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Und dann nahm Bill den Stern: Pete Hackett Western Edition 94

von Pete Hackett (Autor:in)
©2022 120 Seiten

Zusammenfassung

Bill Tilghman hatte seine Pferde im dichten Unterholz abgestellt. Es handelte sich um drei Tiere. Zwei von ihnen waren mit Büffelhäuten beladen. Die Tiere schnaubten und peitschten mit den Schweifen. Tilghman nahm sein Gewehr und repetierte. Das metallische Geräusch stand für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft. Das Gesicht des jungen Burschen hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen. Er stand geduckt hinter einem dichtbelaubten Strauch, bog mit der Linken das Zweiggespinst etwas auseinander, um besser sehen zu können, seine Backenknochen mahlten.

Langsam näherten sich die vier Reiter dem Waldrand. Ihre Pferde gingen mit hängenden Köpfen. Tilghman kannte diese Männer. Bis heute Morgen waren sie seine Gefährten gewesen. Sie hatten gemeinsam Büffel geschossen und gehäutet. Jetzt kamen Sie auf seiner Fährte, um ihm zum höllischen Tanz aufzuspielen. Tilghman spürte das Unheil tief in der Seele…

Das Pochen der Hufschläge klang an sein Gehör, Gebissketten klirrten, Sattelleder knarrte. Als Tilghman schon das Weiße in den Augen seiner Verfolger sehen konnte, trat er hinter dem Busch hervor. Die Winchester hielt er an der Hüfte im Anschlag. Sein Gesicht war jetzt wie aus Granit gemeißelt. Seine Augen blickten hart. »Es war dumm von euch, mich zu verfolgen.«

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Und dann nahm Bill den Stern: Pete Hackett Western Edition 94


Western von Pete Hackett


Ein Western-Roman um Bill Tilghman (1854-1924)



Ein CassiopeiaPress E-Book

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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Bill Tilghman hatte seine Pferde im dichten Unterholz abgestellt. Es handelte sich um drei Tiere. Zwei von ihnen waren mit Büffelhäuten beladen. Die Tiere schnaubten und peitschten mit den Schweifen. Tilghman nahm sein Gewehr und repetierte. Das metallische Geräusch stand für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft. Das Gesicht des jungen Burschen hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen. Er stand geduckt hinter einem dichtbelaubten Strauch, bog mit der Linken das Zweiggespinst etwas auseinander, um besser sehen zu können, seine Backenknochen mahlten.

Langsam näherten sich die vier Reiter dem Waldrand. Ihre Pferde gingen mit hängenden Köpfen. Tilghman kannte diese Männer. Bis heute Morgen waren sie seine Gefährten gewesen. Sie hatten gemeinsam Büffel geschossen und gehäutet. Jetzt kamen Sie auf seiner Fährte, um ihm zum höllischen Tanz aufzuspielen. Tilghman spürte das Unheil tief in der Seele…

Das Pochen der Hufschläge klang an sein Gehör, Gebissketten klirrten, Sattelleder knarrte. Als Tilghman schon das Weiße in den Augen seiner Verfolger sehen konnte, trat er hinter dem Busch hervor. Die Winchester hielt er an der Hüfte im Anschlag. Sein Gesicht war jetzt wie aus Granit gemeißelt. Seine Augen blickten hart. »Es war dumm von euch, mich zu verfolgen.«

Sie parierten die Pferde. Unwillkürlich waren ihre Hände zu den Revolvern gezuckt, aber ihr Verstand holte diesen Reflex ein. Einer der Männer legte seine Hände übereinander auf das Sattelhorn, beugte sich ein wenig vor und stieß hervor: »Haben wir dich endlich eingeholt, Tilghman. O verdammt! Warum hast du die Felle gestohlen? Hast du im Ernst geglaubt, Todd schluckt das?«

»Sherman ist ein verdammter Blutsauger«, antwortete Tilghman und verlieh seinen Worten einen besonderen Klang.

»Immerhin hat er dich ausgerüstet, und du durftest in seiner Mannschaft reiten. Es war nur recht und billig, dass er einen gewissen Obolus von dir verlangte. Wir alle zahlen ihn. Na schön, Tilghman. Wir werden dir die Häute abnehmen und dich verprügeln. Damit wird es sein Bewenden haben. Nimm das Gewehr runter. Wir…«

Der Reiter brach ab und machte Anstalten, abzusitzen.

