Lade Inhalt...

Zur Hölle mit dem Blechstern: Pete Hackett Western Edition 129

von Pete Hackett (Autor:in)
©2023 130 Seiten

Zusammenfassung

Etwa drei Meilen vor Borger trieben hinter einem Felsen hervor zwei maskierte Reiter ihre Pferde in die staubige Straße. Sie hielten die Colts im Anschlag. Die Kutscher der vier Fuhrwerke zügelten die Gespanne. Die Geräusche erstarben nach und nach. Staub senkte sich.

Von links kam ein weiterer Reiter. Auf der anderen Seite tauchten zwei Maskierte auf Pferden auf. Auch in ihren Fäusten lagen die Schießeisen. Die Hölle schien diese Kerle auszuspucken.

Kutscher und Begleitmänner rissen die Arme in die Höhe. Hier etwas zu wagen wäre Selbstmord gewesen.

Ob Kutscher oder Begleiter – sie spürten die tödliche Entschlossenheit der Banditen mit der Intensität von Männern, nach denen der Tod bereits die knöcherne Klaue ausstreckte...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Copyright


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de


Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/



Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Zur Hölle mit dem Blechstern: Pete Hackett Western Edition 129

U.S. Marshal Bill Logan

Band 7


Western von Pete Hackett


U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.


Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.



****


Etwa drei Meilen vor Borger trieben hinter einem Felsen hervor zwei maskierte Reiter ihre Pferde in die staubige Straße. Sie hielten die Colts im Anschlag. Die Kutscher der vier Fuhrwerke zügelten die Gespanne. Die Geräusche erstarben nach und nach. Staub senkte sich.

Von links kam ein weiterer Reiter. Auf der anderen Seite tauchten zwei Maskierte auf Pferden auf. Auch in ihren Fäusten lagen die Schießeisen. Die Hölle schien diese Kerle auszuspucken.

Kutscher und Begleitmänner rissen die Arme in die Höhe. Hier etwas zu wagen wäre Selbstmord gewesen.

Ob Kutscher oder Begleiter – sie spürten die tödliche Entschlossenheit der Banditen mit der Intensität von Männern, nach denen der Tod bereits die knöcherne Klaue ausstreckte...

Der karge Lohn, den sie für ihre Arbeit bezahlt bekamen, war es nicht wert, dafür etwas zu riskieren. Am Allerwenigsten das Leben.

Die fünf Kerle umringten die Fuhrwerke. Einer rief schroff: "Runter von den Böcken und ab mit euch." Er fuchtelte drohend mit dem Colt.

Einer der Beifahrer besann sich, dass es sein Job war, Waren und Fuhrwerke im Notfall zu verteidigen. Es ging mit ihm durch. Mit einer Verwünschung auf den Lippen lud er durch und riss das Gewehr an die Schulter. Ein verhängnisvoller, tödlicher Entschluss...

Zwei Sechsschüsser wummerten dumpf. Den Mann riss es vom Wagenbock in die Höhe. Sein Mund klaffte auf wie zu einem stummen Schrei. Ein Röcheln kämpfte sich in seiner Brust hoch und platzte über seine Lippen. Das Gewehr entglitt ihm, er verkrampfte die Hände vor der Brust und neigte sich langsam nach vorn. Er starb noch im Stehen und stürzte kopfüber vom Fuhrwerk. Die Gespannpferde stampften unruhig und scheuten.

"Runter von den Böcken!", klirrte eine ungeduldige Stimme.

Der Bann fiel. Die Fahrer und Beifahrer sprangen mit allen Anzeichen des namenlosen Entsetzens in den Gesichtern ab. Bei drei der Kerle brüllten die Schießeisen auf. Zwischen den Füßen der Fuhrwerker spritzte das Erdreich auseinander.

"Trollt euch!", kam es brechend unter einem der Halstücher hervor, das der Atem des Banditen vor dem Mund leicht blähte.

Es gab für die Fuhrwerker und ihre Begleiter nichts mehr zu überlegen. Wie von Furien gehetzt rannten sie zwischen die Hügel. Die Todesangst peitschte sie vorwärts.

Der Anführer des höllischen Rudels vollführte eine Handbewegung. Zwei der Maskierten sprangen von den Pferden und kappten die Riemen der Gespanne. Sie trieben die schweren Kaltblüter davon. Die Banditen holten flache Flaschen aus ihren Satteltaschen. Sie gossen den Inhalt auf die Fuhrwerke und über die Ladungen. Der scharfe Geruch von Kerosin verbreitete sich.

Streichhölzer flammten auf. Als sie richtig brannten, warfen die Banditen sie in die kleinen Pfützen, die die Flüssigkeit zurückgelassen hatte.

Kleine, blaue Flammen zuckten über die feuchten Stellen. Das Kerosin entzündete sich explosiv. Flammen schossen in die Höhe. Dumpfes Fauchen hing sekundenlang in der Luft. Das zundertrockene Holz der Fuhrwerke und die Verpackungen der Waren fingen Feuer. Schwarzer Rauch stieg zum Himmel. Rauchsignale des Unheils und der Vernichtung...

