Zusammenfassung
Ein Harry Kubinke Krimi von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 34 Taschenbuchseiten.
Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln gegen mafiöse Machenschaften in der Landwirtschaft. Da ist ein wichtiger Informant plötzlich tot. Aber der Mörder hat einen Fehler gemacht...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Kubinke und der eiskalte Mord
von Alfred Bekker
Ein Harry Kubinke Krimi
Der Umfang dieses Buchs entspricht 34 Taschenbuchseiten.
Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln gegen mafiöse Machenschaften in der Landwirtschaft. Da ist ein wichtiger Informant plötzlich tot. Aber der Mörder hat einen Fehler gemacht...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
1
"Heute nichts zu tun?", fragte der Mann am Currywurst-Stand. "Die Kommissare haben nichts zu tun, das kann ja nur bedeuten, dass es in der Stadt sicher und ruhig ist!" Der Currywurst-Mann grinste. "Wisst ihr, wat icke mir allerdings frage?"
Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier wechselten einen kurzen Blick.
"Ich glaube, wir müssen das Gelaber von dem ertragen, Harry", meinte Rudi.
"Zumindest, wenn wir eine Wurst essen wollen", bestätigte Kubinke.
"Nun seien Sie doch nicht so empfindlich, Herr Kubinke!", meinte der Currywurst-Mann.
"Ich bin nicht empfindlich."
"Ach, nee?
"Wir wollen eine Wurst", sagte Kubinke.
"Sie beide zusammen eine Wurst?" Der Curry-Wurst-Mann schüttelte den Kopf. "Also meine Würste sind die größten in ganz Berlin, dafür lege meine Hand ins Feuer, aber dass eine davon für Sie beide reicht, ditte glob’ ich nun nich!"
"Ich meinte natürlich jeder eine Wurst", sagte Kubinke.
Tief durchatmen!, dachte er. Dafür hat man ja schließlich während der Ausbildung und bei Fortbildungen Kurse in Deeskalationsstrategien und Psychologie belegt. Tief durchatmen und ruhig bleiben. Auch, wenn es schwer fällt! Aber, wenn es um die Wurst geht...
"Ich sach ja immer: Ditte is schwierig, wenn man sich nicht klar und deutlich ausdrückt."
"Jo", sagte Kubinke.
"Jo", sagte Rudi Meier.
"Jo", sagte der Curry-Wurst-Mann.
Und dann herrschte sogar ein paar Augenblicke lang Schweigen. Nur der Straßenlärm war zu hören. Reifen, die durch Pfützen fahren. In Berlin sowas wie ein natürliches Geräusch.
Der Currywurst-Mann sagte schließlich: "Wenn Sie beide nichts tun haben, dann frage ich mir, woran ditte nun liegen kann. Also entweder, die Stadt ist auf einmal friedlich geworden, wat icke kaum globen tue, oder..."
"Oder was?", fragte Kubinke.
Der Currywurst-Mann stellte den beiden Kommissaren ihre Portionen hin.
"Oder Sie haben einfach nur nicht mitgekriegt, was wirklich in der Stadt los ist und glauben deshalb nur, dass alles in Ordnung wäre. Ditte wäre doch auch nicht unmöglich, oder lieg ich falsch?"
"Sie liegen falsch", sagte Kubinke.
"Aber die Wurst schmeckt", meinte Rudi Meier. "Damit liegen Sie richtig."
"Na, ditte is ja auch schon was", meinte der Currywurst-Mann.
Rudis Handy klingelte.
Der Kriminalkommissar nahm das Gerät ans Ohr.
"Ja?", fragte er kauend.
Kubinke sah schon daran, dass sich die Körperhaltung seines Kollegen veränderte, dass es etwas Dienstliches sein musste. Rudi nahm gewissermaßen Haltung an. Kubinke beschloss, jetzt erstmal die Wurst zu genießen. Mittagspausen waren für Kriminalbeamte schließlich kurz genug.
Und dass sich diese nicht mehr allzu lang strecken lassen würde, hatte Kubinke auch im Gefühl.
"Das war Kriminaldirektor Bock", sagte Rudi.
"Das heißt, es gibt Arbeit", stellte Kubinke fest.
"Gibt es", bestätigte Rudi.
"Erst die Wurst", meinte Kubinke. "Danach stehe ich stehe ich dem Kampf gegen das Verbrechen wieder zur Verfügung. Vorher nicht."
"Na dann", sagte Rudi.
