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Grainger und das Revolver-Luder: Grainger - die harte Western-Serie

von Barry Gorman (Autor:in)
©2023 150 Seiten

Zusammenfassung

Springfield, Ohio, 1882: Grainger saß im Bear Head Saloon und wartete. Das gefiel ihm überhaupt nicht, denn ein Abenteurer wie er legte nicht gern die Hände in den Schoß. Andererseits hatte er eine knochenharte Tour als Frachtwagenfahrer hinter sich, bei der ihm so manches Mal auf den offenen Plains die Kugeln um die Ohren geflogen waren. Also konnte es nichts schaden, ein paar Tage lang die Beine auszustrecken.

Andererseits gab es einen guten Grund dafür, dass Grainger in diesem Saloon herumlungerte. Der Drifter wartete auf seinen Lohn. Während er den dritten Whiskey dieses Abends trank und die hereinkommenden Hombres musterte, vernahm er plötzlich das Stakkato-Geräusch von hohen Absätzen. Im nächsten Moment wurde Grainger von einer Wolke schweren Parfüms eingenebelt, und eine vollbusige Grazie setzte sich zu ihm an den Tisch. Dabei beugte sie sich so weit vor, dass der Mann mit der Narbe einen Panoramablick in ihr tiefes Dekolleté werfen konnte.

Schlagartig vergaß Grainger das ausstehende Geld. Sene Aufmerksamkeit galt nun voll und ganz der rothaarigen Schönheit, die nun ihm gegenüber saß. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Hand gestützt und schaute direkt in sein Gesicht, wobei sie vielversprechend lächelte und ihm auffordernd zublinzelte.

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Grainger und das Revolver-Luder: Grainger - die harte Western-Serie

von Barry Gorman


Springfield, Ohio, 1882: Grainger saß im Bear Head Saloon und wartete. Das gefiel ihm überhaupt nicht, denn ein Abenteurer wie er legte nicht gern die Hände in den Schoß. Andererseits hatte er eine knochenharte Tour als Frachtwagenfahrer hinter sich, bei der ihm so manches Mal auf den offenen Plains die Kugeln um die Ohren geflogen waren. Also konnte es nichts schaden, ein paar Tage lang die Beine auszustrecken.

Andererseits gab es einen guten Grund dafür, dass Grainger in diesem Saloon herumlungerte. Der Drifter wartete auf seinen Lohn. Während er den dritten Whiskey dieses Abends trank und die hereinkommenden Hombres musterte, vernahm er plötzlich das Stakkato-Geräusch von hohen Absätzen. Im nächsten Moment wurde Grainger von einer Wolke schweren Parfüms eingenebelt, und eine vollbusige Grazie setzte sich zu ihm an den Tisch. Dabei beugte sie sich so weit vor, dass der Mann mit der Narbe einen Panoramablick in ihr tiefes Dekolleté werfen konnte.

Schlagartig vergaß Grainger das ausstehende Geld. Sene Aufmerksamkeit galt nun voll und ganz der rothaarigen Schönheit, die nun ihm gegenüber saß. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Hand gestützt und schaute direkt in sein Gesicht, wobei sie vielversprechend lächelte und ihm auffordernd zublinzelte.

Die Tischplatte verdeckte die gewaltige Beule in Graingers Wildlederhose. Er hatte während der einwöchigen Frachtwagenreise auf weibliche Gesellschaft verzichten müssen, und für einen heißblütigen Mann wie ihn war das eine verdammt lange Zeit. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass die Zeit der unfreiwilligen Enthaltsamkeit schon sehr bald enden würde.

„So allein, Grainger?“

Die Stimme der Rothaarigen war so hell und wohltönend wie der Klang einer Kirchenglocke zu Ostern. Aber seine Lebenserfahrung sagte dem Drifter, dass er es ganz gewiss nicht mit einer Heiligen, sondern mit einer Sünderin zu schaffen hatte. Und das konnte ihm nur Recht sein.

„Du kennst meinen Namen, dabei bin ich gerade erst heute in Springfield eingetroffen.“

„Das weiß ich, Hank Roscoe hat es mir geflüstert. Willst du mir nicht einen Drink ausgeben?“

Grainger hatte kaum noch Bares in der Tasche. Aber da ihm Reichtum herzlich egal war, besorgte er einen weiteren Whiskey für sich und einen Likör für seine weibliche Gesellschaft. Sie prosteten sich zu.

„Jetzt, wo du auf meine Kosten trinkst, könntest du mir auch deinen Namen verraten.“

„Viola.“

Sie schürzte ihre kirschroten Lippen und befeuchtete sie mit der Zungenspitze. Daraufhin beschleunigte sich Graingers Pulsschlag noch mehr.

„Hat Hank Roscoe dir auch erzählt, dass er bei mir in der Kreide steht, Viola? Ich kriege noch einen ganzen Wochenlohn von ihm. Das ist für einen Mann wie mich viel Geld.“

Die Rothaarige lachte, als ob Grainger einen Witz gerissen hätte.

„Du wirst deinen Lohn schon noch bekommen, Grainger. Roscoe muss das Geld erst besorgen, aber du kannst ihm vertrauen. Er hat mich gebeten, dir etwas Gesellschaft zu leisten. Damit dir die Wartezeit nicht zu lang wird.“

Der Drifter grinste breit und schaute tief in Violas Augen.

„Ich habe nichts dagegen, aber hier wird es mir eindeutig zu voll. Warum gehen wir nicht auf dein Zimmer?“

Viola drohte Grainger scherzhaft mit dem Finger.

„Du lässt nichts anbrennen, wie?“

„Nein, dafür ist das Leben zu kurz.“

Wie auf Kommando standen Grainger und Viola gleichzeitig auf. Sie hakte sich bei ihm ein, wobei sie ihren üppigen Busen gegen seinen Ellenbogen drückte. Aber es wäre gar nicht nötig gewesen, den Drifter noch weiter anzuheizen. Grainger hatte in diesem Moment sowieso nur noch Augen für seine neueste Eroberung. Immer mehr durstige Kerle drängten in den Schankraum, der mit Sägespänen bedeckte Boden zitterte unter den Stiefeltritten, die Luft war graublau vom Rauch unzähliger Zigaretten und Zigarren, schrilles Frauenkreischen und lautes Männerlachen erklang.