Die beiden Banditen, die die Fuhrwerke in Brand gesetzt hatten, schwangen sich wieder auf ihre Pferde. Die Tiere stampften, prusteten und peitschten mit den Schweifen. Das Feuer machte sie nervös.

Die ganze Meute ritt ein Stück zur Seite, denn in unmittelbarer Nähe der Fuhrwerke würde es sehr schnell unerträglich heiß werden.

Die Fuhrwerke standen schließlich in hellen Flammen. Dumpfes Brausen lag in der Luft. Funken und Asche wirbelten. Gelegentlich war das durchdringende Bersten der niederbrennenden Wagenaufbauten zu hören. Schwarzer Qualm zog zwischen die Hügel und zerflatterte. Brenzliger Geruch verbreitete sich.

Ungerührt, ohne die Spur einer Gemütsregung, schauten die fünf Banditen zu.

Die Fuhrwerke krachten zusammen. Noch einmal schlugen die Flammen hoch, schließlich züngelten sie nur noch. Verkohltes Holz, ausgeglühtes Eisen und Scherben waren alles, was übrig blieb. In dem Schutthaufen knisterte und knackte es. Hier und dort loderte es noch einmal auf, wenn eine Brise des heißen Südwindes sich darin verfing. Glimmende Aschefetzen trieben über den Boden.

"Ein schönes Feuer!" Einer der Kerle lachte belustigt. "Wir haben uns die Prämie verdient, Leute."

"Verschwinden wir!", rief ein anderer.

Sie jagten nach Norden davon...

Eine Stunde später kamen die Fahrer des Transportes schwitzend in Borger an. Sie begaben sich sofort zu Allan Murphy, dem Betreiber des Frachtwagenunternehmens.

Vor zwei Monaten hatte er das Unternehmen erst gegründet. Murphy stand finanziell noch auf ziemlich schwachen Beinen. Die Waren, die er aus Amarillo holen ließ, waren bereits von den Endabnehmern bezahlt. Ob es nur der Storehalter war, der Blacksmith, der Sattler, die Farmer und Heimstätter an den Flüssen – jeder, der Ware bestellt und bezahlt hatte würde von Murphy Schadenersatz fordern.

Die Männer berichteten ihm.

Murphy war erschüttert, fassungslos und zornig zugleich. Nur langsam verebbte der Aufruhr seiner Gefühle. Eine seltsame Kälte beschlich ihn und breitete sich in ihm aus – eine Kälte, die ihn selbst unheimlich anmutete.

Murphy schickte die Männer in ihre Unterkunft. Nur noch er und sein Wagenboss Jim McKenzie befanden sich im Office. Zwei Männer von etwa 40 Jahren, groß und stark, hart, unbeugsam und kompromisslos.

"Dahinter steckt kein anderer als Dexter Sanborn", stieg es düster aus Murphys Kehle. "O verdammt, Jim, ich werde ihm für diese himmelschreiende Schweinerei eine blutige Rechnung präsentieren."

"Mach es, wenn du vor die Hunde gehen willst", knurrte Jim McKenzie. "Du schaffst es nicht mal bis in sein Büro. Willst du wirklich, dass sie dich mit den Zehenspitzen nach oben zum Undertaker tragen?"

"Vier Wagen mit Waren im Wert von einigen tausend Dollar", knirschte Murphy. "Ich bin am Ende. Man wird mir Tür und Tor einrennen, denn ich bin für die Ware haftbar. Das ist so, Jim. Ich stehe vor dem Ruin. Und das habe ich diesem Bastard Dexter Sanborn zu verdanken."

McKenzie presste die Lippen zusammen. "Ja, es sieht aus, als ginge es auf Sanborns Konto. Er beansprucht das alleinige Monopol für den Handel mit Waren im Panhandle. Aber erstens kannst du es ihm nicht beweisen, zum Zweiten haben wir noch vier Fuhrwerke, Allan. Wir schicken sie noch einmal auf den Weg nach Amarillo."

"Ich hab das Geld nicht, um die Waren zu bezahlen. Das aber werde ich müssen. Hölle, Jim! Es war Irrsinn, in Sanborns Pfründe einbrechen zu wollen. Der Hurensohn lässt nicht zu, dass ihm einer das Revier streitig macht. Ich hätte es wissen müssen."

Es klopfte an der Tür.

Jim McKenzie öffnete.

Ein Mann mit dem Stern an der Brust betrat das Office. Er murmelte einen Gruß. Dann sagte er: "Es ist wie ein Lauffeuer durch die Stadt gegangen, Murphy. Ihr Transport wurde überfallen. Die Banditen haben einen Mann erschossen und die Fuhrwerke verbrannt. Ich nehme doch an, dass Sie Anzeige erstatten."

