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Blutbad am Tierra Blanca Creek: Pete Hackett Western Edition 132

von Pete Hackett (Autor:in)
©2023 130 Seiten

Zusammenfassung

Trevor McBride wartete im Schlagschatten der Futtermittelhandlung. Auf der anderen Seite der breiten Main Street war der Saloon. Licht streute aus dem großen Frontfenster auf den Vorbau. Verworrener Lärm trieb ins Freie und sickerte in die Gehörgänge des U.S. Marshals.

Der Marshal wartete. Erst lange nach Mitternacht wurde seine Geduld belohnt. Die Flügel der Pendeltür schwangen knarrend nach außen. Grölend und johlend drängten einige Männer auf den Vorbau. Das Licht umriss ihre Gestalten. Deutlich konnte McBride den Burschen erkennen, auf den er wartete.

"Fowler!" peitschte das Organ des Staatenreiters. Ein scharfes Schnappen folgte dem Wort, als McBride die Winchester repetierte...

Die Kerle auf dem Vorbau erstarrten, als wäre ein Bann auf sie gefallen. Das Grölen und Johlen brach schlagartig ab.

"Keine falsche Bewegung, Fowler!", ließ wieder McBride die brechende Stimme erklingen. Sie hatte den Klang zerspringenden Stahls. "Auf deinem Steckbrief steht tot oder lebendig. Also werde ich nicht zögern."

"Wer spricht da?" ertönte es rau auf dem Vorbau.

"U.S. Marshal Trevor McBride."

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Alfred Bekker

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COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Blutbad am Tierra Blanca Creek: Pete Hackett Western Edition 132

U.S. Marshal Bill Logan

Band 10

Western von Pete Hackett


U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.



Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.



Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de


Trevor McBride wartete im Schlagschatten der Futtermittelhandlung. Auf der anderen Seite der breiten Main Street war der Saloon. Licht streute aus dem großen Frontfenster auf den Vorbau. Verworrener Lärm trieb ins Freie und sickerte in die Gehörgänge des U.S. Marshals.

Der Marshal wartete. Erst lange nach Mitternacht wurde seine Geduld belohnt. Die Flügel der Pendeltür schwangen knarrend nach außen. Grölend und johlend drängten einige Männer auf den Vorbau. Das Licht umriss ihre Gestalten. Deutlich konnte McBride den Burschen erkennen, auf den er wartete.

"Fowler!" peitschte das Organ des Staatenreiters. Ein scharfes Schnappen folgte dem Wort, als McBride die Winchester repetierte...

Die Kerle auf dem Vorbau erstarrten, als wäre ein Bann auf sie gefallen. Das Grölen und Johlen brach schlagartig ab.

"Keine falsche Bewegung, Fowler!", ließ wieder McBride die brechende Stimme erklingen. Sie hatte den Klang zerspringenden Stahls. "Auf deinem Steckbrief steht tot oder lebendig. Also werde ich nicht zögern."

"Wer spricht da?" ertönte es rau auf dem Vorbau.

"U.S. Marshal Trevor McBride."

"Unter uns ist keiner, der Fowler heißt. Was soll das, McBride? Von welchem Steckbrief sprichst du?"

"Na, dann soll doch mal jeder zur Seite treten, der nicht Morgan Fowler ist", strömte es lässig aus McBrides Mund. Und sogleich setzte er hinzu: "Du brauchst dich nicht zu verstecken, Fowler. Ich habe dich am Schanktisch gesehen. Also gibt auf."

"Warum bist du nicht in den Saloon gekommen, wenn du diesen Fowler erkannt haben willst, Marshal", schrie einer. "Was hat Fowler ausgefressen?"

"Er ist ein Raubmörder. Und nun solltet ihr tun, was ich euch sagte. Tretet zur Seite. Und dir, Fowler, rate ich, stehen zu bleiben. Solltest du auf die verrückte Idee kommen, nach deinem Sixshooter zu greifen, dann schluckst du Blei."

Die Pferde am Holm stampften. Die Gebissketten klirrten. Die Atmosphäre auf der Main Street von Hereford war angespannt und gefährlich. Unheilvolle Spannung erfüllte sie. Tod und Unheil schienen in der Luft zu liegen...

Zwei der Kerle traten auf die Seite. Die Planken des Vorbaus dröhnten unter ihren harten Lederabsätzen. Leise klirrten die Sporen. Ein dritter folgte, ein vierter. Schließlich standen noch zwei Männer im Licht, das aus der Tür und dem Fenster fiel. Einige Sekunden verstrichen. Dann folgte einer der beiden seinen Gefährten.

Der Mann, den McBride meinte, stand allein da; breitbeinig, ein wenig nach vorn geneigt, als suchte er festen Stand, die rechte Hand neben dem abstehenden Knauf des Revolvers.

