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Romantic Thriller Spezialband 3006 - 3 Romane

von Alfred Bekker (Autor:in) Ann Murdoch (Autor:in) Frank Rehfeld (Autor:in)
©2023 500 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Band enthält folgende Romane:

Die Mondhexe (Alfred Bekker)

Geheime Wege ins Verderben (Ann Murdoch)

Das Amulett aus der Hölle (Frank Rehfeld)

Nicole reist auf Wunsch ihres Onkels, Professor Jaques Montague, der archäologische Ausgrabungen betreibt, nach Ägypten zu dem Ort El Miran. Nach ihrer Ankunft im Hotel sucht sie gleich das Zimmer ihres Onkels auf. Als Nicole es betritt, sieht sie gerade noch, wie ein schwarzer Schatten sich über die Brüstung des Fensters schwingt. Für den Bruchteil einer Sekunde blickt sie in das braungebrannte Gesicht eines Fremden, der von Kopf bis Fuß in einen dunklen Burnus gehüllt ist.

Neben dem Bett findet sie ihren Onkel, dessen Gesicht vor Schmerz und Schrecken verzerrt ist. Mit letzter Kraft stammelt er etwas von einem Amulett, auf das Nicole gut aufpassen soll, und stirbt. Sie nimmt es an sich. Von diesem Moment an geht sie durch die Hölle.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Romantic Thriller Spezialband 3006 - 3 Romane

Alfred Bekker, Ann Murdoch, Frank Rehfeld

Dieser Band enthält folgende Romane:


Die Mondhexe (Alfred Bekker)

Geheime Wege ins Verderben (Ann Murdoch)

Das Amulett aus der Hölle (Frank Rehfeld)





Nicole reist auf Wunsch ihres Onkels, Professor Jaques Montague, der archäologische Ausgrabungen betreibt, nach Ägypten zu dem Ort El Miran. Nach ihrer Ankunft im Hotel sucht sie gleich das Zimmer ihres Onkels auf. Als Nicole es betritt, sieht sie gerade noch, wie ein schwarzer Schatten sich über die Brüstung des Fensters schwingt. Für den Bruchteil einer Sekunde blickt sie in das braungebrannte Gesicht eines Fremden, der von Kopf bis Fuß in einen dunklen Burnus gehüllt ist.

Neben dem Bett findet sie ihren Onkel, dessen Gesicht vor Schmerz und Schrecken verzerrt ist. Mit letzter Kraft stammelt er etwas von einem Amulett, auf das Nicole gut aufpassen soll, und stirbt. Sie nimmt es an sich. Von diesem Moment an geht sie durch die Hölle.



Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A.PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Die Mondhexe

Alfred Bekker






Düstere Ritiuale zwischen Klostermauern und ein grausamer Mond-Kult - eine Reporterin versicht Licht ins Dunkel zu bringen und bekommt die Kräfte der Mond-Hexe zu spüren und muss um ihre Liebe kämpfen.


"Rhymeth!", flüsterte die Frau im blauen Kleid, deren langes rotes Haar im Nachtwind wehte. Ungehört verhallte der Ruf zwischen düsteren Klostermauern. "Rhymeth!", rief sie jetzt etwas lauter.

Ihr Gesicht war feingeschnitten und sehr ebenmäßig, aber in ihren Zügen stand etwas, das jeden Betrachter unwillkürlich erschaudern ließ.

Unverhüllte Grausamkeit.

Das Lächeln, zu dem sich ihr volllippiger Mund verzog, war kalt wie der Tod…



Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.





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© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1

"Rhymeth!", flüsterte die Frau im blauen Kleid, deren langes rotes Haar im Nachtwind wehte. Ungehört verhallte der Ruf zwischen düsteren Klostermauern. "Rhymeth!", rief sie jetzt etwas lauter.

Ihr Gesicht war feingeschnitten und sehr ebenmäßig, aber in ihren Zügen stand etwas, das jeden Betrachter unwillkürlich erschaudern ließ.

Unverhüllte Grausamkeit.

Das Lächeln, zu dem sich ihr volllippiger Mund verzog, war kalt wie der Tod...


In ihren dunklen Augen spiegelte sich der Vollmond, dessen fahles Licht auf den grau gewordenen Sandsteinmauern bizarre Schatten erscheinen ließ.

"Rhymeth! Deine gehorsame Dienerin ruft dich!"

Sie breitete die Arme aus und reckte sie dem Mond entgegen.

"Rhymeth! Gib mir Kraft!", flüsterte sie, wobei sich ihr Gesicht auf eine Weise verzog, die ihr etwas Unmenschliches gab. Ein letztes Mal rief sie diesen düsteren Namen und Verzweiflung hatte sich in ihren Tonfall eingeschlichen.

Sie ließ schließlich die Arme sinken und schluckte.

Dann atmete sie tief durch und schloss dabei die Augen, so als hätte sie eine große Anstrengung hinter sich. Sie schluckte und ballte die Hände zu Fäusten zusammen.

Im nächsten Moment ließ der blecherne Klang einer Kirchenglocke sie die Augen weit aufreißen. Es war ein ohrenbetäubender Lärm.

Die Frau in Rot strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht.


Aus den bizarren Schatten, die das Mondlicht auf die grauen Steinmauern der nahen Kapelle zauberte, schälten sich jetzt dunkle Gestalten heraus.

Erst waren es nur düstere Umrisse, wie verschwommene Schemen, aber je näher sie kamen, desto mehr verwandelten sie sich.

Sie wirkten auf den ersten Blick wie Mönche. Allerdings trugen sie um den Hals eigentümliche ovale Holzamulette anstatt eines Kreuzes.

Unter den Kapuzen ihrer knöchellangen Kutten schien es nichts als namenlose Schwärze zu geben, obgleich das Mondlicht eigentlich hell genug gewesen wäre, etwas von ihren Gesichtern zu zeigen...

Schweigend gingen sie auf die Frau in Rot zu und bildeten dann eine Art Halbkreis um sie herum.

"Rhymeth", sagte die Frau mit den roten Haaren mit brüchiger Stimme. "Sie..."

"Sie schweigt noch immer?", kam es dumpf unter einer der Kapuzen hervor.

"Ja."

"Dann gibt es nur einen Weg..."

"Ich weiß", murmelte sie und der Klang ihrer Stimme bekam etwas Raubtierhaftes.

"Ein Opfer!", kam es von dem Kuttenträger.

In den dunklen Augen der Frau flackerte es. Dann begannen sie eigentümlich zu leuchten, wie kleine Lampen. Von ihren Pupillen war jetzt mehr zu sehen. Ihre Augenhöhlen waren erfüllt von einem grellen Weiß...

Sie entblößte die Zähne.

"Ja, ein Opfer", bestätigte sie dann flüsternd und der Nachtwind nahm ihre Worte mit sich und trug sie wie eine Drohung über das Land...

*

Es war das Klatschen von Regentropfen, das mich aus meinem Traum erlöste.

Ich schlug die Augen auf und saß einen Moment später kerzengerade im Bett. Rhymeth - dieser geheimnisvolle Name, der in meinem Traum eine Rolle gespielt hatte, lag mir noch auf der Zunge...

Es war nicht das erste Mal, dass ich von jener rothaarigen Frau träumte, die in einem alten Klostergemäuer in Anwesenheit einer Schar mysteriöser, in Mönchskutten gehüllter Gestalten immer wieder diesen Namen aussprach...

Rhymeth...

Ich stand auf und blickte aus dem Fenster. Mit der linken fuhr ich mir durch das mittellange, brünette Haar und seufzte. Draußen regnete es Bindfäden. Schon seit Tagen war das Wetter selbst für Londoner Verhältnisse miserabel und der Garten von Tante Bells Villa sah entsprechend aus. Tante Bell hieß eigentlich Beverly Maddock und war meine Großtante. Seit dem frühen Tod meiner Eltern lebte ich bei ihr und bewohnte in ihrer großzügigen Villa die obere Etage.


Ich verschränkte die Arme vor der Brust und rieb mir den Ellbogen. Es war kalt geworden - viel zu kalt für die Jahreszeit.

Mit Schrecken dachte ich daran, dass mich morgen ein anstrengender Tag in der Redaktion des London City Observers erwartete, eine Londoner Boulevard-Zeitung, für die ich als Reporterin arbeitete. Ich machte meine Arbeit gerne und mit vollem Einsatz, nur konnte man in diesem mitunter aufreibenden Job schlaflose Nächte schlecht gebrauchen. Und erst recht galt das, wenn sich so etwas häufte, was bei mir der Fall war...

In den letzten Tagen hatte mich der Traum über die geheimnisvolle Rothaarige mehrmals heimgesucht und jedesmal war ich danach von einer eigentümlichen Unruhe erfasst worden, so dass ich erst am frühen Morgen wieder in den Schlaf gesunken war.

Ein Geräusch aus der unteren Etage ließ mich aufhorchen. Es hatte für einen Moment das Platschen der Regentropfen übertönt. Vermutlich war es Tante Bell, die manchmal nächtelang in ihrer großen Bibliothek saß und in alten Folianten schmökerte.

Ich überlegte kurz und beschloss dann, ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Im Moment hatte es ohnehin keinen Sinn, wenn ich mich wieder ins Bett legte.

Rhymeth...

Der Name hallte in meinem Inneren wider wie das Echo aus einer anderen Welt, einer anderen Zeit...

Barfuß und im Nachthemd ging ich die Treppe hinunter, die meinen Teil der Villa mit Tante Bells Räumen verband.

Tante Bell war die Frau des ehedem recht berühmten und umstrittenen Archäologen Franklin Maddock, der von seiner letzten Forschungsreise nicht zurückgekehrt und unter mysteriösen Umständen verschollen war. Von ihm stammten die unzähligen archäologischen Fundstücke und Artefakte exotischer Kulte, die aus Tante Bells Villa eine Art Museum machten. Dazu kam noch Beverlys persönliches Interesse an allem, was irgendwie mit unerklärlichen Phänomenen, Okkultismus und übersinnlicher Wahrnehmung zu tun hatte. Sie hatte auf diesem Gebiet ein beachtliches Privatarchiv zusammengetragen, das tausende von Presseartikeln ebenso enthielt, wie wertvolle Exemplare entlegener Schriften. In mühevoller und jahrelanger Kleinarbeit hatte sie diesen Schatz zusammengetragen und so befand sich in ihrer Villa inzwischen sicherlich eine der größten Sammlungen zu diesem Themenbereich, die es in England gab.

Es war ein groteskes Sammelsurium, das mittlerweile fast alle Räume der Villa ausfüllte - mit Ausnahme meiner Etage, die ich daher manchmal scherzhaft, die okkultfreie Zone nannte.

Schon auf dem ersten Treppenabsatz grinste mich das Gesicht eines afrikanischen Totengottes Benin an, der mit seinem teuflischen Zähnefletschen in jede Geisterbahn gepasst hätte.

Ich fand Tante Bell tatsächlich in der Bibliothek. Sie saß in einem großen Ohrensessel und war mit ernstem, leicht angespanntem Gesicht in die Lektüre eines bereits halb zerfallenen und ziemlich staubigen Wälzers vertieft.

Zunächst bemerkte sie mich gar nicht.

Erst das Knarren einer Parkettbohle ließ sie aufschrecken.

"Ach, du bist es, Kind..."

Kind - so nannte sie mich immer noch des öfteren, obwohl ich mit meinen 26 Jahren sicherlich bereits erwachsen war.

Aber sie hatte mich nach dem Tod meiner Eltern wie ihr eigenes Kind aufgezogen und sich an den Gedanken, dass ich erwachsen war, nie so recht gewöhnen können.

Ich fragte: "Störe ich?"

"Nein, natürlich nicht." Ich setzte mich zu ihr und sie klappte ihr Buch zu. "Was ist? Kannst du nicht schlafen?"

"Nein."

Sie sah mich an und nickte dann wissend. Vor ihr konnte kaum etwas verbergen, dazu kannte sie mich einfach zu gut.

"Hast du geträumt?", fragte sie mich.

"Ja."


"Wieder von der rothaarigen Frau in diesen Klostermauern..."

"...und diesem Namen. Rhymeth... Du glaubst auch, dass es einer jener Träume ist, nicht wahr?" Inzwischen hatte ich es als Tatsache akzeptiert, dass ich eine leichte übersinnliche Fähigkeit besaß, die sich vorwiegend in Träumen oder tagtraumartigen Visionen zeigte, in denen sich mir Bruchstücke der Zukunft offenbarten.

Bruchstücke - mehr war es zumeist nicht. Manchmal kaum mehr als eine unterschwellige Ahnung oder rätselhafte Bilder, die ich erst deuten musste.

Als Jugendliche hatte ich den Brand eines Hauses auf diese Weise vorausgesehen. Seitdem war Tante Bell von meiner Gabe felsenfest überzeugt, während ich noch lange sehr skeptisch geblieben war.

Tante Bell seufzte. "Ich habe bereits in meinem Archiv nachzuforschen begonnen, was dieser Name - Rhymeth - bedeuten könnte..."


"Und?"

"Bis jetzt habe ich nichts gefunden. Aber das will noch nichts heißen... Ich brauche etwas mehr Zeit!"

"Ja, sicher."

Ich wusste, dass man sich tagelang in Tante Bells Okkultismus-Archiv verkriechen konnte, um wegen einer bestimmten Sache zu recherchieren. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass meine Großtante selbst bereits etwas den Überblick über die Ausmaße ihrer Sammlung verloren hatte.

Sie sah mich an und versuchte, mich durch ihr Lächeln ein wenig aufzuheitern. "Ich werde es schon herausbekommen, mein Kind. Verlass dich drauf!"

