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Die Rückkehr des Dämonenjägers: Grusel-Thriller

von Alfred Bekker (Autor:in)
©2017 120 Seiten

Zusammenfassung

Die Rückkehr des Dämonenjägers
Grusel-Thriller von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 103 Taschenbuchseiten.

Sie fühlte sich beobachtet, glaubte regelrecht körperlich spüren zu können, wie der Blick eines Fremden auf ihr ruhte.
Ich bin nicht allein...
Es war eine instinktive Erkenntnis.
Sie sah hinaus in das Lichtermeer des nächtlichen Londons. Nebel zog von der Themse herauf.
Ein gestaltloses Etwas, das immer neue gespenstische Formen auszubilden schien.
Und dann hörte Rabea auf einmal wieder jenes Geräusch, das sie geweckt hatte. Jetzt, da sie es erneut hörte, erinnerte sie sich und erkannte es wieder.
Es war das hektische Schlagen schwarzer Schwingen.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

Titelbild: Klaus Dill

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Die Rückkehr des Dämonenjägers: Grusel-Thriller

Grusel-Thriller von Alfred Bekker



Der Umfang dieses Buchs entspricht 103 Taschenbuchseiten.





Sie fühlte sich beobachtet, glaubte regelrecht körperlich spüren zu können, wie der Blick eines Fremden auf ihr ruhte.

Ich bin nicht allein...

Es war eine instinktive Erkenntnis.

Sie sah hinaus in das Lichtermeer des nächtlichen Londons. Nebel zog von der Themse herauf.

Ein gestaltloses Etwas, das immer neue gespenstische Formen auszubilden schien.

Und dann hörte Rabea auf einmal wieder jenes Geräusch, das sie geweckt hatte. Jetzt, da sie es erneut hörte, erinnerte sie sich und erkannte es wieder.

Es war das hektische Schlagen schwarzer Schwingen.





Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.



Titelbild: Klaus Dill



Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER KLAUS DILL

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!







Prolog

„Willst du keine Waffe mitnehmen?“, fragte Meister Darenius, seines Zeichens immer noch – oder schon wieder Abt des Ordens vom Weißen und Heiligen Licht.

„Nein“, sagte Corcoran. „In der Polyversums-Parallele, in die ich mich jetzt begeben muss, wirken die nicht.“

„Nichtmal der Dolch?“

„Nichtmal der.“

„Und was ist mit Branagorns Stern?“

„Ich glaube nicht.“

„Unter Umständen würde ich dir das Amulett mit den Elbenrunen auf deine Mission mitgeben, Bruder Corcoran.“

Corcoran knöpfte sich seinen Ledermantel aus. Es war irgendwie warm hier. Von den Bergen blies ein warmer Wind über die Maskatagne, die neue Heimat des Ordens, nachdem Clairmont zu einem Nest von Dämonenjüngern geworden war und die Realität selbst durch deren Aktivitäten so beschädigt wurde, dass man mit Fug und Recht behaupten konnte, dass die Grundfesten des Polyversums erschüttert waren. „Ich muss nach England“, sagte er. „Sonst nimmt die Dämonenherrschaft dort überhand.“

Sie standen auf dem Felsplateau vor der Schädelhöhle von Maskatan, ihrem interdimensionalen Zufluchtsort. Aber im tiefsten Inneren wusste Corcoran, dass die Dämonen der Dämmerung oder ihre Diener eines Tages auch hier erscheinen würden.

Eines Tages...





1

Später stocherte Corcoran mit seinem geweihten Dolch in dem konservierten Herzen eines zur Strecke gebrachten Dämonenjüngers herum. Für rituelle Zwecke war es immer noch gut. Blitze zuckten aus dem gerade aufgetauten Fleischklumpen heraus. Blut quoll hervor und für einen Moment schien es von einer eigenartigen Sorte Leben erfüllt zu sein. Corcoran murmelte eine Formel dazu. Die Blitze wurden stärker, flackerten über den Dolch in seinen Arm und von dort weiter in seinen gesamten Körper und...

...seinen Geist.

Die erste metamagische Energieladung erfasste ihn mit der Wucht eines elektrischen Schlages. Corcoran schrie auf. Der Schmerz war schier unerträglich. Aber er wusste, dass er die Kraft brauchte. Er musste sie in sich aufnehmen, sie spüren, durch den Schmerz hindurchgehen und dadurch Stärke gewinnen.