Aber Grainger beachtete all diese Dinge um ihn herum überhaupt nicht. Er schaute lieber auf Violas rundes Hinterteil, das unter ihrem engen grünen Kleid vor ihm auf der Treppe aufreizend hin und her schwenkte. Es würde ein Abend ganz nach seinem Geschmack werden, daran hatte der Drifter keinen Zweifel.

*

Viola war eine Hure, sonst hätte sie wohl kaum ein Zimmer im ersten Stockwerk des Saloons bewohnt. Diese Umgebung war kein Ort für eine Klosterschülerin. Die Rothaarige riss ein Zündholz an der Sohle ihrer Stiefelette an und steckte den Docht einer Petroleumlampe in Brand.

Im matt gelblichen Lichtschein dieses Leuchtkörpers warf Grainger einen schnellen Blick in die Runde. Die kärgliche Einrichtung des Zimmers bestand nur aus einem Feldbett, einer Kommode, dem Kleiderkasten sowie zwei Schemeln und einem Tischchen. Aber das war dem Drifter egal. Er hätte Viola auch unter freiem Himmel genommen, auf nacktem grauem Felsuntergrund.

Er war jetzt mit dieser verführerischen Frau allein. Mehr zählte für ihn nicht.

Grainger nahm seinen Stetson ab und warf ihn zielsicher auf einen Kleiderhaken. Viola grinste breit.

„Du wirst doch noch mehr ablegen wollen als nur deinen Hut, oder?“

Sie war frech, das gefiel ihm. Grainger entledigte sich seines Revolvergurts, hängte ihn über einen Bettpfosten. Und dann knöpfte er seine Hose auf.

Viola fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als sie sein mächtiges Glied sah. Grainger wusste, dass Mutter Natur ihn großzügig ausgestattet hatte. Bisher waren jedenfalls noch alles Frauen mit ihm zufrieden gewesen, und in Graingers Leben herrschte an weiblicher Gesellschaft kein Mangel. Seine üppige Ausstattung hatte Viola allerdings nur kurz in Schockstarre versetzt. Nun trat sie näher an ihn heran, und ihre feingliedrigen Finger schlossen sich tastend und liebkosend um seine Männlichkeit.

Grainger zog die Hure an sich und gab ihr einen Kuss. Ihre Lippen waren heiß, und ihre flinke kleine Zunge schnellte in seinen Mund wie eine Sandviper, die unter einem Stein auf Beute gelauert hat. Während der leidenschaftlichen Umarmung hörte Viola nicht auf, Graingers Glied zu massieren. Dabei ging sie so raffiniert vor, wie Grainger es von ihr erwartet hatte.

Diese Frau wusste, wie sie einen Mann anzufassen hatte. Das war ihm schon klar gewesen, als er sie zum ersten Mal erblickt hatte. Einstweilen gab sich Grainger einfach nur dem Genuss hin, der in seinen Lenden hochkochte. Es war herrlich, endlich wieder eine dralle Schönheit in den Armen zu halten. Da spielte es auch keine Rolle, dass Viola momentan noch vollständig bekleidet war.

Vorfreude stellte schließlich nach Graingers Meinung die schönste Freude dar. Und außerdem hatte er mehr als genug Zeit. Seine Lebenserfahrung sagte ihm, dass Roscoe die Hure nicht ohne Grund zu ihm geschickt hatte. Viola sollte Grainger wahrscheinlich bei Laune halten, bis der Geschäftemacher endlich den ausstehenden Lohn herbeischaffen konnte.

Nun, das konnte Grainger nur Recht sein. Im Bett dieser scharfen Rothaarigen würde schon keine Langeweile aufkommen. Dafür wollte er sorgen. Doch plötzlich sank Viola vor ihm auf die Knie. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, begann sie ihn nach allen Regeln der Kunst mit ihren Lippen und ihrer flinken Zunge zu verwöhnen.

Oh, diese Hure verstand ihr Handwerk! Der Drifter schloss die Augen, fuhr mit seinen Händen durch ihr weiches Haar und gab sich ganz dem irrsinnigen Brodeln in seinen Lenden hin. Viola wollte ihre Beute offenbar nicht so schnell wieder hergeben. Sie verlangsamte ihr Tempo, um dann plötzlich wieder zu beschleunigen. Das heiße Fleisch wurde beinahe zum Glühen gebracht.

Doch das war nicht die Art, wie Grainger die Sache beenden wollte. So erregend das Vorgeplänkel auch gewesen war, so hatte Viola für seinen Geschmack immer noch zu viel Stoff am Leib. Und das wollte er ändern. Irgendwie schaffte er es doch, der wilden Rothaarigen sein Glied wieder zu entreißen.

Der Drifter half Viola beim Aufstehen und begann, sie aus ihrem Kleid zu schälen. Sie stieß ein anerkennendes Kichern aus.

„Du weißt, wie man eine Lady auszieht, stimmt’s? Die meisten Kerle verzweifeln an meinen Haken und Ösen, würden am liebsten alles in Fetzen reißen.“

„Ich habe schon ein paar Frauenkleider geöffnet“, sagte Grainger. Was eine gnadenlose Untertreibung war. Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis der Stoff zu Boden glitt. Viola stand jetzt nur noch in ihrem hauchzarten Unterkleid, den knielangen Unterhosen und den schwarzen Seidenstrümpfen vor ihm. Auch die Korsettschnüre hatten Grainger nicht lange widerstehen können, und das Fischgrät-Mieder war ebenfalls zu Violas Füßen gelandet.

Der Drifter erkannte erst jetzt, was für eine formvollendete Figur seine Gespielin hatte. Ihr Po war prall und fest, die drallen Brüste ragten vorwitzig nach vorn. Grainger zog Viola auch die letzten Textilien aus und legte sie auf das Bett.

Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. Obwohl er es mit einer Hure zu tun hatte, war ihre Erregung nicht gespielt. Das konnte er am Glanz ihrer Augen und der Rötung ihrer Wangen erkennen. Ihr Körper zitterte vor ungeduldiger Erwartung dessen, was jetzt folgen würde.

