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Fünf scharfe Western #3

von Alfred Bekker (Autor:in) Thomas West (Autor:in)
©2015 560 Seiten

Zusammenfassung

Alfred Bekker & Thomas West: Fünf scharfe Western #3
Harte Männer, wilde Cowboys und scharfe Ladies – Romane aus einer wilden Zeit und einem ungezähmten Land; tabulos, prickelnd und authentisch in Szene gesetzt von Top-Autoren des Genres.



Dieses Buch enthält die Western-Romane:



Alfred Bekker: Lady in Blei

Thomas West: Pony Express Rider

Thomas West: Warrington – Ein Mann aus Granit

Thomas West: Weidekrieg

Thomas West: Tötet Shannon!



Umfang: 562 Seiten

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Alfred Bekker & Thomas West:

Fünf scharfe Western #3

Harte Männer, wilde Cowboys und scharfe Ladies – Romane aus einer wilden Zeit und einem ungezähmten Land; tabulos, prickelnd und authentisch in Szene gesetzt von Top-Autoren des Genres.

Dieses Buch enthält die Western-Romane:

Alfred Bekker: Lady in Blei

Thomas West: Pony Express Rider

Thomas West: Warrington – Ein Mann aus Granit

Thomas West: Weidekrieg

Thomas West: Tötet Shannon!

Umfang: 562 Seiten

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author, Titelbild Firuz Askin

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

LADY  IN  BLEI

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 116 Taschenbuchseiten.

Jolene ist Rex Herron hörig. Sie ist sogar gewillt, den Marshal zu opfern, um Rex zu Willen zu sein. Doch dann erfährt sie etwas, das sie nur noch an Rache denken lässt...

1

Jolenes nackter Körper glänzte in der Sonne, als sie ans Flussufer stieg. Das Girl von der Moonlight Ranch streckte sich. Ihre vollen Brüste wölbten sich vor. Das Wasser perlte von ihnen ab.

Es war ein verdammt heißer Tag und die kleine Abkühlung hatte der jungen Frau gutgetan.

Das Geräusch eines galoppierenden Pferdes ließ sie aufhorchen. Der Mann, der über die Ebene auf das Ufer des Rio Bonito zugeritten kam wurde rasch größer.

Die nackte junge Frau stemmte die Arme in die geschwungenen Hüften und sah dem Ankömmling entgegen.

Ihren eigenen Gaul hatte sie ein paar Meter weiter an einem Strauch festgemacht. Am Sattelknauf hing ihr Kleid.

Sie ging zum Pferd und holte aus dem Scubbard die Winchester hervor.

Der Reiter war inzwischen herangeprescht, zügelte sein Pferd. Eine hässliche Narbe zog sich quer über sein Gesicht. In seinen Augen blitzte es. Mit einem gierigen Blick bedachte er die Nackte.

Jolene hob den Lauf des Gewehrs etwas an.

Sie konnte nicht gut mit Waffen umgehen, hatte so gut wie keine Übung darin.

Der Narbige lachte, als er sah, wie ungeschickt sie damit herumhantierte.

Er sprang aus dem Sattel, nahm dabei mit einer beiläufigen Bewegung die lange Bullenpeitsche vom Knauf.

"Mach dich nicht unglücklich, Girl!"

"Keinen Schritt weiter!", zischte Jolene. Sie lud das Gewehr durch. Der Narbige stierte dabei mehr auf ihre bei dieser ruckartigen Bewegung hin und her schaukelnden Brüste. Ein Anblick, von dem er sich einfach nicht lösen konnte.

"Pass auf, dass du dich nicht selber verletzt!", knurrte der Narbige dann.

Ein Schuss löste sich, brannte sich eine Handbreit vor die Stiefel des Narbigen.

Dieser sprang unwillkürlich einen Schritt zurück. Sein Gaul machte einen Satz zur Seite, stob wiehernd davon. Der Narbige war nicht schnell genug, um es am Zügel zu fassen und festzuhalten. So fluchte er düster vor sich hin. Sein Gesicht veränderte sich. Bislang hatte er diese Angelegenheit offenbar als Spiel angesehen. Doch das war nun vorbei. Er nahm die Peitsche mit der Linken, umfasste sie derart fest, dass seine Knöchel dabei weiß hervortraten.

"Bist du verrückt geworden, du Luder!", schimpfte der Narbige.

Jolene war selbst über den Schuss erschrocken. Offenbar hatte sie ihn nicht absichtlich abgegeben.

Als der Narbige einen Schritt auf sie zugehen wollte, hob sie dennoch erneut den Lauf an.

Der Narbige erstarrte.

"Du kommst spät, Rex Herron", murmelte sie.

Der narbige Herron, Besitzer des HAPPY SINNER Saloon in Lincoln, verzog das Gesicht und entblößte dabei zwei Reihen raubtierhaft blitzender Zähne.

"Ich komme spät, aber gewaltig! Das wirst du gleich noch merken, Jolene!"

"Scher dich zum Teufel, Rex Herron. Ich bin es satt, mir von dir etwas vormachen zu lassen!" Tränen glitzerten in ihren Augen. "Ich bin es wirklich satt!"

"Komm schon, Baby. Hast du mal wieder eine deiner Anwandlungen, oder was ist los'?"

"Du denkst, dass du mit mir alles machen kannst, was? Erzählst mir, dass du Jim McEvan die Moonlight Ranch wieder wegnehmen und mich zum ersten Girl dort machen wirst..."

"Hör zu, Jolene...", versuchte Herron einen Einwand anzubringen, aber Jolene ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie unterbrach ihn grob. Ihre Stimme überschlug sich dabei fast.

"Nein, jetzt hörst ersteinmal du mir zu!", bestimmte sie. "Nichts ist aus deinen Versprechungen geworden... Dieser Jim McEvan ist immer noch Marshal und Bordellbesitzer in einer Person. Und sowohl auf der Moonlight Ranch als auch als Town Marshal von Lincoln sitzt er fester im Sattel als je zuvor."

Herron atmete tief durch.

Eine dunkle Röte überzog sein Gesicht.

Ja, die Sache mit Jim McEvan, diesem hergelaufenen Tramp, wie der Saloonbesitzer ihn sah, steckte wie ein schmerzhafter Stachel im Fleisch seiner Seele. So sicher hatte Herron sich schon geglaubt, was den Besitz der Moonlight Ranch anging, das neben seinem HAPPY SINNER Saloon größten Bordell in der Gegend. Nach dem Tod von Carrie Manwell, der Besitzerin, schien es eine Kleinigkeit zu sein, diesen Besitz an sich zu bringen. Aber dann war dieser Fremde aufgetaucht.

Carrie Manwells Erbe.

Und nicht genug, dass er seinen Anspruch auf die Moonlight Ranch durchgesetzt hatte, nein, die Leute von Lincoln machten ihn auch noch zu ihrem Town Marshal.

Seitdem versuchte Herron vergeblich diesen Konkurrenten und Widersacher wieder aus dem Lincoln County zu vertreiben.

Bislang ohne Erfolg.

Weder Geld noch ein Hagel aus Bleibohnen hatten McEvan bislang vertreiben können. Ein zäher Bursche, dass musste man ihm lassen. Alle Killer und Gunslinger, die Herron bislang auf den Town Marshal angesetzt hatte, hatten entweder unverrichteter Dinge abziehen müssen oder lagen nun auf dem Boothill mit einem schmucklosen Holzkreuz am Kopfende.

Und wenn auch der eine oder andere in Lincoln nicht so gern sah, dass ihr Marshal im Nebenjob auch noch Besitzer einer Bordellranch war, so akzeptierten die meisten das doch. Schließlich hatten sie das Gefühl, den richtigen Mann für den Marshalposten gewonnen zu haben. Einen, der tatsächlich Format genug hatte, um die Gesetzlosigkeit einigermaßen in die Schranken zu verweisen.

Aber Rex Herron hatte seine Pläne, McEvan zu vernichten keineswegs aufgegeben.

Allerdings war der Saloonbesitzer auch ein Realist.

Nur die Dummen rannten mit dem Kopf durch die Wand und holten sich blutige Nasen dabei. Ein Mann wie Rex Herron war da bedeutend vorsichtiger.

"Wir müssen Geduld haben, Jolene!", meinte er.

Die Nackte lachte schrill.

Ihre Brüste bebten dabei.

Jolene war ein Kapitel für sich.

Sie war ihm hörig. Jedenfalls hatte Herron das bis heute immer geglaubt. Heimlich trafen sie sich zum schnellen Sex.

Für eine scharfe Nummer war Herron immer zu haben. Und bei dieser Gelegenheit versorgte Jolene Herron stets mit den neuesten Nachrichten von der Moonlight Ranch. Direkt aus der Höhle des Löwen namens Jim McEvan.

Aber in letzter Zeit hatte sich bei der jungen Moonlight Ranch Lady Ärger über Herron angestaut.

Nicht nur, dass er seine Versprechen in ihren Augen nicht hielt, er liebte es auch, seine perversen Spielchen mit ihr zu treiben.

Wochenlang hatte sie einen Peitschenstriemen am Hals mit einem Halsband verdecken müssen, um nicht dauernd mit Fragen gelöchert zu werden. Ihr Körper war schließlich ihr Kapital.

"Geduld, Geduld!"!, äffte sie Herron nach. Sie kannte seine Sprüche inzwischen in- und auswendig und hatte sie langsam satt. "Das predigst du mir jetzt schon ziemlich lange. Für meinen Geschmack entschieden ZU lange!"

"Darling!"

"Komm mir nicht auf die weiche Tour! Die nimmt dir sowieso keiner ab!"

Herron grinste.

"Ich weiß, du magst es lieber, wenn man dich hart rannimmt!"

"Rex, entweder du unternimmst etwas gegen McEvan oder..."

"Oder was?"

"Oder du kannst es dir in Zukunft selbst besorgen, du Hurensohn!"

Herron lachte schallend.

"Weiter so, Baby! Ich mag Frauen mit Temperament! Das solltest du inzwischen doch wissen!"

Jolene lud noch einmal die Winchester durch.

"Du nimmst mich nicht ernst, Rex!"

"Mach jetzt keinen Quatsch!"

"Ich habe für dich gemordet, Rex Herron und die behandelst mich wie einen Fußabtreter! Selbst zu unseren Verabredungen kommst du nicht mehr pünktlich und lässt mich einfach warten wie..." Sie sprach nicht weiter, stockte und schluckte dann. Tränen der Wut glitzerten in ihren Augen.

Herrons Augen wurden schmal. Er drehte sich kurz um, fast so, als befürchtete er, dass jemand Jolenes Worte gehört hatte.

Verächtlich verzog das Girl den Mund.

"Keine Sorge, hier haben wir keine Zeugen..."

"Du hast doch bislang noch mit niemandem darüber gesprochen, dass du es warst, die die arme Carrie Manwell damals vergiftete..."

"Ich bin ja nicht verrückt und liefere mich selbst dem Henker aus!"

Herron spuckte aus.

"Ja, diesem ach so rechtschaffenen Jim McEvan würde ich es glatt zutrauen, dass er so dumm ist, selbst eins seiner besten Girls wegen Mordes zu verhaften, wenn er das herauskriegt! Einen feinen Arbeitgeber hast du!"

"In deinem Auftrag habe ich es getan! Und sollte es jemals dazu kommen, dass ich wegen dieser Sache vor einem Richter stehe, dann werde ich das auch laut und deutlich sagen!"

"Fragt sich nur, ob einer Hure wie dir auch jemand glaubt!", erwiderte Herron kalt. "Bei den Geschworenen gelten Frauen wie du nicht unbedingt als besonders glaubwürdig!"

Jolenes Finger verstärkte den Griff auf den Stecher der Winchester.

Der weiße Knöchel zeigte es unmissverständlich an.

Nochmal wollte sich Herron nicht des Risikos aussetzen, eine Bleiladung um die Ohren geblasen zu bekommen.

Mit einer schnellen Bewegung ließ er die Peitsche in Jolenes Richtung zucken. Schlangengleich legte sie sich um ihren rechten Fuß.

Herron zog sehr heftig daran, nahm dazu den Peitschengriff mit beiden Händen.

Jolene schrie.

Sie verlor das Gleichgewicht.

Der Lauf der Winchester wurde in die Höhe gerissen.

Eine Schuss löste sich, ging aber irgendwo in den strahlend blauen Himmel.

Herron zog das strampelnde nackte Girl zu sich heran.

Jolene keuchte, verlor die Wincester, versuchte die Schlinge um ihren Fuß zu lösen.

Erfolglos.

Nur einen Augenblick später lag sie zu Herrons Füßen, blickte zu ihm auf.

"Du bist ein bisschen verwirrt, Schätzchen", meinte Herron. "Wahrscheinlich musst du mal wieder richtig durchgebumst werden!"

"Schwein!"

"Du hast recht - ich habe dich in letzter Zeit etwas vernachlässigt." Herron lachte auf. "Sorry, soll nicht wieder vorkommen!"

"Scher dich zum Teufel, Rex Herron!"

Herron zog blitzschnell den Revolver, brannte ein paar Kugeln links und rechts von Jolene in den Sand. Haarscharf zischten die Projektile an dem nackten Girl vorbei. Kleine Sandfontänen wurden aufgescheucht.

Jolene zuckte immer wieder zusammen.

Schließlich begann sie zu wimmern, schluchzte auf.

Es war nicht das erste Mal, dass Herron so mit ihr umsprang - immer in dem Bewusstsein, dass sie ihm sowieso rettungslos verfallen war.

Und doch gab es diesmal einen Unterschied.

Jolene konnte nicht genau erklären, worin er bestand. Aber sie spürte ihn. Eine unmenschliche Kälte ging von Herron aus. Vielleicht war es das. Diesmal ist es keine Spielerei!, dachte das Moonlight Ranch Girl. Er meint es wirklich ernst und würde mich ohne mit der Wimper zu zucken umbringen, wenn ihm danach ist! Sie beruhigte sich langsam.

Ihr Atem ging gleichmäßiger.

Die üppigen Brüste mit den steil aufgerichteten Spitzen hoben und senkten sich dabei in immer regelmäßiger werdenden Intervallen.

Er blickte verächtlich auf sie herab, nachdem er den Inhalt der Revolvertrommel verballert hatte. Gelassen steckte er neue Patronen in die Trommel und ließ die Waffe dann zurück ins Holster gleiten. "Du hast gesagt, ich soll zum Teufel gehen...", murmelte er. Seine Stimme war in diesem Moment kaum mehr als ein leises, gefährliches Wispern. "Ich brauche nicht erst zum Teufel zu gehen - ich BIN der Teufel, Schätzchen!"

"Rex..."

"Und jetzt besorg's mir!"

"Rex, ich..."

"Mit dem Mund!"

Jolene tastete etwas zögerlich an seinem Hosenbein empor. Sie setzte sich auf die Knie, begann dann seine Hose aufzuknöpfen. Sie spürte, wie Rex Herrons hartes Glied den Stoff stramm spannte, strich mit dem Daumen darüber und fühlte es pulsieren.

"Was ist los, hast du alles verlernt?", höhnte Herron.

"Dein Revolvergurt.."

Die Gürtelschnalle versperrte ihr den Weg.

Herron löste ihn.

Den Peitschengriff ließ er dabei los. Die Peitsche fiel zu Boden.

Dann öffnete er die Schnalle. Bevor er den Gürtel zu Boden fallen ließ, zog er allerdings den Colt heraus.

Jolene fuhr darin fort, seine Hose zu öffnen.

Sein angeschwollenes Glied drängte ihm entgegen.

Sie begann es zu liebkosen, knetete es zwischen ihren Handflächen sanft hin und her. Ihre Bewegungen wurden heftiger dabei.

"Ich... wusste... es!", meinte er keuchend.

Zwischen jedem einzelnen Wort musste er ersteinmal atmen, so sehr brachte ihn Jolenes gekonnte Handarbeit ins Schwitzen.

"Was wusstest du?", fragte sie.

Ihre Stimme klang tonlos.

Anders als sonst in diesen Momenten. Aber davon registrierte Rex Herron nicht das Geringste. In seinem Hirn war kaum noch genügend Blut, um auch nur einen einzigen vernünftigen, klaren Gedanken zu fassen. Sein Blut wurde im Moment an einer anderen Stelle viel dringender gebraucht. Jolene spürte es in ihren Händen, wie es pulsierte. Sie richtete sich etwas weiter auf, rieb Rex Herrons bestes Stück dann an der Spitze ihrer linken Brust.

Immer heftiger machte sie das.

Entsprechend schneller ging auch Herrons Atem.

"Ich... wusste..., dass... du gar nicht anders kannst, Baby! Du bist mir eben hörig!"

Ja, dachte Jolene, vielleicht hast du damit sogar recht, Rex Herron. Sie verfluchte sich innerlich dafür, immer wieder auf diesen Schweinehund hereinzufallen, der sie wie ein Stück Dreck behandelte.

Herron stöhnte auf.

Jolene begann jetzt damit, sein Glied mit ihren Brüsten zu umschließen und dazwischen hin und her zu reiben.

Herron setzte ihr den Revolver an den Kopf.

"Du sollst dich nicht selbst vergnügen, sondern mich!", murmelte er kalt.

"Ja", flüsterte sie demütig.

Sie umfasste seine Männlichkeit mit der Linken und strich mit der Zunge an der Spitze vorbei. Erst sehr zart, dann heftiger kitzelte sie Herron an einem ganz bestimmten Punkt. Einem Punkt, den sie mit ihrer reichhaltigen Erfahrung mit großer Zielsicherheit fand. Und sie brachte Herron damit fast zum Wahnsinn.

Der Revolverlauf senkte sich.

Jolenes Zungenschlag wurde heftiger.

Sie nahm Herrons angeschwollenes und kurz vor dem Bersten stehende Lustzentrum jetzt in ihrem Mund auf, umschloss es mit ihren vollen, geübten Lippen. Ihre großen Brüste stießen dabei gegen Herrons Knie.

"Ja...", flüsterte Herron.

Wer ist hier jetzt wohl wem hörig!, ging es Jolene durch den Kopf. Rex Herron schließt wohl gerne von sich auf andere!

Jolene bremste das Tempo etwas ab.

Sie wusste genau, dass der Saloonbesitzer kurz davor stand abzuspritzen.

Und Jolene war erfahren genug darin, um das noch etwas hinauszuzögern.

Ich werde ihn verrückt nach mir machen, ihm zeigen, wie ein Höhepunkt sein sollte!, ging es ihr durch den Kopf. Am Ende würde er es sein, der darum bettelte, dass sie dasselbe nochmal machte.

Sie saugte und leckte weiter an seinem Teil herum. Er stieß halb grollende, halb wimmernde Laute aus.

Dann endlich kam der Augenblick, in dem er sich entlud.

Rex Herron stöhnte auf.

Er streckte seine Hüften vor und erzitterte dabei.

Einige Sekunden dauerte es, bis er wieder klar denken konnte.

Er hob den Revolverlauf, spannte den Hahn der Waffe.

Von oben herab grinste er Jolene an.

"Schluck es runter!", forderte er. "Und dann erzähl mir, was es Neues auf der Moonlight Ranch gibt!"

2

Town Marshal Jim McEvan hatte die Füße auf den Tisch des Marshal Office von Lincoln gelegt. In der Rechten hielt er eine Blechtasse, aus der Kaffee dampfte. Doug Blaine, sein kauziger alter Assistant Marshal, der kaum mit einem Revolver umgehen konnte und daher nur mit einer Schrotflinte auf Verbrecherfang ging, hatte das Gebräu gekocht.

"Na was sagst du, Jim?", fragte Doug Blaine, der gerade ebenfalls an einem heißen Blechnapf genippt hatte.

Jim McEvan zog die Augenbrauen zusammen.

Er verstand nicht auf Anhieb, worauf sein Stellvertreter hinaus wollte.

"Schmeckt gut!", meinte er. "Wie immer."

"Wie immer?", echote Doug. "Ich habe extra eine neue Sorte ausprobiert! Gab's im Dolan Store!"

Doug nahm noch einen weiteren Schluck, schlürfte die braune Brühe lautstark in sich hinein und begann sie dann zu gurgeln, bevor er sie hinunterschluckte.

Jim verzog das Gesicht.

"Was soll das denn?"

"Damals in der wilden Zeit, als ich in Abilene mit Wild Bill Hickock ritt..."

"Du bist mit Wild Bill Hickock geritten?", hakte Jim erstaunt dazwischen. Er war von seinem Stellvertreter einiges an spektakulären Geschichten gewöhnt. Fantasie und Wirklichkeit schienen sich bei Doug manchmal so stark zu vermischen, dass er es selbst nicht mehr richtig auseinander halten konnte.

"Naja", meinte er. "Jedenfalls war ich in Abilene. Und wir saßen da so am Pokertisch. Wild Bill, noch ein paar andere Kerle und ein feiner Pinkel aus Louisiana, der 'ne Menge von Weinen verstand. Und der hat auf diese Weise den Geschmack der verschiedenen Sorten getestet. War gar nicht so einfach, ihn zufrieden zu stellen. Mit so etwas primitivem wie Whisky gab er sich gar nicht erst ab!"

Jim lachte auf.

"Und jetzt versucht du dasselbe mit Kaffee!"

"Das ist wegen der Geschmacksnerven!"

"Hört sich eher an wie das Röcheln eines Schwindsüchtigen!"

"Du verstehst eben nichts davon Jim!" Zur Bekräftigung nickte Doug so heftig, dass ihm der etwas zu groß geratene Stetson auf die Nase sackte. Er schob ihn zurück in den Nacken und fuhr fort: "Lass dir das mal von einem weitgereisten Mann von Welt gesagt sein, mein Lieber!"

Jim grinste.

Ihm lag eine Erwiderung auf der Zunge, doch in diesem Augenblick klofte es an der Tür.

"Ich bin's! Jenny Waterson!"

Jim trank den Kaffee leer und nahm sofort die Füße vom Tisch. "Herein!", meinte er. Jenny Waterson, das heißeste Girl der Moonlight Ranch trat ein. Allerdings trug sie ein hochgeschlossenes Kleid, das bis hinunter zu den Knöcheln reichte. Das Haar war kunstvoll aufgesteckt. Sie klappte einen kleinen Sonnenschirm zusammen. Wie eine vollendete Lady sah sie aus und niemand, der sie nicht kannte, hätte ihr in diesem Augenblick zugetraut, dass die gutgebaute Blondine die schärfste Lady der Moonlight Ranch war.

"Hallo Jim!", hauchte das ehemalige Cowgirl. Sie verschlang ihn geradezu mit ihren Blicken. Ihr Job machte ihr Spaß - aber es ihr so richtig besorgen, dass konnte nur Jim McEvan. So, dass ihr Hören und Sehen verging. Und auch Jim hatte von dem attraktiven Girl einfach nicht lassen können, seit er nach Lincoln gekommen war und die Moonlight Ranch übernommen hatte. Allein schon bei dem Gedanken an Jenny wurde es eng in seiner Hose. Und auch, als er sie jetzt betrachtete, war es nicht anders. Ihr Kleid ließ ihre perfekte Figur immer noch erahnen. Die festen Brüste, die geschwungenen Hüften und Schenkel.

Jennys Blick saugte sich an Jim für einen Moment regelrecht fest.

Der Town Marshal wusste genau, weshalb sie jetzt hier ins Office gekommen war.

Es war pures Verlangen.

Das leuchtete auch ziemlich unverhohlen aus ihren Augen heraus.

"Vor Paco's Bodega ist 'ne kleinere Schlägerei. Ein paar Cowboys von der LD-Ranch versuchen da ihr Mütchen zu kühlen. Keine Ahnung, worum's geht, aber Schlägereien sind doch ungesetzlich, oder?"

"Sicher", murmelte Jim.

"Ich nehme an, dass Doug allein damit fertig wird, oder?"

Jim ging zum Gewehrschrank, nahm Dougs Schrotflinte heraus, überprüfte die Ladung und warf sie Doug zu. Mit einiger Mühe fing er sie auf.

"Hey, Jim, du meinst doch nicht wirklich, dass ich allein..."

"Klar doch! Das schaffst du schon!"

Doug kratzte sich am Hinterkopf.

"Naja, wenn du meinst!"

"Mach's wie damals in Wichita oder Abilene!"

Doug wollte noch etwas sagen, aber Jenny schob ihn sanft in Richtung Tür. "Bis gleich, Doug!", hauchte sie. Doug war völlig verwirrt. Als er zur Tür hinaus war, schob Jenny den Riegel vor.

"Gut siehst du aus!", meinte Jim. "Wie eine richtige Lady."

"Ziemlich ungewohnt, mich mal vollständig angezogen zu sehen, was?"

"So könntest du glatt zum Bibelkreis der ehrwürdigen Miss Griffis gehen, Jenny!"

"Weißt du, dass ich nichts hier drunter trage?"

Jim ging zu ihr, drückte sie gegen die Tür. Sie nestelte an seinem Revolvergurt herum, ließ ihn zu Boden gleiten.

Dann waren die Knöpfe seiner Hose an der Reihe. "Da will etwas heraus!", meinte sie lächelnd.

"In diesem Fall bin ich ausnahmsweise mal für eine Gefangenenbefreiung!"

"Unschuldig ist der Kleine - äh Große! - aber ganz bestimmt nicht..."

Sie holte sein Stück hervor, das sich zur vollen Größe aufrichtete.

"Doug wird gleich kommen...", meinte Jim.

"Glaube ich nicht!"

"Wieso?"

"Du wirst kommen!"

Sie massierte mit der einen Hand seine Männlichkeit, versuchte mit der anderen einige Hemdknöpfe zu öffnen.

Sie küssten sich voller Verlangen, saugten sich aneinander fest. Jim umfasste ihre Brüste. Ihre Brustwarzen waren so hart, dass sie durch die Kleidung hindurch deutlich zu spüren waren.