"Sehr gut", lobte McBride. "Schnall ab, Fowler. Du kannst nur vermuten, wo ich mich befinde. Ich aber kann dich klar und deutlich sehen. Die Mündung meiner Winchester deutet genau auf deine Figur. Also, schnall ab, heb dann die Flossen und komm auf die Fahrbahn."

"Dieser Mann heißt Draegger, Marshal", ließ einer der T.B.-Reiter vernehmen. "Richard Draegger. Du wirst ein Problem mit Sturgess bekommen, wenn du einen Mann der..."

"Wenn er sich bei euch Draegger nennt, Amigo, dann ist das ein falscher Name. Außerdem fürchte ich Dave Sturgess nicht. Ich kann mir unabhängig davon auch nicht vorstellen, dass Sturgess für einen steckbrieflich gesuchten Mörder einen Finger krumm machen würde."

Draegger, der bis jetzt geschwiegen hatte, rief heiser: "Du irrst dich, Marshal. Ich bin Rich Draegger. Ich arbeite seit einem knappen Monat..."

"Spar dir die Luft für's hängen, Fowler", schnitt ihm McBride schroff das Wort ab. "Ich zähle jetzt bis drei. Und dann schieße ich auf deine Beine. Eins..."

Der Mann, der sich Rich Draegger nannte, griff mit beiden Händen zur Gürtelschließe. Plötzlich aber zog er die Rechte nach hinten. Der Colt flirrte aus dem Holster. Der Bursche brachte ihn in die Waagrechte und feuerte in rasender Folge eine Serie von Schüssen in die Dunkelheit auf der anderen Straßenseite. Das trockene Donnern der Schüsse verschmolz ineinander. Der Knall wurde gegen die Häuserfassaden geschleudert und auf die Straße zurückgeworfen. Er hing noch in der Luft wie Gewittergrollen, als der Schütze herumwirbelte und die Flucht zurück in den Schankraum ergriff.

Bei McBride peitschte das Gewehr.

In die Detonation hinein erklang ein schriller Aufschrei. Das Bein des Flüchtenden knickte weg. Er brach auf das rechte Knie nieder und kippte um. Sein Sechsschüsser schlitterte über den Vorbau. Mit beiden Händen umklammerte der Bursche seinen Oberschenkel, den die Kugel glatt durchschlagen hatte. Sein gequältes Keuchen war zu hören.

Das alles war derart schnell abgelaufen, dass die Reiter der Tierra Blanca Ranch nicht dazu kamen, in Deckung zu gehen oder auf sonst eine Art zu reagieren. Sie waren wie gelähmt.

Die zu Tode erschreckten Pferde zerrten an den Leinen. Ihre Hufe rissen Staubfontänen in die klare Nachtluft. Schrilles Wiehern ertönte. Der Haltebalken ächzte, und es war nur eine Frage der Zeit, wie lange er noch standhielt.

Der Lärm im Saloon war versickert. Atemlos warteten die Gäste darauf, dass es draußen aufs Neue krachte.

Die Pferde beruhigten sich wieder. Mit erhobenen Köpfen standen sie da, witterten und prusteten erregt.

Der Verwundete begann zu stöhnen. Er richtete seinen Oberkörper auf.

Zwischen den Häusern auf der anderen Straßenseite knirschte Staub unter Stiefelsohlen. Ein Schemen schälte sich aus der Finsternis und nahm nach wenigen Schritten Form an.

Es war Trevor McBride. Matt funkelte das Abzeichen an seiner Brust. Frostig glitzerte der Stahl des Gewehrlaufes im diffusen Licht. "Ihr solltest euch raushalten, Leute", ertönte es furchtlos und unerschrocken. "Wenn auch ihr Kerle von der T.B. der Grund seid, aus dem ich ins Deaf Smith County gekommen bin. Aber das ist im Moment nachrangig."

Richard Draegger alias Morgan Fowler begann seinen Schock zu überwinden. Aus unterlaufenen Augen schielte er nach dem Colt, der zwei Schritte von ihm entfernt im Licht lag.

Ja, er war Morgan Fowler, dessen Kopf der Regierung 1000 Bucks wert war.

Im Saloon wurde es laut. Schritte trampelten dem Ausgang entgegen. Jemand schrie etwas, das aber im allgemeinen Lärm unterging. Es klirrte, wenn die Drängenden und Schiebenden gegen Tische stießen und Gläser umstürzten.

McBride hob das Gewehr und feuerte einen Schuss in die Luft ab. Sofort lud er wieder durch. "Bleibt, wo ihr seid!", brüllte er mit Stentorstimme. Er musste vermeiden, dass sich der Vorbau mit den Kerlen füllte, die sich im Saloon wie auf ein geheimes Kommando in Bewegung gesetzt hatten. Das hätte Fowler möglicherweise einen für ihn, den U.S. Marshal, tödlichen Vorteil verschafft.

Das Gepolter im Gastraum verebbte. Einige Gestalten zeigten sich am Fenster und drückten sich die Nasen platt.