Grainger wollte sie nicht länger warten lassen, denn auch seine Geduld war inzwischen erschöpft. Schnell kickte er die Stiefel von den Füßen und riss sich seine Wildlederkleidung sowie den lachsfarbenen Hampelmann vom Leib. Violas bewundernde Blicke bewiesen ihm, dass sein Körper ihr gefiel. Aber sie sollte ihn nicht nur anschauen, sondern auch zu spüren bekommen.

Und das geschah jetzt, als Grainger auf sie glitt. Sie kreischte und klammerte sich an ihm fest, als er in sie eindrang. Die Bettfedern quietschten laut, als der harte Ritt begann. Violas große Brüste schwangen im Rhythmus von Graingers kräftigen Bewegungen. Und da beide schon sehr wild aufeinander waren, dauerte es bis zu einem ersten gemeinsamen Höhepunkt nicht lange.

Viola verdrehte verzückt die Augen und rang nach Luft.

„Oh Mann … du bist wie ein Tornado, Grainger! Eigentlich sollte ich es ja nur mit dir treiben, weil ich Roscoe noch einen Gefallen schuldig war. Aber mit dir macht es mir richtig viel Spaß.“

„Das habe ich gemerkt“, entgegnete der Drifter schmunzelnd. „Wenn das so ist, dann können wir es ja noch einmal machen.“

Und das taten sie auch, nachdem sie sich ein wenig erholt hatten.

*

Am nächsten Morgen war Grainger bester Laune. Während der Nacht in den Armen einer schönen Frau hatte er zwar nicht viel Schlaf bekommen, fühlte sich aber trotzdem entspannt und voller Tatendrang. Er hätte Springfield glatt verlassen können, wenn er nicht völlig pleite gewesen wäre. Sein Geld reichte noch nicht einmal, um im Mietstall seinen Rappen auszulösen.

Nachdem Viola ihm einen Kaffee gekocht hatte, machte er sich sofort auf die Suche nach Hank Roscoe. Die Hure wusste angeblich nicht, wo sich der Geschäftemacher aufhielt. Grainger glaubte ihr. Er hatte es seiner guten Menschenkenntnis zu verdanken, dass er einen Lügner meistens schnell durchschaute.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Roscoe aus einem General Store trat. Er wollte auf dem Absatz kehrtmachen, um Grainger auszuweichen. Aber da hatte der Drifter ihn bereits am Kragen gepackt.

Roscoe war einen Kopf kleiner als Grainger und hatte schmale Schultern, dafür aber einen Spitzbauch. Er trug einen guten Anzug, eine bunte Seidenweste und helle Wildledergamaschen. Sein Gesicht wurde von einem breiten Backenbart verziert, und er konnte so unschuldig schauen wie ein Messdiener. Aber der Drifter fiel nicht darauf herein.

„Guten Morgen, Roscoe! Haben Sie nicht etwas vergessen?“

„Grainger, wie geht es Ihnen? Ich habe Sie schon überall gesucht. Wie gefällt Ihnen übrigens Viola? Sie ist ein nettes Mädchen, nicht wahr? Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck, und sie mag solche harten Kerle wie Sie richtig gern.“

„Das habe ich gemerkt, aber von Viola habe ich meinen Lohn nicht zu bekommen. Was das Geld angeht, halte ich mich an Sie.“

„Sie werden Ihren Lohn auch erhalten, oder sehe ich aus wie ein Betrüger?“

„Erwarten Sie eine ehrliche Antwort?“, gab Grainger zurück. Er hielt die Jacke seines Gegenübers immer noch fest. Roscoe zappelte wie ein Kojote, der in ein Fangeisen getreten ist.

„Ich habe Ihren Lohn, jedenfalls beinahe“, beteuerte der Geschäftemacher. „Dort drüben ist das Telegraphenbüro, sehen Sie? Dort wird eine Geldanweisung für mich eintreffen, wahrscheinlich noch im Lauf des Tages. Sobald ich die Dollars dann bei der Bank abholen kann, zahle ich Sie aus. – Warum vertreiben Sie sich nicht die Zeit mit der Show von Annie Oakley?“

Grainger fragte sich, ob Roscoe ihn für dumm verkaufen wollte. Der Drifter prügelte sich nicht gern mit Männern, die viel schwächer waren als er selbst. Sonst hätte er seiner Forderung schon längst mit den Fäusten Nachdruck verliehen. Außerdem wusste er nicht, was er von dem Geschäftemacher halten sollte. Gewiss, in Graingers Augen war Roscoe ein Schlitzohr. Aber es war immerhin möglich, dass er wirklich auf eine Geldanweisung wartete.

„Wer soll diese Annie Oakley denn überhaupt sein?“

„Haben Sie noch nie etwas von ihr gehört, Grainger? Annie Oakley ist ein Teufelsweib, die berühmteste Kunstschützin und Kunstreiterin des Westens. Die Zeitungen sind begeistert von ihr!“

„Ich komme selten zum Zeitunglesen“, gab Grainger trocken zurück. „Aber für Teufelsweiber habe ich eine Vorliebe. Ich kann sie mir ja mal anschauen. Aber ich warne Sie, Roscoe – meine Geduld ist nicht unbegrenzt.“

„Selbstverständlich nicht“, erwiderte der Geschäftemacher eifrig. „Aber Sie werden Ihren Lohn schon noch bekommen. Gehen Sie nur hinüber zum Rathaus, dort soll vor dem Mittag eine kostenlose öffentliche Probe stattfinden.“

Grainger war neugierig geworden. Er schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte die Main Street hinunter, bis er auf eine immer zahlreicher werdende Menschenmenge stieß. Es musste sich herumgesprochen haben, dass es hier bald kostenlose Unterhaltung geben würde. Der Drifter entdeckte einige Flugzettel, auf denen Annie Oakleys Wildwest-Show angepriesen wurde.

Da Grainger größer als die meisten anderen Schaulustigen war, hatte er einen Panoramablick auf den Rathausvorplatz. Momentan gab es allerdings noch nicht mehr zu sehen als die kahle staubige Fläche, auf der die Spuren von unzähligen Pferdehufen, Wagenrädern und Stiefeln zu erkennen waren.

