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Commander Reilly #8: Kosmischer Krisenherd: Chronik der Sternenkrieger

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2017 140 Seiten
Reihe: Commander Reilly, Band 8

Zusammenfassung

Commander Reilly #8: Kosmischer Krisenherd
Chronik der Sternenkrieger
Science Fiction Roman von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten.

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Commander Reilly #8: Kosmischer Krisenherd

Chronik der Sternenkrieger

Science Fiction Roman von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten.

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit  wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

––––––––

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Jack Raymond, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

in chronologischer Reihenfolge

Einzelfolgen:

Commander Reilly 1: Ferne Mission (Handlungszeit 2234)

Commander Reilly 2: Raumschiff STERNENKRIEGER im Einsatz

Commander Reilly 3: Commander im Niemandsland

Commander Reilly 4: Das Niemandsland der Galaxis

Commander Reilly 5: Commander der drei Sonnen

Commander Reilly 6: Kampf um drei Sonnen

Commander Reilly 7: Commander im Sternenkrieg

Commander Reilly 8: Kosmischer Krisenherd

Commander Reilly 9: Invasion der Arachnoiden

Commander Reilly 10: Das Imperium der Arachnoiden

Commander Reilly 11: Verschwörer der Humanen Welten

Commander Reilly 12: Commander der Humanen Welten

Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern

Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns

Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius

Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid

Commander Reilly 17: Ein Raumkapitän der Qriid

Commander Reilly 18: Commander der Sternenkrieger

Commander Reilly 19: Eine Kolonie für Übermenschen

Commander Reilly 20: Kampfzone Tau Ceti

Commander Reilly 21: Prophet der Verräter

Commander Reilly 22: Einsamer Commander

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Terrifors Geschichte: Ein Space Army Corps Roman (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)

Erster Offizier: Extra-Roman (Handlungszeit 2246)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke  (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde 

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer

Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)

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Sammelbände:

Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

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Sonderausgaben:

Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und

Chronik der Sternenkrieger #1-4)

Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)

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Druckausgabe (auch als E-Book):

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)

Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Kapitel 1: Jahr 2236 – Exodus

Wir brauchten eine neue Heimat für die Xabo. Verbündete hatten wir damals nicht. Unser Verhältnis zu den Pshagir war vollkommen ungeklärt, niemand wird die Wsssarrr ernsthaft in der damaligen Situation als Alliierte bezeichnen wollen. Der Feind des Feindes ist eben doch nicht gleich ein Verbündeter. Aber die Xabo waren von Anfang an, an einem substantiellen Bündnis interessiert, das wir eingingen, sobald wir zu dem Schluss kamen, dass die Vorteile die Nachteile überwogen. Nach dem Ende ihres Neuen Reichs im Triple Sun-System stellte sich die Frage, was mit den Xabo geschieht. Die Idee, sie auf Dambanor I anzusiedeln mag im Nachhinein – angesichts der Probleme, die sich später daraus ergaben – schwer verständlich erscheinen. Wer so urteilt, macht sich allerdings nicht klar, wie die Lage der Humanen Welten während des Ersten Qriid-Krieges tatsächlich war. Wir brauchten ein Bollwerk an unseren Grenze und in der Wahl unserer Alliierten konnten wir weiß Gott nicht wählerisch sein – schon deshalb, weil der Großteil der im Niemandsland beheimateten Zivilisationen schlichtweg nicht in der Lage gewesen wäre, uns tatsächlich zu unterstützen.

(Aus: Hans Benson: Der große Vorsitzende – Meine Jahre an der Spitze der Humanen Welten – aus den Erinnerungen des ehemaligen Vorsitzenden des Humanen Rates; im Datennetz ab 1.3.2249)

Das Römische Imperium siedelte sogenannte Barbaren an seinen Grenzen an, um sich gegen noch barbarischere Barbaren zu wappnen. Natürlich konnte das nicht klappen und es ist mir ein Rätsel, wie man zwei Jahrtausende später auf die Idee kommen konnte, so etwas noch einmal zu versuchen. Eine andere Frage ist allerdings, ob sich die Xabo seinerzeit wie ein zusätzlicher Gegner verhalten hätten. Das lässt sich schwer sagen. Aber ich würde sagen, das war mal wieder ein typisches Beispiel dafür, dass der Hohe Rat die Interessen von Außerirdischen vertreten hat – und nicht die der Menschheit!

(Sarah Hannover in ihrer Rede auf dem Humanity First-Konvent 2246, mit der sie sich erfolgreich um den Vorsitz sowie um die Kandidatur für einen der Sitze des Mars im Humanen Rat bewarb)

1

An Bord der PLUTO; Triple Sun-System; 2236 n. Chr.

Steven Van Doren schlug die Beine übereinander. Er hatte im Kommandantensitz Platz genommen, nippte an einem Syntho-Drink, der mit ein paar belebenden Essenzen versetzt war und blickte kurz zum Panorama-Schirm der PLUTO. Die Positionsanzeige veranschaulichte, dass sich der Ereignishorizont des Black Hole bereits um fünf Prozent zurückgezogen hatte. Der Kollaps des Schwarzen Lochs hat begonnen. Endlich!, dachte Van Doren. Eine Woche noch, wenn dieser Olvanorer von der STERNENKRIEGER richtig gerechnet hat. Vielleicht kehren dann hier zumindest funktechnisch wieder normale Verhältnisse ein.

Das war allerdings auch das einzige Gebiet, auf dem eine Rückkehr zur Normalität überhaupt möglich war. Ansonsten war das System für seine Bewohner zur chaotischen, fast unvorhersagbaren Klimahölle geworden, seit die von Xabo bewohnten Welten durch das Black Hole au ihrer Bahn geworfen worden waren. Schon geringfügige Bahnschwankungen konnten erhebliche Schwankungen im Oberflächenklima bewirken. Selbst eine Veränderung der Achsenneigung reichte in dieser Hinsicht schon aus, wie die Erdgeschichte belegte.

Aber schon in der kurzen Zeit seit der Explosion des Großen Quader gab es bereits Bahnabeichungen von bis zu 600 000 Kilometern.

„Captain, wir erhalten eine Nachricht von den Xabo“, meldete Lieutenant Seiichi Ishikawa. Der Funkoffizier der PLUTO bestätigte eine Schaltung an seiner Konsole und wandte sich dann im Schalensitz herum. „Soll ich den Admiral rufen?“

„Tun Sie das, Lieutenant Ishikawa“, nickte Van Doren. Raimondo hatte den Raum des Captains in Beschlag genommen und benutzte den dortigen Rechnerzugang für Dinge, die wohl zu geheim waren, um einen einfachen Commander darüber in Kenntnis zu setzen. Wahrscheinlich will er das Gespräch im Raum des Captains entgegen nehmen!, ging es Van Doren durch den Kopf. Immerhin habe ich dadurch eine Ausrede dafür, dass ich meine Logbucheintragungen noch nicht vervollständigt habe, solange mir mein Büro nicht zur Verfügung steht!

Aber überraschenderweise öffnete sich wenig später die Schiebetür und Admiral Raimondo trat auf die Brücke.

Auf dem großen Panoramaschirm wurde die Gestalt eines Xabo sichtbar. Seine Flügel waren ebenso gespreizt wie sein Gang.

„Der Kanal ist frei, Sir, aber wir müssen mit geringfügigen Störungen rechnen“, sagte Ishikawa.

Die PLUTO hatte seit ihrem Zusammentreffen mit der STERNENKRIEGER die Dunkelzone des Black Hole weiträumig umflogen, sodass der störende 5-D-Einfluss auf Transmissionen nach Xaboa eigentlich nicht mehr wirksam sein konnte.

Die ebenfalls zum Verband gehörenden Leichten Kreuzer CATALINA unter dem Kommando von Commander Ned Nainovel und die BAIKAL unter Commander Craig Manninger waren an Positionen beordert worden, die etwa vier Astronomische Einheiten oberhalb beziehungsweise unterhalb der Systemebene lagen. Ideale Bobachtungspositionen, von denen aus man ziemlich ungestört orten konnte, wenn Feindschiffe aus dem Zwischenraum materialisierten.

