Commander Reilly #11: Verschwörer der Humanen Welten: Chronik der Sternenkrieger
Zusammenfassung
Chronik der Sternenkrieger
Science Fiction Roman von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Commander Reilly #11: Verschwörer der Humanen Welten
Chronik der Sternenkrieger
Science Fiction Roman von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.
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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”
in chronologischer Reihenfolge
Einzelfolgen:
Commander Reilly 1: Ferne Mission (Handlungszeit 2234)
Commander Reilly 2: Raumschiff STERNENKRIEGER im Einsatz
Commander Reilly 3: Commander im Niemandsland
Commander Reilly 4: Das Niemandsland der Galaxis
Commander Reilly 5: Commander der drei Sonnen
Commander Reilly 6: Kampf um drei Sonnen
Commander Reilly 7: Commander im Sternenkrieg
Commander Reilly 8: Kosmischer Krisenherd
Commander Reilly 9: Invasion der Arachnoiden
Commander Reilly 10: Das Imperium der Arachnoiden
Commander Reilly 11: Verschwörer der Humanen Welten
Commander Reilly 12: Commander der Humanen Welten
Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern
Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns
Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius
Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid
Commander Reilly 17: Ein Raumkapitän der Qriid
Commander Reilly 18: Commander der Sternenkrieger
Commander Reilly 19: Eine Kolonie für Übermenschen
Commander Reilly 20: Kampfzone Tau Ceti
Commander Reilly 21: Prophet der Verräter
Commander Reilly 22: Einsamer Commander
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TERRIFORS GESCHICHTE: Ein Space Army Corps Roman (Handlungszeit 2238)
Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)
Erster Offizier: Extra-Roman (Handlungszeit 2246)
Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke (Handlungszeit 2250)
Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde
Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp
Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium
Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg
Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten
Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet
Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer
Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash
Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast
Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha
Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch
Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance
Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten
Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen
Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt
Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion
Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf
Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung
Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung
Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes
Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff
Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter
Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne
Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos
Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer
Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich
Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe
Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter
Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen
Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy
Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix
Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt
Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne
Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle
Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)
Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer
Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)
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SAMMELBÄNDE:
Sammelband 1: Captain und Commander
Sammelband 2: Raumgefechte
Sammelband 3: Ferne Galaxis
Sammelband 4: Kosmischer Feind
Sammelband 5: Der Etnord-Krieg
Sammelband 6: Götter und Gegner
Sammelband 7: Schlächter des Alls
Sammelband 8: Verlorene Götter
Sammelband 9: Galaktischer Ruf
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SONDERAUSGABEN:
Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und
Chronik der Sternenkrieger #1-4)
Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)
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DRUCKAUSGABE (AUCH als E-Book):
Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)
Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
Prolog
Admiral Gregor Raimondo in einem Interview, kurz nach den Wahlen zum Humanen Rat von 2253:
FRAGE: Viele politische Beobachter glauben, dass Sarah Hannover und ihre Humanity First-Bewegung weder programmatisch noch personell in der Lage sind, politische Verantwortung zu übernehmen. Wollen Sie sich trotzdem mit den Stimmen der Humanity First-Ratsmitglieder zum Vorsitzenden wählen lassen?
ANTWORT: Warum denn nicht?
FRAGE: Und welche Zugeständnisse werden Sie gegenüber Humanity First machen müssen?
ANTWORT: Ich habe immer gesagt, dass Sarah Hannover bei mir einen hohen politischen und persönlichen Respekt genießt. Sie stellt wichtige Fragen zur Zukunft der Menschheit und ihrer Rolle in der interstellaren Politik. Ich bin überzeugt davon, dass wir konstruktiv zusammenarbeiten werden – im Dienst der Humanen Welten.
Frage: Befürchten Sie nicht, dass Sarah Hannover Sie erpressen wird? Werden die nach dem Etnord-Krieg geschlossenen Bündnisse jetzt gefährdet, weil sie nicht der Humanity First-Ideologie entsprechen?
ANTWORT (ziemlich gereizt): Reden Sie doch nicht so einen Unsinn. Sie diffamieren mit Sarah Hannover eine fähige Politikerin. Das hat sie nicht verdient. Es geht doch um etwas ganz anderes. Die Humanen Welten brauchen dringend Reformen, sonst befürchte ich, wird die Menschheit früher oder später zu einem Satelliten irgendeines unserer Nachbarn oder am inneren Zerfall zu Grunde gehen.
Kapitel 1: Raimondos Sicht der Dinge
Aus den persönlichen Aufzeichnungen von Admiral Gregor Raimondo, 2252; unveröffentlicht:
(Manche der im Folgenden verwendeten Personennamen sind steganographisch unkenntlich gemacht. Nicht immer war es möglich, die tatsächlichen Namen zu entschlüsseln.)
Anfangsnotiz von Gregor Raimondo:
Diese Aufzeichnungen dürfen erst nach meinem Tod entschlüsselt werden. Jede Zuwiderhandlung verstößt gegen die Bundesgesetze zur Sicherung privater Datensätze und wird strafrechtlich verfolgt.
Ich bin am Ziel. Zumindest wird man das vielleicht im Rückblick einmal so sehen können, wie ich hoffe. Aber was ist schon das Ziel? Das Ende einer Etappe, mehr nicht. Wir beginnen irgendwo, wir gehen irgendwo hin und am Ende sind wir Staub. Man könnte diese Zeilen für das metaphysisch angehauchte Geständnis eines sehr depressiven Mannes halten, der sich der Vergeblichkeit seines Tuns und seiner lebenslangen Anstrengungen plötzlich bewusst wird.
Aber das ist eine Seite meiner Persönlichkeit, die ich nicht nach außen dringen lasse. Selbst gegenüber engsten Vertrauten nicht. Ich könnte sonst den Nimbus eines zupackenden Tat-Menschen nicht aufrechterhalten. Für die einen bin ich der hochbegabte Karrierist, für andere ein Karrierist, der durch unverhältnismäßig große Förderung geheimer Kreise so schnell an die Spitze gelangt ist, wie es bei mir der Fall war. Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen, in der Unbestimmtheit des interstellaren Raumes. Dazwischen eben. Nach außen hin habe ich eine Seite meines Selbst in den Vordergrund zu stellen. Eine Seite, die mich stark und entschlussfreudig erscheinen lässt. Je höher ich gestiegen bin, desto mehr gab es diese Notwendigkeit.
Ich bin also am Ziel eines langen Planes, das höchste Amt zu übernehmen, dass der Bund der Humanen Welten zu vergeben hat.
Ich zögere damit, zu sagen, ich hätte die Macht übernommen, denn erstens ist die Verfassung der Humanen Welten nun einmal so beschaffen, dass die meiste Gewalt von den planetaren Mitgliedsregierungen ausgeht und sich die Kompetenzen des Bundes auf ein absolut lächerliches Maß beschränken muss, dass es allen meinen Vorgängern im Amt sehr schwer machte, ihre Aufgabe auch nur ansatzweise zu erfüllen. Gleichgültig, was Hans Benson oder Julian Lang auch politisch getrennt haben mag – dies traf selbst auf so starke politische Persönlichkeiten wie Benson und Lang zu und stellt in meinen Augen eine der Kinderkrankheiten dieses Sternenreiches der Menschheit dar, das noch nicht einmal ein knappes halbes Jahrhundert existiert.
Wie auch immer, wir werden unsere Geburtswehen rascher hinter uns bringen müssen, als dies vielleicht im Sinn von auf Eigenständigkeit bedachter Lokalpolitiker, innerhalb der 100 Lichtjahre durchmessenden Raumkugel, ist, die die Menschheit als ihr Territorium begreift. Dass sich diese so schwach organisierte Menschheit in den letzten zwei Jahrhunderten ihren Platz im Universum nicht nur erobern, sondern auch halten und ausbauen und sich darüber hinaus auch noch technologisch beachtlich weiterentwickeln konnte, verdanken wir nur glücklichen Umständen, nicht dem politischen Geschick unserer jeweiligen Führungen und schon gar nicht der Effektivität unserer Organisationsformen, die wir auf politischer Ebene institutionalisiert haben.
Im Jahr 2236 – also vor genau sechzehn Jahren – hatte ich schon einmal die Möglichkeit, die Macht – oder das, was der politische Laie dafür hält – zu bekommen.
Jetzt, da die Wahlen zum Humanen Rat mich in die Lage versetzt haben, mich mit Hilfe einer ziemlich bunten Koalition zum Vorsitzenden zu wählen, frage ich mich, ob ich die Chance damals nicht hätte ergreifen sollen. Vielleicht gefiel es mir damals nicht, die Macht durch einen Staatsstreich in die Hände gespielt zu bekommen. Auf jeden Fall wäre das Maß an Entscheidungsbefugnis ungleich höher gewesen als jenes, über das ich jetzt verfüge. Jetzt habe ich dafür das Volk auf meiner Seite, wie sich in den Wahlen gezeigt hat.
