Zusammenfassung
"Jawohl, Sir!", antwortete Sergeant Lance Miller. Dann trieb er sein Pferd zur Seite und erhob die Stimme: "Anhalten! Patrouille - anhalten!"
Der Trupp kam zum Stehen. Nur noch das Rasseln der Gebissketten, das Knarren des Sattelleders, das Stampfen der Hufe und das Schnauben der Pferde erfüllten die Atmosphäre.
"Die Scouts reiten voraus und erkunden das Gebiet! Der Rest - absitzen! - Rundumsicherung."
Die beiden Apachen-Scouts trieben ihre Pferde an. Sie ahnten nicht, dass sie dem Tod geradewegs in die Arme ritten ...
Die Kavalleristen schwangen sich von den Pferden. Sie befanden sich mitten in der Unwegsamkeit der Santa Teresa Mountains. Hier konnte die Gefahr überall lauern, hier war der Tod allgegenwärtig.
Die Patrouille unter Captain Halloway war von Fort Apache ausgesandt worden, um eventuelle Schlupfwinkel aufständischer Apachen in den Bergen aufzustöbern.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
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© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Die Falle am Aravaipa Creek: Pete Hackett Western Edition 112
Western von Pete Hackett
Die Soldaten von Fort Thomas haben immer wieder mit Angriffen durch Apachen in der Gegend zu kämpfen, da einige Häuptlinge aus dem Reservat geflohen sind. Außerdem treiben vier skrupellose Skalpjäger in der Gegend ihr Unwesen. Zu allem Überfluss hat sich jetzt auch noch die Tochter des Colonels, Rachel, für einen Besuch angekündigt. Um sie sicher ins Fort zu geleiten, schickt der Colonel eine Eskorte mit Rachels Verlobtem Timothy Dodson.
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress.
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Captain Dirk Halloway rief durch den klirrenden Hufschlag: "Lassen Sie anhalten, Sergeant. Die beiden Scouts sollen vorausreiten und das Gebiet zwischen den Hügeln erkunden. Der Rest soll absitzen und lagern."
"Jawohl, Sir!", antwortete Sergeant Lance Miller. Dann trieb er sein Pferd zur Seite und erhob die Stimme: "Anhalten! Patrouille - anhalten!"
Der Trupp kam zum Stehen. Nur noch das Rasseln der Gebissketten, das Knarren des Sattelleders, das Stampfen der Hufe und das Schnauben der Pferde erfüllten die Atmosphäre.
"Die Scouts reiten voraus und erkunden das Gebiet! Der Rest - absitzen! - Rundumsicherung."
Die beiden Apachen-Scouts trieben ihre Pferde an. Sie ahnten nicht, dass sie dem Tod geradewegs in die Arme ritten ...
Die Kavalleristen schwangen sich von den Pferden. Sie befanden sich mitten in der Unwegsamkeit der Santa Teresa Mountains. Hier konnte die Gefahr überall lauern, hier war der Tod allgegenwärtig.
Die Patrouille unter Captain Halloway war von Fort Apache ausgesandt worden, um eventuelle Schlupfwinkel aufständischer Apachen in den Bergen aufzustöbern.
Die beiden Scouts verschwanden zwischen den Hügeln und Felsen. Es war ein menschenfeindliches, unwirtliches Gebiet. Die Vegetation bestand aus Comas und Mesquitesträuchern, vereinzelten Korkeichen und Büscheln harten Grases. In den weitläufigen, staubigen Senken fristeten riesige Kakteen ihr kümmerliches Dasein. Es war ein schönes Land, es war aber auch ein gnadenloses, unerbittliches Land, das jedem, der seinen Fuß drauf setzte, unerbittlich seine Lektionen erteilte.
Die Scouts folgten den Windungen zwischen den Anhöhen und Felsgiganten mit den zerklüfteten Wänden. Ihre Augen waren unablässig in Bewegung. Sie hatten die Gewehre aus den Scabbards genommen. Der eine hatte es vor sich quer über den Mähnenkamm des Pferdes gelegt. Seine Hand umklammerte den Kolbenhals der Waffe. Der andere hatte den Karabiner mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel abgestellt. Leise pochten die Hufe. Kleine Staubfahnen wurden in die heiße Luft gerissen. Es war still. Drückend still. Die Stille mutete fast ebenso unüberwindbar an wie so mancher der Felsgiganten in der Runde.
Plötzlich ein leises Zirpen, ein Schwirren, als eine Bogensehne zurückschnellte. Das Geräusch wiederholte sich. Zwei Pfeile zogen ihre lautlose Bahn und fuhren mit dumpfem Schlag zwischen die Schulterblätter der beiden Scouts. Sie sanken vornüber auf die Pferdehälse. Die Gewehre entglitten ihren kraftlosen Händen und klatschten auf den Boden. Die beiden leblosen Körper stürzten von den Pferden.
Und dann brach die Hölle los.