Der Drifter drehte sich erst einmal eine Zigarette. Bis vor wenigen Minuten hatte er noch nicht gewusst, dass es diese Annie Oakley überhaupt gab. Aber er musste sich eingestehen, dass er nun gespannt auf sie war.

„Wann geht es denn los?“, fragte Grainger einen dunkelhaarigen Schnurrbartträger direkt neben ihm. Der Hombre schob seinen Stetson in den Nacken und grinste Grainger an.

„Nur Geduld, Freund. Der Wirbelwind wird gleich losgehen.“

Der Fremde hatte nicht zu viel versprochen. Grainger hatte seine Zigarette erst halb aufgeraucht, als plötzlich lautes Hufgetrappel ertönte. Und schon kam eine hochbeinige Schimmelstute aus einer Seitengasse hervor geprescht!

Ein Raunen ging durch die Menge. Der freie Platz vor dem Rathaus war groß genug, dass die Frau in dem verzierten Sattel des Pferdes eine Runde drehen konnte. Dann ließ sie ihr Reittier auf der Vorderhand hochkommen und schwenkte ihren Stetson grüßend hin und her.

Grainger musste sich eingestehen, dass Annie Oakley wirklich eine Augenweide war. Die kleine schlanke Frau hatte langes dunkles Haar, das sie momentan mit einem Seidenband zusammengebunden trug. Sie war in ein mit Fransen versehenes Cowgirl-Kostüm gekleidet, das ihre weibliche Figur betonte. Ihre Füße steckten in Texasstiefeln. Und ihre Aufmachung wäre vermutlich vom lokalen Sittlichkeitsverein für frivol gehalten worden, denn der Hosenrock reichte nur bis zum Knie!

Nachdem die Reiterin ihren Hut wieder aufgesetzt hatte, kam ein dicker Mann mit Zylinder und grauem Bart aus dem Rathaus. Er trug einen Frack und deutete auf die junge Frau.

„Hochverehrtes Publikum! Es ist uns eine besondere Freude, Ihnen heute die beste Reiterin und Schützin des Westens vorstellen zu dürfen. Annie Oakley wird Ihnen nun zeigen, was in ihr steckt!“

Der Alte schien eine Art Manager oder Impresario zu sein. Bevor Grainger darüber genauer nachdenken konnte, legte die junge Frau los. Wieder ließ sie ihren Schimmel im Kreis laufen. Das wäre an sich noch nicht spektakulär gewesen. Aber nun löste sich Annie Oakley von den Steigbügeln und kniete sich auf den Sattel.

Sie hielt die Zügel mit einer Hand, während sie die andere und eines ihrer Beine ausstreckte. Grainger wusste aus Erfahrung, wie schwierig es war, im Sattel eines galoppierenden Pferdes die Balance zu halten. Diese Frau musste über eine ungeheure Körperbeherrschung verfügen. Grainger hatte im Kampf oft erlebt, wie ein Mann aus den Steigbügeln geglitten und gleich darauf zu Boden gestürzt war.

Diese junge Frau führte eine lebensgefährliche Akrobatik aus und lächelte dabei sogar noch. Nachdem Annie Oakley unter dem ungläubigen Raunen des Publikums einige weitere Verrenkungen dargeboten hatte, zügelte sie ihr Pferd und ließ sich aus dem Sattel gleiten.

Tosender Applaus war die Reaktion, aber die Kunstreiterin bat lächelnd mit Gesten um Ruhe. Nun ertönte zum ersten Mal ihre helle Stimme.

„Hochverehrtes Publikum, ich bitte nun um einen Freiwilligen, der mir bei der Schießkunstnummer assistiert. Diese Aufgab eignet sich nur für einen Mann mit mutigem Herzen.“

Da wurde Grainger von dem Schnurrbartträger angestoßen.

„Wie wäre es mit Ihnen? Sie sehen mir nicht wie ein Feigling aus.“

Grainger stand nicht gern im Mittelpunkt, aber seine Neugier war stärker als seine Zweifel. Also trat er vor. Annie Oakley lächelte ihn an und zog einen Satz Pokerkarten aus ihrer Hosenrocktasche.

„Sehr gut, Mister. Wir kennen uns nicht, oder?“

„Nein, wir sind uns noch niemals begegnet.“

„Schauen Sie sich bitte diese Karten an und sagen Sie dem Publikum, was Sie sehen.“

Grainger zuckte verständnislos mit den Schultern.

„Es sind ganz normale Spielkarten, wie man sie in jedem Saloon verwendet.“

„So ist es, Mister. Nun wählen Sie bitte eine Karte aus und werfen sie in die Luft.“

Der Drifter entschied sich für das Herz-As. Er nahm die Karte zwischen zwei Finger und schleuderte sie so hoch wie möglich. Im selben Moment riss Annie Oakley ihren Revolver aus dem Waffengurt. Sie fächerte mit der Linken den Hahn zurück, zielte und schoss mit einer einzigen fließenden Bewegung. Grainger musste ihr zugestehen, dass sie wirklich verflixt schnell war. Noch nie zuvor hatte er eine Frau so schießen gesehen.

Die Kunstschützin hatte auf die Spielkarte gezielt, die nun wieder zu Boden segelte.

„Heben Sie die Karte bitte auf und sagen Sie den Leuten, was Sie sehen.“

Grainger ging zu der Stelle, wo das Herz-As hingefallen war und hob es auf.

„Annie hat die Karte durchschossen“, sagte er laut und zeigte das Herz-As nach allen Seiten. Erneut wurde die Kunstschützin durch tosenden Applaus belohnt. Nun zog sie einen Apfel aus ihrer Satteltasche und führte Grainger zu einer Stallwand neben dem Rathaus. Sie bat ihn darum, seinen Hut abzunehmen. Dann stellte Annie Oakley sich auf die Zehenspitzen und platzierte den Apfel auf Graingers Kopf.

Die Schaulustigen ahnten wohl, was jetzt geschehen würde. Jedenfalls breitete sich Totenstille aus.

„Es gibt in Europa die Legende von Wilhelm Tell, der im Mittelalter einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen musste, weil ein Tyrann es befahl. Ich werde nun diese Tat nachahmen. Aber falls der Gentleman das Risiko nicht eingehen möchte, verzichte ich selbstverständlich darauf.“

Grainger grinste.

