Zusammenfassung
Ein Land des Todes, dachte der einsame Reiter. Eine Art Wüste, die nicht durch das Klima geschaffen zu sein scheint, sondern...
Corcoran zügelte sein Pferd.
Der Weg zur Küste führte hier her. Und dorthin wollte er.
Eine Aura unvorstellbaren Alters schien über dem kargen, steinigen Land zu liegen, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte.
In jener Herberge, in der Murphy die letzte Nacht verbracht hatte, hatte man ihn eindringlich davor gewarnt, hier her zu reiten.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
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Burg der Schatten
Published by Alfred Bekker, 2019.
Dedication
Wenn ein Junge den Namen „Der die Elben versteht“ (Alfred) erhält und in einem Jahr des Drachen (1964) an einem Sonntag geboren wird, ist sein Schicksal vorherbestimmt: Er muss Fantasy-Autor werden! Dass er später ein bislang über 30 Bücher umfassendes Fantasy-Universum um “Das Reich der Elben” schuf, erscheint da nur logisch.
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete.
Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten und wurde Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', ‘Ragnar der Wikinger’, 'Da Vincis Fälle - die mysteriösen Abenteuer des jungen Leonardo’', 'Elbenkinder', 'Die wilden Orks', ‘Zwergenkinder’, ‘Elvany’, ‘Fußball-Internat’, ‘Mein Freund Tutenchamun’, ‘Drachenkinder’ und andere mehr entwickelte. Seine Fantasy-Zyklen um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' ,die 'Gorian'-Trilogie, und die Halblinge-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Alfred Bekker benutzte auch die Pseudonyme Neal Chadwick, Henry Rohmer, Adrian Leschek, Brian Carisi, Leslie Garber, Robert Gruber, Chris Heller und Jack Raymond. Als Janet Farell verfasste er die meisten Romane der romantischen Gruselserie Jessica Bannister. Historische Romane schrieb er unter den Namen Jonas Herlin und Conny Walden. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er als John Devlin. Seine Romane erschienen u.a. bei Lyx, Blanvalet, BVK, Goldmann,, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt., darunter Englisch, Niederländisch, Dänisch, Türkisch, Indonesisch, Vietnamesisch, Finnisch, Bulgarisch und Polnisch.
Burg der Schatten
Alfred Bekker
Alfred Bekker
Burg der Schatten
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author Titelbild Klaus Dill
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/
Alle Rechte vorbehalten.
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Irland Anno 1423
Ein Land des Todes, dachte der einsame Reiter. Eine Art Wüste, die nicht durch das Klima geschaffen zu sein scheint, sondern...
Corcoran zügelte sein Pferd.
Der Weg zur Küste führte hier her. Und dorthin wollte er.
Eine Aura unvorstellbaren Alters schien über dem kargen, steinigen Land zu liegen, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte.
In jener Herberge, in der Corcoran die letzte Nacht verbracht hatte, hatte man ihn eindringlich davor gewarnt, hier her zu reiten. Aber mehr als ein paar düstere Andeutungen waren es nicht gewesen, die dem Wirt zu entlocken gewesen waren und so hatte Corcoran beschlossen, nichts weiter darauf zu geben und seinen Weg einfach fortzusetzen.
Man konnte ihm sicher vieles nachsagen, aber nicht, dass er ein ängstlicher Mann gewesen wäre, der sich allein durch das Geschwätz eines Wirtes in Furcht versetzen ließ.
Corcoran ließ den Blick schweifen.
Beim Anblick dieser Einöde stockte ihm der Atem.
Ein eigenartiger Geruch lag in der Luft. Ein Geruch, der nicht zu diesem toten Land passen wollte, weil er Leben voraussetzte. Wenn auch vergangenes Leben.
Es war ein Hauch von Moder und Verwesung.
Der Geruch der Verwesung, kalt und erstickend wie in dunklen, uralten Grabhöhlen.
Alles Lebendige schien aus irgendeinem Grunde aus diesem Landstrich geflohen zu sein, nur nackter Stein und kahler Fels waren geblieben.
Aber Corcorans Weg führte ihn nun einmal nach Norden, zur Ulster-Küste, und wenn ihn auch bei dem Anblick, der sich ihm in diesem Moment bot, ein kalter Schauer überkam, so hatte er doch keinerlei Neigung, einen Umweg zu reiten. Nein, so leicht ließ er sich nicht von seinem Weg abbringen.
So leicht nicht...
Er blicke sinnend in die Ferne.
Seine Augen wurden schmal dabei und sein Herz schien sich anzufühlen wie ein kalter Stein.