Die Pferde am Holm drängten nervös aneinander. Dieser letzte Schuss hatte sie nicht mehr so sehr erschreckt wie das hämmernde Stakkato des Banditencolts.

McBride hatte nicht angehalten. Er erreichte den Vorbau und stieg die fünf Stufen empor. "Du hast es so gewollt, Fowler", grollte sein Organ mitleidlos.

Das Gewehr wies auf den Banditen. McBrides Zeigefinger krümmte sich hart um den Abzug. Das Gesicht des Marshals mutete an wie aus Granit gemeißelt. Seine Augen zeigten nicht die Spur einer Gemütsregung. Er rief mit schmalen Lippen: "Gibt es in diesem Ort einen Arzt? Wenn ja, dann hole ihn jemand."

Einer der Kerle von der T.B. stieß zwischen den Zähnen hervor: "Verdammt, Sternschlepper, du kommst in diese Stadt und gebärdest dich wie der Sohn Gottes! Was war das für eine Anspielung eben, als du sagtest, du seist wegen uns ins County gekommen?"

"Das werde ich eurem Boss zu gegebener Zeit schon unter die Nase reiben, Amigo. Jetzt helft Fowler auf die Beine und bringt ihn in den Saloon. Und dir, Fowler, rate ich, nicht mehr verrückt zu spielen. Meine nächste Kugel sitzt nämlich in deinem Schädel."

Fowler knirschte mit den Zähnen.

Zwei der Cowboys bewegten sich. Sie zerrten den Banditen in die Höhe. Er schrie auf, als der Schmerz in seinem Bein eskalierte und bis unter seine Schädeldecke tobte.

Morgan Fowler wurde mehr in den Schankraum geschleppt als er ging und auf einen Stuhl gesetzt. Der Bandit atmete rasselnd. Die Tränen des Schmerzes standen ihm in den geröteten Augen. Seine Hände waren rot vom Blut. Sein Gesicht war krankhaft bleich. In seinen Mundwinkeln zuckte es.

McBride baute sich so auf, dass er Front zu dem Banditen einnahm. Als die anderen T.B.-Cowboys in den Saloon kamen, bewegte er nicht einmal den Kopf. An Fowler gewandt knurrte er: "Ich bringe dich morgen nach Amarillo, Fowler. Und dort wird man dich wahrscheinlich irgendwann in den nächsten Wochen, wenn Richter Humphrey sein Urteil gefällt hat, am Halse aufhängen. So ist das Leben nun einmal, Bandit. Nichts bleibt ungesühnt."

"Fahr zur Hölle!", giftete Fowler. Der Hass brach aus seinen Augen wie ein gefährlicher Dämon...


*


In Hereford gab es einen Deputy Sheriff. Sein Name war Mel Jackson. Er verfügte über ein kleines Office, in dem es auch zwei Zellen gab. In diesem Jail brachte Trevor McBride den Banditen unter, nachdem der Doc dessen Oberschenkelwunde verarztet hatte.

McBride selbst schlief in der anderen Zelle.

Am Morgen weckte ihn der Deputy. Es war heller Tag. Als McBride den Zellentrakt verließ und das Office betrat, erfüllte ein leises Summen die Luft, dann begann der Regulator an der Wand über dem Schreibtisch zu schlagen. Acht Mal...

Der Deputy saß auf der Schreibtischecke und ließ das linke Bein baumeln. Am verstaubten Fenster surrten Fliegen. Tote Fliegen lagen auf der Fensterbank. McBride fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch die Haare, dann stülpte er sich den Stetson auf den Kopf.

"Bis Amarillo sind es schätzungsweise 40 Meilen, Marshal. Der Bandit wird sich nicht wie ein Hammel zur Schlachtbank führen lassen. Er wird alles versuchen, um dem Henker zu entgehen."

"Möglich, dass er es versucht. Aber ich werde auf der Hut sein. - Ich gehe in den Mietstall und hole die Pferde."

McBride verließ das Office.

Hereford war noch nicht so richtig zum Leben erwacht. Einige Hunde streunten durch die Gassen. Nur wenige Passanten waren auf der Straße anzutreffen. Die Sonne stand über dem zerklüfteten Horizont im Osten.

Im Mietstall traf McBride auf den Stallknecht. Der Mann füllte gerade einen Sack Hafer in eine Futterkiste, die am Rand des Mittelganges stand. Es war ein ziemlich alter Bursche, und es kostete ihm Mühe, den schweren Sack hochzuhalten. Der U.S. Marshal half ihm.

Der Oldtimer bedankte sich mit krächzender Stimme und war dann McBride behilflich, sein Pferd zu satteln. McBride sagte: "Es gab in den vergangenen Wochen immer wieder Übergriffe auf die Heimstätter am Tierra Blanca Creek. Die Siedler haben Richter Humphrey um Hilfe angegangen. Darüber wurde doch sicher auch in der Stadt gesprochen."