»Bleib sitzen, Thompson«, gebot Tilghman und richtete das Gewehr auf den Burschen. Sein Zeigefinger lag um den Abzug. »Wir waren Gefährten, vielleicht sogar Freunde. Sherman wollte die Hälfte aller Häute, die ich erbeutete. Das ist Wucher. Darum habe ich mir meine Häute genommen und das Camp verlassen. Reitet zurück und bestellt Sherman von mir, dass er ein verdammter Blutsauger ist.«

»Du zwingst uns, unangenehm zu werden, Tilghman«, knurrte Brad Thompson, der Mann, der als Wortführer der kleinen Gruppe fungierte. Die anderen drei Burschen belauerten Tilghman. Ihre Mienen verrieten, dass sie kein Verständnis für Tilghman aufbrachten und dass er von ihnen kein Entgegenkommen zu erwarten hatte. Aus ihrer Sicht hatte er sie bestohlen, und das nahmen sie nicht hin.

»Ich werde mich wehren«, versetzte Tilghman.

»Narr!« Thompson gab seinem Pferd die Sporen und das Tier sprang aus dem Stand an. Ehe ihn das Pferd rammte, glitt Tilghman behände zur Seite. Er schlug mit dem Gewehr zu. Als hätte ihn die Faust des Satans getroffen, wurde Thompson vom Pferd gerissen. Er überschlug sich am Boden und stöhnte laut.

Seine Kumpane griffen nach den Revolvern. Das Gewehr in den Händen von Tilghman brüllte auf. Einer der Kerle bekam das Blei in die Schulter und stürzte vom Pferd. Dann hechtete Tilghman auf den Boden und rollte herum. Die Kugeln der beiden anderen Männer verfehlten ihn. Tilghman schoss. Sein Geschoß durchschlug den rechten Oberarm eines der Kerle und mit seinem nächsten Schuss fällte er das Pferd des anderen. Das Tier brach zusammen und begrub das Bein seines Reiters unter sich. Dem Burschen, dessen Oberarm von einer Kugel durchschlagen worden war, war der Revolver entfallen.

Tilghman kam geschmeidig auf die Beine. Auch Brad Thompson kam hoch. Er wollte zum Revolver greifen, erstarrte aber in der Bewegung, als Tilghman schoss. Die Kugel pfiff dicht über den Kopf Thompsons hinweg. »Die nächste Kugel platziere ich einige Handbreit tiefer«, versprach Tilghman und repetierte. Die rauchende Hülse wurde ausgeworfen. »Zieh vorsichtig den Revolver aus dem Holster und schleudere ihn zur Seite.«

Thompson befolgte den Befehl. »Dafür wirst du büßen, Tilghman«, knirschte er. »Sicher kreuzen sich irgendwann unsere Wege wieder. Und dann sind wir am Drücker. Du wirst es noch bitter bereuen, uns bestohlen zu haben.«

Es klang wie eine düstere, unheilvolle Prophezeiung.

»Ich habe euch nicht bestohlen«, versetzte Tilghman kalt. »Ich habe mir nur genommen, was mir gehört. Akzeptiert es. Und jetzt zieht eure Stiefel und Hosen aus. Vorwärts. Ihr wart drauf und dran, mich in Stücke zu schlagen. Dafür werdet ihr in Unterhosen zu Todd Sherman zurückkehren.«

»Das – das kannst du nicht machen«, keuchte jener Bursche, dessen Oberarm Tilghman durchschossen hatte. Er umklammerte den Arm mit der linken Hand. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.

»Warum nicht?«

In den Gesichtern arbeitete es krampfhaft.

»Ich zähle bis drei«, sagte Tilghman und in seiner Stimme lag ein unerbittlicher Tonfall. »Und wenn ihr dann noch eure Stiefel an den Füßen habt, lernt ihr tanzen. Helft Wyman unter dem Pferd hervor.«

Gleich darauf war der Bursche, dessen Pferd Tilghman erschoss und dessen Bein unter dem Kadaver eingeklemmt war, frei.

