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Es kann der Frömmste nicht in Frieden morden: Oberpfalz-Krimi

von Peter Haberl (Autor:in) Pete Hackett (Autor:in)
©2016 120 Seiten

Zusammenfassung

Es kann der Frömmste nicht in Frieden morden …

Regionalkrimi aus der Oberpfalz

von Peter Haberl

Der Umfang dieses Buchs entspricht 101 Taschenbuchseiten.

Hauptkommissar Walter Degenhart bekommt einen neuen Kollegen, Polizeikommissar Florian Kaiser, der aus Düsseldorf in das oberpfälzische Weiden versetzt wurde. Während die beiden Kommissare lernen miteinander zurecht zu kommen, müssen sie den Bombenanschlag auf eine Weidener Hausfrau klären. Doch bevor ihnen das gelingt, gibt es einen Toten...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Es kann der Frömmste nicht in Frieden morden ...

Regionalkrimi aus der Oberpfalz

von Peter Haberl

Der Umfang dieses Buchs entspricht 101 Taschenbuchseiten.

Hauptkommissar Walter Degenhart bekommt einen neuen Kollegen, Polizeikommissar Florian Kaiser, der aus Düsseldorf in das oberpfälzische Weiden versetzt wurde. Während die beiden Kommissare lernen miteinander zurecht zu kommen, müssen sie den Bombenanschlag auf eine Weidener Hausfrau klären. Doch bevor ihnen das gelingt, gibt es einen Toten...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

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1. Kapitel

Es war der Abend es 20. Oktober, als die neunundvierzigjährige Doris Rieger zu ihrem Mann Waldemar sagte: „Es ist kalt. Du könntest den Ofen anheizen. Was meinst du?“

Das Ehepaar befand sich im Wohnzimmer seines Wohnhauses. Der Fernsehapparat lief, es war 19.45 Uhr. Vor den Fenstern hing die Dunkelheit. Es war ein verregneter, kalter Tag gewesen. Laut Wetterbericht war in den Bergen die Schneegrenze schon bis auf 800 Meter herabgesunken.

„Wenn du es willst“, murmelte Waldemar und erhob sich von der Couch. „Holz haben wir ja, ist ja nicht wie bei armen Leuten.“ Er grinste, setzte sich in Bewegung und verließ das Wohnzimmer. Doris heftete ihren Blick wieder auf die Mattscheibe. VOX strahlte ‚Das perfekte Dinner’ aus, und Doris ließ sich die Sendung an keinem Tag entgehen.

Etwa fünf Minuten später kehrte Waldemar mit einem Korb voll Brennholz zurück, stellte ihn beim Ofen – es handelte sich um einen schwedischen Kaminofen mit einem Sichtfenster -, ab, ging auf das linke Knie nieder und öffnete die Ofentür. Fein säuberlich schlichtete er Anfeuerholz übereinander, schob einen brennenden Kohleanzünder darunter und legte drei Holzscheite darüber. Danach schloss er die Tür, drückte sich hoch und sagte: „Mit ist, als ich Holz in den Korb gelegt habe, der halbe Holzstoß zusammengestürzt. Ich geh hinaus und schlichte die heruntergefallenen Scheite wieder auf. Dauert höchstens zehn Minuten.“

Doris nickte nur, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. Wahrscheinlich hatte sie gar nicht richtig registriert, was er von sich gegeben hatte.

Waldemar verzog den Mund und verließ wieder das Wohnzimmer. Das Licht der Lampe neben der Haustür traf die offene Holzlege, vor der ein Haufen Holzscheite lag. Waldemar Rieger bückte sich, nahm zwei der Scheite und legte sie auf den Holzstoß, um sich erneut zu bücken und wieder nach zwei Holzstücken zu greifen ...

Von der nahen Bundesstraße 470 waren die Motorengeräusche vorüberfahrender Autos zu vernehmen. Es regnete nicht mehr und die Abendluft war klar und frisch. Die schönen Tage waren vorbei. 

Waldemar Rieger war fast fertig, als ein gewaltiger Knall die abendliche Stille in dem Wohngebiet sprengte. Die Scheibe des Wohnzimmerfensters splitterte und die Splitter wurden von der Wucht der Explosion wie Geschosse in den Hof geschleudert.

Waldemar Rieger stand wie gelähmt beim Holzstoß, während der Schreck in langen, heißen Wogen durch seine Adern pulsierte. Der Knall war verhallt und es herrschte wieder Stille. Das Licht im Wohnzimmer war ausgegangen. In der leeren Höhlung des Fensters war dennoch schwacher, zuckender Lichtschein wahrzunehmen.

Plötzlich kam Leben in Waldemar Riegers Gestalt. Er rannte ins Haus, ins Wohnzimmer und – hielt an, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Der Raum war voll Qualm, es roch nach verbranntem Pulver und verschmortem Gewebe. Auf dem Fußboden, auf der Couch und auf dem Tisch lagen flackernde und glimmende Holzstücke. Doris lag mehr als sie saß in ihrem Sessel, Blut rann über ihr Gesicht, von ihr ging kein Lebenszeichen aus.

