Zusammenfassung
Mein Name ist Bill Logan. Die Suche nach meinem Bruder Robin hatte mich in den Panhandle verschlagen, und da war ich sozusagen hängen geblieben. Ich trug den Stern eines U.S. Marshals. Und einige besonders gehässige Zeitgenossen hatten meinen Partner Joe Hawk und mich auf ihre Abschussliste gesetzt.
Wir waren geschult und erfahren genug, um augenblicklich zu reagieren.
Als von drei Seiten grelle Mündungsflammen auf uns zustießen, lagen wir schon am Boden...
Der Krach war Ohren betäubend. Ein Querschläger jaulte. Das Blei wurde an der Hauswand platt gedrückt. Eine Fensterscheibe zerplatzte klirrend. Im Haus schepperte es.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
© Roman by Author
COVER EDWARD MARTIN
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
postmaster@alfredbekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
Alles rund um Belletristik!
Die Todesfalle von Puente: Pete Hackett Western Edition 126
U.S. Marshal Bill Logan
Band 4
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
****
Sicher hatten Joe und ich an diesem Abend unser Leben nur dem Umstand zu verdanken, dass einer der Kerle, die uns das Licht ausblasen wollten, in einer dunklen Gasse seinen Colt spannte und das metallische Knacken unsere Gehörgänge erreichte.
Mein Name ist Bill Logan. Die Suche nach meinem Bruder Robin hatte mich in den Panhandle verschlagen, und da war ich sozusagen hängen geblieben. Ich trug den Stern eines U.S. Marshals. Und einige besonders gehässige Zeitgenossen hatten meinen Partner Joe Hawk und mich auf ihre Abschussliste gesetzt.
Wir waren geschult und erfahren genug, um augenblicklich zu reagieren.
Als von drei Seiten grelle Mündungsflammen auf uns zustießen, lagen wir schon am Boden...
Der Krach war Ohren betäubend. Ein Querschläger jaulte. Das Blei wurde an der Hauswand platt gedrückt. Eine Fensterscheibe zerplatzte klirrend. Im Haus schepperte es.
Ich rollte vom Gehsteig und lag am Fahrbahnrand. Den Remington hatte ich gezogen, als ich mich fallen ließ. Der Hahn war gespannt. Der trockene Knall der Detonationen trieb die Straße hinauf und hinunter und wurde von den Häuserwänden zurückgeschleudert.
Bei Joe brüllte der 45er auf. Sofort rollte mein Partner zur Seite. Wo er eben noch lag, riss ein Stück Blei die dicken Bohlen auf. Ich schoss auf das Mündungsfeuer, das aus der tintigen Finsternis einer Passage stieß und vernahm einen leisen Aufschrei. Mit dem Hämmern meines Schusses federte ich hoch, rannte zu einem Vorbau und verschwand darunter. Absolute Finsternis schlug über mir zusammen.
Bei einer Gebäudeecke auf der anderen Seite glühte es auf. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Schütze aus der Dunkelheit gezerrt. Joes Eisen donnerte. Die Kugel des Hombre an der Ecke warf eine Ladung Dreck über mich. Ich sah die Gestalt im Verglühen des Mündungsfeuers wanken. Dann dröhnte ein Colt ein Stück weiter oben aus einer Gasse.
Joe war hochgeschnellt und rannte geduckt in die Lücke, die dem Gebäude folgte, bei dem wir uns befanden. Der Revolver auf der anderen Straßenseite schwieg. Ebenso das Eisen, das uns aus der Passage schräg gegenüber heißes Blei geschickt hatte.
Nur noch der Colt in der Gassenmündung röhrte seinen höllischen Choral hinaus. Zwei – drei Geschoße rissen Späne aus den Vorbauplanken. Staub rieselte durch die Ritzen zwischen den Bohlen auf mich herunter.
Dann trat Ruhe ein.
Joe war von der Finsternis aufgesogen worden. Aber dort, wo er untergetaucht war, vernahm ich seine mahlenden Schritte. Sie entfernten sich schnell.
Einige Minuten verstrichen. Ich schaute mir die Augen aus, konnte aber von den feigen Heckenschützen nichts mehr sehen oder hören. Schließlich vernahm ich von dort, wo eben noch einer der Revolver Feuer, Rauch und Blei gespuckt hatte, Joe rufen: „Die Ratte hat die Flucht ergriffen. Was ist mit den Kerlen auf der anderen Straßenseite?“
„Sie rühren sich nicht mehr“, antwortete ich.
„Gib mir notfalls Feuerschutz!“, kam es von Joe. Geduckt hastete er über die Fahrbahn und wurde drüben eins mit der Finsternis.