Später nahm er den BMW, der in der zur Höhle gehörenden Garage stand, nahm die Weststraße, die aus dem Hochtal der Maskatagne herausführte und trat das Gaspedal voll durch.

Er konzentrierte seine Energien. Eine Formel, die in den ABSONDERLICHEN KULTEN des verschwundenen Okkultisten Hermann von Schlichten stammte, half ihm dabei. Der Übergang zwischen den Dimensionen kam trotzdem spät. Aber er kam immerhin. Und zwar in Gestalt einer Nebelwand, die vollkommen undurchdringlich schien und eine Sicht von nicht mehr als fünf Metern erlaubte.

Eher drei!, ging es Corcoran durch den Kopf.





2

Genau Mitternacht.

Geisterstunde.

Es war die Stimme aus dem Jenseits, die sie weckte.

So wie, wie schon in so vielen Nächten zuvor…

Schritte.

Ein Knarren des Fußbodens, das Herunterdrücken einer Türklinke…

Rabea Danbury schreckte auf.

Nein, durchzuckte es sie, da war noch etwas anderes!

Sie saß aufrecht und nassgeschwitzt in ihrem Bett und erinnerte sich an ein wirres Chaos düsterer Alpträume. Bilder, die rasch verblassten und an die sie sich auch nicht unbedingt erinnern wollte.

Sie atmete tief durch, strich das lange blonde Haar zurück und stand auf.

Was habe ich gehört?, ging es ihr durch den Kopf. Vielleicht nur den Wind?

Oder ein Echo aus dem Reich der Träume?

Sie schluckte unwillkürlich.

Jedenfalls war sie jetzt hellwach. Sie ging nach nebenan ins Wohnzimmer. Der Mond schien durch die Fensterfront ihrer Drei-Zimmer-Wohnung im vierzehnten Stock des exklusiven Londoner McGillan Towers. Sein helles Oval wirkte wie das Auge eines übermächtigen Wesens. Unwillkürlich erschauerte sie bei dem Gedanken.

Sie fühlte sich beobachtet, glaubte regelrecht körperlich spüren zu können, wie der Blick eines Fremden auf ihr ruhte.

Ich bin nicht allein...

Es war eine instinktive Erkenntnis.

Sie sah hinaus in das Lichtermeer des nächtlichen Londons. Nebel zog von der Themse herauf.

Ein gestaltloses Etwas, das immer neue gespenstische Formen auszubilden schien.

Und dann hörte Rabea auf einmal wieder jenes Geräusch, das sie geweckt hatte. Jetzt, da sie es erneut hörte, erinnerte sie sich und erkannte es wieder.

Es war das hektische Schlagen schwarzer Schwingen.

Etwas Dunkles erhob sich vor dem Fenster und Rabea zuckte augenblicklich ein Stück zurück.

Es war ein Rabe von außergewöhnlicher Größe, der die ganze Zeit über still und stumm auf dem Geländer des Balkons gesessen hatte, der zu dieser Wohnung gehörte. Im Schatten der Nacht hatte Rabea ihn nicht bemerkt.

Aber jetzt war er unüberhörbar.

Ein markerschütterndes Krächzen war selbst durch die Isolierscheiben hindurch deutlich zu vernehmen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Rabea zwei dunkle Augen, in denen sich das fahle Licht des Mondes spiegelte. Der große Vogel drehte ab und flog hinaus über das Lichtermeer der Stadt. Lichter, von denen eins nach dem anderen durch den Nebel verschluckt wurde.

In der Ferne hallte noch das schauerliche Krächzen nach.

Dies war kein gewöhnlicher Rabe!, ging es Rabea zitternd durch den Kopf.

"Hab keine Angst", sagte dann plötzlich eine Stimme in ihrem Rücken. Sie stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus und wirbelte herum. Ihre Augen waren schreckgeweitet, das Herz schlug ihr bis zum Hals und für einen schrecklichen Moment lang erfüllte sie blanke Panik, als ein Augenpaar sie ruhig musterte.

Vor ihr stand eine transparente Gestalt.

Sie schimmerte geisterhaft und an manchen Stellen war die dahinter liegende Wand durch den Körper hindurch sichtbar.

"Troy!", entfuhr es Rabea.

Ein Lächeln erschien auf dem sympathischen Gesicht der geisterhaften Gestalt.

"Es ist alles in Ordnung, Rabea..."

"Oh, Troy..."