Waldemars Augen waren schreckgeweitet, und aus seiner Kehle drang ein verlöschendes Stöhnen. Sein Blick wanderte zum Ofen. Das Ofenrohr lag am Boden. Die Scheibe des Sichtfensters war aus der Fassung gesprengt worden, Asche, Ruß und Scherben waren im ganzen Wohnzimmer verteilt.

Der Mann lief zu seiner Frau hin, rüttelte sie am Arm, ihm entrang es sich: „Doris, he, Doris, hörst du mich? Mein Gott, Doris ...“ Seine Stimme brach. Sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt.

Doris kippte zur Seite und Waldemar konnte gerade noch verhindern, dass sie über die Armlehne des Sessels zu Boden stürzte.

Er setzte sie so, dass sie nicht mehr umfallen konnte, dann trat er die brennenden Holztrümmer aus, und schließlich begab er sich zum Telefon ...

*

Es war morgens, zwei Minuten nach 8 Uhr. Hauptkommissar Walter Degenhart hatte gerade den Dienst angetreten, als das Telefon auf seinem Schreibtisch läutete. Die Hand Degenharts zuckte zum Hörer, er hob ihn vor sein Gesicht und nannte seinen Namen. Es war der Leiter des Kommissariats 1 bei der Kriminalpolizei Weiden, der sagte: „Guten Morgen, Herr Degenhart. Ihr Kollege aus Düsseldorf ist bei mir. Ich bitte Sie, ebenfalls gleich bei mir zu erscheinen, damit ich Ihnen Herrn Kaiser vorstellen kann.“

„Klar. Ich bin in einer Minute bei Ihnen.“

„Danke.“ Es knackte in der Leitung, auch Degenhart legte auf, strich sich mit den gespreizten Fingern seiner linken Hand durch die schon ziemlich schütteren Haare und verließ sein Büro. Gleich darauf betrat er das Büro seines Vorgesetzten. Der Kriminaloberrat saß mit einem etwa dreißigjährigen Mann an dem runden Besuchertisch. Nun erhob er sich und sagte: „Da sind Sie ja. Darf ich vorstellen-“, er wies mit der rechten Hand auf den jungen Mann am Tisch, „- das ist Polizeikommissar Kaiser aus Düsseldorf, der ab heute mit dem Ziel der Versetzung zur PI Weiden abgeordnet ist.“

Kaiser erhob sich, lächelte und kam um den Tisch herum auf Degenhart zu, hielt ihm die Rechte hin und der Hauptkommissar nahm sie. „Angenehm, freut mich. Ich bin Walter Degenhart.“

Nachdem sich ihre Hände wieder gelöst hatten, sagte der Kriminaloberrat: „Setzen Sie sich, meine Herren.“ Und als sie sich niedergelassen hatten, fuhr er an Florian Kaiser gewandt fort: „Oberkommissar Degenhart wird in der nächsten Zeit Ihr Teampartner sein, Herr Kaiser. Herr Kutzer, der bisher mit ihm zusammenarbeitete, wurde vor vierzehn Tagen befördert und ich habe ihm einen jüngeren Kollegen als Teampartner zugeteilt. Herr Degenhart wird Sie einweisen. Was auch immer – er wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

„Ich denke, wir werden zurechtkommen“, sagte Kaiser in astfreiem Hochdeutsch und lächelte.

Er war dunkelhaarig, hatte braune Augen und ein etwas rundliches Gesicht. Kein unsympathischer Typ, und Degenhart sagte sich, dass die Chemie zwischen ihnen wohl stimmte. „Dös denk ich a“, erwiderte der Hauptkommissar, der sich nicht die geringste Mühe gab, seinen oberpfälzischen Dialekt zu unterdrücken. „Dös wern ma scho hinbekomma.“

Kaiser schaute ziemlich verständnislos aus der Wäsche. Daher wiederholte Degenhart seine Worte in einem etwas verständlicherem Deutsch: „Das denke ich auch, das werden wir schon hinbekommen.“

Die Augen Kaisers blitzten, er grinste und sagte: „Dessen bin ich mir sicher.“

„Sie wissen ja Bescheid, Herr Degenhart“, sagte der Kriminaloberrat.

Degenhart nickte und stemmte sich am Tisch in die Höhe. „Kaum den Dienst in Weiden angetreten, werden Sie auch schon gefordert.“ Der Hauptkommissar grinste nach diesen Worten kantig.

Kaiser fixierte ihn fragend.