Der Alte nickte. Sein Bartgestrüpp klaffte auseinander. "Ja, diese Kerle haben Jonathan Cutters Zaun auf eine Länge von 100 Yards zerschnitten und wohl 500 Rinder über seine Weizen- und Maisfelder getrieben. In den Brunnen auf Jeremia Rankins Farm warfen sie einen toten Hund. Ben Graydon haben sie ein Weizenfeld angezündet."

"Das hört sich ja übel an", knurrte McBride und streifte seinem Rotfuchs das Kopfgeschirr über.

"Das ist übel, Marshal. Und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis am Fluss Blut fließt. Ich habe für so etwas einen Riecher."

"Ich brauche ein Tier für Fowler", erklärte McBride. "In ein paar Tagen bringe ich es zurück, wenn ich wiederkomme, um Sturgess und seinen wilden Burschen ein wenig auf die Finger zu klopfen."

"Aaah, dann sind Sie also gar nicht wegen Fowler nach Hereford gekommen", stellte der Oldtimer fest.

"Nein. Den sah ich nur zufällig an der Theke stehen."

Eine Viertelstunde später kehrte McBride im Sattel, den geliehenen Pinto an der langen Leine führend, zum Sheriff's Office zurück. Er band die Tiere an und ging hinein.

Mel Jackson hockte jetzt hinter dem Schreibtisch. Als der Marshal das Office betrat, erhob er sich, ging zu der Tür in den Zellentrakt und nahm die Zellenschlüssel von einem Haken an der Wand.

McBride folgte ihm.

Morgan Fowler stand in der Gitterwand. Seine Hände umklammerten zwei der zolldicken Gitterstäbe. Schmerz und Blutverlust hatten unübersehbare Spuren im Gesicht des Banditen hinterlassen. Sein Hosenbein war dort, wo ihn die Kugel des Marshals getroffen hatte, vom eingetrockneten Blut verfärbt. In seinen tiefliegenden Augen glitzerte tödlicher Hass.

"Du schaffst es nicht, McBride", giftete er. "40 Meilen! Du wirst die Stunde noch verfluchen, in der du mir..."

"Halt's Maul, Fowler!", schnitt ihm Jackson barsch das Wort ab. Der Schlüssel knirschte im Schloss. Die Zellentür schwang auf. "Raus mit dir."

Als Fowler keine Anstalten machte, sich zu bewegen, packte ihn der Deputy an der Weste und zerrte ihn auf den Gang vor den Zellen. Fowler brüllte seine Not hinaus. Sein Gesicht hatte sich verzerrt. In seinen Augen wühlte der Schmerz.

"Nun machen Sie mal halb lang, Deputy", knurrte McBride. "Wenn die Wunde wieder aufplatzt, habe ich das Problem am Hals. Und ich will ihn ja nicht tot in Amarillo abliefern."

"Du kriegst auch dein Fett weg, Jackson", knirschte der Bandit. Er humpelte aus der Zelle. Jeder Schritt war mit Schmerzen verbunden und kostete Morgan Fowler Überwindung.

McBride ließ ihn an sich vorbei. Fowler hinkte ins Office. McBride sagte: "Es wird an dir liegen, Fowler, wie du in Amarillo ankommst. Ich werde dir nicht die Hände fesseln. Solltest du aber mit irgendwelchen Hinterhältigkeiten aufwarten, erreichst du quer über dem Pferderücken liegend die Stadt."

Er überholte den Banditen und stieß die Außentür auf. Fowler schoss ihm einen gehässigen Blick zu, als er auf den Vorbau trat.

"Vielen Dank für die Amtshilfe", rief McBride über die Schulter.

"Keine Ursache", gab Mel Jackson zurück. Er winkte McBride zu, nachdem dieser und der Bandit aufgesessen waren und die Pferde herum zogen.

"So long, Sheriff", verabschiedete sich McBride. "Bis in vier oder fünf Tagen. Vorwärts, Fowler!"

Sie ritten nach Nordwesten aus Hereford. Die Sonne stieg langsam höher und die Hitze nahm zu. McBride und sein Gefangener folgten der alten Poststraße, die sich wie der riesige Leib einer Schlange zwischen die Hügel wand...

McBride ahnte nicht, dass er beobachtet wurde. Fünf Kerle lauerten im Schutz einiger Sträucher und Felsen auf einem lang gezogenen Hügelkamm. Ihre Pferde standen jenseits der Anhöhe, an dessen Basis die beiden Reiter entlang zogen. Es waren verwegen anmutende Typen mit tagealten Bartstoppeln in den von Lasterhaftigkeit und einem unsteten Lebenswandel gezeichneten Gesichtern. Mit hellwacher Reglosigkeit starrten sie den Hang hinunter.

Einer von ihnen, ein Mann mit sandfarbenen, nackenlangen Haaren und stahlblauen Augen, nahm die Winchester, riegelte eine Patrone in die Kammer und hob sie an die Schulter. Über Kimme und Korn ruhte sein kalter Blick auf dem U.S. Marshal.