"Nimm mich hier und jetzt", hauchte sie ihm ins Ohr. "Ich bin schon feucht und will nicht länger warten."

Jim bückte sich, raffte ihr Kleid hoch. Sie schlang die Arme um seinen muskulösen Hals. Jim griff ihr zwischen die Beine.

"Ich bin für alles offen", flüsterte sie. Jim packte sie bei den Pobacken, hob sie hoch, während sie sich mit Armen und Beinen an ihm festklammerte.

Dann trug er sie zum Tisch, setzte sie darauf.

Jenny stützte sich mit den Händen ab.

"Na los, jetzt komm rein - oder willst du mich ärgern?"

"Nur wild machen!"

Jenny zog ihn mit ihren Beinen, die sie um Jims Hüfte geschlungen hatte, näher, und dass so kräftig, dass der Town Marshal nicht anders konnte, als in ihre feuchte Wärme hineinzugleiten.

"Du vergisst, dass ich Cowgirl war..."

"...und deine Reitermuskeln hervorragend trainiert sind?"

"So ist es!"

Ihr Atem ging schneller.

Jims Stöße ebenfalls.

Jennys um seine Hüften geschlungene Beine sorgten dafür, dass er nicht zu weit hinausglitt.

Jim hatte jetzt die Hände frei und begann das komplizierte Mieder ihres Kleides zu öffnen. Eine Kordel war durch eine Vielzahl von Ösen geführt worden.

Jennys beachtliche Brüste drängten geradezu heraus, so als wollten sie sich Jim McEvan entgegenrecken.

Aber noch konnte der Sternträger nicht so weit vordringen, dass er diese faszinierenden, melonenförmigen Halbkugeln in die Hände nehmen und mit ihren steil aufgerichteten Nippeln spielen konnte, die sich jetzt schon durch den Stoff hindurchdrückten.

"Ja, weiter so!", keuchte Jenny, zog ihn immer wieder zu sich heran. Ihre Muskulatur hatte sie tatsächlich sehr gut unter Kontrolle. So gut, dass Jim McEvan zwischendurch Schwierigkeiten bekam, sich auf das Öffnen des Mieders zu konzentrieren.

Jennys Augen funkelten ihn glücklich an.

"Aus der Übung, was?", lachte sie keuchend. Schweißperlen begannen sich auf ihrer Stirn zu bilden. Sie war in voller Fahrt.

"Der Kerl, der dieses Geduldsspiel erfunden hat, würde sofort verhaftet, wenn er nach Lincoln käme", murmelte Jim, der schließlich die Geduld verlor.

Mit einer heftigen Bewegung riss er die Kordel mitsamt den Ösen einfach ab.

"Jim..."

"Ich kauf dir ein Neues!"

Wenig später hatte er sich dann vorgearbeitet. Ihre wunderschönen Brüste streckten sich ihm entgegen. Er nahm je eine davon in jede Hand, knetete sie und liebkoste mit Daumen und Zeigefinger die Brustwarzen.

"Jim, zieh daran...", keuchte sie.

"Mach ich."

"Stärker!"

Der Tisch begann zu ächzen. Jim McEvan hatte noch in guter Erinnerung, was beim letzten Mal geschehen war, als er es mit Jenny auf dem Tisch im Marshal Office getrieben hatte. Am Ende hatte das Möbelstück platt auf dem Boden gelegen und Doug Blaine hatte es wieder zusammenflicken müssen.

"Oh, Jim, hör nicht auf, hör nicht auf... auch wenn Doug wieder den Tisch zusammenhämmern muss, das ist mir egal!"

"Ich habe ihn extra mit Stahlwinkeln verstärkt!"

"Mein Gott...dass...du...überhaupt..."

"Ja?"

"...noch ganze...Sätze..."

Sie brach ab. Die Woge der Leidenschaft riss sie beide fort. Jims Stöße wurden immer heftiger. Jenny biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszuschreien. Es wurde schon genug getratscht in Lincoln. Und sie wollte die Position des Marshals nicht noch unmöglicher machen, als sie in den Augen gewisser Leute schon war.

Aber es fiel ihr sichtlich schwer, sich nicht völlig gehen lassen zu können.

Endlich kam für beide der Augenblick der Erlösung.

Jenny spürte den heißen Lebenssaft ihres Lovers in sich.

Sie presste Jims Unterleib mit ihren Beinen fest an sich.

Eine Entladung purer Lust.

Jim beugte sich vornüber, versank mit dem Kopf zwischen ihren aus den Kleidern herausragenden Brüsten.

Beide atmeten sie heftig, keuchten regelrecht.

Keiner von ihnen war jetzt dazu in der Lage, auch nur ein einziges Wort herauszubringen, so heftig hatte dieser Sturm der Begierde getobt.

Sie rangen nach Luft.

Einige Augenblicke lang hielten sie sich gegenseitig einfach fest, warteten dann darauf, dass das Blut in jene Regionen des Körpers zurückkehrte, denen man ansonsten eine gewisse Steuerfunktion nachsagte.

Aber es war ein weiter Weg von den Lenden zum Hirn...

So weit, dass es eine ganze Weile dauerte, bis sie das Klopfen an der Tür registrierten.

"Hey, Jim, was ist los?"

Es war die Stimme von Doug Blaine, der offenbar von seiner Mission bei Paco's Bodega zurückgekehrt war.

"Einen Augenblick", keuchte Jim, der jetzt aus der unvergleichlichen Jenny herausglitt und dafür sorgte, dass sein noch immer angeschwollenes bestes Stück nicht mehr so auffällig in der Gegend herumstand. Es war allerdings gar nicht so einfach, den kleinen Jim in der engen Hose unterzubringen.

"Stell dir ein paar Nonnen vor!", riet Jenny ihm lächelnd, als sie das bemerkte. Sie war indessen ebenfalls damit beschäftigt, ihre Kleider zu ordnen, was angesichts des zerrissenen Mieders gar nicht so leicht war. Aber zumindest eine einigermaßen ehrbare Erscheinung wollte sie schon bieten.

Jim McEvan grinste.

"Nonnen?", meinte er. "Stelle ich mir schon vor – nützt aber nichts!"

"Du sollst dir ja auch nicht vorstellen, dass die unter ihren Kutten alle nackt sind!"

"Sag mal, kannst du jetzt Gedanken lesen?"

"Die deines Zweithirns zwischen den Beinen schon!"

Doug Blaine fuhr mit heiserer Stimme dazwischen: "Jim, ich muss dir was Wichtiges sagen! Mach auf!"

"Hast du die Angelegenheit bei Paco's Bodega geregelt?"

"Komisch, die Prügelknaben von der LD-Ranch müssen sich wohl schon verzogen haben. Jedenfalls war niemand mehr da, als ich auftauchte..."

Jim schob den Riegel zur Seite. Bevor er dann die Tür öffnete, hob er noch schnell den Revolvergurt vom Boden auf.

Doug stürzte herein.

Der alte Kauz war sichtlich erregt.

Er wollte Jim augenblicklich mit einem Wortschwall überschütten, als er plötzlich innehielt. Er blickte zu Jenny, die ihr zerrissenes Mieder zusammenraffte, dann zu Jim.

"Erzähl mir jetzt nicht, dass der Riegel geklemmt hat!", meinte der Alte dann etwas ärgerlich.

"Hat er ja auch nicht!", hauchte Jenny mit einem seligen Gesichtsausdruck. "Ganz und gar nicht..." In Gedanken schwebte sie wohl noch in anderen Sphären und stand noch ziemlich stark unter dem Eindruck dessen, was sich gerade erst abgespielt hatte.

Sie atmete tief durch.

Ein Seufzer entrang sich dabei ihrer Brust.

Doug wandte sich an Jim, ließ den dürren Zeigefinger vorschnellen wie den Lauf eines Revolvers.

"Ich gönne dir ja dein Vergnügen, Jim, aber..."

"Tut mir leid, wenn die LD-Rabauken schon weg waren und du gar nicht mehr dazu kamst, ihnen das Handwerk zu legen!"

"...aber ich muss dir etwas sehr Wichtiges sagen und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass wir etwas aneinander vorbeireden!"

"Was ist denn los?"

"Ich hoffe, es juckt nicht mehr in deiner Hose! Die Nachricht wird dich umhauen."

"Raus damit."

"Joe Grayson ist wieder in der Stadt. Ich habe ihn die Straße entlangreiten sehen, vorbei an Martinsons Hotel. Genau auf den HAPPY SINNER SALOON zu, wenn du mich fragst."

Jim McEvans Züge verdüsterten sich.

"Hattest du Grayson nicht für ein halbes Jahr den Zutritt zur Stadt verboten?", fragte Jenny.

Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Joe Grayson, der Vormann der Big-B-Ranch, geglaubt hatte, Exklusiv-Rechte auf Jenny zu haben. Unglücklicherweise hatte es noch einen anderen Stammkunden gegeben, der denselben Gedanken hegte.

Beide hatten die Mannschaften ihrer jeweiligen Ranches mobilisiert, und es war daraufhin zu chaotischen Zuständen in Lincoln und auf der Moonlight Ranch gekommen.

Um ein Haar wäre die Auseinandersetzung für beide Kontrahenten tödlich ausgegangen.

Aber Jim McEvan hatte das Schlimmste verhindern können.

Allerdings hatte er die zwei für die Dauer eines halben Jahres der Stadt verwiesen.

Er hatte gehofft, dass sich ihre erhitzten Gemüter in dieser Zeit wieder so abgekühlt hatten, dass nicht jedesmal die Gefahr einer wilden Schießerei bestand, wenn sie sich beim Drugstore oder in einer der zahlreichen Saloons von Lincoln begegneten.

Doch Joe Grayson schien die Zeit offenbar zu lang geworden zu sein.

Jim klopfte Doug Blaine auf die Schulter.

"Begleitest du mich?"

"Aber sicher doch!"

"Jim", flüsterte Jenny. "Sei vorsichtig, du weißt, wozu Jim Grayson fähig ist!"

"Klar doch."

Er ging auf sie zu, gab ihr einen Kuss auf die feuchten Lippen. Sie saugte sich an ihm fest, erwiderte diesen Kuss voller Leidenschaft.

"Hey, hey, nicht wieder versacken, Marshal!", meckerte Doug Blaine.

Schweren Herzens löste sich Jim von der schönen Jenny, die sich mit einer fahrigen Geste eine Strähne ihrer ziemlich zerzausten Frisur zurückstrich.

"Bye, Jim."

"Erhol dich gut."

"Selber!"

3

Wenig später ließ Jim McEvan seinen Gaul die Main Street von Lincoln entlangpreschen, an der die Häuser wie an einer Perlenkette aufgereiht waren. Doug Blaine folgte ihm im gewissen Abstand. Er hatte einfach keine Lust, seinen Knochen einen scharfen Ritt zuzumuten, wenn es nicht unbedingt nötig war.

Beim HAPPY SINNER SALOON holte der Assistant Marshal seinen Chef allerdings wieder ein.

Sie machten die Pferde am Hitchrack fest.

Doug nahm seine Schrotflinte aus dem Sattelschuh heraus und überprüfte die Ladung.

"Vergiss nicht - deine Bleispritze bitte nur benutzen, wenn du VOR mir stehst. Klar, Hombre?"

"All right, Marshal. Für wen hältst du mich denn! Damals in Wichita, als diese Bande von Viehdieben durch die Stadt zog und der Sheriff schon tot über den Pokertisch gebeugt dasaß, da..."

"Ein anderes mal, Doug."

"Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Weisheit des Alters bei dir nicht in allzu hohem Kurs steht, Jim!"

"Irrtum, Doug."

"Kommt mir aber so vor!"

"Ich will nur nicht erleben, dass ich Joe Grayson erst in einem der Separees suchen muss."

Die Schwingtüren flogen auseinander, als sie den HAPPY SINNER betraten, den Saloon von Rex Herron, der gleichzeitig auch als Bordell fungierte.

Lautes Stimmengewirr schlug Jim und Doug entgegen. Und der Piano Player spielte auf seinem verstimmten Instrument.

Einige der Gäste nestelten an der Wäsche der ohnehin nur leicht bekleideten Girls herum. Schrilles Lachen übertönte die schiefen Akkorde des Piano Players.

Joe Grayson saß an der Bar, eine zierliche Chinesin an seiner Seite, deren Mieder er zu öffnen versuchte.

Eine Freitreppe führte hinauf zu einer Balustrade.

Auch dort oben ging es hoch her.

Aber Jim entging nicht, dass einige der Gunslinger, die Rex Herron angeheuert hatte, sich an strategisch günstigen Positionen aufstellten.

Von denen hatte Jim allerdings weniger zu befürchten als von jenen Männern, die nicht bei Rex Herron angestellt waren, sondern nur darauf spekulierten, dass der Saloonbesitzer ein saftiges Kopfgeld zahlen würde, sobald jemand dafür sorgte, dass der Town Marshal von Lincoln ins Gras biss.

Denn die Männer Herrons kannte er zum Großteil, auch wenn eine gewisse Fluktuation in der Mannschaft des Saloonbesitzers herrschte.

Aber die anderen Killer, die das Narbengesicht auf ihn angesetzt hatte, kannte er nicht.

Es war nicht das erste Mal, dass jemand aus dem Hinterhalt versucht hatte, den Marshal aus dem Weg zu räumen.

Glücklicherweise hatte Jim McEvan eine schnelle Hand nicht nur, was den Umgang mit Frauen, sondern auch was den mit dem Colt anging.

Schon so manchen Gunslinger hatte er Herron mit einer Ladung Blei im Körper vor die Füße gelegt.

Aber selbstverständlich stritt der Saloonbesitzer jedesmal vehement ab, irgendetwas damit zu tun zu haben.

Und bislang hatte McEvan ihm nicht das Gegenteil beweisen können.

Jedenfalls nicht so, dass es ausgereicht hätte, um damit einen Friedensrichter und eine Geschworenenjury zu überzeugen.

Es wurde ruhiger im Schankraum.

Nach und nach verstummten die Gespräche.

Der schrille Kreischlaut eines Girls fiel dadurch besonders auf. Ein Cowboy hatte die Dunkelhaarige, deren enorme Brüste bereits aus den geöffneten Kleidern herausragten, auf einen Billard-Tisch gesetzt. Die Kugeln rollten durcheinander. Unter normalen Umständen Anlass zu einem handfesten Streit. Aber nicht in Anwesenheit des Marshals.

Alle Augen waren auf Jim gerichtet. Doug blieb etwas hinter ihm. Er hielt sich an seinem Schrotgewehr fest.

Oben an der Balustrade tauchte ein Mann im dunklen Anzug auf.

Kevin Killroy, Rex Herrons rechte Hand. In seinem hässlichen Gefrierfleischgesicht zuckte es. Er schob die Jacke etwas zur Seite, so dass er besser zum Colt langen konnte. Die andere Hand war unter seiner Weste verschwunden, an der drei Knöpfe offen waren.

Jim McEvan war sich ziemlich sicher, dass Killroy dort einen Derringer versteckt hatte.

Killroy stellte sich etwas schräg zu McEvan.

Er kann den Derringer abfeuern, ohne ihn dazu extra ziehen zu müssen!, wurde es Jim klar. Der Schuss ging in diesem Fall einfach duch den Stoff der Weste hindurch. Ein Zeitvorteil von einem Sekundenbruchteil, aber der konnte entscheidend sein.

"Ich muss sie enttäuschen, Marshal!", rief Killroy in die Stille hinein.

In dieser Sekunde hätte man tatsächlich eine Nadel fallen hören können.

Jim McEvan hob die Augenbrauen.

"Ach, ja?", rief McEvan.

"Mr. Herron ist leider nicht im Haus."

"All right! Ich will diesmal ausnahmsweise nicht zu Ihrem Boss, Killroy!"

Jim machte noch einen Schritt nach vorn, auf Joe Grayson zu.

Der hatte den Marshal natürlich längst bemerkt. Er schob die Chinesin zur Seite, die schnell schaltete und sich in Sicherheit brachte. Sie ahnte, dass es jetzt Ärger geben konnte und verdrückte sich.

"Wie viele Monate hat ein halbes Jahr?", zischte Jim McEvan.

"Sechs", murmelte Grayson.

"So ist es. Und die sind noch nicht vorbei, Grayson! Was machst du hier?"

"Ich will keinen Streit, McEvan!"

"Dann wärst du nicht hergekommen, Grayson!"

"Hör zu, ich verschwinde aus der Gegend. Eine Nacht mit einem der Girls hier, damit ich entspannter im Sattel sitzen kann - und dann geht's ab nach Kansas!"

"Was willst du denn in Kansas? Sag bloß, da hat dir schon jemand einen Job versprochen, der besser ist als der eines Vormanns auf der Big-B-Ranch?"

Grayson lachte heiser auf.

"Die Big B-Ranch ist eine der größten weit und breit. Du weißt, dass es so schnell keinen besseren Job für einen Cowboy gibt!"

"Warum gehst du dann weg?"

Graysons Gesicht wurde düster. "Noch nichts davon gehört, dass die Big-B-Ranch einen neuen Besitzer hat?"

Jim trat neben Grayson an den Schanktisch. Doug Blaine folgte ihm zögernd. Langsam begannen die Leute zu reden.

Das Stimmengewirr setzte wieder ein, schwoll stetig an.

Die Nachricht, dass die Big-B einen neuen Besitzer hatte war für Jim McEvan neu.

"Was ist mit Trumball?", fragte Jim an Grayson gewandt.

"Er geht nach St. Louis. Seit dem Reitunfall vor ein paar Jahren war er an den Rollstuhl gefesselt, konnte das Haus kaum verlassen. Ich war praktisch der Boss auf der Big-B, jedenfalls für das Tagesgeschäft." Graysons Tonfall wurde düster. "Aber das ist jetzt vorbei", murmelte er und kippte dabei den Whisky hinunter.

Er sah Jim an.

"Wer ist der Neue?", fragte Jim.

"Roy O'Bannon. Und er hat seine eigene Mannschaft mitgebracht. Heute kam er an mit seiner Meute. Wie Outlaws sehen die aus. Trumball hatte Tränen in den Augen, als er ihm die Ranch übergeben musste. Ist gleich darauf mit seiner Kutsche davongefahren, um bei der Junction seinen Zug zu kriegen." Grayson zuckte die Achseln. "Ist ungünstig gelaufen für mich. Aber ich haben nunmal keine Lust, nach Roy O'Bannons Pfeife zu tanzen. In Kansas soll's 'ne Menge Cowboy-Arbeit zur Zeit geben, deshalb will ich da hin!"

"Verstehe."

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Jim, wie Kevin Killroy die Freitreppe hinunterkam. Er verengte die tiefliegenden Augen, blickte hinauf. Er nahm einen Augenaufschlag lang die Hand vom Colt und blickte zu jemandem an der Balustrade, den Jim McEvan nicht sehen konnte.

Aber der Marshal war sich ziemlich sicher, dass Killroy irgendwem ein Zeichen gemacht hatte.

Graysons Stimme drang an das Ohr des Marshals.

"Eine Nacht, McEvan. Mehr will ich nicht. Morgen früh gehe ich zum Dolan Store, decke mich mit Vorräten ein und bin weg!"

Jim überlegte kurz und nickte dann.

"Okay, Grayson. Ausnahmsweise."

"Ich werde auch nicht zur Moonlight Ranch kommen!"

"Da hast du auch nichts zu suchen."

Grayson atmete tief durch. "Grüß Jenny von mir..."

"Werde ich ausrichten."

"Und noch was!"

"Ja?"

"Nimm dich vor O'Bannon in acht! Das ist kein gewöhnlicher Rancher. Den interessiert Rinderzucht nicht die Bohne. Der hat etwas ganz anderes vor..."

"Danke für die Warnung, Grayson!"

Er nickte. "Das war ich doch schuldig, Marshal. Mir ist inzwischen klar, dass ich nicht mehr am Leben wäre, wenn..."

"Eine Nacht!", unterbrach Jim ihn. "Nicht mehr!"

"All right, Marshal!"

Jim wandte sich an Doug, machte ihm ein Zeichen und ging dann in Richtung Tür.

"Jim, du willst diesen unberechenbaren Hitzkopf wirklich in der Stadt belassen?"

"Eine Nacht, Doug!"

"Eine Nacht ist bei dem schon zuviel!"

An den Schwingtüren hatte sich inzwischen Kevin Killroy postiert.

Er grinste schief, kaute auf irgendetwas herum, spuckte dann verächtlich aus und schob sich den Hut in den Nacken.

Die Rechte hatte er dabei die ganze Zeit am Colt.

"Sie gehen schon wieder, Marshal?"

"Sagen Sie bloß, dass Sie das bedauern, Killroy!"

"Nicht wirklich!"

"Na sehen Sie!"

"Ihre Anwesenheit wirkt sich immer schlecht auf das Geschäft aus... Irgendwie scheint den meisten hier alles zu vergehen, wenn Sie auftauchen! Da helfen dann auch die Vorzüge unserer Girls nichts mehr!"

"Tut mir wirklich leid!"

Killroy verzog das Gesicht.

"Naja, vielleicht ändert sich das ja mal!"

"Wie denn das?"

"Wer sagt, dass Sie ewig Town Marshal von Lincoln bleiben müssen...", grinste er.

"Abwarten, Killroy!"

"Mit Vergnügen!"

Jim ging an ihm vorbei, Doug wackelte hinter ihm her. Sie traten ins Freie. "Meine Güte, mir kommt immer das kalte Grausen, wenn ich das Gesicht von Herrons Handlanger sehe", meinte der Alte. "Damals, während des Goldrauschs in den Black Mountains von Montana... Es war Winter unsere Vorräte waren so hartgefroren, dass die Steaks so hart wie Backsteine waren. Wenn ich Killroys Gesicht sehe, dann den denke ich immer an diese Steaks."

Sie hatten das Hitchrack umrundet und waren zu den Pferden gelangt.

Ein Geräusch ließ Jim McEvan herumwirbeln.

Bei einem der benachbarten Gebäude nahm Jim einen Schatten war.

An einer Hausecke lauerte jemand mit einer Winchester.

Es war der Instinkt für die Gefahr, der Jim augenblicklich zum Holster greifen ließ.

Ein Schuss krachte los. Die Pferde spielten verrückt, rissen an ihren Zügeln.

Der Winchester-Mann feuerte noch einmal, kam dabei etwas weiter aus seiner Deckung hervor.

Jim zog den Revolver, feuerte blitzschnell. Ein Schrei folgte.

Der Körper des Winchester-Mannes fiel zu Boden.

Einen Augenblick lang wartete Jim ab, hielt sich dabei aber hinter dem Körper seines Pferdes.

"Scheint nur dieser eine gewesen zu sein, Jim!", meinte Doug.

"Wollen wir hoffen!"

Jim schwang sich in den Sattel. Doug folgte seinem Beispiel.

Der Marshal behielt den 45er in der Rechten, blickte sich aufmerksam um. Dann lenkte er den Gaul zu dem Toten hin, stoppte dort.

"Kennst du den, Jim?", fragte Doug.

"Ich habe ihn gestern im Dolan Store gesehen", meinte Jim. "Er hat sich Patronen gekauft."

Doug spuckte aus. "Viele hat er davon ja nicht benutzen können!", meinte er.

4

Es war ziemlich spät am Abend, als Jim McEvan zur Moonlight Ranch zurückkehrte.

Doug kam ebenfalls über die Brücke geritten, über die man von von der Stadt zur Bordell-Ranch gelangen konnte. Dazwischen floss der Rio Bonito River, ein Nebenarm des Pecos.

Während Jim auf der Moonlight Ranch wohnte, nächtigte Doug normalerweise in der Stadt. Aber da er seinen Monatslohn als Assistant Marshal schon verbraucht hatte, war er darauf angewiesen, dass Brutus O'Mahonney, der ehemalige Butler und nun das 'Mädchen für alles' auf der Ranch, ihm noch ein saftiges Steak in die Pfanne haute.

Oder wenigstens ein paar Eier mit Speck.

Jim und Doug ritten auf das imposante Haupthaus der Ranch zu.

In einem Nebengebäude befanden sich die Privatunterkünfte der Girls.

Ihre Arbeitsräume waren im Obergeschoss des Haupthauses zu finden.

"Scheint ja ordentlich was los zu sein!", kommentierte Doug Blaine die Tatsache, dass sich die Pferde am Hitchrack nur so drängelten. Schrilles Lachen war bis draußen zu hören. Sowohl in der Bar als auch auf den Zimmern ging es offenbar hoch her.

"So kann ich es mir wenigstens leisten, meinen Assistant Marshal mit durchzufüttern!", grinste Jim McEvan.

"Kann ich etwas dafür, dass der Monat noch so lang ist?"

"Nein, aber dafür, dass du dich an der Pokerrunde in Paco's Bodega beteiligt hast!"

"Teufel, ich hatte so ein gutes Blatt. Das erinnert mich übrigens an eine Situation, die ich in Waco, Texas, erlebte. Damals..."

Jim hörte nicht so genau hin. Sie betraten zusammen die Eingangshalle des Haupthauses. Eine Freitreppe führte hinauf zu den Zimmern der Girls.

Ein Schrei gellte.

Der Körper einer rothaarigen Schönheit taumelte durch die Schwingtüren, die zur Bar führte.

Der Schrei mischte sich mit dem Geräusch von reißendem Stoff.

Die Rothaarige stolperte zu Boden.

Jemand hatte ihre Kleider aufgerissen. Der Stoff ihrer Bluse war zerfetzt, die Brüste hingen heraus, wurden nur noch durch die Corsage gestützt.

Die Rothaarige wandte den Blick in Richtung des Marshals. Ihr wilder Haarschopf war ziemlich durcheinander.

Sie atmete schwer. Eine dunkle Röte hatte ihr Gesicht überzogen.