Manche halten das für einen Vorteil, aber im Nachhinein frage ich mich, ob dieser Moment der absoluten Existenzkrise, die wir 2236 erlebten, nicht vielleicht doch ein günstiger Moment gewesen wäre, um eine Revolution von oben durchzuführen.
Ich weiß, dass es sinnlos ist, verpassten Chancen nachzutrauern. Zumal dann, wenn man gute Gründe dafür hatte, sie nicht zu nutzen.
Was damals wirklich hinter den Kulissen gespielt wurde, ist bis heute dem Großteil der Menschheit nicht bekannt. Und das ist vielleicht auch gut so. Ich behaupte nicht, dass ich einen vollständigen Einblick in die Hintergründe der sogenannten Merkur- oder Wsssarrr-Krise und den damit in Zusammenhang stehenden Putsch hatte.
Aber wahrscheinlich weiß ich mehr darüber als irgendjemand anders. Die Toten vielleicht ausgenommen. Und jene, die es erfolgreich verstanden haben, bis heute im Verborgenen zu bleiben, um von dort aus viel wirksamer auf die Geschichte der Menschheit Einfluss nehmen zu können, als es jenen je möglich war, die im Rampenlicht standen – und damit mitunter auch zur Zielscheibe wurden.
1
Ich sprach heute ein weiteres Mal mit Sarah Hannover, der Vorsitzenden dieser Vereinigung von Rassisten, die sich Humanity First nennt und im Grunde nichts anderes propagiert, als eine menschliche Vorherrschaft im Universum. Es fehlt eigentlich nur noch eine religiöse Komponente in ihrer Ideologie, dann entsprächen ihre Zukunftspläne in etwa dem, was die Qriid für die Zukunft ihres Heiligen Imperiums ersehnen.
Nicht, dass ich etwas gegen die Idee einzuwenden hätte, dass die Menschheit eine starke Position braucht, um sich auf Dauer behaupten zu können. Darum kämpfe ich, seit wir von Marina III vertrieben wurden.
Nein, darum geht es nicht.
Was ich nicht mag, ist der mehr oder minder offene Rassismus, den Hannover und ihre Anhänger tragen und mit dem sie leider auch Wählerstimmen zu ködern vermögen. Dass am Ende des Etnord-Krieges der Feind nicht vollständig vernichtet wurde und wir uns jetzt in einem Stadium friedlicher Koexistenz befinden, war offenbar vielen Bürgern der Humanen Welten nur schwer zu vermitteln. Angesichts der Opfer, die das uns alle gekostet hat, ist das nur zu verständlich.
Und doch kann ich eine gewisse Verachtung für Politiker nicht verhehlen, die nach dem Motto von Talleyrand handeln, der das Kunststück fertig brachte, sowohl unter dem Konsulat, dem Kaisertum Napoleons und der Restaurationsregierung Ludwigs XVIII. Minister zu bleiben. Ein Motto, das in diesem, ihm zugeschriebenen Satz am besten zum Ausdruck kommt, sich aber ansonsten durch sein ganzes politisches Leben zieht: „Seht, da ist mein Volk! Ich muss ihm hinterher!“
Aber inzwischen habe ich erkannt, dass es manchmal wohl nicht anders geht, als diesem Satz Talleyrands zu folgen, will man politisch überleben. In meinem Fall heißt das, eine Koalition mit einer so unangenehmen Person wie Sarah Hannover.
„Ich hoffe, Sie vergessen nicht, wer Sie zum Vorsitzenden des Humanen Rates gemacht hat“, erinnerte sie mich und hob dabei die Augenbrauen. Den Champagner hatte sie schon heruntergeschlürft, als wäre es Syntho-Brühe aus irgendeinem Automaten auf irgendeiner Bergwerkswelt. Sara Hannover bildete sich zwar immer viel auf ihre angebliche adelige Verwandtschaft mit dem ehemaligen englischen Königshaus ein, aber was ihre Manieren anging, war sie weder ein Exemplar unserer Gattung, dass irgendein Alien von deren Überlegenheit hätte überzeugen können, noch hatte sie irgendetwas an sich, das man feinsinnig, erhaben oder kultiviert nennen könnte.
„Sie verdanken es den Humanity First Ratsmitgliedern, dass Sie in Ihre Position hineingekommen sind, Raimondo. Nicht, dass ich kein Vertrauen in Sie hätte, sonst hätte ich Ihnen bei der Sitzung niemals meine Stimme gegeben, aber...“
„...aber Sie scheinen es für notwendig zu halten, mich daran zu erinnern“, schloss ich.
„Es gibt ein paar Fragen, die unserer Bewegung besonders am Herzen liegen. Und wir stehen in diesen Dingen bei unseren Wählern im Wort. Das mag vielen anderen Politikern nichts bedeuten, uns aber schon.“
Mir war sehr wohl bewusst, worauf Hannover hinauswollte. Humanity First plädierte dafür, die Etnord mit Hilfe des seinerzeit entwickelten Anti-Etnord-Virus restlos auszurotten, beziehungsweise ihnen das Überleben in einem so großen Teil der Galaxis unmöglich zu machen, dass sie gezwungen wären, sich in andere Bereiche unserer heimatlichen Milchstraße zurückzuziehen. Davon abgesehen, dass dies einem Völkermord gleichgekommen wäre, war es wahrscheinlich auch nicht besonders klug. Wir wussten, dass die Etnord ein Hilfsvolk der als „Erhabene“ oder „Alte Götter“ bekannten Superrasse waren, die vor einer Million Jahre die Galaxis beherrschte – und zwar in einer Weise, wie es im Moment keines der uns bekannten intelligenten Völker vermochte. Dieser Umstand bedeutete, dass wir erstens gar nicht genau eingrenzen konnten, wie groß das von ihnen beherrschte Territorium war und wir zweitens auch nicht ihre technologische Entwicklungsfähigkeit einzuschätzen vermögen. Gegenwärtig haben wir einen mächtigen potentiellen Gegner, den wir allerdings jederzeit vernichten könnten. Objektiv stellen daher die Etnord keine Gefahr mehr dar.
„Wir werden eine Agenda notwendiger und dringender Reformen anlegen“, versprach ich.
„Das klingt für mich nach einem Verschieben dieser Frage.“
„Ich bin nicht angetreten um unüberlegte Entscheidungen zu treffen, die durch Medienkampagnen erzwungen werden.“
Sarah Hannover warf mir einen Blick zu, den ich nicht vergessen werde. Ein Blick, der ihren wahren Charakter demaskierte, wie es sonst kaum je zu beobachten war.
Der Hass, der bei ihr gegenüber außerirdischen Völkern mitunter zum Ausdruck kam, musste die sichtbare Facette einer viel weiter gehenden inneren Deformation sein, die ich im Moment nicht einmal erahnen kann. Zum ersten Mal wurde mir klar, wie schwierig die Zusammenarbeit werden würde, zu der mir mein häufiger Gast *** so vehement geraten hatte.
Ich begann mich zu fragen, ob ich wirklich am Ziel oder in Wahrheit nur in eine Sackgasse geraten war.
Sie hob das Kinn auf eine Art und Weise, die ein Gefühl der Überlegenheit signalisierte, bei dem mich fragte, worin es wohl begründet liegen mochte.
Ich sollte es bald erfahren.
„Eigentlich wollte ich auf diese Sache jetzt gar nicht zu sprechen kommen, Gregor – ich darf Sie doch so nennen, oder?“
„Ich hänge nicht an Förmlichkeiten.“
„Und schließlich sind wir jetzt Partner, auch wenn Sie das noch nicht in ausreichender Weise begriffen zu haben scheinen.“
Ich hob die Augenbrauen und musterte sie. Dabei fragte ich mich, von was für einer Sache hier wohl die Rede war. Sarah Hannover schien diesen Moment der Ungewissheit meinerseits zu genießen und so beschloss ich, ihr nicht den Gefallen zu tun und dies allzu sehr nach außen dringen zu lassen.
Jeder hat seine Leichen im Keller. Die dunklen Punkte. Die Dinge, von denen er aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möchte, dass sie an die Öffentlichkeit kommen. Und je höher man steigt, desto zahlreicher werden diese dunklen Zonen. Die Öffentlichkeit und die Zustimmung der Bevölkerung sind scheue Tiere, die schon auf und davon sind, kaum dass man an einen Fehler auch nur gedacht hat.
Ich wartete ab und schwieg, während ich jede Regung ihres Gesichts registrierte.
„Es geht um Ihre Rolle während der Merkur-Krise, Gregor“, sagte sie. „Ich hatte das Vergnügen, eine etwas längere Unterhaltung mit Rendor Johnson zu führen... Sie werden sich an den Namen erinnern. Oder haben Sie die Ereignisse des Jahres 2236 bereits vollkommen verdrängt?“
Wie hätte ich diese Ereignisse je verdrängen können. Sie sind bis zum heutigen Tag für mich in jedem Augenblick gegenwärtig. Nie war die Existenz der Menschheit mehr gefährdet, als in jenen „letzten Tagen der Humanen Welten...“, wie Rendor Johnson sie bezeichnet hatte.