Es war der Geist ihres verstorbenen Verlobten, der wenige Augenblicke, bevor sie ihm in der Kirche ihr Jawort hatte geben können, tot zusammengebrochen war. Seitdem erschien Troy ihr in mehr oder minder regelmäßigen Abständen. Zunächst hatte sie sich dagegen gesträubt und befürchtet, den Verstand zu verlieren.

Inzwischen aber akzeptierte sie Troys Geist als etwas Natürliches.

Es tat ihr gut, mit ihm zu reden.

Der Schmerz war dann nicht so groß. Dieser unermessliche Schmerz, den der Tod eines geliebten Menschen nun mal verursachte.

"Ich bin froh, dich zu sehen", sagte Rabea. "Weißt du, ich habe viel an dich gedacht..."

"Du gehörst dem Leben, Rabea. Vergiss das nicht. Ich aber stehe auf der anderen Seite jener unsichtbaren Grenze, die die eine von der anderen Welt trennt..."

Rabea lächelte.

"Aber ich habe offenbar die Fähigkeit, hinüberzublicken."

"Ja, das mag sein…"

"Und ich bin froh darum. Denn ich liebe dich, Troy..."

"Du weißt, dass ich immer für dich da sein werde", erwiderte Troy. Sein Gesicht bekam einen leicht melancholischen Ausdruck. Er schwebte etwas näher.

"Du trägst noch den Smoking vom Tag unserer Hochzeit!", stellte Rabea fest. Sie seufzte.

"Rabea, du weißt, dass es mich viel Kraft kostet, für dich sichtbar zu werden."

"Ja..."

Noch mehr Energieaufwand verlangte es für Troy, wenn er auch für andere sichtbar sein wollte... Rabea verstand, worauf er hinauswollte. Troy war nicht einfach hier aufgetaucht, um mit ihr zu Plaudern. Sein Erscheinen hatte einen Grund.

Sie sah ihn an.

Er erwiderte ihren Blick.

„Ich muss dich warnen, Rabea… Inzwischen weiß ich, was geschah, als ich am Tag unserer Hochzeit plötzlich zusammenbrach. Durch die übersinnlichen Kräfte einer Hexe namens Maradina Tabras wurde meine Seele in ein Amulett gebannt… Jetzt bin ich ihr Gefangener… Das ist der wahre Grund dafür, dass ich nicht sterben kann… Durch diesen Zauber werde ich zwischen den Welten in der Schwebe gehalten.“

„Aber, Troy! Damals war niemand anwesend – außer unseren Verwandten und Bekannten!“

„Diese Maradina Tabras vermag jegliche Gestalt anzunehmen. Erinnerst du dich an fetten Raben, der damals in einem der Bäume saß…

Seine Erscheinung wurde etwas schwächer und durchscheinender. Seine Stimme klang immer schwächer und leiser. Ganze Sätze verstand Rabea gar nicht.

"Oh, Troy!", schluchzte sie.

"Pass auf dich auf...", hörte sie ich noch wie aus weiter Ferne sagen.

"Ich liebe dich Troy!", hauchte sie noch, ehe die geisterhafte Erscheinung völlig verschwunden war. Eine einsame Träne glitzerte im Mondlicht auf Rabeas Wange.







3

"Ich werde ohne Umschweife zur Sache kommen", sagte die dunkelhaarige, sehr gutaussehende junge Frau, die soeben im Büro der der lokalen Niederlassung des Ordens vom Weißen Licht Platz genommen hatte. Ihr Name war Victoria Rathbone und sie schien eine Vorliebe für die Farbe Schwarz zu haben.

Sie trug ein elegantes Kostüm in dieser Farbe.

Der einzige Lichtpunkt war eine silberne Brosche.

Das ebenholzfarbene Haar war zu einer strengen Knotenfrisur nach hinten gekämmt. Das Gesicht wirkte etwas bleich, war aber sehr fein geschnitten und hübsch. Ihr Blick drückte Selbstbewusstsein aus und ihr Auftreten hatte etwas an sich, das wie einstudiert wirkte. Sie schien sich ihrer Wirkung sehr wohl bewusst zu sein.

Sie sah zunächst Rabea Danbury, eine junge Frau von 22 Jahren, etwas abschätzig an und wandte sich dann Corcoran , der sich bereits die Krawatte gelockert hatte. Er trug nämlich zurzeit einen unauffälligen Anzug – nicht den langen Ledermantel.