„Da liegt einer“, rief er nach kurzer Zeit. „Er ist tot.“
Ich kroch unter dem Vorbau hervor und erhob mich. Staub rieselte von meiner Kleidung. Den Remington in der Faust rannte ich quer über die Straße zu der Passage, in der ich nach meinem ersten Schuss den leisen Aufschrei vernahm.
Der Hombre hatte Fersengeld gegeben.
Ich ging zu Joe hin. Er war neben der reglosen Gestalt am Boden abgekniet. Jetzt riss er ein Streichholz an und leuchtete in das erstarrte Gesicht. „Kenne ich nicht“, knurrte Joe.
Auch ich hatte den Burschen nie vorher gesehen.
Wir waren ratlos.
Jetzt, da seit einiger Zeit kein Schuss mehr gefallen war, strömten die Anwohner aus ihren Behausungen. Verworrener Lärm füllte die Straße. Stimmen schwirrten durcheinander. Aus dem Saloon, der ein ganzes Stück entfernt war und in dem Joe und ich zu Abend gegessen hatten, drängten die Gäste und behinderten sich gegenseitig.
Das Streichholz in Joes Hand war erloschen. Er ließ es achtlos fallen.
Dann waren wir von Schaulustigen eingekreist. Einige der Neugierigen trugen Laternen. Das Licht fiel auf den Toten.
„Kennt jemand diesen Hombre?“, fragte ich laut in die Runde.
Ein Mann drängte sich ein wenig in den Vordergrund. „Ich glaube, den habe ich schon einige Male gesehen. Wenn ich mich nicht täusche, dann reitet er für die Bar-H Ranch.“
Ein Deputy aus dem Büro des Sheriffs bahnte sich einen Weg durch die Mauer aus Leibern. Er schoss Joe und mir jeweils einen schnellen Blick zu, dann beugte er sich über die schlaffe Gestalt.
„Sie waren zu dritt“, klärte ich ihn auf, während er den Puls des Mannes fühlte. Indes ich sprach, holsterte ich den Remington. „Zwei sind über alle Berge. Kennen Sie den Mann, Deputy?“
Der Angesprochene kam hoch und wandte sich mir zu. „Es ist Lane Hawkins von der Bar-H. Ich kenne ihn, weil er ein ziemlicher Radaubruder war, wenn er einen Whisky zuviel intus hatte. Haben Sie eine Ahnung, weshalb die Kerle Ihnen auflauerten?“
„Haben wir wohl“, mischte sich Joe ein und stieß seinen Colt ins Holster. „Wir haben in den vergangenen Tagen der Bar-H ziemlich aufgemischt und Ringo Kenneth, den Vormann eingesperrt. Geht Ihnen ein Licht auf, Deputy?“
„Heavens, natürlich.“ Der Sheriffsgehilfe nickte. Er massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. „Ich werde dem Sheriff Meldung erstatten. Er wird...“
„Wir werden bei Sheriff Tucker den Vorfall zu Protokoll geben“, unterbrach ich den Mann. „Kümmern werden wir uns selbst um die Kerle, die uns zum höllischen Marsch aufspielten.“
„Ich sag jedenfalls mal dem Coroner Bescheid. Er soll den Toten von der Straße wegholen und einen Totenschein ausstellen.“ Mit dem letzten Wort setzte sich der Deputy in Bewegung.
„Gehen wir, Partner“, kam es von Joe. „Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.“
Wir setzten unseren Weg fort.
In unserer Unterkunft brannte Licht. Einer der Marshals, die mit uns die Unterkunft teilten, war anwesend. Ich hatte ihn schon einige Male gesehen und Joe hatte mich mit ihm bekannt gemacht. Sein Name war Duncan O'Leary. Er war wohl der älteste U.S. Marshal, der für das 'District Court for the Northern District of Texas', und damit für Richter Jerome F. Humphrey, arbeitete. O'Leary war Mitte 40. Er war nicht sehr groß, etwa eins siebzig, hatte graue Haare und graue Augen. Im Grunde war O'Leary ein unscheinbarer, ruhiger Zeitgenosse. Er schaute immer freundlich drein. Ein grauer Wolfshund war sein ständiger Begleiter. Der Einfachheit halber nannte er ihn 'Wolf'.
O'Leary lag auf seiner Bunk. Wolf hatte sich neben der Liegestatt auf dem Fußboden ausgebreitet. Sein struppiger Schädel ruhte zwischen seinen Vorderpfoten. Er hob nicht einmal den Kopf, als wir eintraten, sondern schielte uns nur von unten herauf an.