„Ich dachte, Johnson sitzt heute in der Gefängniskolonie auf Gandara II eine astronomisch lange Strafe ab und wird von der GalAb in Isolation gehalten.“
„Ich habe einige Freunde in der GalAb. Freunde, die finden, dass man dem ehemaligen Director in Charge unseres Geheimdienstes Unrecht getan hat.“
„Ach wirklich?“, fragte ich und klang wahrscheinlich kleinlaut dabei.
„Ich habe darüber hinaus einige Ermittlungen anstellen lasen. Ich glaube nicht, dass Sie in einem sehr günstigen Licht dastünden, wenn Ihre dubiose Rolle während der Merkur-Krise...“
„Ich habe den Humanen Welten ihre Selbstständigkeit erhalten!“, verteidigte ich mich.
„Das kann man unterschiedlich beurteilen, Gregor.“ Sie lächelte ihr falsches, kaltes Lächeln. „Grüßen Sie unseren gemeinsamen Freund *** von mir, wenn Sie ihn das nächste Mal treffen.“
2
Ich traf *** später in meinem Orbitaleigenheim. Mein Gast schlug die Beine übereinander und lehnte sich in einem der Schalensessel zurück.
„Ein Augenblick wie dieser ist immer auch ein Moment, in dem man Bilanz ziehen sollte, Raimondo“, sagte er.
„Ja, das mag sein“, stimmte ich zu.
„Und? Wie sieht die Ihre aus?“
„Das weiß ich noch nicht.“
„Wenn Sie schon 2236 bereit gewesen wären, die Verantwortung zu übernehmen, wären wir jetzt weiter“
„Ich versuche gerade mir abzugewöhnen, verpassten Chancen nachzutrauern“, versicherte ich. „Es gibt ein ernsthafteres Problem.“
„So?“
„Sarah Hannover hat unmissverständlich klargemacht, dass sie mich damit erpressen will, meine Rolle in der Merkur-Krise der Öffentlichkeit zu offenbaren.“
„Was weiß sie denn darüber?“
„Sie hat mit Rendor Johnson gesprochen.“
„Einem verbitterten Mann, den angesichts der Euphorie, die Ihr Wahlsieg verbreitet hat, nicht weiter beachtet werden wird! Außerdem ist er auf Gandara II in der Isolation.“
„Sollte sie ernst machen, werden sich sehr schnell Stimmen erheben, die für die Aufhebung dieser Isolation sind.“
„Ja, das mag sein.“ Der Gast lächelte. „Wo ist Ihre Ruhe geblieben, Admiral Raimondo? Ihre Gelassenheit gegenüber den Wechselfällen des politischen Intrigenspiels.“
Ich ballte die Hände zu Fäusten und konnte einfach nicht mehr an mich halten. Die ganze Anspannung der letzten Zeit entlud sich in dem Ausbruch der dann folgte und der für meine Verhältnisse recht heftig war. „Wie kann es sein, dass man Sarah Hannover nach Gandara zu Johnson gelassen hat? Da hat doch jemand dran gedreht.“
„Sicher.“
„Diese Rassistin wird schon lästig, noch bevor die Regierungsarbeit wirklich begonnen hat.“
„Zwei Dinge sollten Sie sich zu Herzen nehmen, Raimondo: Erstens würden wir Maßnahmen ergreifen, falls Sarah Hannover ihre Drohung tatsächlich in die Tat umsetzen sollte. Und zwar bevor ein Schaden für die gegenwärtige Führung der Humanen Welten entsteht. Und zweitens können wir die Lage vielleicht auch dadurch entschärfen, dass wir Hannover-Anhängern möglichst bald ein Zugeständnis machen. Damit binden wir die Wähler des Hannover-Lagers an uns und Sarah wird es sich zweimal überlegen, ob sie dagegen aus dem Hinterhalt schießt.“
„Ich würde sie gerne kalt stellen.“
„Wir arbeiten daran, Gregor. Aber noch ist es zu früh dafür. Sie müssen erst einmal fest im Sattel sitzen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Natürlich.“
„Noch etwas...“
„Ja?“
„Fertigen Sie mir bitte eine Liste aller Personen an, die abgesehen vom ehemaligen GalAb-Director Rendor Johnson noch über Ihre Rolle in der 2236er-Krise Bescheid wissen.“
„Das ist eine kurze Liste.“
„Um so besser.“
3
Ich fragte mich für einen kurzen Moment, was mein Gast wohl unter dem Begriff Maßnahmen für den Fall verstand, dass Sarah Hannover den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihre Drohung in die Tat umzusetzen.
Einen Moment lang erwog ich sogar, *** danach zu fragen, entschied mich dann jedoch dagegen.
Ich musste nicht alles wissen.
Auch das war eine Methode, um eine wenn schon nicht fleckenlose, so doch zumindest überwiegend weiße Weste zu behalten.
Dinge, von denen *** sagte, dass er sich ‚darum kümmern’ würde waren schon so gut wie erledigt. Das hatte ich schon oft genug erlebt.
4
Unsere Überzeugungen bilden sich zumeist schon in seinem sehr frühen Stadium der Kindheit. Wir tragen sie wie Hypotheken mit uns herum und wissen oft nicht, dass diese frühen Prägungen unser ganzes Leben bestimmen.
Ich bin weit davon entfernt, der Angst vor den Extraterritorien das Wort zu reden, wie es Sarah Hannover und ihre Anhänger tun. Die Menschheit hat weder Anlass, sich minderwertig zu fühlen, noch sich in einen ebenso falsche Hybris zu flüchten und ihrerseits auf andere herabzublicken.
Aber ich bin dafür, Gefahren realistisch zu betrachten und auch einen realistischen Standpunkt im Hinblick auf die Rolle der Menschheit im Kosmos einzunehmen. Es gibt intelligente Spezies, die uns weit überlegen sind. Entweder technologisch, oft aber auch kulturell. Nehmen wir Fulirr als Beispiel. Es wird lange dauern, bis wir ihre technischen Errungenschaften auch nur annähernd kopieren können und wir können von Glück sagen, dass es sich bei diesen Sauroiden schon immer um ein Volk handelte, das nicht besonders zahlreich war und daher auch nur einer gemäßigten Form des Imperialismus frönte. Jetzt, nach dem Etnord-Krieg sind sie so dezimiert, dass ihr Einflussbereich sich auf das Nabman-System und einen Cordon von wenigen Lichtjahren um ihr Heimatsystem herum beschränkt und sie wohl auch für die nächsten zwei Jahrhunderte nicht wieder in die Lage kommen werden, ihr Territorium nennenswert auszudehnen.
Das Universum ist ein Dschungel, in dem es darum geht, zu überleben. Wenn die Menschheit nicht vereint handelt, wird sie es nicht schaffen, das ist meine tiefste Überzeugung.
Eine Überzeugung, die sich in meinen Kindertagen bildete, als meine Eltern einen Algenfänger auf Marina III fuhren.
5
Meine Erinnerungen gehen immer wieder in diese Zeit zurück, wenn ich vor schweren Entscheidungen stehe. Wenn es darum geht, sich über die Richtung klar zu werden, in die man gehen muss und dabei weiß, dass man diese Richtung für lange Zeit nicht mehr nachjustieren kann...
Marina III erschien mir wie das Paradies. Ich kann mich an kaum einen Augenblick erinnern, in dem der Himmel nicht strahlend blau war. Später erfuhr ich, dass dies damit zu tun hatte, dass wir mit unserem Algensammler dem schlechten Wetter auswichen. Vor allem den schier unglaublich heftigen tropischen Gewittern am Ende des Tages.
Aber der Begriff „Tag“ hatte auf diesem Planeten ohnehin eine etwas andere Bedeutung.
Die 52 Lichtjahre entfernte Sonne Marina ist ein brauner Zwerg, das bedeutet, seine Lebenszone liegt so nahe am Zentralgestirn, dass die betreffenden Planeten irgendwann ihre Rotation verlangsamen und mit der Sonnenrotation synchronisieren.
Der Tag auf Marina III dauerte drei Standardjahre und war damit etwa doppelt so lange wie das astronomische Jahr des Planeten.
Zu Beginn des Raumzeitalters hatte man geglaubt, dass Leben auf solchen Welten unmöglich sei, selbst wenn sie über günstige Temperatur- und Schwerkraftwerte sowie über flüssiges Wasser und genug Sauerstoff verfügten. Aber das war ein Irrtum gewesen. Die planetaren Klimaausgleichssysteme waren viel leistungsfähiger, als man es ihnen lange Zeit zugetraut hätte.
Das Leben passte sich an den langsameren Rhythmus des Lichtes an. Während die dem Zentralgestirn abgewandte Seite arktische Verhältnisse zeigte, herrschte auf der sonnenzugewandten Seite tropische Hitze.