Ich zuckte die Achseln. "Vermutlich hat dieser Traum gar nicht die Bedeutung, die ich ihm zumesse!", erklärte ich dann.

Aber Tante Bell schüttelte entschieden den Kopf. "Versuch gar nicht erst, dir so einen Unsinn einzureden, Jenni! Es ist wichtig und du weißt es..."


*

Als ich am nächsten Morgen das Großraumbüro der Redaktion des London City Observers betrat, konnte ich nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. Ich ging geradewegs auf meinen Schreibtisch zu und setzte mich auf den vertrauten Drehstuhl, da fiel mein Blick auf den Zettel, den jemand dort für mich hingelegt hatte.

Es standen nur zwei Worte darauf.

ZUM CHEF!

Ich atmete tief durch.

Das hatte mir jetzt noch gefehlt! Ich stand also wieder auf und ging geradewegs auf das Büro des Chefredakteurs Martin T.

Stone zu. Als ich eintrat sah ich Stone hinter seinem Schreibtisch sitzen und zu mir aufblicken.

"Guten Morgen, Jennifer. Schön, dass Sie endlich da sind, dann können wir anfangen!"


Für seine mitunter cholerische Art war Stone berüchtigt.

Für ihn war es mehr, als nur irgendein Job, die Leitung des London City Observers innezuhaben. Stone lebte für diese Aufgabe. Er setzte sich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft dafür ein, dass der Observer sich am Markt behauptete und verlangte von jedem seiner Mitarbeiter dasselbe.

Zunächst war er mir gegenüber sehr skeptisch gewesen, aber inzwischen hatte ich mir seinen Respekt verdient. Und darauf konnte man sich durchaus etwas einbilden.

"Hallo, Jenni!", kam es dann aus einer anderen Richtung.

Ich drehte mich halb herum und sah einen Mann in meinem Alter, blond und in zerschlissenen Jeans. Er hatte sich in einen der dicken Ledersessel geflezt, die in Stones Büro herumstanden. Das Haar war ein bißchen zu lang und hatte sicher seit geraumer Zeit keinen Frisör mehr gesehen. Und das Revers seines Jacketts hatte stark unter den Riemen der Kameras gelitten, die er um den Hals zu tragen pflegte.

"Jim!", begrüßte ich ihn und er zwinkerte mir schelmisch zu.


Jim Shelby war Photograph beim Observer und es kam ziemlich häufig vor, dass wir beide zusammen an einer Story arbeiteten.

"Ich darf jetzt wohl bitten!", brummte Stone indessen etwas ärgerlich. "Kommen wir zur Sache!"

Zu den zahlreichen Dingen, die er hasste, gehörte auch die Verschwendung von Zeit.

Ich wartete nicht ab, bis Stone mir einen Platz anbot, denn ich war mir sicher, dass er das kaum tun würde.

"Ich nehme an, es gibt Arbeit", meinte ich dann und versuchte, ein einigermaßen gutgelauntes Gesicht aufzusetzen und meine Müdigkeit so wirksam wie möglich zu verbergen.

Stone nickte.

"Ist Ihnen der Name Hal Morgan ein Begriff?"

Ich überlegte kurz und meinte dann: "Meinen Sie den Hal Morgan?" Prominente gehörten zu unserem Geschäft und daher war mir der Name vertraut. Es gab da nämlich einen ehemaligen TV-Moderator, der nacheinander mehrere Spielshows geleitet hatte mit diesem Namen. Vor ein paar Jahren noch war er sehr populär gewesen. Jetzt war sein Name beim breiten Publikum kaum noch bekannt. Nur ab und an gab es ein paar Zeilen über ihn in den Klatschspalten der Regenbogenpresse. Morgan war auf dem Gipfel seines Erfolges aus dem Showbusiness ausgestiegen und hatte sich der Esoterik zugewandt. Gerüchteweise hatte er sich entweder einer obskuren Sekte angeschlossen oder genoss sein Leben zurückgezogen irgendwo in Spanien oder Nordafrika.

Martin T. Stone nickte langsam.

"Ja, der Hal Morgan", bestätigte er dann. "Es ist schon traurig. Vor drei Jahren hätten Sie mich das vermutlich nicht gefragt. Da war er noch populärer als manches Mitglied des Königshauses. So schnell kann das gehen..."

"Was ist mit Morgan? Will er zurück auf die Showbühne?", fragte ich.

"Nein. Er ist letzte Nacht in Birmingham ermordet worden."

"Was?"


"Der Tatort liegt ganz in der Nähe der St. Philip's Cathedral. Die Meldung kam vor einer Viertelstunde über die Ticker. Genaueres ist noch nicht bekannt... Ich möchte Sie und Jim bitten, sofort nach Birmingham zu fahren, um mehr über die Sache zu erfahren..."

Ich nickte nachdenklich.

Es war schon eine traurige Sache. Hal Morgan würde noch einmal ins Licht der großen Öffentlichkeit zurückkehren -

durch seinen Tod.

*

Mit meinem roten, etwas altertümlichen Mercedes, der ein Geschenk von Tante Bell war, brauchten wir etwa zweieinhalb Stunden bis Birmingham.

"Was ist los mit dir, Jenni?", fragte mich Jim unterwegs.

"Was soll schon los sein?"

"Du bist so schweigsam und..."


"Es ist nichts. Nichts, außer vielleicht der Tatsache, dass ich ziemlich müde bin!"

"Die Ringe unter deinen Augen sind unübersehbar!", flachste er, was natürlich nicht ernst gemeint war.

"Und ich dachte, ich hätte sie gut weggeschminkt!", gab ich zurück.

"Ganz im Ernst, Jennifer!", meinte er dann. "Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst, wenn dich irgend etwas bedrückt, nicht wahr?"

"Ja", sagte ich, aber mit der Sache, die mir im Kopf herumging konnte ich nicht zu ihm kommen, mochte Jim auch noch so ein netter Kerl sein. Wir waren gute Kollegen. Ein eingespieltes Team, was den Job anging und ansonsten nicht mehr als Freunde.

Jim hätte zwar wohl nichts dagegen gehabt, wenn sich mehr daraus entwickelt hätte, aber privat war Jim mit seiner un-konventionellen Art einfach nicht der Mann, den ich mir in einsamen Stunden an meiner Seite wünschte.


Noch immer beschäftigte mich der Traum, den ich gehabt hatte. Das Gesicht der rothaarigen Frau stand mir so deutlich vor Augen wie das Gesicht eines wirklich existierenden Menschen. Schon das war für mich inzwischen ein Indiz dafür, dass dieser Traum mit meiner Gabe zu tun hatte. Oft genug hatte ich es schon erlebt, dass diese Visionen mir tatsächlich etwas über die Zukunft zeigten - oder über Geschehnisse, die sich an weit entfernten Orten abspielten. Dinge, über die normalerweise kein Mensch etwas wissen konnte, wenn man nach den engen Grenzen der Schulwissenschaft ging. Aber inzwischen hatte ich längst akzeptiert, dass es genug Phänomene gab, die man nicht auf eine Weise erklären konnte, von der die meisten Menschen sagen, sie sei "natürlich".

Die Frage, was mein Traum zu bedeuten haben konnte, nagte in mir. Dass er etwas bedeuten musste, stand für mich fest.

"Du kannst mir nichts vormachen", hörte ich Jim sagen.

"Lassen wir das, Jim. Okay?"

Er zuckte die Schultern.


"Wie du meinst."

Wir erreichten das Zentrum von Birmingham. Bei einem Schnellimbiss hielten wir kurz an, um etwas zu essen. Dann ging es weiter durch das enge, unübersichtliche Straßenlabyrinth hindurch. Von der New Street bogen wir ab und fuhren die Temple Street entlang, an deren Ende bereits die Grünanlagen zu sehen waren, die die St. Philip's Cathedral umgaben.

Dies war der Tatort.

Ich stellte den Mercedes an der Straßenseite ab und dann stiegen wir aus.

Das graue Gemäuer der Kathedrale wirkte düster. Drohend ragte es hinter den Sträuchern und Bäumen empor. Jim hatte seine Kamera bereits ausgepackt und machte ein paar Bilder.

"Keine gewöhnliche Kulisse für einen Mord", meinte er dazu.

Es hatte wohl witzig klingen sollen, aber ich konnte nicht darüber lachen.

Schmale Wege, die mit Naturstein gepflastert waren, zogen sich durch die Grünanlagen.

Wir machten uns auf den Weg und sahen uns etwas um. Als wir in den Schatten der Kathedrale traten, überzog mich eine Gänsehaut. Es war kühl hier.

"Vielleicht wäre es doch besser gewesen, erst mit der Polizei zu sprechen!", meinte Jim, während er mit skeptischer Miene den Blick kreisen ließ.

"Nein, es ist besser, wenn wir uns erst selbst ein Bild machen. Zur Polizei können wir immer noch..."

Ein Gefühl des Unbehagens machte sich mehr und mehr in mir breit. Ein Unbehagen, für das ich keinerlei konkrete Erklärung hatte...

Und dann sahen wir unweit des grauen Gemäuers die Kreidezeichnung...

Dort hatte offenbar die Leiche gelegen. Die Spurensicherung war wohl schon fertig mit ihrer Arbeit, sonst wäre der Tatort besser abgesichert gewesen.

Ich atmete tief durch.


Inzwischen hatte ich ja ein bisschen Erfahrung in solchen Dingen, schließlich war dies keineswegs der erste Mordfall, über den ich berichtete. Spurensicherer der Kriminalpolizei waren äußerst pingelige Leute, die einen Tatort oft stundenlang nach den kleinsten Hinweisen absuchten. Die Tatsache, dass sie bereits fertig waren, hieß entweder, dass kaum etwas zu finden war, oder dass es eine so heiße Spur gab, dass man bereits in eine ganz bestimmte Richtung ermittelte...

"Warum gerade hier - bei der Kathedrale?", fragte Jim kopfschüttelnd.

Ich zuckte die Achseln. "Das würde ich auch gerne wissen..."

"Ich gehe eben noch auf die andere Seite der Kathedrale, um auch Bilder von dort zu machen. Ich hoffe, dass das Licht da besser ist..."

"Gut. Ich werde mich hier noch etwas umsehen", erwiderte ich.


"Also, bis gleich!", hörte ich Jim noch sagen, dann ging er davon. Mein Blick war auf die Stelle gerichtet, an dem der tote Hal Morgan offenbar gelegen hatte. Auf den Stein war ein großer dunkler Fleck. Blut.

Ich ließ den Blick noch etwas schweifen und suchte nach irgend welchen Hinweisen. Aber sofern es die gegeben hatte, waren sie vermutlich längst von der Polizei entdeckt worden.

Andererseits konnte man sich manchmal wundern, was alles an Tatorten übersehen wurde...

Eine ganze Weile stand ich so da. Immer wieder kehrten meine Gedanken dabei zu dem Traum zurück, der mich seit einiger Zeit plagte.

Ich versuchte, die Bilder jenes finsteren Klostergemäuers aus meinem Bewusstsein zu verjagen, aber Gespenstern gleich kehrten sie immer wieder.

Vielleicht lag es an den massiven Mauern der Kathedrale, die mich irgendwie an jenen Ort erinnerten, der in meinem Traum eine Rolle gespielt hatte.


Schritte ließen mich aufhorchen.

Im ersten Moment dachte ich, dass es Jim wäre, aber das stellte sich als Irrtum heraus.

In einer Entfernung von kaum einem Dutzend Schritten sah ich die hoch aufragende Gestalt eines Mönchs und erschrak unwillkürlich.

Der Mönch war angehalten.

Er stand da, schien mich anzublicken, aber von dem Gesicht, dass sich irgendwo unter seiner Kapuze befinden musste, konnte ich nicht das geringste sehen.

Nur Schwärze war dort.

Nichts, als namenlose Finsternis.

Ich dachte an die düsteren Gestalten in meinem Traum, schalt mich aber schon im nächsten Moment eine Närrin. Was war schon ungewöhnlich an einem Mönch, der sich in der Nähe einer Kathedrale aufhielt?

Der Mönch kam auf mich zu und ich versuchte, doch noch etwas von seinem Gesicht zu erkennen. Ohne Erfolg.


Ich wich etwas zurück und schluckte. Der Puls schlug mir bis zum Hals. Kalte Angst hatte mich ergriffen.

Dann sah ich das hölzerne Amulett, das ihm an einer Kette anstelle eines Kreuzes um den Hals hing...

Es war ein Oval, das mit einem charakteristischen Muster aus weiteren Ovalen und Kreisen verziert war, die in das Holz eingebrannt waren.

Ich war mir sicher, genau jenes Zeichen auch in meinem Traum gesehen zu haben.

Wie angewurzelt stand ich jetzt da, unfähig mich zu rühren.

Der Mönch ging an mir vorbei. Eine Aura von Kälte schien ihn zu umgeben und ließ mich frösteln. Er wandte den Kopf in meine Richtung, aber der düstere Schatten seiner Kapuze schien undurchdringlich zu sein.

Dann wandte er sich dem Tatort zu. Er kniete kurz nieder und beugte sich über die Kreidezeichnung und den Blutfleck.

"Wer sind Sie?", fragte ich.

Dieser Mönch hatte etwas mit meinem Traum zu tun und deswegen musste ich es wissen. Vielleicht konnte ich so der Lösung dieses Rätsels etwas näher kommen...

Der Mönch wandte nur kurz den Kopf zu mir herüber.

Dann erhob er sich wieder und ging davon, ohne mich zur Kenntnis zu nehmen.

"Warten Sie!", rief ich.

Ich folgte ihm, bis er um die nächste Ecke bog.

