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Die Spur führt nach Mexiko: Pete Hackett Western Edition 115

von Pete Hackett (Autor:in)
©2023 130 Seiten

Zusammenfassung

»Bete, dass sich dein Boss richtig entscheidet!«, knirschte Ross Wallace. Seine Stimme war so frostig wie das Glitzern des Colts in seiner Faust. Er hielt die Mündung der Waffe gegen die Stirn des Wachsoldaten. Ken Cramer und Dan Connor hielten den Soldaten fest. Cramer hatte ihm den Arm auf den Rücken gebogen. Licht flutete vom Korridor in die Zelle. Man konnte das gepresste Atmen der Männer hören.

Die Banditen hatten nichts zu verlieren und mussten alles auf eine Karte setzen, denn für sie ging es um Kopf und Kragen. Das machte sie unberechenbar und tödlich gefährlich.

Der Wachsoldat, den sie in ihrer Gewalt hatten, zitterte, sein Gesicht war entstellt, die Angst ließ es zur Grimasse erstarren.

Dann war die Viertelstunde, die Ross Wallace als Frist für eine Entscheidung gesetzt hatte, um. Schritte tackten die Treppe hinunter in den Keller, in dem die Arrestzelle lag, eine Stimme erklang: »Was für eine Sicherheit bietet ihr, dass der Offizier, der sich euch als Geisel zur Verfügung stellt, freigelassen wird, sobald ihr euch in Sicherheit befindet?«

»Das ist eine verdammt dumme Frage!«, rief Scott Wilburn, der Indianermörder. »Es gibt keine Sicherheit. Unser Wort muss deinem Kommandanten genügen. Es ist verdammt leichtsinnig von ihm, dich statt mit einer Entscheidung mit dieser dummen Frage zu schicken, Reitersoldat. Will er wirklich, dass wir den Burschen erschießen, der sich in unserer Gewalt befindet?«

»Das werden Sie nicht wagen. Es würde auch für Sie das Ende bedeuten.«

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Alfred Bekker

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Die Spur führt nach Mexiko: Pete Hackett Western Edition 115

Chiricahua

Band 2


Western von Pete Hackett


Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.


Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

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»Bete, dass sich dein Boss richtig entscheidet!«, knirschte Ross Wallace. Seine Stimme war so frostig wie das Glitzern des Colts in seiner Faust. Er hielt die Mündung der Waffe gegen die Stirn des Wachsoldaten. Ken Cramer und Dan Connor hielten den Soldaten fest. Cramer hatte ihm den Arm auf den Rücken gebogen. Licht flutete vom Korridor in die Zelle. Man konnte das gepresste Atmen der Männer hören.

Die Banditen hatten nichts zu verlieren und mussten alles auf eine Karte setzen, denn für sie ging es um Kopf und Kragen. Das machte sie unberechenbar und tödlich gefährlich.

Der Wachsoldat, den sie in ihrer Gewalt hatten, zitterte, sein Gesicht war entstellt, die Angst ließ es zur Grimasse erstarren.

Dann war die Viertelstunde, die Ross Wallace als Frist für eine Entscheidung gesetzt hatte, um. Schritte tackten die Treppe hinunter in den Keller, in dem die Arrestzelle lag, eine Stimme erklang: »Was für eine Sicherheit bietet ihr, dass der Offizier, der sich euch als Geisel zur Verfügung stellt, freigelassen wird, sobald ihr euch in Sicherheit befindet?«

»Das ist eine verdammt dumme Frage!«, rief Scott Wilburn, der Indianermörder. »Es gibt keine Sicherheit. Unser Wort muss deinem Kommandanten genügen. Es ist verdammt leichtsinnig von ihm, dich statt mit einer Entscheidung mit dieser dummen Frage zu schicken, Reitersoldat. Will er wirklich, dass wir den Burschen erschießen, der sich in unserer Gewalt befindet?«

»Das werden Sie nicht wagen. Es würde auch für Sie das Ende bedeuten.«

»Weiß dein Boss eigentlich, dass wir nichts mehr zu verlieren haben?«

Stiefelsohlen scharrten. Ein Klirren, wie wenn Stahl gegen Stein stößt, erklang. Wispernde Stimme waren zu hören. Die Anspannung hielt die Banditen fest im Griff. Keiner fühlte sich wohl in seiner Haut. War Colonel Roger Miles erpressbar? Oder warf er das Leben seines Soldaten in die Waagschale?

Scott Wilburn gefiel die Entwicklung ganz und gar nicht. Sein Bruder war nach El Paso gekommen und trug sich gewiss mit Plänen, wie er ihm zur Flucht verhelfen konnte. Er, Scott Wilburn, und Glenn Farley sollten nach New Mexiko überführt und dort der Justiz ausgeliefert werden, weil sie Verbrechen gegen die Armee und die Indianer begangen hatten. Auf dem Weg nach Norden hätte sich Lester eine Chance geboten, sie zu befreien. Doch nun ...