„Schießen Sie nur.“

Der Drifter war kein Mann, der sein Leben leichtfertig riskierte. Aber die Situation reizte ihn. Außerdem hatte er zuvor beobachten können, wie zielsicher Annie Oakley die Spielkarte durchlöchert hatte. Sie würde gewiss nicht ihre Karriere als Kunstschützin ruinieren wollen, indem sie ihm ein Loch in die Stirn stanzte.

Trotzdem blieb eine gewisse Anspannung, als Annie Oakley die Waffe auf ihn richtete. Grainger blickte direkt in die pechschwarze Revolvermündung, aus der ein tödliches Geschoss dringen konnte. Es entging ihm nicht, dass die zuvor stets lächelnde junge Frau ernst geworden war.

Annie Oakley stand drei Mannslängen von Grainger entfernt. Sie hielt den rechten Arm mit der Waffe ausgestreckt, der Revolverhahn war bereits gespannt. Aber Grainger konnte bei ihr keine Nervosität entdecken, und das fühlte sich gut an.

Die Waffe brüllte auf, eine unterarmlange Flammenzunge leckte aus der Mündung des Colts. Und Grainger konnte spüren, wie der Apfel auf seinem Kopf von dem heißen Blei zerfetzt wurde.

Schrille Begeisterungsschreie ertönten, und der Beifall war noch viel lauter als zuvor. Grainger wischte sich die Überreste des zerstörten Obstes vom Schädel und der Kleidung. Annie Oakley kam zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange und brachte ihn dazu, sich zu verbeugen.

Da kam der Schnurrbartträger auf ihn zu.

„Sie haben wirklich Mumm in den Knochen, Mister! Ich würde Ihnen gern einen Whiskey spendieren.“

„Da sage ich nicht nein. Aber wieso haben Sie selbst sich nicht mit dem Apfel auf dem Schädel dort hingestellt? Sie sind ja scheinbar vom Talent dieser Lady sehr überzeugt.“

Annie Oakley hatte den Wortwechsel zwischen den beiden Männern mitbekommen. Nun hakte sie sich bei dem Schnurrbartträger ein.

„Das wäre mir nicht Recht gewesen, ehrlich gesagt. Denn dieser Hombre heißt Frank Butler und ist mein Ehemann!“

*

Frank Butler führte Grainger und Annie Oakley in einen nahegelegenen Saloon. Während die Kunstschützin sich an Zitronenlimonade hielt, prosteten die Männer einander mit Whiskey zu.

„Die Leute mögen Ihre Show“, stellte Grainger fest. Annie Oakley lächelte geschmeichelt.

„Ja, das stimmt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit dem Schießen so viel Geld verdienen könnte. Schon als Kind bin ich oft jagen gegangen, um meiner Familie zu helfen. Wir hatten Schulden, da zählte jeder Cent. Ich konnte das Wild verkaufen und wurde schließlich eine Trapperin. Bald gewann ich meine ersten Schießwettbewerbe. Und dann lernte ich Frank kennen.“

Annie Oakley warf ihrem Ehemann einen verliebten Blick zu.

„Mir wurde klar, dass Annies Talent noch mehr gefördert werden muss“, ergänzte er. „Ich selbst habe schon oft Zirkusluft geschnuppert und mich mit Hundedressuren über Wasser gehalten. Aber Annie ist einfach einmalig, sie kann das Publikum mitreißen. Das haben Sie ja eben selbst gesehen. Also haben wir uns mit Wilbur zusammengetan, das ist der Gentleman mit dem Zylinder. Und jetzt ziehen wir durch den Westen und begeistern die Menschen. Vielleicht können wir sogar eines Tages in Buffalo Bills Show anheuern.“

„Ich würde es Ihnen gönnen“, sagte Grainger. Der Abenteurer fand das Ehepaar sympathisch. Er redete noch eine Zeitlang mit Annie Oakley und Frank Butler, aber dann betrat Jack Roscoe den Saloon.

„Hier sind Sie also, Grainger“, rief der Geschäftemacher. „Ich laufe mir in ganz Springfield die Hacken krumm, weil ich nach Ihnen suche. Mir soll nämlich niemand nachsagen, ich würde meine Schulden nicht bezahlen.“

Mit diesen Worten drückte er dem Drifter seinen ausstehenden Lohn in die Hand. Grainger hob die Augenbrauen. Er hatte eigentlich nicht damit gerechnet, sein Geld doch noch zu bekommen.

*

Der Abenteurer war froh, wieder ein paar Dollar in der Tasche zu haben. Sein unruhiges Blut machte sich nämlich bereits wieder bemerkbar. Also zahlte er sein Hotel und den Mietstall, um sich am nächsten Morgen aufmachen zu können.

Ein bestimmtes Ziel hatte er nicht. Grainger trailte nach Süden, übernachtete mehrmals im Freien und traf schließlich in dem verschlafenen Nest Wilmington ein. Auf den ersten Blick gab es nichts an der Town, das ihm gefallen konnte. Aber da er wieder einmal in einem richtigen Bett schlafen wollte, mietete er sich im Hotel ein.

Der Clerk mit dem pomadisierten Mittelscheitel überschlug sich beinahe vor Höflichkeit, als Grainger die windschiefe Herberge betrat. Ein Blick auf die Schlüsselleiste bewies dem Drifter, dass die meisten Zimmer offenbar nicht vermietet waren.

„Sie kommen genau zur richtigen Zeit nach Wilmington, Mister! Darf ich fragen, ob Sie länger bleiben?“

„Sie dürfen, aber das weiß ich selbst noch nicht.“ Grainger begann, den Meldezettel auszufüllen. „Wollen Sie mir erzählen, es gäbe hier etwas Besonderes?“

„Das will ich meinen!“ Der Clerk klang empört. „Die berühmte Kunstschützin Annie Oakley ist in Wilmington zu Gast. Und Sie werden es nicht glauben, aber Sie ist ebenfalls hier im Hotel abgestiegen.“

„Es gibt ja auch kein Anderes in dieser Stadt, so wie ich das sehe“, erwiderte Grainger trocken. Ihm lag die Frage auf der Zunge, ob denn auch Frank Butler bei ihr wäre. Nach Meinung des Abenteurers war das Ehepaar ein Herz und eine Seele gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Annie ihren Mann verlassen hatte. Und der Manager Wilbur musste ja auch irgendwo abgeblieben sein. Aber Grainger hielt sich mit Bemerkungen zurück.