O'Learys Oberkörper ruckte hoch, er schwang die Beine vom Bett und sagte: „Eben hat es ziemlich gekracht. Galt es euch beiden?“
Ich nickte und setzte mich auf mein Bett. Es knarrte unter meinem Gewicht. Diese ausgemusterten Feldliegen aus Armeebeständen waren schon ziemlich altersschwach. „Wie es aussieht, waren es Bar-H-Leute. Einer ist tot. Einen anderen habe ich wohl verwundet, aber er konnte noch die Kurve kratzen.“
Ich zog den Remington aus dem Holster und klappte den Verschluss der Trommel zur Seite. Dann ersetzte ich die verschossenen Patronen gegen scharfe aus den Schlaufen des Revolvergurts.
„Wahrscheinlich hat sie James Hancock auf euch angesetzt“, meinte O'Leary, beugte sich vor und kraulte Wolf zwischen den Ohren. Der Hund fiepte leise.
James Hancock war der Verwalter der Ranch oben am Rita Blanca Lake, eingesetzt von der 'Panhandle Cattle Company', diesem Syndikat aus schwerreichen Männern, deren Sitz in Chicago war. Die PCC duldete keine Heimstätter und Smallrancher an den Grenzen ihrer Ranches. Die Ranchbosse waren unumschränkte, unduldsame Herrscher. Wir hatten nur Ärger mit ihnen.
„Möglich“, knurrte Joe. Auch er lud seinen 45er nach. „Wir werden Hancock wohl ein wenig auf den Zahn fühlen müssen.“
*
Am folgenden Morgen begaben Joe und ich uns in das Gefängnis. Es befand sich im Keller des Anbaus, in dem der Sheriff und seine Deputies ihre Büros hatten.
Wir stiegen die Steintreppe hinunter. Eine Gittertür verschloss den Gang zu den Zellen. An einem Tisch in dem Vorraum saß tagsüber ein Deputy. Er las in einer Zeitung. Joe gab ihm zu verstehen, dass wir mit Ringo Kenneth sprechen wollten. Er öffnete die Gittertür und wir betraten den Korridor. Hinter uns fiel die Tür scheppernd ins Schloss. Der Schlüssel knirschte rostig, als ihn der Deputy herumdrehte.
Die Luft im Zellentrakt war muffig und abgestanden. Kleine, vergitterte Fenster spendeten diffuses Licht. Die Latrineneimer in den Zellen, die zu einem Viertel mit einem Gemisch aus Wasser und Chlorkalk gefüllt waren, verpesteten die Luft.
In jeder der Zellen standen drei Pritschen. Ich zählte sechs Käfige. Zwei waren voll belegt. Ich sah Curly 'Bull' Bonnet, den rothaarigen Schläger, dem ich es auf der Main Street von Clarendon ziemlich hart und kompromisslos besorgt hatte, als er mit zwei Kumpanen Jane, die Frau die ich seitdem liebte, attackierte. Er befand sich alleine in einer Zelle.
Im Käfig daneben war Ringo Kenneth eingeschlossen. Er sah noch ziemlich krank und mitgenommen aus. Das kam von der Schulterwunde, die er im Kampf mit uns oben in Dalhart davongetragen hatte, als wir ihn festnahmen.
Er erhob sich, als uns sah, und kam zur Gitterwand. Seine Hände umspannten zwei der zolldicken Eisenstangen. Düster musterte er Joe und mich.
Die unversöhnliche Feindschaft stand zwischen ihm und uns wie heißer Atem.
Joe stieß hervor:
„Gestern Abend versuchten drei Freunde von dir, uns kaltzumachen, Kenneth. Einer, sein Name ist Lane Hawkins, fiel dabei auf die Nase.“
Kenneth' linke Braue hob sich. Es verlieh seinen Zügen einen ausgesprochen arroganten Ausdruck. Er schürzte die Lippen. „Wie kommst du darauf, dass es Freunde von mir waren?“, blaffte er. „Es gibt sicher eine Menge Zeitgenossen, die euch gerne beim Satan wüssten.“
„Ganz besonders einige Zeitgenossen von der Bar-H, wie?“, versetzte Joe sarkastisch.