Scott Wilburn und Glenn Farley waren gezwungen, mitzumachen. Es entsprach nicht ihrem Willen, aber sie hatten keine andere Wahl. Es galt jetzt, Nerven zu bewahren und sich durchzusetzen. Wilburn rief rau: »Wir geben euch noch einmal fünf Minuten. Bestell deinem Boss, dass wir nicht spaßen. Fünf Minuten. Dann stirbt der Mann, den wir hier haben. Und ehe ihr uns in die Hölle schickt, erwischen wir noch ein paar von euch. Vergesst nur nicht, dass wir einen Revolver und ein Gewehr haben.«

Es dauerte keine fünf Minuten, dann erklang eine grollende Stimme: »Hier spricht Colonel Roger Miles. Ich bin Kommandant dieses Forts. In Ordnung. Wir gehen auf eure Forderung ein. Major Stafford ist bereit, sich Ihnen als Geisel zur Verfügung zu stellen...«

»Wir wollen Sie, Colonel«, rief Wilburn. »Sie werden Garant dafür sein, dass es Ihre Leute nicht wagen, uns zu verfolgen. Lassen Sie die geforderten Pferde, Revolver, Gewehre und ausreichend Proviant vor die Tür der Wachbaracke bringen. Und dann kommen Sie waffenlos zu uns herunter. Ihnen geschieht nichts, darauf haben Sie mein Wort.«

»Wessen Wort?«

»Scott Wilburns.«

»Sie sind ein Mörder. Ich glaube nicht, dass Ihr Wort viel wert ist.«

»Dies herauszufinden werden Sie es wohl darauf ankommen lassen müssen, Colonel. Okay. Unsere Geduld ist am Ende. Entscheiden Sie sich jetzt. Wenn sie innerhalb der nächsten sechzig Sekunden nicht hier unten antanzen, stirbt der Soldat.«

Einige Sekunden der Stille, des betroffenen Schweigens, verrannen. Dann ließ wieder der Colonel seine Stimme erklingen. »In Ordnung. Ich komme jetzt hinunter.«

Feste Schritte hallten in dem Kellergewölbe wider. Wenig später betrat der Colonel die Zelle. Sofort packten ihn Glenn Farley und Shane Baker, Scott Wilburn drückte ihm die Mündung des Karabiners gegen den Leib. »So ist's gut«, presste der Bandit hervor. »Lass den Soldaten gehen, Ross.«

»Erst wenn draußen die Gäule stehen.« Ross Wallaces Stimme hob sich. »Vergesst nur nicht, auch für den Colonel ein Pferd vor die Tür zu stellen. Und lasst jedweden krummen Gedanken sausen. Der Colonel hätte die Suppe auszulöffeln, die ihr ihm einbrockt.«

Wenig später erklangen durch das kleine, vergitterte Fenster Hufschläge. Sieben gesattelte Pferde wurden herangeführt. Eines der Tiere wieherte hell. Gebissketten klirrten. Die Tiere stampften auf der Stelle.

»Die Pferde stehen vor der Tür!«, erklang es. »An den Sattelknäufen hängen die Revolvergurte, in den Scabbards stecken Gewehre, Munition und Proviant befinden sich in den Satteltaschen.«

»Dann räumt jetzt das Wachgebäude!«, gebot Wilburn. »Wir wollen auch draußen keinen Soldaten sehen. Denkt daran, dass ich sogar noch mit einer Kugel im Kopf die Zeit finden werde, euren Kommandanten zu erschießen. Die Spielregeln bestimmen wir. Haltet euch nur daran. Andernfalls ...«

Der Bandit brach ab. Die stumme Drohung hing im Raum.

Schritte entfernten sich. Durch das Fenster sickerte Stimmengemurmel in das Verlies.

»Wir gehen«, sagte Wilburn.

»Vorwärts!« Ross Wallace trat von hinten an den Wachsoldaten heran, legte ihm den linken Arm um den Hals und drückte ihm die Mündung des Revolvers unter das Kinn. Er dachte nicht daran, den Burschen laufen zu lassen.

Der Pulk setzte sich in Bewegung. Auf dem Flur stand eine einsame Laterne auf dem Boden und verbreitete Licht. Wallace ging mit dem Soldaten, den er als lebendigen Schutzschild vor sich hielt, voraus. Ihm folgten Shane Baker und Ken Cramer. Dann kam der Colonel. Ihn hielt Scott Wilburn in Schach, indem er ihm die Mündung des Karabiners zwischen die Schulterblätter drückte. Den Schluss bildeten Glenn Farley und Dan Connor.