Die Sonne schien mir grell ins Gesicht und der geisterhafte Mönch schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

Verzweifelt ließ ich den Blick umherschweifen, aber es war nirgends eine Spur von ihm zu entdecken. Auf der einen Seite waren niedrige Sträucher und hohe Bäume, durch die man gut hindurchblicken konnte. Auf der anderen Seite war die undurchdringliche Steinwand der Kathedrale.

Es ist unmöglich!, ging es mir durch den Kopf.

Ich musste unwillkürlich schlucken.

In was für eine mysteriöse Geschichte war ich da nur hineingeraten?


"Heh, Jennifer!", drang Jims Stimme in mein Bewusstsein.

Ich drehte mich herum.

Jim kam auf mich zu. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten, als er mir ins Gesicht sah.

"Was ist los?", fragte er mich. "Du siehst ganz verstört aus!"

"Sag mal, ist dir hier ein Mönch begegnet?"

"Was für ein Mönch?"

"Du müsstest ihm eigentlich begegnet sein! Er kam nämlich aus der Richtung, in die du gegangen bist!"

Jim Shelby schüttelte entschieden den Kopf. "Ich habe niemanden gesehen!", erklärte er und sah mich etwas befremdet an.

*

"Heh, Sie!"

Die befehlsgewohnte Stimme war heiser und ziemlich barsch.


Jim und ich drehten uns beinahe im selben Moment herum und erblickten einen breitschultrigen, etwas untersetzten Mann Mitte fünfzig, der seine Hände in den Taschen seines etwas abgetragenen Tweed-Jacketts vergraben hatte. Er trug eine Schiebermütze und hatte eine breite Nase.

Mit zögernden Schritten bewegte er sich auf uns zu.

"Sprechen Sie mit uns?", fragte Jim überflüssigerweise, denn außer uns war niemand da.

"Mit wem wohl sonst!", schimpfte der Mann mit der Schiebermütze. Er unterzog uns einer kritischen Musterung und verzog dabei das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

Sein Blick fiel schließlich auf Jims Kamera.

"Presse?", fragte er knapp.

"Sie haben es erraten", erwiderte ich so freundlich wie möglich und reichte ihm die Hand. "Jennifer Barlow, London City Observer. Und dies ist mein Kollege, Mr. Shelby..."

Der Mann starrte einen Moment auf meine Hand, ergriff sie aber nicht, so dass ich sie schließlich wieder zurückzog. Ich kam mir ziemlich lächerlich vor. Die Höflichkeit schien dieser Kerl nicht gerade erfunden zu haben.

Er deutete auf die Kreidezeichnung.

"Sie sind deswegen hier, nicht wahr?"

"Darf ich fragen, wer Sie sind, Sir?", gab ich zurück.

"Ich bin Miles, und arbeite hier als Küster. 'Ne Menge Arbeit, alles hier in Ordnung zu halten. Die Grünanlagen und so. Naja, ich habe ja noch ein paar Leute, die mir helfen..."

Er schien auf irgend etwas herumzukauen. Kaugummi, so schätzte ich. Jedenfalls sprach er dadurch ziemlich undeutlich.

"Was wissen Sie über den Mord an Mr. Morgan?"

"Habe ich alles schon der Polizei gesagt."

"Wie wär's, wenn Sie es uns dann nochmal erzählen?"

Er schien einen Moment darüber nachzudenken, dann meinte er mit wichtigtuerischer Miene: "Warum eigentlich nicht?"

"Und?"


Er kam etwas näher und meinte dann: "Ich habe den Mörder gesehen."

"Was?"

"Ja. Wissen Sie, ich habe meine Wohnung da drüben!" Er deutete mit dem Finger auf einen Bungalow, der in den Grünanlagen lag. Es war ein Flachdachbau, dessen Architektur so gar nicht zu dem alten Gemäuer der Kathedrale passen wollte. Zum Glück war er durch zahlreiche Sträucher fast verdeckt. "Es ist eine Dienstwohnung, die die Kirche gestellt hat. Schließlich kann ja immer mal etwas sein, deswegen haben die es gerne, wenn der Küster in der Nähe wohnt..."

"Weiter!", forderte ich vielleicht ein Spur zu ungeduldig, denn mein Gegenüber schien das Interesse regelrecht zu genießen, dass er nun auf sich gezogen hatte.

"Also. Es war schon nach Mitternacht. Ich konnte schlecht schlafen und war deswegen noch wach. Da hörte ich einen Schrei."

"Sie sind sofort nach draußen gelaufen?"


"Ja. Und da habe ich ihn gesehen. Der Kerl beugte sich gerade über das Opfer, dem er wohl gerade sein Messer in den Leib gerammt hatte."

"Konnten Sie das Gesicht des Täters erkennen?"

"Er war dunkelhaarig. Anfang bis Mitte vierzig, so würde ich ihn schätzen, gut gekleidet und... Ach, am besten Sie holen sich bei der Polizei das Phantombild, das die nach meinen Angaben von ihm angefertigt haben."

"Es war dunkle Nacht", gab ich zu bedenken. "Wie konnten Sie ihn so genau erkennen?"

Miles verzog das Gesicht.

"Sie glauben mir nicht, was?" Er hustete. "Sie denken, ich erzähle Ihnen Unsinn und will mich nur wichtig tun!"

Jetzt meldete sich Jim zu Wort und sagte: "Sie wären nicht der Erste, der alles mögliche erzählt, nur um in die Zeitung zu kommen!"

Miles warf ihm daraufhin einen ziemlich bösen Blick zu.

"Was ich sage ist wahr! Ich habe ihn erkannt! Sehen Sie die Laternen dort! Die Anlage hier ist nachts ziemlich gut beleuchtet und deswegen habe ich das Gesicht des Killers genau erkennen können!"

Sein Gesicht war bei den letzten Worten rot angelaufen.

Ich nickte ihm zu.

"Schon gut", sagte ich, um ihn etwas zu beruhigen. "Was ist dann geschehen?"

"Der Kerl ist aufgestanden und hat zu mir hinübergeblickt.

Das war schon ein komisches Gefühl, sage ich Ihnen..."

"Was?"

"So einem Kerl in die Augen zu sehen. Ich hatte richtig Angst. Und dann kam meine Frau noch dazu, die den Krach wohl auch gehört hatte... Einen Moment lang starrte der Killer mich an. Dann verschwand er in der Nacht..."

*

Der Inspektor, an den wir bei der Kriminalpolizei gerieten hieß Bolder und empfing uns mit einem triumphierenden Lächeln.

"Jennifer Barlow?", fragte er zurück, nachdem wir uns vorgestellt hatten. "Ihr Name ist mir schon begegnet. Kann es sein, dass von Ihnen schonmal was in der Birmingham Post stand?"

"Durchaus", erwiderte ich. "Der London City Observer und die Birmingham Post gehören zum selben Verlag und da ist es an der Tagesordnung, dass Beiträge übernommen werden..."

Der Inspektor kam hinter seinem Schreibtisch hervor und meinte dann: "Ihr Spezialgebiet scheinen mysteriöse Vorfälle zu sein..."

"Das ist richtig."

"Nun, dann ist das hier eigentlich gar nicht die richtige Story für Sie!"

Ich hob erstaunt die Augenbrauen. "Ach, nein?"

"Wir haben eine sehr präzise Täterbeschreibung und es ist nur eine Frage der Zeit, wann unsere Fahndung nach dem Mann Erfolg haben wird..."

"Und das Motiv?"

"Wird sich dann herausstellen", war der Inspektor überzeugt. Er ging an eine der Stahlschränke, in denen hunderte von Hängeordnern untergebracht waren und griff eine ganz bestimmte Akte heraus. "Auch sonst geht alles mit rechten Dingen zu. Hal Morgan starb durch einen Messerstich.

Er hatte keine Brieftasche bei sich, was wohl auf einen ganz ordinären Raubmord hinweist... Schon traurig, dass man heutzutage

nicht einmal mehr im Schatten einer Kathedrale davor sicher ist, dass man ausgeraubt wird..."

Ich mochte die Art und Weise nicht, in der dieser Kriminalbeamte den Fall behandelte. Er war sich für meinen Geschmack zu schnell zu sicher.

Bolder setzte sich halb auf den Schreibtisch und legte die Mappe neben sich. Er klappte sie auf und nahm ein großformatiges Bild heraus. Es war ein Foto vom Tatort und Bolder reichte es mir.

Hal Morgan lag ausgestreckt auf dem Boden.

Um den Hals trug er ein ovales Amulett von derselben Art, wie ich es bei dem geisterhaften Mönch gesehen hatte.

"Das kann ich Ihnen natürlich nicht zum Abdruck überlassen!", erklärte er.

"Ein solches Foto würden wir auch nicht drucken!"

Bolder zuckte die Achseln.

"Das ehrt Sie, Miss Bannistr. Aber die Mehrzahl Ihrer Kollegen hätte da wohl weniger Skrupel..."

Dann erläuterte Bolder mir die Einzelheiten. Ich hörte kaum hin. Als der Inspektor geendet hatte, deutete ich auf das Amulett. "Was ist das?"

"Keine Ahnung. Schmuck, nehme ich an."

"Haben Sie ein Photo, auf dem man es erkennen kann?"

Bolder grinste breit und ging dann um seinen Schreibtisch herum, um die Schublade herauszuziehen. "Ich habe sogar das Original hier!", erklärte er dann und zog das Amulett hervor.


Er ließ es an der Kette hin und her baumeln.

"Ich brauche ein Bild von dem Ding!", sagte ich an Jim gewandt, der mich verständnislos ansah.

"Meinst du, das das irgend eine Bedeutung hat, Jenni?"

"Ja."

Er zuckte die Achseln.

"Wie du meinst!"

Bolder reichte mir das Amulett und ich fuhr mit den Fingern über die eingebrannten Ovale und Kreise. Mir schauderte.

Immerhin hatte sich nun ein Element aus meinem Traum in der Wirklichkeit manifestiert. Und das bedeutete, dass ich auf der Hut sein musste.

Ich reichte das Amulett an Jim weiter und warf dann einen Blick in die offene Mappe, in dem auch ein Protokoll vom Tatort lag. Ich überflog den Bericht, den Bolder verfasst hatte. Der Inspektor schien nichts dagegen zu haben. Demnach hatte Morgan in einem Hotel übernachtet und war am Tag zuvor erst mit einem Flieger aus Spanien in England eingetroffen.


Zumindest hatte man die entsprechenden Tickets unter seinen Sachen gefunden.

"Einen Rückflug hatte er nicht gebucht?", fragte ich Bolder.

Dieser schüttelte den Kopf.

"Nicht, dass wir wüssten. Das Phantombild wird Sie sicher interessieren. Ich habe nicht nur nichts dagegen, wenn Sie das Bild veröffentlichen, sondern möchte Sie sogar darum bitten. Wir kennen nämlich die Identität dieses Mannes bisher nicht."

Er reichte mir einen Abzug, den er unter einem Stapel von Protokollen hervorkramen musste.

Ich starrte das Bild an und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Den Mann auf dem Foto kannte ich. Die Ähnlichkeit war einfach zu frappierend, als dass es ein Zufall sein konnte...

Ich schluckte und bemerkte kaum, dass Jim von hinten an mich herantrat und mir über die Schulter sah...

"Aber das ist...", begann er zu murmeln und ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig unterbrechen.


"Ich danke Ihnen sehr für Ihr Entgegenkommen, Inspektor!"

"Nichts zu danken", erwiderte Inspektor Bolder. "Auf gewisse Weise helfen Sie uns ja ab und zu auch." Und dann versuchte er, seinen gesamten Charme in das Timbre seiner Stimme zu legen, als er fortfuhr: "Möglicherweise laufen wir uns ja in Zukunft öfter über den Weg..."

Mein Lächeln wirkte vermutlich etwas gezwungen.

"Ja", murmelte ich. "Vielleicht... Glauben Sie, Sie werden den Mann finden?"

"Sofern er noch in Großbritannien ist, ja. In den nächsten Tagen wird sein Phantombild in allen Zeitungen und im Fernsehen zu sehen sein - und mit Sicherheit wird sich dann auch jemand melden, der weiß, wer er ist!"

Ich atmete tief durch.

Dann steckte ich das Bild in meine Handtasche.

Jim sah mich dabei nachdenklich an. In seinen Zügen stand völlige Verständnislosigkeit. Er öffnete halb die Lippen, aber bevor er auch nur einen Laut herausgebracht hatte, sagte ich: "Komm, Jim! Wir haben zu tun!"

Als wir wenig später schweigend die langen Korridore des Polizeipräsidiums von Birmingham entlanggingen, hatte ich Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

Der Anblick des Phantombildes war für mich wie ein Stich ins Herz gewesen.

Ich konnte es kaum glauben.

Der mutmaßliche Mörder, dessen Gesicht ab morgen die Titelseiten vieler Zeitungen beherrschen würde, war ein Mann, für den ich nach wie vor tiefe Liebe und Zuneigung empfand.

Ridley Brown.

*

"Der Mann, dessen Phantombild du da in deiner Tasche trägst ist niemand anderes, als dieser windige Privatdetektiv, der dir seinerzeit den Kopf verdreht hat! Ridley Brown! Zumindest nannte er sich hier in London so, aber wir beide wissen, dass das nicht sein wirklicher Name ist!"

"Jim..."

"Nein, jetzt hörst du mir zu, Jennifer! Ich habe immer geahnt, dass dieser Brown - oder wie immer er auch wirklich heißen mag - eine äußerst zwielichtige Gestalt ist. Du hast mir Eifersucht vorgeworfen und meine Bedenken nie Ernst genommen. Aber jetzt geht es um einen Mord, Jennifer! Nicht um falsche Pässe oder einen getürkten Lebenslauf!"