Marina III war die Heimat besonders eiweißreicher Riesenalgen und genauso begehrtem Riesentang, die während des monatelangen Morgengrauens geradezu explosionsartig zu wachsen begannen. Diese Meerespflanzen wurden auf mehr als einem Dutzend den Humanen Welten angeschlossenen Welten zu hochwertigen Syntho-Steaks und ein paar anderen für die moderne Küche und die Medizin unverzichtbaren Produkten verarbeitet.
Ich sehe mich am Bug des großen Algensammlers stehen, in den meine Eltern ihre gesamten Ersparnisse gesteckt hatten und er sie zwar nicht reich machen sollte, ihnen aber immerhin ihr Auskommen sicherte.
Wir fuhren vor allem in der Zone des nahen Abends. Manche der Siedler nannten dieses Gebiet auch das Meer der Dämmerung. Poetische Namen, die nicht ansatzweise den Zauber dieser Orte wiederzugeben vermögen. Fast der gesamte Horizont war von der untergehenden rotbraunen Sonne Marina bedeckt, deren Licht sich in der Atmosphäre auf eine seltsame Weise brach. Manche sagten, dass dies mit gewissen Spurengasen zusammenhing, die in den höheren Luftschichten von Marina III in einem Maß zu finden waren, wie es ansonsten auf keiner anderen von Menschen besiedelten Welt der Fall war. Andere machten die Ausdünstungen des Planeten umspannenden Ozeans dafür Verantwortlich. Marina III ist fast zur Gänze mit Wasser bedeckt. Es gibt nur einige wenige und recht kleine Landmassen, von denen die größte die Ausmaße von Australien besitzt.
Alle anderen Landmassen sind kaum mehr als Inseln. Die meisten davon stellen nur winzige Punkte im Ozean dar, die aus dem Orbit gar nicht erkennbar sind und die grün-blaue Fläche des Ozeans gar nicht zu unterbrechen scheinen – es sei denn man schaltet die optische Ortung auf den größtmöglichen Zoomfaktor.
Drei Monde umlaufen Marina in ziemlich exzentrischen Bahnen, was auf irgendeine kosmische Katastrophe in grauer Vorzeit hindeutet. Das bedeutet, die unterschiedlichsten Gezeitenkräfte ziehen an der Wassermasse von Marina III und sorgen dafür, dass viele der Inseln durch gewaltige Flutwellen in regelmäßigen Abständen überflutet werden. Aber die damit zusammenhängende gute Durchmischung der Wassermassen hat auch ein paar sehr positive Nebenwirkungen. Erstens dürfte sie ein wichtiger Faktor des planetaren Klimaausgleichs sein, der verhindert, dass die Sonnen abgewandte Seite in der zweijährigen Nacht völlig vereist und zweitens wurden die Wassermassen des Planeten fortwährend durchmischt, sodass der Sauerstoffgehalt extrem hoch war. Alles gute Wachstumsvoraussetzungen für das, was wir die Ernte nannten.
Ich sehe den spitzen Bug des Algensammlers durch die aufgewühlte, grünblaue See pflüge. Das Wasser schäumt. Manchmal entstehen meterhohe Schaumberge, die man natürlich zu umfahren versuchen muss. Das Zeug setzt sich sonst in alles hinein und der hohe ph-Wert ist nicht gut für die Ernte.
Der Erntevorgang geht voll automatisch. Alles was Mom und Dad zu machen hatten, war den Algensammler auf Kurs zu halten. Drei Angestellte arbeiteten an Bord des Schiffes. Zwei davon hatten selbst Kinder, die wie ich ihre ersten Jahre auf der WELLENBRECHER verbrachten, wie Dad unseren Algensammler etwas hochtrabend genannt hatte. Sarmona war in meinem Alter, Chuck etwas jünger.
Da das Schiff mehre hundert Meter lang war und über eine eigene Anlage zur Rohverarbeitung der Algen und eine Zerkleinerungsmaschine für den Seetang verfügte, hatten wir Platz genug. Die meiste Zeit waren wir uns selbst überlassen und streiften auf dem Schiff herum.
Meistens in den Arealen, die mein Dad dafür freigegeben hatte. Aber die größere Faszination ging natürlich von jenen Arealen aus, die verboten waren.
Diese Korridore und Lagerräume schienen eine geheimnisvolle Welt für sich zu sein. Eine Welt, die allenfalls alle paar Marina III-Tage eine Menschenseele aufsuchte, um dort nach dem Rechten zu sehen. Meistens übernahmen auch dies Robotdrohnen. Eine dieser Drohnen hatte sich mal selbstständig gemacht und führte nun in diesen Katakomben völlig unsinnige Wartungsarbeiten durch. Es dauerte einen ganzen Standard-Monat, bis Dad die Maschine schließlich erwischen und ausschalten konnte.
6
Sarmona hatte helles, immer etwas zerzaustes Haar und eine Stimme, die sehr durchdringend sein konnte. Wenn ich heute an sie denke, fallen mir immer diese beiden Dinge ein.
Ihre Haare und Stimme. Mit der sie ihre Mutter, die bei uns als Maschinistin arbeitete, zur Weißglut bringen konnte. Ein Schauspiel, das ich mir nach Möglichkeit nie entgehen ließ und das interessanter als jedes Holospiel war.
Sarmona erzählte mir von ihrer Heimatwelt. Sie stammte von Sirius III und ich fragte sie, ob sie dort oft Olvanorer gesehen habe. Schließlich sei Sirius III doch deren Stammsitz, wie ich durch einschlägige Multimedia-Angebote für Kinder und Jugendliche erfahren hatte.
Sie schüttelte den Kopf.
„Was ist ein Olvanorer?“, fragte sie mich und erzählte mir dann etwas von einer Welt, die sich in nicht einmal dreißig Standardstunden um die eigene Achse drehte und auf der es einen dauernden Wechsel von Licht und Dunkelheit gab. Ich kannte das nur aus dem Mediennetz. Marina lag zwar 52 Lichtjahre von der Erde entfernt und damit eigentlich ein Stück außerhalb der Raumkugel, die von der Menschheit beansprucht wurde, aber das Mediennetz der Humanen Welten reichte bis hier. In dieser Hinsicht war die Menschheit schon lange vor Gründung der Humanen Welten eine Einheit gewesen. Was andere Dinge anging, war ihr Weg allerdings sehr viel beschwerlicher.
Ich erklärte Sarmona alles, was ich über die Olvanorer wusste. Dass es sich um einen Orden von Männern handelte, die ihr Leben gleichermaßen der Wissenschaft und dem Frieden gewidmet hatten. „Sie erforschen ferne Welten. Ich habe im Mediennetz einen Bericht gefunden über eine ihrer Expeditionen, die sie bis nach Aradan führte.“
„Aradan?“, fragte Sarmona, denn auch diesen Namen hatte sie nie gehört.
„Das ist das Zentrum des ungeheuer großen Sternenreichs der K'aradan. Man vermutet, dass es mindestens tausend Lichtjahre durchmisst, aber genau weiß das noch niemand, denn man hatte nur sehr losen Kontakt bisher. Aber diese Olvanorer kümmert das nicht. Sie dringen in Gebiete der Galaxis vor, in denen nie zuvor ein Mensch gewesen ist – und das tun sie ohne Waffen.“
„Müssen sie nicht fürchten, gefangen genommen und ausgeplündert zu werden?“, fragte Sarmona.
Ich schüttelte energisch den Kopf. „Seltsamerweise geschieht das nicht, zumindest ist mir nichts darüber bekannt und ich sammle im Mediennetz alles, was es über die Olvanorer zu erfahren gibt, weil mich das sehr interessiert. Und da dieser Orden in Saint Arran auf Sirius III seine Zentrale hat, dachte ich eigentlich, dass du auch ab zu mal einen dieser Männer gesehen hättest. Sie tragen braune Kutten mit Kapuzen.“
Sarmona überlegte und schüttelte schließlich entschieden den Kopf. „Nein, nicht dass ich mich erinnern könnte.“
„Eines Tage werde ich vielleicht auch mal ein Olvanorer“, sagte ich.
Sarmona sah mich erstaunt an, während der heftige Wind, der an Deck des Algensammlers unablässig wehte, ihr das Haar noch mehr durcheinander wirbelte. „Ich hätte etwas anderes gedacht“, bekannte sie.
„Wieso?“
„Meine Mom sagt immer, du hättest es gut. Du bräuchtest dir über deine Zukunft oder das was du mal werden willst und wie gut du bei den Lerntests über das Datennetz abschneidest keine Sorgen zu machen.“
Ich runzelte die Stirn und verstand zunächst nicht, auf was sie eigentlich hinauswollte.
„Irgendwie scheinst du mir Unsinn zu reden.“
„Dann stimmt es nicht, dass du den Algensammler deiner Eltern mal übernehmen kannst?“
Doch, das stimmte schon. Andererseits wusste ich noch nicht, ob ich ihn tatsächlich auch übernehmen wollte.