Der Aufenthaltsraum und das Wachlokal waren menschenleer. Die Tür nach draußen stand offen. Auch draußen stand eine Laterne. Die sieben Pferde standen in einer Reihe. Einige Soldaten hielten die Tiere am Zaumzeug fest.

Die Banditen und ihre Geiseln drängten ins Freie. »Verschwindet!«, herrschte Ross Wallace die Soldaten an, die die Pferde hielten. Sie zogen sich schnell zurück. Der Corporal, der als Deserteur vor Gericht landen sollte, versetzte dem Soldaten, den er als Geisel genommen hatte, einen derben Stoß und nahm seinen Arm von seinem Hals. »Hau ab, Mann!« Der Trooper beeilte sich und verschwand in der Dunkelheit.

»Bewaffnet euch!«, gebot Wilburn. »Ich gebe auf den Colonel Acht. Und dann steigt auf die Gäule.«

Sie schnallten sich die Patronengurte um, richteten die Holster, zogen die schweren Armeecolts und spannten die Hähne. Dann kletterten sie auf die Pferde und schwenkten die Fäuste mit den schussbereiten Waffen in die Runde.

»Jetzt Sie, Colonel!«, befahl Wilburn.

Miles saß auf. Fünf Revolver richteten sich auf ihn.

Scott Wilburn ließ den Karabiner fallen, griff nach dem Revolvergurt und nahm ihn vom Sattelknauf. Er warf ihn sich um die Hüften, schnallte ihn zu, stieg aufs Pferd und zerrte das Tier herum.

Sie ritten an.

Kein Soldat ließ sich blicken. Das Tor stand offen. Auf dem Wehrgang darüber standen zwei Posten, doch sie hatten die Gewehre gegen die Wand gelehnt. Tatenlos mussten sie zusehen, wie die Banditen mit ihrer Geisel das Fort verließen.


*


Colonel Loyd McIntosh erhielt aus Washington Antwort auf seine Anfrage, ob den Forderungen Victorios zugestimmt werden könne. Victorio hatte angeboten, sich zu ergeben, wenn die Armee es seinem Stamm erlaubte, nach Ojo Caliente zurückzukehren.

Anfang Februar 1879 schien der Frühling den Winter besiegt zu haben. Tauwetter setzte ein. Die Apachen-Guerillas, die sich in den Mimbres Mountains verkrochen hatten, hatten wieder begonnen, das Land unsicher zu machen, nachdem sie dem strengen Winter über Wochen hinweg getrotzt hatten. Viele Krieger waren gestorben. Sie waren einfach zu schwach gewesen. Viele wurden im Kampf mit den Armeepatrouillen getötet. Von etwa achtzig Kriegern, die mit Victorio in die Berge geflohen waren, lebten nicht einmal mehr drei Dutzend.

Dann war der Winter zurückgekehrt. Mit Eis und Schnee, mit Blizzards und klirrender Kälte. Victorio entschloss sich aufzugeben. Aber er stellte die Bedingung, nach Ojo Caliente zurückkehren zu dürfen.

Die Antwort aus Washington lautete: Victorio und seinen Kriegern kann Straffreiheit zugesichert werden. Die Warm-Springs-Apachen können San Carlos verlassen. Die Zustimmung, nach Ojo Caliente zurückzukehren, wird jedoch verweigert. Victorio und seine Leute sind im Mescalero-Reservat bei Tularosa anzusiedeln. Unterbreiten Sie dem Häuptling diesen Vorschlag. Wenn er einverstanden ist, sind die Apachen zu entwaffnen und sofort auf den Weg nach Tularosa zu bringen.

Unterschrieben hatte den Brief ein General Hannigan.

Tags darauf kamen zwei Abgesandte Victorios nach Fort Wingate. Sie wollten wissen, ob Antwort aus Washington eingetroffen war. Colonel McIntosh bot an, sich mit Victorio zu treffen. Das Treffen fand vier Tage später am Mount Lookout, südlich des Bluewater Lake statt. Colonel McIntosh kam mit einer kleinen Gruppe von Offizieren. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass ihm an ernsthaften Verhandlungen gelegen war und dass er auf keinen Fall vorhatte, Victorio in eine Falle zu locken.

Victorio erschien mit vier Kriegern.

McIntosh zeigte sich loyal. Er reichte Victorio die Hand. »Möge Friede einkehren in unserem Land«, sagte er. »Um ihn auszuhandeln sind wir hier.«

»Es wird nie Frieden geben, solange die Indianer unterdrückt und betrogen werden«, versetzte Victorio furchtlos. Er zeigte sich nicht unterwürfig oder demütig. Aus jedem Zug seines scharfgeschnittenen Gesichts sprach ungebrochener Stolz. Seine Augen glitzerten. Nichts deutete darauf hin, dass hinter ihm eine schwere Zeit voller Strapazen und Entbehrungen lag.