Sie brach über die Soldaten herein, die vor den Hügeln dabei waren, ein Camp zu errichten. Apachen donnerten auf niedrig gebauten Mustangs zwischen den Hügeln hervor. Ihr schrilles Kampfgeschrei ließ den Kavalleristen das Blut in den Adern gerinnen. Schüsse peitschten. Pfeile flirrten durch die Luft. Die Soldaten fanden nicht mehr die Zeit, sich zur Abwehr zu formieren. Sie wurden im ersten Ansturm überrannt. Wer nicht unter den Kugeln und Pfeilen der Apachen starb, wurde mit Tomahawks und Kriegskeulen niedergemacht. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen. Es gab nur den Hass und die tödliche Leidenschaft ...
Es war schrecklich. Die Apachen waren in einen richtigen Blutrausch verfallen. Die Soldaten wurden skalpiert und verstümmelt. Es war der Irrsinn brutalster Gewalt. Die Krieger rissen die Karabiner und Revolver an sich und trieben die Pferde ab. Als sie abzogen, blieb ein Bild des Grauens, ein Bild des Todes zurück. Das Blut der Soldaten versickerte im ausgedörrten Boden des Arizona-Territoriums ...
*
Es war das Bild, das sich Captain James McGrady und seinen Soldaten bot. Sie kamen von Fort Thomas herauf. Die Aasgeier am wolkenlosen Himmel hatten ihnen den Weg gewiesen.
Einige junge Trooper, die noch nie vorher derart hautnah mit dem Tod konfrontiert worden waren, mussten sich übergeben. Süßlicher Geruch lag in der Luft. Zwischen den Leichen hockten Aasgeier am Boden, die sich von den Soldaten nicht stören ließen. Sie fuhren unbeeindruckt fort mit ihrem schauerlichen Mahl. Der eine oder andere drehte den hässlichen Schädel und beäugte die Soldaten mit kalten Reptilienaugen.
"Großer Gott", flüsterte Sergeant Zack Hunter ergriffen. "Diese armen Hunde ..."
"Absitzen!", befahl Captain James McGrady. Er wandte sich an den Sergeant. "Die Hälfte der Mannschaft hält Wache. Die andere Hälfte begräbt die Toten."
Einer der Scouts kam heran. Es war ein Weißer. Er tippte lässig an die blaue Feldmütze mit dem Emblem der gekreuzten Säbel und sagte: "Die Spur zweier Pferde führt zwischen die Hügel, Sir. Soll ich mal nachsehen?"
"Ja, Kane, sehen Sie nach. Reiten Sie aber nicht alleine." Unbehaglich schaute sich der Captain um. "Ich habe das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu werden."
"Ich nehme Apache mit."
"In Ordnung, Kane."
Der Scout nahm sein Pferd um die linke Hand und lenkte es zu einem Indianer hin, dessen Beine in einer braunen Rehlederhose steckten, der Oberkörper aber in einer zerschlissenen Feldbluse der Armee. Der Indianer trug einen verbeulten Feldhut, unter dem lange, schwarze Haare hervorquollen.
Der Name des roten Armeescouts war Black Eagle. Kane nannte ihn nur Apache.
"Go on, Apache", sagte Kane. "Wir erkunden das Gebiet nach Westen."
"Du willst den Spuren zwischen die Hügel folgen, Kane", knurrte Black Eagle, ohne eine Miene zu verziehen. "In Ordnung. Ich werde dir den Rücken freihalten."
Steigbügel an Steigbügel ritten sie zwischen die sich steil emporschwingenden Abhänge. Ununterbrochen sicherten sie um sich. Ihre Blicke schweiften über die Kämme und Felsränder, bohrten sich in Spalten und Hügellücken. Und dann sahen sie die beiden Scouts. Die Apachen hatten sie an den Beinen an einer Korkeiche aufgehängt. Ihre Körper waren gespickt mit Pfeilen. Ihre Skalps fehlten. Myriaden von Fliegen hingen an den blutüberströmten Körpern, angezogen vom süßlichen Blutgeruch.
Kane hatte das Gefühl, von einer unsichtbaren Faust gewürgt zu werden. Er zog sein Bowie Knife, das in einer Scheide am Gürtel steckte, ritt zu den beiden Toten hin und schnitt sie ab. Mit dumpfem Laut prallten sie am Boden auf. Eine schwarze Wolke von Fliegen erhob sich.
"Diese Barbaren", knurrte Kane. "Diese Teufel ..."
Black Eagle schoss ihm einen sonderbaren Blick zu.
Kane entging es nicht. Er verstaute das Bowie Knife und winkte ab. "Okay, okay, Apache. Man hat deine Brüder in der Reservation zusammengepfercht und betrügt sie. Keines der Versprechen, das man ihnen gegeben hat, wurde eingehalten. Aber ist das ein Grund, derart bestialisch zu morden?"
"Die Chiricahuas denken darüber sicher anders", antwortete der rote Scout. "Ich bin ein Tonto ..."
"Denkst du auch wie die Chiricahuas?"
"Wäre ich dann Armeescout?" Black Eagle zog den Mund schief. "Mein Verstand sagt mir, dass es in Ordnung ist, für den weißen Mann zu arbeiten. Was mein Herz fühlt, geht nur mich etwas an."