„In einem Wohngebiet im Westen der Stadt hat es gestern Abend eine Explosion in einem Wohnhaus gegeben. Etwas muss sich in dem Feuerholz befunden haben, das der Hausbesitzer in seinem Kaminofen verbrannte; ein Knallkörper vielleicht. Die Gattin des Hausbesitzers wurde schwer verletzt.“

„Na, dann wollen wir mal“, stieß der Westfale entschlossen hervor; wie es schien, war er voller Tatendrang.

„Über mangelnde Arbeit werden Sie auch bei uns hier in der Oberpfalz nicht klagen können, Herr Kaiser“, sagte der Kriminaloberrat lächelnd. „Viele denken, dass in unserer doch etwas abgelegenen und nicht so dicht besiedelten Gegend die Welt noch in Ordnung ist. Das ist leider nicht immer der Fall.“

Degenhart steuerte den Dienstwagen, mit dem sie zum Ort der Explosion fuhren. Die Spezialisten von der Spurensicherung waren längst abgezogen, ebenso die Feuerwehr. Degenhart läutete an der Gartentür des Einfamilienhauses und gleich darauf wurde die Haustür geöffnet und Waldemar Rieger zeigte sich. „Ja!“, rief er. Mehr sagte er nicht, sondern musterte die beiden Besucher an der Gartentür forschend.

„Kriminalpolizei Weiden“, erklärte Degenhart und nannte auch seinen Dienstgrad und seinen Namen. „Das ist Polizeikommissar Kaiser. Wir haben ein paar Fragen an Sie, Herr Rieger, die Sache von gestern Abend betreffend.“

Rieger presste einen Moment die Lippen zusammen, den Ausdruck, der für einen Moment um seinen Mund lag, konnte man als verbittert bezeichnen, doch dann sagte er: „Bitte, die Herren, kommen Sie herein. Die Tür ist nicht abgeschlossen.“

Die beiden Polizisten betraten das Grundstück, und wenig später standen sie zusammen mit dem Hausherrn im verwüsteten Wohnzimmer. Der Teppich in der Raummitte, der Fußboden und die Polstermöbel wiesen Brandstellen auf. Angekohlte Holzstücke und Glasscherben waren im ganzen Zimmer verstreut, vor das zerstörte Fenster war eine durchsichtige Folie, wie sie Maler benutzten um Möbel und Fußböden abzudecken, geklebt worden. Brenzliger Geruch schwängerte die Luft.

Die Beamten ließen die Eindrücke, die sich ihnen boten, auf sich wirken und nahmen sie auf, dann wandte sich Degenhart an Waldemar Rieger und fragte: „Wie geht es Ihrer Frau?“

Rieger, der völlig in Gedanken versunken gewesen zu sein schien, zuckte zusammen, schaute wie einer, der aus tiefem Schlaf erwacht, und sagte dann: „Ich habe heute schon in aller Frühe mit der Klinik telefoniert. Ihr Zustand ist stabil. Lebensgefahr besteht jedenfalls nicht.“

Degenhart holte sein Mobiltelefon aus der Jackentasche, stellte eine Verbindung her, hielt das Gerät an sein Ohr, und nachdem sich jemand meldete, sagte er: „Guten Morgen, Kollege. Ich befinde mich in der Wohnung in der Weiding, in der am gestrigen Abend die Explosion stattgefunden hat. Liegen schon erste Erkenntnisse vor?“

Danach hörte der Hauptkommissar etwa eine Minute lang nur konzentriert zu, schließlich bedankte er sich, beendete das Gespräch, steckte das Telefon wieder in die Tasche und sagte zu seinem neuen Kollegen: „Jemand hat eines der Holzscheite angebohrt, das Bohrloch vermutlich mit Schwarzpulver gefüllt und es wieder - wahrscheinlich mit einem passenden Holzpfropfen - so verschlossen, dass die Manipulation nicht zu bemerken war.“ Degenhart richtete den Blick auf Rieger. Der zweiundfünfzigjährige Mann mit den graumelierten Haaren hielt dem Blick des Polizisten stand. Degenhart stieß hervor: „Sieht ganz so aus, als wollte Ihnen und Ihrer Frau jemand ans Leben.“

Rieger zog die Unterlippe zwischen die Zähne und fing an, darauf herumzukauen. Er verriet plötzliche Unruhe und in seinen Augen konnte der Hauptkommissar ein nervöses Flackern feststellen. „Ich denke, man hat Ihnen bereits angedeutet“, fuhr Degenhart fort, „dass man Ihnen gewissermaßen eine – hm, Bombe untergejubelt hat, wenn auch eine ziemlich ungewöhnliche. Können Sie sich vorstellen, dass jemand drauf aus ist, Ihnen und Ihrer Gattin Schaden zuzufügen, dass es jemand gibt, der Sie und Ihre Frau möglicherweise sogar tot sehen will?“

Waldemar Rieger schüttelte den Kopf. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter, als er würgend schluckte. Seine Lippen bewegten sich, doch seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Er schien psychisch am Ende zu sein.