Wir saßen in meinen roten Mercedes und stritten uns so heftig wie nie zuvor. Ich hatte noch nicht erlebt, dass Jim derart heftig reagierte. Normalerweise nahm er das Leben eher leicht und neigte dazu, die Dinge nicht ernst genug zu nehmen.

Nicht einmal eine ungerechte Attacke unseres Chefs Martin T. Stone konnte ihn so richtig aus der Reserve locken oder ihm gar die gute Laune verderben.

Und nun das.

Ich seufzte. "Können wir uns nicht wie vernünftige Menschen darüber unterhalten?", versuchte ich, etwas Ruhe in die Sache hineinzubringen.

Jim lachte auf.

"Ich bin vernünftig!", schnaubte er. "Dein Gehirn ist es doch, dass durch den Charme dieses Mister Brown völlig vernebelt ist! Du hättest Bolder sagen müssen, dass du den Mann auf dem Bild kennst!"

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ridley..."

"Ach, nein? Was weißt du denn wirklich über ihn? So gut wie nichts, dafür hat er doch gesorgt - oder irre ich mich da etwa? Wie willst du diesen Menschen überhaupt beurteilen können?"

Ich hörte nur halb hin.

Gedanken und Erinnerungen wirbelten in meinem Inneren wild durcheinander. Ein Kloß saß mir in der Kehle und ich fühlte mich zum heulen.

Ridley Brown, groß, breitschultrig, dunkelhaarig. Ein ebenso geheimnisvoller wie faszinierender Mann, über dessen Vergangenheit ich so gut wie nichts wusste. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich über den Mord an einem französischen Schauspieler recherchierte. Obwohl ich von Anfang an wusste, dass ich einen Mann wie Ridley Brown niemals ganz an mich binden konnte, hatte ich mich in ihn verliebt - und er sich in mich.

Seit Monaten hatte ich ihn jedoch nicht gesehen. Er war -

nicht zum ersten Mal - einfach untergetaucht. Vielleicht war es ein Auftrag, der den Privatdetektiv dazu zwang, für eine Weile eine andere Identität anzunehmen, vielleicht hatte ihn aber auch seine dunkle Vergangenheit eingeholt und ihn zur Flucht gezwungen.

Nur zu gut erinnerte ich mich an jenen traurigen Tag, an dem ich Ridleys Büro aufgesucht hatte, nur um festzustellen, dass es die Privatdetektei Brown nicht mehr gab. Ein kurzer Brief an mich war alles, was er zurückgelassen hatte.

Es gibt Dinge, von denen du nichts wissen darfst, weil es dich nur in Gefahr bringen würde, so hatte es dort gestanden.


Wir werden uns wiedersehen, Jenni!, so hatte er mir am Schluss versprochen. Ich bewahrte den Brief noch immer auf. Er war für mich zu einem Symbol für die unerfüllte Sehnsucht in meinem Herzen geworden...

Aber so dunkel die Vergangenheit dieses Mannes auch sein mochte - ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er ein kaltblütiger Mörder war...

Oder hatte ich mich vielleicht doch in ihm getäuscht? Ich spürte erste Zweifel an meinen Überzeugungen nagen. Noch wollte ich einfach akzeptieren, dass ich mich vielleicht irrte...

Ich startete den Wagen.

"Was hast du vor, Jennifer?"

"Ich will noch einmal mit dem Küster sprechen - diesem Mr.

Miles."

"Jenni! Glaubst du, er wird etwas anderes sagen, wenn du ihn oft genug fragst? Er hat Brown identifiziert, daran beißt keine Maus einen Faden ab."


"Ich weiß, was ich tue!", versetzte ich viel schroffer, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.

"Wirklich?", echote Jim ironisch. "Wenn du bei Verstand wärst, würde es dir wohl kaum einfallen, einen Mörder zu decken!"

*

Es war, wie ich befürchtet hatte. Die erneute Befragung von Mr. Miles brachte nichts.

Er blieb bei seiner Aussage.

Als wir nach London zurückfuhren hatte längst die Dämmerung eingesetzt, die sich wie grauer Spinnweben über das Land gelegt hatte.

Wir schwiegen fast die ganze Fahrt über.

Als wir schließlich die Redaktion des Observers erreichten, wartete dort eine Menge Arbeit auf uns. Jims Bilder mussten entwickelt werden und ich musste meinen Artikel noch auf den letzten Stand bringen.

Natürlich alles vor Redaktionsschluss.

An diesem Tag sprachen wir nicht mehr miteinander. Einen vergleichbaren Streit hatte es zwischen uns nie zuvor gegeben und es tat mir in der Seele weh, dass unsere Freundschaft so sehr unter dieser Angelegenheit litt.

Andererseits wäre ich mir wie eine Verräterin vorgekommen, hätte ich der Polizei gegenüber Ridleys Namen erwähnt.

Wenn ich nur mit ihm sprechen könnte!, ging es mir verzweifelt durch den Kopf. Aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sich der Privatdetektiv befand und in welcher Sache er ermittelte.

In gedrückter Stimmung fuhr ich nach Hause.

Mit irgendwem musste ich über die Sache sprechen - und da kam eigentlich nur Tante Bell in Frage. Wenn ich jemandem absolut vertraute, dann jener Frau, die mich wie ihre eigene Tochter bei sich aufgenommen und aufgezogen hatte.

Als ich die Villa erreichte, hatte es zu nieseln begonnen.


Es war bereits dunkel und der Nachthimmel war so bewölkt, dass weder der Mond noch irgend ein Stern zu sehen war. Ein trostloses Wetter, das zu der Stimmung passte, in der ich mich befand.

"Du siehst abgekämpft aus, Jenni!", begrüßte mich Tante Bell. Ich fand sie in der Bibliothek bei einer heißen Tasse Tee. Der Boden war übersät mit aufgeschlagenen Büchern, manche davon schon halb zerfallen vom unerbittlichen Fraß der Zeit.

"Ja, es war ein harter Tag", gab ich zu. Ich ließ mich in einen der Sessel sinken und begann, ihr zu berichten. Tante Bell sagte kein Wort. Sie unterbrach mich nicht, sondern hörte einfach nur aufmerksam zu, wobei ihr Blick mein Gesicht studierte.

"Und du bist dir sicher, dass du das richtige getan hast?", fragte Tante Bell schließlich. Ich sah sie an und seufzte.

"Die Wahrheit ist: Ich weiß es nicht", sagte ich dann. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe immer geahnt, dass er hart an der gesetzlichen Grenze agiert hat. Oftmals vielleicht sogar darüber hinaus. Aber Mord..." Ich schüttelte den Kopf. "Ich kann es mir einfach nicht vorstellen..."

"Du darfst nicht vergessen, dass du so gut wie nichts über diesen Mann weißt. Und vielleicht hast du die Lücke, die dadurch entstand, einfach mit einem Bild gefüllt. Einem schönen Bild, das du dir selbst zurechtgelegt hast, Jenni -

das aber mit der Wahrheit möglicherweise nichts zu tun hat..."

Tante Bells Worte waren wie Schnitte eines scharfen Messers in meinem Herzen. Ich ahnte die Wahrheit, die in dem stecken mochte, was sie gesagt hatte. Und vor dieser Wahrheit fürchtete ich mich...

"Es gibt auch charmante Mörder, Jenni", hörte ich Beverlys Stimme wie durch Watte hindurch in meine Gedanken dringen.

Ein Satz, der noch lange in meinem Inneren nachhallte.

Sie hat recht, Jenni! Gestehe es dir ein und mach nicht länger die Augen zu!


Noch weigerte ich mich, dieser Stimme in mir zu folgen.

Noch...

"Ich weiß nicht, ob es dich interessiert", sagte Tante Bell dann nach einer Weile, in der eine etwas gedrückte Stille geherrscht hatte. "Aber ich habe etwas über Rhymeth herausgefunden!"

Ich sah sie erstaunt an. Mit der Rechten strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus den Augen, die sich aus meiner Frisur herausgestohlen hatten.

"Natürlich interessiert mich das!", sagte ich.

"Ich habe den ganzen Tag nach etwas gesucht, was mit diesem Namen zu tun hat und bin endlich fündig geworden..."

"Und?"

"Es gibt einen iberischen Kult um eine Mond-Göttin mit dem Namen Rhymeth. Es war ein blutiger Menschenopfer-Kult, der an der nördlichen Mittelmeerküste des heutigen Spanien sowie in den Bergregionen der Pyrenäen verbreitet war, bevor zunächst die Karthager und dann die Römer das Gebiet eroberten. Der Rhymeth-Kult soll angeblich noch lange in den unzugänglichen Bergregionen überlebt haben..."

"Bis heute?", fragte ich unwillkürlich.

"Das liegt im Dunkeln", erklärte Tante Bell. Sie deutete auf eines der aufgeschlagenen Bücher, die verstreut auf dem Boden lagen. "Hier habe ich Aufzeichnungen des Grafen Citavez aus dem Jahre 1702... Leider liegt mir nur ein Exemplar der einzigen englischen Übersetzung von 1834 vor, die angeblich nicht in allen Details wortgetreu ist. Aber das Wesentliche dürfte übereinstimmen. Citavez bezieht sich wiederum auf ältere Quellen, unter anderem auf Gerichtsprotokolle der Inquisition, in denen beschrieben wird, wie 1551 einige hundert Angehörige des Rhymeth-Kultes wegen Hexerei abgeurteilt wurden."

"Also hat es diesen Kult zumindest bis zu dem Zeitpunkt noch gegeben!", schloss ich.

"So ist es."


"Und danach?"

"Danach verliert sich die Spur des Kultes. Aber vielleicht finde ich ja noch mehr heraus..."

Ich stand auf und ließ den Blick über die zahlreichen Bände schweifen, die aufgeschlagen auf dem Boden lagen. In einem sah ich eine Zeichnung, die meinen Blick sofort fesselte.

Ich sah ein großes Oval, dessen Inneres wiederum von einem Muster weiterer Ovale und Kreise ausgefüllt wurde...

"Dieses Zeichen kenne ich!", erklärte ich und beugte mich nieder, um den Band aufzuheben.

Tante Bell trat neben mich.

"Es ist das uralte Zeichen des Rhymeth-Kultes. Das Oval symbolisiert den Mond und das Muster hat vermutlich auch irgend eine astronomische Bedeutung..."

"Hal Morgan trug ein Amulett mit diesem Zeichen, Tante Bell. Und er kam aus Spanien..."

Vielleicht war es nur die exzentrische Marotte eines Ex-Fernsehstars, der sich der Esoterik verschrieben hatte und dabei vielleicht irgendwo auf dieses Zeichen gestoßen war, ohne wirklich zu wissen, was es bedeutete. Schließlich wurden auch Pentagramme und andere okkulte Zeichen häufig in dieser Weise benutzt. Manchmal war es auch nur Modeschmuck...

Die andere Möglichkeit war beunruhigender...

Was, wenn dieser Kult überlebt hatte, all die Jahrhunderte lang und trotz der Verfolgung durch die jeweils vorherrschenden Religionen? Oder wenn jemand ihn wieder aufleben lassen wollte und die Rhymeth-Religion nur dazu benutzte, um eine moderne Sekte zu gründen?

"Tante Bell..."

"Ja?"

"Da ist noch etwas..."

Ich erzählte ihr von dem geisterhaften Mönch, der das Rhymeth-Symbol ebenfalls getragen hatte. "Nur ich habe ihn gesehen, obwohl ich mir eigentlich sicher bin, dass er auch Jim begegnet sein müsste... Er glich den Mönchen, die in meinem Traum eine Rolle spielten. Unter der Kapuze schien nichts als Schwärze zu sein, obwohl es heller Tag war... Ich habe so etwas noch nie gesehen, Tante Bell."

Beverly atmete tief durch und stieß dann beschwörend hervor: "Pass auf dich auf, mein Kind! Und achte auf deine Träume..."

"Das werde ich!", versprach ich. Ich versprach es, obwohl ich meiner Gabe noch immer nicht wirklich als ein Teil von mir akzeptiert hatte. Sie war noch immer etwas Fremdes, manchmal bedrohliches. Zwar hatte ich schon besser gelernt, damit umzugehen, ab und zu Hinweise auf die Zukunft zu erhalten und Zugang zu einer Welt zu haben, die den meisten anderen Menschen lebenslang verschlossen war, aber noch immer war es so, dass ich das Gefühl hatte, gewissermaßen ein Opfer dieser Visionen zu sein.

Vielleicht würde sich das eines Tages ändern.

Ich hoffte es zumindest...

"Tante Bell...", flüsterte ich dann mit belegter Stimme.

"Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht habe ich mir diese Spukgestalt nur eingebildet... Ich hoffe nicht, dass ich den Verstand verliere..."

Beverly nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Und für einen Moment fühlte ich mich wieder wie ein kleines Mädchen.

Und doch wusste ich, dass ich dieselbe Geborgenheit, die ich damals empfunden hatte, nicht wiederfinden würde.

*

Am nächsten Morgen, als ich in die Redaktion des London City Observers kam, wartete dort bereits eine böse Überraschung auf mich.

Jemand hatte mir die Entscheidung, zu der ich mich nicht hatte durchringen können, abgenommen.

Auf meinem Schreibtisch fand ich eine Presseerklärung der Polizei, die ganz frisch war.

Danach hatte sich ein anoymer Anrufer gemeldet, der den Mann auf dem Phantombild als Ridley Brown, Privatdetektiv aus London, identifiziert hatte.

Innerlich kochte ich.

Jim, dieser Schuft.

Wer sonst kam als anonymer Anrufer in Frage.

Ich ließ alles stehen und liegen, um nach ihm zu suchen.

Das würde er mir erklären müssen.

Im Großraumbüro unserer Redaktion fand ich ihn nicht.