„Wie war das mit Riggs?“, mischte ich mich ein. „Der Farmer wurde auf Ihre Veranlassung hin ermordet, Kenneth. Sie wissen, dass Richter Humphrey Sie dafür unter den Galgen schicken kann. Die Idee, Riggs ermorden zu lassen, ist doch nicht auf Ihrem Mist gewachsen. Wessen Idee war es also, Kenneth? James Hancocks?“
„Geht zum Teufel ihr beiden Aasgeier. Von mir erfahrt ihr nichts - aber auch gar nichts. Was wollt ihr überhaupt? Worauf wollt ihr die Anklage stützen? Auf das Wort eines Mannes, der mit seinem letzten Atemzug meinen Namen mit dem Tod von Riggs in Verbindung brachte? Ihr macht euch lächerlich. Und jetzt verschwindet! Ihr beide seid für mich so etwas wie ein Brechmittel.“
Ringo Kenneth wandte sich mit seinem letzten Wort abrupt ab und ging zur Pritsche. Er legte sich flach auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
„Wie Sie meinen, Kenneth“, sagte. „Mein Partner und ich werden jedenfalls beschwören, dass Kincaid im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, als er das Geständnis ablegte und Sie als Auftraggeber benannte. Das wird reichen, um Ihnen einen Strick um den Hals zu legen.“
Kenneth rührte sich nicht. Es schien an ihm abzuprallen.
In der anderen Zelle spuckte Curly 'Bull' Bonnet auf den Fußboden.
Joe zuckte mit den Achseln. "Du musst in diesem Schweinestall leben, Bonnet", gab er wie beiläufig zu verstehen. "Gib acht, dass du nicht auf deiner Spucke ausrutscht."
Ich forderte den Deputy auf, uns hinauszulassen. Wenig später befanden wir uns im Freien. Wir pumpten frische Luft in unsere Lungen. Dann meinte Joe: „Gehen wir zum Chef und holen wir uns die Erlaubnis, zur Bar-H zu reiten.“
Wenig später saßen wir Richter Humphrey gegenüber. Er hörte schweigend zu, was wir zu berichten hatten.
„Den Weg dort hinauf machen Sie umsonst“, meinte der Richter, nachdem wir geendet hatten. „Auch wenn Hancock die drei Heckenschützen auf Sie angesetzt haben sollte - wie wollen Sie es ihm beweisen? Dieser Hawkins kann nicht mehr reden. Wer die beiden anderen waren, wissen Sie nicht. Sie würden also unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen.“
Das sah ich ein. Nein, was der Richter prophezeite, war mir eigentlich von vornherein klar gewesen. Gewiss auch Joe. Dennoch erwiderte er: „Sie haben recht, Sir. Aber Hancock soll nicht denken, dass wir uns vor ihm verkriechen. Er soll auch wissen, dass wir ihm auf die Finger schauen. Vielleicht mahnt ihn das zur Vorsicht.“
„Nein. Versuchen Sie, Kenneth zum Reden zu bringen. Wenn er zugibt, dass er den Auftrag, Riggs beseitigen zu lassen, von Hancock bekam, dann können wir letzteren festnageln. Alles andere ist unnötiges Geplänkel.“
„Kenneth schweigt wie ein Grab, Sir“, erklärte ich. „Wir waren soeben im Jail. Er nannte uns Aasgeier und meinte, wir sollten uns zum Teufel scheren. An dem beißen wir uns die Zähne aus.“
„Dann müssen wir James Hancock den nächsten Zug machen lassen“, versetzte der Richter. „Also seien Sie auf der Hut, Logan, Joe. Denn wenn Hancock Sie beide im Visier hat, dann wird er nicht ruhen...“
„Wir können doch nicht hier herumsitzen und warten, bis wieder einige schießwütige Knilche aus dem Hinterhalt ihr Blei auf uns verballern“, knurrte Joe übelgelaunt.
„Nein, das brauchen Sie nicht, Marshals.“ Der Richter lächelte nachsichtig. „Mir liegt eine Anzeige vor. Von der Weide der Diamant-B wurden etwa 100 Longhorns abgetrieben. Auch anderen Ranches wurden in der letzten Zeit immer wieder kleinere Herden gestohlen. Sieht aus, als hätten Viehdiebe das Gebiet am McClellan Creek heimgesucht. Reiten Sie also ins Gray County und kümmern Sie sich darum. Dann sind Sie zunächst mal aus der Schusslinie der Bar-H.“
„Die Diamant-B - gehört sie auch zur PCC?“, erkundigte ich mich.
„Ja. Es ist eine der kleineren Ranches und ist der Green Belt untergeordnet. Der Ranchboss, der die Diamant-B leitet, heißt Mel Strong. Er ist bisher noch nicht unangenehm in Erscheinung getreten.“
„Also auf zum McClellan Creek“, sagte Joe.
Wir verabschiedeten uns vom Richter.
Eine Stunde später waren wir auf dem Weg. Am späten Nachmittag erreichten wir Jericho. Der Ort lag fünf Meilen südlich des McClellan Creek. Von Jericho aus wandten wir uns nach Nordosten. Nach weiteren sieben Meilen lag die Diamant-B vor uns. Es gab ein flaches Haupthaus, ein Bunkhouse, einige Ställe, Schuppen und Scheunen, eine Remise und zwei Corrals.