"Reiten wir zurück", knurrte Kane. Solche Worte gefielen ihm nicht. Sie verrieten, wie tief verwurzelt in dem Tonto-Apachen die Abneigung gegen den weißen Mann war. Vielleicht war es sogar Hass, den der Scout in sich trug und den er lediglich eisern unterdrückte.
Sie kehrten zur Patrouille zurück. Den Toten waren die Erkennungsmarken abgenommen worden. Ein Dutzend Kavalleristen waren dabei, Gräber auszuheben. Die Geier waren davongeflattert. Krächzend zogen sie nun über dem schauerlichen Ort ihre Bahnen. Der Rest der Soldaten sicherte nach allen Seiten.
"Wir haben die beiden Scouts gefunden", berichtete Kane dem Captain. "Sie sind tot. Die Chiricahuas haben sie an den Beinen aufgehängt, skalpiert und mit Pfeilen gespickt. Ich habe sie abgeschnitten."
"Wir werden auch sie begraben", erklärte McGrady. Er ließ seinen Blick in die Umgebung schweifen. Die Sonne stand hoch am Himmel und schickte mörderische Hitze auf das Land. Die Luft schien zu kochen und flimmerte. Die Konturen verschwammen. Nicht ein Windhauch regte sich. Der süßliche Leichengeruch hing nach wie vor in der Luft. "Erkunden Sie mit Black Eagle die Gegend, Kane. Wir wollten zwar zurück nach Fort Thomas. Sollten Sie jedoch die Spur der Mörderbande aufnehmen können ..."
*
Fort Thomas lag unter einem lähmenden Hitzeschleier. Staub trieb über die Palisaden sowie über die Dächer der Ställe und Unterkünfte und über den Paradeplatz. Das Sternenbanner bewegte sich träge im lauen Südwind. Auf den Wehrgängen standen die Wachposten mit geschulterten Karabinern. Das Tor war geschlossen.
"Rauchsignale im Nordwesten!", rief einer der Wachposten.
"Sie werden im Süden beantwortet", ertönte die Stimme eines anderen Mannes.
Major Timothy Dodson schritt zur Kommandantur. Er hatte die Meldungen vernommen. Sie beunruhigten ihn nicht. Seit Tagen standen verschiedene Gruppen der renitenten Apachen per Rauchzeichen miteinander in Verbindung. Daran, dass die Chiricahuas das Fort angreifen würden, glaubte der Major nicht.
Er fragte sich vielmehr, was Colonel Stilwell von ihm wollte. Vor einer Viertelstunde war ein Meldereiter eingetroffen. Der Major war davon überzeugt, dass er deswegen zum Kommandanten gebeten worden war.
Unter seinen Schritten mahlte der Staub. Er puderte seine Stiefel. Major Dodson war groß und schlank. Rote Haare lugten unter seinem Hut hervor. Er war 31 Jahre alt und seit zwei Jahren hier im Indianerland stationiert. Er hasste dieses Land ...
Der Major betrat die Kommandantur. Einige Ordonnanzsoldaten versahen hier Dienst. Sie grüßten, als der Major eintrat. Er ging zu der Tür, die ins Büro des Colonels führte, klopfte und trat, ohne die Aufforderung dazu abzuwarten, ein.
Der Colonel saß an seinem Schreibtisch. Die Wand hinter ihm war mit dem Sternenbanner und der Regimentsstandarte drapiert, außerdem gab es eine große Landkarte von dem Gebiet, das Fort Thomas zu kontrollieren hatte. Einige indianische Waffen und alte Musketen vervollständigten das Bild.
Dodson legte die Hand an die Mütze, schlug die Hacken zusammen und schnarrte: "Major Dodson, wie befohlen, Sir."
Neben dem Schreibtisch stand der verstaubte Meldereiter. Das Blau seiner Uniform war nur noch zu erahnen. Eine Schicht aus Staub und Schweiß überzog sein Gesicht. Dieser Mann musste geritten sein wie der Teufel.
Der Colonel sagte: "Im Land um uns herum brennt es, Major. Der Meldereiter -", Stilwell wies mit einer knappen Geste auf den verstaubten Trooper, der sofort Haltung annahm, "- kam mit Mühe und Not durch. In den Little Dragon Mountains wimmelt es von Chiricahuas, die aus San Carlos getürmt sind. Geronimo hat den Weißen den Krieg erklärt. In den Santa Teresa Bergen treiben die Apachen ihr Unwesen. Und zu allem Überfluss hat sich Rachel angemeldet. Sie kommt in vier Tagen mit der Stagecoach in Tucson an."
Timothy Dodson prallte regelrecht zurück. "Rachel kommt", entfuhr es ihm. "In vier Tagen schon. Großer Gott ..."