Die PLUTO hingegen näherte sich Xaboa. Die Funkverzögerung im Normalfunkspektrum betrug allerdings immer noch mehrere Minuten, weswegen trotz der Störanfälligkeit eine Verständigung über Sandström-Funk ausprobiert wurde.

„Hier spricht Tongklongorong, der Alpha-Dominante!“, brüllte der Xabo regelrecht heraus. Er trommelte mit den Fäusten auf seiner Brust.

Die zur Macht gehörenden Rituale hat er jedenfalls ziemlich schnell gelernt, dachte Van Doren sarkastisch.

Der Xabo schien Freude daran zu haben seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Namen und den neuen Rang, den er sich erobert hatte, immer wieder zu erwähnen. In seinem Begrüßungsstatement tat er das insgesamt fünfmal und es war für das Übersetzungsprogramm gar nicht so leicht, diese Erwähnungen sinnvoll in den Satzzusammenhang einzufügen. Mitunter war das wohl auch kaum möglich.

„Kommen Sie zur Sache, Tongklongorong!“, fuhr Raimondo dazwischen. „Und ich bin davon überzeugt, dass Ihr Volk es Ihnen danken wird, wenn Sie sich seinen Problemen zuwenden, anstatt sich auf ihren Lorbeeren, die Sie sich beim Kampf um die Macht verdient haben auszuruhen.“

Diplomatisches Einfühlungsvermögen nenne ich etwas anderes!, überlegte Van Doren. Raimondo wäre allerdings wohl kaum Raimondo, wenn er dabei nicht eine ganz klar umrissene Absicht hegen würde. Aber vielleicht überschätze ich ihn einfach auch nur... Wer es so jung schon zum Admiral gebracht hat, kann selbst dann nicht dumm sein, wenn er Protektion genoss – darauf läuft das alles wohl hinaus, wenn man eine Summe zieht!

Tongklongorong ließ nicht erkennen, ob er sich in irgendeiner Form beleidigt fühlte. Er blähte die Nasenflügel und trommelte dreimal mit der linken Faust auf seinen mächtigen Brustkorb. Ein hohler, dumpfer Laut entstand. Was dies zu bedeuten hatte, wusste niemand an Bord der PLUTO. „Wir haben mit Ihrer Regierung Kontakt aufgenommen“, sagte Tongklongorong. „Ein Emissär-Schiff befindet sich in einem System, das bei Ihnen die poetische Bezeichnung Stern der Neuen Hoffnung trägt...“

Das New Hope-System am Rande des Niemandslandes!, überlegte Van Doren. Weshalb erkennt der Translator das nicht sofort? Oder hat der Xabo die Bedeutung, die der Name des Systems hat, seinerseits so verschwurbelt umschrieben, dass der Bordrechner nicht in der Lage war, dies zurückzuübersetzen?

Van Doren beobachtete Raimondo.

Eine kaum merkliche Veränderung war im Gesicht des Admirals vor sich gegangen, während der Alpha-Dominante der Xabo davon sprach, Kontakt mit der Regierung der Humanen Welten gehabt zu haben. Und zwar an Raimondo vorbei! Ich glaube, das ist der Punkt, der ihn wurmt. Man hat ihn einfach übergangen. Niemand könnte das schlechter vertragen, als so ein Ehrgeizling wie er!, ging es Van Doren durch den Kopf.

„Unsere Entscheidung ist gefallen“, sagte der Alpha-Dominante der Xabo und nahm dabei eine seltsam verkrampfte Haltung ein. Vielleicht ein Ausdruck besonderer Feierlichkeit. „Wir werden das Dreisonnensystem verlassen.“

„Ich beglückwünsche Sie zu dieser Entscheidung“, erwiderte Raimondo. „Meiner Ansicht nach haben Sie auch keinerlei Alternativen.“

„Ihre Regierung hat uns angeboten, den unbewohnten Planeten Dambanor I zu besiedeln. Es handelt sich um eine Sauerstoffwelt, die groß genug ist, um allen Überlebenden des Neuen Reiches eine neue Heimat zu bieten. Wir werden umgehend mit dem Start erster Auswandererschiffe beginnen und bitten Sie um Unterstützung.“

Raimondos Gesicht wurde zu einer unbewegten Maske.

„Sie wissen, dass unsere Kräfte begrenzt sind und wir starke Verluste hinnehmen mussten. Aber wir werden während Ihres Exodus weiter zur Sicherheit des Gebietes um Triple Sun 2244 beitragen.“

„Dafür danken wir Ihnen“, erwiderte der Alpha-Dominante. „Möglicherweise könnten Sie auch mit den Pshagir Kontakt aufnehmen. Wir möchten, dass sie uns garantieren, auf kriegerische Handlunge während unseres Exodus zu verzichten. Leider antworten sie nicht auf unsere Signale, was möglicherweise natürlich durch die Funkstörungen im Überlichtbereich bedingt sein kann.“

Vielleicht haben die Pshagir bisher auch einfach nur es nicht für lohnenswert erachtet, sich mit einem Verhandlungspartner auseinanderzusetzen, der von inneren Machtkämpfen zerrissen wird!, dachte Van Doren. Aber er hütete sich natürlich davor, dies laut auszusprechen.

„Ich habe noch eine Frage an Sie, Alpha-Dominanter!“, sagte unterdessen Raimondo.

„Bitte! Fragen Sie! Unter Verbündeten sollte es keine Geheimnisse geben!“, lautete die Erwiderung des Xabo.

Raimondo verschränkte die Arme vor der Brust und trat etwas näher an den Panorama-Schirm heran. „Ich glaube nicht, dass Ihre Kapazität an Raumschiffen ausreicht, um einen Exodus durchzuführen.“

„Es wird nicht auf einmal gehen“, gestand der Xabo zu. „Aber wenn wir alles, was an Raumkapazitäten besitzen aktivieren, müsste es gehen. Sie vergesse, dass wir schon einmal geflohen sind! Machen Sie sich über diesen Punkt also keine Sorgen. Alles was wir brauchen, ist genügend Zeit, um von hier fort zu gehen!“

2

„Diese Bastarde!“, schimpfte Raimondo. „Diese verdammten Affensöhne!“ Er ballte die Hände zu Fäusten. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen. Van Doren hatte den Admiral noch nie zuvor so wütend gesehen. Der Kommandant der PLUTO wechselte einen kurzen Blick mit Lieutenant Commander Allan Fernand, dem Ersten Offizier.

Es herrschte in diesem Augenblick absolute Stille auf der Brücke. Raimondo ließ den Blick kreisen. „Ich brauche noch einmal Ihr Büro, Commander Van Doren.“

„Steht Ihnen voll und ganz zur Verfügung.“

„Lassen Sie einen Kontakt zu den Pshagir herstellen – falls das möglich ist, Van Doren.“

„Aye, Sir.“

„Ich persönlich denke nicht, dass wir uns da diplomatisch sonderlich involvieren sollten. Zu Kampfhandlungen wird es kaum kommen. Die Pshagir hätten überhaupt keinen Grund dazu.“

„Sir, wenn Sie eine Frage gestatten“, begann jetzt Lieutenant Ishikawa und wandte sich damit eindeutig an Admiral Raimondo und nicht an seinen Captain.

Raimondo sah ihn an und hob die Augenbrauen.

„Machen Sie es aber kurz, Lieutenant.“

„Welche Pläne gibt es für die Pshagir?“

„Leider gar keine, Lieutenant. Aber im Moment scheinen die auch gar keinen wert darauf zu legen, in unsere Überlegungen einbezogen zu werden.“

„Wenn wir nichts tun, werden sie doch noch zu Alliierten der Qriid werden.“

Raimondo schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, das wird nicht geschehen. Sie dürften begriffen haben, was ihnen dann blüht. Die völlige Unterwerfung nämlich.“

„Und welche Lösung sehen Sie, Admiral?“, mischte sich nun Van Doren in das Gespräch ein.