»Eins!«, sagte Tilghman laut.

Zähneknirschend zogen sie ihre Stiefel aus, dann die Hosen.

»Und jetzt verschwindet!«, gebot Tilghman.

»Das wirst du bezahlen«, drohte Thompson.

»Du wiederholst dich.«

In den Augen der Kerle glitzerte der Hass. Der Bursche, der eine Kugel in die Schulter bekommen hatte, stand ziemlich schief da. In seinen Zügen wühlte der Schmerz. Aus blutunterlaufenen Augen starrte er Tilghman an.

»Schwingt die Hufe!«

Sie setzten sich in Bewegung.

Als sie über eine Bodenwelle aus dem Blickfeld von Tilghman verschwunden waren, sammelte er ihre Revolver ein, verstaute sie in den Satteltaschen und band die Zügel der drei Pferde zusammen. Wenig später ritt er, seine beiden Packpferde und die Tiere seine ehemaligen Gefährten im Schlepptau, weiter.


*


Drei Tage später erreichte Tilghman Dodge City. Die Stadt war ein modernes Sodom und Gomorrha. Jedes zweite Haus war ein Vergnügungsetablissment. Hier saßen der Dollar und der Revolver locker. Büffeljäger, Cowboys, Soldaten, Abenteurer, Glücksritter, Huren und Banditen verwandelten die Stadt in einen Sündenpfuhl, in einen Hexenkessel, in dem ein Menschenleben lediglich den Preis für eine Kugel wert war.

Tilghman verkaufte seine Häute und brachte die Pferde in den Mietstall, dann ging er in ein Hotel und mietete sich ein Zimmer. Er nahm lediglich den Revolvergurt ab und zog die Stiefel aus, warf sich aufs Bett und schlief sofort ein. Als er erwachte, hing vor dem Fenster die Dunkelheit. Tilghman fühlte sich wie gerädert. In seinen Eingeweiden rumorte der Hunger. Er zog die Stiefel an und legte den Revolvergurt um. Dann ging er zum Fenster, schob es in die Höhe und schaute hinaus. Die Stadt summte wie ein Bienenkorb. Auf der Straße und den Gehsteigen bewegten sich viele Menschen. Aus den Saloons, Spielhöhlen und Tanzhallen fiel Licht. Klaviergeklimper mischte sich in das Brodeln, das die Front Street erfüllte.

Bill Tilghman verließ das Zimmer und wenig später das Hotel. Er stand auf der Straße. Passanten hetzten an ihm vorüber. Einige Reiter zogen vorbei. Er setzte sich in Bewegung und schritt ein Stück die Straße hinunter, sah den Long Branch Saloon und entschloss sich, hineinzugehen.

Es war der größte Saloon in Dodge City und ausgesprochen nobel eingerichtet. Von der Decke hingen Kristalllüster. Die Rückwände der Regale hinter dem Tresen waren verspiegelt. Eine Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war, schwang sich ins Obergeschoss hinauf. Es gab noch einige freie Plätze und Tilghman setzte sich. Ein Ober kam und fragte ihn nach seinen Wünschen.

»Ein Bier und ein großes Steak mit Bratkartoffeln«, verlangte Tilghman und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Und eine Zigarre. Eine kubanische. Die sollen ganz besonders gut sein.«

»Sehr wohl«, sagte der Ober und ging zurück zur Theke.

Tilghman bekam das Bier und die Zigarre, zündete sie aber noch nicht an. Langsam füllte sich der Saloon. Am Tisch von Tilghman nahmen weitere Gäste Platz. Er bekam sein Essen und aß mit gesundem Appetit. Nach dem letzten Bissen, den er mit einem Schluck Bier hinuntergespült hatte, zündete er sich die Zigarre an. Dann war sein Bierkrug leer. »Halte mir den Platz frei, Mister«, sagte er zu seinem Tischnachbarn. »Ich hole mir nur ein Bier. Es dauert mir nämlich zu lange, bis der Ober Zeit für mich hat.«

Der Mann nickte.