"Ja, Großer Gott." Es klang sarkastisch, als der Colonel diese beiden Worte des Majors wiederholte. Der Colonel klatschte die flache Hand auf den Schreibtisch. "Meine Tochter hat sich eine denkbar ungünstige Zeit ausgesucht. Das Land steht in Flammen und ertrinkt im Blut seiner Männer. Es ist zum Heulen. Aber ich kann Rachel nicht in Tucson sitzen lassen, Major."
"Ich bin mit Ihrer Tochter so gut wie verlobt, Sir", stieß der Major hervor. "Lassen Sie mich mit einer Eskorte nach Tucson reiten, um sie abzuholen und sicher nach Fort Thomas zu geleiten."
"Darum wollte ich Sie bitten, Major." Der Colonel heftete seinen Blick auf den Meldereiter. "Sie können wegtreten, Trooper. Nehmen Sie ein Bad und lassen Sie sich anständig verpflegen. Wann reiten Sie zurück?"
"Morgen, Sir. Ich werde vorher noch einmal in die Kommandantur kommen, Sir, falls Sie irgendwelche Nachrichten für Tucson haben."
"Haben Sie vielen Dank, Trooper. Wegtreten."
Der Soldat salutierte, dann machte er zackig kehrt und schritt aus dem Office.
Als die Tür hinter ihm zugeklappt war, wies der Colonel auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. "Setz dich, Tim", forderte er den Major auf. Wenn sie unter sich waren, ließen sie die Formalitäten weg. Schließlich war Dodson der zukünftige Schwiegersohn des Colonels. Als sich Dodson niedergelassen hatte, sagte Stilwell: "Weiß der Teufel, was Rachel veranlasst hat, Baltimore zu verlassen und in dieses verfluchte Land zu kommen. Hast du eine Ahnung, Tim?"
"Nein. Ich weiß nicht mehr als du."
Der Colonel wechselte das Thema. "Die Patrouille, die Captain McGrady führt, ist seit gestern überfällig."
"McGrady ist ein erfahrener Mann, John. Du solltest dir seinetwegen keine Gedanken machen. Er kommt sicher zurück. Bei ihm ist Kane. Er ist einer unserer besten Scouts."
"Er ist unser bester Scout", betonte der Colonel. "Es beunruhigt mich aber trotzdem. Sollte die Patrouille bis morgen Abend nicht ins Fort zurückkehren, schicken wir einen Suchtrupp hinaus."
"Das werden wir uns nicht leisten können, John", verlieh Dodson seiner Überzeugung Ausdruck. "Wenn Rachel in vier Tagen schon in Tucson ankommt, muss ich morgen mit einer Eskadron Soldaten aufbrechen, um rechtzeitig in der Stadt zu sein. Ich werde zehn Reiter brauchen, außerdem einen Mann, der den Wagen lenkt, der Rachel befördern soll. Wenn du einen Suchtrupp losschickst, versetzt du das Fort in einen verteidigungsunfähigen Zustand."
Der Colonel nagte an seiner Unterlippe. "Verdammt", knirschte er dann, "du hast Recht, Tim. Ich schätze, Rachel wird sich einige harte Worte von mir gefallen lassen müssen."
"Sieh es ihr nach, John. Sie hat es sicher nicht mehr ausgehalten ohne dich."
"Ohne dich, meinst du, Tim. Ich bin nur ihr Vater." Der Colonel grinste markig. "Du aber bist ihr Geliebter ..."
*
Captain McGrady und seine Männer ritten auf der Fährte der Apachen, die das Blutbad an der Patrouille aus Fort Apache angerichtet hatten. Kane und Black Eagle ritten voraus. Das Land, das sie umgab, war eine weite Wüste erstarrter Sandwogen, roter Felsen und dunkler Bergketten in der Ferne. Gerölltrümmer lagen überall umher und zwangen die beiden Kundschafter, manchmal große Bogen zu reiten. Vor ihnen erhob sich eine Hügelkette mit steilen Geröllfeldern, und Kane befürchtete schon, dass sie mitten hindurchreiten mussten, als er den schmalen Pfad entdeckte, der sich in Windungen über einen der Hügel hinwegzog.
Es war der Weg, den die Apachen genommen hatten.
Schließlich verhielten sie auf dem Kamm des Hügels und blickten in das weitläufige Tal, das sich anschloss. Am Ende der Ebene erhob sich Rauch aus den niedergebrannten Gebäuden einer Farm. Kane glaubte auf die Entfernung sogar eine reglose Gestalt vor einem der Brandschutthaufen liegen zu sehen.
Die Apachen zogen eine blutige Spur.
Kane und Black Eagle spornten ihre Pferde an. Sie lenkten die Vierbeiner den Abhang hinunter und ritten in die Ebene hinein. Hinter der Farm waren Buschwerk und Bäume zu erkennen. Der dunkle Gürtel zog sich von Norden nach Süden an einem schmalen Creek entlang, der in den Gila River mündete. Zu beiden Seiten des Flüsschens war das Land fruchtbar und hatte die Menschen, die auf der Farm gelebt hatten, bewogen, hier zu siedeln.