"Natürlich, Monahan!", presste Allan Murphy hervor. "Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich Dexter Sanborn und seine Schufte im Verdacht habe. Er duldet kein zweites Frachtwagenunternehmen hier in Borger... Ach, was sage ich? Er hat seinen Anspruch, alleine die Frachten zu befördern, für den gesamten Panhandle angemeldet."

"Die Schufte waren maskiert", wandte der Sheriff mit zusammengezogenen Brauen ein. "Konnte einer Ihrer Leute einen der Banditen erkennen?"

"Nein. Aber wer sonst außer Sanborn sollte..."

Der Sheriff unterbrach Murphy schroff. "Das mag Ihre Meinung sein, Murphy. Vielleicht spricht auch einiges dafür. Dennoch wäre ich vorsichtig mit Verdächtigungen."

Murphy würgte an seiner Wut. Er atmete hart und stoßweise. Der Blick, mit dem er Sheriff Hal Monahan maß, war geradezu geringschätzig. "Natürlich", murmelte er heiser. "Keiner darf am Image Dexter Sanborns kratzen. Er ist alteingesessen, etabliert. Und er hat das Gesetz auf seiner Seite. Ihn unterstützt die Panhandle Cattle Company. Sanborn ist..."

Wieder schnitt der Sheriff Murphy barsch das Wort ab. "Gehen Sie nur nicht zu weit mit Ihren Vermutungen und Verdächtigungen, Murphy. Ich vertrete das Gesetz hier in Borger. Wenn Sie mir unterstellen, dass ich es zu Gunsten Sanborns auslege, dann hört sich das nach Korruption an. Und das nehme ich nicht hin."

Monahan und Murphy starrten sich an. Die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern war förmlich zu riechen. Sie stand zwischen ihnen wie ein eisiger Hauch.

Sheriff Monahans Lippen sprangen auseinander. Er grollte: "Ich werde den Vorfall untersuchen, Murphy. Vom Ergebnis meiner Ermittlungen werde ich Sie unterrichten. Und noch etwas: Lassen Sie sich nicht einfallen, auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Sollten Sie der Meinung sein, auf Dexter Sanborn losgehen zu müssen, dann trete ich Ihnen auf die Hühneraugen. Darüber will ich von vorneherein nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen."

Allan Murphys Zahnschmelz knirschte in ohnmächtiger Wut übereinander. "Ich werde mich an Richter Humphrey in Amarillo wenden", wand es sich über seine Lippen. "Es wurde eine Menge Ware zerstört, die die Heimstätter an den Flüssen oftmals mit ihrem letzten Geld bezahlt haben. Ich kann sie nicht entschädigen. Vielen ist die Basis entzogen worden, denn sie haben weder Geld noch die Ware. Also wurden mit dem niederträchtigen Überfall auch die Heimstätter in Mitleidenschaft gezogen. Und das ist ein Verstoß gegen das Heimstättengesetz und fällt damit unter Bundesrecht."

Murphy verstummte viel sagend.

Der Sheriff zuckte mit den Achseln, schwang herum und verließ das Office.

Mit verdunkeltem Blick starrte Murphy auf die Tür. Er knirschte: "Sie stecken alle unter einer Decke. Der Sheriff, Sanborn und die Schufte von der PCC, in deren Schatten auch dieser Teil des Panhandle lebt." Er riss seinen Blick von der Tür los und richtete ihn auf Jim McKenzie. "Okay, Jim. Ich werde einen Kredit aufnehmen und neue Ware heranschaffen lassen. Dieses Mal gehe ich selbst mit auf den Trail. Und sollten wir wieder in einen Hinterhalt fahren, dann kämpfen wir."

Jim McKenzie nagte an seiner Unterlippe...


*


Es war um die Mitte des Vormittags, als Simon Calispel, der Sekretär Richter Humphreys, in den Pferdestall kam.

Joe und ich hatten die Pferde gestriegelt. Jetzt hockten wir auf einer Futterkiste und rieben die Kopfgeschirre und Zügel mit Lederfett ein, damit sie geschmeidig blieben.

Joe Hawk war mein Freund und Partner. Ich bin Bill Logan. Dass ich Bill heiße, war bei den meisten Leuten in meinem Umfeld allerdings völlig in Vergessenheit geraten. Sie nannten mich schlicht und einfach Logan.

Wir ritten für das 'District Court for the Northern District of Texas' als Marshals. Unser Boss war Richter Jerome F. Humphrey. Er hatte sich zum väterlichen Freund für Joe und mich gemausert. Und wir beide wären für den Richter wahrscheinlich in die Hölle geritten und hätten dem Teufel ins Maul gespuckt...

Ich sah Simon Calispel die Nase rümpfen. Nun, in einem Pferdestall riecht es eben nicht nach Veilchen. Es roch nach Pferdeschweiß, nach Dung, nach Heu und Stroh und einigen Dingen mehr.