»Das Angebot, das ich dir zu unterbreiten habe, ist ehrlich, Häuptling«, erklärte McIntosh. »Es garantiert dir und deinen Kriegern Straffreiheit.«

»Und wir dürfen nach Ojo Caliente zurückkehren.«

»Nein.« Die Antwort fiel wie ein Peitschenhieb.

Victorio war zusammengezuckt. Sein Gesicht verschloss sich. Ein düsterer Ausdruck trat in seine dunklen Augen. Von einem der Krieger, die ihn begleiteten, kam ein gehetzter Ton. Plötzlich stand die Feindschaft zwischen Rot und Weiß wieder wie eine unüberwindliche Wand, wie ein heißer Atem.

»Warum nicht?«

»Es ist unmöglich. Dennoch dürfen eure Familien San Carlos verlassen. Man hat für sie und euch einen Platz im Mescalero-Reservat bei Tularosa vorgesehen. Wenn ihr dorthin geht, werdet ihr nicht für eure Untaten bestraft. Der Haftbefehl gegen dich wird aufgehoben, Häuptling. Im Land zwischen der Sierra Blanca und den Sacramento Mountains werdet ihr es gut haben. Es gibt dort Wasser und fruchtbaren Boden. Ihr bekommt eigenes Land zugewiesen und könnt es bebauen. Was sagst du zu diesem Kompromiss, Victorio?«

»Ich muss mich mit meinen Kriegern beraten. Du bekommst die Antwort morgen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Wir treffen uns wieder hier.«

»Ich will die Antwort heute noch, Häuptling. Du hast vier Krieger bei dir, und ihr seid bevollmächtigt, im Namen eures Stammes zu sprechen. Berate dich mit deinen Brüdern, und dann gib mir Antwort. Denk aber daran, Häuptling, dass ihr am Ende seid. Erweist euch als klug und stimmt unserem Vorschlag zu.«

Die fünf Apachen berieten sich keine zehn Minuten lang, dann kamen sie zurück und Victorio sagte: »Wir sind einverstanden. Meine Krieger und ich kommen morgen zum Fort und geben unsere Waffen ab. Ich vertraue deinem Wort, Nantan. Du weißt, was geschieht, wenn du es brichst.«

»Du kannst dich auf mein Wort verlassen, Victorio.«

Die Apachen stiegen auf ihre Pferde und ritten davon. Sie waren Geschlagene. Doch man hatte sie respektvoll behandelt und sie brauchten sich nicht in ihrer Ehre verletzt zu fühlen.

McIntosh und seine Abordnung kehrten ins Fort zurück.

Am Morgen des folgenden Tages kam Victorio mit vierunddreißig Kriegern nach Fort Wingate, wo sie sich entwaffnen ließen. Die Krieger misstrauten den Weißen. Zu oft waren schon Verträge gebrochen und Versprechungen nicht eingehalten worden.

»Der Große Geist war nicht mit uns«, sagte Victorio, nachdem sie ihre Waffen abgegeben hatten. »Er hat uns einen strengen Winter geschickt und uns dadurch gezwungen, aufzugeben. Der Große Geist muss weiß sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er es zulässt, dass dem roten Mann soviel Unrecht widerfährt.«

Sie bekamen Decken und man wies ihnen Prärieschoner als Unterkünfte zu. Die Apachen froren erbärmlich. Niemand hatte Mitleid mit ihnen. Die Offiziere beruhigten ihr Gewissen damit, dass es den Indianern in den Bergen noch dreckiger gegangen war. Hier wurden sie zumindest regelmäßig mit warmem Essen versorgt.


*


»Wir haben diesen Untersuchungsausschuss einberufen, Lieutenant Whitlock, um eine Feststellung zu treffen, ob gegen Sie Anklage vor dem Militärgericht erhoben wird oder nicht. Colonel McIntosh hat diese Untersuchung beantragt. Nicht jeder Offizier, dem Insubordination zur Last gelegt wird und den man für den Tod von mehr als zwei Dutzend Soldaten verantwortlich macht, erhält eine derartige Chance.«

General Fred Bronson fixierte Tyler Whitlock scharf. Zwei Wachsoldaten flankierten diesen. Der General hatte weiße Haare und einen weißen Backenbart. Er war von Santa Fe angereist, um dem Ausschuss vorzusitzen, der darüber entscheiden sollte, ob Whitlocks Handeln vorwerfbar war und der Fall vor das Militärgericht gebracht werden musste.

»Ich weiß Colonel McIntosh' Einsatz für mich zu schätzen, General«, sagte Whitlock. Er saß auf einem Stuhl vor dem Tisch, an dem General Bronson und die anderen Mitglieder des Ausschusses Platz genommen hatten. Es waren insgesamt sieben Männer. Alle gehörten dem Offiziersstand an. In ihren Händen lag das Schicksal des Lieutenants.