Blieben noch das Archiv, die Bildredaktion und das Fotolabor, wo er die meiste Zeit zu verbringen pflegte.

Im Fotolabor hatte ich Erfolg.

Ich knipste das Licht an.

"Heh, bist du verrückt geworden?", fuhr er mich an.

"Keineswegs", erwiderte ich in scharfem Tonfall.

Er sah mich ziemlich ärgerlich an. "Was meinst du, wenn ich gerade etwas in der Fotolösung gehabt hätte! Gibt es irgend eine Erklärung für dein merkwürdiges Verhalten?"

"Hier!"


Ich hielt ihm die Presseerklärung hin. "Das ist vor kurzem über die Ticker gekommen. Gibt es dafür vielleicht eine Erklärung von dir?"

Er nahm das Blatt und überflog den Text kurz. Dann reichte er es mir zurück.

Mit der flachen Hand fuhr er sich über das Gesicht und strich sich das ungekämmte Haar zurück. Er schien sich nicht rasiert zu haben, denn seine Wangen wurden von Stoppeln übersät, die genauso hell wie sein Kopfhaar waren.

Er sah mich an.

"Jenni..."

"Der anonyme Anrufer, das warst du nicht wahr?"

"Jenni, ich..."

"So etwas hätte ich dir nie zugetraut, Jim! Ich habe geglaubt, dass du jemand bist, dem man vertrauen kann!"

"Das kannst du auch!"

"Ach, ja?"

Er fasste mich bei den Schultern, um mich zu beruhigen.


Damit erreichte er jedoch das Gegenteil. Ich stieß seine Hände ziemlich grob weg.

"Unter Kollegialität und Freundschaft stelle ich mir etwas anderes vor, Jim!"

"Jenni, der Mann auf dem Foto mag dir gefühlsmäßig sehr nahe stehen, aber es ist eine Tatsache, dass ihn jemand bei einem Mord beobachtet hat! Du kannst nicht wie ein Strauß einfach den Kopf in den Sand stecken, nur weil dir die Wahrheit nicht passt! Und dieser Wahrheit sind wir doch verpflichtet, Jenni! Oder siehst du das anders!"

Ich öffnete halb den Mund und wollte ihm etwas entgegenschleudern. Aber kein einziger Laut kam über meine Lippen. Ich war zu wütend, um richtig kontern zu können. Und außerdem spürte ich, dass die besseren Argumente vielleicht doch auf seiner Seite waren...

Ich war mir meiner Sache längst nicht mehr so sicher.

"Ich werde Stone sagen, dass er dir einen anderen Fotografen zur Seite geben soll", sagte Jim schließlich. "Unter den gegebenen Umständen hat es wohl wenig Sinn, wenn wir weiter zusammen an dem Hal-Morgan-Fall arbeiten..."

"Meinetwegen!", schimpfte ich. "Mir das ist das nur recht!"

Mit Tränen des Zorns in den Augen verließ ich das Labor.

An diesem Morgen stürzte ich mich nur so in die Arbeit.

Ich wollte einfach mehr über die Hintergründe des Mordes herausfinden und hatte die Befürchtung, dass die Polizei sich schon mehr oder minder auf die Raubmord-Theorie festgelegt hatte.

Aber das war in meinen Augen völlig absurd, zumal wenn man annahm, dass der Zeuge sich nicht getäuscht und Ridley wirklich der Mörder war. In seiner dubiosen Vergangenheit hatte Ridley nämlich offenbar ein ganz ansehnliches Vermögen erworben. Zwar wusste ich weder genau, wie groß es war, noch woher es wirklich stammte, aber er hatte es mit Sicherheit nicht nötig, jemanden für ein paar Pfund zu erstechen.

Es musste einen anderen Hintergrund für die Tat geben und vielleicht konnte ich dem auf die Spur kommen, wenn ich mehr über Hal Morgan in Erfahrung brachte.

So verbrachte ich einige Stunden im Archiv des London City Observers und durchforstete alte Presseartikel nach Hinweisen.

Ich fand ein ziemlich merkwürdiges Interview, in dem Morgan sich dazu äußerte, weshalb er seinen Fernseh-Job aufgegeben hatte. Er plauderte darüber, dass die Welt angeblich von übernatürlichen Wesen beherrscht würde - und das bereits seit Jahrtausenden. Der moderne Mensch habe diese Erkenntnis der Alten allerdings verdrängt und beginne erst langsam, sie wiederzuentdecken.

Kurz nach dem Interview war Morgan nach Spanien gezogen und hatte in der Nähe von Figueres eine Villa an der Küste gemietet.

Dort verlor sich seine Spur.

Als Mietschulden in erheblicher Höhe aufliefen, wollte der Besitzer die Villa räumen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass Morgan schon seit Monaten nicht mehr dort gelebt hatte und scheinbar spurlos verschwunden war.

Danach fand ich ich nichts mehr an Berichten, die es mir wert erschienen, sich näher damit zu befassen.

Ab und zu war noch eine kleine Notiz in der Presse erschienen. Angeblich war Morgan hier und dort auf einer Party gesichtet worden, aber das waren kaum mehr als Gerüchte. Hin und wieder hatten Reporter die alten Geschichten um Hal Morgan aufgewärmt und mit ein paar neuen Spekulationen angereichert, für die sie jedoch nicht die geringsten Anhaltspunkte liefern konnten.

So klaffte eine Lücke in Morgans Lebenslauf, eine Lücke, die erst mit dem Tag endete, an dem er offensichtlich in Barcelona ein Flugticket erstanden hatte, um damit nach England zu gelangen.

Aus welchem Grund auch immer.

*


Am frühen Nachmittag wurde ich zu Stone gerufen. Die schlechte Luft im Archiv hatte mich ziemlich müde gemacht und so kam ich im Moment ohnehin kaum weiter.

Als ich durch die Korridore des Verlagsgebäudes ging hatte ich plötzlich ein Ortsschild vor Augen, das am Rande einer ziemlich steil in Serpentinen nach oben führenden Bergstraße angebracht war.

Der Name des Ortes klang spanisch.

Isabelitas.

Ich blieb einen Moment stehen und rieb mir die Schläfen.

Schon in der nächsten Sekunde war dieses Bild in meinem Inneren wieder verschwunden, obgleich ich verzweifelt versuchte, das Gesehene festzuhalten...

Isabelitas...

Aus irgend einem Grund lag mir dieser Name plötzlich auf der Zunge, obwohl ich sicher war, dass diese Ortschaft in meinem bisherigen Leben nicht die geringste Rolle gespielt hatte. Weder war ich je dort gewesen, noch hatte ich von Isabelitas irgend etwas gehört.

Es war nur ein Name...

Ich erinnerte mich an Tante Bells Appell, auf meine Gabe zu achten. Zumindest würde ich später einmal auf einer Landkarte nachsehen, wo Isabelitas lag, denn ich hatte plötzlich das Gefühl, das dort möglicherweise etwas zu finden sein konnte, was Licht in diese mysteriöse Geschichte bringen konnte...

Als ich Stones Büro betrat, fühlte ich mich etwas benommen.

"Da sind Sie ja, Jennifer!", knurrte er hinter seinem Schreibtisch hervor. Jim saß bereits mit hochrotem Kopf in einem der Ledersessel. Seiner Miene nach zu urteilen, hatte er bereits einiges zu hören bekommen.

Und jetzt war ich wohl an der Reihe.

"Was glauben Sie eigentlich, wer Sie beide sind? Der Hochadel der Londoner Presse vielleicht? Die Könige der Fleet Street? Solche Zicken kann sich niemand in diesem Geschäft erlauben - und hier beim Observer, wo ich das Sagen habe, schon gar nicht!"


Ich öffnete den Mund, schluckte aber die Erwiderung, die ich auf den Lippen hatte, schleunigst wieder herunter, als ich Stones ausgestreckten Zeigefinger wie eine Waffe in meine Richtung zeigen sah.

"Sie beide sind ein hervorragendes Team! Und Sie werden weiter zusammenarbeiten und Ihre persönlichen Differenzen vergessen! Habe ich mich klar ausgedrückt?"

"Ja", murmelte ich.

Ich vermied es dabei, zu Jim hinüberzublicken.

"Sie beide bleiben an dem Morgan-Fall dran, was auch immer dabei herauskommen mag. Die Polizei scheint sich auf Raubmord festgelegt zu haben..." Er sah mich an. "Ich nehme an, Sie sind anderer Ansicht, Jennifer."

Ich nickte. "Ich vermute, dass Morgan Anhänger eines obskuren Kultes war, der in Spanien beheimatet ist..."

"Ich vertraue Ihnen, Jennifer. Recherchieren Sie weiter, in welche Richtung sie auch immer wollen. Sie haben eine gute Nase. Meistens zumindest..." Er wandte sich an Jim. "Wir beide haben alles besprochen, ich möchte mich jetzt noch einen Moment mit Jennifer alleine unterhalten."

"Klar", erwiderte Jim ziemlich kleinlaut. Er stand auf und meinte noch: "Ich bin schon weg."

Stone wartete, bis der Fotograf den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugemacht hatte.

Dann sah er mich mit einem unergründlichen Blick an.

"Mr. Shelby sagte mir, dass Sie mit einem Mann bekannt sind, der sich Ridley Brown nennt. Ist das wahr?"

Ich nickte.

"Ja."

"Wissen Sie, wo er sich aufhält?"

"Nein."

Stone sah mich prüfend an, dann atmete er tief durch.

"Ich glaube Ihnen, Jennifer." Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte der Chef des Oberservers schließlich: "Von meiner Seite her wäre das alles."

Ich erhob mich und ging zur Tür. Doch bevor ich sie erreichte, blieb ich stehen und drehte mich halb herum.

"Sie sagte, Sie würden mir vertrauen - ganz gleich, in welche Richtung ich auch recherchiere."

"Das habe ich gesagt!", nickte Stone.

"Ich glaube, dass der Schlüssel zu diesem Fall in Spanien zu finden ist..."

Stone grinste breit. "Eine Dienstreise? Sagen Sie nichts, ich kann Ihre Gedanken lesen, Jennifer!"

"Hal Morgan hat dort gelebt und falls ich mich irren sollte, käme immerhin eine Story darüber heraus, wie er in den letzten Jahren gelebt hat. Und der Name Hal Morgan ist noch immer so populär, dass das die Leser interessieren wird!"

Stone überlegte kurz.

Während dieser wenigen Sekunden fragte ich mich, ob ich jetzt vielleicht alles verdorben hatte...

Möglicherweise war es der falsche Moment gewesen, um Stone mit so einem Ansinnen zu kommen. Er rieb sich die Augen, dann sah er mich durchdringend an.


"Genehmigt", knurrte er dann. "Aber Shelby wird Sie begleiten und wehe Ihnen beiden, wenn Sie nicht ein Herz und eine Seele sind, wenn Sie zurückkehren!"

*

"Isabelitas?", echote Tante Bell am Abend. In ihrer Stimme klang Besorgnis mit.

"Du hast mir gesagt, ich soll meiner Gabe vertrauen."

"Ja, das ist richtig."

"Tante Bell, ich bin überzeugt davon, dass der Schlüssel von allem dort zu finden ist..."

"Ich habe etwas über Isabelitas. Eine Artikelserie aus einer amerikanischen Illustrierten, die sich mit allen Facetten des menschlichen Verbrechens beschäftigt und für ihre sensationslüsterne Berichterstattung bekannt ist... Ich habe den Artikel erst vor kurzem bekommen und ihn noch nicht ins Archiv einsortiert... Den Bericht habe ich nur überschlagen, aber soweit ich mich erinnere geht es darum, dass in der Gegend um Isabelitas seit Menschengedenken auf rätselhafte Weise Menschen verschwinden... Die Polizei hat bis heute keinerlei Anhaltspunkte."

Ich lächelte.

"Tante Bell, was würde ich nur ohne dich machen?"

Sie hob die Hand und erwiderte: "Ah, ich fürchte du würdest besser zurecht kommen, als ich es ertragen könnte!"

Wir mussten beide lachen.

"Jedenfalls danke ich dir sehr für deine Hilfe", sagte ich dann. "Schließlich hast du nächtelang in diesen staubigen Büchern herumgestöbert, nur weil ich einen schlechten Traum hatte..."

"Ich helfe dir doch gern, mein Kind." Dann wurde ihr Gesicht ernster. Sorgenfalten überzogen jetzt ihre Stirn in dicken Furchen. "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, wenn du nach Spanien gehst."

"Ich verspreche es."


*

Jim und ich nahmen den nächsten Flug von London nach Barcelona. Von dort aus ging es mit dem Leihwagen weiter Richtung Norden. Als wir ein kleines Lokal in Vich aufsuchten, um dort etwas zu essen, brach schließlich das Eis zwischen uns.

Ich reichte ihm die Hand.

"Frieden, Jim?"

Er saß vor seiner dampfenden Paella und hob die Augenbrauen. Es war ihm anzusehen, dass er noch immer ziemlich schlecht auf mich zu sprechen war. Aber wir waren jetzt aufeinander angewiesen. Stone hatte es so gewollt. Mochte der Teufel wissen, was er sich dabei gedacht hatte. Jedenfalls war es nicht zu ändern.

Jim zögerte.

Dann ergriff er meine Hand.


"Zumindest Waffenstillstand", schränkte er dann ein. Aber um seine Mundwinkel zeigte sich bereits wieder sein schelmisches Grinsen

"Wir müssen zusammenhalten", sagte ich.

Er nickte.

"Du hast recht. Und ich hoffe, dass du verstehst, dass ich so handeln musste."

"Nein, Jim... Aber wir sollten jetzt damit nicht wieder anfangen!"

"Wie wahr!"

Eine halbe Stunde später fuhren wir weiter, kamen durch Ripoli und bogen dann auf die Straße nach Camprodón ab.