Der kleine, wendige Bursche in seinem grauen, abgewetzten Anzug blieb in der Nähe des Tores stehen. Er rief: "Logan, Joe, der Richter will euch sofort sehen. Sieht aus, als hinge es mit einem Boten aus Borger zusammen, der vorhin ankam und den Richter zu sprechen begehrte."

Ich legte das Zaumzeug und den fettigen Lappen zur Seite. "Wir kommen, Simon. Wir waschen uns nur noch die Hände."

"Wascht euch vorsichtshalber von Kopf bis Fuß", empfahl Simon. "Euch haftet der Stallgeruch an, und ihr verpestet damit das gesamte Court House."

Draußen war er.

"Jetzt wissen wir's", grinste Joe und stemmte sich hoch. "Wir stinken."

"Dafür sind wir nicht so verstaubt wie Aktenschnüffler Simon."

Wir begaben uns in den Hof und wuschen uns am Brunnen die Hände.

Fünf Minuten später standen wir im Büro des Richters.

Ein Mann, an dem der Staub vieler Meilen klebte und dessen Gesicht noch vom scharfen Reitwind gerötet schien, saß vor dem Schreibtisch. Er und der Richter fixierten uns. Unser Boss wies auf freie Stühle. Wir ließen uns nieder.

"Das sind die beiden Marshals Logan und Hawk", stellte uns der Richter vor. Dann sagte er: "Allan Murphy, ein Frachtwagenunternehmer in Borger, schickt diesen Mann. Gestern wurden vier seiner Gespanne überfallen. Die Fuhrwerke samt Ladung im Wert von mehreren tausend Dollar wurden verbrannt. Einer der Frachtbegleiter wurde von den Banditen erschossen."

Ich suchte den Blick des Richters. Humphrey nickte mir zu. Ich erhob meine Stimme: "In Borger gibt es einen Sheriff? Ist es nicht dessen Job, den Überfall aufzuklären?"

Der Bote wiegte den Kopf. "Murphy meint, dass von dem Überfall auch einige Heimstätter betroffen sind. Sie haben ihr letztes Geld für die Waren, die sie dringend benötigten, ausgegeben. Die Waren aber sind mit den Fuhrwerken verbrannt. Man hat dem einen oder anderen mit dem Überfall den Todesstoß versetzt."

Ich begriff. "Möglicherweise war das der Sinn des hold up."

"Am Rande vielleicht", versetzte der Mann aus Borger. "Hauptsächlich geht es darum, Allan Murphy den Boden für sein Unternehmen zu entziehen. Dexter Sanborn betreibt in Borger seit etwa drei Jahren ein Fuhrunternehmen. Er befürchtet die Schmälerung seiner Pfründe, wenn ein zweites Unternehmen in der Stadt Fuß fasst."

"Sie denken also, dass Sanborn hinter dem Überfall steckt?", mischte sich Joe ein.

"Murphy ist davon fest überzeugt."

"Unabhängig davon müsste der Sheriff tätig werden." Dieser Einwand kam von mir.

Der Bote Allan Murphys winkte ab. Ein herber Ausdruck kerbte seine Mundwinkel nach unten. "Der Sheriff sympathisiert mit der PCC, und die wiederum steht hinter Dexter Sanborn. Von Seiten des Gesetzes, wie es in Borger praktiziert wird, hat Murphy nicht die geringste Unterstützung zu erwarten."

Das hatte ausgesprochen bitter und resignierend geklungen.

Richter Humphrey ließ seine sonore Stimme erklingen: "Ich möchte, dass Sie sich darum kümmern und dem Recht Geltung verschaffen, Logan, Joe. Seht Dexter Sanborn auf die Finger, und werft auch dem Sheriff einen etwas intensiveren Blick unter den Hutrand. Korrupte Beamte können wir im Panhandle nicht brauchen. Sie sind wie Geschwüre im Angesicht der Erde."

Dem Recht Geltung verschaffen!

Das war unser Job.

Unsere Befugnisse waren genau definiert. Manchmal aber mussten wir sie übertreten, wenn es darum ging, dem Übel in unserem Landstrich die Stirn zu bieten. Denn das Gesetz stand im Panhandle auf sehr wackligen Beinen. Die Mächtigen und Starken schrieben ihre eigenen Gesetze und lebten nach ihnen. Es war niemand da, der das Gesetz, das auf der Verfassung beruhte, durchsetzte. Niemand außer uns U.S. Marshals...

"Wir brechen noch innerhalb der nächsten Stunde auf, Sir", versprach ich und erhob mich.

Joe folgte meinem Beispiel.

Der Richter sagte: "Kommen Sie gesund wieder, Logan, Joe. Geben Sie auf sich acht."

"Was wäre das Distriktgericht ohne uns?", grinste Joe.

"Sie haben recht, Joe", versetzte Humphrey, und es klang sehr ernst.

Wir verabschiedeten uns.