»Was sagen Sie zu den Vorwürfen?«

»Es ist richtig. Ich habe die Patrouille verlassen, um auf eigene Faust die Männer zu jagen, die eine Gruppe von Apachen ermordet und skalpiert hatten.«

»Was hat Sie geleitet? Rachsucht? Wollten Sie das Gesetz selbst in die Hand nehmen?«

»Nein, Sir. Ich wollte die Mörder dem Gesetz überantworten. Allerdings kam es zu einem Kampf, bei dem vier der Killer starben. Die anderen drei entkamen.«

»Es starben auch Soldaten.«

»Parker McAllister wurde bei dem Kampf getötet«, räumte Whitlock ein. »Jesse Cameron und Price Mahoney töteten die Skalpjäger aus dem Hinterhalt. Um zu verhindern, dass sie weiter den Hass und die Unruhe bei den Apachen schüren, sind Corporal Patty und ich den Mördern nach El Paso gefolgt. Das Kommando über die Patrouille übergab ich Sergeant Tom Billinger. Er war ein erfahrener, in vielen Kämpfen mit den Apachen erprobter Mann.«

»Sie stellten diesen Wilburn und seine Komplizen in El Paso?«, fragte einer der Offiziere.

»Ja. Und wieder gab es einen Kampf. Einer der Banditen starb, ein anderer wurde verwundet. Scott Wilburn nahmen wir fest und gaben ihn sowie den verwundeten Banditen in die Obhut des Kommandanten von Fort Bliss, der mir zusicherte, die beiden Banditen nach New Mexiko auszuliefern.«

»Hielten Sie es für derart wichtig, die Skalpjäger zu stellen und der Bestrafung zuzuführen, dass Sie, um ihrem Willen Geltung zu verschaffen, die Patrouille sich selbst überließen?«, kam es von einem der anderen Offiziere, einem Captain, dessen narbiges Gesicht von vielen Kämpfen zeugte.

»Einen Apachen zu töten, ohne ihm eine Chance zu lassen, ist nach dem Buchstaben des Gesetzes Mord, Sir«, antwortete Whitlock. »Es waren über ein Dutzend Apachen, die diese Männer aus dem Hinterhalt ermordeten. Von Fort Wingate aus wird das Apachenland überwacht. Die Besatzung des Forts hat für Ruhe und Frieden in der Apacheria zu sorgen. Ich gehöre zur Besatzung. Sollte ich zulassen, dass Wilburn und seine Killer weitermorden? Gewalt zieht immer neue Gewalt nach sich. Ich fühlte mich verpflichtet, den Banditen das blutige Handwerk zu legen. Was ich getan habe, kann ich vor Gott und vor meinem Gewissen verantworten. Ich hätte keinen Schlaf mehr gefunden, wenn ich zugelassen hätte, dass weiterhin ein Rudel zweibeiniger Wölfe mordend durchs Land zieht.«

»Sie handelten also in der hehren Absicht, den Frieden im Land zu wahren?«

»Das war mein Sinnen und Trachten, Sir. Ich fühlte mich weder als Richter noch als Henker. Doch es gab niemand außer mir und den Männern, die mit mir ritten, die den gesetzeswidrigen, blutigen Machenschaften der Banditen in den Weg getreten wären.«

»Ihre Vorgesetzten haben Sie immer vorzüglich beurteilt, Lieutenant«, meinte ein Major. »Auch Colonel McIntosh hat Sie uns als einen integeren, herausragenden Mann dargestellt.«

»Ich habe immer mein Bestes gegeben, Sir.«

»Sie sind seit dreizehn Jahren bei der Armee.«

»Ja, seit meinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr. Die Armee ist meine Heimat, Sir.«

Der Major lächelte.

Auch der General schmunzelte.

»Haben Sie Ihr Handeln auch nur für einen Augenblick in Zweifel gezogen, Lieutenant?«, fragte wieder der Major.

»Ich machte mir Sorgen wegen meiner Leute. Doch ich war mir auch sicher, dass sie bei Sergeant Billinger in den besten Händen waren. Außerdem wies ich den Sergeanten an, die Apachen auf keinen Fall herauszufordern. Bei Feindkontakt sollte sich die Patrouille zurückziehen.«

»Dies zu bestimmen lag nicht in der Macht des Sergeanten«, wandte der General ein. »Aus den Protokollen, die aufgrund Ihrer Einvernahmen gefertigt wurden, ist zu entnehmen, dass er sich dem feindlichen Zugriff nicht entziehen konnte. Die Patrouille war gezwungen, sich zu verteidigen. Ein Rückzug war nach Ihren eigenen Erkenntnissen nicht möglich, Lieutenant.«

»Ich habe nur wiedergegeben, was ich den Spuren entnehmen konnte, Sir. Man hat die Patrouille in einen Hinterhalt gelockt. Die Männer hatten keine Chance. Es war vermessen, mit nur zwei Dutzend Männern in die Mimbres Mountains zu reiten und zu glauben, Victorio zur Aufgabe überreden oder zwingen zu können.«

»Sie stellen die ganze Aktion in Frage, Lieutenant?«, blaffte ein Lieutenant Colonel.