Raimondo drehte sich kurz zu dem Captain der PLUTO um, hob die Augenbrauen und erklärte schließlich: „Entweder die Pshagir vertrauen darauf, dass diesen Trümmerhaufen von Sonnensystem ohnehin niemand mehr will und auch die Qriid einen großen Bogen um diese Welten machen werden. Oder sie entschließen sich auch zu einem Exodus.“

„Es wird schwierig werden, alle diejenigen an die Grenzen des Niemandslandes umzusiedeln, die sich vor dem Qriid-Imperium fürchten“, stellte Van Doren fest.

Raimondo nickte. „Ich möchte zu gerne wissen, wie diese Entscheidung zu Stande gekommen ist“, murmelte er. Ein Ruck erfasste ihn. Er sah Van Doren offen an. „Wenn Sie etwas von den Pshagir hören, haben Sie Verhandlungsvollmacht, Van Doren. Nehmen Sie Kontakt auf und sehen Sie zu, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt...“

„Ja, Sir.“

3

Einen Augenblick später verschwand Gregor Raimondo im Raum des Captains. Er ließ sich in einen der Schalensitze fallen, die um den Konferenztisch gruppiert waren.

Das hätte ich Benson nicht zugetraut!, durchfuhr es ihn. Oder steckt dieser langweilige Provinzpolitiker, der immer gerne den Visionär zu spielen versucht, etwa gar nicht dahinter? Hat sich das jemand ganz anderes ausgedacht? Ist auch gleichgültig...

Seltsam war die Angelegenheit auf alle Fälle.

Erst musste ich darum kämpfen, diese Mission überhaupt weiterzuführen – jetzt lädt man die Xabo dazu ein, sich an der Grenze des Menschheitsterritoriums anzusiedeln. Da stimmt doch etwas nicht...

Raimondo aktivierte einen Touch Screen am Konferenztisch.

Anschließend versuchte er eine Sandström-Raumverbindung zum Oberkommando aufzubauen. Seine besten Kontakte hatte er schließlich immer noch innerhalb des Space Army Corps, auch wenn es letztlich politische Kreise gewesen waren, die Raimondos Karriere so sehr gepuscht hatten, dass es schon mehr als auffällig war. Zumindest für einen unabhängigen Betrachter der Szenerie.

Schließlich kam ein holperiger Überlicht-Funkkontakt zu Admiral Müller zu Stande. Das Bild fiel immer wieder aus und es lag auch nicht die gewohnte, scheinbar dreidimensionale Qualität vor.

Zusätzlich wanderten immer ein paar Schlieren über das Bild und verdeckten es teilweise.

„Ich kann Sie leider nur hören, Gregor“, sagte Admiral Müller. „Tut mir leid, aber Ihr Videostream kommt bei uns nicht an.“

„Das macht nichts“, erwiderte Raimondo, der ohne Umschweife zur Sache kam. „Wer hat beschlossen, die Xabo nach Dambanor I umzusiedeln?“

„Das hört sich an, als wäre diese Entscheidung nicht in Ihrem Sinn. Dabei haben Sie doch stark darauf hingewirkt, Gregor!“

„Ich wollte, dass man den Exodus der Xabo unterstützt und sie strategisch günstig ansiedelt – aber in einem unbewohnten System!“

„Dambanor I ist unbewohnt.“

„Aber der Rest des Systems nicht. Und ich wage zu bezweifeln, dass derjenige, der das entschieden hat, sich überhaupt der Lage bewusst ist, die dort herrscht!“

„Das war Hans Benson persönlich – natürlich mit einer Mehrheit im Humanen Rat im Rücken. Er hat alle Skeptiker mit einem Vorschlag überrumpelt, der nun wirklich jeden im hohen Haus überrascht hat. Sogar Julian Lang und seine wirtschaftsfreundlichen Anhänger haben dem zugestimmt. Wahrscheinlich wittern sie eine Chance, die immensen Militärausgaben, die die Humanen Welten derzeit schultern müssen, etwas zu strecken, wenn wir an unserer Grenze einen treuen Verbündeten wissen.“

„Das ist eine Illusion!“, widersprach Raimondo.

Müller zuckte die Schultern. „Wem sagen Sie das? Aber Benson hat den Beschluss herbeigeführt und jetzt ist er amtlich.“

„Die Sache stinkt doch zum Himmel!“, fand Raimondo. „Warum hat man für die Xabo kein unbewohntes System genommen? Davon gibt es auch im Niemandsland Dutzende – auch wenn es sich bei den dazugehörigen Planeten zugegebenermaßen nicht gerade um Oasen des Lebens handelt. Aber mit etwas Terraforming...“

„Die Xabo brauchen jetzt eine neue Heimat“, widersprach Müller. „Insofern kann ich Benson schon verstehen. Für Terraforming ist keine Zeit.“

„Aber die Lage im Dambanor-System ist ohnehin schon heikel.“

„Wegen dieser echsenartigen Eingeborenen, die so viel Spaß am Klang ihrer Ballerwaffen haben? Ich bitte Sie, Gregor. Das ist nicht Ihr Ernst! Der Streit, den die Eingeborenen dort mit den Siedlern haben, tangiert die Xabo überhaupt nicht.“

„Aber ausgerechnet Dambanor...“

„Nummer I ist eine unbewohnte Sauerstoffwelt, Gregor!“, erinnerte ihn Müller an ein ganz wesentliches Faktum, das für eine Ansiedlung der Xabo genau auf diesem Planeten sprach. „Haben Sie eine ungefähre Ahnung wie viele unbewohnte Sauerstoffwelten es in einem Radius von sagen wir hundert Lichtjahren um die Erde gibt?“

„Die dürfte man an einer Hand abzählen können!“, gestand Raimondo ein.

Müller stimmte zu. „Richtig – und die meisten haben darüber hinaus entweder die falsche Position oder sind in naher Zukunft bereits für ein Kolonisationsvorhaben vorgemerkt – oder gehören schon einer anderen galaktischen Macht. Also seien wir froh, dass wir Dambanor haben.“

„Trotzdem, da ist was faul. Das habe ich im Gefühl.“

„Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, Gregor. So leid es mir tut.“ Müller machte eine Pause. Jetzt schien auch die Bildübertragung zu funktionieren, denn Müller meldete ein paar Augenblicke später, dass Raimondos Gesicht auf seinem Bildschirm erschienen sei.

„Admiral Müller, Sie müssen mir einen Gefallen tun.“

„Wenn es sich einrichten lässt.“

„Ich brauche eine Verbindung zu Benson. Und zwar direkt und unter vier Augen.“

Müller atmete hörbar aus.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“, versprach er.

4

Wenig später gingen ein Lagebericht und Daten von der STERNENKRIEGER auf der PLUTO ein. Dieses Paket dokumentierte sehr genau die Auseinandersetzung zwischen den beiden Schiffen, die nur wenige Lichtjahre entfernt im Orbit von Rendezvous IV aufeinander geschossen hatten.

Commander Reilly erschien auf dem Panorama-Schirm.

„Ein Xabo-Schiff und ein ungewöhnlich großes Qriid-Schiff haben sich wild beschossen. Wir haben natürlich auf Seiten des Xabo-Raumers eingegriffen. Jetzt sind beide Schiffe vernichtet.“

„Es geht um den Quader auf dem Supermond, von dem ich in den Daten gelesen habe“, war Van Doren sofort klar.

„Sowohl Xabo als auch Qriid wissen über das Artefakt sehr wahrscheinlich Bescheid“, bestätigte Reilly. „Wir werden die Mission fortsetzen und suchen derzeit nach dem inneratmosphärischen Mond, auf dem sich der Quader befinden soll. Bislang können wir ihn nicht orten.“

„Viel Glück, Willard.“

„Wir werden es brauchen können.“

„Möchtest du noch mit dem Admiral sprechen?“

Reilly schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Reilly Ende.