Als wir an Simon Calispel im Vorzimmer des Richters vorbei marschierten, knurrte er: "Geht etwas schneller. Seit ihr dieses Office betreten habt, riecht es hier wie im Stall. Und dieser Duft soll sich nicht noch verstärken."

"Irgendwann binde ich dich im Pferdestall fest, Simon", versprach Joe grollend. "Und zwar so lange, bis du dich an den Geruch von Pferden und allem, was dazu gehört, gewöhnt hast."

Simon grinste erhaben.

"Dann vergeht dir das schmutzige Gegrinse, Simon", setzte ich noch einen drauf.

Wir waren natürlich nicht echt auf ihn böse. Dass an uns der Geruch der Pferde haftete, das wussten wir schließlich selbst. Simon hatte eben das Bedürfnis, uns von Zeit zu Zeit darauf hinzuweisen. Es geschah immer im kameradschaftlich-spöttischen Ton.

Wir gingen betont langsam. Simon fächelte demonstrativ mit der Linken vor seiner Nase herum.

Dann waren wir draußen.

Und eine Stunde später ritten wir.


*


In den Hügeln wenige Meilen vor Borger wurden wir erwartet. Das Gelände war unübersichtlich und halsbrecherisch. Die Vegetation erschöpfte sich in kniehohem Gras, dornigem Gestrüpp und vereinzelten Hickorys mit breiten Kronen.

Der Wind kam von vorn. Das war unser Glück und rettete uns wahrscheinlich das Leben.

Blacky nahm eine Witterung auf und warnte mich mit seinem prustenden Schnauben.

In mir schlugen die Alarmsignale an. Mein Instinkt für die unmittelbare Gefahr meldete sich.

Aber auch Joe war das Verhalten meines Rappen nicht entgangen.

Wie auf ein geheimes Kommando hämmerten wir unseren Pferden die Fersen in die Weichen. Die Tiere streckten sich. Wir lenkten sie auf eine Hügellücke zu, die ausgefüllt war von Büschen.

Da krachten auch schon die Gewehre der Schufte, die uns hier den Hinterhalt gelegt hatten. Das vielfältige Peitschen verschmolz zu einem Ohren betäubenden Höllenlärm, der sich zwischen den Abhängen ballte. Die Kugeln pfiffen heran wie ein Hornissenschwarm. Doch die Kerle feuerten überstürzt und blindwütig – und das war der Grund, dass wir es schafften, zwischen die Hügel zu fliehen.

Wir sprangen von den Pferden und führten sie zwischen die Büsche. Die Detonationen waren in vielfältigen Echos verhallt.

Joe knurrte: "Ein höllischer Empfang, Partner, den man uns bereitete." Er zog entschlossen die Winchester aus dem Scabbard.

"Ja", versetzte ich mit Galgenhumor, "der Respekt vor den Vertretern des Gesetzes scheint hier ziemlich auf der Strecke geblieben zu sein."

Auch ich angelte mir das Gewehr und riegelte eine Patrone in die Kammer.

"Ich denke, es sind zwei oder drei Mann."

Joe bleckte grimmig die Zähne. "Und wäre es eine ganze Kompanie: Sie haben meinen Zorn herausgefordert. Darum kriegen sie Zunder."

Ich glitt schon, gedeckt von Büschen und vereinzelten Felsen, schräg den Hügel hinauf und gelangte in eine Rinne. Im Laufe vieler tausend Jahre hatte sie der Regen ausgeschwemmt. An ihren Rändern wuchsen Sträucher, in deren Schutz ich nach oben stieg.

Etwas außer Atem langte ich oben an. Ich lief geduckt über den Hügelrücken und pirschte einige Schritte unterhalb des Kammes in die Richtung der Kerle, denen ein Menschenleben gerade den Preis für eine Kugel wert zu sein schien.

Bald schon konnte ich die Felsen sehen, aus deren Schutz sie ihre tödlichen Kugeln verschickten. Sie lagen im letzten Licht des Tages. Ihre Konturen waren klar und scharf.

Ich schlich weiter. In einem weiten Bogen umrundete ich das Felsgebilde. Ich war gezwungen, ein ganzes Stück hügelabwärts und dann wieder hangaufwärts zu pirschen. Dabei vermied ich jedes Geräusch.

Dann war ich hinter den Kerlen.

Ich glitt näher an die Felsen heran.

Plötzlich kam Hufgetrappel auf.

Ich rannte ein Stück den Abhang hinunter, um eine Buschgruppe herum, und hatte den Blick in die Senke frei. Unten jagten die beiden auf ihren Pferden um den Hügel und verschwanden aus meinem Blickfeld. Im letzten Moment erkannte ich, dass einer einen Schecken ritt, der andere ein braunes Pferd.

Ich ließ meine Stimme erklingen: "Sie sind abgehauen, Joe. Während ich am Abhang um sie herumschlich, haben sie das Weite gesucht."

Joes Gestalt kam hoch. "Ja, sieht ganz so aus. Verdammt!"