Die Straßen wurden zunehmend enger. Steil ging es bergauf und es stellte sich heraus, dass es vernünftig gewesen war, einen Landrover mit Allradantrieb auszuleihen.

Ich bemühte mich, nicht die Steilhänge hinabzublicken, denn dabei konnte einem schwindelig werden. Je höher wir kamen, desto phantastischer wurde das Bergpanorama, das sich uns bot, ehe sich schließlich die Dämmerung wie ein Leichentuch über das Land legte.

Es wurde rasch dunkel.

Der Himmel war voller Sterne und das Oval des Mondes wirkte wie das große Auge einer uralten Gottheit, die uns mit kaltem Blick betrachtete...

Rhymeth...

Hier, in diesen Bergen hatte ihr Kult vielleicht überlebt, wenn die Quellen in Tante Bells Archiv der Wahrheit entsprachen.

Während der Fahrt hatte ich Jim ein bisschen von dem erzählt, was ich über diesen Kult herausgefunden hatte.

"Und du meinst wirklich, dass Morgans Tod etwas damit zu tun hat?"

"Ja, das glaube ich!"

Meine Erwiderung war etwas gereizt. Ich wischte mir das Haar aus den Augen.

"Schon gut", meinte er. "Aber man wird ja wohl mal nachfragen dürfen..."

"Morgan wäre nicht der erste, der sich einem obskuren Kult anschließt, später nicht mehr aussteigen kann und dann eines plötzlichen Todes stirbt, als er es doch versucht..."

"Es ist eine Theorie, mehr nicht, Jenni."

"Der Rhymeth-Kult hatte von jeher mit Menschenopfern zu tun, Jim. Und in dieser Gegend verschwinden seit Menschengedenken auf mysteriöse Weise Männer und Frauen, die danach nie wieder auftauchen..."

Wir kamen durch ein ziemlich dünn besiedeltes Gebiet. Die Straße wurde immer schlechter und man musste sich schon sehr konzentrieren, um den Wagen auf der Straße zu halten.

Auf der Fahrt von Barcelona hier her in die Berge hatten wir uns regelmäßig am Steuer abgewechselt.

Im Moment war ich gerade dran. Besonders heikel wurde es, wenn einem ein Fahrzeug entgegen kam, zumal die Einheimischen, die jede Kurve und jedes Schlagloch auswendig kannten, zumeist in einem ziemlich flotten Fahrstil daherkamen.

"Meinst du wir sind noch richtig?", meinte Jim zwischendurch und leuchtete mit dem Strahl einer kleinen Taschenlampe über die Landkarte.

"Wenn wir uns verfahren haben sollten, dann müssten wir ziemlich weit zurück", erwiderte ich. Immerhin lag die letzte Möglichkeit abzubiegen schon ziemlich weit zurück.

"Ich hoffe, irgendwann bekommen wir mal wieder ein Straßenschild zu sehen", hörte ich Jim ziemlich resigniert sagen.

Er gähnte.

Kein Wunder, wir waren beide schon ziemlich lange auf den Beinen.

Die Straße führte sehr steil hinauf über einen Kamm.

Nur kurz sah ich zur Seite, wo ein Abgrund aus namenloser Finsternis klaffte...

Das großartige Bergpanorama, das noch in der Dämmerung Weite und das Gefühl von Freiheit vermittelte, hatte sich mit Einsetzen der Dunkelheit völlig verwandelt. Die Hänge waren jetzt zu düsteren Schatten geworden, die uns von allen Seiten drohend umgaben.

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine Gestalt vor uns auf, und ich trat in die Bremsen. Mit einem Ruck kam der Landrover zum Stehen, und wir starrten beide hinaus in die Nacht.

Die Scheinwerfer des Rovers hatten die Gestalt voll erfasst.

Ich erschauderte.

Es war offenbar ein Mönch.

Die lange Kutte reichte bis zu den Knöcheln und wurde durch eine dicke Kordel um die Hüften herum zusammengehalten. Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen. Unter ihr schien nichts als Dunkelheit zu sein, obgleich die Scheinwerfer ihn frontal anleuchteten.

Der Mönch stand mitten auf der Straße und rührte sich nicht.


Er schien in unsere Richtung zu blicken und hob dann die Hand in Höhe seines Gesichts, um sich vor dem grellen Licht zu schützen.

Ich blendete ab.

"Ein Wunder, dass du den gesehen hast, Jenni!", stieß Jim hervor. Erleichterung war aus seinem Tonfall herauszuhören.

"Meine Güte, um ein Haar hättest du ihn über den Haufen gefahren! Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass hier um diese Zeit noch ein Wagen herkommt..."

Mein Herz schlug wie wild.

Der Mönch rührt sich nicht eine Handbreit von der Stelle.

Fast machte es den Eindruck, als hätte er hier auf uns gewartet und wollte uns an der Weiterfahrt hindern - obwohl das natürlich ein völlig absurder Gedanke war.

"Vielleicht kann man den Kerl ja nach dem Weg fragen!", schlug Jim vor.

Ich zuckte die Achseln.

"Sofern er Englisch spricht, ja."


Ich öffnete die Tür und stieg aus. Jim folgte meinem Beispiel.

"Buenos tardes", brachte ich schließlich in meinem Reiseführer-Spanisch heraus.

Der seltsame Mönch schien das nicht weiter zur Kenntnis zu nehmen. Er stand einfach da und rührte sich nicht.

"Geht es hier nach Isabelitas?", fragte ich dann.

Er antwortete nicht.

Stattdessen kam er auf uns zu. Seine Schritte waren bedächtig. Die Hände hielt er vor der Brust verschränkt.

"Wahrscheinlich versteht er uns nicht", meinte Jim.

Als er an uns vorbei ging, sah ich, dass es kein Kreuz war, das er an einer Kette um den Hals trug.

Nur für einen Sekundenbruchteil sah ich das ovale Amulett und erstarrte vor Schreck.

"Warten Sie!", rief ich.

Aber der Mönch ging unbeirrt weiter, vorbei an dem Rover und dann in die Dunkelheit hinein. Schon war er nur noch ein schwarzer Umriss.

"Was willst du denn von ihm, Jenni?", hörte ich Jim sagen.

Aber ich achtete nicht auf ihn. Mit ein paar schnellen Schritten eilte ich hinter dem Mönch her.

"Halt!"

Aber es war bereits zu spät. Sein düstere Gestalt war beinahe eins geworden mit der Dunkelheit. Im nächsten Moment konnte ich ihn nicht mehr sehen.

Ich ließ den Blick umherschweifen, aber der Mönch war wie vom Erdboden verschluckt.

"Komm, wir werden Isabelitas auch ohne ihn finden", meinte Jim, als er neben mich trat.

"Er trug das Amulett von Rhymeth", sagte ich.

Jim zuckte die Achseln.

"Ich habe nicht darauf geachtet", meinte er. "Lass uns fahren. Schließlich müssen wir auch noch eine Unterkunft finden."


2

Kaum eine Viertelstunde später hatten wir das Ortsschild von Isabelitas erreicht.

Ich erschrak, als ich es im Lichtkegel des Rovers erblickte. Es war genau so, wie ich es vor meinem inneren Auge bereits gesehen hatte.

Der Ort war klein, aber immerhin gab es ein Gasthaus, das recht einfache Zimmer ohne jeden Komfort vermietete.

Der Besitzer hieß Paco Garcia und konnte glücklicherweise etwas Englisch. Er war ein freundlich wirkender Mann in den Fünfzigern, untersetzt und mit leichtem Bauchansatz.

"Sie dürfen nicht zu viel erwarten", meinte er, als er uns die Zimmer zeigte. "Schließlich verirren sich nur selten Touristen in diese Gegend und so lohnt es sich nicht, viel Geld zu investieren. Die meisten Ausländer zieht es an die Küste..."

"Wir werden schon zufrieden sein", erklärte ich.


Die Treppe, die hinauf ins Obergeschoss führte, knarrte furchtbar.

"Darf ich fragen, was Sie in diese Gegend zieht?", fragte Garcia dann. "Außer steilen Bergen haben wir hier nämlich nichts zu bieten..."

"Es gibt hier doch ein paar malerische Klöster..."

"Ach, ja? Wenn Sie zum Montserrat wollen, dann sind Sie hier aber völlig verkehrt..."

"Wir trafen unterwegs einen Mönch, Senor Garcia."

"So?"

"Ja, er trug ein seltsames Amulett um den Hals - und kein Kreuz. Ein hölzernes Oval..."

Paco Garcia blieb auf dem Treppenabsatz stehen und drehte sich halb herum. In seinen dunklen Augen flackerte es ein wenig.

"Wissen Sie, was das für ein Orden ist?", hakte ich nach, nachdem der Spanier noch immer schwieg.

"Nein", sagte er mit einem Unterton, der mir nicht gefiel.


Daraufhin wurde er ziemlich einsilbig, gab vor, mich nicht zu verstehen und stellte sich mehr oder minder taub. In seinen Zügen glaubte ich eine Mischung aus Abwehr und Furcht zu erkennen und so beschloss ich, ihn zunächst nicht weiter mit Fragen zu belästigen.

Garcia zeigte uns die Zimmer.

Sie waren klein, ziemlich mit Mobiliar vollgestellt, aber recht gemütlich.

Und da Jim und ich hundemüde waren, gingen wir gleich zu Bett.

Ich fand jedoch zunächst dennoch keine Ruhe.

Aufrecht saß ich im Bett. Der Mond leuchtete durch das Fenster herein und der Name jener geheimnisvollen Mond-Göttin ging mir wieder durch den Kopf.

Rhymeth...

Dieser Name und das ovale Symbol, das dazugehörte, schien der einzige rote Faden in diesem Fall zu sein. Der Faden, der alles zusammenhielt...


Der Mönch, der uns heute Abend über den weg gelaufen war, war kein Einbildung gewesen. Schließlich hatte Jim ihn auch gesehen. Und das Zeichen um seinen Hals hatte ich deutlich erkannt...

Ich atmete tief durch.

Ich schlug die Bettdecke zur Seite und stand auf. Im Nachthemd ging ich zum Fenster und öffnete es. Dann sog ich die frische Nachtluft ein und verwünschte den Mond, der mir irgendwie das unterschwellige Gefühl vermittelte, beobachtet zu werden...

Dies war Rhymeths Land, machte ich mir klar. Seit Jahrtausenden...

Und wenn diese geheimnisvollen Mönche tatsächlich mit einem Kult in Verbindung standen, der der Mond-Göttin geweiht war, dann galt das in gewisser Weise noch immer.

Dann dachte ich an Ridley.

Ich fühlte einen tiefen, innerlichen Schmerz in meiner Herzgegend, ein Schmerz der Seele. Vor meinem inneren Auge erschien sein feingeschnittenes, sympathisches Gesicht, das von dunklem Haar umrahmt wurde.

Sein Lächeln, der Blick seiner Augen, der Geschmack seiner Lippen...

Ich hätte in diesem Moment viel darum gegeben, seine starken Arme um meine Schultern zu spüren und mich vom Timbre

seiner Stimme verzaubern zu lassen.

Für einige Augenblicke fühlte ich mich ihm sehr nahe und es stellte sich zumindest eine Ahnung jenes überwältigenden Gefühls ein, das ich empfand, wenn er in meiner Nähe war.

Doch das währte nur Augenblicke.

Wie eine schleichende Vergiftung breiteten sich die Zweifel aus, die ich inzwischen hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie Ridley Brown ein kaltblütiger Mörder war, aber andererseits...

Eine Träne rann mir über die Wange.

In diesem Augenblick ahnte ich nicht, wie nah Ridley mir in Wahrheit war...

*

In dem dunklen, höhlenartigen Gewölbe gab es nur das matte Licht einiger Fackeln. Ein dumpfer Singsang erfüllte die Luft und von irgendwoher zog ein kühler Hauch, der den Schein der Fackeln unruhig flackern ließ.

In der Mitte des Raumes war ein großer Steinblock, der an einen Altar erinnerte. Die Oberfläche hatte die Form eines großes Ovals, die Seiten waren mit Zeichen aus uralter Zeit bemalt.

Der Singsang schwoll an.

Worte in einer längst vergessenen Sprache wurden gemurmelt und stetig wiederholt.

Magische Worte.

In dunkle Mönchskutten gehüllte Gestalten hatten um den Altar herum einen Halbkreis gebildet. Ihre Gesichter waren nicht zu sehen, sondern irgendwo im Schatten der großen Kapuzen verborgen.

Vor dem Altar kniete eine Frau. Das lange rote Haar fiel ihr auf die Schultern. In der Linken hielt sie einen Dolch, dessen Griff mit kostbaren Edelsteinen besetzt war. An der Klinge befand sich etwas Dunkles, Rotes...

Getrocknetes Blut.

"Höre mich, oh Rhymeth! Die Mond-Hexe, deine getreue Dienerin und Botin ruft zu dir! Erhöre sie! Dein Opfer hast du bekommen! Mit diesem heiligen Dolch wurde es vollbracht!"

Die Frau warf den Dolch auf den Altar, mitten in eine Vertiefung hinein, die aus einem blanken, metallisch wirkenden Material war.

Die Frau erhob sich und breitete die Arme aus, während der Singsang der gespenstischen Mönchsgestalten zu einem ohrenbetäubenden Lärm wurde.

Das Gesicht der Frau verzog sich vor Anstrengung. Sie schloss die Augen und breitete die Arme aus.


Dann schrie sie der Gewölbedecke entgegen: "Rhymeth! Erfüll dein Versprechen und gib mir Kraft!"

Im nächsten Moment stieß sie einen markerschütternden, fast tierischen Schrei aus.