Die Verbindung wurde unterbrochen.

5

Raimondo hatte die Kabine des Ersten Offiziers Lieutenant Commander Allan Fernand zugewiesen bekommen. Dieser war bei einem der anderen Lieutenants eingezogen.

Raimondo hatte sich auf das Bett gelegt und stierte gegen die Decke. Über eine Weiterleitungsfunktion würde er sofort benachrichtigt, wenn ein Sandström-Funksignal einging.

Er wartete noch immer auf eine Antwort auf sein Anliegen, mit Hans Benson persönlich sprechen zu können.

Fast ein halber Tag war vergangen seitdem Raimondo das Gespräch mit seinem Amtskollegen und alten Mentor Admiral Müller stattgefunden hatte. 

Fünf Stunden, an denen Raimondo kaum an etwas anderes hatte denken können, als endlich Benson selbst nach den Gründen für seine Entscheidung.

Schließlich summte sein Interkom.

Lieutenant Wu meldete sich.

„Sir, eine Sandström-Funkübertragung aus dem Sol-System im Verschlüsselungscode der Regierung.“

Das musste Benson sein.

„Ich nehme das Gespräch hier bei mir in der Kabine an, Lieutenant.“

„Aye, aye, Sir! Allerdings werden Sie lediglich die Audiospur empfangen können. Wegen der Störungen.“

„Okay.“

Besser als nichts!, dachte Raimondo.

Er war jetzt hellwach. Der Admiral aktivierte einen unsichtbar in die Wand eingelassenen Bildschirm. Die Kennung des Humanen Rates erschien und wies darauf hin, dass es sich um eine geschützte Verbindung handelte.

Eine Stimme war zu hören, die jedem Bürger der Humanen Welten durch die Medien gut bekannt war.

„Hier spricht Hans Benson, Vorsitzender des Humanen Rates der Humanen Welten. Admiral, man sagte mir, dass es zu Störungen bei der Übertragung kommen könnte, aber ehrlich gesagt ist die Bildqualität so schlecht, dass ich kaum etwas von Ihnen erkennen kann. Ich hoffe, wenigstens die Audioübertragung klappt einigermaßen und Sie können mich hören.“

„Das kann ich, Vorsitzender Benson. Und im Gegensatz zu Ihnen empfange ich überhaupt kein Bild.“

„Das ist bedauerlich. Admiral Müller sagte mir, dass Sie mich dringend wegen des Asylplans für die Xabo sprechen wollten, was mich ehrlich gesagt sehr wundert, denn dieser Plan geht doch im Wesentlichen auf Ihre Initiative zurück, wenn ich die bisherigen Vorgänge in dieser Sache richtig interpretiere.“

„Bis auf ein kleines Detail!“

„Und das wäre?“

„Dambanor! Warum ausgerechnet dieses System? Es gibt dort Probleme genug.“

„Nicht mehr als anderswo. Ein paar Streitigkeiten zwischen Siedlern und Eingeborenen als Folge unserer frühen, wilden und vollkommen unkoordinierten Siedlungsphase. Aber auf Grund der technischen Begrenztheit, die die Menschheit in jenen Jahren noch auszeichnete, dürfte das wohl kaum anders zu erwarten gewesen sein. Ich weiß nicht, weshalb die Xabo Dambanor I nicht erhalten sollten. Schließlich haben unsere Siedler den Planeten aufgegeben. Wir schenken Ihnen also nur etwas, was ohnehin niemand von uns haben wollte. Dagegen können nicht einmal diese Humanity First-Eiferer etwas Ernsthaftes vorbringen wollen – und ganz ehrlich, Raimondo, ich hatte Sie eigentlich als jemanden eingeschätzt, der diesen Radikalen nicht das Wort redet.“

„Das tue ich auch nicht. Wie Sie schon richtig erwähnten, habe ich mich stark dafür eingesetzt, die Xabo im Grenzgebiet des Niemandslandes anzusiedeln. Aber es war nie von Dambanor die Rede! Wir handeln uns da langfristige Probleme ein, die nicht absehbar sind.“

„Diese langfristigen Probleme, wie Sie das nennen, sind nach Ansicht unseres Geheimdienstes durchaus beherrschbar. Und im Übrigen werden die Xabo auf lange Sicht durch den Konflikt mit den Qriid zu disziplinieren sein. Sie haben gar nicht die Möglichkeit, uns Schwierigkeiten zu machen, weil der Druck von außen viel zu groß ist. Im Gegensatz zu vielen Bürgern der Humanen Welten haben die Xabo bereits erlebt, was es bedeutet, von den Qriid besiegt zu werden. Sie werden also alles tun, um dies zu vermeiden. Da bin ich überzeugt.“

„Und was ist, wenn dieser Konflikt eines Tages nicht mehr existiert?“

„Dann existieren wir wahrscheinlich auch nicht mehr, Admiral Raimondo“, erwiderte Benson mit einer Kaltschnäuzigkeit, die Raimondo dem Vorsitzenden eigentlich gar nicht zugetraut hatte. „Raimondo, ich halte das wirklich für ausgeschlossen. Mehr als ein gefährdeter Waffenstillstand ist bei diesem Gegner doch nicht drin! Ihre gesamte Religion und Kultur scheint doch durch den Expansionsdrang geprägt zu sein, wieso sollen sie daher plötzlich damit aufhören? Nein, die Qriid werden stets als Bedrohung im Hintergrund präsent bleiben und die Xabo daran erinnern, dass sie auf uns angewiesen sind.“

„Ich hoffe, Sie irren sich nicht, Vorsitzender Benson.“

„Das weiß niemand“, murmelte Benson. „Im Übrigen...“

Er stockte und sprach zunächst nicht weiter.

„Vorsitzender?“, fragte Raimondo.

„Es waren die Xabo, die ausdrücklich Dambanor I als Asylwelt vorschlugen. Als Alternative überlegten sie einen Exodus in sehr viel weiter entlegene Regionen des Alls. Wir hätten unsere einzigen Verbündeten verloren.“

Er hat sich unter Druck setzen lassen!, ging es Raimondo durch den Kopf. Das darf doch nicht wahr sein!

„Ich habe jetzt leider für eine weitere Unterhaltung keine Zeit mehr. Guten Tag, Admiral.“

6

Raimondo war wie vor den Kopf gestoßen.

Welchen Grund hatte es, dass die Xabo ausgerechnet Dambanor vorschlugen? Wie konnten sie überhaupt genau genug über das System informiert sein, um zu wissen, dass sich dort ein für sie günstiger Planet für eine Umsiedlung anbot?

Wissen die etwa mehr über uns, als wir bislang glaubten?

Wenig später meldete sich noch einmal Admiral Müller über Sandström-Funk.

Wieder war es ausschließlich eine Audio-Übertragung.

„Da gibt es noch etwas, was Sie vielleicht wissen sollten, Gregor.“

„Und das wäre?“

„Ich erhielt soeben einen Bericht des Geheimdienstes und der Behörde für die Verwaltung von Bundesterritorien. Vor kurzem wurde von einem Raumschiff der lokalen Verteidigungskräfte des Systems ein Xabo-Schiff in der Nähe von Dambanor I geortet. Es beschleunigte auf 0,4 LG und trat in den Sandström-Raum ein.“

„Warum habe ich davon nichts erfahren?“

„Ich weiß es selbst erst seit ein paar Minuten. Aber das ist noch nicht alles. Es gibt bislang unbestätigte Berichte dafür, dass ein 5-D-Resonanzschock, der von Planet II ausging, zeitweilig die gesamte Raumkontrolle des Systems lahm legte. Der Vorfall wurde nicht weitergeleitet, weil die Raumkontrolle zunächst an Folgen eigenen technischen Versagens dachte und man eine offizielle Untersuchung scheute.“

„Das darf nicht wahr sein“, murmelte Raimondo.