„Leben Sie alleine hier mit Ihrer Gattin?“

„Wir haben einen Sohn, aber der ist zurzeit in Regensburg. Er studiert Betriebswirtschaft und hat in Regensburg ein Zimmer. Markus kommt nur an den Wochenenden nach Hause.“

„Wie alt ist er?“

„Dreiundzwanzig.“

„Ich glaube, wir sollten uns einen anderen Platz suchen, um zu sprechen“, murmelte Degenhart. „Dieses Chaos hier ist nicht allzu einladend.“

„Gehen wir ins Esszimmer.“

Rieger geleitete die Polizisten in den Raum. Er war mit Eichenmöbeln aus dem ‚Nordischen Bettenlager’ eingerichtet. Als sie saßen, ergriff wieder Degenhart das Wort, indem er fragte: „Wie kommen Sie denn mit Ihren Nachbarn zurecht, Herr Rieger?“

Waldemar Rieger verzog das Gesicht, dann antwortete er: „Mit dem Moser Hans ziemlich gut. Mit dem Leitner hatte ich im vorigen Jahr mal eine kleine Auseinandersetzung, weil er seine Hecke nicht geschnitten hat und die Äste schon einen halben Meter zu mir herübergewachsen sind.“

„War es ein Streit, oder handelte es sich tatsächlich nur um eine kleine Auseinandersetzung?“

„Eine Meinungsverschiedenheit – keine große Sache. Der Leitner hat seine Thujen in der Zwischenzeit stutzen lassen, und alles ist wieder in Ordnung.“

„Nun“, knurrte der Hauptkommissar, „die Sache mit der Hecke ist auch sicher kein Grund, um Ihnen und Ihrer Gattin nach dem Leben zu trachten.“

Rieger wiegte den Kopf. „Ich will ja niemand verdächtigen, Herr Hauptkommissar, aber der Leitner ist schon ein seltsamer Heiliger. Ich kenne ihn jetzt schon fast zwanzig Jahre, weiß aber bis heute nicht, wie ich mit ihm dran bin. Vielleicht hat er mir die Sache mit der Hecke doch nicht vergessen.“

Das Gespräch hatte bis jetzt in unverfälschtem Dialekt stattgefunden, und so sehr sich Florian Kaiser auch anstrengte, er hatte nicht einmal die Hälfte dessen, was gesprochenen worden war, verstanden. Er schaute ziemlich ratlos drein. Degenhart, dem es nicht entging, fragte etwas ironisch: „Ich seh es schon, Herr Kollege: Der oberpfälzische Dialekt überfordert Sie ein wenig. Sollte es eine wichtige Ausführung geben, werde ich Sie Ihnen übersetzen.“

Kaisers Brauen hoben sich etwas. Das war die einzige Reaktion.

„Is ebba dös a Preiß?“, fragte Rieger und musterte Kaiser unverhohlen.

„Er ist Westfale und kommt aus Düsseldorf“, erklärte Degenhart und grinste. „Er wird sich eingewöhnen. Das ist sicher nur eine Frage der Zeit. Ich denke mal, Herr Kaiser wird sich Mühe geben.“

Da er bemüht gewesen war, verständlich zu sprechen, und Kaiser ihn verstehen konnte, erntete Degenhart einen wütenden Blick seines Kollegen, den er allerdings ignorierte und sich wieder an Waldemar Rieger wandte: „Gibt es sonst jemand, der irgendeine Wut auf Sie haben könnte?“

Rieger schaute den Hauptkommissar mit großen, runden Augen an. „Na, ich wisst koin.“

„Er sagte: Nein, ich wüsste keinen“, dolmetschte Degenhart an seinen Kollegen gerichtet.

„Aha“, kam es von Kaiser, dann schaute er Waldemar Rieger an und fragte: „Gehen Sie einer Arbeit nach? Gegebenenfalls – wo sind Sie beschäftigt?“

„Ich fahre ein Straßenreinigungsfahrzeug; mein Arbeitgeber ist die Stadt Weiden und mein Arbeitsplatz ist im Bauhof der Stadt. Heute habe ich mich krank gemeldet. Den Grund hierfür brauche ich Ihnen wohl kaum zu nennen.“

Die letzten Worte kamen fast ein wenig trotzig aus seinem Mund. Er strich sich mit fahriger Geste über die Augen. „Ich glaub nicht, dass uns jemand wirklich etwas Böses wollte“, murmelte er schließlich. „Wahrscheinlich wollte uns jemand einen Streich spielen.“

„Das sehe ich nicht so“, versetzte Degenhart. „Ich bin vielmehr der Meinung, dass man Ihnen sehr wohl Böses wollte. Ihnen, oder – Ihrer Gattin. Sie ist ja im Endeffekt die Leidtragende. Wieso sind eigentlich Sie unverletzt geblieben, Herr Rieger?“

Während er dies fragte, hatte der Hauptkommissar den Mann scharf fixiert, in einer Art, als versuchte er von seinen Zügen eine Antwort abzulesen.