"Jim!", wimmerte sie.

Die Schwingtüren der Bar flogen auseinander.

Ein Mann im Saddle Coat kam hervor.

Am Gürtel trug er zwei Revolver, einen mit dem Griff nach vorn, den anderen ganz gewöhnlich und sehr tiefgeschnallt mit dem Griff nach hinten. Eine Hand umfasste den Griff eines übergroßen Bowie-Messers, die andere befand sich in der Nähe des Colts.

Der dunkle Hut war tief ins Gesicht gezogen. Fast bis unter die Augen wucherte der schwarze Vollbart.

"Ich werd's dir zeigen!", tönte der der Mann im Saddle Coat. Er trat vor.

Und dann erstarrte er mitten in der Bewegung, als er in den Lauf von Jim McEvans Revolver blickte.

Der Marshal spannte den Hahn.

Doug Blaine kümmerte sich inzwischen um die Rothaarige, half ihr auf.

"Alles in Ordnung, Rebecca?", fragte er.

"Den Umständen entsprechend!" Sie blickte den Mann im Saddle Coat an. "Mon dieu, quel salo", murmelte sie. "Mir ist noch nie so ein Schweinehund begegnet! Jamais!"

Rebecca Lamont rang nach Luft. Die Französin war eines der heißesten Moonlight Ranch Girls. Die Männer waren geradezu verrückt nach ihr. Manche von ihnen vielleicht etwas zu sehr...

Sie raffte ihre Bluse zurecht, kreuzte die Hände vor ihre vollen Brüsten. Der Mann im Saddle Coat stierte gierig dort hin, aber nicht länger als eine Sekunde. Sein Mund verzog sich. Jim registrierte, dass sich jeder Muskel und jede Sehne am Körper des Mannes jetzt anspannten. Seine Rechte berührte den Coltgriff.

"Wer bist du, Hombre, dass du es wagst, Lee Clint in die Quere zu kommen?"

"Ich denke du gehst jetzt besser, Clint!", knurrte Jim McEvan. Er deutete auf den Stern an seiner Weste. "Ich habe nämlich keine Lust, das ganz spezielle Hotel für dich so spät noch zu öffnen, dass ich in der Stadt für dich wüsste!"

Clint biss sich auf die Lippe.

Seine Nasenflügel bebten.

"Du bist Jim McEvan!", stieß er hervor. "Ich habe von dir gehört!"

"Aber du scheinst noch nicht mitgekriegt zu haben, dass die Girls der Moonlight Ranch selbst entscheiden, mit wem sie mitgehen!"

"Was du nicht sagst, McEvan!"

"Und wer das nicht akzeptieren will, der hat hier nichts verloren. Kapiert?"

Inzwischen war es drinnen in der Bar völlig ruhig geworden. Einige weitere Gäste waren durch die Schwingtüren hinaus in die Eingangshalle gegangen. Und selbst aus einem der Zimmer war jemand herausgekommen. Ein breitschultriger Dunkelhaariger, der sich noch die Hose zuknöpfte. Sein Oberkörper war noch frei.

Lee Clint bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

"So lasse ich mich von niemandem behandeln!" knurrte er.

"Du wirst nichts dagegen tun können, denn hier bin ich der Boss!", erklärte Jim McEvan ruhig.

Einer der anderen Männer, die aus der Bar gekommen waren, mischte sich ein. Links trug er eine Augenklappe.

"Los, zeig's ihm, Lee!", knurrte der Einäugige.

"Ja, leg ihn um!", forderte ein großer Blonder.

"Mister O'Bannon wird sowieso einen anderen zum Sternträger machen!", meldete sich ein Dritter zu Wort, der seiner Kleidung und seinem Akzent nach ein Mexikaner war.

Jim schob sich den Hut in den Nacken. "Der Marshal wird hier immer noch gewählt!", murmelte er, verengte dabei die Augen. Roy O'Bannon. Der Name war gefallen. Offenbar waren Lee Clint und die Kerle, die ihn anfeuerten aus der Mannschaft des neuen Besitzers der Big-B.

"Geht besser aus dem Weg", murmelte Jim an Rebecca und Doug gewandt.

"Wenn ich jetzt meine Schrotflinte in den Fingern hätte!", meckerte der alte Kauz. "Aber wer rechnet schon damit, gleich in sowas verwickelt zu werden, wenn man nur mal friedlich ein Steak zu sich nehmen will."

"Ein Steak kannst du doch gar nicht mehr beißen, alter Mann", sagte Lee Clint.

Seine Stimme klirrte wie Eis.

Totenstille herrschte einige Sekunden lang.

Rebecca und Doug folgten Jims Rat, wandten sich einige Meter zur Seite in Richtung der Freitreppe.

Keiner bewegte sich.

Kaum das Geräusch eines Atems war hörbar.

Dann spuckte Lee Clint geräuschvoll aus.

"Ich mach mir an dir die Hände nicht schmutzig, McEvan! Und Girls gibt's auch anderswo! Nicht so zickige, wie die da, die dauernd dieses komische Kauderwelsch von sich gibt!"

Er ging in Richtung Ausgang.

Die Männer begannen zu reden.

Jim wandte sich an alle, die in der Eingangshalle inzwischen herumstanden.

"Die Show ist vorbei! Es möge sich keiner bei dem stören lassen, was er vorhatte!"

"Jim!"

Jim blickte auf, sah Jenny mit einer Winchester an der Ballustrade der Freitreppe erscheinen.

Sie war vollkommen nackt, hatte die Winchester unter dem Arm.

Jim sah sie lächelnd an.

Die Erinnerung an ihr Zusammensein im Marshal Office war noch ziemlich frisch. Er spürte, wie etwas gegen seinen Revolvergurt drängte.

"Alles in Ordnung, Jenny!", rief er.

Sie atmete tief durch. "All Right! Ich wollte dir nur helfen!"

Jim grinste.

"Hilf lieber dem armen Kerl, dessen Nummer du gerade unterbrochen hast!"

Jenny erwiderte das Grinsen, legte sich dabei die Winchester lässig über die Schulter.

"Die kleine Pause ist sein Schaden nicht!", rief sie. "Er wäre sonst sowieso viel zu früh gekommen!"

Gelächter erfüllte den Raum.

Lee Clint stieß im selben Moment die Außentür mit der Stiefelspitze auf.

Er vollführte eine Bewegung, die wegen seines weiten, sehr langen, bis zu den Knöcheln reichenden Saddle Coat nicht sofort zu sehen war.

Lee Clint wirbelte herum.

Er hatte in jeder Hand einen Colt.

Rebecca schrie.

Jim nahm aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung war.

Die Hand ging zum tiefgeschnallten Colt an seiner Seite, da hatte Lee Clint bereits den ersten Schuss abgegeben.

Schnell und überhastet. Haarscharf zischte das Blei an Jim McEvans Schulter vorbei, pfiff in die Wand hinein.

Dann war Jim McEvan am Zug.

Einen Augenaufschlag später feuerte er seinen Revolver ab, nur den Bruchteil einer Sekunde bevor sein Gegner den zweiten Colt abdrücken konnte.

Der Schuss traf Lee Clint in der Schulter, riss ihn zurück, ließ ihn taumeln.

Er feuerte den zweiten Revolver ab, der Schuss wurde durch den Treffer verrissen und ging ins Nichts.

Lee Clint konnte sich auf den Beinen halten, hob beide Colts an.

Er ließ Jim keine andere Wahl.

Bevor Lee Clint erneut feuern konnte, drückte Jim zum zweiten Mal ab.

Ein fingerdickes Loch bildete sich mitten auf seiner Stirn. Blut rann heraus. Seine Augen wurden starr. Schwer fiel er zu Boden.

Jim McEvan ließ den Colt zurück ins Holster gleiten.

"Teufel nochmal - schon der Zweite, den du heute umlegen musstest, Jim!", murmelte Doug Blaine. "Dir bleibt auch nichts erspart!"

Jim McEvan wandte sich an die anderen.

"Hat noch irgendjemand etwas zu sagen?"

Schweigen.

Oben von der Ballustrade her klatschte jemand Beifall.

Es war der Dunkelhaarige, der sich seine Hose inzwischen vollständig zugeknöpft hatte.

In seinem Mundwinkel steckte ein Zigarillo.

Der dünne Oberlippenbart gab ihm etwas Aristokratisches.

So wie er war, mit freiem Oberkörper und barfuß, kam er dann die Freitreppe hinab.

"Bravo, Sir! Bravo!"

Jim und Doug wechselten einen etwas verwunderten Blick.

"Ich schlage vor, Sie widmen sich wieder Ihrem Vergnügen, anstatt den Tod eines Menschen zu beklatschen!", erwiderte Jim kühl.

Der Dunkelhaarige lachte heiser.

"Gut gebrüllt, Marshal!"

"Wer sind Sie?"

"Oh - vergaß ich mich vorzustellen? Mein Name ist Roy O'Bannon."

"Ich habe schon von Ihnen gehört."

"Nur Gutes hoffe ich."

"Wie man's nimmt."

Der Einäugige meldete sich jetzt zu Wort und wandte sich an O'Bannon. "Sollen wir den Armleuchter mit dem Stern ins Jenseits schicken, Boss?"

O'Bannon runzelte die Augenbrauen, streckte Jim dann die Hand entgegen und tickte mit dem Finger gegen den Blechstern an dessen Brust.

"Wo denkst du denn hin, One-Eye! So behandelt man doch keinen Gesetzeshüter! Es sei denn, man ist schneller als er - aber das hat unser guter Lee Clint leider nicht beachtet."

O'Bannon fixierte Jim McEvan einen Augenblicke lang mit dem Blick seiner eisgrauen Augen. Dann fuhr er fort: "Ich bin der neue Besitzer der Big-B-Ranch! Kann sein, dass ein paar Leute, die nicht zu meiner Mannschaft passten jetzt herumziehen und üble Gerüchte verbreiten. Aber das wird einen Mann wie Sie kaum beeinflussen, was, McEvan?"

"Immer dasselbe Lied, was?"

"Na, sehen Sie! Wir verstehen uns, McEvan!"

Jim Erwiderung blieb äußerst kühl.

"Ich bilde mir mein Urteil selbst."

"Dachte ich mir." Er trat einen Schritt zurück, schnipste mit den Fingern. Der Mexikaner trat eilfertig zu ihm, holte eine Streichholz hervor und riss es an, um O'Bannon Feuer zu geben. Der Zigarillo war offensichtlich verloschen.

"Gracias, Pedro!"

"De nada, jefe!"

O'Bannon blies Jim McEvan den Rauch ins Gesicht.

Der Marshal hatte schon vorher entschieden, dass dieser arrogante Neu-Rancher ihm unsympathisch war.

"In Zukunft wird dies meine Stadt sein, McEvan!"

"Was Sie nicht sagen!"

Roy O'Bannon deutete auf Lee Clints Leiche. "Ein guter Schuss, das muss der Neid Ihnen lassen!"

"Ich mag Ihre Komplimente nicht!"

"Dass Sie einen aus meiner Mannschaft erschossen haben stört mich nicht besonders. Ich habe genug Leute."

"Es muss Spaß machen für Sie zu arbeiten, O'Bannon!"

"In der Tat reißen sich die Männer darum wie hungrige Wölfe. Muss wohl am guten Lohn liegen..."

"Ach, was!"

O'Bannon atmete tief durch. Er zog am Zigarillo, ließ ihn aufglimmen. "Was mich wirklich stört ist die Tatsache, dass Sie ausgerechnet den Mann erschossen haben, den ich für den Posten des Marshals von Lincoln im Auge hatte!"

"Sorry!", murmelte Jim ironisch.

"Tja, nun bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie in diesem Amt zu belassen! Scheint ja keinen geeigneteren für den Job zu geben, so schnell wie Sie mit dem Eisen sind."

Jetzt mischte sich Doug Blaine ein. "In diesem Punkt sind die Bürger von Lincoln ganz Ihrer Meinung!"

O'Bannon wandte ruckartig den Kopf. "Halt's Maul, Zwerg!" Dann fixierte er Jim McEvan mit seinem Blick.

"Sie werden für mich arbeiten, McEvan!"

"Tut mir leid!"

"Ich werde Ihnen so viel zahlen, dass Sie nicht nein sagen können. Außerdem wüde ich für die Sicherheit der Moonlight Ranch garantieren!"

"Das kann ich gut selbst!"

"Man weiß nie, was so alles passieren kann, Mr. McEvan.

Überlege Sie sich mein Angebot... Und wenn Sie das getan haben, dann lassen Sie es mich wissen. Vielleicht führt Sie Ihr Weg ja mal zur Big-B. Eine wirklich schöne Ranch. Ich fühle mich schon richtig heimisch hier..."

5

"Das ist vielleicht ein arroganter Hund, dieser O'Bannon!", schimpfte Doug Blaine ungehalten, als an der Bar der Moonlight Ranch saß und sich von dem sehr distinguierten Ex-Butler Brutus O'Mahonney ein Omelette servieren ließ. Die Steaks waren nämlich schon aus. "Einen Zwerg hat er mich genannt!", ereiferte sich Doug. Was diesen Punkt anging, konnte er sich gar nicht beruhigen.

"Ich fürchte auch, dass wir mit dem Kerl noch Ärger bekommen", meinte Jim.

"Nun, das Benehmen in unserem Hause war jedoch tadellos, wenn mir diese Bemerkung gestattet sei", warf nun Brutus ein. "Ein Mann mit Manieren - jedenfalls gemessen an den nicht gerade sehr hohen Maßstäben, die in diesen Räumlichkeiten ansonsten üblich sind!"

"Und bumsen kann er auch!"

Das war Mary-Jane Jenkins. Die Quäkerstochter war schon die ganze Zeit damit beschäftigt, sich die Haare wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen, die Roy O'Bannon offenbar im Überschwang seiner Gefühle so gründlich zerwühlt hatte, dass es jetzt einige Probleme bereitet, sie wieder zu entwirren.

"Na, der scheint ja einigen Eindruck auf dich gemacht zu haben!", warf Jenny Waterson ein, die bei Jim am Schanktisch stand und sich von Brutus einen Drink mixen ließ.

Mary-Jane lächelte hintergründig.

"Allerdings! Solche Kunden hätte ich öfter... Das heißt..."

"Ja?", hakte Jenny nach.

"Vielleicht doch lieber nicht!"

"Und wieso das?"

Mary-Jane atmete tief durch und hielt einen Augenblick lang darin inne, ihre schwarze Haarspracht mit dem Kamm zu bändigen. "Wäre vielleicht ein bisschen zu anstrengend, wenn alle so wären..."

Die anderen lachten.

Nur Rebecca Lamont nicht. Sie war schweigsam seit dem Vorfall mit Lee Clint. Jim setzte sich zu ihr an den Tisch.

Und Jenny nickte ihm dabei aufmunternd zu. Die Französin brauchte jetzt etwas Zuspruch.

"Mach dir keine Gedanken mehr, Rebecca, dieser Lee Clint wird dich nicht mehr belästigen", stellte Jim fest. "Und da wo er jetzt ist, kriegt er ein paar Engel von ganz anderer Art zu sehen!"

Rebecca lächelte matt.

"Bon, je me pose la question..." Sie brach ab. "Excuses-moi, Jim. Ich wollte nur sagen, dass ich mich frage, was ich eigentlich verkehrt gemacht habe!"

"Gar nichts, Rebecca."

"Dieser Kerl kam einfach auf mich zu, riss mir die Kleider vom Leib..."

"Auf dem Boothill hat er jetzt eine kleine Ewigkeit Zeit, darüber nachzudenken."

"Du hast mir das Leben gerettet, Jim!" Sie atmete tief durch. Ihre vollen Brüste drohten dabei das stramm sitzende Decolleté beinahe zu sprengen. "Merci beaucoup, mon ami!", hauchte sie. "So viel Französisch wirst du ja wohl verstehen!"

Ihre Miene hellte sich wieder etwas auf. Sie lächelte sogar.

"Wer sagt, dass ich kein Französisch kann!", erwiderte Jim scherzhaft.

"Das meinst du jetzt wohl etwas anders als ich das tue, n'est-ce pas?"

"Nun..."

"Aber wir werden das jetzt nicht ausprobieren!"

"Schade!"

Sie beugte sich vor, sprach in gedämpftem Tonfall. "Sei vorsichtig, Jim! Dieser O'Bannon hat einen ganzen Stall von Bluthunden, die Lee Clint in nichts nachstehen! Wenn du mich fragst, dann ist er gefährlicher als Rex Herron! Ich habe das im Gefühl!"

Jim nickte düster.

"Schätze, da könntest du sogar recht haben!", brummte er vor sich hin.

6

Es war früher Morgen. Zwei Stunden vor Sonnenaufgang. Im Schankraum des HAPYY SINNER klingelten die Münzen. Rex Herron und einige seiner Leute saßen am Tisch und zählten die Tageseinnahmen. Kevin Killroy, der Mann mit dem Gefrierfleischgesicht war auch dabei.

Die Gäste waren entweder gegangen oder in einem der Separees mit einer der Schönen versackt, die hier ihre Dienste anboten.

Die hübsche Chinesin, die im HAPPY SINNER arbeitete, nestelte an Rex Herron herum, griff ihm sogar in den Schritt, aber das Narbengesicht stieß sie grob zur Seite.

"Lass das, du Schlampe!", zischte er.

Der Nachmittag mit Jolene hatte ihn ziemlich angestrengt.

Immer wieder waren sie übereinander hergefallen. Zum Schluss hatte Herron den Eindruck gehabt, dass sie wieder ganz die Alte war. Und so glaubte er nun, dass sie ihm wieder treu ergeben war. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was man mit dieser Frau alles machen kann!, ging es ihm zynisch durch den Kopf. Ganz gleich, wie schlecht er sie auch behandelte: Das Ende vom Lied war immer dasselbe. Sie blieb ihm hörig. Wahrscheinlich für immer. Jedenfalls glaubte Herron das. Er war sich in dieser Beziehung absolut sicher.

Jedenfalls hatte sie ihm buchstäblich den letzten Tropfen entlockt und davon hatte der Narbige sich noch nicht wieder so richtig erholt.

Natürlich hätte er das niemals zugestanden.

Die hässliche Karikatur eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht.

Die Chinesin sagte etwas in ihrer Sprache.

Herron machte eine wegwerfende Handbewegung.

Dann bemerkte er Killroys Blick.

"Glotz nicht so, Killroy!", knurrte der Saloonbesitzer.

Der Mann, der als Herrons Rechte Hand galt, wirkte etwas irritiert.

"Sorry, Boss, aber..."

"Stammel nicht so 'rum, du kannst die Chinesin haben! Na los! Dann bist du auch ein bisschen entspannter!"

Das Geräusch von Schritten war jetzt zu hören.

Als die Schwingtüren auseinanderflogen, erstarrte das Herron-Gefolge auf der Stelle.

"Frankie-Boy!", stieß Rex Herron dann überrascht hervor.

Franklin J. Coldwater, der rundliche, ziemlich kurz geratene Bürgermeister von Lincoln war zusammen mit seinem Schatten namens Polland eingetreten. Jeffrey Polland war ein finster wirkender Gunslinger. Er wartete neben den Schwingtüren, während Coldwater mit kurzen Schritten auf Herron zumarschierte.

Die Melone saß schief und ausnahmsweise hatte er sich noch nicht einmal eine Schleife um den Hemdkragen gebunden.

"Was führt dich zu so später Stunde zu mir, Franklin?", fragte Herron etwas überrascht. "Die Girls sind alle schon im Einsatz gewesen, dass nicht mehr viel mit ihnen los ist. Außerdem haben wir eigentlich geschlossen..."

"Wir müssen miteinander reden, Rex!"

"Worum geht's? Wenn du mir helfen willst, Jim McEvan endlich aus der Stadt zu jagen, bin ich dafür jederzeit zu haben. Aber dann denk dir bitte auch einen vernünftigen Plan aus!"

"Es geht ausnahmsweise mal nicht um McEvan!", erwiderte Coldwater, der jetzt die Melone auf den Tisch legte.

Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Er war ziemlich rot im Gesicht. Irgendetwas musste ihn schrecklich aufregen.

Herron hob die Augenbrauen.

"Ach, nein?"

"Hast du noch nichts von dem neuen Besitzer der Big-B gehört?"

"Ich habe nur registriert, dass die meisten seiner Cowboys zur Moonlight Ranch geritten sind, anstatt zu mir! Aber das wird mit Sicherheit auf Dauer nicht so bleiben! Schließlich habe ich die besseren Girls!"

"Du bist unverbesserlich, Rex!"

"Wem sagst du das!"

"Aber wach jetzt endlich auf und hör mir zu."

"Klingt ja brandeilig!"

"Dieser O'Bannon scheint ein ganz schlimmer Finger zu sein. Einige Männer aus der alten Big-B-Mannschaft haben sich bitter über ihn beklagt."

Herron runzelte die Stirn. "Von der NEUEN Mannschaft der Big-B?", echote er.

"Ja, da hast du allerdings richtig gehört", nickte Coldwater. Er setzte sich.

Herron schnipste mit den Fingern.

"Billy, besorg dem Herrn einen Drink!"

"All right, Sir!", nickte Billy, einer der Barkeeper, die Herron eingestellt hatte.

"Wir müssen etwas unternehmen, Rex!", zeterte Coldwater inzwischen. "Ich nehme an, dass dieser O'Bannon sich hier richtig breitmachen will! Der Bastard spricht doch sogar schon von SEINER STADT."

Herron lachte schallend. Die anderen Männer fielen etwas zögernd in dieses Gelächter ein.

"Und das willst du nicht, was?", rief Herron höhnisch.

"Ist ja klar, du glaubst, Lincoln sei DEINE Stadt, wie kann sie da O'Bannon gehören!"

Coldwaters Gesicht wurde sehr düster.

Als Billy ihm den Drink hinstellte, nahm er ihn sofort zwischen die Finger und kippte ihn hinunter.

"Du nimmst die ganze Sache zu sehr auf die leichte Schulter, Rex! Und ehe du dich versiehst, kann es dann zu spät sein."

Herron hob die Augenbrauen. Unterhalb der Narbe zuckte ein Muskel unruhig hin und her. "Und was schlägst du vor?"

"Wir geben vor, uns mit ihm einigen zu wollen."

"Und dann?"

Coldwater grinste zynisch.

"Bis dahin haben wir ein paar Pistoleros zusammengetrommelt, die diesen O'Bannon dahin zurückschicken, wo er hergekommen ist! Die nötigen Kontakte hast du doch!"

Herron nickte langsam.

"Ich werde mich um das Problem kümmern."

"Das hoffe ich."

7

Es war weit schon nach Mitternacht, als Roy O'Bannon mit einem Teil seiner Leute zur Big-B Ranch zurückkehrte. Der Rest seiner Meute war noch in den Saloons und Bordellen der Stadt Lincoln versackt. Im Laufe des des nächsten Tages würden sie auf der Ranch wieder eintreffen.

Roy O'Bannon atmete tief durch und ließ den Blick über das Anwesen schweifen. Mondlicht schien herab und beleuchtete das Haupthaus, die Nebengebäude und Cowboy-Baracken sowie die Coralls in denen Dutzende von wertvollen Pferden untergebracht waren. Das Wertvollste aber waren die Rinder.

"Ein wunderschöner Besitz, Mr. O'Bannon", erriet der Einäugige die Gedanken des Neu-Ranchers. "Sie können stolz darauf sein. So eine Ranch dürfte im Umkreis von tausend Meilen ziemlich einzigartig dastehen!"

"Ich habe ja auch einen ziemlich großen Haufen Dollars dafür hinlegen müssen, One-Eye!", erwiderte O'Bannon und verzog dabei das Gesicht.

"Ich nehme an, Sie wollen dafür sorgen, dass die Kasse wieder etwas gefüllt wird!"

"Du sagst es!"

"Dann verstehe ich nicht, weshalb Sie mit diesem aufgeblasenen Sternträger so nachsichtig waren. Der wird uns doch nur Schwierigkeiten machen, Mr. O'Bannon."

O'Bannon lachte heiser.

"Du hast Angst, dass deine Erfolgsprämie zu klein ausfällt, was?"

"Ich mache mir nur so meine Gedanken."

"Ist aber nicht deine Aufgabe, One-Eye. Denn ICH bin hier der Boss. Ich hoffe nicht, dass du das anzweifeln willst."

"Kein Gedanke."

"Na, dann bin ich ja beruhigt!"

Der Blonde meldete sich zu Wort und meinte: "Der Boss meint damit, dass er nach Lee Clints Tod ungern noch einen Mann verlieren würde!"

"Der Boss kann selber reden, Pender!", knurrte O'Bannon ziemlich gallig. "Ich brauche keinen Bauchredner, klar?"

Der blonde Pender nickte.

O'Bannon stieg vom Pferd.

Die letzten Schritte bis zum Hitchrack vor dem Haupthaus macht er zu Fuß, dann band er den Gaul fest.

"Kümmer dich um die Tiere, Pender!", befahl er anschließend dem Blonden.

One-Eye stieg ebenfalls ab.

"Da ist noch etwas, was ich gerne mit Ihnen besprechen würde, Boss!"

"Nicht jetzt, One-Eye!

"Lee Clint ist tot und kann den Marshal-Posten nicht mehr besetzen... Und bevor Sie diesen McEvan auf Ihre Seite ziehen, wäre ich wohl erstmal an der Reihe!"

"Dich brauche ich als Vormann hier auf der Ranch, One-Eye! Du bist ein selten gemeiner Hund und genau so einen brauchen die Jungs, damit sie auf Trapp bleiben!"

"Sir!"

"One-Eye, wir reden morgen darüber. Die Girls auf der Moonlight Ranch haben mir wirklich das Letzte abverlangt. Jetzt bin ich ziemlich k.o.!" Er streckte die Arme aus.