"Keen Wunder, dass man sich nicht mehr sicher fühlen kann, wenn ditte bei der Polizei die gängige Dienstauffassung ist", lautete der Kommentar des Currywurst-Mannes.
2
Tom Balthoff schlug die fellbesetzte Kapuze seines Parkas über den Kopf. Es war arschkalt geworden. Und zwar ganz plötzlich.
Scheiß Wetter!, dachte er.
Gestern noch Werte im zweistelligen Celsius-Bereich. Über null wohlgemerkt. Eine Art Vorfrühling. Und heute eine Art Spätwinter. Der April macht was er will, sagte man ja auch. Das Wetter fuhr Achterbahn. Ein Fest für die Meteorologen und all diejenigen, die viel Zeit hatten, um den Himmel anzusehen und jede Veränderung zu registrieren.
Balthoff gehörte nicht zu dieser Spezies.
Wetterschwankungen dieser Art lösten bei ihm Migräneanfälle aus.
Er hatte vorbeugend seine Tabletten dagegen genommen.
Denn im Moment konnte er sich alles mögliche leisten - nur keine Migräneanfall.
In den kommenden Tagen hing vieles davon ab, dass er einen klaren Kopf behielt und eiskalt vorging.
Wirklich eiskalt.
Kopfschmerzen konnte er nicht gebrauchen.
Jetzt kam es wirklich drauf an.
Wenn sein Plan aufging, hatte er vielleicht ausgesorgt.
Rente mit 67 hatte die politische Klasse der Bundeshauptstadt Berlin für Menschen seines Jahrgangs beschlossen.
Aber Balthoff hatte die Absicht, das für ihn andere Regeln galten.
Er war 42 Jahre alt und Reporter. Meistens als freier Mitarbeiter oder als sogenannter fester Freier. Zwischendurch war auch mal ein reguläres Arbeitsverhältnis als angestellter Redakteur dringewesen. Aber sowas war nie von Dauer. Da wurde schnell mal innerhalb eines Zeitungsverlages etwas umgruppiert, verschiedene Redaktionen zusammengelegt, mehrere Blätter mit dem demselben Mantelteil ausgestattet und schwupp war man raus.
Der nächste Rauswurf war immer nur eine Frage der Zeit.
Es ging immer nur darum, wann es geschah, nie darum ob überhaupt.
Aber wenn Balthoffs Plan aufging, dann bekam er seine Rente mit 42.
Naja, vielleicht.
Aber finanziell war er dann jedenfalls die meisten Sorgen erstmal los.
Gute Arbeit muss gut bezahlt werden, so hatte er noch die Worte des ersten Chefredakteurs im Ohr, unter dem er gearbeitet hatte. Das war drei Wochen vor dessen Rauswurf gewesen, der damit begründet worden war, dass die Absatzzahlen des Blattes in den Keller gegangen waren.
Balthoff hatte gute Arbeit geleistet.
Und ja, die würde jetzt belohnt werden.
Balthoff hatte lange gebraucht um zu begreifen, dass man der Arsch war, wenn man sich an die Regeln hielt.
Aber damit war nun Schluss.
Zum ersten Mal hatte Balthoff entschieden, nach seinen eigenen Regeln zu spielen.
Und das würde ihm den verdienten Erfolg bringen.
Endlich.
Balthoff atmete tief durch.
Er stand jetzt unmittelbar vor dem Verlagsgebäude.
Selbst der Pförtner bekommt wahrscheinlich mehr Geld als ein fester Freier wie ich!, dachte Balthoff. Soll sich niemand wundern, wenn da einer auf dumme Gedanken kommt.
Es war kalt.
So eiskalt.
Er spürte ein Kratzen im Hals.
Und den beginnenden Migräne-Kopfschmerz.
Dann betrat er das Gebäude.
Auf dem Flur begegnete ihm sein Chef.
War offenbar in Eile.
"Ah, da sind Sie ja."
"Ja."
"Hatte Sie schon gesucht."
"Ich bin ein freier Mitarbeiter. Ohne Anwesenheitspflicht und feste Zeiten."
"Ja, ja..."
"Was ist?"
"Ich wollte fragen, wie weit Sie schon sind mit Ihrer Story."
"Die Sache ist komplizierter, als ich dachte."
"Sie sollen das ganze natürlich wasserdicht machen, aber wir denken natürlich auch an unsere Leser..."
Nein, dachte Balthoff.
Ihr denkt ans Geld.
Genau wie ich.
"Haben Sie Geduld", sagte Balthoff. "Tut mir Leid."