Auf dem Hof der Farm lagen zwei tote Männer. Skalpiert, übel verstümmelt, mit Kriegslanzen gegen den Boden genagelt. Der Boden war aufgewühlt von unbeschlagenen Hufen. Hier und dort lag ein Pfeil im Staub. Die Balken und Bretter glommen noch. Der gemauerte Kamin ragte wie ein mahnend erhobener Zeigefinger aus dem Brandschutt. An manchen Stellen flackerte der Brand wieder auf, wenn der schrale Wind in die kreuz und quer liegenden Balken und Bretter fuhr.
"Diese Unmenschen", entfuhr es Kane. Er strich sich mit fahriger Geste über die Augen, als versuchte er, das Bild, das sich ihm bot, wegzuwischen. Dann schaute er zwischen engen Lidschlitzen hervor in die Runde.
Das Land wirkte friedlich. Aber der Friede war trügerisch. Das Pferd unter Kane schnaubte und tänzelte auf der Stelle. Der brenzlige Geruch ließ es nervös werden. Kane hielt die Zügel straff und bannte es auf die Stelle. Er sagte: "Die Spur führt nach Norden, Apache. Folge ihr. Ich reite zurück und mache dem Captain Meldung."
Mit dem letzten Wort wollte er das Pferd wenden. Da sah er den Lichtblitz auf der Kuppe eines Hügels im Westen. Ein solcher Lichtblitz entsteht, wenn Sonnenlicht von Glas oder einem Spiegel oder von blankem Stahl reflektiert wird.
Kane handelte ansatzlos. Den Sekundenbruchteil, der zwischen Erkennen und Reagieren liegt, benötigte er nicht. Er war in zig Gefahren geschult, er hatte seine Lektionen gelernt. Als der Schuss krachte, lag Kane schon am Boden. Die Winchester hatte er mitgenommen. Ja, er besaß eine Winchester 73. Der Springfield-Karabiner, den die Armee benutzte, war ihm zu unhandlich und zu schwer.
Black Eagle stürzte getroffen vom Pferd. Weitere Schüsse krachten. Kane rollte über den Boden. Die Kugeln lagen verdammt nahe. Sie pflügten den Boden und ließen das Erdreich spritzen. Kane repetierte und gab einen Schnappschuss ab. Dann schnellte er hoch und rannte in den Schutz eines der Brandschutthaufen.
Die beiden Pferde witterten mit erhobenen Köpfen und peitschten erregt mit den Schweifen. Der Braune, den Kane ritt, scharrte mit dem linken Vorderhuf durch den Staub. Dann wieherte er trompetend.
Kane lief im Schutz der niedergebrannten Gebäude und der Büsche auf die Hügel im Westen zu. Auf den Kuppen erhoben sich ruinenähnliche Felsgebilde. Geröll lag auf den Hängen. Dazwischen wucherten dornige Büsche. Schüsse peitschten. Die Detonationen schlugen über Kane zusammen und trieben hinaus in die Wildnis.
Dann war der Scout zwischen den Hügeln. Er verharrte in der Deckung eines Felsens. Auf der Kuppe rechterhand lag der Schütze. Kane gab sich aber keinen Illusionen hin. Zwischen den Hügeln wartete mehr als nur ein Krieger auf ihn. Die Apachen waren keine Einzelkämpfer. Sie traten nur in Rudeln auf.
Kane wappnete sich. Jeder seiner Sinne war aktiviert, seine Muskeln und Sehnen waren gespannt. Der Tod hatte nach ihm bereits die knöcherne Klaue ausgestreckt. Kane spürte es mit der Intensität eines Mannes, den die kalte Hand schon berührt hatte ...
Er war kalt wie ein Stück Eis.
Und dann sah er einen der Krieger. Der Apache schob sich um einen Felsblock herum, blieb geduckt im Schatten stehen und sicherte nach vorn und zur Seite. In seiner Faust lag das Tomahawk. Im Nahkampf eine tödliche Waffe.
Kane trat er aus seiner Deckung. Im selben Sekundenbruchteil nahm ihn der Krieger wahr. Er riss die Hand mit dem Kriegsbeil hoch. Der Scout kniete gedankenschnell links ab und schoss. Das Beil wirbelte über ihn hinweg, sein Blei hingegen riss den Chiricahua von den Beinen.
Der Schuss dröhnte durch die Bergwelt, die Wände und Hänge schienen die Detonationen festzuhalten und immer wieder aufs Neue zum Leben zu erwecken. Schließlich verhallte das letzte Echo.
Kane hetzte zwischen die Hügel und drängte sich hart an eine zerklüftete Felswand. Er lauschte und witterte. Dann zog er sich zurück. Nach mehreren Seiten gleichzeitig konnte er sich nicht verteidigen.
Ein Schuss peitschte. Trommelfell betäubendes Jaulen folgte, als die Kugel vom Gestein abprallte. Oben erschien der Krieger, der auf den Weißen geschossen hatte. Mehr schlitternd als laufend und mit den Armen rudernd, um das Gleichgewicht zu bewahren, kam er einen Geröllhang herunter. Loser Untergrund kam unter ihm ins Rutschen, Steine sprangen vor ihm her in die Tiefe, und er musste alle Geschicklichkeit aufbieten, um nicht zu stürzen und von einer Gerölllawine mitgerissen zu werden.