Rieger schluckte, räusperte sich, schluckte ein weiteres Mal und antwortete mit belegter Stimme: „Um den Ofen einzuheizen musste ich Holz von draußen hereinholen. Dabei ist ein Teil des Holzstoßes eingestürzt. Nachdem ich angeschürt hatte, bin ich hinausgegangen, um das Holz wieder aufzuschlichten. Es hat einige Zeit in Anspruch genommen – aber ich war fast fertig, als es plötzlich knallte. Nachdem ich meinen ersten Schreck überwunden hatte bin ich sofort ins Haus gerannt – ich sah meine Frau reglos im Sessel und - und ...“ Seine Stimme war zuletzt immer brüchiger geworden, und nun versagte sie. Er schlug beide Hände vor das Gesicht und schluchzte.

„Gibt es im Bauhof jemand, der Ihnen missgünstig oder vielleicht sogar feindselig gestimmt ist?“, ergriff nun wieder Florian Kaiser das Wort.

„Ich könnte Ihnen auf Anhieb niemand nennen“, murmelte Rieger und ließ die Hände wieder sinken. Er schniefte.

„Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Frau?“, fragte Kaiser. „Ist Ihre Ehe intakt?“

Jetzt schoben sich Riegers Brauen zusammen, sein Gesicht nahm einen düsteren Ausdruck an und sein Blick wurde stechend. „Was soll diese Frage?“, blaffte er. „Doris und ich sind seit sechsundzwanzig Jahren verheiratet, wir haben einen Sohn und wir haben gemeinsam dieses Haus gebaut. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Ja, meine Ehe ist intakt.“ Seine Stimme sank etwas herab und nahm einen geradezu drohenden Tonfall an. „Sie versuchen doch nicht, mir zu unterstellen, dass ich selbst dieses Holzscheit mit Pulver gefüllt habe?“

„Nein, das versuche ich nicht“, versetzte der Westfale unbeeindruckt, „es ist nur so, dass wir keine Möglichkeit unbeachtet lassen dürfen.“

Rieger ließ den Kopf sinken. „Natürlich. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen. Aber Sie können es mir glauben: Ich habe nichts damit zu tun. Doris und ich sind immer miteinander klar gekommen, und ich hatte nicht den geringsten Grund, meiner Frau so etwas Schreckliches anzutun. Selbst wenn wir Probleme gehabt hätten – ich würde doch nie ...“

Wieder brach seine Stimme.

Degenhart erhob sich. „Wir werden Ihre Frau befragen, Herr Rieger. Und wir werden auch mit Ihren Nachbarn sprechen. Im Übrigen müssen wir abwarten, was die Spurensicherung ergibt.“

2. Kapitel

Doris Rieger befand sich auf der Intensivstation der Klinik. Sie war an einem Tropf angeschlossen, ihre Hände und ihr Gesicht waren verbunden, denn sie hatte einige Verbrennungen erlitten, außerdem war sie von den herumfliegenden Glassplittern verletzt worden.

Die Frau war ansprechbar. Der Stationsarzt begleitete die beiden Beamten von der Kripo an ihr Bett. „Guten Morgen, Frau Rieger“, grüßte Walter Degenhart. Dann stellte er sich und seinen Kollegen vor und erkundigte sich schließlich, ob sie bereit und in der Lage sei, ihm einige Fragen zu beantworten.

„Ja“, sagte sie mit etwas schwacher, mitgenommener Stimme, „ich fühle mich dazu in der Lage. Allerdings glaube ich nicht, dass ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann. Ich habe keine Ahnung, wer meinen Mann und mich so sehr hasst, dass er uns so etwas antut.“

„Mit Ihrem Mann haben wir schon gesprochen, Frau Rieger“, gab Degenhart zu verstehen. „Auch er konnte uns niemand nennen, der Ihnen beiden derart feindlich gesonnen sein könnte. Fakt ist jedoch, dass jemand das Holzscheit präpariert hat, indem er es mit Pulver füllte und damit billigend in Kauf nahm, dass Sie oder Ihr Mann oder Sie beide schwer verletzt oder gar getötet werden. Wir reden hier nicht von einem üblen Streich oder Schabernack, Frau Rieger, wir sprechen von versuchtem Totschlag, vielleicht sogar von einem Mordversuch.“

„Ja, es ist schlimm.“ Doris Riegers Augen füllten sich mit Tränen. Sie wurde in diesen Augenblicken von ihren Gefühlen überwältigt.

„Es gab mal Zoff wegen einer Thujenhecke mit einem Ihrer Nachbarn“, mischte sich Florian Kaiser ein.