Schon bald trafen wir uns. Wir schritten in die Senke. Ich sagte: "Sie ritten einen Schecken und einen Braunen. Sicher kreuzen sie noch einmal unseren Weg. – Holen wir unsere Pferde."

Wir marschierten los...

Es war fast dunkel, als wir zwischen die Häuser von Borger ritten. Die Stadt war im Verhältnis zu vielen anderen Städten im Panhandle groß. Wir zogen an Gebäuden mit falschen Fassaden vorüber, an einem Saloon, einigen Läden und einer Tanzhalle. Dann machte die Main Street einen Knick.

Vor uns lagen wieder zu beiden Seiten Wohngebäude, ein Saloon, der Barber Shop, der General Store, ein großes Hotel und das Sheriff's Office. Gassen führten zwischen die Häuser. Manchmal war der Abstand zwischen den Gebäuden groß. Brachliegende Plätze lagen dazwischen. Es gab auch Schuppen und Scheunen, aber diese lagen zumeist hinter den Wohn- und Geschäftshäusern.

Aus verschiedenen Fenstern fielen Lichtbahnen. Aus dem Saloon drang verworrener Lärm. Irgendwo kläffte ein Hund.

Wir zügelten vor dem Sheriff's Office die Pferde und glitten aus den Sätteln. Lose schlangen wir die Zügel um den Holm. Ich zog den Revolvergurt in die Höhe und rückte das Holster mit dem Remington zurecht.

Im Office brannte Licht.

Wir stiegen auf den Vorbau. Joe klopfte gegen die Tür. Ohne die Aufforderung abzuwarten, einzutreten, drehte Joe den Knopf. Die Tür schwang auf. Lichtschein flutete uns entgegen und blendete mich.

Ich betrat nach Joe den Raum.

Sheriff Hal Monahan saß hinter dem Schreibtisch. Vor ihm auf dem Tisch lagen zwei dünne Papierpacken. Es waren Steckbriefe. Einen hielt er in beiden Händen. Er hatte ihn wohl studiert, als wir eintraten.

"Good evening, Sheriff", hörte ich Joe grüßen.

Monahan musterte uns abwechselnd. An unseren Marshalsternen verkrallte sich sein Blick. Sein Mund verkniff sich. Er erwiderte weder den Gruß, noch sagte er sonst etwas. Er taxierte uns nur und schien sich ein Bild von uns zu machen.

"Jemand legte uns einige Meilen südlich von hier einen Hinterhalt, Sheriff", begann Joe. "Die beiden Heckenschützen ritten einen Schecken und einen Braunen."

Monahan legte seelenruhig den Steckbrief auf den linken Stapel und stemmte sich am Schreibtisch in die Höhe. Ohne die Spur von Freundlichkeit knurrte er: "Ich brauche euch beide hier nicht in Borger. Ich bin selbst manns genug, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Außerdem dürft ihr ohne mein okay in meinem Bezirk nicht tätig werden. Und dieses okay gebe ich euch nicht."

"Ein klares Wort, Sheriff", versetzte Joe ungerührt. Er hatte die Daumen in den Patronengurt gehakt. "Ihr okay brauchen wir allerdings nicht, wenn Bundesgesetz verletzt wird."

"Welches Bundesgesetz sollte verletzt worden sein?", blaffte der Sheriff. Herausfordernd starrte er Joe an.

"Das Heimstättengesetz, Sheriff. Durch den Überfall auf die Frachtwagen Murphys wurden auch Heimstätter in Mitleidenschaft gezogen. Sie stehen jetzt vor dem Ruin. Wer einen Heimstätter in den Ruin treibt, verstößt gegen Bundesgesetz. Können Sie mir folgen, Sheriff?"

"Natürlich, Marshal. Ich habe begriffen. Das Gesetz ist auslegungsfähig. Na schön. Reitet zum Ort des Überfalls. Ihr werdet nicht viel finden dort draußen. Hier in der Stadt jedoch werdet ihr euch zurückhalten, Marshals. Ich kann es verdammt noch mal nicht ausstehen, wenn mir jemand ins Handwerk zu pfuschen versucht. Also haltet euch zurück, oder ich trete euch auf die Hühneraugen."

"Haben Sie was gegen U.S. Marshals?", fragte ich etwas gereizt.

Er blieb mir die Antwort schuldig. Mich schien er gar nicht mehr wahrzunehmen. "Zwei Kerle, sagten Sie?"

"Zwei – yeah." Joe nickte. "Sind Ihnen zwei Hombres aufgefallen, die möglicherweise kurz vor uns in der Stadt angekommen sind?"

"Nein."

"Na schön. Wenn Sie ein Protokoll brauchen, Sheriff, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Sie finden uns im Hotel."

Joe machte kehrt und verließ grußlos das Office.

Mein Blick kreuzte sich mit dem des Sheriffs. Ich konnte den Anprall von Feindseligkeit, die ich mir nicht erklären konnte, nahezu körperlich spüren.