„Sie müssen die Leute dort verstehen. Die sind im Grunde genommen nicht dafür ausgebildet so etwas überhaupt zu erkennen.“

„Wissen Sie, was das bedeutet, Admiral Müller?“, zog Raimondo ein nicht gerade optimistisches Resümee. „Die Xabo haben Dambanor I aus einem einfachen Grund ausgesucht: weil sie dort die Technik der Erhabenen vermuten. Wahrscheinlich haben sie Dambanor schon seit längerem ausgekundschaftet und jetzt ergab sich die Gelegenheit dazu, es sich einzuverleiben. Und das auch noch mit dem Segen des Humanen Rates!“

„Raimondo! Ich will Ihr Wort dafür, dass Sie sich da nicht einmischen. Das ist Politik und die folgt anderen Gesetzen, als Sie das vielleicht tun würden.“

„Sir, ich kann Sie ganz schlecht verstehen, Admiral. Mir scheint, auch der Audiostream reißt jetzt ab!“

„Raimondo?“ 

Raimondo drückte auf einen Knopf und unterbrach damit den Empfang.

Kapitel 2: Auf der Spur des zweiten Quaders

Es kursierten damals zahlreiche Spekulationen und Theorien über die Herkunft der Artefakte, auf die wir im Jahr 2236 im Triple Sun-System und bei Rendezvous IV stießen.

Es war für uns alle überraschend, dort die Spuren einer Spezies zu finden, die uns allen zwar wohlbekannt, seinerzeit aber kaum erforscht war.

Aus einer Vorlesung von Professor Dr. Miles Rollins, von 2234 – 2249 Schiffsarzt des Leichten Kreuzers STERNENKRIEGER, ab 2249 Inhaber des ersten Lehrstuhls für Exomedizin an der Far Galaxy Akademie  auf Sedna, Kuiper-Gürtel, Sol-System.

––––––––

Mathematik ist die Sprache Gottes. Und manchmal versteht er sie besser als Gebete.

Aus den privaten Aufzeichnungen von Padraig Hakansson (Olvanorer-Ordensname: Bruder Padraig), 2234-2241 wissenschaftlicher Berater an Bord des Leichten Kreuzers STERNENKRIEGER; gespeichert auf Datenträger 33454-X-434-R-1120 im Archiv des Olvanorer-Ordens, Saint Arran, Sirius III)

1

Bruder Padraig erschien auf der Brücke. Sein Blick wurde unwillkürlich vom Panorama-Schirm angezogen, der zu hundert Prozent von dem braungelben Erscheinungsbild des Gas-Überriesen Rendezvous IV eingenommen wurde. Eine Schattenzone zeichnete sich ab. Dieser Schatten war gewaltig und umfasste ein Gebiet, das dem tausendfachen Erddurchmesser entsprach. Er wurde durch den Neptunblauen Riesenmond Rendezvous IV/143 verursacht.

„Captain, es ist mir in Zusammenarbeit mit Fähnrich Ukasi gelungen, genauer zu errechnen, wo das Ziel der beiden Impulse war, die aus dem Black Hole im Triple Sun System kamen.“

Commander Reilly erhob sich aus seinem Kommandantensitz.

„Ich bin gespannt, Bruder Padraig.“

„Wenn ich eine Konsole benutzen dürfte.“

„Nehmen Sie meine!“, schlug Lieutenant Commander Soldo vor und trat zur Seite.

„Danke“, antwortete Bruder Padraig und trat an die Konsole des Ersten Offiziers.

„Captain, wir tauchen jetzt in die tausend Kilometer breite Koronar-Zone der Atmosphäre von Planet IV ein“, meldete indessen Lieutenant Ramirez. In dieser Koronar-Zone befand sich vor allem Wasserstoff, Helium und sehr viel Kohlendioxid. Der atmosphärische Druck lag bei 9 Millibar, was auf der Erde immer noch einem veritablen Vakuum entsprach. Der Normalwert schwankte auf dem Heimatplaneten der Menschheit schließlich um 1000 Millibar. Aber andererseits überstieg der in der Koronar-Zone von Rendezvous IV herrschende den Luftdruck eines Hochdruckgebietes auf dem Mars, der zwischen 1 und 8 Millibar schwankte.

„Temperaturwerte?“, fragte Soldo.

„Bleiben im Normalbereich“, erklärte Ramirez.

„Ortung?“

„Noch immer keine Spur von Mond IV/212 und dem Zweiten Quader“, antwortete Lieutenant Wu.

„Wir müssen so nahe wie möglich an den Planeten heran!“, meinte Soldo.

„Es ist hier die Frage, wo Sie die Grenze zwischen Rendezvous IV und dem freien Weltall definieren“, erwiderte Jessica Wu. „Streng genommen befinden wir uns bereits innerhalb der Atomsphäre des Planeten. Der Übergang ist fließend.“

„Annäherung solange die Temperaturwerte unbedenklich bleiben“, entschied Reilly.

„Die positive Auswirkung auf die Ortung ist nur gering“, gab Wu zu bedenken.

„Wie auch immer.“ Reilly zuckte mit den Schultern. „Wir müssen alles tun, um dieses Artefakt wieder zu finden.“

„Wenn ich dazu auch einen Beitrag leisten dürfte“, begann Bruder Partrick nun, sich in das Gespräch einzumischen, während seine Finger über die Sensorfelder von Soldos Konsole glitten und ein Programm starteten, dessen optische Darstellung etwa ein Viertel des Großen Panorama-Schirms beanspruchte.

Eine schematische Darstellung von Triple Sun und Rendezvous IV sowie der näheren Umgebung war zu sehen. Der Maßstab war so groß, dass Einzelheiten kaum darstellbar waren.

„Wir nehmen ja bereits an, dass einer der Impulse hier ins Rendezvous-System zielte und vermutlich mit dem zweiten Quader in Zusammenhang stand“, erläuterte Bruder Padraig. „Diese Vermutung hat sich bestätigt. Wir können damit die Position des zweiten Quaders innerhalb der Planetenatmosphäre zum Zeitpunkt des Impulses lokalisieren.“ Eine vergrößerte Schema-Darstellung von Rendezvous IV wurde nun angezeigt. Die Position war überraschenderweise ein ganzes Stück weiter nördlich des planetaren Äquators, als angenommen.

„Dieser Mond scheint eine ziemlich exzentrische Bahn zu  haben“, stellte Reilly fest.

„Eine Bahn, die möglicherweise sogar noch durch planetare Wetterphänomene abgelenkt wird. Aber das Wetter auf Gas-Überriesen ist Gott sei Dank recht stabil. Ein Sturm dauert Jahrtausende. Es braucht einfach seine Zeit, um die Atmosphäre von Planet IV in Bewegung zu setzen – und genauso lange muss man warten, bis sich die Turbulenzen wieder beruhigt haben. Wir haben daher die aktuellen Daten – soweit unsere Ortung sie eruieren konnte, in das mathematische Modell mit einfließen lassen. Danach befindet sich Mond IV/212 sehr wahrscheinlich hier!“

Bruder Padraig markierte ein bestimmtes Gebiet.

Es hatte eine Ausdehnung, die jene der Erde um das Dreifache überstieg.

Aber für hiesige Verhältnisse war das eine exakte Ortsbestimmung.

„Hier müssen wir das Artefakt suchen.“

„Ehrlich gesagt, hätten wir unsere Ortungssysteme niemals dorthin ausgerichtet“, sagte Wu. „Ich schlage vor, eine Ortungssonde in das Zielgebiet zu schießen.“

„Tun Sie das, Lieutenant“, nickte Reilly. Er drehte sich zu Bruder Padraig um. „Was ist mit dem Ziel des zweiten Impulses?“

„Ich weise darauf hin, dass der Unsicherheitsfaktor umso größer wird, desto weiter die Distanz zur angepeilten Position ist. Alle was wir orten können ist eine Resonanz des eigentlichen Signals, das wir nur mathematisch rekonstruieren können.“

„Heißt das, Sie wissen es doch nicht?“, fragte Thorbjörn Sold stirnrunzelnd.