„Stimmt. Das war voriges Jahr. Der Leitner hat seine Hecke einfach nicht geschnitten, und sie hat schon den Maschendrahtzaun zu uns herübergedrückt. Schließlich aber hat er einer Gärtnerei den Auftrag erteilt ...“

„Kann es sein, dass Siegfried Leitner Ihnen und Ihrem Mann den kleinen Streit noch nachträgt?“, hakte Degenhart nach.

„Nein, das glaube ich nicht. Wir grüßen uns und sprechen auch miteinander. Nein, dem Siegfried trau ich es nicht zu, dass er uns umbringen will. Was sollte er denn davon haben? Die Sache mit der Hecke ist längst bereinigt, und der kleine Streit längst vergessen.“

„Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen, Ihrem Mann und Ihrem Sohn?“

„Gut, ich möchte fast sagen sehr gut. Der Markus studiert in Regensburg und wohnt auch die Woche über dort. Am Freitagnachmittag kommt er immer nach Hause, er bringt mir seine schmutzige Wäsche zum Waschen und zum Bügeln, und am Montagfrüh fährt er wieder zur Uni.“

„Hat er ein eigenes Auto?“

„Ja. Mein Mann und ich finanzieren es zum größten Teil. Markus erhält zwar Bafög, müssen Sie wissen, aber wir müssen ihm schon unter die Arme greifen, damit er über die Runden kommt.“

„Wie steht es zwischen Ihrem Mann und Ihnen?“

„Wir kennen uns über drei Jahrzehnte und sind seit sechsundzwanzig Jahren ein Ehepaar. Das ist eine Zeit, die zusammenschweißt. Waldemar und ich haben sozusagen mit nichts angefangen. Alles, was wir haben, haben wir uns erarbeitet. Wir machen alles gemeinsam. Warum fragen Sie?“

„Nun, Ihr Mann hat das Wohnzimmer verlassen, nachdem der Ofen angeschürt war ...“

„Das – das ist ja ...“ Die Kranke wollte den Oberkörper aufrichten, gab jedoch stöhnend auf und keuchte: „Dies meinem Mann zu unterstellen ist ungeheuerlich.“

„Regen Sie sich nicht auf, Frau Rieger“, stieß der Arzt hervor und beugte sich über sie. „Die beiden Herren machen nur ihren Job, und dazu gehört es, auch unangenehme Fragen zu stellen.“

„Es sollte auch gar keine Unterstellung sein“, fügte Degenhart hinzu. „Aber es gehört zu unserer Arbeit, jedwede Möglichkeit ins Kalkül zu ziehen.“

„Nie – niemals würde mir mein Mann etwas antun“, murmelte sie. „Schließen Sie diese Möglichkeit von vornherein aus. Es – es gibt keinen besseren Mann als Waldemar.“

*

Als die beiden Polizisten wieder in ihrem Dienstwagen saßen, sagte Kaiser: „Die gute Frau hält ja ziemlich große Stücke auf Ihren Angetrauten. Ich weiß nicht. Es ist doch sehr seltsam, dass er kurz vor der Explosion das Zimmer verließ. Meinen Sie nicht auch, Kollege?“

Degenhart wiegte den Kopf, dann sagte er: „Wir werden es herausfinden, was hinter dem Anschlag steckt. Etwas anderes, Kollege: Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir uns duzen. Ich bin der Walter.“

Kaiser grinste. „Ich habe nichts dagegen einzuwenden, im Gegenteil. Ich heiße Florian. Auf gute Zusammenarbeit, Walter.“

„Davon bin ich überzeugt. Gut, das wäre geklärt. Ich ruf mal in der Dienststelle an.“ Gleich darauf hatte Degenhart eine Verbindung mit der Inspektion hergestellt, er sagte: „Guten Morgen, Rainer. Ich bin’s schon wieder. Liegen schon irgendwelche näheren Erkenntnisse vor?“

„Willst du mich nerven?“, fragte der Kollege. „Du hast doch erst vor einer guten Stunde angerufen.“

„Ich würde es mich nie wagen, dir auf die Nerven zu gehen“, antwortete der Hauptkommissar mit einem säuerlichen Grinsen um die Lippen. „Aber du wirst verstehen, dass es mir sehr wichtig ist, ständig auf dem Laufenden zu sein. Vor allem, da wir ja eine Reihe von Leuten zu vernehmen haben werden und jede noch so geringe sachdienliche Erkenntnis von hohem Wert für uns sein kann.“

„Ja, ja, schon gut, Walter, war nicht böse gemeint. Aber wenn du wüsstest, was ich alles um die Ohren hab ... Nein, es liegen noch keine weiteren Erkenntnisse vor. Das Holz aus dem Ofen nach irgendwelchen Fingerabdrücken abzusuchen dürfte kaum zu einem Ergebnis führen, da es großer Hitze ausgesetzt gewesen ist. Sollten wir dennoch Fingerabdrücke feststellen, bringt uns das nicht weiter, wenn es die von Rieger sind. Dass er das Holz in der Hand hatte wissen wir ja. Dasselbe gilt für mögliches DNA-Material. Ich glaube nicht, dass sich durch die Spurensicherung viel ergibt, das von Nutzen für eure Ermittlungen sein wird.“