"Nichts Gutes mehr gewöhnt!"

Er ging auf den Eingang des Haupthauses zu.

Eine Gestalt trat aus dem Schatten heraus und ließ ihn erstarren.

"Francine!", entfuhr es ihm.

Eine junge Frau war im Licht des Mondes zu sehen. Selbst unter diesen schlechten Lichtverhältnissen war ihre atemberaubene Schönheit zu erkennen. Die enge Cowboy-Jeans und das unter den vollen Brüsten zusammengeknotete Hemd ließen die Vorzüge ihrer perfekten Figur nur zu gut erkennen. Seidig fiel ihr das lange Haar über die Schultern.

"So, nichts Gutes mehr gewöhnt bist du also!", rief Francine. Ihre Stimme hatte einen schneidenden Klang. Scharf wie eine Rasierklinge. "Mir ist noch gut in Erinnerung, wie du letzte Nacht vor Lust gestöhnt hast, als wir in der Brassada kampierten."

"Francine, ich..."

"Selbst die Coyoten hat der Krach verscheucht, so laut warst du! War das vielleicht auch 'nichts Gutes'?"

"So war das nicht gemeint, Baby!"

"Ach, nein?"

Pedro der Mexikaner klopfte One-Eye auf die Schulter.

"Vamos, muchachos! Lassen wir den Boss jetzt besser allein!"

One-Eye knurrte etwas vor sich hin. Dann zog er zusammen mit dem blonden Pender und dem Mexikaner in Richtung der Cowboy-Baracken davon.

Francine stemmte die Arme in die Hüften.

"Dass du anderswo dein Horn abstößt, dass werde ich wohl kaum verhindern können. Aber ich habe etwas dagegen, dass du so über mich redest, Roy! Außerdem..."

"Was?"

Sie näherte sich, strich über das Revers seiner Weste, glitt dann tiefer, über die Gürtelschnalle zwischen seine Beine.

"Ich warte hier die ganze Nacht auf dich..."

"Du wusstest doch, wo ich war!"

Sie fasste stärker zu.

"Ich hoffe, du hast trotzdem noch was für mich übrig gelassen!"

"Francine, hör mal, ich..."

"Ich weiß nicht, über welche geheimnisvollen Kräfte die Girls von der Moonlight Ranch verfügen - aber ich bin überzeugt davon, dass ich das, was die können, auch hinkriege..."

"Baby!"

"Vielleicht sogar noch mehr!"

"Kannst du Tote zum Leben erwecken?"

"Eine meine kleineren Übungen, Darling!"

Sie zog ihn mit sich. Gemeinsam gingen sie ins Ranchhaus hinein. Im Kamin prasselte ein Feuer. Davor lag das Fell eines gewaltigen Bären, den Trumball, der Vorbesitzer der Big-B einst erlegt hatte. Natürlich in der Zeit vor seinem Reitunfall.

Francine nestelte an ihrem Hemd herum, löste den Knoten, ließ es dann über die Schultern gleiten. Das weiche Licht des Kaminfeuers tanzte auf ihren formvollendeten Brüsten.

Dann begann sie sich die Jeans über die geschwungenen Hüften zu streifen.

Provozierend langsam machte sie das.

O'Bannon stellte fest, dass sie darunter nichts trug.

Sein Blick blieb bei dem dunklen, flaumigen Haardreieck zwischen ihren Schenkeln haften.

Sie ging auf ihn zu, begann ihm dann die Weste von den Schultern zu streifen und sein Hemd aufzuknöpfen. Die Spitzen ihrer Brüste stießen dabei gegen seinen Oberkörper. Sie drängte sich gegen ihn, während sie ihm das Hemd von den Schultern streifte. Er spürte ihren Atem, ihren Duft, die Nähe ihres aufregenden Körpers. Seine Hände glitten an ihrem Hals entlang, wanderten dann tiefer, umfassten ihre Brüste. Er begann mit den Brustwarzen zu spielen. Eine instinktive Bewegung. Mit den Daumen strich er sanft darüber, bis sie sich zu kleinen Kieselsteinen verhärteten.

Francine schloss für einen Moment die Augen.

Sie seufzte.

"Ja!", stieß hervor. "Mach weiter..."

Sie begann an seinem Gürtel herumzunesteln.

Der Revolvergurt sank geräuschvoll zu Boden.

Mit schnellen, geübten Handgriffen streifte sie ihm dann die Hose herunter.

Ihre Augen begannen zu glänzen, als ihr Blick zwischen seine Beine glitt.

"Ein Scheintoter sieht aber anders aus!", stellte sie klar. "Für mich sieht das eher wie verhaltenes Interesse aus!"

"Was ich soll ich machen, Francine! Gegen die Macht deiner Melonen ist kein Kraut gewachsen!"

"Um so weniger verstehe ich, dass du dich mit anderem jungen Gemüse abmühst!"

Sie griff zu.

O'Bannon stieß ein wohliges Grunzen hervor. Zu einer vernünftigen Antwort war er im Moment wohl kaum in der Lage.

Unverhohlene Gier begann jetzt in seinen eisgrauen Augen aufzulodern. Genau jene Art von Gier, die Francine sich wünschte. Worauf sie gewartet, wonach sie sich gesehnt hatte.

Er zog Francine zu sich heran.

"Du bist eine wirklich scharfe Lady!", hauchte er atemlos.

"Ich weiß - und ab und zu muss ich dir das wohl in Erinnerung bringen!"

Längst hatte sie sein bestes Stück in die gewünschte Form gebracht. Angeschwollen drängte es zwischen ihre Schenkel.

O'Bannon umfasste Francines Pobacken mit kräftigem Druck.

Ihrer beider Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen, verzehrenden Kuss. Sie sanken gemeinsam zu Boden, direkt auf das weiche Bärenfell.

Das Kaminfeuer prasselte plötzlich heftiger. Funken wurden aufgewirbelt wie ein Schwarm von Glühwürmchen.

Aber keiner der beiden Sexhungrigen bemerkte das.

O'Bannon war über ihr, zog sie zu sich heran.

Mit zuerst vorsichtigen, dann immer heftiger werdenden Stößen drang er in ihre feuchte Wärme hinein.

"Ja, weiter so!", keuchte Francine.

Schweißperlen hatten sich sowohl auf ihrer als auch auf O'Bannons Stirn gebildet. Immer heftiger und schneller wurden seine Stöße. Ihre Brüste schaukelten im Takt dieser Bewegungen. O'Bannon schloss die Augen. Ja, er hatte nicht erwartet, in dieser Nacht - an diesem frühen Morgen, wenn man es genau nahm - noch so etwas zu erleben!

Francine hielt Wort und ließ ihren Ankündigungen Taten folgen.

Sie würde O'Bannon das Letzte abverlangen.

O'Bannons Lebensgeister kehrten immer drängender zurück.

Der faszinierende Körper, den er unter sich spürte, machte ihn mehr oder weniger rasend. Eine unbändige Lust beherrschte ihn. Für sonst nichts war im Augenblick in den Gedanken des Neu-Ranchers platz.

Francine schrie auf vor Lust.

So laut, dass man es wahrscheinlich bis zu den Cowboy-Baracken hören konnte.

In dieser Hinsicht war sie völlig hemmungslos.

Selbst die Gefahr, dass die teuren Mustangs in den Corrals dadurch in Unruhe geraten konnten, kümmerte sie nicht.

Und für O'Bannon galt dasselbe.

Endlich kam der Augenblick der Erlösung.

Der Höhepunkt war wie ein greller Blitz für ihn.

Völlig ermattet sank er nieder, legte sein Gesicht zwischen ihre Brüste.

Einige Augenblicke lang hielten sie sich fest, ohne etwas sagen zu können. Die Haut ihrer schweißbedeckten Körper glänzte im weichen Licht des Kaminfeuers.

Dann schob Francine ihn von sich herunter, drehte ihn auf den Rücken.

Ehe er etwas sagen konnte, schwang sie sich über ihn.

Ihre schaukelnden Brüste schwangen hin und her, wirkten dabei auf Roy O'Bannon wie ein hypnotisierendes Pendel.

Ihre Hände strichen über seine breite behaarte Brust, glitten dann tiefer.

Sein bestes Stück hatte sich noch nicht einmal vollständig entspannt. Sie strich darüber.

"Hey, du willst doch nicht..." Er brach ab, als er den besonderen Blick in ihren Augen sah. Einen Blick, den er nur zu gut kannte.

"Bleib liegen, Roy!"

"Aber..."

"Du brauchst nichts zu tun, wenn ich auf dir reite, Mustang. Nichts außer mir dein Sattelhorn so weit wie möglich entgegenzuhalten!"

"Du bist eine Mörderin!"

"Ach komm schon, Roy O'Bannon! Gibt es einen schöneren Tod?"

"Du bist unersättlich!"

"Ich weiß!"

8

One-Eye saß auf einem Holm des Corralls, in dem sich ein gutes Dutzend noch nicht zugerittener Mustangs befanden. Der Mond war ziemlich hell und im Osten begann schon die Sonne glutrot über den Horizont zu kriechen.

Vom Haupthaus her hörte er Francines Lustschreie.

Sie mischten sich mit den Rufen der Prärie-Coyoten.

One-Eye hatte einfach keinen Schlaf finden können, obwohl auch ihm von den Girls auf der Redlihght Ranch alles abverlangt worden war.

Aber da war etwas anderes, das ihn nicht zur Ruhe kommen ließ und ihn innerlich aufwühlte.

Etwas, das er einfach nicht verwinden konnte.

Die Sache mit dem Stern.

Niemand hatte vorhersehen können, dass Lee Clint so schnell das Zeitliche segnete. So lange er gelebt hatte, war es klar gewesen, dass Lee Clint die Nummer eins in O'Bannons Mannschaft gewesen war.

Es lag nahe ihn zum neuen Marshal von Lincoln zu machen.

O'Bannon hatte es dem Mann mit dem Saddle Coat fest versprochen gehabt.

Aber durch eine richtig platzierte Ladung Blei war das alles hinfällig geworden.

Logischerweise hatte One-Eye damit gerechnet, dass die Reihe nun an ihm war, was den Marshal-Posten anging. Aber stattdessen biederte sich O'Bannon, der große Boss bei Jim McEvan an und versuchte den Besitzer der Moonlight Ranch auf seine Seite zu ziehen.

One-Eye hatte es im ersten Moment kaum fassen können.

Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken.

Er drehte sich herum.

Es war Pender, der blonde Hüne.

Er kam auf One-Eye zu, lehnte sich dann gegen das Gatter des Corralls.

"Was ist los, One-Eye? Sag bloß die Girls der Moonlight Ranch lassen dich so heftig träumen, dass du besser nicht die Augen schließen willst!"

One-Eye machte eine wegwerfende Handbewegung.

Ein lautes Juchzen aus dem Haupthaus ließ beide Männer in dessen Richtung blicken.

Pender konnte ein dreckiges Grinsen nicht verbergen.

"Scheint 'ne Menge Spaß zu haben, unser Boss! Und Kondition! Alle Achtung!"

"Ein Drecksack ist er, unser Boss!"

Penders Augen wurden zu schmalen Schlitzen.

"Warum reitest du dann mit ihm, wenn du so über ihn denkst!"

"Frage ich mich langsam auch!"

Pender begriff, was in One-Eye vorging. "Du bist sauer wegen des Marshal-Postens!"

"Wundert dich das?"

"Hör zu, mich hat das auch geärgert. Ich meine, wenn du Marshal wirst, dann werde ich vielleicht Vormann hier auf der Big-B. Oben in Montana habe ich so einen Job schon mal gemacht, allerdings nur kurz." Er lachte heiser auf. "Bin dann mit dem Erlös für eine kleinere Rinderherde durchgebrannt!"

One-Eye verzog das Gesicht. "Sieht dir ähnlich!"

Eine Weile schwiegen sie.

Hörten dem Wind zu. Und Francine.

"Die scharfe Lady bringt den Boss nochmal um", meinte Pender.

"Manchmal weiß ich nicht, wer hier wirklich der Boss ist: Sie oder er?"

One-Eye ballte die Hände zu Fäusten, während einer der Mustangs wieherte. "Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, diesen Jim McEvan auszuschalten!"

"Ich wäre dabei, One-Eye! Und einige andere bestimmt auch!

Lee Clint hatte schließlich 'ne Reihe von Freunden in der Mannschaft!"

Ein wölfisches Grinsen umspielte One-Eyes Lippen.

Dann spuckte er aus.

"Mach dein Testament, Jim McEvan!", murmelte er vor sich hin.

9

Es war am folgenden Vormittag, als ein Reiter die Main Street von Lincoln entlangpreschte, als ob der Teufel hinter ihm her gewesen wäre.

Der Mann trug eine blaue Drillichhose und ein weißes Leinenhemd. Dazu einen Stetson.

Er trug keinen Revolver.

Vor dem Marshal Office stoppte er sein Pferd, sprang aus dem Sattel und stürmte so ungestüm zur Tür hinein, dass Jim McEvan regelrecht zusammenzuckte. Instinktiv griff der Town Marshal von Lincoln zu dem tiefgeschnallten Eisen an seiner Seite.

Doug Blaine verplemperte etwas von seinem Kaffee.

"Hey, hey, Sie können von Glück sagen, dass ich nicht gerade meine Schrotflinte in der Hand hatte, junger Mann!", meckerte er. "Wie leicht hätte sich ein Schuss lösen können. Damals, als ich in Kansas..."

Der junge Mann hörte dem Assistant Marshal überhaupt nicht zu.

Er ging sofort auf Jim zu, fasste ihn bei den Schultern, sah ihn geradezu beschwörend an.

"Mr. McEvan!", rief er und atmete schwer. Er rang regelrecht nach Luft. Angst leuchtete aus seinen Augen.

Schweiß perlte von der Stirn. Schließlich redete er.

"Ich bin Ken Dobbs von der Dobbs Farm! Eine paar Kerle haben meine Farm überfallen und halten meine Frau gefangen. Sie wollen sie umbringen, wenn..."

Er sprach nicht weiter.

"Wenn was?", fragte Jim.

Aber Dobbs achtete nicht darauf und ging auf Jims Einwurf auch nicht weiter ein. Statt dessen brachte Dobbs heraus: "Ich konnte entkommen! Sie müssen mit mir gehen, um den Kerlen das Handwerk zu legen!"

"Sie haben Ihre Frau mit denen allein gelassen?", fragte Doug und schüttelte dann den Kopf.

"Ich hatte keine Waffe - sonst hätte ich die Kerle über den Haufen geschossen!"

Doug ging zum Gewehrschrank, nahm eine der Winchesters heraus und warf sie Ken Dobbs zu.

Dieser fing die Waffe mit großer Sicherheit auf.

Jim McEvan runzelte die Stirn.

"Was waren das für Kerle?"

"Der Anführer hatte eine Augenklappe! Seine Leute nannten ihn One-Eye. Aber das kann unmöglich sein wirklicher Name sein!"

"O'Bannons Leute!", knurrte Jim McEvan grimmig.

Dann überprüfte er die Ladung seines 45er Colts und wandte sich an Doug.

"Versuch ein paar Männer für ein Aufgebot zu gewinnen, Doug!"

"In Ordnung, Jim."

"Ich werde mit Dobbs schonmal vorausreiten. Vielleicht kann ich ja noch das Schlimmste verhindern!"

"Beeilung!", rief Dobbs. Sein Gesicht war eine Maske des Grimms.

"Das sind O'Bannons Leute, nicht wahr?", fragte Doug.

Jim McEvan nickte düster.

Doug Blaine hob die Augenbrauen und machte ein skeptisches Gesicht. "Es wird nicht ganz einfach sein, jemanden für ein Aufgebot zu finden", vermutete der Assistant Marshal.

"Ich habe mich etwas umgehört unter den Leuten. Viele hoffen darauf, bei O'Bannon Arbeit zu finden. Schließlich ist ein großer Teil der alten Trumball-Mannschaft nicht mehr dabei und da rechnet sich der eine oder andere Chancen aus, dass O'Bannon vielleicht Ersatz braucht."

Jim klopfte Doug auf die Schulter.

"Du wirst es schon schaffen, Doug."

Dann ging der Marshal von Lincoln zusammen mit Dobbs zur Tür hinaus, nachdem er sich mit einer Winchester und genügend Munition für eine längere Schießerei eingedeckt hatte.

Augenblicke später saßen sie beide im Sattel und preschten die Main Street entlang.

Bis zum Ende, das durch das Ufer des Rio Bonito gesetzt wurde. Auf der anderen Seite des Flusses lag die Moonlight Ranch. Aber Jim und der Farmer mussten jetzt am Fluss entlang in Richtung der Sacramento Mountains reiten. Sie gaben den Pferden die Sporen, trieben sie unbarmherzig voran.

Im scharfen Galopp ritten sie dahin.

Seit Jim den Marshalposten übernommen hatte, war er immer wieder in der Gegend unterwegs gewesen. Und so kannte er sich im Umland von Lincoln inzwischen hervorragend aus.

Die Dobbs-Farm war ihm ein Begriff.

Auch dessen junge Frau hatte er schon einmal kennengelernt. Sie hieß Linda. Seit einem halben Jahr waren die beiden verheiratet.

Jim McEvan und Ken Dobbs erreichten eine Kette von kargen Hügeln. Hier und da ragte felsiges Gestein aus der Erde heraus. Hinter der Hügelkette befand sich die Farm.

Ken Dobbs zügelte plötzlich sein Pferd.

Jim folgte seinem Beispiel, drehte sich im Sattel herum.

"Was ist los?"

"Linda darf nichts geschehen!", meinte Ken Dobbs.

"Natürlich nicht!"

"Ich darf gar nicht daran denken, was diese Kerle inzwischen mit ihr angestellt haben!"

"Was auch immer - ich verspreche Ihnen, dass sie dafür bezahlen werden..."

Dobbs nickte leicht.

Jim drehte sich wieder nach vorn, ließ das Pferd einen Hang hinaufsteigen.

Ein Geräusch, das wie ein 'Ratsch!' klang, ließ ihn erstarren.

Er wandte den Kopf.

Aus den Augenwinkeln heraus sah er Dobbs.

Der Farmer hatte die Winchester aus dem Sattelschuh herausgeholt, auf Jim McEvan angelegt und die Waffe durchgeladen.

"Hey, was soll das?", zischte Jim McEvan zwischen den Zähnen hindurch. "Sie werden doch jetzt nicht durchdrehen, Dobbs!"

"Keineswegs!"

"Dann nehmen Sie das Eisen weg!"

"Tut mir leid, Marshal! Aber wenn ich nicht genau das tue, was dieser Einäugige und seine Bluthunde von mir verlangen, dann... dann werden sie Linda umbringen!"

Jim drehte sich erneut im Sattel herum.

Dobbs hob den Lauf der Winchester.

Schweißperlen rannen dem Farmer von der Stirn.

Er schluckte und es war ihm anzusehen, dass ihm das, was er jetzt tat, eigentlich zuwider war. Ein Mann, der glaubte, keine andere Wahl mehr zu haben.

"Was haben Sie vor, Dobbs? Mich erschießen? Das schaffen Sie nicht. Sie sind kein geübter Schütze..."

"Für ein Loch in Ihrem Kopf reicht's, McEvan!"

"...und selbst wenn Sie mich treffen, wäre ich schnell genug, um Ihnen auch noch ein Ding zu verpassen! Glauben Sie's mir!"

Ken Dobbs schluckte.

"Das ist mir gleichgültig!"

"Ich möchte Sie ungern erschießen, Dobbs!"

"Das werden Sie auch nicht. Schnallen Sie Ihren Gurt ab. Ganz langsam. Und dann lassen Sie ihn zu Boden gleiten..."

Jim atmete tief durch.

Ganz langsam griff er zur Gürtelschnalle. Er hatte keine Eile damit.

Der Gurt glitt hinab.

Sank in den Staub.

Jims Gaul machte ein paar Schritte auf Dobbs zu, schnaubte dabei. Es war steil und rutschig. Ein Maulesel wäre für diese Gegend besser geeignet gewesen. Jim musste die Zügel wieder übernehmen.

"Keine Bewegung mehr!", rief Dobbs.

"Dann wollen Sie mich also lebendig diesem Einäugigen ausliefern."

Er schüttelte den Kopf.

Sein Gesicht verlor dabei jeden Rest an Farbe.

"Die haben gesagt, dass sie Linda nichts tun, wenn ich ihnen Ihre Leiche präsentiere!"

"Und Sie glauben denen?"

"Was bleibt mir übrig!"

"Das ist nicht ihr Ernst, Dobbs!"

"Ich tue es für Linda, Mr. McEvan. Glauben Sie mir, wenn ich eine andere Wahl hätte, dann..."

Er brach ab, sprach nicht weiter. Statt dessen legte er die Winchester an.

Sekundenbruchteile später bellte ein Schuss auf. Jim blickte in das blutrote Mündungsfeuer, dass aus dem Lauf des Winchester 73-Karabiners herausleckte.

10

"Lass mich zufrieden, du dreckiger Bastard!", keuchte Linda Dobbs.

Der blonde Pender griff nach ihr. Er riss an ihrer Bluse. Die Knöpfe rissen ab. Die großen Brüste der jungen Frau wurden sichtbar. Unter dem groben Leinenhemd, das sie zur Farmarbeit anhatte, trug sie nichts.

Penders Augen verrieten unverhohlene Gier.

Linda wich zurück.

Dann spürte sie hinter sich die Wand.

Die junge Frau zitterte, raffte die Bluse wieder zusammen.

"Zier dich nicht so, Schätzchen!", forderte Pender.

Am groben Holztisch, der in der Mitte des kleinen Farmhauses stand, saß der Einäugige. Er spielte nervös mit seinem Revolver herum.

Mit insgesamt sechs Leuten war er hier.

Alles Freunde von Lee Clint. Schon deshalb wollten sie Jim McEvans Tod.

Pender stellte sich breitbeinig auf.

Er streckte seine mächtigen Pranken aus, langte plötzlich zu ihr hin, täuschte an und packte sie dann.

Grob zog er sie zu sich heran.

Er stierte dabei auf ihre Brüste. Sie versuchte ihn von sich zu stoßen, schlug nach ihm.

"Ich sehe, du magst es gerne wild, Baby!"

An der Tür lehnte ein Kerl mit einem Doppelholster. Er betrachtete grinsend die Szene. "Gib's ihr, Pender! Aber lass für mich was übrig!"

"Ich werde diese Wildkatze für dich zähmen, Bill!"

"Da bin ich ja mal gespannt!"

Jetzt mischte sich der Einäugige ein.

"Lass sie in Ruhe, Pender!"

Pender wandte den Kopf, war für einen Moment abgelenkt.

Linda stieß ihn von sich, zog sich zurück. Sie presste sich an der nackten Holzwand entlang, erreichte dann eine Ecke.

"Verflucht!", knurrte der Einäugige. "Was soll das Theater um die Lady hier?"

"Ich weiß gar nicht was du hast, One-Eye! Auf einmal zum Mönch geworden oder was ist los? Wenn ich fertig bin kannst du sie dir doch auch noch nehmen!"

"Erst, wenn wir sicher sind, dass wir sie nicht mehr brauchen!", entschied One-Eye auf eine Art und Weise, die an Unmissverständlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. "Dann könnt ihr von mir aus alle euren Spaß mit ihr haben!"

"Sag bloß, dich juckt es nicht in der Hose, wenn du dieses Klasseweib siehst!", grinste Bill, der Zweicoltmann an der Tür. "Immerhin bringt ihr Mann für uns den Marshal um, da könnte sie doch auch etwas für uns tun. "

Gelächter folgte.

Pender startete einen erneuten Angriff auf Linda.

Er ging auf sie zu, täuschte erneut an, grinste dabei zynisch. Es gefiel ihm, mit dieser Frau und ihrer Angst zu spielen.

Er packte sie, sie riss sich los.

Dann schnellte er auf sie zu.

Doch ehe er sie erreichen konnte, ließ Linda ihr Bein hochfahren.

Sie traf Pender zwischen den Beinen.

Der Blonde stöhnte auf, ging auf die Knie.

Linda presste sich gegen die Wand.

"Sieht so aus, als müsstest du deine Pläne mit der Kleinen etwas verschieben, Pender!", grinste Bill.

In diesem Moment ließ ein Schuss die Männer herumfahren.

Ein zweiter Schuss fiel.

"Das war dort hinten, hinter der Hügelkette!", stellte Bill fest. Seine Hände glitten instinktiv zu den beiden Colts, die er an den Seiten trug. "Wahrscheinlich hat Dobbs den Job hinter sich gebracht!"

"Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir das selbst machen müssen!", knurrte One-Eye.

"Wenn dieser Farmer das wirklich hingekriegt hat, ziehe ich den Hut vor ihm! McEvan ist 'n schneller Schießer!"

One-Eye stand auf. Er sah Linda an, die ihre Arme vor den Brüsten gekreuzt hielt.

"Dein Mann muss dich wirklich lieben, Kleine!", murmelte er. Dann blickte er auf Pender herab, dessen Gesicht reichlich blass geworden war. Er presste sich die Hände zwischen die Beine. "Na, noch alles dran?"

"Verfluchter Mist!"

"Wir werden die Lady lange genug leben lassen, damit du auch noch was von ihr hast, Pender. Aber ich nehme an, dass du jetzt nicht so gerne reiten möchtest!"

Bill lachte.

One-Eye drehte sich zu dem Zweicoltmann um.

"Nimm Gary und Saul! Und dann reitet über die Hügel! Ach ja, und vergesst nicht diesem Farmer eine Kugel in den Kopf zu jagen!"

Linda schrie auf.

"Nein!", rief sie.

Sie stürzte vor, wollte nach Penders Waffe greifen, aber ein Schuss stoppte sie.

Blitzartig hatte One-Eye seinen Revolver herausgerissen und abgedrückt.