Empfindungen von eigenartiger Düsternis überkamen ihn. Ihn schauderte. Was ist nur mit mir?, fragte er sich. Er konnte es nicht erklären. Nur weiter, keine Gedanken machen, nicht grübeln...
So trieb Corcoran sein Pferd voran, aber selbst das Tier unter ihm schien ein instinktives Gespür dafür zu haben, dass es vielleicht besser war, diesen Landstrich zu umreiten. Es scheute, bewegte sich nur widerwillig vorwärts. So widerwillig, dass Corcoran ihm die Sporen geben musste.
Nach einiger Zeit kam Corcoran an verlassenen Dörfern vorbei, in denen schon jahrelang kein Mensch mehr zu leben schien.
Vielleicht war es eine schreckliche Seuche gewesen, die diesen Landstrich entvölkert hatte, vielleicht auch eine besonders verheerende Dürre.
Corcoran wusste es nicht.
Es dauerte nicht lange, da sah er in der Ferne, auf einer Anhöhe die Silhouette einer Burg auftauchen, die sich düster gegen den grau gewordenen Himmel abhob.
Corcoran hatte wohl ein wenig die Orientierung verloren, jedenfalls hatte er nicht die geringste Ahnung, wessen Herrensitz diese Burg wohl sein mochte.
Doch je näher er ihr kam, desto verlasssener wirkte sie auf ihn. Gerade so, als ob auch aus ihr alles Leben geflohen war...
Es war schon spät.
Bald würde die Nacht hereinbrechen und Corcoran hatte keine Lust, unter freiem Himmel zu schlafen.
Außerdem konnte er sich nach dem Weg erkundigen.
So hielt auf die Burg zu.
Vor dem Tor befand sich ein offenbar ausgetrockneter Graben. Die Zugbrücke war hochgezogen.
"Heh, ist da jemand?", rief Corcoran, so laut, wie es ihm seine Stimme erlaubte.
Aber es antwortete ihm niemand.
Corcoran versuchte es noch ein paarmal, kam dann aber zu dem Schluss, dass entweder auch diese Burg nicht mehr bewohnt war, oder ihre Bewohner keinerlei Interesse daran hatten, Besucher einzulassen.
Corcoran lenkte sein Pferd herum und wollte schon davonreiten, da ging plötzlich mit einem grauenhaften Getöse die Zugbrücke hinunter.
Es knarrte furchtbar und es schien fast so, als würde sie mehr herunter fallen als herunter gelassen.
Corcoran zuckte mit den Schultern.
Neugier hatte ihn gepackt.
Vorsichtig lenkte er das Pferd über die schon ziemlich morsch wirkende Brücke. Aber sein Misstrauen war unbegründet. Sie hielt und Corcoran erreichte unversehrt das offene Burgtor.
Corcoran ließ seinen Blick ein wenig umherschweifen. Auf dem Burghof war niemand und fast wollte es ihm scheinen, als wäre diese Burg ebenfalls völlig unbewohnt und die Zugbrücke von allein heruntergefallen. Vielleicht, weil die Ketten durchgerostet waren...
Der Zahn der Zeit und die schwarze Magie des Verfalls—sie haben an allem genagt, was in diesem eigenartigen Land zu finden ist!, dachte der einsame Reiter.
Aber einen Augenblick später sah Corcoran, dass er sich getäuscht hatte.
Ein hagerer kleiner Mann tauchte auf. Er hatte einen grauweißen Spitzbart und nur noch eine Handvoll Haare auf dem Kopf.
"Seid gegrüßt!", rief Corcoran. "Ich nehme an, Ihr seid der Herr auf dieser Burg!"
Der Hagere schüttelte den Kopf und ließ ein meckerndes Lachen hören, wobei er zwei Reihen schlechter Zähne entblößte.
Sein Kopf erinnerte Corcoran in diesem Moment an einen Totenschädel...
"Nein", sagte er. "Ich bin nur der Diener!"
So war diese Burg doch nicht unbewohnt, obwohl alles hier einen derart verfallenen und verlassen Eindruck machte. Nach dem Ritt durch die menschenleere Einöde, die diesen Herrensitz umgab, war Corcoran richtig erleichtert, wieder die Stimme eines menschlichen Wesens hörte.
"Mein Name ist Corcoran!", sagte der Reiter. "Und ich bin auf dem Weg nach Norden, zur Küste. Vielleicht könnte ich auf dieser Burg ein Quartier für die Nacht finden..."
Der Alte sah Corcoran mit einem seltsamen Blick an und musterte den einsamen Reiter von oben bis unten. Ein abschätziger Blick.
"Das wird mein Herr zu entscheiden haben", sagte er dann. "Wartet hier!"