„Mal sehen“, sagte ich.
Und dann erzählte mir Sarmona ausführlich vom Leben auf Welten, die sie als normal bezeichnete. Denn zuvor hatte sie mit ihrer Mutter auf der Erde gelebt und dort sei es so ähnlich wie auf Sirius III gewesen. Ich wusste einiges davon durch das Mediennetz. Aber es war trotzdem interessant, den Bericht von jemandem zu hören, der das alles mit eigenen Augen gesehen hatte. Jemand, der aus eigener Erfahrung wusste, was es bedeutete an Land zu leben.
Oder in einer Stadt.
Was es bedeutete, mit anderen Kindern in eine Schule zu gehen, anstatt über das Datennetz unterrichtet zu werden.
Das alles hatte ich nie kennen gelernt. Nicht, dass ich es vermisst hätte. Ich glaube, es gibt kaum einen Ort, an dem ein Kind mehr Freiheit hätte genießen können, als auf diesem Algensammler namens WELLENBRECHER.
7
Zusammen mit Sarmona und Chuck jagten wir den marinäischen Wasserratten nach, die manchmal über die Algenschöpfanlage in die Lagerräume und inneren Korridore des Algensammlers gerieten. Ich nahm dazu einen Nadler meines Vaters, an den ich leicht herankam, nachdem ich das elektronische Schloss der Waffenkammer hatte knacken können. Für einen halbwegs intelligenten und im Umgang mit Computern geübten Jungen von zehn oder zwölf Jahren war das wirklich keine Schwierigkeit. Andererseits legte mein Vater auch nicht sehr viel Wert darauf ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem zu installieren. Wozu auch? Es gab eine handvoll Personen an Bord der WELLENBRECHER. Und dass auswärtige Gangster sich auf unser Schiff verirrten war nun wirklich sehr unwahrscheinlich.
In der Anfangszeit der Besiedlung Marinas hatte es das Problem der Piraterie gegeben. Leute, die über keinen Algensammler verfügten, aber ihren Teil an dem im Meer schwimmenden Reichtum gerne an sich bringen wollten und es dann am praktischsten fanden, uns die ganze Ladung wegzunehmen. Das Schiff war auf Grund seiner ID-Kennung nur unter großem Aufwand nach einem Raub wieder zu benutzen, sodass die Piraten die Finger davon ließen.
Die Regierung des Marina-Systems hatte die glorreiche Idee, ein privates Sicherheitsunternehmen damit zu beauftragen, diese Art der Kriminalität zu bekämpfen. Jetzt kreuzten ein paar Kampfgleiter regelmäßig durch die Atmosphäre Marinas und es gab Orbitalstationen, die jederzeit jeden Punkt der Oberfläche beobachten konnten. Notfalls wurde von hier aus dann auch eingegriffen.
Der Wettbewerbsfähigkeit des Marina-Systems tat das natürlich nicht gut. Schließlich gab es auch andere Anbieter von Roheiweiß zur Herstellung von synthetischen Lebensmitteln und die Kosten für die Sicherheitsmaßnamen wurden natürlich letztlich auf die Preise umgelegt.
Die marinäischen Wasserratten hatten mit irdischen Ratten nicht viel zu tun – wohl aber mit dem Wasser. Es handelte sich um schlangenartige, mit Pelz überzogene Wesen. Sie sind blind, bewegen sich rollend oder kriechend vorwärts und sind die größten Konkurrenten des Menschen bei der Jagd nach Algen und Riesentang gewesen. Dass sie durch die Ansaugrohre hereinkommen, sollten eigentlich die Algenfilter verhindern, aber oft genug rissen diese Filter, weil sie aus Ersparnisgründen zu lange benutzt wurden. Bei den Tangfängerrohren war es gar nicht zu verhindern, dass auch Wasserratten mit angesaugt wurden, die dann anschließend an Bord des Algensammlers ihr Unwesen trieben. Sie fühlten sich dort wie die Made im Speck. Schließlich war alles, was sie gerne mochten, im Überfluss vorhanden.
Auf Nadlerschüsse reagierten sie sehr empfindlich. Leider standen mir keinerlei Gift- oder Betäubungszusätze zur Verfügung, sondern nur der ganz normale Standard-Partikelstrom.
„Sei vorsichtig damit“, sagte Sarmona. „Ich möchte nicht, das Chuck oder ich etwas davon abbekommen.“
„Willst du auch mal?“
Sie stemmte die Arme in die Hüften. „Und du willst Olvanorer werden? Dass ich nicht lache. Nach allem, was du mir über die Bande erzählt hast, passt dieses Herumschießen auf Wasserratten dazu überhaupt nicht.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, gesagt zu haben, dass Olvanorer Vegetarier sind“, erwiderte ich.
„Trotzdem. Irgendetwas passt da nicht so ganz zusammen bei dir!“
Ich hob den Nadler und schoss den Partikelstrahl auf eine der sich schlangenartig über den Boden schiebende Wasserratte.
Die Partikel rissen die fellüberwucherte Außenmembran auf. Eine gallertartige gelbe Flüssigkeit spritzte heraus. Das musste wohl das Blut dieser Wesen sein.
„Ich will auch mal“, sagte Chuck.
„Du bist noch zu klein“, sagte ich.
„Wenn du mich nicht auch mal an das Ding ranlässt, sage ich deinem Vater, dass du den Code der Waffenkammer geknackt hast.“
8
Ich muss unwillkürlich lächeln, als mir diese Szene in Erinnerung kommt. Anscheinend bin ich schon früh das bevorzugte Opfer von Erpressern geworden. Damals habe ich nachgegeben und es bitter bereut, denn Chuck schwenkte den Nadler herum und zerdepperte damit die Beleuchtung des Laderaums. Das führte zu einem Auslösen des Alarms und die ganze Sache kam heraus.
Den Ärger mit meinen Eltern habe ich überlebt und Dad kalibrierte das Schloss der Waffenkammer neu.
Die Probleme, die danach auftauchten waren von einem ganz anderen Kaliber und nicht so leicht ins Lot zu ringen.
Ein paar fremde Schiffe tauchten am Rand des Marina-Systems auf. Ich weiß nicht, wie diese Schiffe aussahen, da ich natürlich nie vor einem der Ortungsschirme der Lokalverteidigung gesessen habe. Aber ich weiß, wie die Mannschaften dieser Schiffe aussahen.
Sie waren grünhäutig, humanoid und hatten einen Kamm auf dem Kopf, von dem ich annehme, dass er aus Knochen bestand.
Sie nannten sich die Nostan.
Woher sie kamen wusste niemand.
Fremde aus den unendlichen Weiten des Alls, die nichts Besseres zu tun haben, als sich an einer wehrlosen Menschheitswelt zu vergreifen. Das könnte aus einer dieser übertriebenen Humanity First-Spots sein, mit denen gegenwärtig das Mediennetz verunreinigt wird.
Aber damals war es tatsächlich so.
Zumindest kam es mir so vor.
Bis heute graust es mir bei der Selbstverständlichkeit, mit der diese Wesen ihren Herrschaftsanspruch anmeldeten.
Vielleicht haben sich die Indianer der Karibik so gefühlt, nachdem Columbus sie entdeckt hatte und nun Heerscharen von spanischen Konquistadoren anlandeten, um das legendäre El Dorado zu finden und für die katholischen Könige von Kastilien und Aragon in Besitz zu nehmen.
Die Nostan waren unserer eigenen Art offenbar nicht nur vom Körperbau her ähnlicher, als viele von uns das wahrhaben wollten.
Vielleicht sind es jene Tage und Stunden gewesen, in denen sich bei mir die Einsicht verfestigte, dass es die Menschheit niemals zulassen durfte, in eine ähnliche Situation zu geraten wie die Bewohner Amerikas zu beginn der frühen Neuzeit. Eingeborene, die man mit Glasperlen bestechen oder gegeneinander aufhetzen konnte und deren Uneinigkeit es schließlich einer Handvoll barbarischer Eroberer ermöglichte, mehrere Großreiche zum Einsturz zu bringen, die kulturell gesehen sicher keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe gehabt hätten!
Im Grunde genommen befand sich die Menschheit jener Tage genau in dieser Lage. Es gab kein Space Army Corps, dass den Nostan hätte Paroli bieten können und so waren die Siedler von Marina III diesen fremden Eroberern im Grunde genommen völlig hilflos ausgeliefert. Was sie selbst an Verteidigungsanstrengungen auf die Beine stellen konnten, reichte natürlich hinten und vorne nicht. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Man könnte es auch symbolische Ersatzhandlung nennen, denn Erfolg versprechend waren keine der Maßnahmen, die von der Systemregierung seinerzeit ergriffen wurden.
Wie hätte es auch anders sein können?
Es standen ja auch gar nicht die nötigen Mittel zur Verfügung. Sowohl technologisch, waffentechnisch und personell.