Pochender Hufschlag umgab McBride und den Banditen. Der Marshal ritt eine Pferdelänge hinter Morgan Fowler. Hinter ihnen senkte sich der aufgewirbelte Staub auf den Boden zurück. Die Pferde gingen mit hängenden Köpfen. In den Büschen summten die Bienen und Hummeln. Vögel zwitscherten...

McBride hatte nicht den Hauch einer Ahnung, dass der Tod bereits mit gebieterischer Hand nach ihm griff. Das dumpfe Hufepochen und das Vogelgezwitscher waren die letzte Wahrnehmung im Leben des U.S. Marshals. Den Knall, der der tödlichen Kugel folgte, hörte er schon nicht mehr. Er spürte nur den furchtbaren Schlag gegen die Brust, dann riss sein Denken. Hart schlug er am Boden auf.

Mit geisterhaftem Geraune verebbte die Detonation. McBrides Pferd war zur Seite gescheut. Jetzt senkte es den Kopf über seinen reglosen Reiter und stupste ihn mit der Nase an.

McBrides Blut aber versickerte im Staub des alten Reit- und Fahrweges.

Fowler hatte sein Pferd herumgezogen. Sein Blick tastete über den Scheitelpunkt des Hügels. Hinter den Büschen traten die fünf Kerle hervor. Sie winkten Fowler zu. Ihre Zähne blinkten im Sonnenlicht.

Fowler spuckte zur Seite aus. Er starrte düster auf den Toten hinunter. "Ich hab es dir prophezeit, Marshal. Du hast es nicht geschafft, mich nach Amarillo zu bringen."

Er stieg vorsichtig ab und hinkte zu dem Toten hin. Gleich darauf hatte er sich mit dem Colt und der Winchester des Marshals bewaffnet. McBrides Revolvergurt lag um seine Hüften. Das Gewehr stieß Fowler in den Scabbard an seinem Sattel. Er zog sich auf das Pferd. Es war eine Anstrengung, die ihn stöhnen ließ, und es kostete seinen ganzen Willen, seinen Schmerz nicht hinauszubrüllen.

"Hüh!" Morgan Fowler ruckte im Sattel. Das Pferd trottete los und trug ihn den Abhang hinauf.

Bei seinen Kumpanen angekommen gab Fowler grinsend zu verstehen: "Es ist immer beruhigend, zu wissen, dass man sich auf seine Freunde verlassen kann. Wir sollten den Marshal verschwinden lassen. Und dann will ich ein paar Tage die Wunde lecken, die ich diesem Hurensohn zu verdanken habe."

"Und wenn du sie geleckt hast?", fragte Allan Sherman, der Anführer des Rudels. "Auf die T.B. kann ich dich nicht mehr schicken, Morgan. In Hereford kannst du dich auch nicht mehr blicken lassen. Der Deputy dort soll ein ziemlich scharfer Hundesohn sein. Soviel ich weiß, hat er sich nicht mal von der PCC kaufen lassen."

"Zu aufrecht, möchte ich sagen", presste Fowler grimmig hervor. "Er hat bei mir was gut. Aber erst muss das verdammte Loch in meinem Oberschenkel einigermaßen verheilen."

Die Banditen ließen den toten Marshal in einem Felsspalt verschwinden. Dann zogen sie sich in ihren Schlupfwinkel zurück, den sie sich in der Felswildnis eingerichtet hatten.


*


Vier Tage später.

Mel Jackson, der Deputy von Hereford, sah drei Reiter am Office vorbeiziehen. Er traute seinen Augen nicht. Denn einer der Kerle, die da seelenruhig die Fahrbahn hinunter ritten, war Morgan Fowler.

Vor vier Tagen hatte der Bandit als Gefangener des U.S. Marshals den Ort verlassen.

Jetzt kam er mit zwei Männern zurück, die der Deputy noch nie in der Stadt gesehen hatte.

Jackson begann Dinge zu ahnen, die sich bleischwer auf sein Gemüt legten. Wie eine Warnung vor drohendem Unheil zuckte es durch sein Gehirn.

Er überlegte, ob er das Office verlassen und auf die Straße gehen sollte. Er kämpfte mit sich. In ihm war ein tiefer Zwiespalt aufgerissen. Gefühl und Verstand fochten einen zähen Kampf in ihm aus. Das Gefühl sagte ihm, dass er den Stern trug und dass sich auf der Straße ein steckbrieflich gesuchter Mörder bewegte. Es gab Fragen bezüglich des Schicksals des Marshals...

Er, Mel Jackson, war gefordert.

Der Verstand aber hämmerte ihm ein, dass er sein eigenes Schicksal sozusagen herausforderte, wenn er hinausging. Er war sicher kein Feigling. Aber er war auch kein Mann, der sich offenen Auges ein paar zweibeinigen Wölfen zum Fraß vorwarf.