Es war unübersehbar, daß Corcoran von dieser Klientin beeindruckt war.

"Nun, Mrs Rathbone?", fragte er.

Victoria Rathbone hob das Kinn und sagte: "Vorab eine Frage: Ich habe gehört, dass die Dämonenjäger des Ordens mit..." Sie zögerte und sprach erst nach einer kurzen Pause weiter. "...mit ungewöhnlichen Fällen befasst."

Rabea Danbury, Schwester im Orden vom Weißen Licht, strich sich das blonde Haar zurück und fragte dann kühl: "Könnten Sie vielleicht etwas genauer sagen, was Sie darunter verstehen?"

Victoria Rathbones Lächeln war kalt.

Eiskalt.

"Ich spreche von Fällen, die in den, sagen wir es so: in den okkulten Bereich hineingehen."

Rabea nickte.

"Ja, das ist richtig. Wir jagen Dämonen. Und ihre Jünger.“

"Gut", nickte Victoria Rathbone. "Es geht kurz gesagt um folgendes: Vor drei Monaten starb mein Mann bei einem tragischen Verkehrsunfall direkt vor unserem Haus in Bristol. Nun fühle ich mich verfolgt."

"Verfolgt?", echote Corcoran.

Als Victoria Rathbone weitersprach, vermied sie es, die beiden Dämonenjäger anzusehen.

"Ja", sagte sie. "Und zwar vom Geist meines verstorbenen Mannes, wenn Sie so wollen. Möglicherweise halten Sie das, was ich sage für völlig absurd, aber ich wäre nicht hier, wenn ich mich nicht wirklich bedroht fühlen würde. Sehen Sie, mein Man war immer sehr eifersüchtig. Immer glaubte er, dass ich irgendwelche Affären hätte, was tatsächlich nicht der Fall war. Sie können sich nicht vorstellen, was für elende Diskussionen wir über dieses Thema hatten. Und nun, nach seinem Tod, fährt er gewissermaßen damit fort. Er treibt mich in den Wahnsinn. Unerwartet erscheint er plötzlich als durchsichtiger Astralleib und erschreckt mich halb zu Tode. Er hat mir im übrigen auch ganz klar gesagt, was sein Ziel ist."

"Und das wäre?", erkundigte sich Rabea.

Victoria Rathbone atmete tief durch. Sie schluckte. Dann biss sie sich auf die Lippe. Sie zögerte noch, ehe sie endlich zu sprechen begann.

"Er will mich zu sich holen", erklärte sie mit belegter Stimme. "Zu sich ins Reich der Toten. Erst wenn ich bei ihm sei, könnte er dort Frieden finden. " Sie hielt sich die flache Hand vor das Gesicht und schluchzte kurz auf. "Lange halte ich das nicht mehr aus! Sie müssen mir helfen!"

"Nun...", sagte Corcoran gedehnt, lehnte sich etwas zurück und wechselte einen Blick mit Rabea. Diese hatte eine etwas abweisend wirkende Stellung eingenommen und die Arme vor der Brust verschränkt.

Ihr Gesicht drückte Skepsis aus.

Irgendetwas gefiel ihr nicht an dieser Frau.

Sie konnte noch nicht wirklich sagen, was es eigentlich war.

Irgendwie hatte sie den Eindruck, eine Schauspielerin vor sich zu haben, die genau wusste, wann sie effektvolle Pausen zu setzen hatte und wie sie ihre Umgebung beeindrucken konnte.

Zumindest bei Corcoran scheint sie damit Erfolg gehabt zu haben!, ging es Rabea durch den Kopf.

Sie war etwas ärgerlich darüber. Blöder Sack! So leicht lässt er sich einlullen? Was, wenn er einem Dämon gegenübersteht?

Victoria Rathbone sagte jetzt: "Das Honorar spielt übrigens keine Rolle!"

„Für uns auch nicht“, sagte Rabea.

"Gut", sagte Corcoran. "Wir werden den Fall übernehmen."

Victoria Rathbone nahm ihre Handtasche und zog mit eleganter Handbewegung ihr Scheckheft hervor. Dann nahm sie einen Stift von Corcorans Schreibtisch, füllte schnell eines der Formulare aus und riss es aus dem Heft heraus.

Als sie es Corcoran vor die Nase legte, wurden dessen Augen ziemlich groß.

Ihr Lächeln war eiskalt und berechnend.