Die Nostan hackten sich in das planetare Mediennetz und übersandten ihre Videobotschaften, die von einer bestechenden Qualität waren. Darin forderten sie die Bevölkerung des Marina-Systems dazu auf, sich zu ergeben und keinen Widerstand zu leisten und kündigten an, die Herrschaft zu übernehmen.
Niemand wusste, woher sie kamen, aber die Tatsache, dass sie die Menschen für K'aradan hielten sprach dafür, dass ihre Heimat irgendwo jenseits des Reiches von Aradan liegen musste.
Es wurden allerhand Mutmaßungen angestellt. Zum Beispiel die, dass es sich bei dem kleinen Flottenverband, der so plötzlich aus dem Zwischenraum aufgetaucht war, um Kolonisten handelte. Sie taten nichts anderes, als unsere Vorfahren auch getan hatten. Sie nahmen eine Welt in Besitz und hielten das für selbstverständlich – genauso, wie sie es für unnötig hielten, die Menschen von Marina um ihre Meinung dazu zu fragen.
Aber hatten unsere Vorfahren die marinäischen Wasserratten gefragt ob ihnen die Anwesenheit von Menschen angenehm war?
9
Die folgenden Stundenbündel verbrachten wir größtenteils damit, vor irgendwelchen Bildschirmen zu sitzen und die News des Mediennetzes zu verfolgen.
Stundenbündel...
Den Begriff kennt heute niemand mehr abgesehen von den ehemaligen Marina-Siedlern. Ein Stundenbündel war das, was man auf der Erde einen Tag nennen würde. Immer 24 irdische Stunden waren ein Stundenbündel. Der Tag von Marina III dauerte ja so lange, dass er als Zeiteinheit für das tägliche Leben einfach nicht taugte. Die menschliche Biologie hat sich in einer langen Evolution an den Rhythmus ihrer Urheimat angepasst. Das kann man nicht so einfach ändern, schon gar nicht, wenn die astronomischen Orientierungspunkte auf der neuen Heimat so extrem sind, wie in diesem Fall.
Wir saßen also da und sahen zu, wie der Pressesprecher der Systemregierung vor die Kamera trat. Die Systemregierung residierte in einem großen U-Boot, das gleichzeitig der Förderung von Manganknollen und anderen schönen Dingen diente, die man auf Marina III so vom Meeresgrund aufsuchen und später verkaufen konnte. Es war wirklich eine gute Welt. Ein Planet, auf dem es so viele Dinge im Überfluss gab und sich eigentlich niemand Sorgen darüber zu machen brauchte, wie er seinen Lebensunterhalt verdienen sollte – das richtige, meerestaugliche technische Equipment mal vorausgesetzt.
Die Schätze schwammen hier im Wasser herum.
Man musste sie nur einsammeln.
Wie in der Geschichte vom Schlaraffenland.
Unsere Regierung versuchte, die Übertragungen der Nostan zu unterbinden, da sie diese wohl für absolut demoralisierend hielt. Aber sie schafften es immer wieder, die Übertragungssignale des planetaren Mediennetzes zu überlagern und doch auf die Bildschirme zu kommen. Diese grünen Gesichter verfolgen mich bis heute im Schlaf.
Was ihren Schrecken ausmachte, vermag ich gar nicht genauer zu bestimmen. Vielleicht hing es damit zusammen, dass ich spürte, wie sehr die Situation meine Eltern und die anderen Erwachsenen ängstigte.
Wenn man als Kind eine Situation nicht einzuschätzen vermag, dann orientiert man sich an den Reaktionen der Erwachsenen. Das tat ich auch und danach zu urteilen war die Lage einfach nur verzweifelt.
Ich hörte sie darüber reden, dass die planetare Verteidigung absolut unzureichend war.
Der einzige Planet des Systems, auf dem es eine nennenswerte menschliche Bevölkerung gab war der Planet Nummer III. Die beiden anderen Trabanten des braunen Zwergs Marina waren Felswüsten wie Merkur.
Eine davon hatte sogar eine Sauerstoffatmosphäre.
66 Prozent mit einem Luftdruck von mindestens 2300 bar, was mehr als das Doppelte des Erdwertes war. Aber die Besiedlung lohnte nicht. Der hohe Sauerstoffgehalt hatte dafür gesorgt, dass nahezu alle wertvollen Metalle oxidiert waren. Planet Nummer II sah aus dem All aus wie eine rostige Kugel.
Nummer I war eine Feuerhölle. Eine vulkanische sehr aktive Welt, deren Lavaströme kaum erstarren konnten, ehe sie wieder aufgeschmolzen wurden, wenn der planetare Tag einsetzte. Ein Tag, der Temperaturen von fast 1000 Grad bringen konnte.
Es gab ein paar Außenposten der Systemregierung auf den Monden von Nummer III und II. Außerdem eine Forschungsstation auf II. Nummer I war vollkommen unbesiedelt. Und das mit gutem Grund.
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Die ersten Kämpfe wurden gemeldet. Mit einigen bewaffneten Raumbooten versuchte unsere Systemregierung gegen die Invasoren anzukommen.
Diese Raumboote waren zwar mit Sandström-Triebwerken ausgerüstet und damit überlichtschnell, aber das war auch ihr einziger Vorzug gegenüber heute verwendeten Typen. Am Bug verfügten sie über einen Cluster von 20 starren Gauss-Geschützen. Da sie jedoch nicht sehr gut zu manövrieren waren, betrug die Trefferwahrscheinlichkeit wohl einen sehr geringen Wert.
Eine richtige Schlacht ließ sich damit nicht führen. Allenfalls konnte man ein paar k'aradan’sche Raumpiraten vertreiben.
Die Nostan meldeten sich wieder und verkündeten, dass sie den Hilferuf der Marina-Regierung entschlüsselt hatten, in dem die Humanen Welten um Hilfe gebeten wurden.
Vor allem natürlich jene Menschheitswelten, die sich in astronomischer Nähe zum System befanden.
Es gab damals noch kein Space Army Corps. Nur lokale Verteidigungskräfte verschiedener Welten.
Es stand ziemlich schnell fest, dass jegliche Hilfe zu spät kommen würde. Davon abgesehen gab es offenbar ein ziemlich großes Hin und Her im Humanen Rat, welche Mitgliedswelt wie viel Hilfe zu leisten hätte und wie der Bund der Humanen Welten von Sol dies letztlich finanziell ausgleichen würde.
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Erschwerend kam hinzu, dass die lokalen Streitkräfte der unmittelbar benachbarten Menschenwelten gar nicht über geeignete Einheiten verfügten, die in der Lage waren, die Nostan zurückzuschlagen.
In allen Einzelheiten kann ich den Verlauf des Gefechts gar nicht mehr wiedergeben. Das Mediennetz brach zeitweilig zusammen, weil es von schweren Treffern in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Es mag einen oder zwei irdische Standardtage gedauert haben bis die lokalen Verteidigungsstreitkräfte mehr oder minder aufgerieben worden waren. Auf Newstralia, der bereits erwähnten einzigen größeren Landmasse auf Marina III, die allerdings zur Zeit der Flut zu zwei Dritteln unter Wasser stand, landete ein Nostan-Schiff und ließ Truppen ausschwärmen. Die folgenden Meldungen waren dann sehr widersprüchlich. Newstralia verlor nach und nach den Kontakt zum Datennetz. Nachrichten trafen nur noch mit großer Verspätung ein. Gleichzeitig kamen Durchhaltebotschaften von der Erde. Angeblich war Verstärkung bereits unterwegs. Aber selbst einem Kind war klar, dass das eine maßlose Übertreibung sondergleichen war und die Unterstützungsverbände erstens viel zu spät eintreffen würden und zweitens aus Einheiten bestanden, die nur bedingt kriegstauglich waren.
Im Humanen Rat wurde zum x-ten Mal die Idee diskutiert, eine zentrale Sternstreitmacht der Humanen Welten ins Leben zu rufen.
Ich habe nicht mehr viele der Debattenbeiträge im Ohr, die auf der WELLENBRECHER stets präsent waren. Aber die Äußerung eines Ratsmitglieds, das der Opposition angehörte und eine Meinung vertrat, die bis dahin nur die Auffassung einer kleinen Minderheit war, ist mir im Gedächtnis geblieben.