Tilghman ging mit seinen leeren Krug zur Theke, an der sich die Männer in Zweierreihe drängten. Es dauerte eine Weile, bis einer der Keeper den Krug voll schenkte, Tilghman bezahlte und kehrte zu seinem Tisch zurück.

Sein Platz war besetzt. Ein Mann, der gekleidet war wie ein Weidereiter, hatte sich auf seinen Stuhl gesetzt.

»Du sitzt auf meinem Stuhl«, sagte Tilghman ruhig.

»Was willst du?«, blaffte der Kerl. »Der Platz war frei. Warum also sollte ich mich nicht setzen?«

Tilghman richtete den Blick auf den Burschen, den er gebeten hatte, ihm den Platz freizuhalten. Dieser entschuldigte sich mit säuerlichem Gesichtsausdruck: »Ich habe ihm erklärt, dass der Platz besetzt ist, aber er scherte sich nichts drum. Streit wollte ich nicht provozieren.«

»Du hörst es«, sagte Tilghman. »Mach den Platz frei, damit ich mich wieder setzen kann.«

»Verschwinde, du Halbaffe«, stieß der Bursche grollend hervor. »Falls du aber ein Problem hast, dann sag es. Es wird mir nichts ausmachen, dich aus dem Schankraum zu prügeln.«

Tilghman stellte sein Bier auf den Tisch. Und dann ging alles blitzschnell. Mit beiden Händen packte er den Burschen, der seinen Platz einnahm, ein wilder Ruck, und der Mann lag samt Stuhl am Boden. Augenblicklich sprang er auf die Beine, trat zwei Schritte zurück und hob die Fäuste. »Dafür schlage ich dich zu Klump!«, versprach er mit von Wut verzerrter Stimme. Wilder Zorn prägte sein Gesicht.

Sofort bildete sich ein Kreis aus Leibern um die beiden Kontrahenten. Ein Mann, auch er war gekleidet wie ein Cowboy, drängte sich durch den Pulk. »Was ist los, Dan?«

»Dieser Hurensohn bettelt geradezu um eine Abreibung«, knirschte der Bursche, den der andere Dan genannt hatte. »Natürlich lasse ich mich nicht zweimal bitten.« Er heftete den Blick auf Tilghman. »Ich werde dich jetzt auf deine richtige Größe zurechtstutzen, Bursche. Die Stiefel, die du dir angezogen, sind dir nämlich einige Nummern zu groß. Du wirst auf dem Bauch aus dem Saloon kriechen.«

Mit dem letzten Wort griff er an. Tilghman blockte den ersten Schlag ab, und als Dan sofort die Linke folgen ließ, sprang er zurück. Der Schlag pfiff ins Leere.

Dan stutzte. Er schien zu begreifen, dass sein erster Ansturm ins Leere gegangen war und dass er seinen Gegner nicht unterschätzen durfte. Sein zweiter Angriff erfolgte nicht mehr so blindwütig. Er täuschte mit Links an und schickte einen rechten Haken auf die Reise. Tilghman tauchte unter dem Schwinger weg, kam hoch und schlug einen blitzschnelle Links-/Rechtskombination. Seine Linke bohrte sich in den Leib Dans, die Rechte knallte wie ein Pferdetritt gegen sein Kinn.

Dan taumelte zwei Schritte zurück. Ungläubig starrte er Tilghman an. Er war um mindestens dreißig Pfund schwerer als Bill Tilghman und einen halben Kopf größer, und er hatte es sich einfach vorgestellt, den vorlauten Burschen zurechtzustutzen. Jetzt musste er erkennen, dass dieser es ihm nicht so einfach machen würde. »Du bist nicht schlecht, Junge«, murmelte er. »Aber du bist nicht gut genug. Jetzt bekommst du es. Deine eigene Mutter würde dich nicht wiedererkennen, wenn ich mit dir fertig bin.«

Mit schwingenden Armen und zwischen die Schultern gezogenem Kopf griff der Cowboy an…


*


In Dans Augen spiegelte sich der unbändige Wille wider, Tilghman in Grund und Boden zu schlagen.