Doch sein Misstrauen war erwacht. Die Lebenserfahrung hatte ihn gelehrt, dass auch die unwahrscheinlichsten Dinge geschehen konnten. Der Clerk war jetzt erst richtig in Plauderlaune gekommen. Er beugte sich über den Empfangstresen und zwinkerte Grainger plump vertraulich zu, als ob sie die ältesten Freunde wären.

„Mister William Wallace kann es kaum erwarten, die Kunstschützin in unserer Stadt zu begrüßen. Er ist unser Bankdirektor und hat eine Show für Annie Oakley auf die Beine gestellt. Und wahrscheinlich erhofft er sich mehr von dieser jungen Lady, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Grainger zuckte mit den Schultern. Die möglichen Frühlingsgefühle dieses Bankers waren ihm egal. Aber Grainger hatte etwas gegen Unehrlichkeit. Es ging womöglich nicht mit rechten Dingen zu. Wenn hier ein falsches Spiel gespielt wurde, dann würde er es herausfinden.

*

„Wie findest du mich als Annie Oakley?“

Sue Nichols drehte sich vor dem großen Wandspiegel und betrachtete selbstkritisch ihr neues Cowgirl-Kostüm.

Jack Finlay hatte nackt auf dem Hotelbett gelegen und seine Freundin gemustert. Nun stand er auf und kam langsam auf sie zu.

„Lass‘ es dir bloß nicht einfallen, in diesem Aufzug hier in Springfield auf die Straße zu gehen. Die echte Annie Oakley ist inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. Ich habe keine Lust, im Jail zu landen.“

Sue Nichols fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar, das von Natur aus dieselbe Farbe aufwies wie das von Annie Oakley.

„Ich auch nicht, das kannst du mir glauben. - Warum hast du denn so miese Laune, Jack?“

Finlay presste die Lippen aufeinander und atmete tief durch, dann öffnete er wieder den Mund.

„Ach, ich frage mich, ob unser Plan überhaupt etwas taugt. Woher willst du wissen, ob dieser alte Knacker Wallace wirklich auf Annie Oakley steht?“

Sue ließ ein selbstbewusst klingendes Lachen hören.

„Falls er es noch nicht tut, dann werde ich dafür sorgen. Ich weiß genau, wie ich einen Mann um den Finger wickeln kann.“

„Und es schmeckt mir auch nicht, dass du mit Wallace ins Bett gehen willst.“

„Das tue ich doch nur für uns beide, Jack. Sobald ich Wallace den Geldschrankschlüssel abgenommen habe, machen wir uns aus dem Staub. Und dann werden wir nie wieder einen Finger krumm machen müssen. Oder willst du bis ans Ende deiner Tage als Strauchdieb von ein paar Dollar Beute leben? Die Glücksgöttin meint es gut mit uns. Ich sehe Annie Oakley verflucht ähnlich. Wir wären dumm, wenn wir daraus kein Kapital schlagen würden.“

Aber Sues Freund war immer noch skeptisch.

„Und du bist sicher, dass wir in Wilmington nicht von der echten Annie Oakley überrascht werden?“

Sue seufzte und verdrehte genervt die Augen.

„Du hast doch selber mit ihrem Manager, mit diesem Wilbur gesoffen. Ist dir das vielleicht schon entfallen? Und da hat er dir verraten, dass die Kunstschützin nicht nach Wilmington reisen wird. Und was Wallaces Vorliebe für Annie Oakley angeht, so habe ich aus sicherer Quelle davon erfahren. Der alte Postkutschen-Driver Andy mag mich. Auf ihn ist Verlass.“

„Woher will Andy überhaupt darüber Bescheid wissen? Ist er so etwas wie der Beichtvater des Bankers?“

Sue ging auf den Spott ihres Freundes nicht ein.

„Das nicht. Aber auch die Zunge des Bankers wurde durch den Whiskey gelöst. Auf der Rückfahrt von Cincinnati nach Springfield haben Andy und Wallace bei einer Rast gemeinsam gebechert. Und da hat der Banker in höchsten Tönen von Annie Oakleys Schönheit geschwärmt. Ich sollte also bei ihm leichtes Spiel haben.“

„Hauptsache, du vergisst dabei nicht, zu wem du wirklich gehörst“, knurrte Jack Finlay. Der nackte Mann stand nun direkt hinter seiner Freundin, zog sie an sich und küsste sie auf den Nacken. Sein hartes Glied drückte gegen ihren weichen Po.

Da wusste Sue Nichols, dass sie jetzt ihre Annie-Oakley-Verkleidung schnellstens wieder ablegen musste.

*

In Wilmington gab es keinen Telegrafen. Also konnte Grainger auch nicht schnell mit Springfield in Verbindung treten, um eine mögliche Schwindelei zu entlarven. Aber der Abenteurer hatte ja die Kunstschützin in Aktion gesehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine Betrügerin genauso exzellent reiten und schießen konnte wie die echte Annie Oakley. Wenn sie diese Fähigkeiten nicht besaß, war sie leicht zu entlarven.

Allzu lange musste der Drifter sich nicht gedulden, denn schon am Abend desselben Tages steuerte eine einsame Reiterin auf das unter der glühenden Nachmittagssonne liegende Städtchen zu. Es gab ein großes Hallo, als am Ortsrand spielende Kinder die Fremde entdeckten. Ganz Wilmington erwartete Annie Oakley sehnsüchtig, denn die Ankunft einer Berühmtheit kam in dem verschlafenen Nest nicht alle Tage vor. Das hatte Grainger zumindest von dem Hotelclerk namens Dave gehört.

Die Reiterin zog eine gewaltige Show ab. Sobald sie auf die Main Street eingeschwenkt war, gab sie ihrem Pferd die Sporen und feuerte mehrmals mit ihrem Revolver in die Luft. Dann holsterte sie die Waffe und schwenkte ihren Hut hin und her.