Mitten in der Decke des Gewölbes schien sich ein Lichtpunkt zu bilden, der immer größer wurde, bis er die Form des Mondes erreicht hatte.

Ein Strahl aus gleißender Helligkeit kam dann von oben herabgeschossen und traf den Altar genau dort, wo jetzt der Opferdolch lag.

Von der metallenen Oberfläche wurde es reflektiert - und traf genau das Gesicht der rothaarigen Frau, deren Augen noch immer geschlossen waren.

"Rhymeth!", flüsterten deren Lippen, während sie förmlich spürte, wie ein unheimlicher Energiestrom ihren Körper durchflutete und jede einzelne Zelle zu erfassen schien...

Einige unendlich lange Augenblicke geschah nichts weiter.

Dann war es vorbei.


Der Lichtstrahl versiegte.

Die Frau taumelte und sank zu Boden.

Einer der Mönche eilte herbei, fasste sie bei den Schultern und hob sie hoch.

Sie lächelte entrückt als sie wieder zu sich kam.

"Alles in Ordnung, Teresa?"

"Ja, sagte sie. "Alles in Ordnung. Die Göttin hat mich erhört..."

Der Mönch ließ sie los. Sie wankte noch etwas, konnte sich aber auf den Beinen halten. Dann fasste sie sich an die Schläfen. "Kraft...", murmelte sie. "Es ist ein wundervolles Gefühl, wieder so voller Kraft zu sein... Und sehen zu können! Ich habe gefühlt wie eine Blinde!"

"Das ist nun vorbei", sagte der Mönch.

"Ja, Carlos, es ist vorbei!"

Dann verdüsterte sich ihr Gesicht. Es sah aus, als würde sie sich einer großen Anstrengung unterziehen. Sie schloss die Augen und kniff sie geradezu zusammen. Ihre Lippen bewegten sich und sie bleckte die Zähne wie eine Raubkatze...

"Was ist?", fragte der Mönch, in dessen Stimme Besorgnis mitschwang.

Die Frau atmete tief durch.

Dann sagte sie: "Es wird jemand kommen."

"Wer? Wovon sprichst du?"

"Ein Feind wird kommen und muss sich bereits ganz in der Nähe befinden..."

"Niemand, der uns gefährlich werden könnte!"

"Ich weiß es nicht, Carlos... Es ist eine Frau! Eine Frau, die hier her gekommen ist, um das zu vernichten, was uns heilig ist!"

"Du wirst es nicht zulassen, Teresa. Nicht wahr?", kam es aus der Finsternis der Kapuze heraus.

"Nein!" Sie schüttelte den Kopf und aus ihren Augen leuchtete der grausame Wille zu töten.

*


Am nächsten Morgen standen wir früh auf. Schließlich wollten wir den Tag so gut es ging nutzen.

Senor Garcia machte uns ein einfaches spanisches Frühstück, das aus Cafe con leche und einem weichen Brötchen bestand.

Insgesamt gesehen war es nicht gerade das, was man in England unter einem richtigen Frühstück verstand.

Jim verzog etwas das Gesicht, hielt sich aber glücklicherweise mit Kommentaren zurück.

"Wie lange wollen Sie hier bleiben?", erkundigte sich Garcia, was fast so klang, als wollte er uns wieder loswerden und freute sich gar nicht darüber, Gäste zu haben.

Ich zuckte die Achseln.

"Das wissen wir noch nicht genau", erklärte ich,

"Ich hatte gedacht, Sie seien auf der Durchreise."

"Nein, wir machen Urlaub hier. Und wie ich gestern Abend schon sagte, interessieren wir uns besonders für alte Klöster..."


Ich war überzeugt davon, hier irgendwo in diesen schroffen Bergen jenes Kloster zu finden, das in meinem Traum eine Rolle gespielt hatte.

Garcia setzte sich zu uns an den Tisch und rieb sich die Hände an der weißen Schürze ab, die er um die Hüften herum trug. Er sah mich prüfend an. Sein Blick war dermaßen aufdringlich, dass es schon unangenehm war.

"Was ist?", fragte ich.

Er lächelte mit leisem Triumph in den Augen.

"Sie können mir nichts vormachen, Senorita..."

"Was meinen Sie damit?"

"Sie beide machen keinen Urlaub hier. Sehen Sie, wenn Sie ein Paar wären, hätten Sie nicht in getrennten Zimmern übernachtet. Da Sie aber kein Paar sind, frage ich mich, weshalb Sie zusammen Urlaub machen sollten!"

Jetzt mischte sich Jim ein. "Ich würde sagen, dass geht Sie nichts an", erklärte er.

Garcia lachte kurz auf.


"Da haben Sie sicher recht. Aber ich lasse mich auch nicht gerne für dumm verkaufen..."

Ich nahm einen Schluck von meinem Milchkaffee und erkundigte mich dann: "Was sind wir denn Ihrer Meinung nach?"

"Kollegen."

"Kollegen?"

"Ich nehme an, Sie sind Journalisten. Ich habe das im Gefühl..."

"Dann kommen öfter Reporter hier her?"

"Nun, in letzter Zeit nicht", wich er aus.

"Weswegen?", hakte ich nach. Ich hatte nicht die Absicht, jetzt lockerzulassen. "Vielleicht wegen der Verschwundenen?

Den mysteriösen Vermisstenfällen, in denen Leute aus der Umgebung einfach nicht mehr auftauchen..."

Das Gesicht Garcias wurde bleich.

"Das sind doch nur Geschichten...", meinte er.

*


Von Garcia erfuhren wir, wo sich die nächste Tankstelle befand. Wir hätten sie ohnehin kaum verfehlen können, da man nur der Straße zu folgen brauchte, die durch den Ort führte und es zwischendurch keine Möglichkeit gab abzubiegen.

Der junge Kerl, der uns bediente, war etwas auskunftsfreudiger als Garcia. Und außerdem sprach er ziemlich gut Englisch. Er erzählte uns, dass er eigentlich in Barcelona studierte und nur in den Semesterferien hier in Isabelitas sei, um sich etwas dazuzuverdienen. Seinem Onkel gehörte nämlich die Tankstelle.

Ich fragte ihn nach den Mönchen und beschrieb ihm das Amulett, das ich gesehen hatte.

"Ja, es gibt hier in der Nähe eine Art Bruderschaft oder dergleichen... Sie sehen zwar aus wie Mönche, aber ich glaube nicht, dass sie viel mit dem Christentum zu tun haben... Ich weiß zwar nicht viel darüber, nehme aber an, dass es sich um irgend eine dieser obskuren Sekten handelt, von denen man in letzter Zeit soviel hört..."

Der Tank des Landrovers war ziemlich leergefahren und daher dauerte es eine Weile, bis er die Zapfpistole wieder an die Säule hängte.

"Diese Leute sondern sich ziemlich ab", fuhr er dann fort.

"Sie kaufen nicht im Ort ein, ja sie zeigen noch nicht einmal ihre Gesichter. Stets haben sie diese Kapuzen so tief ins Gesicht gezogen, ganz gleich wie sehr die Sonne auch vom Himmel brennt. Ich frage mich, wie sie das aushalten." Er zuckte die Achseln. "Wahrscheinlich schreibt ihnen das ihr Glaube vor, worin immer der auch bestehen soll..." Er lachte und sah mich mit freundlicher Offenheit an. "Angeblich sollen sie den Mond anbeten. Jedenfalls erzählen die Alten hier..."

"Haben Sie schon mal den Namen Rhymeth gehört?", fragte ich.

Er hob die Augenbrauen.

"Ja, habe ich. Es gibt hier zahlreiche Legenden über Rhymeth, die Mondgöttin... Geschichten, mit denen man kleine Kinder und alte Leute in Schrecken versetzen kann... Von Menschenopfern in finsteren Grotten und so weiter. Vermutlich ist nichts davon wahr, aber die Leute haben etwas zu erzählen. Sie verstehen, was ich meine..."

"Ich denke, schon. Aber es sollen Menschen in der Gegend verschwunden sein..."

Er zuckte die Achseln.

"Wie gesagt", wich er dann aus. "Ich bin jedes Jahr nur ein paar Wochen hier..."

Er nahm die ganze Sache nicht ernst. Und vermutlich hätte ich an seiner Stelle genauso gedacht.

"Wissen Sie wo diese seltsamen Mönche leben?", fragte ich ihn dann.

"Ja, in einem alten Kloster, das aber eher einer Festung gleicht... Sie fahren einfach die Straße weiter, dann die nächste links. Es geht ziemlich steil hinauf, aber mit Ihrem Rover werden Sie es schon schaffen. Allradantrieb?"

"Ja."

"Dann ist es kein Problem." Er machte eine Pause, unterzog Jim einen Augenblick lang einer kurzen Musterung und kehrte dann mit dem Blick zu mir zurück. Schließlich fragte er:

"Warum interessieren Sie sich so dafür? Sind Sie von der Presse?"

Darauf gab ich keine Antwort. Stattdessen holte ich ein Foto von Hal Morgan aus meiner Handtasche und zeigte es ihm.

Sein Gesicht wurde jetzt sehr ernst. Er runzelte die Stirn, nahm das Foto und sah es sich an. "Ich habe diesen Mann einmal gesehen", sagte er dann. "Er kam wie Sie hier her, um zu tanken."

"Wann war das?"

"Das ist erst ein paar Tage her. Ich glaube, er gehörte zu dieser Sekte, jedenfalls trug er auch so ein Amulett um den Hals. Es war seltsam..."

"Was war seltsam."

"Ich kann mich täuschen, aber ich hatte den Eindruck, dass er irgendwie gehetzt wirkte. Jedenfalls hatte er es sehr eilig. Was ist mit dem Mann?"


"Er wurde vor kurzem in Birmingham ermordet", erklärte ich.

Er nickte langsam und gab mir dann das Bild zurück. "Ich verstehe. Deswegen sind Sie hier..."

"Deswegen auch."

"Und Sie glauben, dass diese seltsamen Mönche etwas mit seinem Tod zu tun haben?"

"Das weiß ich nicht...", wich ich aus. Ich hatte keine Lust, die Rollen in diesem Frage- und Antwortspiel zu vertauschen, denn ich musste damit rechnen, dass alles, was ich ihm erzählte, in kürzester Zeit ganz Isabelitas wusste.

Und das konnte nicht in meinem Interesse sein.

Wir gingen zusammen zu dem kleinen Laden, in dem sich die Kasse befand.

"Einmal habe ich die Anführerin dieser Leute gesehen", meinte er dabei.

Ich horchte auf.

"Eine Frau?"

"Ja. Sie heißt Teresa Marcos."


"Wie sieht sie aus?"

"Sehr schön. Sie hat rötliches Haar... Die Leute hier sagen, sie sei eine Hexe, aber das ist natürlich Unfug. Es gibt noch viel Aberglauben in diesen einsamen Bergregionen."

Vor meinem inneren Auge erschien das Gesicht jener Frau, die ich im Traum gesehen hatte.

Vielleicht fügte sich nun alles zu einem stimmigen Bild zusammen.

Ein leichtes Schaudern überkam mich...

Ich hatte nicht bemerkt, dass inzwischen eine breitschultrige Gestalt durch die Glastür des kleinen Ladens getreten war. Der Mann hatte eine Halbglatze.

Seine Stimme klang zornig.

Ich nahm an, dass es der Tankstellenbesitzer war.

"Rodrigo!", schimpfte er.

Der junge Mann, der mich bedient hatte blickte auf. Von dem Wortwechsel zwischen den beiden konnte ich nichts verstehen, aber man brauchte keinen Dolmetscher um zu bemerken, dass es keine freundliche Unterhaltung war.

Rodrigo, der junge Mann, sah schließlich zu mir hinüber und sagte: "Adios, Senorita!" Dann ging er in den Laden.

Mir verstellte der Ältere den Weg.

"Sie sind Engländer?", fragte er akzentschwer und gedehnt.

Ich nickte.

"Ja, sind wir."

Er atmete schwer und deutete dann mit dem Daumen hinter sich. "Mein Neffe redet viel, wenn der Tag lang ist. Er erzählt Geschichten. Sie verstehen?"

"Sicher..."

In den Augen meines Gegenübers sah ich nichts anderes, als blanke Furcht. Eine Furcht, deren Ursache sich irgendwo ganz in der Nähe hinter uralten Klostermauern verbergen musste...

"Ihr Tank ist voll", fügte der Mann dann noch hinzu und seine Worte klangen wie eine Warnung. "Sehen sie zu, dass Sie so weit wie möglich damit kommen!"


*

Wir folgten der Straße und erreichten bald die Abzweigung, die Rodrigo erwähnt hatte. Von dort ging es wirklich sehr steil hinauf, dann verlief sie wieder in Serpentinen, die an mörderischen Abhängen und kahlen Felswänden vorbeiführten.

"Man wird uns kaum mit offenen Armen empfangen", meinte Jim, womit er zweifellos recht hatte.

"Wir werden einfach anklopfen und dann sehen wir weiter", gab ich zurück.

Natürlich war nicht damit zu rechnen, dass Teresa Marcos uns bereitwillig ein Interview darüber gab, in wie weit ihr Rhymeth-Kult in die Ermordung eines ehemaligen Fernsehmoderators verwickelt war.

"Ich habe einen anderen Vorschlag", warf Jim dann ein.

"Und welchen?"

"Wir stellen den Wagen hier irgendwo ab und versuchen zu Fuß so nahe wie möglich an dieses Kloster heranzukommen..."

"Das Problem ist, dass wir hier nirgends den Wagen abstellen könnten, ohne dass das schnell auffiele..."

"Du bist also für den offenen Weg?"

Ich nickte.

"Der andere steht uns immer noch offen, wenn wir auf diese Weise nicht weiterkommen."