Als wir in den Hof ritten, kamen aus der Mannschaftsunterkunft drei Männer. Ein vierter Mann verließ das Haupthaus. Er war um die 40 und hager. Harte Linien und Kerben zerklüfteten sein Gesicht. Sein Haar war sandfarben, seine hellen Augen blickten ruhig.
Er hob grüßend die Hand.
Wir zügelten vor dem Mann die Pferde.
„Hallo, Strong“, sagte Joe und stemmte die Arme auf das Sattelhorn. „Sie haben Probleme mit Viehdieben.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Die drei Hombres, die aus dem Bunkhouse getreten waren, bauten sich seitlich von uns auf. Es waren Cowboys.
Mel Strong verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. „Ja. Vor drei Nächten waren sie auf der Nordweide der Diamant-B. Die Spur der Herde, die sie abgetrieben haben, führt hinüber ins Wheeler County. Ich bin zwar mit einer Handvoll Leuten den Rustlern gefolgt, bei Kellerville ritten wir jedoch in ihren Hinterhalt und zwei von uns wurden schwer verwundet. Wir mussten aufgeben.“
„War die Herde bewacht?“, fragte ich.
„Nein. Sie stand in einem Talkessel und Herdenwachen waren nicht nötig. Außerdem habe ich insgesamt nur acht Reiter zur Verfügung, die etwa 5000 Longhorns zu betreuen haben. Wir können nicht jede kleine Herde beaufsichtigen. Wir können aber auch nicht die 5000 Rinder auf einen Haufen zusammentreiben.“
„Besitzt die PCC im Wheeler County eine Ranch?“
„Ja, die Circle-M.“
„Es ist eine der Hauptranches der PCC“, klärte mich Joe auf.
Ich fragte, ob wir die Nacht über auf der Diamant-B bleiben könnten. Strong hatte nichts dagegen einzuwenden.
*
Es war Mitternacht vorbei. Im Sheriff's Office brannte Licht. Das Court House daneben lag im Dunkeln. Ein Mann pirschte im Schlagschatten des großen Gebäudes hart an der Wand entlang. Als der Anbau mit dem Sheriff's Office vor seinem Blick lag, verhielt er. Eine ganze Weile beobachtete er das Gebäude. Schließlich glitt er weiter. Er verursachte keine verräterischen Geräusche. Die Sporen hatte er abgenommen.
Der Hombre erreichte den Pferdestall. Wachsam sicherte er um sich. Er huschte an der Giebelseite des Stalles durch eine schmale Lücke in den Hof. Leise machte er sich an die kleinen, vergitterten Fenster im Keller des Sheriff's Office heran. Rasselndes Geschnarche wehte ins Freie.
„Kenneth“, zischelte seine Stimme in die stofflich anmutende Finsternis hinein, die in den Zellen herrschte. „Kenneth! Goddam, hörst du nicht?“
„Was ist?“, kam es schlaftrunken aus der Dunkelheit.
„Kenneth, bist du's?“
„Nein. Heh, was ist los? Wer ist da draußen?“ Die Stimme klang plötzlich hellwach.
„Schrei nicht so laut, Dummkopf“, knirschte der Bursche im Hof wütend. „In welcher Zelle ist Kenneth?“
Doch da meldete sich der Vormann der Bar-H schon: „Ich bin wach. Was ist?“
Der Bursche huschte zum Fenster der Zelle, aus dem Kenneth‘ leise Stimme trieb. Er ging in die Hocke und flüsterte. „Ich bin's - Palmer. Hier, ein Colt. Schieß dir notfalls den Weg frei und komm zum Snake Hill im Pleasant Valley. Wir warten auf dich. Dort erhältst du auch weitere Instruktionen.“
„Hölle, was soll das? Welche Instruktionen?“
„Das erfährst du beim Snake Hill. Hier, nimm das Eisen.“ Palmer hielt den Colt am Lauf durch die dicken Gitterstäbe.
Kenneth' Hand ertastete die Waffe. „Soll ich zu Fuß zum Snake Hill laufen?“, grollte Kenneth' Organ.
„Du wirst wohl in der Lage sein, dir ein Pferd zu besorgen“, versetzte Palmer. „Adios. Lass nicht allzu lange auf dich warten, Kenneth.“
Palmer nahm denselben Weg, auf dem er in den Hof gekommen war. Sein Pferd stand weiter in der Stadt vor einem Saloon. Er holte es und verließ Amarillo.