"Mir auch."
"Wieso?"
"Naja, ich hätte sonst vielleicht ein gutes Argument gehabt."
"Ein Argument? Wofür?"
"Für eine Festanstellung."
"Ach, ja?"
"Die Dingens - also den Doppelnamen von der, kann ich mir immer so schwer merken - ist doch jetzt schwanger und will nach dem Mutterschutz lieber vom Home Office aus was machen."
"Ah, ja, verstehe."
"Nee, ich weiß nicht, ob Sie wirklich verstehen, was ich meine. Jetzt ist die Sitzung mit dem Verlagsvorstand und ich hätte da vielleicht was für Sie tun können..." Er zuckte mit den Schultern. "Schade eben, nicht wahr?"
"Ja, schade", sagte Balthoff.
Vielleicht war es doch nicht ganz so schade, dachte Balthoff.
Das Angebot kam einfach etwas spät.
Und genau genommen war es ja auch noch nicht einmal ein Angebot, sondern nur etwas, das man vielleicht als eine vage Aussicht bezeichnen konnte.
Mehr nicht.
Früher hätte Balthoff darin einen Lichtblick gesehen.
Aber jetzt nicht mehr.
Jetzt war er längst auf einem ganz anderen Weg.
Ich werde die Geschichte zurückhalten, dachte er. Und ich werde nicht mehr in erster Linie etwas für euch tun, sondern nur noch für mich selbst.
Nur für mich selbst!
Drei Ausrufezeichen hätte man hinter diesen letzten Gedanken setzen können, der durch Balthoffs Kopf schwirrte und dafür sorgte, dass sich ein hartes Lächeln um seine Lippen bildete.
"Naja, wir sehen uns dann sicher nachher noch", meinte sein Chef. "Muss jetzt weg."
"Klar.
"Bin dann nachher wieder da."
"Sicher."
3
Eine Villa in Berlin Charlottenburg, ein Ferienhaus mit Aussicht auf einen idyllischen See, nur einen Katzensprung vom Zentrum der Hauptstadt entfernt... Zumindest, wenn nicht gerade ein akuter Verkehrsinfarkt die Stadt lahmlegte oder man klug genug war, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
Aber wer ist schon klug?
Dr. Anton F. Kwatlowski fand, dass er es in den letzten Jahren zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Und das, obwohl er keinesfalls Schönheitschirurg oder Zahnarzt war - sondern Tiermediziner. Und die standen normalerweise vom Einkommen her an unterster Stelle der medizinischen Zunft, es sei denn, sie hatten sich auf das Kurieren kleinerer Wehwehchen von millionenschweren Rennpferden spezialisiert. Aber zu diesen Kreisen hatten Kwatlowski die Beziehungen gefehlt.
Er atmete tief durch, blickte über den mustergültig gepflegten Garten seiner Villa.
Hier war kein Grashalm an der falschen Stelle. Ein Gärtner kam regelmäßig dreimal die Woche, um alles in Ordnung zu halten und darüber hinaus die zahlreichen und häufig wechselnden gärtnerischen Sonderwünsche von Frau Kwatlowski zu erfüllen.
Alles, was du hier siehst, wird dir vielleicht schon bald buchstäblich unter den Fingern zerrinnen!, ging es Kwatlowski grimmig durch den Kopf. Der Puls schlug ihm bis zum Hals. Nein, du hast einfach zu lange dafür gekämpft, um jetzt aufzugeben! Jetzt musst du dir etwas überlegen, dich vielleicht sogar mit sehr harten Bandagen durchzukämpfen.
Kwatlowski zuckte zusammen, als ihn von hinten eine Hand an der Schulter berührte.
"Was ist?", drang die Stimme seiner zweiten Ehefrau Veronika in sein Bewusstsein.
Kwatlowski drehte sich ruckartig zu ihr herum. Sie war Anfang dreißig, er Anfang fünfzig. Ihr Gesicht war feingeschnitten mit hohen Wangenknochen. Das dunkle Haar fiel ihr bis weit über die Schultern. Zwei feste Brüste pressten sich gegen den enganliegenden Stoff ihres Pullovers. Manchmal musste er aufpassen, um sie nicht mit 'Franziska' anzureden - dem Namen seiner ersten Frau. Im Grunde war Veronika eine Art verjüngte Ausgabe seiner ersten Frau.
"Es ist nichts", behauptete Kwatlowski.
"Du schwitzt ja!"
"Ja, mein Gott..."
"Du siehst ja ganz blass aus!"
"Hm."