Der Schuss fetzte nur wenige Zentimeter vor Lindas Füßen in den Holzboden hinein. Sie erstarrte.

"Schön ruhig bleiben", murmelte er zwischen den Zähnen hindurch. Ein zynisches Grinsen stand auf seinem Gesicht.

11

Ken Dobbs drückte zum zweiten Mal ab.

Der erste Schuss hatte Jim McEvan verfehlt. Der Marshal hatte sich seitwärts aus dem Sattel gleiten lassen, war zu Boden gefallen und rollte sich jetzt herum. Sein Pferd stellte sich wiehernd auf die Hinterhand. Jim musste höllisch aufpassen, um nicht durch die schlagenden Hufe erwischt zu werden.

Ken Dobbs' Gaul stellte sich ebenfalls auf.

Sein Schuss wurde durch diesen Umstand verrissen, ging ins Nichts. Er hatte Mühe das Tier unter Kontrolle zu halten.

Gleichzeitig krampfte sich die Rechte um die Winchester.

Aber den einhändigen Schuss aus dem Sattel beherrschte der Farmer natürlich nicht.

Er drückte ab, aber der Schuss war ungezielt und sorgte nur dafür, dass das Pferd nun vollends außer Kontrolle geriet, im hohen Bogen segelte er aus dem Sattel heraus.

Das Tier stob davon.

Jim rappelte sich inzwischen auf.

Er griff an, stürzte sich auf den am Boden liegenden Dobbs.

Der Farmer hatte es geschafft, trotz des Sturzes die Winchester in der Hand zu behalten. Er riss das Gewehr herum.

Der Lauf zeigte in Jims Richtung.

Ein Schuss löste sich.

Aber einen Sekundenbruchteil zuvor hatte Jim den Gewehrlauf umfasst und zur Seite gebogen. Die Kugel zischte an seiner Schulter vorbei.

Mit einem gezielten Faustschlag versetzte er Ken Dobbs ins Reich der Träume.

Dann stand der Marshal auf.

Dobbs Pferd würde irgendwann zu seinem Herrn zurückkehren und vermutlich dort warten, sofern es gut erzogen war.

Jim nahm die Winchester an sich, erhob sich.

Sein eigener Gaul wartete in einiger Entfernung. Der steile Anstieg hatte seiner Flucht ein rasches Ende gesetzt.

Jim erreichte die Stelle, an der er seinen Revolvergurt zu Boden hatte fallen lassen müssen. Er nahm ihn auf und schnallte ihn sich wieder um die Hüften.

Er erreichte das Pferd.

Die Geräusche mehrerer Pferde ließen ihn zum Kamm der Hügelkette blicken.

Drei Reiter tauchten dort auf, preschten in den Hang hinunter.

Ein Zweicoltmann ritt in der Mitte.

Der Kerl zur Linken hielt eine Shotgun auf das Knie gestützt.

Der dritte Mann trug den breiten Texas-Hut tief ins Gesicht gezogen. Er hielt einen Spencer Karabiner in Händen.

Der Lauf zeigte in Jims Richtung.

"Sieh an", knurrte der Zweicoltmann. "Werden wir die Sache doch noch selbst erledigen müssen!"

"Ich war gleich dagegen, einen Farmer an so etwas heranzulassen!", knurrte der Kerl mit dem Spencer Gewehr.

"Aber jetzt ist der Hund dran! Für Lee Clint!"

Es klang wie Kriegsgeschrei.

Er legte an.

Feuerte.

Aber Jim war um den Bruchteil einer Sekunde schneller.

Er benutzte nicht die Winchester, sondern riss innerhalb einer kaum messbaren Zeiteinheit den Colt aus dem tiefgeschnallten Holster heraus und drückte ab.

Jims Schuss erwischte den Kerl mit dem Spencer Gewehr mitten in der Brust.

Mit einem heiseren Todesschrei kippte der Kerl mit dem Spencer Gewehr aus dem Sattel. Sein Pferd stieg auf die Hinterhand.

Zur gleichen Zeit feuerte Jim auch die Winchester ab. Er stützte dabei den Kolben gegen die Hüfte.

Sein Schuss erwischte den Kerl mit der Shotgun an der rechten Schulter. Die Schrotladung der Shotgun ging in den Sand. Das Pferd stieg daraufhin wiehernd hoch.

Jim duckte sich, warf sich hinter einen Felsbrocken, während der Zweicoltmamnn aus beiden Rohren losballerte.

Dann tauchte Jim aus der Deckung hervor, legte die Winchester an, feuerte zurück.

Er erwischte den Zweicoltmann an der Hand. Er schrie auf, ließ eine seiner Waffen fallen. Den anderen Colt hatte er leergeschossen, es machte nur "klick!", als er die Waffe abfeuerte.

Jim lud die Winchester durch.

"Absteigen!", brüllte er.

Der Kerl mit der Shotgun hing schwer getroffen im Sattel.

Der Arm mit der Shotgun gehorchte ihm kaum noch. Die Shotgun sank zu Boden. Er griff nach dem Colt, hob die Waffe und ließ Jim keine Wahl.

Ehe der Colt abgefeuert werden konnte, schickte Jim eine weitere Kugel hinterher.

Sie traf den Mann am Kopf, riss ihn aus dem Sattel.

Das Pferd stob davon.

Jim schwenkte den Lauf der Winchester herum.

Der Zweicoltmann saß noch immer im Sattel. Die Wunde an der Hand blutete stark.

Er ließ inzwischen den leergeschossenen Revolver zurück ins Holster gleiten.

Er begriff offenbar, dass er keine Chance mehr hatte.

"Worauf wartest du, du Hurensohn!", knurrte der Zweicoltmann düster. "Warum erschießt du mich nicht einfach - so wie Lee Clint! Ich kann mich noch nicht einmal wehren!

Ist also kein Risiko für dich dabei!"

"Ich brauche dich noch!", erwiderte Jim McEvan eisig.

"Ach, ja?"

Jim erhob sich zu voller Größe, kam hinter dem Felsen hervor und ging auf den jetzt ziemlich blass gewordenen Zweicoltmann zu.

"Steig aus dem Sattel!", befahl Jim dann.

"Vielleicht können wir ins Geschäft kommen."

"Ich glaube nicht, dass du mir irgendetwas anzubieten hast!", erwiderte Jim kühl.

"Wenn du mich leben lässt..."

"Ich lasse dich leben!", unterbrach Jim ihn. "Ich werde dich in eine Zelle sperren und du wirst zumindest so lange leben, bis eine Geschworenenjury über dich entschieden hat..."

Der Zweicoltmann schluckte.

"Bastard!"

Jim lächelte dünn.

"Vielleicht kannst du mir doch noch helfen!", murmelte er dann.

12

"Teufel nochmal! Bill kommt zurück!", rief Pender, der sich inzwischen einigermaßen erholt hatte. Er stand an der Tür.

Außer ihm waren noch One-Eye und ein Kerl mit einer hüftlangen Fransenjacke aus Wildleder im Raum. Außer einem tiefgeschnallten Revolver trug er auch noch ein überlanges Bowiemesser sowie einen indianischen Tomahawk bei sich.

Mit dem Tomahawk hatte er die ganze Zeit herumgespielt, ihn immer wieder mit der Klinge in die hölzerne Tischplatte fahren lassen.

Linda Dobbs lag gefesselt in der Ecke. Ihre Hände waren nach hinten gebunden und mit den Füßen verbunden worden. Ihr Oberkörper wölbte sich auf diese Weise nach vorn, so dass ihre Brüste aus dem zerrissenen Hemd herausragten.

Der Tomahawk-Mann betrachtete das Girl wohlgefällig.

Ein schiefes Grinsen stand in seinem Gesicht.

Er entblößte dabei ziemlich schlechte Zähne.

Den Stetson trug er tief im Gesicht, so dass man seine Augen kaum sehen konnte.

Er wandte nun ruckartig den Kopf zu Pender herum. "Was ist mit den anderen?", fragte er.

"War 'ne ziemliche Ballerei da oben!", meinte Pender skeptisch. "Ich hoffe nicht, dass unsere Jungs ins Gras gebissen haben!"

"Ich habe gesehen, wie dieser McEvan gegen Lee Clint gezogen hat..."

"Gott sei seiner Seele gnädig!", knurrte Pender.

Der Tomahawk-Mann lachte auf.

"Der brutzelt doch längst eine Etage tiefer." Er deutete grinsend mit dem Beil auf den Boden. "In der Hölle!"

One-Eye stand auf, ging zur Tür und trat dann hinaus.

Die Sonne blendete ihn.

"Wenigstens hat es den Bastard McEvan jetzt auch erwischt!", murmelte er.

"Du glaubst, dass du jetzt nichts mehr blechen musst, wenn du die Girls auf der Moonlight Ranch bumsen willst, was?", rief der Tomahawk-Mann ihm hinterher. Er stand ebenfalls auf, warf dem gefesselten Girl ironisch eine Kusshand zu.

"Nichts für Ungut, Baby! Sieht so aus, als hätte's deinen Mann auch erwischt!"

Er kicherte.

Dann folgte er One-Eye hinaus. Pender schloss sich ihnen an, fasste sich zuvor aber noch einmal zwischen die Beine und tastete dort vorsichtig herum.

Er verzog das Gesicht dabei.

Linda Dobbs hatte ihn ziemlich gemein getroffen. Und das mit voller Wucht.

Die drei Männer standen dann wenig später vor dem Farmhaus, sorgten dafür, dass sie nicht aus dessen Schatten heraustraten und blickten dem ankommenden Reiter mit seinem Packtier entgegen.

Die Ladung, die das Packtier trug war der erschlaffte Körper von Jim Preson. Bäuchlings hing er über dem Pferderücken.

Billy, der Zweicoltschütze, hatte es offenbar nicht sonderlich eilig.

"Irgendetwas stimmt nicht mit ihm!", murmelte One-Eye.

"Wovon sprichst du?", fragte Pender irritiert.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er zog den Hut tiefer ins Gesicht, um besser gegen die Sonne blinzeln zu können.

Die Männer warteten geduldig.

Dann war der Zweicoltmann mit seiner über den Sattel gelegten Trophäe auch schon heran. Er führte den Gaul des Sherrifs hinter sich her, zügelte dann sein Pferd und blieb stehen. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Er blickte sich zu dem über den Rücken des anderen Pferdes gehängten Marshal um.

"Was ist mit den anderen Jungs?", fragte One-Eye.

Bill schluckte.

"Das Schwein hat sie erledigt!"

"Na, wie ich sehe, hast du dafür ihn erledigt. Der Boss wird dir dankbar dafür sein!"

Eine Spur von Ironie schwang in den Worten des Einäugigen mit. Sein einziges Auge suchte inzwischen nach einer Schusswunde. Irgendwo musste das Blut aus dem Körper des Marshals heraussprudeln. Aber nichts dergleichen bemerkte One-Eye. Offenbar war Jim McEvan von vorne getroffen worden.

One-Eye trat an den Gaul heran.

Er konnte einfach nicht anders.

Zuerst musste er sich davon überzeugen, dass der Sternträger von Lincoln wirklich über den Jordan gegangen war. Seine Hand hob sich, langte zur Halsschlagader.

Die Tatsache, dass der Gesetzeshüter nicht gefesselt war, gefiel One-Eye nicht.

Aber er schalt sich einen Narren.

Wozu einen Toten noch fesseln!, ging es ihm durch den Kopf. Eine warnende Stimme meldete sich in ihm: Dass dieser McEvan sterben muss, scheint bei dir zu einer fixen Idee geworden zu sein!, ging es ihm durch den Kopf.

Er drehte sich halb herum.

Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung war.

One-Eye verfügte über den untrüglichen Instinkt für Gefahr, den jeder brauchte, der in dem wilden Land westlich des Pecos überleben wollte.

Jim McEvan handelte inzwischen. Der angeblich bereits in die ewigen Jagdgründe eingegangene Town Marshal riss einen 45er Colt aus dem Sattelpack heraus. Das ging so schnell, dass sein Gegenüber gar nicht reagieren konnte.

Eine geschmeidige, katzengleiche Bewegung.

Jim drückte One-Eye den langen Lauf des Colts in die Seite und spannte den Hahn.

"Keine Bewegung! Sonst bist du tot!"

"Heh..."

One-Eye wurde blass. Einen Augenblick lang zögerte er, überlegte, ob er nicht einfach zum Eisen greifen oder die Winchester hochreißen sollte.

Seine Komplizen waren weniger zögerlich.

Pender riss den Colt heraus.

Feuerte.

Der Tomahawk-Mann, der einige Yards näher zur offenstehenden Tür des Farmhauses stand, zog ebenfalls.

Die Handfläche seiner Linken glitt über den Hahn des Revolvers, riss ihn zurück und einen Sekundenbruchteil später drückte er erneut ab.

Zwei überhastete, schlecht gezielte Schüsse.

Der Gaul, über dem Jim hing, bekam eine Bleiladung ab, ging wiehernd in die Knie.

Bevor Jim zu Boden ging, schlug er One-Eye den Revolver ins Genick. Der Einäugige sank in sich zusammen, ehe er nach dem Colt greifen konnte.

Jim rollte sich von dem Körper des getroffenen Pferdes herunter, während dicht neben ihm ein dritter Schuss einschlug.

Dann hob er seinen Colt und feuerte in Richtung Pender.

Er erwischte Pender am Bein.

Der O'Bannon-Mann schrie auf, taumelte zurück. Sein Gesicht verzog sich in einer Mischung aus Wut und Schmerz.

Der Tomahawk-Mann stolperte zur Tür des Farmhauses und suchte Deckung.

Jims zweiter Schuss verfehlte ihn knapp, zischte in den Türrahmen hinein und ließ das Holz splittern.

Bill, der Zweicoltmann, gab seinem Gaul die Sporen.

Jim McEvan hatte natürlich dafür gesorgt, dass Bills Colts ungeladen waren. So war er im Moment nicht in der Lage, sich an der Schießerei zu beteiligen.

Pender humpelte in Richtung des Hauses.

Dabei feuerte er in Jims Richtung.

Jim schoss zurück.

Ein Treffer in die Schulter riss Pender zurück, ließ ihn gegen einen Pfosten des Vordachs prallen und an diesem zu Boden rutschen.

Jim hechtete hinter die Pferdetränke, während der Tomahawk-Mann aus der Tür heraus auf ihn feuerte. Die Pferde am Hitchrack wurden fast verrückt dabei. Die Kugeln flogen ihnen nur so um die Ohren. Die Tiere rissen wie von Sinnen an ihren Zügeln.

Pender legte erneut auf Jim an und ließ dem Marshal keine Wahl.

Bevor Pender feuern konnte, verpasste ihm Jim eine Kugel in den Kopf.

Mit weit aufgerissenen Augen saß der Blonde da, an den Pfosten gelehnt. Er war tot.

Der Tomahawk-Mann tauchte inzwischen erneut aus seiner Deckung im Farmhaus auf. Er hatte jetzt eine Winchester in den Fingern, legte an, feuerte Schuss um Schuss. Mit energischen, schnellen Bewegungen lud er den Karabiner immer wieder durch.

Jim presste sich auf den Boden.

Die Kugeln fetzten in die Tränke hinein.

Das Wasser begann auszulaufen.

Hastig steckte Jim McEvan neue Patronen in die Revolvertrommel.

Der Tomahawk-Mann verfeuerte indessen das gesamte Magazin des Winchester-Karabiners.

Alle zwölf Schuss.

Jim zählte mit.

Dann tauchte er aus der Deckung hervor, den 45er im Anschlag.

Sein Zeigefinger krallte sich um den Stecher der Single Action-Waffe.

Aber Jim schoss nicht.

Er konnte nicht, denn in diesem Moment rissen sich die Pferde los, galoppierten in alle Richtungen. Völlig von Sinnen stoben sie davon.

Bill hatte inzwischen eine Scheune erreicht, die etwa dreißig Yards abseits des Farmhauses stand, war aus dem Sattel gesprungen und hatte seine Colts nachgeladen.

Er ballerte drauflos, schickte Kugel um Kugel in Jims Richtung.

Jim duckte sich.

Als der Geschosshagel etwas verebbte, rappelte er sich auf, feuerte und rannte dann in geduckter Haltung auf das Haus zu. Links und rechts schlugen die Kugeln in den Boden ein.

Den Tomahawk-Mann bemerkte Jim am Fenster. Der Marshal riss den Colt herum und feuerte. Die Scheibe ging zu Bruch.

Der Tomahawk-Mann tauchte weg.

Dann hatte Jim das Haus erreicht.

Neben der Tür presste er sich mit dem Rücken gegen die Wand.

Er war nun außerhalb von Bills Schussfeld.

Aus dem Haus heraus hörte Jim Bewegungen.

Und den unterdrückten Schrei einer Frau.

Linda Dobbs!

Jim stürzte mit dem Colt in der Hand ins Innere des Hauses, das aus einem einzigen Raum bestand.

In einer hinteren Ecke stand der Tomahawk-Mann. Er hielt Linda Dobbs vor sich, hatte seinen Arm um ihren Hals gelegt. Wie in einem Schraubstock hielt er sie. Der Lauf seines Colts war gegen ihre Wangee gepresst.

Jim sah die zerrissenen Kleider der jungen Frau, der die Hände auf den Rücken gefesselt waren. Die Fußfesseln hatte der Tomahawk-Mann ihr wohl soeben gelöst. Die Schnüre hingen ihr noch um die Fußgelenke.

Ein hässliches Grinsen erschien auf dem Gesicht des Tomahawk-Mannes.

"Vergiss es, McEvan. Wirf dein Eisen weg, sonst hat die Lady hier keinen Kopf mehr..."

Angst leuchtete in den Augen der jungen Frau.

Jim zögerte.

Zeit gewinnen!, dachte er. Und wenn es nur ein paar Sekunden waren.

"Und wenn ich das Eisen wegwerfe, bin ich auch ein toter Mann!"

"Nein."

"Und das soll ich dir glauben?"

"Jedenfalls wirst du nicht sofort sterben. Du hast meinen Freund Pender umgelegt - und Lee Clint, den ich auch gut leiden konnte! Dafür sollst du bezahlen, du Hund!"

"Ach so ist das..."

Jim sah die Winchester auf dem Tisch, etwa drei Schritte von ihm entfernt. Er vermutete, dass der Tomahawk-Mann keine Zeit gehabt hatte, sie nachzuladen.

Jim tat so, als wollte er die Waffe dazulegen, machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn.

Dann wirbelte er herum.

Er hatte keine andere Wahl, so erkannte er.

Diese Hunde hatten Linda schon genug angetan - Jim konnte sie nicht retten, indem er dem Tomahawk-Mann jetzt nachgab.

Und sein eigenes Leben war auf diese Weise auch nicht zu retten.

Er musste also alles auf eine Karte setzen.

Auf einen Schuss, der sitzen musste.

Er riss den Colt blitzartig empor, feuerte ohne eine Sekunde lang zu zögern.

Jim McEvan war einer der besten Quick Draw Schützen weit und breit. Die Distanz war nicht sehr groß. Und dennoch war es ein Risiko.

Der Schuss traf den Tomahawk-Mann im rechten Auge.

Er kam weder dazu, seinen Revolver abzudrücken, noch zu irgendeiner anderen Reaktion.

Er taumelte zurück, rutschte an der Wand zu Boden.

Linda stand zitternd da.

Jim steckte den Colt ins Holster. Er trat vor und beugte sich dann über den Tomahawk-Mann. Er nahm ihm das Beil vom Gürtel. Mit der scharfen Klinge wollte er Lindas Fesseln lösen.

Stiefelschritte ließen Jim erstarren.

Dann das Klicken eines zurückgezogenen Revolverhahns.

Der Zweicoltmann stand in der Tür.

In der Hand eines seiner beiden Eisen.

"Marshal!", schrie Linda. Sie ließ sich zu Boden fallen, kurz bevor der Zweicoltmann losballerte.

Jim hechtete zur Seite. Der erste Schuss traf die Leiche des Tomahawk-Mannes, ließ sie zucken und hauchte ihr für den Bruchteil eines Augenblicks nochmal so etwas wie Scheinleben ein.

Zu einem zweiten Schuss kam der Mann in der Tür gar nicht mehr.

Jim schleuderte ihm den Tomahawk entgegen.

Mitten in die Stirn fuhr ihm das Wurfbeil.

Der Zweicoltmann stand noch einen Augenblick lang da, während schon längst kein Leben mehr in ihm war.

Dann sackte er wie ein gefällter Baum zu Boden, schlug hart dabei auf.

Jim erhob sich, kümmerte sich dann um Linda Dobbs.

"Alles in Ordnung, Mrs. Dobbs", sagte er.

"Was ist mit meinem Mann?", fragte sie. "Er sollte..."

Sie stockte. "Hat er versucht...?", setzte sie dann neu an, schluckte aber nur, anstatt den Satz zu beenden.

Jim nickte.

"Ja, er hat versucht, mich umzubringen."

"Sie haben ihn erschossen?"

"Nein. Er liegt bewusstlos hinter der Hügelkette. Sie werden ihn bald wieder in Arme schließen können!"

Sie atmete tief durch.

"Gott sei Dank!", hauchte sie.

Jim löste nun endlich ihre Fesseln.

Sie rieb sich die Handgelenke, bedeckte dann ihre Brüste mit den Händen. Das Geräusch galoppierender Pferde war zu hören.

Jim ging zur Tür und blickte in die Ferne.

"Wer ist das?", fragte Linda.

Jims Gesichtsausdruck entspannte sich.

"Doug Blaine, mein Assistant Marshal. Er hat ein paar Cowboys aus der Gegend zu einem Aufgebot zusammengestellt..."

"Dieses Aufgebot wäre wohl zu spät gekommen", meinte Linda."

"Ja."

"Ich danke Ihnen, Marshal!"

Jim drehte sich zu ihr, sah sie eine Augenblick lang an.

"Das gehört zu meinem Job", erwiderte er. "Und im übrigen ist dieser Kampf auch noch nicht zu Ende. Draußen liegt der Einäugige. Ich werde ihn ins City Jail bringen lassen und bin mal gespannt, wie Roy O'Bannon darauf reagiert!"

"Er wird seine Meute auf Sie hetzen!"

"Soll ich den Hund deswegen laufen lassen?"

"Nein, natürlich nicht!"

13

Roy O'Bannon ritt etwa zur selben Zeit mit einem Großteil seiner Männer durch Lincoln.

Etwa ein Dutzend Reiter folgten ihm.

Alles Männer, die den Eindruck vermittelten, ihr Geld eher mit dem Revolver als mit dem Lasso zu verdienen.

Sie preschten die Main Street entlang. Schließlich erreichten sie den HAPPY SINNER Saloon.

Dort stiegen sie von den Gäulen, machten ihre Pferde am Hitchrack fest.

Die Schwingtüren flogen auseinander, als Roy O'Bannon als erster den Schankraum betrat.

Pedro, der Mexikaner folgte ihm.

Der Sombrero hing ihm an einem Band über den Rücken.

Um diese Zeit herrschte noch kaum Betrieb im HAPPY SINNER. Die Girls saßen am Schanktisch und langweilten sich. Die einen alberten herum, andere manikürten sich die Fingernägel.

An einem runden Tisch in der Ecke saßen Rex Herron und Kevin Killroy zusammen mit einem kleinen dicken Mann mit Melone. Es handelte sich um Franklin J. Coldwater, einen reichen Freightliner, der außerdem noch Bürgermeister von Lincoln war.

Coldwaters Leibwächter Jeffrey Polland stand hinter ihm.

Dessen Reaktion war prompt. Seine Hand glitt zum Colt, als er die fremde Meute den HAPPY SINNER besetzen sah.

Die Kerle stellten sich breitbeinig auf, verteilten sich uim Raum.

Herron blickte sich um, sah wie nervös seine eigenen Leute waren.

Davon abgesehen, waren sie O'Bannons Meute auch zahlenmäßig völlig unterlegen.

Als eines der Girls versuchte, sich an Pedro, den Mexikaner heranzumachen wurde sie grob weggestoßen.

Herrons Augen wurden schmal.

"Nanu, Jungs, was ist mit euch los? Seit ihr Mönche oder sowas, dass ihr die gute Frischfleischware hier nicht zu schätzen wisst?"

Keine Antwort.

Nur eisiges Schweigen.

Herron hatte vom ersten Augenblick an gewusst, dass diese Meute nicht hier war, um sich zu vergnügen.

O'Bannon trat an den Tisch heran, flankiert von zwei Gunslingern.

"Ich bin O'Bannon, der neue Besitzer der Big-B.

Wahrscheinlich haben Sie von mir gehört!"

"Allerdings!", zischte Coldwater.

"Ich auch von Ihnen. Man sagte mir, dass Sie beide großen Einfluss hier in Lincoln hätten!"

"Ich bin der Bürgermeister!", betonte Coldwater.

Ein verächtliches Lächeln bildete sich um O'Bannons Lippen.

"So etwas bedeutet für mich nicht das Geringste! Aber von mir aus können Sie im Amt bleiben, Mister. Falls Sie mit mir so zusammenarbeiten, wie ich mir das vorstelle!"

Coldwaters aufgedunsenes Gesicht lief dunkelrot an.

Der Ärger über die Gönnerhaftigkeit des Neu-Ranchers auf der Big-B war ihm überdeutlich anzusehen.

Aber Coldwater verkniff sich eine Erwiderung.

O'Bannon wandte sich an Herron.

"Sie sind der Besitzer des HAPPY SINNER, was?"

"Ja."

"Man hat mir Ihre hässliche Visage beschrieben, Herron. Glücklicherweise sehen Ihre Girls besser aus, wie ich sehe..."

"Was wollen Sie?"

Herron steckte sich eine Zigarre in den Mund, ließ sie sich dann von Kevin Killroy anzünden.