»Jawohl, Sir. Die Mission war von vorneherein zum Scheitern verurteilt.» Whitlock schien kurz nachzudenken und seine weiteren Worte im Kopf zu formulieren. Dann erhob er wieder das Wort: »Es war blinder Aktionismus, der dazu führte, dass zwei Dutzend Soldaten in die Mimbres Mountains geschickt wurden, eine Alibiaktion, um zum einen der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, dass sich die Armee von einer Hand voll Apachen nicht auf der Nase herumtanzen lässt, und zum anderen dem Vorwurf der Tatenlosigkeit zu entgehen.« Wieder machte der Lieutenant eine Pause. »Man hat die Männer verheizt. Ihr Tod war sinnlos und schürte im Lande nur den Hass auf die Apachen. Nicht die Aktionen der Armee haben Victorio bewogen, aufzugeben. Es war der strenge Winter, der ihn veranlasste, die Kapitulation anzubieten. Er war sogar noch in der Lage, Bedingungen geltend zu machen.«

»Sie sind sehr mutig, Lieutenant«, sagte der General versonnen. »Wissen Sie, dass Sie damit einige Leute ziemlich vor den Kopf stoßen?«

»Ich kann es nicht ändern, Sir. Ich halte das alles für eine Farce. Am Schicksal der Patrouille hätte sich nichts geändert, auch wenn ich sie geführt hätte. Ich will nicht einmal ausschließen, dass der Verlust der Patrouille einkalkuliert war und akzeptiert wurde, nur um einigen Leuten, die ein scharfes Durchgreifen der Armee fordern, den Mund zu stopfen und anderen, die die Apachen als wilde Tiere hinstellen, Munition für ihre These zu liefern. Ich weiß nicht, welche Ziele die Indianerpolitik, die Washington betreibt, verfolgt. Aber ich habe Augen im Kopf und ich kann denken. Und ich bin in einer Situation, in der ich nicht mehr schweigen kann und auch nicht mehr schweigen will.«

Betroffenheit prägte die Gesichter. Der General hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und kaute darauf herum. Er wirkte nachdenklich. Die Mienen einiger der Offiziere hatten sich verdüstert. Einer stieß hervor: »Sie reden sich um Kopf und Kragen, Lieutenant.«

Whitlock schwieg.

»Haben Sie uns sonst noch etwas zu sagen, Lieutenant?«, fragte der General.

»Ja, Sir. Ich fühle mich unschuldig und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass ich richtig gehandelt habe, als ich mich mit einigen Soldaten auf die Fährte der Skalpjäger setzte, um ihnen das Handwerk zu legen.«

»Wir werden über Ihr weiteres Schicksal beraten, Lieutenant. Sie wissen, was Ihnen blüht, für den Fall, dass ein Verfahren vor dem Militärgericht gegen Sie eröffnet wird?«

Whitlock nickte. »Ihre Entscheidung kommt einer Vorverurteilung gleich, Sir. Ja, ich weiß, was mir blüht. Man wird mir die Schulterklappen herunterreißen und mich mit Schimpf und Schande aus der Armee jagen.«

»Das ist das Mindeste«, murmelte der General, dann gab er den beiden Wachsoldaten einen Wink.

Tyler Whitlock wurde abgeführt. Nachdem sich die Tür hinter ihm und seinen Wächtern geschlossen hatte, räusperte sich der General, dann sagte er: »Die Armee steht durch die Unruhen im Apachenland im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Wenn wir gegen Whitlock Anklage erheben, werden sich die Reporter sämtlicher namhafter Zeitungen im Land wie die Aasgeier draufstürzen. Es werden Dinge zur Sprache kommen, die kein besonders gutes Licht auf die Verantwortlichen werfen werden. Grundsätzlich hat Whitlock Recht. Es war blinder Aktionismus, als nacheinander drei Patrouillen in die Mimbres Mountains geschickt wurden, um Victorio und seine Renegaten zur Räson zu bringen.« Der General atmete tief durch. »Whitlock ist der falsche Mann, der auf dem Altar einer mangelhaften Indianerpolitik geopfert werden soll. Ihn vor Gericht zu stellen dürfte der Armee mehr schaden als nutzen. Schon im Hinblick darauf, dass ihr ein erfahrener und bewährter Offizier verloren geht.«

Die anderen Offiziere diskutierten nicht lange. Und schon nach wenigen Minuten stand fest, dass keine Anklage gegen Tyler Whitlock erhoben werden würde. Der Ausschuss kam zu dem Ergebnis, dass der Lieutenant unverzüglich auf freien Fuß zu setzen war und seinen Dienst anzutreten hatte.