Er schaffte es. Hellwach und voller Bereitschaft schaute er sich um. Er konnte Kane nirgends entdecken. Er war im Gewirr aus Felsen, Hügeln und Dornengestrüpp verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
Ein weiterer Apache pirschte um einen Fels.
Er bedeutete seinem Stammesbruder, sich nach rechts zwischen die Felsen zu schlagen und verschwand nach links. Geduckt glitt er, jeden Schutz ausnutzend und unablässig um sich sichernd, im Schattenfeld eines der steinernen Riesen dahin. Es gab Spalten und Risse, an die er sich vorsichtig heranschob, in denen aber keine Gefahr für ihn lauerte.
Ein Schuss brüllte auf. Der Krieger blieb wie angenagelt stehen und drehte das Ohr in die Richtung, aus der er erklungen war. Die Echos antworteten, und in sie hinein peitschte hell eine Winchester.
Während der Chiricahua sich wieder bewegte und an der rauen Wand entlang pirschte, kauerte Kane tief geduckt und flach atmend in einem klaffenden Riss.
Leise Schritte kamen näher. Kane sah den Gegner nicht, aber er wusste, aus welcher Richtung er heranpirschte. Der Scout hielt das Gewehr fest gepackt. Vorsichtig spähte er über den Rand des Spalts, in dem er sich verkrochen hatte. Schweiß rann ihm in die Augen. Staub verklebte seine Poren. Seine Beinmuskulatur begann sich zu verspannen.
Als er den Chiricahua auftauchen sah, wartete er ab. Der Krieger hielt ein Gewehr im Hüftanschlag. Kane wusste nicht, ob ein weiterer Krieger in der Nähe steckte und er sich mit einem Schuss auf den Burschen, den er vor sich hatte, verriet. Dem Scout entging nicht das Zögern des Kriegers. Der Bursche war sich nicht sicher, ob er noch einen Schritt wagen konnte. Zwischen ihm und der Deckung eines wie von Riesenhand hingelegten Findlings auf der Sohle zwischen den Steilhängen betrug die Entfernung gut fünfzehn Yards.
Kane verlor schließlich die Geduld. Er nahm einen Stein und schleuderte ihn über den Rand des Risses zwischen die Felsen. Der Apache fiel prompt auf den plumpen Trick herein und reagierte ansatzlos. Er schnellte halb herum, duckte sich, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und feuerte. Und jetzt ließ auch Kane seine Winchester sprechen. Er sah den Krieger hochtaumeln, registrierte sein Aufbrüllen, und kroch schnell in dem Spalt davon.
Er war sich mittlerweile sicher, es mit drei Apachen zu tun zu haben. Zwei hatte er bereits ausgeschaltet. Der dritte lauerte irgendwo zwischen den Hügeln und Felsen.
Kane rannte den Hang zu seiner Rechten hinauf. Oben erhob sich ein turmartiger Felsen aus der Kuppe. Der Scout konnte hinunterblicken in die Senke mit der niedergebrannten Farm. Er sah sein Pferd und das Tier Black Eagles, und er sah den indianischen Scout auf dem Bauch liegen, beide Arme seitlich vom Körper weggestreckt, reglos, wahrscheinlich tot.
Kanes Mundhöhle war trocken. Er ließ seinen Blick schweifen. Wo war der dritte Krieger? Und plötzlich sah er ihn. Der Apache rannte am Fuß des Hügels in den Schutz eines Strauches. Kane hob das Gewehr an die Schulter und starrte über die Zieleinrichtung auf den Busch. Ein Stück weiter, hangaufwärts, boten einige hüfthohe Felsen Deckung. Der Krieger schnellte hinter dem Busch hervor, um diese Deckung zu erreichen. Kraftvoll stieß er sich ab.
Kanes Gewehr peitschte. Er erwischte den Apachen im Sprung. Sekundenlang schien der Krieger schräg in der Luft zu hängen, dann stürzte er zu Boden, rollte ein Stück und blieb schließlich reglos liegen.
Das konnte eine Finte sein.
Kane wartete ab.
Aber der Chiricahua rührte sich nicht mehr.
Kane verließ die Deckung des Felsens und schritt, die Winchester an der Hüfte im Anschlag, hangabwärts. Er ließ den reglosen Krieger nicht aus den Augen. Der Apache trug ein rotes Tuch um die Stirn. Seine Füße steckten in kniehohen Mokassins. Ansonsten war er mit einer zerschlissenen Hose und einem blauen Hemd bekleidet.
Als Kane sich ihm bis auf einen Schritt genähert hatte, griff der Krieger nach seinem Tomahawk im Gürtel und schnellte auf die Beine. Der Hass verzerrte sein Gesicht zur schrecklichen Grimasse. Hass wütete auch in seinen dunklen Augen. Er wollte sich auf Kane stürzen. Der Scout zog durch. Er hatte keine andere Wahl. Der Krieger ließ die Hand mit dem Kriegsbeil sinken. Ein Stöhnen entrang sich ihm, dann brach er zusammen. Vor Kanes Gesicht zerflatterte der Pulverdampf. Der Scout repetierte.