O'Bannon schob sich den Hut in den Nacken.

"Ihr Geschäft läuft gut, was?"

"Natürlich!"

"Ich will für den Anfang zehn Prozent vom Gewinn!"

"Sie sind nicht ganz richtig im Kopf, O'Bannon!"

"Wenn Sie noch zehn Prozent drauflegen, schütze ich Sie vor allen, die Ihnen möglicherweise in die Quere kommen."

In Herron kochte es. Seine Nasenflügel bebten, ihm war anzusehen, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte. Aber O'Bannon war einfach mit einer zu großen Übermacht hereingeschneit.

Und Rex Herron besaß einen sehr sicheren Instinkt für das überleben. Ich werde auf den richtigen Augenblick warten, ging es ihm durch den Kopf. Auf den richtigen Augenblick, um dir deine arrogante Visage mit einem Gewehrkolben zu polieren!

Herrons Nasenflügel bebten. Die spärlich bekleideten Girls starrten ihren Boss an. So gedemütigt hatte keine der Schönen ihren Boss je gesehen. Normalerweise war er es, der andere erniedrigte.

Kein Wort wurde gesprochen. Für einige Augenblicke hätte man eine Nadel fallen hören können.

Dann knarrte etwas. Eine der Fußbodenbohlen. Der Barkeeper versuchte, sich davonzumachen.

O'Bannon zog den Colt, feuerte sofort.

Die Kugel zischte dicht an dem Keeper vorbei, ließ ein paar Gläser sowie eine wertvolle Flasche Kentucky Bourben zerspringen. Der braune Saft tropfte die Regale hinunter.

"Bleib, wo du bist, Dicker!", rief O'Bannon dem Keeper zu, der kreidebleich geworden war und leicht zitterte. "Dann fühle ich mich einfach wohler!"

"Wer weiß, Boss, vielleicht trinken wir hier ja doch noch was!", ergänzte Pedro.

O'Bannon lachte.

Er lachte so lange, bis Herron ihn unterbrach.

"Ich brauche keinen Schutz!", erklärte er.

"Ach wirklich?", fragte O'Bannon mit einem zynischen Grinsen um die Lippen.

"Das würde ich mir an Ihrer Stelle nochmal gründlich überlegen, Herron. Wie leicht könnte hier etwas passieren. Es braucht sich nur herumzusprechen, dass man in Ihrem Saloon seines Lebens nicht sicher ist, wenn man seinen Whisky trinkt oder zwischen den Schenkeln einer dieser reizenden Girls etwas entspannt. Dann sind Sie ruiniert!"

Kevin Killroy sah seinen Boss angespannt an. Er wartete offenbar auf ein Zeichen.

Aber Herron schüttelte kaum merklich den Kopf.

Der Besitzer des HAPPY SINNER Saloon wusste, wann er keine Chance hatte zu gewinnen.

Und dies war zweifellos so ein Moment.

"Wir reden darüber", knurrte er.

"Ah, Sie werden vernünftig. Das freut mich zu hören. Und was ist mit Ihnen, Bürgermeister?"

"Ich werde das noch mit jemandem besprechen müssen..."

"Besprich es mit wem du willst, Fettbacke. Nur komm zum richtigen Ergebnis!"

Oben, an der Balustrade, die man über eine Freitreppe erreichen konnte, regte sich etwas.

Ein Kerl, der schon die ganze Zeit dort oben gestanden hatte, zog jetzt seinen Revolver, legte ihn auf O'Bannon an.

Aber Pedro, der Mexikaner, war bedeutend schneller.

Kurz hintereinander wurden die Schüsse abgegeben.

Der Gunslinger an der Balustrade sank getroffen in die Tiefe.

Er fiel genau auf den Tisch, an dem Herron und Coldwater saßen.

Die Tischbeine krachten unter der Wucht des Aufpralls aus dem Leim. Herron, Coldwater und ihre Begleitschatten sprangen zur Seite.

"Guter Schuss, Pedro!", lobte O'Bannon. Seine eisgrauen Augen musterten Herron. "Versuchen Sie so etwas nicht nochmal, Herron! Sonst liegen Sie auf dem Boothill!"

Er stieß den Toten mit dem Fuß an.

"Mein Angebot gilt bis heute Abend. Danach fordere ich einen doppelt so hohen Anteil", setzte der Besitzer der Big-B dann noch hinzu.

Dann schnipste er mit den Fingern.

"Los, Jungs, wir haben noch ein paar Sachen zu erledigen!"

Einige der Männer maulten etwas, weil sie sich wohl lieber mit den jetzt ziemlich verschüchtert wirkenden Girls eingelassen hätten. Aber einige Augenblicke später war die ganze Mannschaft wieder verschwunden.

"So ein Bastard!, knurrte Herron. Er spuckte verächtich auf den erschossenen Gunslinger. "Da heuert man für ein Schweinegeld Leute an, die mit der Waffe umgehen können, und dann schaffen sie es noch nichtmal, diesem arroganten Sack eine Kugel in den Kopf zu jagen!"

"Rex, wir sollten versuchen, uns mit ihm zu einigen", schlug Coldwater vor.

"Ach, ja?"

"O'Bannon mag ein unangenehmer Zeitgenosse sein, aber er könnte uns dabei behilflich sein, Jim McEvan aus dem Weg zu räumen!"

14

Jim McEvan erreichte die Big-B Ranch. Er hatte das Pferd des Zweicoltmanns genommen.

One-Eye war von Doug Blaine und den anderen Männern des Aufgebots mitgenommen worden. Bis zum Prozess gegen ihn würde er im City Jail sitzen müssen.

Jetzt wollte Jim den Besitzer der Big-B zur Rede stellen.

Denn es war fraglich, ob die Männer um One-Eye und Pender auf eigene Faust dem Marshal von Lincoln eine Falle gestellt hatten.

Natürlich würde O'Bannon abstreiten, etwas damit zu tun zu haben.

Jim McEvan zügelte sein Pferd, als er an den Cowboybaracken vorbei auf das Haupthaus zupreschte.

Am Corral befanden sich drei Mann.

Jim kannte sie.

Sie hießen Sid, Barry und Red und gehörten zur ursprünglichen Ranch-Mannschaft. Wahrscheinlich die letzten, die noch ausgehalten hatten.

Sie drehten sich zu Jim herum, tauschten Blicke und kamen dann auf ihn zu.

Alle drei trugen ihre Revolver an der Seite.

Jim hoffte, dass sie es nicht darauf ankommen ließen.

"Hallo, Marshal!", knurrte Sid. Er hatte Jim wohl immer nicht vergessen, dass dieser ihn einmal für drei Tage wegen Randalierens auf der Main Street im City Jail hatte schmoren lassen.

"Wo ist O'Bannon, euer neuer Leitwolf?", erkundigte sich Jim McEvan.

"Nicht hier."

"Und die meisten seiner Leute auch nicht, wie ich sehe!"

"Besser Sie verschwinden, McEvan!", schaltete sich jetzt Red ein. Er war der jüngste der drei. Seine Daumen klemmten hinter dem Revolvergurt. "Sonst bekommen Sie Ärger mit uns!"

"Was du nicht sagst. Schonmal einen Blick auf den Stern geworfen?", erwiderte Jim eisig.

Sid grinste. "Seit Roy O'Bannon in die Gegend gekommen ist, bedeutet der nicht mehr dasselbe."

"Ach, nein?"

Jim stieg aus dem Sattel.

Sid griff zum Colt, feuerte.

Er brannte Jim eine Kugel dicht vor die Stiefelspitze.

Der Marshal hatte Mühe, das Pferd zu beruhigen.

"Verschwinde!", rief Sid.

"Einen Moment!", war jetzt eine weibliche Stimme zu hören.

Eine atemberaubend schöne Dunkelhaarige trat die Stufen hinab, die zum Eingang des Ranchhauses führten.

Sie trug eine Winchester unter dem Arm. Ihre Haare klebten feucht am Kopf. Offenbar war sie gerade aus dem Bad gestiegen. Jedenfalls sah es so aus. Sie trug nichts weiter als ein kariertes Männerhemd, dass ihr bis zu den Schenkeln reichte. Die endlos langen Beine blieben unbedeckt. Und von den Vorzügen ihres restlichen Körpers verdeckte dieses Hemd auch nicht allzu viel.

Nur ein paar Knöpfe waren geschlossen.

Ihr voller Busen wippte bei jeder Bewegung unter dem Stoff.

Jim McEvan musste unwillkürlich schlucken.

Was für eine atemberaubende Schönheit!, dachte er.

"Du bist der Marshal", stellte sie fest. "Ich habe schon von dir gehört, Jim McEvan."

"Wo ist O'Bannon?"

"Nicht hier, wie die Jungs dir schon gesagt haben."

"Wo steckt er?"

"Kann ich dir nicht sagen. Aber vielleicht sollten wir uns nicht draußen unterhalten..." Sie lächelte. "Ich bin übrigens Francine. Francine McDonegal. O'Bannon mag der neue große Boss in diesem Landstrich sein - aber ich bin O'Bannons Boss, wenn du verstehst, was ich meine!"

"Sofort", murmelte Jim.

Francine wandte sich an die drei Cowboys.

"Verzieht euch, Jungs!"

Sid hob die Hände.

"Aber Mr. O'Bannon hat doch gesagt..."

"Das hat schon seine Richtigkeit. Macht euch nicht in die Hosen, Jungs!" Sie sah Jim McEvan von oben bis unten an.

Dann machte sie eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf.

"Komm schon, mach dein Pferd am Hitchrack fest. Und dann sagst du mir, was du von O'Bannon willst..."

15

"Mach es dir bequem, Marshal", hauchte Francine, als sie zusammen mit Jim McEvan den großen Wohnraum des Ranchhauses betrat. Ein Raum so groß wie einer der kleineren Saloons in Lincoln. Francine deutete auf ein Sofa.

Jim zögerte erst, setzte sich aber dann.

"Was willst du von O'Bannon?"

"Einige seiner Leute haben eine Farm überfallen, den Farmer in die Stadt geschickt, um mich zu holen. Eine Falle. Die wollten mich umbringen."

Francine atmete tief durch, stellte dann die Winchester zurück in den Gewehrschrank.

"Oh", murmelte sie und strich sich dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Sowas ähnliches habe ich auch gesagt, als ich es gemerkt habe!"

"Ich nehme an, O'Bannon hat jetzt ein paar Leute weniger in seiner Mannschaft."

"War nicht zu vermeiden."

"War ein Mann dabei, der von allen One-Eye genannt wird?"

"Ja."

"Keine Ahnung, wie der wirklich heißt, aber es könnte sein, dass er sich nach Lee Clints Tod Hoffnungen darauf machte, dass er den Marshalposten bekommt."

"Ich habe was dagegen, wenn Marshalposten auf diese Weise verteilt werden!"

"Roy O'Bannon mag es, wenn er der Boss ist! Ich habe immer versucht, ihm das Gefühl zu geben..."

"Ist er's nicht?"

Sie machte eine weit ausholende Bewegung. "Wissen Sie, mit wessen Geld diese Ranch gekauft wurde? Mit meinem. Woher das stammt willst du nicht wirklich wissen, Jim McEvan.

Jedenfalls gehört diese Ranch in Wahrheit mir!"

Jim hob die Augenbrauen.

"Warum erzählst du mir das?"

"Weil ich dachte, dass es dich vielleicht interessiert."

Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: "Ich kann dir versichern, dass Roy nichts damit zu tun hatte. Das haben die Jungs in eigener Regie getan. Roy möchte, dass du SEIN Marshal bist!"

"Ich bin nicht käuflich."

"Wahrscheinlich hat Roy dir nicht das richtige angeboten."

"Glaube ich nicht."

"Er ist manchmal etwas undiplomatisch. Ich bin da vielleicht geschickter..."

"Ach, wirklich?"

Wie beiläufig vollführte sie eine Bewegung mit dem Arm, die das Hemd für einen Augenblick hochrutschen ließ und das dunkle Haardreieck zwischen ihren Schenkeln entblößte.

Sie näherte sich ihm, setzte sich neben ihn auf die Couch.

"Wie wär's, wenn wir erstmal ganz unverbindlich für eine gute Gesprächsatmosphäre sorgen und uns ein bisschen entspannen, Jim..."

"Wenn du glaubst, dass ich..."

Sie legte ihm einen Finger auf den Mund.

"Schsch...", machte sie und lächelte verführerisch. In ihren Augen blitzte es. "Ich habe dich beobachtet, als du auf die Ranch geritten bist..."

"Und?"

"Du gefällst mir!"

"Hör zu, ich..."

"Und du kannst mir nicht erzählen, dass ich dir nicht auch gefalle!"

Sie begann ihr Hemd restlos aufzuknöpfen, ließ es dann über die schmalen Schultern gleiten.

Ihre Brüste streckten sich Jim entgegen. Volle, halbkugelförmige Brüste mit steil aufgerichteten Warzen.

Bei jeder noch so kleinen Bewegung, die sie ausführte, gerieten sie in Bewegung.

"Stell dir vor, Roy O'Bannon verausgabt sich bei euch auf der Moonlight Ranch und für mich bleibt so gut wie nichts übrig!"

"Tja, das Leben kann hart sein!"

"Etwas anderes ist es offenbar auch!", hauchte sie, während ihre Hand an seiner Hüfte entlangwanderte und dann kurz zwischen seine Beine glitt. "Ich dachte schon, dass mit meiner Wirkung als Frau irgendetwas nicht stimmt..."

"Kein Gedanke!"

Francine begann an Jims Hemd herumzunesteln.

"Nun komm schon, Sternträger! Lass dich doch nicht so lange bitten! Ich weiß, dass du ein ganzer Kerl bist!"

"Was ist mit den drei Typen da draußen?"

"Die gehorchen mir!"

"Was du nicht sagst...!"

"Roy ist mit den meisten seiner Leute weggeritten. Die werden erst in einigen Stunden wiederkommen."

"Wohin ist das Wolfsrudel unterwegs?"

"Hat er mir nicht gesagt. Aber das spielt im Moment auch keine Rolle..."

Sie schwang sich rittlings über ihn, begann jetzt gezielter Jims Hemd aufzuknöpfen, dann den Gürtel und die Hose. Jims angeschwollene Männlichkeit reckte sich ihr entgegen. Sie nahm sein bestes Stück in die Hand und führte es in ihre feuchte Wärme.

Dann begann sie mit wiegenden Bewegungen ihres Beckens.

Jim umfasste ihre Pobacken, während er damit begann an ihren Brustwarzen zu lecken.

"Ja, mach weiter!", hauchte sie.

"Was wird Roy O'Bannon tun, wenn er davon erfährt, was wir hier tun?", murmelte Jim.

Sie nahm seinen Hut ab, ließ ihn durch den Raum segeln, strich ihm dann über den Kopf. Ihr Atem ging schon deutlich schneller. In ihren Augen leuchtete unverhohlene Begierde auf. "Roy würde dich erschießen, Jim McEvan! Und mich auch!"

"Klingt ja nicht gerade berauschend!"

"Denk jetzt nicht an Roy, Darling! Sondern nur an mich. Hörst du?"

"Ja."

Immer heftiger wurden ihre Bewegungen.

Mit den Brüsten rieb sie sich an Jims Oberkörper. Ein wilder Sturm der Leidenschaft tobte durch seine Lenden. Aber Francine McDonegal, diese unvergleichliche dunkelhaarige Schönheit auf seinem Schoß, sorgte dafür, dass Jim nicht zu früh kam. Sie hatte ein untrügliches Gespür dafür, drosselte dann das Tempo ab.

Schweiß glänzte auf ihrem Körper.

Jim fasste sie fester an den Pobacken. Sie rutschten vom Sofa hinunter. Er glitt kurzzeitig aus ihr heraus, streifte sich ein paar weitere Kleidungstücke ab und wurde dann wieder zwischen ihren Schenkeln empfangen. Sie zog ihn mit ihren langen Beinen regelrecht in sich hinein.

"Mach mir den Marshal!", rief sie. "Reite mich wie im wilden Galopp!"

Dann verstummte sie, stöhnte nur noch.

Zuerst kam Francine zum Höhepunkt. Sie riss Jim förmlich mit sich, der einige Augenblicke nach ihr kam und sich in sie ergoss.

Augenblicke lang hielten sie sich gegenseitig fest.

Jim spürte, wie die großen Brüste gegen seine muskulösen Oberkörper drängten, er spürte ihren Atem, der allmählich wieder langsamer wurde.

"Du warst großartig, Jim McEvan!", hauchte sie ihm ins Ohr und knabberte dabei an seinem Ohrläppchen. "Komm, gleich nochmal.... Ich brauche das jetzt! Geh nicht weg..."

"Ich habe nebenbei noch einen Job zu erledigen!"

"Unsinn! Außerdem..."

"Ja?"

"Ich bring dich schon wieder in Form. Soll ich es dir zeigen?"

Die Versuchung war groß, dem Drängen der schönen Francine nachzugeben. Aber Jim blieb standhaft.

Er löste sich von ihr, zog sich wieder an. Francine erhob sich ebenfalls, ging durch den Raum und trat ans Fenster.

"Wir müssen uns wiedersehen!", hauchte sie.

Schließlich zog sie sich ihr Hemd wieder über.

Ich werde dafür sorgen, dass Roy erfährt, was sich hier abgespielt hat!, ging es ihr durch den Kopf. Die Jungs da draußen am Corrall sollen ihm ruhig jede Einzelheit berichten...

Es glitzerte kalt in ihren Augen.

Jim McEvan bemerkte nichts davon.

Er blickte in eine andere Richtung und überprüfte den Sitz seines Revolvergurtes.

Roy soll es erfahren!, dachte sie. Seine Reaktion war vorhersehbar. Er würde versuchen, Jim McEvan zu erschießen, so wie sie gesagt hatte.

Aber er selbst würde es sein, der ins Gras biss.

Francine glaubte daran.

Roy wird langsam lästig!, ging es ihr durch den Kopf. Er entgleitet meiner Kontrolle. Und das wollte sie auf keinen Fall zulassen.

Aber sie hatte es schon immer vorgezogen, die Männer sich gegenseitig umbringen zu lassen, anstatt sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Und genau so wollte sie es diesmal auch halten.

Adios, Roy!, dachte sie. Die Zeit mit dir war schön, aber alles hat einmal ein Ende...

Und außerdem hatte Jim McEvan eindeutig den Größeren!

16

Als Jim nach Lincoln zurückkehrte, führte ihn sein erster Weg Marshal Office.

Er wusste gleich, dass etwas nicht stimmte.

Schon als er den Gaul Hitchrack festmachte.

Die Tür stand einen Spalt offen.

Jims Hand glitt zur Hüfte.

Er riss den Colt blitzschnell heraus, spannte den Hahn.

Eine geschmeidige, katzengleiche Bewegung.

Dann ging er vorsichtig auf den Türspalt zu.

Mit der Stiefelspitze stieß er sie auf. Es knarrte. Jim stürzte hinein, den Revolver im Anschlag.

Der Blick schweifte durch das Office.

Der Tisch war umgestürzt, die Stühle ebenfalls. Die Gewehre aus dem Rifle-Schrank lagen auf dem Boden verstreut, so als hätte jemand die ganze Reihe zu Boden gerissen. Ein Bild, als ob ein Kampf stattgefunden hatte.

Ein unterdrückter Laut, so etwas wie ein Stöhnen drang aus der Gitterzelle des City Jail.

Drei Schritte, dann hatte Jim die Gittertür erreicht.

Zwei Stiefel ragten unter der Pritsche hervor. Sie waren zusammengeschnürt, versuchten vergeblich zu strampeln.

Jim erkannte die Stiefel sofort an den eingearbeiteten Ledergravuren am Schaft.

"Doug!", rief er. "Was ist passiert?"

Erneut ertönte ein unverständlicher Laut.

Jim nahm den Schlüssel vom Haken, öffnete die Gittertür und trat ein. Der Marshal konnte sich jetzt zusammenreimen, was geschehen war.

Den Colt ließ er ins Holster zurückgleiten, räumte die Pritsche zur Seite. Darunter kam der geknebelte und gefesselte Doug Blaine zum Vorschein. Jim befreite ihn von seinem Knebel, begann dann die Fesseln zu lösen.

"Pfui Teufel, hat doch einer der Hunde mir sein rotziges Taschentuch in den Mund gesteckt. Der Geruch bringt einen ja um!", meckerte Doug.

"Wo ist One-Eye?", fragte Jim.

"Na, weg, das siehst du doch! Ich bin mit den Männern vom Aufgebot hier her zurückgeritten und dann haben wir den Kerl eingesperrt. Wehren konnte er sich ohnehin nicht, du hattest ihm einen so derben K.O.-Schlag versetzt, dass er im Sattel mehr hing als saß. Aber dann..."

Doug atmete tief durch, verzog das Gesicht. "Ich habe die Männer des Aufgebots nach Hause geschickt, mich ins Office gesetzt, die Schrotflinte auf dem Knie..."

"O'Bannon und seine Männer waren hier?"

"Ja, sie waren in der Stadt und müssen wohl erfahren haben, dass One-Eye hier einsitzt und so lange schmoren soll, bis eine Jury das Urteil über ihn fällt! Das hat dem großen Boss wohl nicht geschmeckt. Jedenfalls kamen die hier mit einem Dutzend Mann an... Ich hatte keine Chance, Jim!"

"Schon gut, Doug."

Der Assistant Marshal rieb sich die Handgelenke. "Diese Hunde!", schimpfte er. "Räudige Coyoten! Eine ganze Bande auf einen alten Mann mit Rheuma! Was für Feiglinge!"

"Wo ist O'Bannon mit seiner Meute jetzt?"

"Keine Ahnung. Abeer es würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwo einen Drauf machen."

"Im HAPPY SINNER! Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass O'Bannon auf die Idee käme, dass er auf der Moonlight Ranch noch so herzlich willkommen wäre!"

Doug Blaine richtete sich dann zu voller Größe auf. Der kleine, dürre Mann streckte sich, schüttelte den Kopf wie ein Hund, der gerade aus einem Wasserloch herausstieg.

"Ich hoffe, du bist wieder fit, Doug!", meinte Jim.

"Ich habe eine verdammte Wut auf diese Bande! Und in meinen Füßen kribbelt es immer noch, so fest haben die die zusammengeschnürt! Kein Respekt mehr vor dem Alter. Da war mal einer in Abilene, der hatte zwölf Männer erschossen. Ich traf ihn an der Rail Junction, als gerade ein Viehtrieb eintraf und..."

"Die Story hör ich mir an, wenn wir unseren Gefangenen wieder haben!", unterbrach Jim ihn. Er verließ die Zelle, sammelte eins der Winchestergewehre vom Boden auf. Dann ging er zum Schrank in der Ecke, wo die Munition lagerte. Davon schien O'Bannons Meute selbst genug zu besitzen. Jedenfalls hatten sie davon nichts mitgenommen.

Als Jim die Waffe geladen hatte, lud er sie mit einer energischen Handbewegung durch.

"Auf geht's!", rief er.

17

"Ich sehe eine Möglichkeit für eine Einigung", sagte Rex Herron.

Sie saßen in einem der Separees des HAPPY SINNER Saloons: Roy O'Bannon, Coldwater, Herron.

Die Bosse saßen am Tisch, ihre Schatten standen dahinter. Killroy und Polland wirkten angespannt.

Pedro, der Mexikaner hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

One-Eye hatte den Knockout, den Jim McEvan ihm versetzt hatte, offensichtlich gut überstanden. Er stützte die Hand auf den Griff des tiefgeschnallten Revolvers, den er an der Seite trug.

Der Rest der O'Bannon-Mannschaft wartete unten im Schankraum und freute sich darauf, sich bei den Girls des HAPPY SINNER ordentlich das Horn abstoßen zu können, so fern es zu einer Einigung zwischen Herron und O'Bannon kam.

Und davon war im Moment auszugehen.

Andernfalls wartete ein anderer Job auf die O'Bannon-Meute.

Sie hätten dann den HAPPY SINNER so in Schutt und Asche legen sollen, dass man ein Jahr gebraucht hätte, um ihn wieder herzurichten.

O'Bannon zog an der dicken Zigare, die ihm im Gesicht steckte.

"Schön zu hören, dass Sie Vernunft angenommen haben, Herron! Ist für uns alle das Beste."

"Eine Bedingung habe ich allerdings!", erwiderte Herron.

Die Augen des Neu-Ranchers wurden schmal.

"Bedingungen? Verdammt, ich bin es nicht gewohnt, dass man mir Bedingungen stellt!"

"Ich habe gehört, dass Sie Jim McEvan das Angebot gemacht haben, dass er für Sie hier in Lincoln den Marshal spielt!"

O'Bannon war sichtlich erstaunt.

"Sie sind gut informiert!"

"Ich habe meine Quellen!"

"Leider hat McEvan abgelehnt. Ich hoffe allerdings, dass er sich das nochmal überlegt. Schließlich ist er ein verdammt guter Schießer, den ich lieber auf meiner Seite hätte! Andererseits..."

"Boss, er hat ein paar unserer Leute auf dem Gewissen, dieser Hurensohn!", mischte sich One-Eye ein, der seinen Boss natürlich längst über das informiert hatte, was einige von O'Bannons Leuten in eigener Regie auf der Dobbs Farm getan hatten.

"Meine Bedingung ist, dass Sie McEvan für mich erledigen", sagte Herron. "Eine Kugel in den Kopf, ein Strick um den Hals... Ist mir egal wie, Hauptsache, es gibt auf Dauer keinen Ärger mehr mit diesem dahergelaufenen Wichtigtuer."

"Passt mir eigentlich nicht in die Pläne!", brummte O'Bannon, lehnte sich dann zurück. Er kaute auf seiner Zigarre herum, schien zu überlegen.