Lange Zeit wog Ringo Kenneth den Colt in der Faust. In einer der anderen Zellen zischelte einer: „Du holst uns doch auch raus, Kenneth? Wir werden dir dafür die Füße küssen.“
„Morgen früh, wenn sie wegen der Latrineneimer kommen“, murmelte Kenneth. Gedankenvoll schob er den schweren Colt unter die Matratze seiner Liegestatt. Es waren eine Reihe von Gedanken, die ihn beschäftigten. Er legte sich wieder hin. Jack Palmer war einer der Gunslinger, die die Bar-H beschäftigte. Sollte er, Kenneth, zum Snake Hill gelockt und mundtot gemacht werden?
Kenneth verdrängte diesen bohrenden Gedanken. Maßgeblich war, dass er erst mal aus dem Gefängnis entkam. Alles andere würde er auf sich zukommen lassen. Solange er eine Waffe in der Faust hatte, fürchtete er weder Tod noch Teufel.
Er fand keinen Schlaf mehr. Zähflüssig verrannen die Stunden bis zum Morgengrauen. Endlich hörte Ringo Kenneth Schritte auf der Treppe. Über Nacht war der Posten vor der vergitterten Korridortür abgezogen. Zwei Deputys schoben im Office Nachtdienst. Und diese beiden kamen jetzt in den Keller.
Ringo Kenneth holte den Colt unter der Matratze hervor und schob ihn auf dem Rücken in den Hosenbund. Die Schlüssel rasselten, die Gittertür zum Flur schwang quietschend auf. Die Deputys trugen Schrotgewehre. Der Lichtschein einer Laterne, die einer der beiden hielt, huschte vor ihnen her und sickerte in die Zellen.
„Aufstehen und an die Wand zurücktreten!“, tönte es. „Gut so.“ Einer der Deputys sperrte die Türen der Zellen auf. Die Gefangenen standen an der Wand. „Jeweils einer aus jeder Zelle trägt den Latrineneimer nach oben und entleert ihn in die Jauchegrube. Vorwärts. Randy wird euch mit der schussbereiten Shotgun begleiten. Also...“
Kenneth zog den Colt aus dem Hosenbund. Mit drei schnellen Schritten war er bei der offenen Tür. Er spannte den Hahn. Der Hilfssheriff mit der Laterne wirbelte zu ihm herum. Der andere presste einen Fluch hervor und wollte die Shotgun auf Kenneth anschlagen.
„Fallen lassen!“, fauchte der Vormann der Bar-H. Wild fuchtelte er mit dem Colt. „Na, wird's bald?“
Der Mann, der die Laterne trug, ließ die Schrotflinte fahren. Sie klirrte auf den Boden. Kenneth richtete den Colt auf den anderen Deputy. „Das gilt auch für...“
Der mit der Laterne griff zum Colt. Er fühlte sich von Kenneth nicht beobachtet und wollte die Chance nutzen.
Kenneth feuerte ohne mit der Wimper zu zucken. Der Knall staute sich unter der niedrigen Decke. Die Laterne schepperte auf den Boden. Der Hilfssheriff wurde gegen die Wand des Korridors geschleudert und rutschte daran zu Boden.
Der andere Deputy, der noch die Shotgun hielt, wollte sie auf Kenneth anschlagen. Aber da donnerte dessen Waffe erneut. Eine feurige Lohe zuckte aus der Mündung. Der Deputy wurde halb herumgerissen, seine Beine knickten weg, er fiel auf die Knie und dann aufs Gesicht.
Kenneth stieg über den Burschen hinweg, der die Laterne gehalten hatte. Er nahm die Schrotflinte vom Boden auf. Es war eine Greener. Mit langen Schritten hetzte er zur Treppe.
Ihm folgten Curly 'Bull' Bonnet und die anderen Gefangenen. Bonnet hatte sich die Shotgun des anderen Deputy geschnappt. Zwei der anderen Kerle nahmen den beiden Hilfssheriffs die Revolver weg.
Kenneth schob den Colt in den Hosenbund und jagte die Treppe hinauf. Mit beiden Händen hielt er die Greener. Seine Schulterwunde schmerzte, aber er biss die Zähne zusammen. Die Angst, dass im letzten Moment seine Flucht vereitelt werden könnte, peitschte ihn vorwärts.
Hinter ihm trappelten die Schritte der anderen Strolche. Kenneth sicherte aus der Tür, die in den Flur mit den Büros mündete. Nichts deutete auf Gefahr hin. Der Sheriff und die anderen Deputys nahmen ihren Dienst erst später auf. Hinter Kenneth drängten und schoben die anderen Kerle.