Der Kommandant von Fort Wingate wurde in Kenntnis gesetzt.


*


Der Schnee schmolz. Der Frühling hielt nach einer langen Kälteperiode Einzug ins Land. Zartes Grün begann die Sträucher und Bäume zu verfärben. Der wilde Ginster blühte goldgelb. Bienen summten in den Sträuchern auf der Suche nach Nektar.

Lieutenant Whitlock war zu Colonel McIntosh befohlen worden. Er meldete sich unverzüglich. Der Colonel forderte ihn auf, sich zu setzen, dann sagte er: »Ich habe einen Sonderauftrag für Sie, Lieutenant.«

»Sir!«

»Victorio und seine Krieger müssen nach Tularosa gebracht werden. Für diese Aufgabe habe ich Sie ausersehen. Mit Victorio sind es fünfunddreißig Apachen.«

»Wann sollen wir aufbrechen, Sir?«

»Sie stellen keine Fragen?«

»Sicher haben Sie bereits alles organisiert, Sir.«

Ein angedeutetes Lächeln umspielte die Lippen des Colonels. Er nickte. »Sie haben Recht. Sie reisen mit vier Wagen und einer Eskorte von zwanzig Mann. Nachdem zugesagt wurde, dass auch die Familien der Krieger das White Mountain Reservat verlassen dürfen, geht von Victorio und seinen Männern keine Gefahr aus.«

Der Colonel erhob sich, ging zum Fenster, schaute hinaus und sprach weiter: »Ich denke, Sie sind der richtige Mann für diese Aufgabe, Lieutenant. Sie bekommen damit Gelegenheit, Ihren guten Ruf zu festigen. General Bronson war im Übrigen sehr angetan von Ihnen.«

»Danke, Sir.«

»Sie brechen übermorgen früh auf, Lieutenant. Über zweihundertzwanzig Meilen durch menschenfeindliche Wildnis. Es wird sicher nicht leicht, denn es gibt weder Weg noch Steg. Aber ich bin überzeugt davon, dass Sie es schaffen.«

»Ich werde mein Möglichstes tun, Sir.«

»Das ist mir klar.«

Am übernächsten Tag, es war noch dunkel, brach der Zug auf. Die Apachen saßen auf drei Schlutterwagen, die von jeweils vier Maultieren gezogen wurden. Das vierte Fuhrwerk beförderte Proviant. Zwei Scouts ritten voraus, um den Weg zu erkunden. Sergeant James Burmester war wieder mit von der Partie, jener Unteroffizier, der schon die erste Patrouille in die Mimbres Mountains unter dem Kommando Major Garretsons begleitet hatte.

Die Eskorte ritt in Dreierreihe. Whitlock und Burmester ritten neben dem Zug. Die Fuhrwerke rumpelten, die Aufbauten ächzten, die Achsen quietschten in den Naben. In die Geräusche mischte sich das Stampfen der Hufe, vereinzeltes Wiehern, Husten, Räuspern, das Klirren der Gebissketten und das Knarren von brüchigem Sattelleder.

Sie wandten sich nach Südwesten. Die Wildnis nahm sie auf. Es hatte in der Nacht noch einmal leicht gefroren. Tagsüber hatte die Sonne schon an Kraft gewonnen. Sie leckte mit ihrer Wärme den Schnee von den Kämmen und Abhängen, und nur die Nordseiten der Hügel waren noch mit Schnee bedeckt.

Der Himmel war wolkenverhangen. Alles mutete grau in grau an, obwohl es längst Tag geworden war. Die Berge lagen im Dunst. Der Boden war feucht und die Räder sanken tief ein, von den Maultieren wurde das Doppelte an Kraft und Zähigkeit verlangt. Die Indianer auf den Ladeflächen der Wagen wurden durch und durch geschüttelt. Der harte Bohlenboden war nur mit einer dünnen Lage Stroh ausgepolstert worden.

Das Land war ihr Feind. Sie kamen nur langsam voran, denn sie mussten weite Umwege in Kauf nehmen, Höhenzüge überwinden und Creeks durchqueren. Die Zuni Mountains stellten sich als ein nahezu unüberwindliches Hindernis dar. Es war ein natürlicher Pfad, der sich in Windungen nach oben schwang. Die Zugtiere legten sich in die Gespanne. Die Apachen waren abgesessen und stemmten sich mit aller Kraft gegen die Speichen der großen Räder, um die Maultiere, in ihrem Bemühen, die schweren Wagen nach oben zu befördern, zu unterstützen.