Er untersuchte den Roten. Er war tot. Kanes Kugel hatte ihm das Herz zerfetzt.
Kane ließ es an der gebotenen Vorsicht nicht mangeln, als er zu dem nächsten der Apachen ging. Er röchelte leise. Kanes Kugel war ihm in die rechte Brustseite gedrungen. Er würde die nächste Stunde nicht überleben. Der dritte Chiricahua war ebenfalls tot.
Kane atmete tief durch, dann ging er zu Black Eagle hin.
In Black Eagle war kein Leben mehr. Kane führte das Pferd des roten Scouts heran und wuchtete den leblosen Körper quer über den Pferderücken. Dann ging er mit dem Pferd an der Leine zu seinem Vierbeiner und saß auf. Sein Gewehr holsterte er nicht. Er ritt den Weg zurück, den er gekommen war.
Die Patrouille lagerte. Kane sah die Trooper schanzen. Die Hälfte der Leute sicherte nach allen Seiten. Kane ritt vor den Captain hin. "Die Farm der Baileys ist niedergebrannt worden. Jeff Bailey und sein Schwiegersohn sind tot. Die Frauen sind entweder im Farmhaus umgekommen, oder die Apachen haben sie verschleppt."
Der Captain starrte auf den toten Scout, der quer über dem Pferd lag und dessen Arme schlaff nach unten baumelten. "Wir hörten Schüsse ..."
"Es war ein Hinterhalt, Sir. Drei Krieger, die wahrscheinlich die Nachhut bildeten. Sie sind tot. Die Spur der Kriegshorde führt nach Westen."
Kane übergab die Zügel des Pferdes mit dem toten Scout einem der Soldaten. Der führte das Tier zur Seite. Ein zweiter Mann half ihm, den Toten vom Pferderücken zu heben.
Kane wollte sich abwenden, als der Arm Captain McGradys in die Höhe zuckte und nach Norden wies. "Sehen Sie!", entfuhr es dem Captain.
Kane blickte in die angegebene Richtung. Über einen der Hügel stieg eine Rauchsäule. Sie wurde unterbrochen, erhob sich erneut und wurde wieder unterbrochen. Der Rauch am Himmel ballte sich zu einer Wolke, sie trieb davon und wurde vom trägen Wind zerfasert.
"Sie haben uns entdeckt", stieß Kane hervor. "Und jetzt mobilisieren sie die Kriegshorden, die überall in den Bergen herumstreifen. Es wäre wahrscheinlich Selbstmord, tiefer in die Berge zu ziehen und der Spur der Kriegshorde zu folgen."
Versonnen starrte der Captain auf die Rauchsignale, die nördlich von ihnen zum Himmel pufften.
Sergeant Zack Hunter, der in der Nähe stand und die Schanzarbeiten überwachte, rief: "Die roten Halunken werden eine große Kriegshorde sammeln und über uns kommen wie der Habicht über die Feldmaus, Sir. Kane hat recht. Wir sollten in der Tat umkehren."
Hunter war 38 Jahre alt, seit fast 20 Jahren bei der Armee, und vier Fünftel dieser 20 Jahre hatte er im Indianerland verbracht. Er kannte die Rothäute wie kein zweiter.
"Okay", sagte der Captain nickend. "Wir rasten eine Stunde und machen uns dann auf den Rückweg. Durch die Verfolgung der Kriegshorde sind wir sowieso schon überfällig. Man wird sich im Fort unseretwegen schon Gedanken machen."
*
Die Patrouille zog südostwärts. Die Pferde waren getränkt, die Männer einigermaßen ausgeruht. Sie hatten Pemmican verzehrt und dazu Wasser getrunken.
Unablässig sicherten die Soldaten um sich. Gnadenlose brannte die Sonne auf sie herunter. Schweiß rann über die angespannten Gesichter und Staub verklebte die Poren. Staub drang auch unter die Kleidung der Reiter und scheuerte ihnen die Haut wund.
Sie zogen zwischen hohen Kakteen hindurch durch eine sandige Senke. Nur ein paar Felsen boten Deckung. Skelettartige, dornige Comas hatten sich neben den Felsen eingenistet. Ringsum dehnte sich ödes, von der Sonne versengtes Land; Felsketten, sandige Hügel, ausgetrocknete Bachläufe und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galletagrases an manchen Hügelflanken, haushohe Kakteen, Dornengestrüpp, Kreosot- und Mesquitebüsche bildeten die ganze Vegetation.
Im Süden beherrschte eine gewaltige Felswand mit tiefen Einschnitten das Blickfeld. Die Einschnitte waren Canyons und Schluchten.
Captain McGrady ließ anhalten. Er starrte nach vorn. Zwischen den Felsen vor ihnen schien jede Art von Leben erloschen zu sein. Grübelnd starrte der Captain auf die düsteren Durchlässe. Jeder von ihnen schien Unheil und Untergang zu verkünden.