Kenneth rannte los. Er öffnete die Tür zur Straße. Seit den Schüssen war höchstens eine Minute verstrichen. Noch war kein Mensch zu sehen. Ringo Kenneth wandte sich nach rechts und verschwand hinter den Häusern. Wohin sich die anderen Kerle wandten, interessierte ihn nicht. 'Bull' Bonnet folgte ihm.
Schon bald ertönte in der Stadt Geschrei. Schritte trampelten auf den Gehsteigen. Doch Kenneth und der rothaarige Schläger bewegten sich im Schutz der Häuser und Hütten und erreichten ziemlich atemlos einen kleinen Mietstall am Stadtrand. Der Schmerz in Kenneth' Schulter tobte, als hätte man ihm glühenden Stahl ins Fleisch gebohrt.
Der Stallbursche, ein zahnloser Oldtimer, spießte Pferdemist aus den Boxen in eine schwere, hölzerne Schubkarre mit einem Eisenrad. Als Kenneth und Bonnet in den Mietstall stürmten, wandte er sich ihnen zu.
„Hilf uns, zwei Gäule zu satteln!“, keuchte Kenneth. „Vorwärts. Mach schon, Alter!“ Er richtete den Colt auf den Stallmann.
Der Alte verschluckte sich fast vor Schreck. Sein Adamsapfel rutschte hinauf und hinunter. „Heh, du bist doch Kenneth, der Vormann der Bar-H. Sitzt du nicht im Jail? Wieso...“
„Idiot!“, fauchte Kenneth und versetzte dem Oldtimer einen brutalen Stoß, der ihn gegen die Boxenwand taumeln ließ. Ein erschreckter Ton brach aus der Kehle des Stallmannes.
Curly Bonnet zerrte schon ein Pferd aus der Box. Er ließ es auf dem festgestampften Mittelgang stehen und sah sich um nach Sattel- und Zaumzeug.
Die Sättel lagen auf einem Balken an der Wand. Zaumzeuge hingen an Nägeln, die in die Tragebalken geschlagen waren. Bonnet riss einen Sattel und ein Zaumzeug an sich und rannte damit zu dem Pferd.
Auch Kenneth hatte eines der Tiere in den Mittelgang geführt. Es war ein Pinto. Ein hochbeiniges Pferd mit breiter Brust, was kräftige Lungen verriet. Gewiss ein ausdauerndes und zähes Tier. Kenneth holte sich ebenfalls Sattel und Zaumzeug.
Der Stallbursche schaute eingeschüchtert zu.
Dann waren die Tiere reitfertig. „Hast du eine Winchester?“, fuhr Bonnet den Oldtimer an.
Der schüttelte den Kopf. Er brachte kein Wort hervor. Der Schreck verschloss ihm die Lippen.
Kenneth und Bonnet zogen die Pferde aus dem Stall. Im Wagenhof saßen sie auf. Dann trieben sie die Tiere an. In den Scabbards steckten die Schrotgewehre der Deputys. Schnell ließen die beiden Banditen Amarillo hinter sich.
„Wohin?“, schrie 'Bull' Bonnet. Der Reitwind riss ihm das Wort von den Lippen, aber Kenneth ahnte wohl, was der Rothaarige wissen wollte, und brüllte zurück: „Snake Hill!“
Die beiden Banditen jagten nach Norden.
*
Joe, ich und vier Cowboys der Diamant-B Ranch ritten nach Osten. Wir folgten dem McClellan Creek und kamen zu der Stelle, an der die Viehdiebe der Diamant-B-Mannschaft den Hinterhalt legten.
Vor der kleinen Ortschaft Kellerville waren die Rustler nach Norden abgebogen. Jenseits des North Fork des Red Rivers gab es hügeliges Land und Wald - viel Wald. Hier konnte man eine kleine Rinderherde leicht verschwinden lassen.
Wir überquerten den North Fork und folgten auf der anderen Seite der Spur. Deutlich lag sie vor uns. Vierhundert Hufe hatten den Boden aufgewühlt und aufgerissen. Außerdem markierte eine Menge Rinderdung den Weg, den die Herde genommen hatte. Er führte zwischen bewaldete Hügel.
Wir zügelten die Pferde.
„Wir sollten uns trennen“, schlug ich vor.
„Du denkst, dass die Herde irgendwo in diesem Terrain vor uns steht?“, fragte Joe.
Die Cowboys schauten zweifelnd.