Im Handumdrehen war eine Menschenmenge zusammengelaufen. Grainger blieb unter dem Vordach des General Stores stehen und beäugte die Frau misstrauisch aus der Entfernung. Sie ritt ein anderes Pferd als in Springfield, aber das allein war noch kein Beweis gegen sie. Außerdem hatte sie nicht das gleiche Kostüm an wie bei der Vorführung am Rathaus. Allerdings verfügte eine berühmte Kunstschützin zweifellos über mehrere Kostüme.

Grainger verstand allerdings nicht, weshalb weit und breit weder von Frank Butler noch von dem dicken Wilbur eine Spur zu sehen war. Ob die Männer erst später zu ihr stoßen wollten? Denn an einer Tatsache kam der Abenteurer nicht vorbei: Die Frau dort in dem verzierten Texassattel glich Annie Oakley wie eine Zwillingsschwester.

Er beschloss, die Reiterin unter vier Augen zur Rede zu stellen. Grainger war sicher, dass er sich dann Gewissheit verschaffen konnte. Vorerst richteten sich alle Blicke auf die Fremde, die nun von zwei Männern in teuer aussehenden Anzügen begrüßt wurde. Einer von ihnen war ein Dürrländer mit einem langen Ziegenbart. Er ergriff mit seiner hohen Fistelstimme sofort das Wort.

„Im Namen aller Bürger unseres schönen Wilmington begrüße ich ganz herzlich die berühmteste und tapferste Frau des Westens. Annie Oakley, seien Sie uns willkommen.“

Die Frau war inzwischen abgestiegen und bekam von dem Ziegenbart einen Handkuss auf ihre Rechte gedrückt. Nach Graingers Meinung schien sie es zu genießen, im Mittelpunkt zu stehen. Bei seiner eigenen Begegnung mit der Kunstschützin hatte er Annie Oakley eigentlich eher als scheu und zurückhaltend erlebt, wenn sie nicht gerade eine Waffe in der Hand hatte. Aber bevor Grainger sein Misstrauen weiter befeuern konnte, wurde der Dürre mehr oder weniger von seinem stämmigen Kumpan zur Seite gedrängt.

„Ich danke Bürgermeister Matthews für die warmherzige Begrüßung unseres berühmten Gastes. – Miss Oakley, ich durfte Sie bereits in Cincinnati bewundern. Mein Name ist übrigens William Wallace. Als Banddirektor sorge ich dafür, dass den Bürgern von Wilmington das Geld niemals ausgeht, hahaha! Und es ist mir eine große Ehre, dass Sie mir schrieben und Ihren Besuch unserer Stadt ankündigten.“

Grainger horchte auf. War der Kontakt wirklich auf diese Weise entstanden? Soweit er es mitbekommen hatte, kümmerte sich ausschließlich Wilbur um die Auftritte der Artistin. Hier stank etwas ganz gewaltig zum Himmel. Ob der Abenteurer dieses Luder sofort auffliegen lassen sollte? Aber wenn er es nun doch mit der echten Annie Oakley zu tun hatte? Grainger mochte die Kunstschützin und wollte sie nicht als Verbrecherin abstempeln.

Aber Wahrheit musste Wahrheit bleiben.

Grainger mied die Menschenmenge und kehrte zum Hotel zurück. Dort würde er am ehesten die Chance bekommen, mit der angeblichen Berühmtheit unter vier Augen zu sprechen. Und er hatte sich nicht getäuscht. Der Drifter musste nur ungefähr eine halbe Stunde auf dem Hotelflur im ersten Stock warten, als er Lärm in der Lobby vernahm. Eine helle Frauenstimme erklang.

„Vielen Dank für die Komplimente, Gentlemen! Ich ziehe mich nun auf mein Zimmer zurück und mache mich etwas frisch. Später können Sie mich dann in meiner Show erleben.“

Schnelle Schritte ertönten auf der Treppe, und dann erblickte Grainger eine schmale Frauengestalt vor sich. Die Lady in dem Cowgirl-Kostüm schloss ihre Zimmertür auf, dann erst bemerkte sie den Drifter. Er war inzwischen nähergetreten, bewegte sich aber trotz seiner Größe und Kraft sehr leise.

Die Dunkelhaarige zuckte zusammen und blickte lächelnd zu ihm auf.

„Sie haben mich erschreckt, mein Freund. Aber auch Sie müssen sich gedulden, bis meine Show …“

Grainger unterbrach sie rüde.

„Sie sind nicht Annie Oakley! Die Fälschung ähnelt dem Original sehr stark, aber perfekt ist die Kopie trotzdem nicht.“

„Sie sind ja verrückt.“

Die Frau stieß den Satz mit einem nervösen Lachen hervor. Aber es klang nicht so, als ob sie amüsiert wäre. Grainger fuhr ruhig fort: „Ich traf in Springfield vor kurzem die echte Kunstschützin. Ihnen wurde irgendwann das linke Ohrläppchen abgetrennt, aber nicht während der letzten Tage. Die echte Annie Oakley hingegen hat zwei vollständige Ohren.“

Die Betrügerin reagierte so prompt, dass sie selbst einen reaktionsschnellen Mann wie Grainger überrumpeln konnte. Sie versetzte ihm einen heftigen Stoß. Damit hatte er nicht gerechnet, stolperte und taumelte durch die aufgeschlossene Tür in das Zimmer der Frau. Sie setzte ihm nach und rammte die Tür zu.

Grainger rechnete mit einem Angriff und zog seinen Peacemaker.

Doch die Dunkelhaarige bedrohte ihn nicht, sondern brach in Tränen aus. Grainger stand unschlüssig da, nur eine Armeslänge von ihr entfernt. Der Abenteurer war ein harter Knochen, aber er konnte Frauen nicht weinen sehen. Es war natürlich möglich, dass diese Verbrecherin nur eine Show abzog. Aber ihr herzzerreißendes Schluchzen hörte sich für ihn verdammt echt an. Da sie nicht zur Waffe griff, holsterte er seinen Colt ebenfalls wieder und berührte sie an der Schulter.