Nein, eigentlich ist kaum vorstellbar, dass ein so uneitler Mensch wie Bruder Padraig hier nur dick aufträgt, um sich in den Mittelpunkt zu spielen!, überlegte Reilly.

„Ich sage damit nur, dass der Unsicherheitsfaktor etwas größer wird. Der zweite Impuls ging in eine Region, die zum Territorium der Humanen Welten gehört. Es spricht viel dafür, dass das Dambanor-System angepeilt wurde. Welche weitergehenden Schlüsse wir daraus ziehen sollten, müssen wir abwarten.“

„Dambanor“, murmelte Commander Reilly. „Das Bundesterritorium. Ich habe davon gehört. Aber nichts Gutes. Streitigkeiten zwischen Siedlern und Einheimischen und so weiter.“

„In früheren Besiedlungsphasen wurden viele Fehler gemacht, die wir heute ausbaden müssen“, sagte Bruder Padraig ruhig.

Offenbar hat er sich bereits informiert!, erkannte Reilly.

2

Eine Sonde wurde in jene Region des Gasriesen Rendezvous IV geschossen, wo auf Grund der Berechnungen von Bruder Padraig und Fähnrich Ukasi der zweite Quader vermutet wurde.

Es dauerte ein paar Stunden, ehe die ersten Ergebnisse eintrafen.

Zu diesem Zeitpunkt wurde Lieutenant Jessica Wu gerade durch Fähnrich Sara Majevsky vertreten, die den Job der Kommunikations- und Ortungsoffizierin inzwischen bereits genauso gut beherrschte, wie Commander Reilly es von Wu gewohnt war.

Fähnrich Robert Ukasi nahm zur selben die Position des Waffenoffiziers ein, während Commander Reilly allerdings beim Rudergänger darauf bestand, dass Clifford Ramirez seine Schicht so lange verlängerte, wie die STERNENKRIEGER unter den erschwerten Bedingungen der äußeren Atmosphäre des Riesenplaneten Rendezvous IV operierte. Ein Fehler konnte hier den Tod bedeuten. Ein falscher Einflugwinkel, eine zu hohe Geschwindigkeit und es war aus. Mochte die Gashülle hier auch noch sehr dünn sein, sie war dennoch vorhanden und die Reibungshitze musste im Auge behalten werden.

Bei Werten unter 1000 bar gab es keine prinzipiellen Probleme.

Ein Schiff wie die STERNENKRIEGER konnte zwar nicht regulär landen, aber für Notfälle war ein Atmosphärenflug unter Erdähnlichen Bedingungen durchaus vorgesehen.

Allerdings wurde die Gashülle von Rendezvous IV sehr schnell so dicht, dass dagegen die Druckverhältnisse auf der Venus oder in der irdischen Tiefsee vergleichsweise einem Vakuum glichen.

Dazu kamen die Turbulenzen, die unberechenbar waren. Je dichter die Atmosphäre wurde, desto größer waren die Auswirkungen selbst geringster Strömungen und Druckveränderungen.

„Ich empfand eine schwache Signatur, die den Aufzeichnungen des ersten Quaders entspricht“, meldete Majevsky.

„Dann haben wir gefunden was wir suchten“, stellte Reilly fest.

„Dann kann es ja los gehen“, meinte Bruder Padraig. „Ich werde Sergeant Darren verständigen.“

Fähnrich Ukasi lehnte sich in seinem Schalensitz zurück. „Ich bin froh, dass ich im Augenblick kein Marines bin und in diese Hölle hinaus muss!“, sagte er.

Lieutenant Ramirez drehte sich zu ihm um. „Mein Sohn Lester sagt mir immer, dass er mal davon träumt zu den Marines zu gehen“, sagte der Rudergänger.

„Ich nehme nicht an, dass er dabei an Einsätze wie diesen gedacht hat“, glaubte Fähnrich Ukasi.

Ramirez lachte rau. „Das können Sie laut sagen, Fähnrich.“

3

Weitere Daten trafen in rascher Folge ein. Schließlich gelang es der Sonde auch, Daten über den Mond zu gewinnen, auf dem sich das quaderförmige Artefakt befand.

Reilly entschied, so nah wie möglich an Mond IV/212 heran zu fliegen, damit die Strecke, die die Landefähre zurückzulegen hatte, möglichst kurz war.

Die von Pilot Moss Triffler gesteuerte L-2 war zwar durchaus robust genug, um den Umweltbedingungen in der Atmosphäre des vierten Planeten zu trotzen, aber der Antrieb stellte sich als kritischer Faktor heraus. Er war einfach nicht stark genug. Man musste annehmen, dass die L-2 auf längeren Strecken durch die mörderischen Kräfte, die im Inneren der Atmosphäre wirksam waren, zu weit vom Ziel abgelenkt wurde und möglicherweise die Manövrierfähigkeit in tiefer gelegenen Schichten verlor. Die an Bord befindliche Crew wäre in so einem Fall natürlich ebenfalls nicht mehr existent gewesen.

Sergeant Darren, Corporal Tantor sowie drei weitere Marines gingen in schweren Kampfanzügen und aufgeschnalltem Gravo-Pak an Bord der L-2. Dazu kamen noch Gossan und Bruder Padraig. Für letztere wurden darüber hinaus zwei sargähnliche und von Fähnrich White mit zusätzlichen Antigravaggregaten ausgestattete Rettungskapseln mitgeführt. 

Nachdem Moss Triffler die L-2 aus dem Hangar gesteuert hatte, ließ er sie tiefer sinken.

Lieutenant Ramirez flog die STERNENKRIEGER mit stark gedrosselter Geschwindigkeit an Mond IV/212 vorbei. Im Moment der größten Annäherung war die L-2 ausgeschleust wurden.

Sofort wurde das Beiboot den mörderischen Turbulenzen ausgesetzt, die hier herrschten. Aber Moss Triffler kam seine Erfahrung als Testpilot und später als Frachtfahrer zu Gute. In beiden Jobs hatte er immer wieder unter schwierigsten Bedingungen Raumfahrzeuge aller Art manövrieren müssen.

Für kurze Zeit schien es so, als würde das kleine, zehn Mann fassende Beiboot ins Trudeln kommen und vielleicht sogar an Mond IV/212 vorbeistürzen.

Falls das geschah, war die Situation prekär.

Niemandem war dies deutlicher bewusst als Triffler.

Die Anziehungskraft des Überriesen Rendezvous IV war mörderisch und sorgte für eine Beschleunigung, der die Ionentriebwerke gerade genug Gegenschub entgegensetzen konnten, um nicht in die Tiefe zu stürzen und schließlich, sobald der Gasdruck zu hohe Werte erreicht hatte, wie eine Flunder von dem hohen Druck zerquetscht zu werden. Wahrscheinlich geschah das noch lange bevor die Antigravaggregate versagten und sich die hohe Gravitation auswirkte.

Wenn die L-2 erst einmal zu tief gesunken war, konnte sie vielleicht aus dieser Tiefe nicht mehr zurückkehren. Moss Triffler hatte das Dutzende von Malen am Simulator durchgespielt. Zwar bedeutete das nicht, dass er nun vor jedweder Überraschung sicher war, aber die grundlegenden Daten stimmten. 

Aber Triffler bekam die Maschine wieder in den Griff.

Auf einer Positionsdarstellung war zu erkennen, wo auf IV/212 die Signatur des Quaders geortet worden war.

Die L-2 ging ganz in der Nähe nieder.

Die Landung war relativ hart. Andruckabsorber und Antigravaggregate wurden auf das Äußerste gefordert.

Die L-2 rutschte noch ein Stück über die harte, steinige Oberfläche von IV/212.

Moss Triffler standen die Schweißperlen auf der Stirn.

Er atmete tief durch, schloss die Augen und lehnte sich zurück.

Der kurze Flug hatte dem Top-Piloten wirklich alles abverlangt und er musste jetzt erstmal wieder zu sich finden.