Urplötzlich warf er sich nach vorn. Er flog förmlich auf Tilghman zu, als hätte sein schwerer Körper die Schwerkraft überwunden. Behände wich Tilghman zur Seite aus. Dans Fäuste pufften ins Leere. Von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetrieben kam der Cowboy ins Straucheln. Er hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren. Tilghman schnellte auf ihn zu, landete zwei trockene Haken an Dans Kopf und federte blitzschnell wieder zurück.

Dan entfuhr ein gereizter Ton, es hörte sich an wie das Knurren einer wütenden Dogge. Das war aber auch die einzige Wirkung, die die beiden Treffer bei ihm hervorriefen. Außer vielleicht, dass er noch immer nicht verwunden hatte, dass es ihm nicht gelungen war, seinen Gegner mit dem ersten Ansturm von den Beinen zu fegen.

Diese Überraschung hatte sich in grenzenlose Wut verkehrt. Mit ausgestreckten Armen und einem heiseren, zornerfüllten Aufschrei stürzte er sich erneut auf Tilghman. Und diesmal erwischte er ihn. Er riss ihn zu sich heran, und Tilghman verlor den Boden unter den Füßen. Ein Kopfstoß Dans traf ihn über den Augenbrauen und schleuderte seinen Kopf in den Nacken. Das Wasser schoss ihm in die Augen, und er hatte das Gefühl, mit der Stirn gegen eine Wand gerannt zu sein.

Mit einem harten Ruck stieß ihn der Cowboy von sich. Im nächsten Augenblick flog seine rechte Faust hinterher und prallte gegen die Rippen von Tilghman. Der Schlag hätte dem Tritt eines Ackergauls alle Ehre gemacht. Er presste Tilghman die Luft aus den Lungen und warf ihn auf den Rücken.

»Jetzt kriegst du es richtig!« schnaubte Dan und stapfte auf Tilghman zu. Sein rechtes Bein schnellte vor, die Stiefelspitze traf brutal die Seite Tilghmans. Glühender Schmerz jagte in ihm hoch und lähmte seine rechte Körperhälfte. Er wand sich am Boden und röchelte.

Dan wollte es auf die ganz besonders raue Art machen. Die Gesetze der Fairness drängte er zurück. Und er verlor keine Zeit. Er hob erneut sein rechtes Bein hoch, mit aller Kraft stieß er es wieder nach unten.

Er wollte Tilghman wie einen Wurm zertreten.

Gedankenschnell war Tilghman zur Seite gerollt. Und so knallte Dans Fuß mit ungebremster Wucht auf die Dielen. Die Erschütterung drohte ihm das Bein aus dem Hüftgelenk zu prellen. Er brüllte auf wie ein verwundeter Stier. Seine Hände zuckten zu der Stelle, wo der Oberschenkel am Becken saß, und umklammerten sie. Er stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Tilghman kam auf die Beine. Gierig sog er den Sauerstoff in sich hinein. Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab, zugleich wich er einen Schritt zurück.

Sein rechtes Bein knickte ein. Rasselnd stieß er die Luft aus. Der Schmerz, der von seinen Rippen ausging, tobte hinauf bis unter seine Schädeldecke. Sein Oberkörper neigte sich ein wenig zur Seite. Dies machte die Qualen erträglicher.

Zwei Yards vor ihm stand Dan, voll Hass, mit blutunterlaufenen Augen. Er hatte gegen eine große Not anzukämpfen. Sein rechtes Bein war taub, vollkommen gefühllos, bis in die Hüfte. Wie angewurzelt stand er auf der Stelle.

Tilghman schüttelte die Benommenheit ab. Vorsichtig bewegte er sich auf Dan zu. Die Lähmung in seiner rechten Seite löste sich. Er fand wieder einen festen Stand. Langsam und lauernd umrundete er den Cowboy. Dieser drehte sich unbeholfen und tapsig mit, um Tilghman auf keinen Fall eine Blöße zu bieten. Im Zeitlupentempo nahm er seine Fäuste hoch. Seine Zähne mahlten.

Unvermutet vollführte Tilghman einen Ausfallschritt. Er schlug mit der Linken eine Finte nach dem Kopf des Cowboys, blitzschnell, ansatzlos.

Dan duckte sich instinktiv und riss die Fäuste hoch. Und dadurch öffnete er seine Körperdeckung.