Mit heiserem Gebrüll trieben die Männer auf den Böcken die Maultiere an. Die Räder drehten sich kaum schneller. Kleine Steine wurden knirschend unter den Eisenreifen zermalmt. Die Tiere legten sich in die Geschirre, stemmten die Hinterbeine wie Säulen gegen das Gefälle, Peitschenschnüre klatschten auf ihre Rücken, die Leinen waren zum Zerreißen gespannt und knarrten bedenklich.

»Vorwärts! Nicht nachlassen! Treibt sie an! Sie dürfen nicht stehen bleiben!« Whitlock schrie sich fast die Seele aus dem Leib.

Unerbittlich wurden die Tiere vorwärtsgepeitscht. Schaum trat aus ihren Nüstern und tropfte zu Boden.

Dann erreichte das erste Fuhrwerk den Kamm der Anhöhe. Es polterte darüber hinweg und wurde auf dem sich anschließenden Plateau sofort zur Seite gelenkt, um Platz für das nächste zu machen.

Schließlich war auch der letzte Wagen oben. Trotz der Kälte schwitzten Menschen und Tiere. Die Maultiere röchelten und röhrten. Und nach einer Stunde Pause ging es weiter. Sie zogen, bis die Nacht kam. Dann fuhren sie die Gefährte in einem Hochtal zu einem Karree zusammen.

Die Nacht verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Indianer und Kavalleristen lagen in einem totenähnlichen Schlaf. Sie waren erschöpft. Die Strapazen des zurückliegenden Tages hatten von jedem das Letzte verlangt und waren an die Substanz gegangen.

Am übernächsten Tag schwenkte der Zug in die Schlucht des Rio San Jose ein. Der Fluss hatte seinen Ursprung in den östlichen Ausläufern des Zuni Plateaus und seine schmutzigbraunen Fluten strömten dem Rio Puerco entgegen.

An den Wänden der tiefen Spalte waren noch die Schlammspuren zu sehen, die verrieten, wie hoch die Schmelzwasser im Februar noch die Schlucht überschwemmt hatten. Von den Bergen heruntergespültes Geröll lag überall herum und musste oftmals erst mühsam zur Seite geräumt werden, damit die schwerfälligen, kaum zu manövrierenden Gefährte passieren konnten. Sie zogen auf dem natürlichen Weg neben dem tosenden und gischtenden Fluss entlang.

Noch war die Schlucht ziemlich breit. Dann machte der Creek eine Krümmung. Eine Felswand schob sich bis an den Fluss heran. Nach rechts öffnete sich eine Schlucht. Die Scouts trieben ihre Pferde hinein. Der Zug folgte. Die Schlucht endete und sie folgten den Windungen zwischen den Felsen und Hügeln. Irgendwann schwenkten sie wieder nach Südosten ein und zogen die Route parallel zum Creek, von dem den Wagenzug gigantische Felsmonumente trennten.

Der Abend nahte. Die Konturen wurden unscharf, grauer Dunst verzerrte die Umrisse der Felsen, die den Trail säumten. Dahinter erhob sich fast bedrohlich die schweigende Bergwelt.

Als die Dunkelheit kam und eine Weiterfahrt unmöglich machte, lagerten sie. Feuer wurden angezündet.

»Wie lange werden wir benötigen, um Tularosa zu erreichen?«, fragte Burmester.

»Knapp einen Monat«, versetzte Whitlock. »Vorausgesetzt, wir schaffen jeden Tag acht Meilen.«

Der Sergeant verzog das Gesicht. Fast dreißig Tage Hölle ...

Am darauf folgenden Tag ging es weiter. Jeder neue Tag bedeutete eine Steigerung der Strapazen, schürte Lustlosigkeit und Unzufriedenheit und zermürbte Soldaten und Apachen gleichermaßen. Mal schneite es, dann fiel Regen, dann brannte wieder die heiße Märzsonne gnadenlos vom Himmel. Der Marsch forderte das Letzte von Mensch und Tier.


*


Die Bande erreichte Fort Wingate. Wallace, Baker, Cramer und Connor wagten nicht, das Fort zu betreten. Sie trugen noch immer ihre heruntergekommenen Uniformen und man würde sie sofort als Deserteure erkannt haben. Vielleicht war auch die Kunde von ihrem Ausbruch schon nach Fort Wingate gelangt.

Nach ihrer Flucht aus Fort Bliss hatten sie Colonel Miles laufen lassen, nachdem sie in den Organ Mountains untergetaucht waren und ihre Spur verwischt hatten. Sie hatten tagelang eine Zickzack-Fährte durchs Land gezogen, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Als sie sicher sein konnten, nicht mehr verfolgt zu werden, hatten sie sich auf den Weg nach Norden gemacht.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (ePUB)
9783738971491
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Februar)
Schlagworte
spur mexiko pete hackett western edition

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

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Titel: Die Spur führt nach Mexiko: Pete Hackett Western Edition 115