wie vielen Männern angegriffen wurde und wie erfahren die Angreifer im Umgang mit den Longhorns waren.

Fest stand, dass unsere Gegner auf jeden Fall in der besseren Position waren. Die Rinder würden ihre unfreiwilligen Verbündeten sein. Aber vielleicht hatten wir ja Glück und es handelte sich nur um herumziehende Mountainmen oder Jäger.

Doch daran mochten wir alle nicht so recht glauben.

Es gab keinen Weg zurück und keine Möglichkeit zum Ausweichen. Mit so einer Herde am Hals ist es unmöglich, sich einfach davon zu machen und der Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Wenn diese Kerle beabsichtigten, uns die Rinder abzujagen, konnten sie uns überall von neuem aufzulauern.

Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, unseren Weg fortzusetzen und sehr wachsam zu sein. Dann würde der Angriff wenigstens nicht völlig überraschend kommen.

Wir waren entschlossen unser Bestes zu geben, um die Herde zu verteidigen.

Die Tiere waren ruhig, aber das würde nicht mehr lange so sein.

Unsere Aufmerksamkeit galt jetzt mehr der Umgebung.

Allan trieb sein Pferd vorwärts, sodass er wieder neben mir ritt.

"Wenn sie uns tatsächlich die Herde abjagen wollen, haben sie sich einen guten Ort dafür ausgesucht", meinte mein Partner und ich nickte grimmig.

"Ja, allerdings..."

Ich wusste, was er meinte.

Die umliegenden Anhöhen boten Sichtschutz.

Die Viehdiebe konnten uns unbehelligt folgen.

Für die Angreifer gab es Deckung, für uns nicht.

Und wenn sie uns dann aus den Sätteln geputzt hatten, konnten die Tiere nicht in jede beliebige Richtung davon stürmen.

Das erleichterte unseren Gegnern die Arbeit vermutlich ganz erheblich.

Noch herrschte Ruhe.

Alles schien wie immer.

Kaum etwas deutete auf das hin, was schon im nächsten Augenblick mit tödlicher Wucht über uns hereinbrechen sollte.

Es war wie vor einem großen Gewitter, bei dem jeder weiß, dass es kommen wird, aber niemand genau sagen kann, wann es zum erstenmal kracht.

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Wir trieben die Longhorns durch ein langgestrecktes Tal.

Immerhin war es hier etwas leichter, die Herde beieinander zu halten. Die Hänge zu beiden Seiten der gut dreihundert Yards breiten und sich wie ein Schlauch dahinziehenden Senke waren gerade steil genug, um Longhorns davon abzuhalten, aus der Herde auszubrechen. Für Pferde waren diese Hänge allerdings ohne weiteres passierbar.

Ich sah zu Cyrus hinüber, einem Schwarzen, der fast bei jedem Viehtrieb dabei gewesen war, den Allan und ich gemacht hatten.

Cyrus nahm seine Winchester aus dem Sattel. Er lud die Waffe mit einer energischen Bewegung durch und ließ den Blick aufmerksam umherschweifen.

Offenbar hatte er etwas Verdächtiges bemerkt.

Cyrus kam nicht mehr dazu, die anderen zu warnen.

Reiter tauchten hinter den Hügelkämmen auf und begannen sofort zu schießen.

Die Angreifer hatten sich gut verteilt.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2017
ISBN (ePUB)
9783738915488
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (März)
Schlagworte
alfred bekker western blutspur

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

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Titel: Alfred Bekker Western: Blutspur