Tilghman schickte seine rechte Faust auf die Reise. Wie eine Dampframme prallte sie gegen den Leib seines Widersachers, und dann schmetterte ihm Tilghman die linke Faust gegen das Kinn. Dans Mund klappte auf, sein Atem stockte, seine Augen wurden glasig. Die Arme sanken nach unten, und die Fäuste öffneten sich.

Jeden anderen Mann hätte dieser Schlag umgeworfen. Dan jedoch stand wie eine Eiche. Aber angeschlagen war er. Und Tilghman ließ ihm keine Zeit, seine Schwäche zu überwinden. Er setzte nach und donnerte Dan eine ganze Reihe kurzer Haken gegen die Rippen. Seine Emotionen entluden sich eruptiv, er legte seine ganze Erbitterung in die Schläge - und jeder Treffer befreite ihn stärker von seinem Grimm.

Dan aber schien aus Eisen und Granit zu sein. Er stand wie ein Fels in der Brandung. Und es war, als lud er Energien nach, während Tilghman ihn gnadenlos mit den Fäusten bearbeitete. Mit zwei fürchterlichen Heumachern verschaffte er sich Luft. Und dann begann er, Tilghman mit wild schwingenden Fäusten zu attackieren. Tilghman hatte Mühe, den wuchtigen Schwingern auszuweichen oder sie abzublocken.

Dan trieb ihn vor sich her. Seine Arme flogen wie Dreschflegel. Dazwischen trat er des Öfteren nach Tilghman. Hinter den Schlägen steckte kein System, sie kamen unkontrolliert und machten deutlich, dass Dan diesen Kampf nur noch blindwütig führte.

Tilghman tauchte unter einem Hieb weg, kam hoch und trieb seine Rechte in die Magenpartie Dans. Mit einem röhrenden Aufschrei quittierte der Cowboy diesen Schlag, sein Oberkörper pendelte nach vorn, genau in Tilghmans nächsten Haken. Diese knallharte Linke ließ den vierkantigen Schädel Dans wieder hochsausen. Die rasende Serie seiner Schläge wurde abrupt gestoppt. Noch einmal knallte ihm Tilghman die Faust in den Magen. Und wieder machte Dan eine unfreiwillige Verbeugung, aber seine Instinkte waren noch nicht lahm gelegt. Er versuchte, Tilghman zu umfassen, doch ein Haken gegen den Kinnwinkel schleuderte ihn zur Seite und er fiel auf die Knie.

Dan sammelte sich, dann warf er sich nach vorn und umklammerte die Beine von Tilghman. Ein Ruck, und Tilghman stürzte. Sie wälzten sich über den Boden, dann gelang es Tilghman, den Cowboy abzuschütteln. Schnell kam er auf die Beine. Bei Dan dauerte es etwas länger.

Und Tilghman sah keine Veranlassung, abzuwarten, bis Dan wieder festen Stand einnehmen und etwas Kraft schöpfen konnte. Er wandte sich dem Cowboy schnell und wild zu. Mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung, an der sein ganzer Körper beteiligt zu sein schien, rammte er ihm das Knie in den Bauch. Stöhnend krümmte der Cowboy sich und bekam Tilghmans Faust ins Genick. Er krachte zu Boden, und noch einmal rappelte er sich hoch.

Dann stand er schwankend, und Tilghman ließ seine Faust fliegen. Mit einem letzten, mörderischen Aufwärtshaken wollte Tilghman den Kampf beenden. Aber Dan stand. Er wankte zwar bedenklich, sein Kopf wackelte, und er konnte Tilghman nur noch verschwommen, wie durch eine Nebelwand, wahrnehmen. Aber er hielt sich noch immer auf den Beinen. Lahm schnellte seine Linke vor. Mühelos wich Tilghman ihr aus. Er jagte zwei Schwinger in Dans Magengrube, und der Cowboy klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Und dann traf ihn Tilghmans alles vernichtender Uppercut. Er trieb ihn wieder hoch und ließ ihn über seine Absätze nach hinten kippen. Der Länge nach fiel er auf die Dielen.

Ein ersterbendes Röcheln, dann lag er still.