„Die Humanen Welten müssen zu einem gemeinsamen Heer werden, um Bedrohungen von außen abzuwehren!“, konnte man ihn über das Datennetz der Humanen Welten überall innerhalb des Menschheitsterritoriums hören. „Zu einem Sternenkrieger-Heer! Nennen wir das Ganze Raumstreitkräfte oder Space Army Corps. Das spielt alles keine Rolle. Auf den Namen kommt es nicht an, obwohl mir bewusst ist, dass manche Mitgliedswelten bereits ihre Selbstständigkeit in Gefahr sehen, wenn von der Aufstellung regulärer Raumstreitkräfte die Rede ist. Aber ohne die Aufstellung eines Corps von Raumsoldaten mit dazugehörigen Schiffen, werden die Humanen Welten früher oder später zu Grunde gehen. Sie werden zwischen die Mühlsteine der Konflikte zwischen unseren Nachbarn geraten und dort früher oder später zerrieben werden! Ich kann nur an die hier Anwesenden appellieren, diese düstere Stunde dazu zu nutzen, sich endlich aufzuraffen, das Richtige zu tun und dabei die kleinlichen Partikularinteressen der einzelnen Mitgliedswelten vielleicht einmal hinten anzustellen. Wir würden alle davon profitieren!“
Damals interessierte es mich nicht sonderlich, wer der Mann war, der für diese Worte Beifall bekam. Damals war mir auch nicht klar, dass er dieselben Forderungen schon so oft aufgestellt hatte und dafür bisher anstatt Beifall entweder nur herablassende Kritik oder blankes Desinteresse geerntet hatte.
Der Mann, der das sagte, hieß Hans Benson und wurde einige Jahre später zum Vorsitzenden des Humanen Rates gewählt.
Natürlich kamen die Entscheidungen, die Benson damals forderte, nicht voran. Es wurde nicht einmal darüber abgestimmt. Die Staatsvertreter der sogenannten Drei Systeme, die von jeher ihre abweichenden Gegeninteressen sehr stark betonten, sorgten durch eine Debattenverzögerung dafür, dass die Luft aus dem Thema schon heraus war, ehe es richtig angepackt worden war.
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Marina III bekam Hilfe. Aber nicht von einer Raumstreitmacht der Humanen Welten.
Die grünhäutigen Nostan hatten noch nicht einmal ihr zweites Schiff auf Newstralia gelandet, da trafen mehrere Einheiten der K'aradan ein. Es gab wohl ein paar kleinere Scharmützel. Genau lässt sich das heute nicht mehr rekonstruieren, da ein Großteil der planetaren Ortung und des Datennetzes nicht arbeiteten und daher auch nur sehr lückenhafte Aufzeichnungen existieren. Die Ionenkanonen der K'aradan schienen den Nostan ziemlich zugesetzt zu haben. Jedenfalls zogen sie sich aus dem System zurück, als auch eine kleine Flottille von Fulirr-Raumern auftauchte.
Es war über beide Völker bekannt, dass sie seit langem Krieg miteinander führten und die sauroiden Fulirr beständig versuchten, ihr Territorium auf Kosten der K'aradan zu erweitern.
Fast eine Standardwoche lang lieferten sich beide Verbände erbitterte Auseinandersetzungen. Eines der K'aradan-Schiffe stürzte auf Marina III ab und liegt heute auf dem Grund des Ozeans.
Unsere Hilfstruppen trafen erst ein, als die Gefechte bereits abgeflaut waren. Sowohl Fulirr als auch K'aradan zogen sich zurück. Keine der beiden Seiten schien dem System irgendeinen besonderen strategischen Wert zuzumessen. Es war für sie einfach ein Schlachtfeld gewesen.
Und die Nostan?
Bis heute sah man nie wieder etwas von ihnen. Aber irgendwann, wenn die Reichweite der menschlichen Raumexpeditionen entsprechen angewachsen ist, wird man zweifellos auf sie treffen.
Es könnte eine Ironie der Geschichte sein, dass es ausgerechnet die friedliebenden Olvanorer sind, die als erster Kontakt zu ihnen bekommen.
Die Frage ist nur, ob sie diesen Kontakt überleben, um dem Rest der Menschheit noch davon berichten zu können.
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Jahre später bin ich die spärlichen Aufzeichnungen des damaligen Schlachtgeschehens noch einmal durchgegangen, habe mir immer wieder die Ortungsdaten, die Positionsübersichten, die strategischen Manöver aller Beteiligten und die raren optischen Aufzeichnungen angesehen, die noch erhalten sind.
Und im Nachhinein wünschte ich, dass es im System ein Olvanorer-Camp oder irgendeinen anderen wissenschaftlich gebildeten Menschen gegeben hätte, der in der Lage gewesen wäre, die Besonderheit der von den Nostan verwendeten Technik zu erkennen.
Dass sie Strahlenwaffen benutzten war nicht so außergewöhnlich. Das taten schließlich auch die Qriid und die Bewaffnung der Nostan funktionierte nach einem ganz ähnlichen physikalischen Prinzip. Zumindest ließen die Ortungsdaten darauf schließen.
Schon die äußere Form ihrer Schiffe war sehr charakteristisch. Sie bestanden aus Kombinationen quaderförmiger Elemente, deren Materialstruktur sehr stark den Artefakten der sogenannten „Alten Götter“ ähnelte, wie jene geheimnisvolle Superrasse von den Fash’rar des Tardelli-Systems bezeichnet wird, von der überall in der Galaxis Überreste ihrer einstige Größe zurückgeblieben sind.
Während der Geschehnisse um die Schlacht von Triple Sun war ich zusammen mit Commander Brabak Gossan im Rendezvous-System gestrandet und gelangte in eines dieser quaderförmigen Artefakte, die noch an vielen anderen Orten zu finden sind. Spätestens seit diesen Tagen halte ich es für eine der vordringlichsten Aufgaben der Menschheit, den Rätseln dieser uralten Technik auf die Spur zu kommen, weil es sonst andere tun werden. Vielleicht nicht die Qriid, die sich durch ihre religiösen Skrupel in dieser Hinsicht selbst blockieren. Aber je öfter ich mir die alten Aufzeichnungen über die Schlacht um Marina ansehe, desto eindeutiger komme ich zu dem Schluss, dass die Nostan uns bei der Nutzbarmachung des Wissens der Alten Götter wahrscheinlich um einiges voraus sind.
Von den Etnord, die wir im Moment durch die Drohung, sie mit einem speziell auf ihre Biologie zugeschnittenen Virus zu vernichten in Schach halten, will ich an dieser Stelle gar nicht erst reden.
Ich zoome die Darstellung eines der Nostan-Schiffe heran. Zum wievielten Mal weiß ich gar nicht. Ich schaue mir die Strukturanalyse an, die zumindest teilweise erhalten geblieben ist und fühle mich bestätigt.
In dem Moment, da ich diese Zeilen schreibe, ist gerade eine Expedition in das Gebiet jenseits des K'aradan-Reichs unterwegs, die versucht, dem Rätsel der Alten Götter auf die Spur zu kommen. Allerdings ist es keine rein menschliche Expedition und so werden wir die Ergebnisse, die sich im Zuge dieses Unternehmens hoffentlich einstellen, mit unseren Verbündeten teilen müssen.
Aber geteiltes Wissen ist immer noch besser als Unwissenheit.
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Sieg oder Niederlage ist eine Frage der Kräfteverhältnisse. Zumindest versucht man das seit Urzeiten Offiziersanwärtern beizubringen und ich habe mir diesen Mist auch anhören müssen.
Die Wahrheit ist viel einfacher.
Sieg und Niederlage sind eine Frage der Definition.
Die von den Humanen Welten ausgesandten Hilfsverbände trafen ein und daraufhin zogen sich sowohl die K'aradan als auch die Fulirr zurück.
Man hätte das einen glücklichen Sieg nennen können – erkämpft ohne ein einziges Gauss-Projektil abgeschossen zu haben. Und glücklich deshalb, weil die verwendeten Einheiten an Kampfkraft dem Gegner hoffnungslos unterlegen gewesen wären, wenn es wirklich zur Konfrontation gekommen wäre. Aber weder Fulirr noch K'aradan wollten dies offenbar. Beide Seiten hofften, die Menschheit als Bündnispartner gewinnen zu können, was viele Jahre später den Fulirr ja auch gelang.
Und die Nostan hatten mehr Furcht vor den beiden Kriegsparteien, als vor der Raumverteidigung, die die Humanen Welten ausgeschickt hatte.
Für die Siedler von Marina III endete das alles in einer Niederlage und für mich persönlich in einem Trauma.
Ein paar Monate später evakuierte man alle Siedler. Der Algensammler, in den meine Eltern ihr ganzes Geld gesteckt hatten, blieb zurück. Ihre Existenz. Es gab zwar eine Entschädigung des Bundes für den Verlust, aber die war lächerlich gering.
Wir zogen nach Sirius III, - auf jene Welt also, die Sarmona mir so lebhaft beschrieben hatte. Sarmona und Chuck sah ich nie wieder.
Ich glaube, Sarmonas Mutter fand eine Stellung im Wega-System und Chuck verschlug es nach New Hope II. Eine blühende Kolonie wurde aufgegeben, weil der Humane Rat zu dem Schluss kam, die Sicherheit der Kolonisten nicht gewährleisten zu können.
Das System ließe sich nicht verteidigen. Im Hinblick auf die Mittel, die den Humanen Welten damals zur Verfügung standen, stimmte das wohl auch.