Nachdem der Hauptkommissar sich bedankt und die Verbindung unterbrochen hatte, ließ er die Hand mit dem Telefon sinken und knurrte freudlos: „Nichts, und es sieht ganz so aus, als würde sich daran nichts ändern. Alles war wir wissen, ist, dass ein Holzscheit mit Schwarzpulver gefüllt war und es Waldemar Rieger gewissermaßen selber überlassen wurde, sich und seine Frau in die Luft zu jagen.“

„Sprechen wir mit seinen Nachbarn“, schlug Florian Kaiser vor.

Degenhart startete den Motor ...

Siegfried Leitner war auf der Arbeit, seine Gattin trafen die Kommissare jedoch im gemeinsamen Haus der beiden an. Es handelte sich um eine etwa vierzigjährige, schlanke Frau mit kurzen, blonden Haaren, die einen recht attraktiven aber auch aktiven Eindruck vermittelte. „Es ist wegen der Sache von gestern Abend, bei den Riegers, nicht wahr?“, konstatierte sie. „Schrecklich“, fügte sie sogleich hinzu. „Hier in der Weiding ist die Rede von einem Mordversuch. Dabei sind die Riegers doch so nette Leute. Wer kann ihnen das angetan haben?“

„Das herauszufinden ist unser Job“, versetzte der Hauptkommissar trocken. „Dürfen wir reinkommen? Hier an der Haustür spricht es sich nicht so besonders gut.“

Gerda Leitner nickte und gab die Tür frei. „Bitte, treten Sie näher“, sagte sie freundlich.

Die Beamten gingen an ihr vorbei und standen im Flur, von dem aus sich linkerhand die Treppe zur Mansarde nach oben schwang. „Geradeaus“, rief die Frau. Degenhart schritt voraus, öffnete eine Tür und stand im Wohnzimmer. Kaiser folgte ihm, dann kam auch Gerda Leitner und forderte die Kommissare auf, sich zu setzen. Als auch sie sich niedergelassen hatte, eröffnete Degenhart die Befragung, indem er sagte: „Es gab mal eine Meinungsverschiedenheit zwischen Ihrem Mann und Waldemar Rieger. Können Sie uns dazu etwas Näheres sagen, Frau Leitner?“

Geradezu erschreckt starrte sie den Hauptkommissar an. „Haben Sie etwa meinen Mann in Verdacht, hinter dem Anschlag auf Rieger zu stecken?“

„Wir dürfen bei unserer Arbeit nichts außer acht lassen“, rechtfertigte Degenhart seine Frage. „Und da nicht davon auszugehen ist, dass es die Riegers selbst waren, die das Holzscheit manipuliert haben, und dass auch kein völlig Fremder hierfür infrage kommt, müssen wir den Täter in ihrem Umfeld suchen. Sie kennen doch das alte Sprichwort: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

„Wir sind mit den Riegers immer gut zurechtgekommen“, stieß Gerda Leitner eine Nuance zu scharf hervor. Sie war erzürnt, und sie machte daraus kein Hehl. Ihre blauen Augen funkelten kriegerisch. „Die Sache mit der Hecke im vorigen Jahr war schnell beigelegt. Wobei ich schon sagen muss, dass der Waldemar damals ziemlich überreagiert hat. Aber wir haben unverzüglich eine Gärtnerei damit beauftragt, die Büsche zu schneiden. Und danach herrschte wieder Friede.“

„Aber Sie – respektive Ihr Mann – waren ziemlich verärgert deswegen“, konstatierte Degenhart.

„Natürlich. Als wir die Thujen pflanzten, hatte der Waldemar nichts dagegen einzuwenden. Er erklärte sich sogar bereit, sie zu stutzen, sollten sie über den Zaun wachsen. Jahrelang ist das auch gut gegangen. Plötzlich jedoch hat er verrückt gespielt.“

„Rieger hat uns erzählt, dass die Hecke den Maschendrahtzaun auszubeulen begann.“

„Mag sein“, erwiderte Gerda Leitner achselzuckend. „Aber das hat sich ja erledigt.“

„Können Sie uns etwas zum Verhältnis zwischen den Riegers und den Mosers erzählen?“, fragte Degenhart.

Gerda Leitner verzog den Mund. In dem Moment, als sie zu sprechen beginnen wollte, betrat ein etwa sechszehnjähriges, blondhaariges Mädchen das Wohnzimmer. Es grüßte freundlich und sagte an Gerda Leitner gewandt: „Ich gehe jetzt los, Mama. Im Lauf des Nachmittags bin ich wieder zu Hause. Bis dann also, Tschüss!“

„Ja, geh nur. Bestell Dagmar schöne Grüße.“

„Mach ich.“ Das Mädchen schaute von Degenhart auf Kaiser, nickte, sagte artig ‚auf Wiedersehen’ und verließ das Wohnzimmer.