Schließlich überwand er sich. Sein Hals war trocken wie Pulver. Jede seiner Bewegungen mutete an, als würde er von Schnüren gezogen.

Mel Jackson trat mit dem Gewehr in den Fäusten auf den Vorbau seines Office. Er hielt die Winchester schräg vor seiner Brust. Seine schweißnassen Hände hatten sich regelrecht daran festgesaugt.

Er fühlte sich dem Eid, den er auf Stück Blech an seiner Brust abgelegt hatte, verpflichtet.

Manchmal wirbelte der heiße Südwind den Staub auf und trieb ihn in Spiralen vor sich her über die Fahrbahn. Winzige Kristalle glitzerten im feinkörnigen Sand der Fahrbahn wie Diamanten.

Die Banditen ritten bis vor den Saloon und banden die Pferde an. Die Menschen von Hereford, die sich auf der Straße befanden, sahen sie und zogen sich schnell in ihre Behausungen zurück. Jeder ahnte die Gefahr, die sich wie eine drohende Gewitterwolke über der Stadt zusammen ballte. Es schien, als hielt die Stadt plötzlich den Atem an.

Mel Jackson stieg vom Vorbau. Seine Linke löste sich vom Schaft des Gewehres. Er rückte sich den Stetson tiefer in Stirn. Mit gemischten Gefühlen stand er am Rand des Schattens, den das Office warf.

Und dann kamen die Kerle. Die Distanz zwischen ihnen betrug jeweils eine Armlänge. Bei jedem ihrer Schritte berührten ihre Handballen die abstehenden Coltknäufe. Die Sternradsporen der Banditen klirrten melodisch.

Morgan Fowler bewegte sich noch ziemlich vorsichtig und leicht hinkend. Die Beinwunde handicapte ihn.

Mel Jackson rührte sich nicht. In seinen Zügen zuckte kein Muskel. Er verspürte tiefe Bitternis und ein tief empfundenes Gefühl der Verlorenheit. So schwer wie in dieser Minute war Mel Jackson das Abzeichen mit dem Lone Star an seiner linken Brustseite noch nie vorgekommen. Es schien plötzlich tonnenschwer zu wiegen.

Er ahnte, was Morgan Fowler nach Hereford zurückgetrieben hatte. Jetzt bereute Mel Jackson zwei Dinge. Zum einen, dass er Fowler am Morgen, an dem der U.S. Marshal mit dem Banditen nach Amarillo aufbrach, so hart anfasste. Zum anderen schalt er sich einen verblendeten Narren, weil er das Office nicht durch die Hintertür verlassen und sich irgendwo verkrochen hatte.

Er stand den Banditen mutterseelenallein gegenüber.

Wie auf ein geheimes Kommando hielten sie an. Ihre Hände hingen neben den abgegriffenen Knäufen der schweren, langläufigen Revolver. Die Finger waren gekrümmt wie Adlerklauen. Die Kälte des Todes umgab sie...

Jacksons Herz schlug dumpf in der Brust. Er gab sich einen Ruck. Mit kurzen, abgezirkelten Schritten bewegte er sich zur Mitte der Fahrbahn. Staub knirschte unter seinen Sohlen. Der Deputy spürte Beklemmung. Es war, als berührte eine eisige Hand seinen Nacken.

Dann standen sie sich gegenüber.

Etwa zwölf Schritte trennten sie. Eine absolut tödliche Distanz...

Die Gestalten der Banditen warfen lange Schatten. Die Sonne stand halbrechts hinter ihnen. Jacksons Augen befanden sich im Schatten der Hutkrempe. Auf dem unteren Teil seines Gesichts lag das gleißende Sonnenlicht.

Als Morgan Fowler sprach, hatte seine Stimme den Klang zerspringenden Eises. Er rief: "Ich versprach es dir doch, Jackson. Sagte ich nicht, dass du auch dein Fett abkriegst?"

Der Deputy nickte. Seine Lippen waren zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepresst. Jetzt sprangen sie auseinander. "Was habt ihr mit McBride gemacht?" Er schluckte würgend. "Habt ihr ihn umgebracht?"

"Was reden wir lange", knurrte Tex Warren, ein rattenhafter Bursche mit tiefliegenden, stechenden Augen und einem brutalen Zug um den schmallippigen Mund. "Pusten wir diesen Narren aus den Stiefeln. Kein Hahn wird nach ihm krähen."

Er dehnte die Worte in einer Art, die in ihrer Unmissverständlichkeit erschreckend war.

Mel Jackson trat in Aktion. Er wollte ihnen zuvor kommen und schwang das Gewehr hoch. Eine Patrone war im Lauf. Er zog den Kolben an seine Hüfte...

Es war wie ein Signal. Und es war der Auftakt zu einer tödlichen Tragödie. Die Hände der Banditen fuhren zu den Colts. Die Eisen flirrten aus den Holstern. Ziehen, spannen und schießen waren bei jedem von ihnen ein einziger, glatter Bewegungsablauf. Die Mündungen stachen ins Ziel.