Ich riss mich los und folgte Joe. Er hatte schon die Leine seines Falben in der Hand. "Ein wenig freundlicher Zeitgenosse, wie?"

"Das kann man wohl laut sagen", erwiderte ich. "Entweder er hat grundsätzlich etwas gegen Leute wie uns, oder er befürchtet, dass wir unsere Nasen in Dinge stecken könnten, die uns nichts angehen."

"Murphys Reiter meinte, dass Monahan mit der PCC sympathisiert. Das könnte der Grund für seine feindselige Einstellung uns gegenüber sein."

Die PCC war ein Zusammenschluss reicher Männer, die irgendwo im Osten, in Europa oder sonst wo auf der Welt lebten, und die im Panhandle eine Reihe von Ranches und Unterranches gegründet hatten. Von Seiten ihrer Verwalter, Vormänner und Weidereiter kam es immer wieder zu Übergriffen, nachdem die Regierung in den vergangenen Jahre begonnen hatte, Siedler ins Land zu holen und ihnen an den Flüssen Heimstätten zuwies. Sie waren den Viehzüchtern ein Dorn im Auge, denn die Siedler beschnitten die freie Weide. Die Viehzüchter reagierten oftmals mit Terror.

Und weil wir immer wieder gegen die Feindseligkeiten eingeschritten waren und die Viehzüchter in ihre Schranken verwiesen hatten, waren die Leute von der PCC nicht gerade gut auf uns zu sprechen.

"Möglich." Ich nahm die Leine vom Holm und saß auf. "Suchen wir den Mietstall. Und dann sehen wir zu, dass wir was Anständiges zwischen die Zähne kriegen. In meinem Magen scheint ein gefräßiges Tier zu sitzen."

"Das könnte ich sein", knurrte Joe. Auch er schwang sich auf seinen lehmfarbenen Vierbeiner.


*


Im Mietstall brannte Licht. Es waren zwei Lampen. Die eine hing neben dem Tor, die andere in der Stallmitte. In den meisten der Boxen standen Pferde. Bei dem Geruch, der uns Empfing, musste ich an Simon Calispel denken.

Der Stallbursche hockte in einem Holzverschlag, in dessen Tür ein unverglastes Fenster eingelassen war. Von der Decke hing eine Laterne mit einem runden Blechschirm. Die Flamme im Glaszylinder brannte ruhig. Als der Stallmann sich erhob und die Tür aufstieß, konnte ich sehen, dass er vor einem Tisch gesessen hatte, auf dem eine verknitterte Gazette lag.

Der Mann kam näher. Er war mit einer blauen Latzhose bekleidet. Ein schwarzer Bart rahmte sein Gesicht ein. Er war höchstens 40. Das Bartgestrüpp klaffte auseinander. "Oha, ich sehe an euch Marshalsterne. Murphy hat also sein Versprechen wahrgemacht."

Ich reichte ihm die Zügel. "Sicher. Schließlich hat man ihm ja ziemlich übel mitgespielt."

Ich ging von Box zu Box und begutachtete die Pferde. Ich hörte den Stallmann hinter meinem Rücken sagen: "Murphy ist ein Narr. Ich habe ihn gewarnt, als er anfing, ein Unternehmen aufzubauen und damit in Konkurrenz mit Dexter Sanborn zu treten. Auf mich hat er nicht gehört. Und jetzt steht ihm das Wasser bis zum Hals."

Mein Schritt stockte, als ich einen Schecken sah. Gleich in der Box daneben stand ein Brauner. Die Pferde konnten noch nicht lange hier sein. Sie waren ziemlich abgetrieben. Der Stallmann hatte sie lediglich mit Futter und Wasser versorgt. Im Fell der Tiere klebte noch der Staub der Wildnis.

Dass die beiden Schufte ihre Vierbeiner im Mietstall abgestellt hatten, verriet mir, dass sie wohl nicht mal im Traum daran dachten, dass ich sie bei ihrer Flucht zwischen die Hügel beobachtet hatte.

Ich drehte etwas den Kopf.

"Sie sind kein Freund von Dexter Sanborn, wie?", hörte ich Joe fragen.

Ich rief: "Diese beiden Pferde, Amigo, der Schecke und der Braune: Wem gehören sie?"

"Wes Burton und Stan Reynolds. Sie brachten die Tiere vor einer guten Viertelstunde zu mir. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie abzureiben." Der Stallmann wandte sich wieder Joe zu. "Nein, ich bin kein Freund von Dexter Sanborn. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn bekniet habe, mir einen Job in seinem Transportbetrieb zu geben. Ich wollte raus aus diesem verdammten Stall. Er hat mir was gepfiffen. Darum wird er auch nie mein Freund sein."

Ich war wieder bei ihm und Joe angelangt. "Wes Burton und Stan Reynolds", murmelte ich für mich, und die beiden Namen brannten sich wie mit glühenden Zangen in mein Bewusstsein ein.