"Wie ich mitgekriegt habe, mögen Ihre Männer diesen McEvan auch nicht", stellte Herron dann klar. "Sie würden vermeiden, dass es in der Zukunft irgendwelche Schwierigkeiten gibt. Und außerdem..."

Herron zögerte.

O'Bannon hob die Augenbrauen. Mit seinen eisgrauen Augen musterte er den narbigen Saloonbesitzer.

"Raus damit, Narbengesicht!", knurrte er.

Herron überhörte die Unfreundlichkeit geflissentlich. Er hatte mit Coldwater abgemacht, O'Bannon erstmal nachzugeben und ihn als Mordwerkzeug gegen McEvan einzusetzen. Danach würden beide die erstbeste Gelegenheit nutzen, um O'Bannon wieder los zu werden.

Herron hatte bereits nach Wichita telegrafiert, um Jay Lester, einen der gefährlichsten Gunslinger des Westens anzuheuern. Aber bis Lester in Lincoln eintraf, würde mindestens eine Woche vergehen, selbst wenn er den Zug nahm.

"Wenn McEvan ins Gras gebissen hat, werde ich die Moonlight Ranch übernehmen und wieder richtig auf Vordermann bringen! So lahm, wie der Laden jetzt geführt wird, wird das wirtschaftliche Potential ja gar nicht ausgeschöpft. Und wenn Sie Ihren Anteil davon bekämen, wäre das ja auch Ihr Nutzen, Mr. O'Bannon!"

O'Bannon grinste.

"Was würde mich denn daran hindern, die Moonlight Ranch einfach selbst zu übernehmen?", lachte er. Ein zynischer Ausdruck stand in seinem Gesicht.

"Sie verstehen nichts davon, ein Bordell zu betreiben.

Ich schon. Ich glaube, es kommt mehr dabei heraus, wenn Sie einfach nur Ihren Anteil abkassieren und ansonsten die Hände in den Schoß legen - oder in den Schoß einer schönen Lady!"

Die anderen lachten heiser.

Nur O'Bannon nicht.

Sein Gesicht blieb eine eisige Maske.

Er schnipste mit den Fingern. Das Lachen verstummte.

Dann nahm er die Zigarre aus dem Mund, hielt Pedro das abgebrannte Ende hin. Der große Boss brauchte keinen Ton zu sagen. Pedro wusste auch so, was er wollte. Der Stummel war ihm verloschen. Pedro riss an der Schuhsohle ein Streichholz an und zündete ihn wieder an.

"Ich finde, das ist ein gutes Angebot, was Mr. Herron Ihnen da gerade unterbreitet hat!", brach jetzt Franklin J.

Coldwater das Schweigen. "Es ist für uns alle das Beste!"

O'Bannon nickte schließlich.

"Okay", sagte er. "Vielleicht haben Sie beide recht! Aber wenn Sie nicht pünktlich zahlen, gibt's Ärger!" Er bleckte die Zähne wie ein Raubtier, beugte sich dann etwas vor.

Seine Augen blitzten. Die Augen eines unersättlichen Wolfs!, ging es Herron durch den Kopf. Eines Wolfs, der so schnell wie möglich zur Strecke gebracht werden muss.

"Unsere Abmachung gilt erst, wenn McEvan tot ist!", gab Herron zu bedenken.

O'Bannon hob die Hände.

"Nichts überstürzen, Gents. Schließlich wollen wir doch nicht die Bürger gegen uns aufbringen! Wir sind übrigens etwas durch die Stadt gezogen, meine Leute und ich. Die meisten Geschäftsleute von Lincoln waren ohne weiteres bereit, mit mir zusammenzuarbeiten. Wenn Sie weiter störisch gewesen wären, hätten Sie beide völlig allein dagestanden, Herron!"

"Was Sie nicht sagen...", presste Herron zwischen den Zähnen hindurch. "Ich nehme an, Sie haben, was die Freiwilligkeit angeht, etwas nachgeholfen..."

"Diesen Bodega-Besitzer namens Paco haben wir leider ordentlich vermöbeln müssen, aber ansonsten sind die Leute hier leicht einzuschüchtern!"

"Wie schön für Sie!", erwiderte Herron zynisch.

"Übrigens gäbe es da noch eine Bitte... Wenn Sie McEvan erledigen, dann möchte ich, dass das nicht hier im HAPPY SINNER geschieht, O'Bannon."

O'Bannon runzelte die Stirn.

"Warum nicht? Wäre doch nicht der erste, der hier ins Gras beißt, schätze ich!"

"Wäre aber schlecht für's Image, wenn ich mit der Sache in Verbindung gebracht würde. McEvan hat schließlich auch Freunde in Lincoln!"

"Demnächst wahrscheinlich nur noch den Totengräber!", lachte One-Eye.

18

Die Saloontüren sprangen zur Seite, als Jim und Doug eintraten.

Doug hielt seine Schrotflinte krampfhaft umklammert.

Auf den ersten Blick erkannte Jim einige von Herrons Leuten an der Theke.

Die Stimmen verstummten. Selbst das Kreischen der Girls.

"Wo ist der Einäugige?", fragte Jim.

Keine Antwort.

Jim McEvan machte Doug ein Zeichen, so dass er stehen blieb. Die Schrotflinte hielt der Assistant Marshal im Anschlag. Der übergroße Stetson wackelte etwas.

Jim stellte sich an die Theke.

Sofern die anderen Männer zu O'Bannons Mannschaft gehörten, blieben sie stehen. Alle anderen sahen zu, dass sie davon kamen.

"Der Einäugige war hier!", stellte Jim glasklar fest. "Ich habe draußen seinen Gaul gesehen!"

"Es gibt viele Gäule am Hitchrack!", stellte der Barkeeper lakonisch fest.

Jims Hand glitt blitzschnell zum Colt.

Er riss die Waffe heraus, langte über den Tisch und setzte sie dem Keeper an den Kopf.

Das Klicken des Revolverhahns ließ den Mann erstarren.

"Wo ist er?", wiederholte der Marshal seine Frage.

"Oben - im Separee!"

"In welchem?"

"Nr. 3"

Jim steckte die Waffe wieder ein.

"Besten Dank für Ihre freundliche Auskunft!", murmelte er.

"Aber da können Sie jetzt nicht hin, Marshal!", rief der Keeper ihm hinterher, als Jim sich in Richtung der Freitreppe wandte, die hinauf zur Balustrade führte.

Jim achtete nicht weiter auf ihn.

Die Blicke der O'Bannon-Leute waren auf seinen Rücken gerichtet.

Sie waren unschlüssig.

Jim hatte die Hälfte der Treppe bereits hinter sich.

Einer der Kerle sagte: "Der Schweinehund soll für Lee Clint bezahlen!"

Aus den Augenwinkeln heraus nahm Jim eine Bewegung wahr.

"Vorsicht, Jim!", kreischte Doug Blaine.

Jim McEvan wirbelte herum, riss den Colt heraus.

Der O'Bannon-Mann war schneller. Aber kein begnadeter Schütze. Sein erster Gruß in Blei zischte haarscharf an Jim McEvans linker Schulter vorbei, ließ das Gemälde einer schönen Nackten, dass dahinter an der Wand hing, erst hin und her schaukeln und schließlich zu Boden krachen.

Jim feuerte um den Bruchteil einer Sekunde später.

Er erwischte den Kerl im Oberkörper.

Der O'Bannon-Mann taumelte zurück.

Ein weiterer Schuss löste sich aus seiner Waffe, ging in den Fußboden hinein. Dann riss er den Colt noch einmal hoch, legte auf Jim McEvan an.

Er ließ dem Marshal keine andere Wahl.

Jims zweiter Schuss sorgte für ein Loch mitten in der Stirn.

An der Theke rutschte der O'Bannon-Mann zu Boden, die Hand immer noch um den Colt gekrallt. Aber die Finger gehorchten dem Toten schon längst nicht mehr.

Als ein zweiter Kerl zum Eisen greifen wollte, ließ Doug Blaine die Schrotflinte loskrachen. Die Männer zuckten zusammen. Der Schrotschuss leerte ein ganzes Regal mit Bourbon-Flaschen. Die Flaschen zersplitterten. Der braune Saft strömte nur so das Regal hinunter.

Der Kerl, der gerade noch den Revolver hatte herausreißen wollen, erstarrte mitten in der Bewegung.

Totenstille herrschte in den nächsten Sekunden.

Jim stand mit dem Colt in der Hand in der Mitte der Freitreppe.

"Wer von euch will der nächste sein, Jungs?", fragte er.

Keiner rührte sich.

Feiglinge!, dachte Jim McEvan.

Wenn die ganze Meute zugleich gezogen hätte, so hätte der Marshal keinerlei Chance gehabt. Aber das taten sie nicht.

Jeder von ihnen wartete ab, hatte Angst, als erster das Eisen zu ziehen und dann vielleicht ins Gras zu beißen, weil es kaum einen so schnellen und sicheren Schützen wie Jim McEvan gab.

"War sicher ein Missverständnis!", meinte der Barkeeper.

"Klar!", erwiderte Jim mit einem dünnen Lächeln um die Lippen. "Ich hoffe nur, dass ihr mich jetzt verstanden habt."

"Das wirst du noch büßen, McEvan!", knurrte einer der O'Bannon-Leute.

Jim wandte sich an Doug.

"Pass ein bisschen auf die Meute auf, Doug! Wenn einer zu heftig atmet, drückst du ab!"

"Ich werde sicher keinen treffen, der es nicht verdient hat!", meckerte der Alte. "Einen Assistant Marshal so heimtückisch zu überfallen..."

Als Jim jetzt hinaufging, drehte er sich nur halb herum und beließ den Colt in der Rechten.

Er wollte keine unangenehme Überraschung erleben.

19

Die Schüsse hatten alle im Separee erstarren lassen.

"Das kam von unten!", meinte Killroy.

"Geh mal runter und sieh nach, was da los ist!", forderte Rex Herron den Mann mit dem Gefrierfleischgesicht auf, der für ihn als eine Art Kettenhund fungierte.

Killroy nickte, zog sich den Hut etwas tiefer ins Gesicht.

Er verließ das Separee.

Eine Minute später kehrte er zurück.

Mit erhobenen Händen. Die Vorhänge teilten sich und hinter Killroy stand niemand anderes als Jim McEvan, dessen Revolverlauf sich in Killroys Rücken bohrte.

Jim langte an Killroys Holster, holte dessen Revolver heraus.

"Setz dich an den Tisch!", sagte Jim.

Killroy gehorchte.

Keiner der Anwesenden rührte sich.

Im Angesicht der beiden Revolver, die Jim jetzt in den Händen hielt, war das Risiko einfach zu groß, sich eine Ladung Blei einzufangen.

Jim wandte sich an den Einäugigen.

"Schnall deinen Colt ab und dann komm mit mir! Du hast eine Farm überfallen und dafür wirst du bezahlen!"

O'Bannon zuckte.

Jim ließ den Lauf des rechten Colts in seine Richtung schnellen, spannte den Hahn.

Das Klicken ließ O'Bannon erstarren.

"Keine Bewegung, O'Bannon. Sonst sind Sie fällig!"

Die eisgrauen Augen des großen Bosses musterten Jim kalt.

"Sie sind ein Dummkopf, McEvan!"

"Das lassen Sie mal meine Sorge sein, O'Bannon."

"Ich hatte Ihnen ein vorzügliches Angebot gemacht, McEvan!"

"Meine Meinung dazu hatte ich Ihnen ja gesagt. Ich werde niemals als Lakai von jemandem wie Ihnen herumlaufen!"

"Sie werden vielleicht bald gar nicht mehr herumlaufen, McEvan!"

"Wollen Sie mir vielleicht drohen?"

"Es ist die schlichte Feststellung einer Tatsache, Marshal: Meine Feinde leben meistens nicht sehr lange..."

Jim verzog das Gesicht zu einem eisigen Lächeln.

"Da scheinen wir ja doch noch etwas gemeinsam zu haben, O'Bannon!"

Jim bewegte seinen Colt ruckartig zur Seite. "Na los, Einauge! Gehen wir..."

One-Eye erwartete offensichtlich, dass irgendjemand etwas für ihn riskierte.

Also rührte er sich einige Sekunden lang nicht.

Eisiges, gespanntes Schweigen herrschte.

Dann griff Pedro zum Revolver.

Jim feuerte.

Pedro schrie auf, als die Kugel ihn an der Hand streifte.

Die Waffe fiel ihm aus der Hand. Blut schoss aus der Wunde heraus.

"Ihr begreift es nie, was?", meinte Jim.

Jetzt endlich bewegte sich One-Eye.

Die Wut war ihm anzusehen.

"Nach dir!", befahl Jim und führte ihn dann aus dem Separee heraus.

Einen Colt ließ er dabei immer in Richtung der Männer am Tisch.

"Sie werden das bereuen, McEvan!", rief O'Bannon. "Haben Sie gehört?"

Als Jim die Treppe erreichte, warf er erst einen Blick über die Balustrade.

"Alles in Ordnung!", rief Doug. "Die Typen hier sind zahm wie Lämmer. Ich hab zwar nur einen Schuss - aber die Kerle wissen, dass der sie alle treffen wird!" Ein meckerndes Lachen folgte, das dafür sorgte, dass Dougs Stetson bedrohlich weit in Richtung Nase rutschte.

Jim führte seinen Gefangenen die Treppe hinunter.

Dann gingen sie hinaus ins Freie, wo die Pferde am Hitchrack festgebunden waren.

Dopug Blaine war der letzte, der den Schankraum verließ rückwärts und mit der Schrotflinte im Anschlag.

"Setz dich auf deinen Gaul!", forderte Jim McEvan den Einäugigen auf, nachdem er ihm die Winchester aus dem Sattelschuh herausgenommen hatte.

One-Eye gehorchte.

Einen Augenblick später preschten die drei in Richtung Marshall Office.

"Du bist ein toter Mann, Jim McEvan!", murmelte One-Eye zwischen den Zähnen hindurch.

"Abwarten!"

One-Eye wanderte also genau dorthin zurück, wo er erst vor kurzem befreit worden war. In die einzige Zelle des City Jails von Lincoln.

"Geh mal zu Paco's Bodega oder dem Apache Bow Saloon!", meinte Jim an Doug gewandt. "Wir brauchen ein paar Hilfsmarshals, die bereit sind, sich für ein paar Tage an der Bewachung des Gefangenen zu beteiligen."

"Wie du meinst, Jim! Aber die Resonanz wird nicht überwältigend sein! Das kann ich dir voraussagen!"

"Versuchs trotzdem!"

"Das erinnert mich daran, dass ich in Madison Bow, Wyoming, mal als Hilfsheriff angeheuert wurde. Zusammen mit einem hinkenden Stallburschen und einem Angestellten der Bank, der so dick war, dass er kaum drei Schritte laufen konnte, ohne wie eine Dampflok zu pfeifen. Und das Schlimmste war, dass keiner von uns so genau wusste, wie man unsere einzige Waffe, ein Spencer-Repetiergewehr nachladen konnte.

Fünf Schüsse waren noch im Magazin und eine Bande von Halunken..."

"Doug!", unterbrach Jim seinen Assistant Marshal etwas unwirsch.

"Ja?"

"Sieh zu, dass wir nicht in eine ähnliche Lage kommen!"

Doug seufzte hörbar. "Aye, Sir!"

20

Als O'Bannon und seine Meute zur Big-B zurückkehrten, dämmerte es bereits.

Auf einem der Ranch vorgelagerten Hügel trafen sie drei Reiter.

Alte Bekannte.

Sid, Red und Barry, die zu den wenigen Mitgliedern der ursprünglichen Mannschaft unter Trumball gehört hatten.

Die drei zügelten ihre Pferde, als die O'Bannon-Mannschaft heranpreschte.

Die O'Bannon-Reiter bildeten einen Halbkreis um die drei.

Der große Boss mit den eisgrauen Augen musterte die drei.

Es entging ihm nicht, dass ihre Satteltaschen prall gefüllt waren. In den Scubbards steckten Gewehre, Decken waren hinten am Sattel aufgeschnallt. Außerdem hatte jeder der drei einen zusammengefalteten Saddle Coat dabei.

"Sieht nach einer längeren Reise vor, die ihr vorhabt!", meinte O'Bannon gedehnt.

Red nickte.

"Wir reiten Richtung Roswell. Auf der T-in-the-Circle-Ranch sollen Männer für einen Viehtrieb nach Kansas gesucht werden..."

"Ihr kriegt noch Lohn!"

"Hat uns die Lady ausgezahlt."

"Ach, hat Sie das..."

"Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Mr. O'Bannon..."

"Nur zu, Red! Lass dich aus!"

O'Bannons Stimme klang wie ein leises Wispern, das Ähnlichkeit mit den Geräuschen einer Klapperschlange besaß.

Red zögerte. Er stützte sich auf den Sattelknauf, sah sich kurz zu den beiden anderen Männern um, die mit ihm ritten.

"Miss Francine hatte Besuch!", stellte Red fest.

"Doch nicht von dir, du Scheißer!", zischte O'Bannon. "So einen wie dich würde sie doch nichtmal im Traum ranlassen!"

Jetzt mischte sich Barry ein. "Aber Jim McEvan schon!"

O'Bannons Gesicht wurde düster. Eine finstere Maske des Hasses. Er war für seine Eifersuchtsanfälle berüchtigt.

Seine Männer wussten, dass Francine O'Donegal für sie tabu war, auch wenn die Lady durch ihre offenherzige, mehr als einladende Art sicher nichts dagegen gehabt hätte, wenn einer der Männer aus der Mannschaft es ihr besorgt hätte.

Denn was Sex anging, da war sie unersättlich.

Red hatte es zu Anfang trotzdem bei ihr versucht, aber ausgerechnet der dürre, hagere Mann, dessen Gesicht wie ein Totenschädel wirkte, war nun einfach nicht ihr Typ gewesen.

Selbst dann nicht, wenn O'Bannon sie sträflich vernachlässigte und seinen Überschuss an bestimmten Körperflüssigkeiten in Bordellen ließ.

Ein Ruck ging durch O'Bannons Körper.

"Sag das nochmal!", zischte er.

"Sie war halb nackt, als sie ihn an der Tür empfing. Wir hätten ihn zum Teufel gejagt, aber die schöne Lady hatte was dagegen!", berichtete Red.

"Das sagst du doch nur, weil du sie nicht haben konntest!", versetzte Pedro, der sich seine Handverletzung in der Zwischenzeit hatte verbinden lassen.

Red grinste dreckig.

"Sie können Sie ja einfach mal fragen, O'Bannon. Ihre Lustschreie haben die Mustangs halb verrückt gemacht!"

"Adios!", mischte sich jetzt Sid ein. Er lenkte sein Pferd herum. "Bis Roswell ist es noch weit. Wir werden die halbe Nacht..."

O'Bannon zog den Revolver.

"Gar nichts werdet ihr Bastarde!"

"Wir gehen wohin wir wollen", beharrte Red.

"Ich brauche jeden Mann! Heute Nacht soll Jim McEvan sterben. Da könnt ihr euch nicht einfach vom Acker machen!"

Red kaute auf etwas herum und zuckte die Achseln. "Keiner von uns ist ein Freund von Jim McEvan, aber wir haben auch keine Lust, uns Ihrer Pläne wegen blutige Nasen zu holen!"

O'Bannon drückte ab.

Die Kugel traf Red am Oberarm.

"Heh, sind Sie verrückt", schrie er.

Er langte zum Colt.

Nicht einmal zur Hälfte hatte er das Eisen herausgerissen, als ihn O'Bannons nächster Schuss rückwärts aus dem Sattel holte. Der Gaul stob ein paar Schritte davon, beruhigte sich dann aber wieder.

"Wie ist das mit euch beiden?", fragte O'Bannon. "Habt ihr eure Meinung inzwischen geändert? Ich setze ein saftiges Kopfgeld auf McEvan aus! Dafür müsstet ihr sonst zwei Jahre arbeiten!"

Barry und Sid schluckten, sahen sich kurz an.

"Nach Roswell können wir ja immer noch!", meinte Barry schließlich kleinlaut.

"Schön, dass ihr vernünftig seid!", erwiderte O'Bannon kalt. Er wandte sich an Pedro. "Ist eigentlich noch jemand auf der Weide?"

"Jespers, Rollins und McKinney auf der Nordweide!"

"Reite los und hol sie! Wir brauchen jeden!"

"Okay, Sir!"

Pedro preschte los.

O'Bannon lenkte sein Pferd ein paar Schritte voran, bis er auf Reds Leiche hinabblickte.

"Ich hätte dich schon erschießen sollen, als du Francine das erste Mal falsch angeguckt hast, du Wichser!", knurrte er vor sich und und spuckte verächtlich aus.

21

Jim McEvan ließ seinen Gaul über die Rio-Bonito-Brücke preschen.

Ein paar Leute aus der Stadt hatten gesehen, wie O'Bannon und seine Leute aus der Stadt geritten waren.

Aber es gab keinen Zweifel daran, dass sie zurückkehren würden.

Die Fronten waren jetzt klar.

O'Bannon betrachtete Jim McEvan als seinen Feind.

Spätestens seit dem Augenblick, als der Town Marshal sich den Einäugigen zurückgeholt und ihn ins City Jail geworfen hatte.

Außerdem war Jim natürlich nicht entgangen, wie einträchtig O'Bannon mit Coldwater und Herron am Tisch gesessen hatte. Gut möglich, dass da mehr zwischen den dreien lief... Aber das würde nie jemand beweisen können.

Herron und Coldwater waren keine Dummköpfe. Die gaben sich keine Blöße.

Jim erreichte die Ranch.

Vor dem Haupthaus machte er seinen Gaul fest.

Doug hatte er in der Stadt zurückgelassen. Einer musste ja den Gefangenen bewachen. Zwei Mann hatte der Assistant Marshal in Paco's Bodega aufgegabelt und als Gehilfen angeheuert. Aber besonders viel war von denen nicht zu erwarten. Es handelte sich um zwei Gleisarbeiter, die bis vor einigen Tagen mitgeholfen hatten, die nahegelegene Railway Junction auszubauen. Jetzt war der Job erledigt und sie hingen in den Saloons herum, um ihren Lohn zu vertrinken.

Eigene Waffen hatten die beiden nicht besessen.

Aber der Gewehrschrank im Marshal Office war ja ganz gut bestückt.

Ob sie mit den Waffen auch umgehen konnten, musste sich noch zeigen.

Einer der beiden hatte behauptet, Soldat im Bürgerkrieg gewesen zu sein.

Jim stieg aus dem Sattel.

Jenny Waterson stand an der Tür, lehnte gegen den Rahmen.

Sie trug Jeans und ein kariertes Hemd. Nicht gerade die übliche Kleidung, in der sie ansonsten ihren Job versah.

"Nicht viel los heute, was?", meinte Jim und deutete mit einer ausholenden Bewegung auf den Hitchrack. Außer Jims Gaul war dort kein Tier festgemacht.

Jenny verschränkte die Arme unter den Brüsten, die sich deutlich unter dem Hemd abhoben. Jim schätzte, dass sie nichts darunter trug.

"Im Moment lastet eine bleierne Stimmung über der Stadt", meinte sie. "Die wildesten Gerüchte werden erzählt. O'Bannon will sich hier wohl zum großen Boss aufschwingen."

"Ist leider wahr."

Er ging auf sie zu. Sie umarmten sich und Jenny schmiegte sich an ihn.

"Ich kenn diesen Blick", sagte sie dann.

"Ach, ja?"

"Du kannst nicht lange bleiben!"

"Wir haben einen Gefangenen im City Jail, einen von O'Bannons Leuten."

"Das heißt, es gibt Ärger!"

"Ja. Und das heißt auch, dass ihr heute Nacht verdammt aufpassen müsst."

"Du weißt, dass Brutus und ich mit dem Gewehr umgehen können. Schließlich war ich jahrelang Cowgirl!"

Sie küssten sich.

Jim spürte ihren aufregenden Körper. Selbst durch die Kleidung hindurch.

Er strich ihr über das Haar. Unwillkürlich glitt seine Hand tiefer, an ihrem Nacken entlang, über ihre üppigen Brüste, die geradezu aus ihrem groben Hemd herauszudrängen schienen.

"Wie schön wär's, wenn du noch bleiben würdest..."

"Noch bin ich ja hier!"

"Soll ich mit dir reiten?"

"Nein, kommt nicht in Frage. Du bleibst hier..."

Gemeinsam gingen sie ins Haus.

Er deutete auf die Treppe. "Warte oben auf mich, Baby!", hauchte er ins Ohr.

Sie stemmte in gespielter Empörung die Hände in die Hüften. "Ich bin schockiert!"

"So?"

"Für 'ne schnelle Nummer lässt du deinen Assistant Marshal im Stich!"

Jim grinste.

"Brutus soll ein paar Steaks in die Pfanne hauen. Die Männer, die wir angeheuert haben, müssen auch etwas essen! Tja, leider kann Brutus nicht zaubern, also wird's 'ne Weile dauern, bis ich zurückreiten kann!"

Sie knöpfte sich die obersten Hemdknöpfe auf, so dass der Brustansatz sichtbar wurde. Sie trug nichts darunter, so dass alles frei hin und her wogte. Ein freies Spiel der Kräfte, das auf Jim McEvan immer wieder aufs Neue seine Faszination ausübte.

"Ich warte auf dich", hauchte sie.

"Ich komme!"

"Was denkst du denn!"

Ein paar Minuten später erwartete sie Jim in ihrem Zimmer im Obergeschoss. Sie lag vollkommen nackt ausgestreckt auf dem Bett und sah Jim mit einem Blick voller Begehren an.

"Hier bin ich!", hauchte sie,.

"Brutus hat versprochen, schnell zu kochen!"

"Es gibt Dinge, die sind eben rasch erhitzt!"