Ich zuckte mit den Schultern. „Die 100 Rinder bringen den Rustlern nicht mal 1000 Dollar. Ich schätze, es handelt sich um eine ganze Bande. Andernfalls hätten sie es wohl kaum geschafft, Strong und seine Mannschaft niederzukämpfen. Was bleibt da für den Einzelnen?“
„Aaah, du nimmst an, sie sammeln eine große Herde, deren Verkauf sich so richtig lohnt“, kam es von Joe und der Schimmer des Begreifens glitt über sein Gesicht. „Das ist natürlich nicht auszuschließen. Sie stehlen da eine Herde, treiben dort eine ab, und sammeln sie hier in diesem waldigen Hügelland, bis die Herde groß genug ist, um für jeden dieser Schufte genug abzuwerfen.“
„Das ist meine Vermutung.“
„Ich stimme dir zu. Bilden wir drei Gruppen. Zwei Mann reiten zwischen die Hügel, zwei schlagen einen Bogen nach Osten, zwei durchkämmen das westliche Gebiet.“
„Etwa 15 Meilen weiter nördlich ist der Sweetwater Creek“, mischte sich einer der Cowboys ein. „Ich denke, die Rustler sind mit der Herde da hinaufgezogen. Jenseits des Sweetwater ist nur noch Wildnis. Da oben sind die Strolche sicherer als hier auf dem Gebiet der Circle-M.“
„Dann durchkämmen wir das Gebiet in Dreiergruppen eben hinauf bis zum Sweetwater“, erklärte Joe. „Und wenn es sein muss, darüber hinaus.“
Joe ritt mit einem Burschen namens Tom Landers. Mich begleitete ein Hombre, der mir nur seinen Vornamen nannte, nämlich Jonathan. Den geraden Weg nach Norden zwischen den bewaldeten Hängen hindurch nahmen Sid Doherty und Ed Caldwell.
Bald verloren wir uns gegenseitig aus den Augen. Jonathan und ich ritten steil nach Nordosten und bogen nach etwa einer halben Meile wieder nach Norden ab.
Sid Doherty und Ed Caldwell folgten der Rinderspur.
Joe und Tom Landers waren ein Stück nach Nordwesten geritten und richteten dann ebenfalls die Nasen ihrer Vierbeiner wieder nach Norden aus.
Sid Doherty und Ed Caldwell ritten schweigend. Sie hatten die Gewehre aus den Scabbards gezogen und durchgeladen. Ihre Augen waren in ständiger Bewegung. Sie verließen die Hügellücke und gelangten in eine Senke. Nördlich, in einer Entfernung von etwa 200 Yards, begann wieder Wald. Zwischen den riesigen, alten Stämmen wucherte Unterholz, lagen von den Herbst- und Frühlingsstürmen abgebrochene Baumwipfel, war ein Durcheinander abgeknickter und entwurzelter Stämme. Zwischen den Stämmen erhoben sich Felsen. Der eine oder andere überragte die Baumwipfel.
Sie durchritten im Schritt die Senke. Die Fährte führte auf den Wald zu, und zwar in eine Lücke zwischen zwei haushohen Felsen, die anmuteten als hätte sie ein Riese mit der Axt gespalten. Am Fuße dieser Steinklötze wucherte dorniges Gestrüpp. Dazwischen war das Strauchwerk niedergetrampelt. Die Rinder hatten eine richtige Schneise getreten. Die Blätter und Triebe an abgeknickten Ästen und Zweigen waren vertrocknet.
Die beiden Weidereiter hielten darauf zu und folgten der Spur ohne zu zögern. Die Felsen liefen flach aus. Um sie herum war nur noch Hochwald. Das Gelände stieg an. Viele Rinderhufe hatten den weichen Teppich aus abgestorbenen Nadeln aufgewühlt.
Eine halbe Stunde später ritten sie über den Sattel der Anhöhe, und es ging wieder nach unten. Nach etwa einer halben Meile lichtete sich der Wald, und als die beiden Cowboys freien Einblick in das sich anschließende Tal hatten, das rundum von Hügeln begrenzt war, stauten sie den Atem.
Am Südrand waren zwei Zelte bei einem kleinen See aufgestellt, der von einem Bach gespeist wurde, welcher von Nordosten her seinen Verlauf nahm und nach Südwesten zwischen den Hügeln wieder abfloss. Kniehohes, schilfähnliches Gras säumte die Bachufer.
Im Norden des Tales weideten die Rinder. Es waren wohl an die 1000 Tiere. Hier hatten sie alles, was sie brauchten. Wasser und Gras. Es war ein ideales Versteck. Die Rustler stahlen immer nur kleine Herden, weil die sich mühelos durch den Wald über den Hügel treiben ließen.
In einem Seilcorral standen vier Pferde. Jetzt nahmen sie die Witterung ihrer Artgenossen auf und hoben die Köpfe. Von den Männern, die in diesem Camp hausten, war nichts zu sehen. Das Lager schien verlassen.
Doherty und Caldwell hatten den Schlupfwinkel der Viehdiebe entdeckt.