In ihren Augen blitzte es auf eine Weise, die Rabea beunruhigte.

"Ich hoffe, die Summe reicht als Anzahlung, Mr Corcoran", säuselte sie dann.

"Oh, ja, natürlich!", beeilte sich Corcoran zu sagen. Es war sinnvoll, die Leute, die etwas von ihnen wollten, bezahlen zu lassen, sofern sie konnten. Denn das zeigte, wie wichtig ihnen die Sache war.

"Sorgen Sie dafür, dass der Geist meines Mannes mich nicht mehr verfolgt. Egal wie. Was auch immer Sie vorschlagen, ich werde es tun!"

"Gut", nickte Corcoran.

"Aber ich werde mich doch auf Ihre Diskretion verlassen können, nicht wahr? Bristol ist verglichen mit London eine Kleinstadt und da geht es schnell herum, wenn eine Geschäftsfrau einen Dämonenjäger beauftragt, um nach Geistern zu suchen. In so fern bin ich auch ganz froh, dass Sie in London residieren."

"Diskretion ist Ehrensache", erklärte Corcoran.

"Da bin ich ja beruhigt. Ich habe jetzt noch einen Termin hier in London. Sie werden mich jetzt daher sicher entschuldigen. Kommen Sie doch in den nächsten Tagen nach Bristol. Meine Adresse haben Sie ja."

Sie stand auf und wandte sich zum Gehen.

"Warten Sie", rief Corcoran. "Ich bringe Sie noch zur Tür."

"Danke, aber ich finde alleine hinaus!", erwiderte sie.

Corcorans Blick hing wie hypnotisiert an ihr, bis sie den Raum endlich verlassen hatte.

Corcoran stand auf und trat zu ihr.

Ihre Blicke trafen sich. Corcoran und Rabeas verstorbener Verlobter Troy Reed, ein ehemaliger Polizist, hatten die Niederlassung zusammen gegründet. Jetzt war Rabea in Troys Fußstapfen getreten und hatte gewissermaßen seinen Platz bei den Dämonenjägern eingenommen.

Aufgrund Rabeas besonderer Fähigkeit, mit den Geistern Verstorbener in Kontakt zu treten, nahm diese sich natürlich insbesondere auch Fällen an, die den Bereich des Okkulten und Übersinnlichen berührten.

Und insgeheim hoffte Rabea natürlich bei ihrer Arbeit irgendwann wieder auf die Spur von Maradina Tabras zu treffen. Jener geheimnisvollen Frau, in deren Amulett ein Teil von Troys Seele gefangen war, so dass sein Geist nicht endgültig ins Reich der Toten eingehen und dort Frieden finden konnte.

Corcoran lachte sie an.

"Nun sag schon, was hast du wirklich dagegen einzuwenden, dass wir diesen Fall annehmen?"

Corcoran war rothaarig und fett. Außerdem war er ein Charmeur, wie er im Buche stand. Unter anderen Umständen hätte Rabea sich diesem Charme gerne hingegeben. Der Orden verlangte kein Zölibat.

Aber da war immer noch Troy.

Auch wenn er ihr nur noch als Geist erschien, so war er doch für sie immer noch ein Teil ihres Lebens, den sie nicht so einfach hinter zu lassen vermochte.

Und das wollte sie auch gar nicht.





4

Ein paar Tage später fuhren sie nach Bristol. Corcoran saß am Steuer des unauffälligen Volvos, den er vor kurzem für die Agentur angeschafft hatte.

"Ein solcher Auftrag wie der von Mrs Rathbone kommt uns wie gerufen", meinte Corcoran mit zufriedenem Gesichtsausdruck. "Wenig Arbeit verbunden mit einem hohen Gewinn für die Agentur. Wann trifft das schon mal zusammen."

"Ich weiß nicht", meinte Rabea. "Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei..."

"Du magst Mrs Rathbone nicht!"

"Das ist richtig."

"Gibt es einen bestimmten Grund dafür?"

"Nein. Aber du warst ja um so mehr von ihr beeindruckt..."

"Nun..."

"Mrs Rathbone ist eine attraktive Frau, Corcoran. Aber sie weiß das auch sehr kalkuliert einzusetzen."

"Rabea..."

"Gib es zu, richtig geblendet warst du!"

"Du übertreibst!"

Rabea seufzte. Auf ihrem Gesicht erschien ein fast nachsichtiges Lächeln.