„Glückwunsch, Triffler!“, kam es dumpf unter dem Helm von Sergeant Darren hervor. Der Marines-Kommandant hatte zwar bereits den Helm geschlossen, aber noch weder Helmfunk noch Außenmikro aktiviert. Er fügte noch hinzu. „Wie es scheint, haben Sie uns ja heile heruntergebracht!“

„Ja“, murmelte Triffler. Und ich hoffe, ich schaffe auch den Rückflug, denn der wird garantiert noch etwas problematischer! Aber das behielt er für sich. Es reichte vollkommen, wenn einer sich Sorgen machte. Helfen konnten ihm die anderen ohnehin nicht bei der Lösung des Problems.

„Ortung?“, fragte Darren.

Es wäre Trifflers Aufgabe gewesen, darauf zu antworten, da er an Bord einer Landefähre gewissermaßen auch sein eigener Ortungsoffizier war und die entsprechenden Daten normalerweise auf die Konsole des Piloten geschaltet wurden.

Aber Triffler war im Moment wohl noch unter einer Art Schock.

Bruder Padraig sprang ein, trat an die Konsole und sagte: „Die G-Kräfte liegen beim fünffachen der Erdwerte. Zumindest im Durchschnitt. In der Praxis differieren sie stark, weil sich die Anziehungskräfte des Mutterplaneteten und seines Mondes überlagern. Es kommt also darauf an, ob man sich auf der Ober- oder der Unterseite befindet!“

„Wo sind wir?“, fragte Darren.

„Oben“, gab Bruder Padraig Auskunft. „Die Temperatur liegt bei ungefähr 3 Grad Celsius.“

„Fast schon schnuckelig warm – für kosmische Verhältnisse!“, feixte Troy Nascimento, einer der Marines, die dem Trupp angehörten.

Von Sergeant Darren erntete er dafür nur einen zutiefst missbilligenden Blick.

„Passieren wir die Schleuse“, befahl Lieutenant Commander Gossan, der unzweifelhaft ranghöchste Offizier, der an dem Unternehmen teilnahm.

Darren grinste. „Dann möchte ich Sie in Ihre Särge bitten, meine Herren Vampire!“, lachte er.

4

Die Marines Troy Nascimento und Kwamo Houseman waren die Ersten, die ins Freie traten. Sie waren standardmäßig mit Gauss-Gewehr und Nadler ausgerüstet.

Eine vollkommen unwirtliche Umgebung erwartete sie. Die Atmosphäre von Rendezvous IV, innerhalb der Mond IV/212 seine Bahn zog, hatte hier bereits eine Dichte, deren Druck einer Meerestiefe von 500 Metern entsprach.

Die Sicht war verschwommen.

Die Atmosphäre war so dicht, dass sie teilweise wie eine Flüssigkeit wirkte.

Schwefelgase traten an mehreren Stellen aus der Oberfläche und vermischten sich mit den anderen Bestandteilen.

„Hier scheint alles klar zu sein. Der Quader befindet sich in einer Entfernung von zwanzig Metern, aber wir können ihn noch nicht sehen!“, meldete Troy Nascimento über Helmfunk.

„Wir kommen raus“, kündigte Saul Darren an. Er wandte sich an Moss Triffler. „Haben Sie heute ein verdammtes Glück, dass Sie hier in der guten Stube bleiben können, Triffler.“

Bruder Padraig und Brabak Gossan legten sich in die Rettungskapseln, die anschließend geschlossen wurden. Die Antigravaggregate sorgten dafür, dass sie schwebten.

Corporal Jason Tantor und ein weiterer Marines namens Deng Sinclair führten jeweils eine der Kapseln an einem Haltegriff.

„Schön festhalten!“, wies Darren sie über Helmfunk an. „Im Zweifelsfall sind die servoverstärkten Arme eurer Anzüge immer noch stärker als die Antigravaggregate an diesen Särgen.“

„In Ordnung, Sarge!“, sagte Jason Tantor.

Er passierte mit Gossans Kapsel zuerst die Außenschleuse. Anschließend folgte Deng Sinclair mit der Kapsel von Bruder Padraig.

Sergeant Darren ging als Letzter hinaus.

Ein paar Meter waren es nur bis zum Quader. Die Ortungsgeräte konnten ihn eindeutig erfassen.

„Das Metall der Außenhülle ist eine bislang unbekannte Legierung“, erklärte Troy Nascimento, während er den Scanner seines Ortungsgerätes in die Richtung hielt, in der der Quader zu finden war.

Etwas krabbelte über den Boden.

Eine Bewegung.

Nascimento und Houseman griffen sofort zu den Gauss-Gewehren.

„Ziel ist verschwunden“, stellte Houseman fest.

„Dass muss dieser Mechanismus sein, von dem uns Lieutenant Commander Gossan berichtet hat!“ stellte Sergeant Darren fest. „Houseman?“

„Ja, Sir?“

„Überspielen Sie die Bilder Ihrer Helmkamera an Gossans Kapsel, damit er sich das ansehen kann.“

„Aye, aye!“

Ein paar Augenblicke später hatte Gossan die Bilder zur Verfügung.

„Viel kann man da nicht sehen“, beklagte er sich über Funk aus der Kapsel heraus. „Aber ich denke, dass muss diese Roboter-Spinne gewesen sein. Sie scheint über die Oberfläche von IV/212 zu wandern und einfach irgendwelche Dinge einzusammeln. Wozu auch immer.“

„Könnte das Ding gefährlich werden?“, fragte Sergeant Darren.

„Bei unserem ersten Besuch hier hatten Admiral Raimondo und ich keinen Anlass, uns vor dem Mechanismus zu fürchten. Ob er bewaffnet ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber mir schien seine Aufgabe nicht in der Verteidigung des Quaders zu bestehen. Zumindest nicht in erster Linie.“

„Ich möchte trotzdem, dass alle die Augen offen halten“, sagte Darren.

5

Für die wenigen Meter bis zum Quader brauchten die Marines fast eine Viertelstunde, was in erster Linie daran lag, dass sie extrem vorsichtig vorgingen. Sie wollten kein Risiko eingehen.

Der Spinnenroboter tauchte plötzlich aus eine Mulde heraus auf. Er hatte irgendetwas mit seinen Extremitäten gegriffen und schnellte damit jetzt in Richtung des Quaders.

Wenig später war der Roboter verschwunden, nachdem er um eine Ecke des Quaders gebogen war.

Darren, Houseman und Nascimento versuchten ihn zu verfolgen. Dabei ließen sie sich jedoch aus Sicherheitsgründen nicht von den Antigravpaks tragen, so dass sie zu schweben begannen.

„Das Ding ist wie vom Erdboden verschluckt!“, stellte Houseman fest. Er senkte sein Ortungsgerät. „Nicht einmal eine Signatur kann ich noch registrieren.“

„Er ist im Quader“, meldete sich Gossan zu Wort. „Dort, wo sie ihn zuletzt geortet haben, muss sich auch ein Zugang befinden.“

Nascimento legte ein Modul an die Außenwand des Quaders. Er hatte ziemlich bald die Stelle gefunden, die offenbar als Außenschott fungierte. Ein paar sehr schwache Signaturen hatten es ihm verraten.

„Versuchen Sie in den internen Rechner des Schotts und seines Schlosses einzudringen“, sagte darren. „Aufbrechen und zerstören können wir die ganze Sache immer noch.“

Schließlich ließ sich das Außenschott tatsächlich öffnen. Darren ließ es sich nicht nehmen, als Leiter der Expedition zuerst das Schott zu durchschreiten. Dahinter befand sich eine Luftschleuse, die in etwa so aufgebaut war, wie man es auf irdischen Raumschiffen ebenfalls kannte.

Nur, dass diese Kultur vor Jahrtausenden unterging!, überlegte Darren. 

Als sie schließlich alle die Luftschleuse passiert hatten, befanden sie sich im Inneren des Quaders.