„Beruhige dich. Dachtest du wirklich, du würdest mit dieser Masche durchkommen?“

Die Lügnerin antwortete, indem sie sich Grainger an den Hals warf. Die Frau schmiegte ihren Kopf an seine Brust. Sie heulte weiterhin bitterlich. Ihr ganzer Körper zuckte, und ihre Hände glitten über Graingers Rücken, über seine Hüften, über seine Arme. Ihre Nähe ließ ihn nicht kalt, er war eben auch nur ein Mann. Da spielte es keine Rolle, dass Grainger es mit einer Betrügerin zu tun hatte.

Sie blickte aus geröteten Augen zu ihm auf.

„Willst du mir bitte meine Geschichte anhören, bevor du mich dem Sheriff auslieferst? Mehr verlange ich gar nicht von dir.“

Der Abenteurer zuckte mit den Schultern.

„Meinetwegen, wenn es nicht die halbe Nacht dauert.“

Inzwischen dämmerte es nämlich, und die Sonne würde schon bald hinter dem Horizont versinken. Grainger riss ein Streichholz an und setzte die Petroleumlampe auf dem Tisch in Betrieb. Die Frau hatte sich hingekniet und öffnete ihre Satteltaschen, die sie mit ins Hotelzimmer genommen hatte. Sie wischte sich die Tränen aus ihrem schönen Gesicht.

„Möchtest du einen Drink? Ich könnte jedenfalls einen Whiskey vertragen. Mein wahrer Name lautet übrigens Sue.“

„Okay, Sue. Ich bin Grainger. Dann möchte ich aber endlich hören, was der Schwindel soll.“

Sue wandte ihm den Rücken zu. Er hörte, wie sie eine Flasche entkorkte. Dann füllte sie zwei Gläser und reichte ihm eins davon. Sue setzte sich auf das Bett, während Grainger sich gegen die Wand lehnte. Sie tranken, dann begann die junge Frau zu sprechen.

„Es ist … wegen meiner Mutter, Grainger. Sie liegt im Sterben.“

Sues Augen füllten sich erneut mit Tränen. Ihre kirschrote Unterlippe zitterte. Die junge Frau fuhr fort: „Mom leidet an einer schlimmen Lungenkrankheit. Ihre einzige Hoffnung ist ein Doc aus Europa, ein gewisser Dr. Jensen. Er kommt aus Dänemark und hat eine neue Medizin erfunden, die meine Mutter heilen könnte. Allerdings ist die Therapie furchtbar teuer, es sind mindestens tausend Dollar notwendig. So viel Geld könnte ich auf ehrliche Weise niemals zusammenbekommen. Also kam mir diese dumme Idee, mich als Annie Oakley auszugeben. Ich habe sie in Cincinnati gesehen und feststellt, dass wir uns sehr ähnlich sind.“

Grainger schüttelte den Kopf.

„Wie lange wolltest du das Lügenmärchen denn aufrechterhalten? Kannst du überhaupt schießen?“

„Ich könnte höchstens ein Scheunentor auf eine Mannslänge Entfernung treffen“, gestand Sue. „Aber ich wusste in meiner Verzweiflung nicht ein noch aus. Bitte verrate mich nicht, Grainger.“

Sie stand vom Bett auf und ging auf ihn zu. Ihre Wangen waren jetzt gerötet. Vom Weinen oder vor Erregung? Der Abenteuer hätte diese Frage nicht beantworten können. Sein eigenes Blut war jedenfalls gewaltig in Wallungen geraten. Sue legte eine Hand um seinen Nacken, während sie mit der anderen an die Ausbeulung seiner Hose griff.

Graingers Kehle trocknete augenblicklich aus. Sue war ein Luder und verdiente eine Bestrafung, aber sie war verdammt hübsch. Und außerdem hatte sie ja bisher noch nichts Schlimmes getan. Sie schien zu spüren, dass er mit sich kämpfte.

„Du kannst mich doch immer noch zum Sheriff schleifen“, flüsterte Sue in Graingers Ohr. „Aber später, ja? Bitte!“

Der Abenteurer erwiderte nichts, sondern riss sie in seine Arme und gab ihr einen wilden Kuss. Sue erwiderte seine Liebkosungen leidenschaftlich. Die Dunkelhaarige ergriff Graingers Hand und führte sie unter ihre Bluse.

Ein Mieder trug sie nicht, und er konnte ihre harte Brustwarze spüren. Sue bewegte sich rückwärts Richtung Bett und zog dabei Grainger hinter sich her. Ihre Traurigkeit und Verzweiflung war hemmungsloser Gier gewichen. Sie sehnte sich nach einem Männerkörper, daran gab es für Grainger keinen Zweifel. Und er war nur allzu gern bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

Sein Revolvergurt landete auf dem Boden neben dem Bett. Grainger wollte sich entblättern, aber Sue war zu ungeduldig. Sie knöpfte lediglich seine Hose auf. Sein pralles Glied sprang sogleich tatendurstig heraus und reckte sich nach oben. Sue hingegen riss im Handumdrehen ihre Kleider herunter und schwang sich wie eine Reiterin über den Abenteurer.

Grainger ahnte, was sie vorhatte. Und es war ihm nur recht, als die nackte Frau seine Männlichkeit resolut packte und quälend langsam in ihrem bebenden Leib verschwinden ließ. Der Drifter stieß ein ersticktes Keuchen aus, als er von der heißen Feuchtigkeit umfangen wurde. Sue rollte verzückt mit den Augen,

Die dunkelhaarige Furie stützte sich auf Graingers Schultern und ließ ihre Hüften in einem immer schneller werdenden Rhythmus auf und nieder wippen. Die Hände des Abenteurers lagen auf ihren kleinen festen Brüsten. Sie grinste ihn an. Es fiel Grainger schwer, in dieser Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Aber er spürte instinktiv, dass er in eine Falle getappt war. Sues heftige Bewegungen endeten mit einem gewaltigen Paukenschlag, als Grainger sich tief in ihrem Inneren entlud.

Details

Seiten
Jahr
2023
ISBN (ePUB)
9783738970340
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Januar)
Schlagworte
grainger revolver-luder western-serie

Autor

  • Barry Gorman (Autor:in)

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Titel: Grainger und das Revolver-Luder: Grainger - die harte Western-Serie