"Corcoran, du hast es doch gar nicht gemerkt, wie diese Spinne dich in ihrem Netz gefangen hat. Gibt es nicht eine Spinnenart, die Schwarze Witwe heißt?"

Corcoran seufzte und schüttelte dann den Kopf.

"Du bist unverbesserlich!"

Rabea lachte kurz auf und erwiderte dann: "Du hast mich gut genug gekannt, um zu wissen, wen du dir da als Partnerin in die Agentur holst!"

"Mal im Ernst: Glaubst du wirklich, dass ich in Anwesenheit dieser Mrs Rathbone nicht mehr Herr meiner selbst bin?"

Rabea hob die Augenbrauen.

"Die Gefahr besteht."

Corcoran lächelte. "Wir sind Detektive. Ist Gefahr nicht unser Geschäft?"

Sie waren etwa auf der Höhe von Swindon, als im Radio die Meldung von dem Unfall kam, verbunden mit einer Umleitungsempfehlung. Die Autobahn nach Bristol war an der Unfallstelle in beiden Richtungen gesperrt.

Corcoran schimpfte leise vor sich hin.

"Das hat uns gerade gefehlt! Ausgerechnet heute..."

"Wir werden wohl auf der Landstraße weiterfahren müssen", stellte Rabea fest.

Corcoran seufzte.

"Das kostet uns vermutlich eine ganze Stunde!", knurrte er dann ärgerlich und schlug mit dem Handballen gegen das Lenkrad.

"Mrs Rathbone wird deswegen nicht gleich einen Teil ihres Vorschusses zurückfordern, Corcoran!", versetzte Rabea.

Wenig später kam die nächste Abfahrt und Corcoran lenkte den Wagen von der Autobahn hinunter. Auf kleinen Landstraßen würden sie die Unfallstelle zu umfahren versuchen, um dem zu erwartenden Stau aus dem Weg zu gehen. Nebelschwaden zogen auf. Es war den ganzen Tag schon dunstig gewesen und je weiter sie Richtung Bristol gekommen waren, desto grauer wurde das Wetter.





5

Die Straßen wurden immer kleiner und enger. Sie folgten den Schildern, aber auch die wurden immer spärlicher. Rabea hatte eine Karte vor sich auf den Knien, aber die war nicht so recht auf dem neuesten Stand.

Der Nebel wurde jetzt so dicht, dass man nur wenige Meter weit sehen konnte.

Corcoran machte die Augen schmal und sah sehr konzentriert nach vorn. Allerdings war ihnen seit längerem kein Fahrzeug mehr entgegengekommen.

Die Landstraße führte durch eine ziemlich einsame Gegend. Rechts und links waren ein paar Bäume zu sehen. Ansonsten nur dichter Nebel, der sich wie ein graues Leichentuch über das gesamte Land gelegt hatte.

Und dann machte der Motor des Volvo plötzlich ein sehr dumpfes Geräusch, dass sowohl Corcoran als auch Rabea durch Mark und Bein ging.

Corcoran konnte den Wagen gerade noch an den Straßenrand lenken, bevor er stehenblieb.

"Was ist los?", fragte Rabea.

Corcoran zuckte die Achseln. Seine Augenbrauen hatte er zu einer Schlangenlinie zusammengezogen und sah skeptisch auf die Anzeigen des Armaturenbretts.

"Ich weiß es nicht", bekannte er dann. "Der Motor ist einfach ausgegangen. Beinahe so, als wäre kein Benzin mehr im Tank."

"Aber das ist unmöglich!", rief Rabea. "Du hast doch vollgetankt!"

"Ich weiß!"

Corcoran drehte den Zündschlüssel herum und versuchte, erneut zu starten. Der Motor machte nicht einmal ein gurgelndes Geräusch, wie Rabea es von ihrem eigenen Wagen kannte, wenn es im Winter zu kalt war.

"Nichts!", sagte Corcoran. "Ich verstehe das nicht..."

Bevor er ausstieg, bückte er sich noch, um die Motorhaube zu lösen.

Rabea öffnete ihre Tür und stieg ebenfalls aus dem Wagen. Es war kalt geworden. Eisig kalt. Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Sie rieb die Hände nervös aneinander. Corcoran öffnete den Motor.

Rabea trat neben ihn.