Jacksons Winchester peitschte.

Die Sechsschüsser dröhnten.

Die Mündungsfeuer verschmolzen mit dem grellen Sonnenlicht. Die Detonationen stauten sich zwischen den Häusern und stießen schließlich dumpf grollend hinaus in die Wildnis.

Mel Jackson lag bäuchlings im Staub. Eines der Geschosse hatte ihn in den Oberschenkel getroffen.

Die Banditen waren auseinander gespritzt, als wäre eine Granate zwischen ihnen detoniert. Sie standen geduckt da. Tex Warren lag auf den Knien. Allan Sherman war zum Straßenrand gelaufen. Sie warteten.

Der Deputy bewegte sich und rollte herum. Die Winchester lag im Staub. Mel Jackson raffte sich auf. Der Schmerz von seinem durchschossenen Oberschenkel flutete hinauf bis unter seine Schädeldecke und trieb ihm die Tränen in die Augen. Zwischen seinen Zähnen knirschte Staub. Blut pulsierte aus der Wunde. Mit zusammengepressten Kiefern humpelte Jackson los.

Er wollte weg hier, ihnen entrinnen - er wollte leben.

Die Verzweiflung trieb ihn. Der Selbsterhaltungstrieb peitschte ihn vorwärts. Sein Bein wollte ihn kaum noch tragen. Die Hose klebte an der Haut. Der Schmerz lähmte seinen Verstand.

Und wieder war die Stadt voll vom Donnern der Schüsse. Die Banditen kannten keine Gnade und kein Erbarmen...

Der Deputy spürte einen fürchterlichen Schlag gegen die Schulter. Die Wucht des Treffers warf ihn halb herum. Ein Aufschrei stieg aus seiner Kehle. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Heiß strich ein Stück Blei an seiner Wange vorbei. Die Schatten der jähen Benommenheit, die sich wie ein Schleier vor seine Augen senkten, rissen, als die Todesangst kam.

Wenige Schritte vor sich sah er Morgan Fowler.

Die Waffe des Banditen brüllte auf. Der Tod griff mit knöcherner Klaue nach Mel Jackson. Er wurde herumgerissen und geschüttelt, ein blutroter Schleier senkte sich vor seine Augen, und schließlich kippte er sterbend auf die Seite. Er schlug auf und war tot.

Aus den Mündungen der Banditencolts kräuselten feine Rauchfäden. Die Detonationen zerflatterten über den Dächern. Bleierne Stille senkte sich in die Stadt, eine Stille, die fast noch schrecklicher und unerträglicher anmutete als das mörderische Hämmern der Waffen vorher.

Ohne jede Gemütsregung und ohne jede Eile näherten sich Morgan Fowler und Allan Sherman der reglosen Gestalt. Tex Warren sicherte auf der Straße um sich.

Niemand ließ sich sehen.

Die Angst hielt die Town stählern im Griff.

Mitleidlos starrten die beiden Banditen auf die stille Gestalt hinunter. Unter dem Körper rann Blut hervor. Gierig wurde es vom Staub aufgesogen. Ungerührt drehte Sherman mit dem Stiefel den Deputy auf den Rücken. Die blaugrauen Augen starrten mit leerem Ausdruck zum Himmel. Mel Jacksons Hemdbrust war dunkel von seinem Blut.

Morgan Fowler bückte sich und riss dem Toten den Stern von der Weste. Sekundenlang starrte er mit verächtlichem Ausdruck auf das Symbol des Gesetzes in seiner flachen Hand. Dann schleuderte er es in die Fahrbahn. Das Abzeichen versank im Staub. Fowler machte kehrt.

Während er durch den Staub stapfte, klappte er die Revolvertrommel heraus. Es war McBrides Waffe, mit der er heißes Blei in den Gesetzeshüter von Hereford hinein gejagt hatte. Fowler schüttelte die verschossenen Patronen aus den Kammern und ersetzte sie mit scharfen aus dem Gurt, der ebenfalls McBride gehört hatte. Die Trommel rastete wieder ein, der Bandit stieß den Colt ins Holster.

Auch Allan Sherman lud seinen Revolver nach.

Die Banditen stapften zu ihren Pferden am Holm vor dem Saloon...


*


Joe und ich hatten Jim Allen und James Franklin, zwei Räuber und Mörder, die in Wildorado das Dasein von Biedermännern geführt hatten, ins Gefängnis gebracht. Wir hatten sie zusammen mit Frank McDowell in einem Felsenkessel in der Nähe des Stone Creek überwältigt. Frank McDowell, der Saloonbesitzer von Wildorado, konnte nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Er blieb tot in dem Banditenschlupfwinkel zurück.

Als wir nach Canyon ritten, der kleinen Stadt im Paloduro Canyon, begleitete uns Trevor McBride. Der Richter hatte ihn nach Hereford geschickt, weil dort die Heimstätter unter den Übergriffen der Tierra Blanca Ranch zu leiden hatten.