"Ja, Burton und Reynolds."

"Woher kamen Sie?", fragte ich.

"Ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie danach zu fragen. Es sind zwei Kerle vom heißen Eisen. An ihnen haftet der Geruch von Pulverdampf. Das sind Gunslinger allererster Ordnung, Marshal. Wie sie schon ihre Sechsschüsser geschnallt haben."

Der Bursche schien sich gerne reden zu hören.

"Für wen arbeiten sie?"

"Ich glaube, sie arbeiten gar nichts. Sie und eine Hand voll weiterer Kerle lungern nur in der Stadt herum. Mal verschwinden sie aus Borger, kommen aber nach einiger Zeit wieder zurück. Ich weiß nicht, ob sie für jemanden arbeiten."

"Wie sehen die beiden aus?"

"Groß, hager wie Wüstenwölfe. Burton ist dunkel wie ein Indianer. Reynolds ist braunhaarig. Ihr könnt Burton ganz leicht an seinem Colt erkennen. Der Griff seines Revolvers ist aus Elfenbein oder etwas Ähnlichem. Ein schönes Eisen. Er trägt es links, und er weiß es sicher höllisch fix zu gebrauchen. Reynolds ist Rechtshänder, und er ist sicherlich nicht langsamer..."

"Danke, Amigo", unterbrach Joe seinen Redefluss. "Versorgen Sie unsere Pferde gut. Wir werden einige Tage bleiben. Wenn Sie das Geld im Voraus kassieren möchten?"

"Als Marshals seid ihr kreditwürdig." Der Bursche grinste breit. Ein lückenhaftes Gebiss wurde sichtbar.

Wir nahmen unsere Satteltaschen und die Gewehre und verließen den Stall. Im Wagen- und Abstellhof meinte Joe: "Ich kann mir gut vorstellen, warum ihm Sanborn keinen Job gab. Er redet zuviel. Und wahrscheinlich arbeitet er nicht, wenn er redet."

"So wird es sein." Ich konnte mich Joes Philosophie nicht verschließen.

Wir staksten nebeneinander zum Hotel und mieteten zwei Zimmer. Meine Frage, ob kurz vor uns zwei Fremde Zimmer gemietet hatten, verneinte der Clerk. Im Zimmer legten wir lediglich unsere Satteltaschen und Gewehre ab, dann begaben wir uns in den Saloon.

Mit den Sternen an den Westen erregten wir Aufmerksamkeit. Fast eine Minute lang war es still. Wir wurden angestarrt. Erst, als wir schon eine ganze Weile an einem Tisch saßen, schienen die Kerle ihre Neugierde befriedigt zu haben. Sie wandten sich wieder ihrer Unterhaltung zu.

Irgendwie aber konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass keine rechte Stimmung mehr aufkommen wollte.

Ich sah mich um. Zumeist hockten an den Tischen Männer, die ich an ihrer Kleidung sofort als Städter identifizierte. Am Tresen lümmelten einige Burschen in Overalls oder derben Drillichhosen und Baumwollhemden. Ich konnte an keinem von ihnen eine Waffe entdecken. Soeben setzte einer an und schüttete ein volles Glas Brandy wie Wasser in sich hinein. Ich musste unwillkürlich schlucken.

Einen Burschen, der einen Colt mit Elfenbeingriff am linken Schenkel trug, sah ich nicht.

Der Keeper kam heran. Wir bestellten Bier und fragten ihn, was er uns zu Essen machen könne.

"Es gibt hier nur Steak", erklärte er. "Steak mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen."

Joe nickte. "Also Steak mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen. Eine große Portion für jeden."

Der Bursche schlurfte wieder davon.

Wir bekamen jeder ein Bier und tranken durstig. Weitere Leute betraten den Saloon. Die Türflügel schlugen knarrend hinter ihnen aus. Durch das große Frontfenster konnte ich auf die Straße blicken. Da war um diese Zeit nicht mehr viel los. Ein Pulk Männer zog auf dem Gehsteig vorbei. Im nächsten Moment strömten sie in den Schankraum. Es waren sechs. Sie waren ähnlich gekleidet wie die Kerle an der Theke. Und auch sie schienen unbewaffnet zu sein.

Das hieß aber nicht, dass sie wegen ihrer äußerlichen Ähnlichkeit auch ähnlicher Gesinnung waren. Die Neuankömmlinge blieben nämlich abrupt stehen. Einer rief so laut, dass er alle anderen Geräusche mit seiner Stimme übertönte: "Sieh an! Sanborn hat seine Maulesel aus dem Stall gelassen. Jetzt weiß ich auch den seltsamen Gestank zu deuten, der mir schon vor der Tür in die Nase stieg."

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (ePUB)
9783738973440
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (März)
Schlagworte
hölle blechstern pete hackett western edition

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

Zurück

Titel: Zur Hölle mit dem Blechstern: Pete Hackett Western Edition 129