"Ich versteh das nicht", meinte Corcoran dann kopfschüttelnd. "Genug Öl, genug Wasser... Auch sonst scheint alles in Ordnung! Dieser Motor müsste eigentlich laufen."

"Er tut es aber nicht..."

"Setz dich ans Steuer, Rabea und versuch du noch mal zu starten."

Rabea nickte.

"Gut."

Sie ging zur Fahrertür, setzte sich in den Wagen und drehte den Schlüssel herum.

Nichts.

Kein Laut.

"Ich werde einen Reparaturdienst anrufen", meinte sie dann und griff nach dem Funktelefon, das im Handschuhfach lag.

"Warte noch!", rief Corcoran.

Rabea hörte, wie er am Motor herumhantierte, aber irgendwie klang das nicht sehr vertrauenserweckend. Rabea sah auf die Leuchtanzeige des Handys. Der Apparat war seltsamerweise ausgeschaltet, obwohl Corcoran O’Donnell ansonsten immer peinlich darauf achtete, dass sie erreichbar waren. Schließlich war das an diesem Job sehr wichtig.

Rabea schaltete das Gerät ein und wollte bereits den Diebstahl-Code eingeben, da stutzte sie.

Das Gerät ist völlig tot!, wurde es ihr klar. Irgendwie schien sich das Schicksal gegen sie verschworen zu haben. Diese Fahrt stand wohl nicht gerade unter einem guten Stern. Manchmal kommt auch alles auf einmal!, ging es Rabea ärgerlich durch den Kopf, während sie zum letzten Mal versuchte, den Handy in Betrieb zu nehmen.

Vergebens.





6

Wie ein böser Geist, fast lautlos und mit dem sanften Schlagen schwarzer Schwingen schwebte der übermäßig große Rabe durch den grauen Nebel, bis er einen geeigneten Ast erreichte, auf dem er sich bequem niederließ.

Der Rabe blickte hinab auf den Wagen, der kaum ein Dutzend Meter entfernt stehengeblieben war.

Mit kalten, schwarzen Augen registrierte der Vogel, was dort unten geschah.

Er stieß ein triumphierendes Kreischen aus. Ein Laut, der die unheimliche Stille dieses Ortes wie ein Messer durchschnitt und den Mann und die Frau, die sich da um ihren defekten Wagen bemühten, unwillkürlich zusammenzucken ließ.

Nur äußerlich hatte dieser Rabe eine Vogelgestalt.

In Wahrheit war er kein schwarzäugiger Rabe, sondern etwas ganz anderes.

Eine Hexe, die jegliche Gestalt anzunehmen in der Lage war.

Maradina Tabras.

Sie saß auf ihrem Ast und dachte: Gleichgültig, was auch immer ihr versucht… Ihr seid doch verloren!

Der Rabe krächzte und registrierte mit Befriedigung die Blicke der beiden Insassen des Wagens.

Verloren seid ihr beide!, durchzuckte es Maradina.

Alles ging nach Plan...

Dann erhob sich der schwarze Vogel und flog mit kraftvollen Flügelschlägen davon.





7

"Ich verstehe das nicht!", meinte Rabea. "Nichts scheint zu funktionieren. Der Wagen, das Handy..."

"Nicht einmal das Autoradio!", stellte Corcoran fest, der sich hinter das Steuer gesetzt hatte und an den Reglern herumhantierte. "Alles tot...", murmelte er. Dann schüttelte er verzweifelt den Kopf. "Irgendwie scheint sich hier alles gegen uns verschworen zu haben."

"Was machen wir jetzt?", fragte Rabea.

"Es muss hier in der Gegend doch eine Siedlung geben. Schließlich sind wir hier nicht in der Wüste Gobi oder der Antarktis...." Er griff nach der Landkarte und warf einen Blick darauf. "Wenn wir die Straße weiter gehen, müssten wir irgendwann in Swindon ankommen..."

"Gehen?", echote Rabea und seufzte.

"Es sind nur ein paar Kilometer. Maximal eine Stunde, dann sind wir dort."

"Und wenn wir einfach abwarten, bis jemand vorbeikommt?"

Corcoran schüttelte den Kopf.

Er blickte kurz zur Rolex an seinem Handgelenk und meinte dann: "Wir sind jetzt gut eine Stunde hier und es ist noch nicht ein einziges Auto hier vorbeigefahren."

"Und du glaubst, bis Swindon sind es nur ein paar Kilometer?"