„Unsere Tochter Sonja“, erklärte Gerda Leitner. „Sie geht auf die Realschule, war aber diese Woche wegen eines grippalen Infekts zu Hause. Jetzt geht es ihr schon wieder recht gut, aber wir waren der Meinung, dass sie erst am Montag wieder am Unterricht teilnehmen soll. Sie hat sich mit meiner jüngeren Schwester um Shoppen in der Stadt verabredet.“

„Ja, damit kann man diese jungen Leute haben“, murmelte Degenhart. „Nach dem Handy wahrscheinlich das zweitwichtigste in ihrem Leben.“

„Da haben Sie recht, Herr Hauptkommissar. Das Smartphon ist wie eine Droge.“

„Aber wohl kaum noch zu ändern. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, ich habe Sie nach Ihren Erkenntnissen bezüglich des Verhältnisses zwischen den Riegers und den Mosers befragt. Können Sie uns dazu etwas sagen?“

Gerda Leitner schob die Unterlippe leicht nach vorn, ihre Augen blickten nachdenklich, sie begann zögernd zu sprechen. „Vor einiger Zeit wurde mal gemunkelt, dass die Gertrud dem Waldemar schöne Augen gemacht haben soll. Aber – Gott bewahre – ich will der Gertrud nichts unterstellen. Ich selbst hab nämlich dahingehend nichts mitgekriegt. Aber das Gerücht hat sich ziemlich hartnäckig gehalten.“

„Sie selbst haben also nichts davon mitbekommen“, wiederholte Florian Kaiser, der sich alle Mühe gegeben hatte, dem bisherigen Verlauf des Gesprächs folgen zu können.

Jetzt aber wurde Gerda Leitner unsicher. Ihr Blick irrte ab, sie verschränkte die Hände ineinander und begann sie zu kneten, und sie schien eine Antwort im Kopf zu formulieren. Schließlich antwortete sie: „Na ja, ich habe die beiden schon öfter mal zusammen am Zaun stehen und miteinander schäkern sehen.“ Ihre Stimme hatte an Sicherheit gewonnen. „Aber das will ja nichts heißen. Ich allerdings ...“

„Was?“, hakte Degenhart nach. „Warum sprechen Sie nicht weiter?“

„Wenn’S meinen, Herr Kommissar. Ich wollt sagen, dass ich mich nicht mehr mit dem Waldemar am Zaun sehen hätte lassen. Dass die Leut’ schon über sie redeten, musste doch den beiden auch zu Ohren gekommen sein. Statt sich zusammenzureißen, haben sie noch mehr Gerede provoziert.“

„Vielleicht hatten sie wirklich nichts zu verbergen“, knurrte der Hauptkommissar.

„Dös kann natürlich a sa“, murmelte Gerde Leitner. Wenn sie sich bisher bemüht hatte, wenigstens einigermaßen verständlich zu sprechen, so kamen die letzten Worte in unverfälschtem Oberpfälzer-Dialekt über ihre Lippen.

Ein Blick Degenharts in Kaisers Gesicht sagte ihm, dass der Kollege aus Düsseldorf nur Bahnhof verstanden hatte. „Sie meint“, erklärte der Hauptkommissar, „dass das nicht auszuschließen sei.“

„Aha; vielen Dank.“

„Hat Ihr Kolleg a Problem mit unserer Sprach?“, fragte Gerda Leitner.

„Er kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist erst seit heute bei der Kripo in Weiden.“

Gerda Leitner schenkte Kaiser einen etwas geringschätzigen Blick. „A Zug’reister also. Na ja, er wird se scho a’pass’n. Anders kriegt er ja bei uns koin Fouß af’n Bod’n.“

„Er schafft das ganz sicher“, erklärte Degenhart und grinste süffisant. „Ich muss aber betonen, dass er kein Preuße ist. Er ist Westfale.“

„Er redt aber wie a Preiß!“

Kaiser, der dem Disput etwas verständnislos gefolgt war, der aber das Wort ‚Preiß’ richtig zu deuten wusste, mischte sich ein, indem er sagte: „Preuße, Westfale oder Bayer – es spielt keine Rolle. Ich spreche hochdeutsch. Eine preußische Sprache in diesem Sinn gibt es ebenso wenig wie eine oberpfälzische Sprache. Wir alle sprechen deutsch – wenn auch der eine oder andere Dialekt kaum verständlich ist.“

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2016
ISBN (ePUB)
9783738905403
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Dezember)
Schlagworte
frömmste frieden oberpfalz-krimi

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Titel: Es kann der Frömmste nicht in Frieden morden: Oberpfalz-Krimi