Wir waren mitten in einen interstellaren Konflikt hineingeraten und zu dessen Spielball geworden. K'aradan und Fulirr schlossen wenig später Frieden, nur um dann erneut aufeinander loszugehen. Solche Konflikte enden nie wirklich. Sie können über ganze Zeitalter gehen und die Phasen des Friedens sind nichts weiter als kurze Kampfpausen in der Schlacht.
Den Gedanken, Olvanorer zu werden, gab ich auf.
Vordergründig deshalb, weil ich nicht erwählt wurde. Der Orden beobachtet sehr ausgiebig, wen er aufnimmt, aber mir gegenüber hat sich nie jemand als Vertreter der Olvanorer offenbart.
Natürlich hätte ich mich der Aufnahmeprüfung in Saint Arran stellen können. Nicht der für die Brüderschule des Ordens, die ja nach wie vor neben der Sedna-Akademie des Far Galaxy Konzerns die wichtigste Universität der Humanen Welten ist.
Aber selbst wenn man mich in Saint Arran genommen hätte, wäre ich diesen Weg nicht gegangen.
Meine Erlebnisse auf Marina III hatten mir ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit eingeimpft.
Ich hatte gelernt, wie wichtig Sicherheit sein kann. Die meisten Bürger der Humanen Welten wissen das kaum. Zwar hat unser Staatsgebilde schon einige Kriege mitgemacht, aber es gab immer auch weite Gebiete unseres Territoriums, die von Kriegsschäden fast völlig verschont geblieben waren. Das war im Etnord-Krieg ebenso wie an vielen anderen Konflikten, an denen ich teilgenommen hatte.
Die Ereignisse im Marina-System haben mich letztlich dazu bewogen, mich beim Space Army Corps zu bewerben und dessen weiteren Ausbau meine ganze Kraft zu widmen. Vieles ging mir dabei in den letzten Jahren zu langsam.
Aus einer ziemlich immobilen Eingreiftruppe mit einigen riesigen Schlachtschiffen wurde seit der Einführung des neuen leichten Kreuzers 2234 Schritt für Schritt eine richtige Raumstreitmacht.
Ein „STERNENKRIEGER“-Heer, wie es der junge Hans Benson im Sinn gehabt haben mag, auch wenn er sich später oft genug als ein Bremsklotz erwies und ich es während der Merkur-Krise nicht ungern gesehen hätte, wenn er als Vorsitzender des Humanen Rates abgelöst worden wäre.
Aber zumindest in diesem Punkt muss ich meinem regelmäßigen Gast und langfristigen Förderer *** im Nachhinein uneingeschränkt recht geben.
Ich hätte die Macht selbst übernehmen können, wenn ich gewollt hätte.
Mit welchem Erfolg kann natürlich nie vorhergesagt werden.
Vorbei.
Verpasst.
Gewesen.
Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, den vergangenen Möglichkeiten nicht nachzutrauern und nicht zuzulassen, dass sie den Arbeitsspeicher meiner Hirn-Hardware unnötig blockieren. Aber es gibt Gedanken, die sich selbstständig machen wie Kinder und die man dann irgendwann nicht mehr beeinflussen kann. Sie scheinen ihr Eigenleben zu führen. Und wenn man doch glaubt sie zu beherrschen, muss man feststellen, dass es sich in Wahrheit genau umgekehrt verhält.
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Wenn ich an das Jahr 2236 denke, sind mir nicht in erster Linie die Dinge in Erinnerung, die bei den historischen Rückschauen im Mediennetz immer in den Vordergrund geschoben werden, weil sie sie sich optisch so wirkungsvoll in Szene setzen lassen.
Ich denke nicht in erster Linie an das Auftauchen des mysteriösen Doppelplaneten Vulkan, der seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr gesichtet worden war und sich als ein gewaltiges, bizarres Raumfahrzeug entpuppte, das wie einer russischen Babuschka gleich eine Unzahl kleinerer Diskusförmiger Schiffe enthielt, sowie ein zumindest für unsere Verhältnisse gigantisches Schiff in der Form eines spinnenförmigen Wsssarrr-Körpers.
Wenn ich an diese erste Invasion des Sol-Systems denke, fallen mir auch nicht in erster Linie die zum Teil völlig konfusen Sitzungen des Krisenstabes ein und der verzweifelte Versuch eines überforderten Space Army Corps Oberkommandos, Löcher zu stopfen, die dafür einfach zu groß waren.
Unsere Kräfte reichten nicht aus, um gleichzeitig der Invasion von dem direkt aus dem Inneren der Sonne getretenen Doppelplaneten Vulkan und dem Ansturm der Qriid auf das New Hope-System am Rande des Niemandslandes standzuhalten.
Davon abgesehen war die Lage der Humanen Welten auch an den verbleibenden Grenzen alles andere als stabil. Wiederholt hatten K'aradan und Fulirr versucht, die Menschheit in ihren schwelenden Dauerkrieg hineinzuziehen. Lediglich das Verhältnis zu dem Königreich der insektoiden Ontiden war von einer gewissen Stabilität geprägt.
Wir wussten, dass unsere Nachbarn uns aufmerksam beobachteten und konnten daher nicht einfach sämtliche Kräfte aus den Grenzgebieten abziehen. Das wäre einer Einladung zur Invasion gleichgekommen.
Nein, das erste, woran ich im Rückblick an diese Krise denke, ist das Gesicht von Rendor Johnson, als er mich an Bord seiner Raumyacht mit dem Namen CAPESIDE bat, die er für den einzigen abhörsicheren Ort im ganzen Sonnensystem hielt und mir nicht mehr, aber auch nicht weniger vorschlug, als mich an einem Putsch gegen den Humanen Rat zu beteiligen.
Johnson trug die graue Uniform mit dem Emblem der solaren Abwehr und am Gürtel einen Nadler vom Typ Garrison 80. ich kannte ihn bereits aus diversen Zusammenkünften und Sitzungen. Daher wusste ich, dass dies sozusagen sein Markenzeichen war.
Seine eigenen Sicherheitsvorschriften verboten eigentlich das Tragen von Waffen bei Meetings auf höchster Ebene, daher war die Waffe an seiner Seite häufig ungeladen, wie ich mir aus wohl unterrichteten Kreisen bestätigen ließ.
Ich hatte immer das Gefühl, einem Mann gegenüberzustehen, der unter anderen Umständen auf der anderen Seite des Gesetzes agieren könnte.
Als Gangleader oder Anführer einer Bande von Kleinkriminellen. Eine hervorragende Ausbildung und glückliche Umstände hatten ihn jedoch ganz nach oben katapultiert. Die glücklichen Umstände bestanden dabei in erster Linie darin, dass er zu einer Zeit in den Geheimdienst eintrat, als sich dieser – ähnlich dem Space Army Corps – gerade im Aufbau befunden hatte. Diese Aufbauphasen bieten immer die besten Karriereleitern. Ich selbst habe das ja ebenfalls zu nutzen gewusst.
Der Vorteil ist, dass auf diese Weise kreative Außenseiter in ein System gelangen können, das ansonsten hermetisch geschlossen wäre. Der Nachteil besteht darin, dass manchmal auch Maulhelden und mangelhaft begabte in Positionen katapultiert werden, die einfach ein paar Nummern zu groß für sie sind. Bei Rendor Johnson hatte ich von Anfang an dieses Gefühl.
Aber die Kreise, die auch mich gefördert hatten, schienen da anderer Ansicht zu sein. Johnson erwähnte, dass diese Kreise ihn auf mich aufmerksam gemacht hätten. Er konnte nur *** meinen, ohne dass er dies klar ausgesprochen hätte.
„Die letzten Tage der Humanen Welten haben begonnen, Admiral. So oder so.“
So hieß, dass ich mich an die Spitze des Coup D’Etat setzte.
Das andere so stand wohl nur noch für die Möglichkeit, dass er es selbst tat. In diesem Augenblick war ich mir noch nicht einmal sicher, welche dieser Möglichkeiten ihm in Wahrheit lieber war. Vielleicht sprach er mich nur im Auftrag von *** und seinen Kreisen an.
Aber vielleicht war er auch einfach der Opportunist, als der er überall verschrien war und der wusste, dass es manchmal einfach sehr viel leichter ist, im Windschatten eines anderen an die Spitze zu kommen.
„Warum ich?“, fragte ich ihn.
Er sah mich an. Ich besitze nicht die besondere Sensibilität der Olvanorer, aber in diesem Moment lagen seine Gedanken wie ein offenes Buch vor mir. Eigentlich gefiel er sich im Habitus des Revolutionärs, der mit dem Nadler in der Seite das Rednerpult im Humanen Rat erstürmte, mit einem Schuss die Beleuchtung zerfetzte und die Versammlung für abgesetzt erklärte.
„Sie haben mächtige Förderer, Admiral. Aber ich denke, da verrate ich Ihnen nun wirklich kein Geheimnis.“
„Und Sie weichen meiner Frage aus.“
Details
- Seiten
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (ePUB)
- 9783738911558
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2017 (Juli)
- Schlagworte
- commander reilly verschwörer humanen welten chronik sternenkrieger