"Was du nicht sagst!"

"Ich gehöre auch dazu!"

Jim begann sich die Kleider vom Leib zu streifen. In Windeseile war das Geschehen. Jennys Blick blieb zwischen seinen Beinen haften. Ein bewundernder Blick, der seiner zu gewaltiger Größe angeschwollenen Männlichkeit galt. Jenny erhob sich vom Bett. Sie umfasste sein Glied, rieb daran.

Jim fasste sie bei den Hüften, drehte sie herum.

Dann holte er ihr Gesäß zu sich heran. Von hinten drang er sanft in sie ein. Sie stützte sich mit den Armen auf dem Bett auf.

Im Rhythmus seiner sanften Stöße schwangen ihre vollen Brüste hin und her. "Ja, so is es gut..., murmelte sie.

Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Gesicht bekam einen völlig entrückten Ausdruck.

Jim ging es nicht anders.

Immer heftiger und tiefer stieß er in sie hinein. Seine Hände hielten sich an ihren Hüften fest.

Immer heftiger wurden ihrer beider Bewegungen. Jim fühlte wie es zwischen seinen Beinen pulsierte. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.

"Halt dich nicht zurück, Jim!"

"Ganz... bestimmt...nicht!"

Sie sanken auf das Bett.

Er glitt dabei aus ihr heraus. Jenny schwang sich über ihn. Sie sorgte dafür, dass sein bestes Stück den richtigen Weg wiederfand, umschloss es dann mit ihrer Wärme.

"Spürst du, wie ich meine Muskeln kontrollieren kann..."

"Ja!"

Immer schneller ließ sie das Becken kreisen.

Jim umfasste dabei ihre Brüste, begann mit den Nippeln zu spielen, bis sie hart wurden.

Jenny stöhnte auf. Ihr Atem ging schneller.

Immer rasender wurde der Sturm ihrer Leidenschaft.

Sie keuchten.

Und dann endlich erreichten sie beiden den Gipfel der Lust. Zitternd sank sie auf ihn hinab. Ihr Haar bedeckte sein Gesicht. Er spürte das Gewicht ihrer Brüste auf seinem Körper. "Du warst großartig, Jim!", hauchte sie.

Er grinste.

"Ich weiß!"

"Angeber!"

"Nichts, als die reine Wahrheit, Euer Ehren!"

Sie sah ihn an.

"Dann möchte ich mehr von dieser Wahrheit!"

"Fast könnte man meinen, dass Herron dich auf mich angesetzt hat, mich einen frühen Herztod erleiden zu lassen!", lachte er.

Er schob sie von sich herunter. "Ich muss jetzt nach Lincoln", erklärte er.

Ihr Gesicht verlor den verträumten Ausdruck.

"Pass auf dich auf, Jim!", beschwor sie ihn.

"Sicher!"

"Versprich es mir!"

"Ich verspreche es!"

22

Die Tür flog zur Seite. Francine McDonegal zuckte zusammen.

Nackt stand sie vor dem Kleiderschrank im Obergeschoss des Ranchhauses der Big-B. Das breite Doppelbett war mit Dutzenden von Kleidern bedeckt.

O'Bannons Blick war durchdringend.

"Na, du findest mal wieder nichts zum Anziehen, was?"

"Roy!"

"Hast du vielleicht jemand anderen erwartet?"

"Roy, was redest du!"

Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sie jetzt auf der Hut sein musste. Es war ein ganz bestimmter Unterton in seinen Worten, den sie nur zu gut wiedererkannte. Wenn er so drauf war, war er gefährlich. Und zu allem fähig. Mehr als einmal hatte sie das erlebt.

Sie atmete tief durch. Ihre formvollendeten Brüste hoben und senkten sich dabei. Die Nippel waren steil aufgerichtet.

Aber nicht vor Erregung, sondern weil ein Frösteln sie überkam.

Eigentlich kann nichts passieren!, dachte sie. Schließlich hatte sie die drei Männer, die mitgekriegt hatten, dass Jim McEvan hier gewesen war, sehr fürstlich ausgezahlt und weggeschickt.

"Du hast mit Jim McEvan gebumst!", stellte O'Bannon fest.

"Schlampe! Streite es nicht ab! Red und die anderen haben dich gesehen!"

Sie schluckte.

O'Bannon genoss diesen Augenblick.

Er genoss ihre Verblüffung.

Ein heiseres Lachen folgte.

"Ja, da staunst du! Die drei sind uns über den Weg geritten!"

"Red redet doch so etwas nur daher, weil er selber scharf auf mich war!"

"Das Problem hat er nicht mehr. Ich habe ihn umgelegt!"

Francine wurde blass.

Ihr war jetzt klar, dass sie professionell vorgehen musste. Jim McEvan oder O'Bannon. Einer der beiden würde die nächsten 24 Stunden nicht überleben. Das war ihr schon klar. Aber sie wollte sich beide Optionen offenhalten. Wenn McEvan sie von O'Bannon befreite, war das in ihren Augen okay. Wenn es umgekehrt kam, dann musste sie auch damit fertig werden.

"Ganz ruhig", sagte sie, streckte ihm ihre Brüste entgegen. Sie wusste um die Wirkung ihres formvollendeten Körpers. "Red hat dich angelogen. Und selbst wenn es so war - schließlich tobst du dich doch auch anderweitig nach Strich und Faden aus!"

"Das ist ein Unterschied!"

"So?"

"Du bist...", er stockte. "...eine Frau!"

"Na prima, dass du das langsam bemerkst!"

Sie presste ihre Hand in seinen Schritt, begann sein Glied zu ertasten. Es war angeschwollen, das konnte sie spüren.

Sein bestes Stück drängte gegen den Revolvergurt. Sanft massierte sie es. "Jim McEvan hat doch keine Chance gegen dich, Roy!"

"Heute Nacht wird er sterben!"

"Freut mich zu hören."

"Wirklich?"

"Dann wirst du nicht mehr denken, dass ich vielleicht mit ihm etwas mache, was ich jetzt gerne mit dir tun würde!"

O'Bannon ließ den Revolvergurt zu Boden sinken.

Seine Hose beulte aus.

Francine knöpfte sie auf, holte seine steif gewordene Männlichkeit hervor.

"Wie ich sehe, habe ich nichts von meiner Wirkung auf dich verloren, Roy!"

"Nein, das nicht!"

O'Bannon machte sich nicht die Mühe, sich weiter auszuziehen. Nicht einmal die Stiefel. Er stürzte sich auf sie, warf sie auf das breite Doppelbett. Die Federn quietschten. Und dann stieß er in die feuchte Wärme hinein, die ihn zwischen ihren Schenkeln erwartete.

Ihre Brüste wogten im Takt seiner Stöße.

"Ja! Reite mich, Cowboy!", rief sie.

Schweiß perlte bald von Roy O'Bannons Stirn.

Aber auch Francines Haut glänzte schon.

Ein wahrer Sturm tobte in O'Bannons Lenden.

Und er war froh, als er sich endlich entladen konnte.

Francine keuchte.

"Mein Gott! So hast du mich schon lange nicht mehr durchgebumst!"

"Ja -—und so wird es auch kein anderer mehr mit dir tun", murmelte O'Bannon, während er sich aufrichtete, seine Hose wieder schloss und Francine mit seinen eisgrauen Augen betrachtete.

Sie hatte gar nicht richtig zugehört.

Zu sehr war sie noch im Reich ihrer Fantasien.

Erst als Roy O'Bannon sie packte und hochhob wurde sie aus dieser Welt herausgerissen.

Doch jetzt noch war ihr Widerstand halbherzig. Sie glaubte einfach, den großen Boss unter Kontrolle zu haben. Mit ihrem Sex. Und ihrem Geld.

"Du bist 'ne elende Schlampe, Francine! Und es wird Zeit, dass ich mal reinen Tisch mit dir mache."

Er trat zum Fenster.

Sie begann zu strampeln.

"Was hast du vor, du Bastard?"

"Adios, Francine!"

Plötzlich begriff sie. Sie blickte aus dem Fenster. In die Tiefe. Mindestens zwölf Fuß waren das. Eine Höhe, die ausreichte, um einem das Genick zu brechen.

"Du brauchst mich! Mir gehört die Ranch! Ich habe sie bezahlt!"

Sie schrie laut auf, als O'Bannon sie einfach aus dem Fenster schleuderte. Die Scheibe klirrte. Die Männer, die am Corrall herumstanden, blickten sich um.

Ihr Körper schlug hart auf, blieb in eigenartig verrenkter Haltung liegen.

O'Bannon blieb am Fenster stehen, blickte hinab.

Keiner seiner Männer sagte ein Wort.

O'Bannons Gesicht war dunkelrot.

Langsam nur gewann er die Beherrschung wieder.

Er atmete tief durch.

Jetzt musste er nur noch Jim McEvan umbringen, dann erkannten ihn Coldwater, Herron und die anderen Größen in Lincoln als ihren Boss an. Meine Stadt, mein Land!, dachte er. Wer würde schon nach so einer Kleinigkeit fragen wie der Tatsache, dass die Big-B mit einem Geldbetrag bezahlt worden war, den Francine einem Zuhälter in San Francisco abgenommen hatte, für den sie ein paar Jahre lang gearbeitet hatte!

Jetzt zählte nur noch eins.

O'Bannons Wille.

Sonst nichts.

Er ballte die Hände zu Fäusten.

Mach dein Testament, McEvan!, durchzuckte es ihn.

23

Ein kühler Wind blies vom Fluss her. Jim hatte sich eine dunkelbraune Jacke angezogen. Der Coltgriff ragte darunter hervor.

Jim hängte den Korb mit den Mahlzeiten für seine Männer an den Sattelknauf und sah hinüber zur Brücke, die über den Rio Bonito führte. Ein frisches Pferd hatte er sich gesattelt, hervorragend ausgebildet auf der Moonlight Ranch.

Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten. Der Mond stand am Himmel. Die Sonne war hinter den Bergen versunken.

Mit Doug Blaine hatte er ein Signal abgemacht.

Zwei Schüsse mit der Schrotflinte kurz hintereinander.

Das Schussgeräusch unterschied sich deutlich von dem, was man mit Colts und Winchesters an Krach veranstalten konnte.

Aber bislang war kein solcher Signalschuss zu hören gewesen.

Jim ging daher davon aus, dass bis jetzt beim Marshal Office alles in Ordnung war.

Der Marshal stieg auf den Gaul, ließ ihn auf den Fluss zutraben.

Er ließ den Blick über die dämmrige Umgebung schweifen.

Die ersten Häuser, die zur Stadt gehörten, waren kaum dreißig Yards von der Brücke entfernt. Die Stallungen eines Mietstalls, dann ein paar Lagerhäuser der Johnson Freight Line, die den Eindruck machten, dringend renovierungsbedürftig zu sein. Im Anschluss folgte dann die Main Street, an der die wichtigsten Gebäude der Stadt wie an einer Perlenschnur aufgereiht waren. Der Dolan Store gehörte dazu, aber auch Martinsons Hotel und das Marshal Office.

Ganz am Ende befand sich der HAPPY SINNER, der unzweifelhaft größte unter den zahlreichen Saloons der Stadt, in denen sich die Cowboys der Umgebung austoben konnten, so fern ihr karger Lohn dafür reichte.

Auf der anderen Seite erstreckte sich eine Ebene, nur unterbrochen durch einige Baumgruppen und Hügel. Erste Ausläufer der Sacramento Mountains.

Dort ging es auch zur Big-B.

Einen Augenblick lang zögerte Jim McEvan, weiter zu reiten.

Er glaubte, bei einer Scheune eine Bewegung zu erkennen.

Aber in der Dämmerung konnte man sich da leicht vertun.

Jims Hand glitt zum Colt, aber er war diesmal zu spät.

Ausnahmsweise.

Ein Schuss krachte, gleich darauf noch ein zweiter und dritter.

Der Essenskorb bekam einen Treffer mit. Das Blechgeschirr schepperte.

Das Pferd wurde halb wahnsinnig, wieherte auf.

Jim hatte das Gefühl, als ob er von einem Schlag getroffen worden wäre. Ein wuchtiger Schlag, der ihn aus dem Sattel holte. Jim krachte gegen das Geländer der Brücke, das aus verhältnismäßig dünnen Brettern eher behelfsmäßig gefertigt worden war. Das Holz brach. Jim stürzte. Unter sich den reißende Fluss, der im Moment ziemlich viel Wasser führte, dass er von den Bergen hinab in den Pecos brachte.

Es dauerte einen Sekundenbruchteil, bis Jim begriff, dass er von einer Kugel getroffen worden war.

Krampfhaft hielt er sich im Gebälk fest. Ein Teil des Geländers ging in die Tiefe. Jim hing an der Brücke.

Sein linker Arm tat höllisch weh.

Ein Schmerz, wie er ihn kaum je gekannt hatte.

Die Kugel hatte ihn am Oberarm erwischt.

Blut schoss heraus, färbte seinen Jackenärmel rot. Wie schlimm das war, konnte er jetzt nicht beurteilen.

Er konnte sich im Moment nicht darum kümmern.

Er hing an der Brücke, hangelte sich am Gebälk weiter, kletterte schließlich vollends unter das vollkommen aus Holz gefertigte Bauwerk. Die Brücke war immerhin so ausgelegt, das zwei von Johnsons vollbeladenen Freight-Line-Gespannen gleichzeitig darauf stehen konnten, ohne dass die Gefahr bestand, dass sie einstürzte.

Immerhin habe ich hier Deckung!, ging es Jim durch den Kopf.

Er erreichte das sehr schräge Ufer, blieb aber im Schutz der Brücke. Es war rutschig. Man musste aufpassen, um nicht hinab in die Tiefe zu segeln.

Ein kurzer Blick nur galt der Verwundung.

Er hoffte, dass es nur eine Fleischwunde war.

Die würde wieder verheilen.

Wenn die Kugel noch steckte, konnte ihm das unter Umständen den Arm kosten. Tausenden von Männern war es im Bürgerkrieg so gegangen. Jim riss sich ein Stück vom Ärmel ab und versuchte damit, die Blutung zu stillen.

Dann hörte er Schritte.

Die Hunde, die auf ihn gelauert hatten, wollten sich davon überzeugen, dass ihr Opfer auch wirklich tot war.

Schließlich hatten sie nichts weiter gesehen, als dass Jim McEvan in die Tiefe gestürzt war - offensichtlich getroffen von einer ihrer Kugeln.

Jim hörte mindestens zwei Mann.

"Ich sehe nichts", meinte einer von ihnen.

"Los, hinunter zum Flussufer!"

"Muss das sein?"

"Wir müssen es genau wissen. Und Mister O'Bannon wird uns bei lebendigem Leib rösten, wenn wir ihm nicht genau sagen können, was mit McEvan los ist!"

"Der Rio Bonito hat ihn vielleicht schon ein paar Meilen flussabwärts geschwemmt!"

Einer der Kerle stieg das Flussufer hinab, wollte unter der Brücke nachsehen.

Er sah sich um, eine Winchester in der Hand.

Es handelte sich um die lange Rifle-Form, in deren Magazin erstens ein paar Patronen mehr hineinpassten und die zweitens auch auf lange Distanz sehr viel treffsicherer war, als die von Cowboys favorisierte kurze Karabiner-Ausführung dieser Waffe.

Jim erkannte den Kerl im Dämmerlicht.

Ein Rothaariger, den er bereits unter O'Bannons Leuten gesehen hatte.

Der Rothaarige bemerkte Jim.

Der O'Bannon-Mann zuckte herum, ließ die Winchester Rifle loskrachen. Ein überhasteter, schlecht gezielter Schuss.

Offenbar brauchte er die Zeit, um aus dem Hinterhalt anlegen zu können, um jemanden zu treffen.

Jims Colt gab ihm nur den Bruchteil eines Augenaufschlags später die bleierne Antwort.

Ein Schuss traf ihn im Bauch, ließ ihn zusammenklappen wie ein Taschenmesser. Mit einem dumpfen Grunzlaut rutschte er die Böschung hinunter, dem Fluss entgegen.

Jim trat die Flucht nach vorn an.

Er stürzte unter der Brücke hervor.

Zwei O'Bannon-Leute standen da.

Den ersten erledigte er mit einem Kopfschuss, noch ehe dieser seinen Spencer-Repetierer abdrücken konnte.

Der zweite kam gerade noch dazu seinen Colt abzudrücken.

Aber der Schuss zischte dicht über Jim hinweg.

Jims Schuss allerdings erwischte ihn an der Schulter, riss den Kerl zurück, ließ ihn rückwärts taumeln.

Im fallen versuchte er noch zurückzuschießen, aber Jim feuerte bereits zum zweitenmal.

Der Körper seines Gegners zuckte wie eine Marionette, an deren Fäden ein ungeschickter Spieler urplötzlich zu reißen begannen hatte.

Tödlich getroffen sank er zu Boden.

Jim stieg die Böschung empor.

Sein Blick glitt zur nahen Scheune hin.

Er fragte sich, wo O'Bannons Männer noch überall in der Stadt zu finden waren. Offenbar hatten sie sich auf die Lauer gelegt und warteten nur darauf, dass er zum Marshal Office zurückkehrte.

Die Befreiung ihres einäugigen Bandenmitgliedes hatte für sie offenbar keine Eile. Warum auch? Schließlich konnten sie One-Eye immer noch aus dem City Jail herausholen, wenn der Marshal reif für den Boothill war.

Das Pferd war davongeprescht.

Jim pfiff es herbei.

Es kam sofort zurück.

Wenigstens darauf konnte man sich verlassen.

Jim schwang sich den Sattel, duckte sich dabei, presste sich dicht gegen den Körper des Tieres, um keine allzugroße Trefferfläche zu bieten. Er ließ das Tier in Richtung der Main Street preschen. Schließlich konnte er Doug Blaine und die Assistants, die sein Stellvertreter angeheuert hatte, nicht einfach im Stich lassen.

Wahrscheinlich glich deren Situation im Augenblick der einer belagerten Festung. Womöglich sogar ohne, dass sie etwas davon ahnten, denn O'Bannons Männer hatten ja den Marshal im Visier. Er sollte aus dem Weg geräumt werden und so würden sie geduldig in ihren Verstecken warten, bis Jim McEvan vor den Läufen ihrer Gewehre auftauchte.

An einem der Lagerhäuser bemerkte Jim einen Schatten.

Eine Bewegung.

Dann das grelle Aufblitzen mehrerer Mündungsfeuer. Jim verzichtete darauf zurückzufeuern.

Lieber sparte er sich die Patronen in seiner Waffe für eine bessere Gelegenheit auf.

Er preschte einfach weiter, hängte sich seitwärts an den Gaul, wie es die Indianer früher bei ihren Sturmangriffen getan hatten, wenn sie eine Wagenburg umzingelten.

Der Geschosshagel verebbte.

Jim setzte seinen Weg fort.

Vorsichtig ließ er den Gaul weitertraben, hielt sich dabei möglichst im Schatten auf.

An einer Hausecke legte einer auf ihn an.

Jim feuerte zuerst.

Der Kerl flog durch die Wucht des Geschosses, das ihn mitten in die Brust traf, gegen die Hauswand. Er wollte noch die Winchester hochreißen und erneut feuern, aber seine Arme gehorchten ihm nicht mehr.

Er sackte in sich zusammen, rutschte an der Wand hinunter.

Das Gewehr entfiel ihm.

Jim blickte sich um.

Ein weiterer O'Bannon Mann lauerte auf dem Dach. Sein Schuss ließ Jims Pferd hochsteigen. Jim holte ihn mit seinem Gegenfeuer vom Dach. Schreiend stürzte der Kerl die zwölf Fuß in die Tiefe. Wenn ihn der Schuss nicht umgebracht hatte, dann der Sturz. Hart kam er auf dem staubigen Boden auf. Ein dumpfes Geräusch. In eigenartig verrenkter Stellung blieb er liegen.

Es war der Mexikaner, den Jim in der Nähe O'Bannons gesehen hatte.

Die ganze Stadt schien nur so gespickt mit Heckenschützen zu sein. Jim schätzte, dass O'Bannon irgendwo im Hintergrund wartete. Sich selbst die Hände schmutzig zu machen war seine Sache wohl nicht. Viel eher traute Jim dem Neu-Rancher zu, ein Kopfgeld unter seinen Leuten ausgesetzt zu haben, um den Ehrgeiz seiner Männer etwas anzuspornen.

Vielleicht war ja auch eine Woche freies Bumsen im HAPPY SINNER der Preis!, ging es Jim bitter durch den Kopf.

Denn, dass Rex Herron irgendwie in der Sache mit drinsteckte, das lag für Jim auf der Hand.

Er ließ sich aus dem Sattel gleiten.

Dann kam ihm eine Idee.

Er musste es irgendwie schaffen O'Bannon aus der Reserve zu locken. Wenn er ihn ausschaltete, würde die Bande wie ein Haufen Hasen auseinanderlaufen. Ohne den Kopf an ihrer Spitze waren sie nichts.

Er muss hier irgendwo sein!, ging es Jim durch den Kopf.

Vielleicht saß er im HAPPY SINNER gemütlich am Pokertisch, den Arm um eine schöne Blonde. Oder er wartete in einer Seitenstraße von Lincoln darauf, dass einer seiner Männer zu ihm kam, um ihm Jim McEvans Tod zu melden...

Dass O'Bannon auf der Big-B darauf wartete, konnte Jim sich kaum vorstellen. Dazu war O'Bannon viel zu sehr ein Mann, der den Lauf der Dinge selbst kontrollieren wollte.

Jim lud zuerst seinen leergeballerten Colt nach.

Dann packte er den O'Bannon-Mann, der jetzt mit einer Kugel in der Brust an der Hauswand saß.

Er fasste die Leiche unter den Armen.

Seine Wunde am Oberarm schmerzte dabei höllisch.

Jim biss die Zähne zusammen.

Es ging jetzt um alles.

Er hievte den Toten auf seinen Gaul hinauf. Dann zog er sich seine Jacke aus. Es war nicht ganz einfach, sie dem Toten überzustreifen. Aber Jim schaffte es. Er setzte dem Kerl dann auch noch seinen Hut auf. Vorn über gebeugt hing er im Sattel. Auf Grund der zunehmenden Dunkelheit konnte man ihn gut für Jim McEvan halten.

"Na los!", murmelte Jim und schlug dem Tier auf das Hinterteil. Vorher hatte er noch die Winchester aus dem Scubbard herausgeholt.

Denn wenn er O'Bannon gegenüberstand, wollte er über genügend Feuerkraft verfügen.

Das Tier lief los.

Es würde seinen Weg über die Main Street bis zum Marshal Office auch allein finden. Hundertmal war es ihn gegangen.

Und Jim konnte seine Gegner auf diese Weise vielleicht etwas verwirren...

24

Doug Blaine lugte aus dem Fenster des Marshal Office heraus und bemerkte den Reiter.

"Das ist Jim!", rief er. "Ich erkenne sein Pferd! Der Braune ist aus dem Stall der Moonlight Ranch! Da bin mir ganz sicher! Ich glaube sogar, Jenny hat ihn selbst zugeritten, wenn ich mich da nicht vertue..."

Die beiden Gehilfen, die er angeheuert hatte, kauerten mit ihren Winchester-Gewehren da und wirkten ziemlich blass. Der eine hieß Jones, der andere Temple. Und mit Sicherheit bereuten beide inzwischen, dass sie sich hatten überreden lassen. Liebend gerne wären sie ihren neuen Job jetzt wieder los gewesen. Zumal da draußen jetzt ein paarmal geschossen worden war...

Einzig und allein der Gefangene One-Eye hatte eine verflucht gute Laune. Er grinste über das ganze Gesicht.

"Jetzt geht's euch Hunden bald an den Kragen!" meinte er.

"Aber ihr habt's ja nicht anders gewollt!"

"Halt's Maul!", zischte Doug. "Da war mal so ein Typ in Wichita, der hatte auch nur ein Auge, dem habe ich dann das eine, das er hatte, so grün und blau geschlagen, dass er für'ne Woche einen Blindenstock gebraucht hat, weil es so verdammt angeschwollen war, dass er nichts mehr sehen konnte!"

"Uhhh, da krieg ich aber Angst, du alter Zwerg!", grinste One-Eye.

Doug achtete nicht mehr auf den Gefangenen. Er blickte hinaus und sah, dass der Reiter stoppte.

"Verdammt, warum reitet Jim nicht weiter!"

"Der scheint verletzt zu sein!", meinte Jones.

Im nächsten Moment rutschte der Reiter aus dem Sattel, blieb am Boden liegen.

"Ich kann ihn da nicht so liegen lassen!", rief Doug und ging zur Tür.

"Sind Sie lebensmüde, Blaine?", fragte Jones und stellte sich ihm in den Weg.

Doug wurde ärgerlich.

"Muss ich mir den Weg freischießen?", knurrte er.

Jones ging aus dem Weg.

Doug stürmte hinaus. Er hielt die Schrotflinte im Anschlag, blickte sich nach allen Seiten um.

Von mehreren Seiten her wurde plötzlich gefeuert. Der Gaul sprengte zur Seite.

Die Schüsse ließen den Körper des Reiters zucken. Mehrfach trafen sie ihn. Die Kugeln fetzten durch den Stoff der Jacke. Einige ließen auch in Dougs Umgebung kleine Staubfontänen aufschießen.

Doug blieb wie angewurzelt stehen.

Dann verebbte der Geschosshagel.

Ein Schrotschuss löste sich aus seiner Flinte. Aber die Schießer waren viel zu weit entfernt, um davon etwas abbekommen zu können.

Details

Seiten
Jahr
2015
ISBN (ePUB)
9783738901665
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juli)
Schlagworte
fünf western

Autoren

  • Alfred Bekker (Autor:in)

  • Thomas West (Autor:in)

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Titel: Fünf scharfe Western #3