McGrady wandte sich an Kane, der neben ihm verhielt: "Wir bilden eine Vorhut, Kane. Sie werden sie führen. Suchen Sie sich eine Hand voll erfahrener Burschen aus."
"In Ordnung, Sir", sagte Kane. "Nehmen Sie hier mit dem Rest der Leute Gefechtsstellung ein. Möglich, dass sie in der Schlucht über uns herfallen, und dann werden sie auch über euch kommen. Also seien Sie auf der Huf."
Kane rief fünf Namen.
Die Reiter trieben ihre Pferde aus dem Glied.
"Okay, Männer", rief Kane. "Nehmt eure Karabiner zur Hand und macht sie schussbereit. Ihr wisst hoffentlich, dass das kein Spazierritt wird."
Sie nickten mit grimmigen Gesichtern, zogen die Gewehre aus den Scabbards und luden sie durch.
Im Trab ritt die kleine Kavalkade auf einen der Felsdurchlässe zu. "Hals- und Beinbruch!" - "Viel Glück!" - "Haltet die Ohren steif!", riefen ihnen ihre Kameraden hinterher, dann bellte die Stimme des Captains klare Befehle und sie nahmen halbkreisförmige Gefechtsstellung ein. Sie hobbelten ihre Pferde, damit sie nicht wegrennen konnten, dann verschanzten sie sich hinter den Felsen und Sträuchern, die Deckung boten.
Kane und die fünf Soldaten ritten zwischen die Felswände. Die Spannung krümmte ihre Oberkörper nach vorn. Jeder war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit. Zwischen den Felsen, wo die Sonne den Boden nicht gar zu sehr ausbrennen konnte, wuchsen einige Bäume. Viele waren abgestorben und reckten ihre kahlen, skelettartigen Äste zum Himmel.
Sie drangen etwa hundert Yards in die Schlucht ein. Ein Stück weiter machte die Schlucht einen scharfen Knick vor einer Felswand.
"Irgendwo vor uns stecken sie", knurrte Kane. Neben ihm ritt Corporal Jim Ferguson. Im Gesicht des Corporals arbeitete es. Jeder Zug in diesem Gesicht verriet angespannte Aufmerksamkeit. Die Augen blickten hellwach.
"Absitzen", gebot Kane. "Wir führen die Pferde und können sie so als Deckung benutzen."
Langsam bewegten sie sich tiefer in die Schlucht hinein. Sie marschierten zwischen ihren Pferden. Die Hufe tackten und klirrten.
Dann erreichten sie den Knick. Im Osten endete die Felswand nach etwa zweihundert Yards. Nach Westen dehnte sie sich doppelt so weit, lief flach aus und ging über in Hügelland. Auf den Hügelkuppen wuchteten von der Erosion zernagte Felsen zum Himmel.
"Keine Rothaut zu sehen", knurrte der Corporal. "Aber sie sind da. Ich kann sie geradezu riechen."
"Reiten Sie zurück und führen Sie den Captain und den Rest der Einheit her, Ferguson", sagte Kane.
"Trooper Stanton, folgen Sie mir", kommandierte der Corporal.
Die beiden nahmen die Pferde herum, kitzelten sie mit den Sporen und ließen die Zügel schießen. Im Galopp sprengten sie zurück. Der Hufschlag staute sich zwischen den Felswänden.
Es dauerte nicht lange, dann kam die Patrouille. Der fragende Blick Captain McGradys verkrallte sich an Kane. Der sagte: "Es sieht nicht so aus, als wären die Rothäute hier, Captain. Aber wissen kann man es nie. Sie verstehen es, sich unsichtbar zu machen."
"Weiter", brach es über McGradys rissige Lippen.
Kane führte die Patrouille nach rechts, nach Westen also, wo die Felswand nach etwa vierhundert Yards endete.
Sie ritten schließlich wieder nach Süden, zwischen Geröllhängen und steilen Hügelflanken.
Und plötzlich waren die Indsmen da. Auf den Hügeln zur Rechten und zur Linken wuchsen ihre bronzefarbenen, sehnigen Gestalten in die Höhe.
Es waren mindestens drei Dutzend.
"Es geht los!" brüllte Kane. "Wir brechen ..."
Seine weiteren Worte gingen im Krachen der Schüsse unter. Er gab seinem Pferd die Sporen. Pfeile schwirrten wie schwarze Striche in die Tiefe. Heiseres Gebrüll wurde laut. Pferde stampften und wieherten. Zwei - drei Soldaten stürzten von den Pferden. Zwei Tiere brachen zusammen und schlegelten im Todeskampf mit den Hufen. Die Soldaten rannten zu den Tieren ihrer am Boden liegenden Kameraden und sprangen in den Sattel.
Die Springfield-Kavalleriekarabiner begannen zu dröhnen. Jetzt donnerte auch der letzte der Soldaten hinter Kane her. Im vollen Galopp jagten sie ihre Kugeln die Hügelflanken hinauf.