„Temperatur und Atmosphäre entsprechen in etwa den Erdwerten“, meldete Houseman, der sich die Scan-Ergebnisse seines Ortungsgerätes im Helmdisplay anzeigen ließ. „Der Sauerstoffgehalt ist sogar ein paar Prozent höher als auf der Erde. Es scheinen außerdem keine schädlichen Keime zu existieren.“

„Dann heißt es also Helme öffnen und die gute Luft genießen!“, kommentierte Tantor.

„Auf jeden Fall können wir jetzt Gossan und Bruder Padraig aus ihren Särgen befreien“,

Gossan und Bruder Padraig stiegen hier aus ihren Rettungskapseln.

„Dann werden wir uns mal umsehen“, meinte Saul Darren. „Die Kapseln können wir hier zurücklassen.“

„Nein“, widersprach Gossan. „Dieser spinnenartige Roboter sammelt alles. Vor allem hat er es wohl auf metallische Gegenstände abgesehen und die Rettungskapseln fallen eindeutig in sein Beuteschema.“

„Andernfalls wären Sie nicht gerettet worden“, stimmte Bruder Padraig zu.

Gossan nickte. „Genauso ist es.“

Sergeant Darren war etwas knurrig. „Und was schlagen Sie dann vor, Lieutenant Commander Gossan?“

„Stellen Sie einen Ihrer Leute ab, um die Kapseln zu bewachen. Wir brauchen sie schließlich noch.“

Darren wandte sich an Sinclair.

„Sie haben es ja gehört, Sinclair. Sehen Sie zu, dass uns die Kapseln nicht abhanden kommen!“

„Ja, Sir!“

Die Korridore waren recht breit. In großen, hallenartigen Räumen waren quaderförmige Konsolen und technische Aggregatblöcke aufgereiht.

„Sie kennen sich hier ja ein bisschen aus, Mister Gossan“, wandte sich Bruder Padraig an den ehemaligen Ersten Offizier der MERRITT.

„Auf jeden Fall sollten wir jenen Raum meiden, aus dem heraus wir in den Quader im Triple Sun System versetzt wurden.“ Gossan zuckte mit den Schultern.  „Schließlich wissen wir ja nicht, wohin wir das nächste Mal versetzt werden.“

„Jedenfalls müssen die Erbauer dieses Quaders eine sehr hohe Entwicklungsstufe erreicht haben“, sagte Bruder Padraig.

„Nur dieser Roboter scheint sehr primitiven Routinen zu folgen.“

6

In einem der Räume begegnete ihnen der spinnenartige Roboter, dessen ungebremste Sammelleidenschaft zu großen Haufen von Gesteinsbrocken mit hohem Metallanteil führten, die überall innerhalb des Quaders herumlagen. Der Roboter hielt an, fuhr ein kleines, schirmartiges Gerät aus, bei dem es sich vielleicht um einen Scanner oder etwas Ähnliches handelte und ließ dabei ein surrendes Geräusch ertönen. 

Sowohl Bruder Padraig, als auch Brabak Gossan ließen ihre Analysegeräte laufen.

Die Marines hielten ihre Waffen im Anschlag.

Aber der Roboter kümmerte sich nicht weiter um die Besucher. Er krabbelte einfach an ihnen vorbei, seiner Routine folgend.

„Es ist nur noch ein Teil seines elektronischen Innenlebens energetisch aktiv“, stellte Bruder Padraig nach einem Blick auf sein Ortungsgerät fest.

„Wahrscheinlich ist das der Grund für ein – sagen wir etwas beschränktes – Verhalten“, meinte Gossan.

Bruder Padraig nickte. „Er kommuniziert mit dem Zentralrechner auf der Basis einer Infrarotübertragung. Ich habe etwas davon auffangen können.“

„Dann versuchen Sie eine Analyse!“

„Läuft schon, Mister Gossan.“

Bruder Padraig wirkte etwas angestrengt. „Die Codierung ist unbekannt“, stellte er fest. „Die Rechnerkapazität meines Ortungsgerätes reicht allerdings auch nicht aus, um zu einer schnellen Entschlüsselung zu kommen. Ich werde die Daten auf den Bordrechner der STERNENKRIEGER überspielen.“

„Sie werden Schwierigkeiten haben eine Verbindung herzustellen“, sagte Gossan. „Schließlich wurden die Signaturen des Quaders sehr stark abgedämpft, was vermutlich durch irgendeinen uns unbekannten Tarnmechanismus verursacht wird!“

„Oder einfach durch die Eigenschaften der Außenhülle“, gab Bruder Padraig zu bedenken.

Der Olvanorer nahm mit der STERNENKRIEGER Verbindung auf.

Die Qualität war allerdings schlecht und reichte zum Überspielen von großen Datenmengen nicht aus.

Also würde man zu einem späteren Zeitpunkt eine Analyse durchführen müssen.

„Vielleicht bekommen wir mehr heraus, wenn wir uns dem Zentralrechner zuwenden“ meine Gossan. „Der Roboter ist schließlich nur ein ausführendes Organ.“

Bruder Padraig blickte einige Augenblicke lang sehr konzentriert auf die Anzeigen seines Gerätes. Dann hob er den Kopf. „Wenn ich das richtig sehe, ist es überall möglich Zugang zu diesem Zentralsystem zu bekommen. Der Roboter kann das jedenfalls...“

Gossan legte ein Modul an einer der Wände an und befestigte es durch die Aktivierung der Magnethalterung. „Dann wollen wir mal sehen ob wir in das System hineinkommen.“

„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, sagte Bruder Padraig.

„Ohne eine Entschlüsselung des zu Grunde liegenden Codes ist das natürlich nicht ganz unproblematisch.“

„Versuchen wir es mit einer Teilentschlüsselung. Dazu müssten unsere Geräte in der Lage sein. Es geht uns ja zunächst einmal nur darum, grundlegende Funktionen zu erfassen.“

„Gut.“

Corporal Tantor beobachtete Gossan und Bruder Padraig mit einem skeptischen Gesicht.

„Sie trauen dem Braten nicht, was?“, wandte sich Sergeant Darren an seinen Stellvertreter.

„Mir ist einfach noch ziemlich gut in Erinnerung, was beim letzten Mal geschah, als jemand an so einem Ding unsachgemäß herumgefummelt hat!“, äußerte sich Tantor. „Ein Black Hole mit 5-D-Emissionen reicht, finde ich!“

„Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Corporal.“

Nach ein paar Minuten, in denen Gossan und Bruder Padraig intensiv damit beschäftigt waren, einen Weg zu finden, um in das Rechnersystem einzudringen, mit dem der Roboter offenbar in Verbindung stand, leuchteten plötzlich mehrere der frei im Raum stehenden Konsolen auf. Sie veränderten dabei ihre Farbe.

Aus einer der Konsolen schoss ein greller Strahl hervor.

Eine spinnenartige Gestalt bildete sich. Allein der Körper hatte die Größe eines Menschen. Die langen Beine schienen gleichermaßen zum laufen als auch zum greifen geeignet zu sein. 

Die Beißwerkzeuge bewegten sich. Mehr als ein Dutzend Augen schienen die Mitglieder des Außenteams anzustarren. Mit mehreren seiner Extremitäten vollführte das Wesen Gesten, deren Bedeutung jedoch im Dunklen blieben.

„Die Holografie eines Wsssarrr!“, stieß Bruder Padraig hervor.

Vor zwei Jahren war die STERNENKRIEGER bei ihrem ersten Vorstoß ins Niemandsland auf diese arachnoide Spezies getroffen, die ebenso wie die Xabo und die Pshagir vor den heranrückenden Qriid auf der Flucht gewesen waren. Im sogenannten Spider-System hatten sich die, einem bizarren Hirnkult frönenden, Arachnoiden, die daran glaubten, dass die geistige Kraft eines fremden Hirns auf sie überging, wenn sie es rituell verspeisten, zurückgezogen.

Details

Seiten
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783738911015
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Juni)
Schlagworte
commander reilly kosmischer krisenherd chronik sternenkrieger

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

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Titel: Commander Reilly #8: Kosmischer Krisenherd: Chronik der Sternenkrieger