Wieder ging es steil bergauf und dann sahen wir es vor uns.

Das Kloster lag direkt auf dem Gipfel und war von einer hohen, abweisenden Mauer umgeben. Der Turm einer Kapelle überragte diese Mauer ein Stück.

Vor dem mit Eisen beschlagenen Tor hielten wir an und stiegen aus.

"Hier sind wir richtig", stellte Jim fest, während er auf das in das Holztor eingebrannte Oval deutete.

Das Zeichen von Rhymeth, der Göttin des Mondes, deren grausamer Zauber bis heute Menschen in seinen Bann zu schlagen schien...


Die vage Ahnung, die ich die ganze Zeit über gehabt hatte, wurde mehr und mehr zur Gewissheit.

Dies war der Ort, den ich in meinem Traum gesehen hatte.

Der Gedanke schnürte mir den Hals zu. Es war gespenstisch und in Augenblicken wie diesen verfluchte ich das, was Tante Bell meine Gabe zu nennen pflegte.

Ich blickte kurz zu Jim hinüber und beneidete ihn um die unbeschwerte Neugier, mit der er dieses Gemäuer betrachten konnte.

Wissen konnte eine Bürde sein.

Und die Ahnung davon ein Fluch.

"Und wie kommen wir jetzt da hinein?", fragte Jim. "Auf Gäste scheint man hier nicht eingestellt zu sein."

Wir brauchten über diese Frage nicht länger nachzudenken, wie ich im nächsten Moment bemerkte.

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich eine dunkle Mönchsgestalt in langer Kutte. Ich wirbelte herum und erschrak, als ich in die Finsternis unter der Kapuze blickte...

Dort schien buchstäblich nichts zu sein.

Auch Jim war herumgewirbelt.

Der Mönch, der so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, war nicht allein.

Etwa ein Dutzend der Kuttenträger hatte sich in einem Halbkreis um uns herum gruppiert, nachdem sie sich offenbar völlig lautlos an uns herangeschlichen hatten.

Jeder von ihnen trug das ovale Amulett von Rhymeth um den Hals...

Eisiges Schweigen beherrschte die Szenerie.

"Hast du eine Ahnung, was die von uns wollen?", raunte mir Jim zu.

Die Kuttenträger setzten sich jetzt wie auf ein geheimes Zeichen hin in Bewegung. Der Halbkreis um uns herum wurde enger und hinter uns war das Klostergemäuer mit dem eisenbeschlagenen Tor.

"Sie wurden bereits erwartet...", sagte im nächsten Moment die dumpfe Stimme eines der Mönche auf Englisch.

*

Das Klostertor wurde geöffnet und die Schar der Mönche nahm uns in die Mitte und führte uns in das Innere.

Der Klang einer Glocke ließ mich zusammenzucken.

Es war die Glocke der kleinen Klosterkapelle und ihr metallener, scharfer Klang rief sofort wieder die Erinnerung an meine Alptraumvision wach.

Auch wenn dieser Traum mir eine nächtliche Szene gezeigt hatte, ich erkannte alles wieder. Der Naturstein, aus dem die Gebäude waren, die Kapelle, an der man ein Kreuz vergeblich suchte und an deren Eingangstür sich dafür ein Oval aus Messing befand...

Ich musste schlucken, als das Klostertor sich hinter uns schloss.

"Sind wir nun eigentlich Gefangene oder Gäste?", raunte Jim zu mir herüber, ohne dass es jemand hören konnte.

"Ich weiß es nicht", erwiderte ich. Und ich wusste auch nicht, ob es da überhaupt einen besonderen Unterschied gab...

Wir gingen zusammen mit den Mönchen in das Hauptgebäude.

Der Flur war eng und kalt. Die Steinwände schienen diese Kälte abzustrahlen. Im ersten Moment war das angenehm, verglichen mit der Hitze, die draußen herrschte. Aber nach kurzem schon ging es einem durch Mark und Bein.

Wir erreichten einen überraschend weitläufigen Raum, der jedoch spartanisch eingerichtet war. Ein langer Tisch aus hartem, dunklen Holz stand dort. Die Fenster waren so hoch, dass man nicht hinausschauen konnte. An den Steinwänden befand sich eine verwirrende Vielfalt von bizarren Malereien.

Jagdszenen waren dort zu sehen, sonderbare Mischgeschöpfe aus Mensch und Tier - und immer wieder Kreise und Ovale.

Eine Frau in einem langen blauen Kleid und mit über Schulter fallenden roten Haaren stand da in Begleitung eines jener gesichtslosen Mönche.


Ihr Anblick war für mich wie ein Schlag vor den Kopf, obwohl mich dieser Schlag ja nicht unvorbereitet traf. Ich hatte geahnt - eigentlich gewusst - dass ich hier jene Frau aus meinem Traum treffen würde.

Die Dienerin Rhymeths.

Aber jemanden leibhaftig zu begegnen, den man zuvor nur im Traum gesehen hatte, bedeutete dennoch einen gewissen Schock. Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper.

Die Frau sagte einige Worte auf Spanisch und bedeutete damit offenbar der Schar der gespenstisch wirkenden Mönche, den Raum zu verlassen.

Sie gehorchten wortlos.

Als auch der Mönch an ihrer Seite sich anschickte, dem Befehl Folge zu leisten, hielt sie ihn zurück.

Dann trat die Frau auf mich zu.

Der Blick ihrer Augen traf mich wie ein Stachel. Sie hatte etwas Katzenhaftes an sich, das mich ängstigte. Und dann spürte ich etwas in meinem Kopf. Ein leichter Druck war es, dem ich instinktiv standzuhalten versuchte.

Es war unangenehm.

Ich hatte das Gefühl, als wollte eine fremde Macht mit aller Gewalt in mein Bewusstsein eindringen.

Das Gesicht meines Gegenübers verzog sich leicht, wie unter Anstrengung.

Dann war es vorbei.

Schwindel überkam mich und ich musste mir Mühe geben, nicht zu Boden zu taumeln.

Von der Seite her spürte ich Jims starken Griff unter meinem Ellbogen.

"Was ist los, Jenni?"

"Ich weiß es nicht..."

Aber ich ahnte es und diese Ahnung war fast so etwas wie Gewissheit.

Die Frau, die mir gegenüberstand war zweifellos auf irgend eine Art und Weise übersinnlich begabt! Und zwar weitaus stärker als ich.


"Ich habe gewusst, dass Sie kommen würden", sagte sie dann in sehr gutem Englisch. "Wie Sie sicher wissen, bin ich Teresa Marcos. Sie können mich Teresa nennen..."

"Jennifer Barlow..."

"Reporterin?"

Welchen Sinn hatte es, ihr etwas vormachen zu wollen? Sie schien ohnehin gut bescheid zu wissen.

"London City Oberserver", sagte ich also und deutete dann auf Jim. "Das ist Jim Shelby, mein Kollege."

"Woher wussten Sie, dass wir kommen?", fragte Jim. "Hat einer der Leute aus dem Dorf Sie vielleicht vorgewarnt?"

Teresas Lächeln war kalt und ich konnte die Aura der Grausamkeit, die diese Frau umgab, förmlich spüren.

"Nein, dazu brauche ich die Leute aus Isabelitas nicht, diese einfältigen Bauerntölpel!" Sie hob den Kopf um ein paar Grad, was den Ausdruck von Arroganz ergab. "Die Mondgöttin hat es mir gesagt..."

"Die... was?", murmelte Jim und ich warf ihm daraufhin einen Blick zu, von dem ich hoffte, dass er ihn richtig verstand und schwieg.

Teresas Augen verengten sich ein wenig, als sie erwiderte:

"Der Mond ist überall, haben Sie das noch nicht gemerkt?

Dem Auge der Göttin entgeht nichts... Daran sollten Sie denken, bei allem, was Sie tun!"

Teresas Stimme hatte einen unangenehmen Klang, in dem ständig eine unterschwellige Drohung mitschwang.

Sie wandte den Kopf wieder in meine Richtung.

In ihren Augen blitzte es.

Vor dieser Frau musste ich mich vorsehen, das spürte ich instinktiv.

"Ich habe häufig über außergewöhnliche Phänomene und ungelöste Rätsel berichtet. So habe ich unter anderem auch an einer Expedition in den Amazonas teilgenommen, als dort bisher unbekannte Ruinen gefunden wurden, die keiner bekannten Kultur zugeordnet werden konnten... Wahrscheinlich habe ich das Interesse für alte Kulturen, ihre Religion und archäologische Rätsel durch das Vorbild meines Großonkels, der ein bekannter Archäologe war... Daher interessiere mich auch für Rhymeth, die Mondgöttin, zu der die Menschen hier beteten, lange bevor ein Römer diesen Boden betrat oder sich das Christentum verbreitete..."

"Ich lese keine englischen Zeitungen", erklärte Teresa daraufhin nachdenklich.

Ihr Blick studierte mein Gesicht, so als wollte sie den Wahrheitsgehalt meiner Worte dadurch erforschen. Dann atmete sie tief durch.

"Es ist faszinierend, dass Sie diesen alten Kult wiederbelebt haben und ich dachte mir, dass ich bei Ihnen etwas mehr darüber erfahren kann..."

Teresas Gesicht wurde eine kalte, abweisende Maske.

"Wir haben diesen Kult nicht wiederbelebt!", behauptete sie dann mit unüberhörbarem Stolz. "Der Rhymeth-Kult hat die ganzen Jahrhunderte hindurch überdauert. Erst verdrängten uns die Karthager von der Küste, dann kamen die Römer und nahmen auch das Hinterland in Besitz und bald schon mussten wir unsere Opfer-Rituale im Geheimen abhalten. Besonders natürlich, als das Christentum an Einfluss gewann und unter Kaiser Theodosius sogar zur Staatsreligion wurde. Lange Zeitalter der Verfolgung mussten die Diener Rhymeths über sich ergehen lassen... In einsame Höhlen mussten wir uns zurückziehen und nur in abgelegenen Bergtälern konnten wir hoffen, dass wir unentdeckt blieben..."

"So wie in diesem Kloster", stellte ich fest.

Ihr Lächeln hatte nicht die Spur von Wärme. Sie ging halb um mich herum und betrachtete mich dann von der Seite.

"Glauben Sie, es gäbe eine bessere Tarnung als ein Kloster?"

Sie lachte. Es klang schrill in meinen Ohren. Dann fuhr sie ruhig und bestimmt fort: "Aber auch hier hätten wir uns auf die Dauer nicht halten können... Wenn es nicht die Kraft Rhymeths gäbe, die uns schützt und der niemand auf der Welt etwas entgegenzusetzen hätte..."

"Sagen Sie...", begann ich dann.


"Ja?"

Der kalte Blick, mit dem sich mich bedachte, ließ mich schaudern.

"Der Kult um Rhymeth hatte immer etwas mit Opfer- Ritualen zu tun..."

"Das ist richtig."

"Mit Menschenopfern."

"Ich sehe, Sie haben sich ganz gut informiert - zumindest für eine gewöhnliche Journalistin, die sich doch vermutlich ansonsten mit der Oberfläche der Dinge zufrieden gibt!" Die blanke Bosheit in ihren Worten war nicht zu überhören.

"Finden diese Opferungen auch heute noch statt?"

Sie erstarrte.

Dann wandte sie sich von mir ab und wechselte mit dem Mönch, der die ganze Zeit über einer Salzsäule gleich dagestanden und uns zugehört hatte.

Natürlich verstand ich kein einziges Wort. Ich begriff nur, dass der Mönch offensichtlich Carlos hieß. Mir fiel der dunkle, fast samtene Klang seiner Stimme auf. Ein sehr angenehmes Timbre.

Einen Moment lang glaubte ich, sie irgendwann schon einmal gehört zu haben...

Ich hatte keine Gelegenheit dazu, länger darüber nachzudenken, denn in diesem Moment wandte Teresa Marcos sich

wieder an mich und erklärte dann: "Ich mache Ihnen ein Angebot, Jennifer - so darf ich Sie doch nennen, oder?"

"Sicher."

Ihre Freundlichkeit wirkte bemüht. Man brauchte keineswegs über telepathische Kräfte zu verfügen, um ihre Falschheit zu bemerken.

Sie lächelte.

Ihre makellosen Zähne blitzten dabei.

"Sie sind Gäste dieses Klosters. Carlos wird Ihnen Ihre Quartiere zeigen. Sie sind vielleicht nicht gerade mit einem Vier-Sterne-Hotel zu vergleichen, aber besser als jedes Zimmer, das Sie in Isabelitas bekommen können, sind sie allemal. Bleiben Sie ein paar Tage bei uns! Ich denke, dass ich all Ihre Fragen dann beantworten werde..."

Ich sah Jim an.

Sein Gesicht wirkte skeptisch. Diese Einladung, die Teresa Marcos scheinbar so freundlich ausgesprochen hatte, klang wie eine von jener Sorte, die man nicht ablehnen kann...

Andererseits - wenn es einen Schlüssel zum Mordfall Hal Morgan gab, dann lag er zweifellos hier, in diesem finsteren Bergkloster...

Ein Kloster, dass diese Bezeichnung wohl schon seit sehr langer Zeit nicht mehr verdiente.

"Wir haben unsere Sachen noch im Hotel von Paco Garcia", erklärte Jim dann.

"Einer unserer Leute wird sie dort abholen", bestimmte Teresa Marcos.

Details

Seiten
Jahr
2023
ISBN (ePUB)
9783738972238
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (März)
Schlagworte
romantic thriller spezialband romane

Autoren

  • Alfred Bekker (Autor:in)

  • Ann Murdoch (Autor:in)

  • Frank Rehfeld (Autor:in)

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Titel: Romantic Thriller Spezialband 3006 - 3 Romane