Wir waren also zurückgekehrt und erstatten Richter Humphrey Bericht. Schweigend hörte der Richter zu. Dann sagte er anerkennend: "Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, Logan, Joe. Bestellen Sie das auch den Marshals Santana und Bill Tucker."

"Die beiden waren uns eine große Hilfe, Sir", meinte Joe Hawk, mein Freund und Partner. Wir beide waren ein Team. Joe war es, der mich mit Jerome F. Humphrey zusammengebracht hatte.

Humphrey bot mir den Stern eines U.S. Marshals. Ich nahm ihn. Und seitdem ritt ich für das 'District Court for the Northern District of Texas'.

Ein oftmals harter und rauchiger Job. Aber die dreizehn Jahre, die ich auf der Suche nach meinem Bruder Robin kreuz und quer durch's Land zog, hatten mich geprägt. Ich hatte dem Tod oft genug ins höhnisch grinsende Antlitz geschaut. Er nötigte mir keinen besonders großen Respekt mehr ab. Dazu kam, dass ich das Verbrechen hasste. Meine Eltern waren einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Mein Bruder starb, als ich ihn endlich gefunden hatte, an der Kugel eines Banditen. Ich hatte kein Verständnis für Kerle, deren Lebensinhalt die Gesetzlosigkeit und das Unrecht waren.

Und darum bekämpfte ich sie mit aller Härte und Kompromisslosigkeit.

"McBride ist noch immer nicht vom Tierra Blanca Creek zurück, Logan, Joe", hörte ich den Richter sprechen. "Und da im Moment nichts Besonderes ansteht, was eure Anwesenheit in Amarillo erforderlich macht, wäre es vielleicht gut, wenn ihr dort unten McBride ein wenig zur Hand geht."

Mein Blick suchte die fünf Porträtbilder an der Wand hinter dem Schreibtisch.

Düstere Gedanken schoben sich in mein Bewusstsein. Ihr Ursprung entzog sich meinem Verstand. Sie ließen sich jedoch nicht verdrängen.

"Ehe er sich von uns trennte, meinte er, dass es sich vielleicht nur um dumme Streiche handelte, die ein paar angesäuselte Kuhhirten den Siedlern am Tierra Blanca Creek spielten", gab ich zu verstehen. "Er hoffte, dass die Sache sich in Wohlgefallen auflöst."

"Leider gehen unsere Wünsche und Hoffnungen nicht immer in Erfüllung", murmelte der Richter. "Also reiten Sie nach Hereford und unterstützen Sie McBride. Er ist allein dort unten. Wir wissen, dass am Tierra Blanca Creek die T.B.-Ranch das Land für sich beansprucht. Die T.B. ist eine Unterranch der Panhandle Cattle Company, und deren Vertreter im Panhandle sind nicht immer zimperlich, wenn es darum geht, die Interessen der Company durchzusetzen."

Davon konnte ich ein Lied singen. Seit ich den Stern trug, schlugen wir uns immer wieder mit Verwaltern, Vormännern und Reitern der Ranches herum, die zur PCC gehörten.

Die PCC mutete mich mehr und mehr an wie ein alles verschlingender Moloch. Der Richter hatte recht. Ihre Vertreter gingen oftmals über Leichen.

"Wir reiten morgen früh, Sir", erklärte ich. "Ist das in Ordnung?"

Humphrey schaute mich an. "Bis morgen früh werden Sie es aber kaum schaffen, zum Mulberry Creek zu gelangen und rechtzeitig zurück zu sein, Logan."

Da sprach er etwas an, was eine besondere Saite in mir zum Schwingen brachte. Meine Gedanken kreisten sofort um Jane. Sie war Besitzerin einer Pferderanch am Mulberry Creek - und wir waren ein Paar geworden. Nur hatte ich leider sehr wenig Zeit, unsere Beziehung zu pflegen.

"Das hatte ich auch nicht vor, Sir", erwiderte ich. "Um das zu schaffen, müssten mir Flügel wachsen. Wir brauchen einige Stunden Ruhe. Sonst fallen wir, wenn wir in Hereford ankommen, von den Pferden. Und damit wäre Trevor, wenn es notwendig werden sollte, gewiss nicht geholfen."

Der Richter lächelte verständnisvoll. "Natürlich. Sie sind ja erst vom Stone Creek zurückgekehrt. Sicher, wenn Sie morgen reiten, dann ist das in Ordnung."

"Morgen früh also, Sir", nickte Joe und erhob sich. "Dann legen wir uns jetzt aufs Ohr. Und beten wir zu Gott, dass wir umsonst nach Hereford reiten."

Auch ich drückte mich vom Stuhl in die Höhe.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (ePUB)
9783738974119
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (März)
Schlagworte
blutbad tierra blanca creek pete hackett western edition

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

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Titel: Blutbad am Tierra Blanca Creek: Pete Hackett Western Edition 132