"Jedenfalls ist es zu kalt und ungemütlich, um hier im Wagen zu sitzen... Die Heizung funktioniert nämlich auch nicht!" Sie wechselten einen Blick miteinander. Corcoran hob die Augenbrauen und fuhr dann fort: "Also, bringen wir den Marsch hinter uns!"

Rabea zuckte die Achseln.

"Bleibt uns wohl nichts anderes übrig."

Rabea zog sich ihre dicke Jacke an und Corcoran seinen Mantel. Die Kälte war durchdringend und feucht. Sie ging einem durch Mark und Bein.

Rabea hängte sich noch ihre Handtasche um und Corcoran schloss den Wagen ab. Dann gingen sie am Straßenrand entlang. Seitlich befand sich ein tiefer Graben, in dem dunkles Wasser stand. Dahinter waren Bäume. Viele wiesen eigenartige Verwachsungen auf. Die Wurzeln waren dick und knorrig und die Stämme wiesen bizarre Linien und Strukturen auf, die beinahe wie grinsende Fratzen wirkten...

"Eine Landschaft, wie in einem Alptraum", hörte Rabea Corcoran sagen. "In London ist der Nebel ja oft schon unerträglich, aber das hier..."

Nicht lange und der Wagen verschwand hinter ihnen in den wabernden Nebelschwaden.

"Ich hoffe nur, dass es in Swindon auch jemanden gibt, der sich um den Wagen kümmern kann!", meinte Rabea.

"Mir würde schon jemand mit einem funktionierenden Telefon reichen!", war Corcorans trockene Erwiderung. Er blickte immer wieder angestrengt in das grauweiße Nichts hinein, das sie von allen Seiten umgab. "Es ist zu dumm...", murmelte er dann.

"Was?"

"Na, wir könnten uns in Sichtweite eines Hauses befinden... Vielleicht gibt es Gehöfte hier, kleine Farmen oder so etwas... Wir würden daran vorbeigehen!"

"Irgendwie sieht mir das Land nicht danach aus, dass es landwirtschaftlich genutzt wird", murmelte Rabea.

"Du kannst ja auch nicht viel davon sehen, oder?"

"Das ist auch wieder wahr..."

Rabea zitterte leicht.

Die durchdringende Kälte hatte sich durch ihre gefütterte Jacke gefressen. Es geht hier nicht mit rechten Dingen zu!, ging es ihr durch den Kopf. Es war eine unbestimmte Ahnung. Ein Gefühl, mehr nicht. Und sie hütete sich davor, Corcoran gegenüber etwas davon zu erwähnen. Dass sie die Fähigkeit hatte, mit Geistern zu sprechen, hatte der Dämonenjäger ja erlebt. Das konnte er nicht leugnen, so sehr er auch der Vernunft verhaftet sein mochte und am liebsten nur das anerkannte, was zweifelsfrei beweisbar war, glauben wollte.

Außerdem hatte Rabea das Gefühl, beobachtet zu werden.

Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken.

Aus einer der Baumkronen erhob sich ein großer schwarzer Vogel mit einem scharf klingenden Krächzen.

"Rabea, du bist ja ganz bleich...", stellte Corcoran fest und blieb stehen.

Rabea schluckte.

Sie atmete tief durch.

Corcoran folgte ihrem Blick und lächelte als er den Vogel sah.

"Das ist ein Rabe oder eine Krähe... Irgend so etwas."

"Hast du gesehen, wie groß der Vogel war?"

Corcoran zuckte die Schultern.

"Ich bin ein Stadtmensch. Ich habe keine Ahnung, wie groß diese Tiere normalerweise sind!" Er lächelte sie an, auch wenn es nicht gerade das entspannte Lächeln war, das man sonst an ihm sehen konnte. Er berührte sie leicht am Oberarm. "Was ist los?"

"Ich weiß nicht", sagte sie.

"Komm jetzt. Auch wenn es bis Swindon nur ein paar Meilen sind, müssen die erst einmal zurückgelegt werden!"

"Sicher."

"Außerdem knurrt mir langsam der Magen. Vielleicht gibt es in Swindon ja ein kleines Restaurant, in dem man etwas essen und sich aufwärmen kann!"

Details

Seiten
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783738907841
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Januar)
Schlagworte
rückkehr dämonenjägers grusel-thriller

Autor

  • Alfred Bekker (Autor:in)

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Titel: Die Rückkehr des Dämonenjägers: Grusel-Thriller