Tilghmans Handknöchel schmerzten, als hätte er tatsächlich gegen Felsgestein geschlagen. In seiner rechten Seite war ein ziehendes Bohren und Stechen. Er fühlte sich wie ausgehöhlt. In ihm war gähnende Leere. Er wollte sich abwenden, und war schon halb herumgeschwungen, als er aus den Augenwinkeln sah, dass sich Dan aufsetzte und nach dem Revolver griff.

Ein dumpfer Laut ging durch die Meute der Zuschauer. Tilghman wirbelte wieder zu Dan herum. Er war so schnell wie nie zuvor in seinem Leben. Den Revolver ziehen, hochschwingen, spannen und abdrücken waren ein einziger, fließende Bewegungsablauf. Der Schuss knallte dumpf und übertönte für einen Augenblick alle anderen Geräusche. Der Cowboy fiel zurück, das Schießeisen entglitt seiner Hand. Vor dem Gesicht von Tilghman wölkte eine Pulverdampfwolke. Ein feiner Rauchfaden kräuselte aus der Mündung seines Sechsschüssers.

Im Saloon war es jetzt still wie auf einem Boot Hill nach dem Jüngsten Tag. Nur manchmal war ein Räuspern oder Hüsteln zu hören. Diese Stille dauerte aber nur einige Sekunden an. Dann wurde es laut. Einige Männer beugten sich über den Burschen, der reglos am Boden lag. Einer richtete sich auf und sagte: »Er lebt. Der Doc muss sich um ihn kümmern.«

Ein anderer rief: »Jemand muss den Sheriff verständigen.«

Ein dritter ließ seine Stimme erklingen: »Es war eindeutig Notwehr. Er hat versucht, diesen jungen Burschen in den Rücken zu schießen. Hölle, selten habe ich einen Mann so schnell den Revolver ziehen sehen…«


*


Sheriff Charlie Bassett und ein Deputy kamen in den Saloon. Seit Tilghman geschossen hatte waren höchstens zehn Minuten vergangen. Er hatte den Revolver im Holster versenkt. Einige Männer, wahrscheinlich ritten sie für dieselbe Ranch wie Dan, flüsterten miteinander und schossen Tilghman immer wieder düstere Blicke zu.

»Was war los?«, fragte der Sheriff. »Wer hat diesen Mann niedergeschossen?«

»Das war ich«, räumte Bill Tilghman ein. »Ich habe ihn verprügelt, allerdings hat er den Streit angefangen. Als er am Boden lag, griff er nach dem Revolver. Er wollte mich in den Rücken schießen.«

»Wer kann diese Version der Geschichte bestätigen?«, fragte Bassett in die Runde. Einige Dutzend Hände hoben sich. Ein Mann sagte laut und bestimmt: »Genauso hat es sich zugetragen, Sheriff. Wenn der Bursche nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätte, läge er jetzt da in seinem Blut. Dieser Dan entpuppte sich als schlechter Verlierer.

»Wie heißt der Mann?«

»Dan Henderson«, rief einer. »Wir sind Cowboys aus Texas. Henderson reitet für die Hackknife Ranch, die in der Nähe von San Antonio liegt.«

Ein Mann, der eine schwarze Tasche mit sich trug, bahnte sich einen Weg durch den Pulk der Gaffer. Bei dem Verwundeten ging er auf das linke Knie nieder, und nach einer kurzen Untersuchung sagte er: »Sieht nicht gut aus. Wir müssen ihn zu mir bringen. Ich muss operieren. Hebt ihn vorsichtig auf.«

Dan Henderson wurde fortgetragen. Der Arzt folgte. Bassett wandte sich an Tilghman: »Sagen Sie mir Ihren Namen?«

Tilghman stellte sich vor. »Ich kam mit zwei Pferden voller Büffelhäute nach Dodge«, sagte er dann. »Was ich als nächstes tue, weiß ich noch nicht. Zunächst habe ich vor, ein paar Tage in der Stadt zu bleiben. Das nötige Kleingeld haben mir die Häute gebracht.«

»Kommen Sie morgen Vormittag zu mir ins Büro. Ich muss ein Protokoll fertigen und Sie müssen es unterschreiben. Die Sache hat für Sie kein Nachspiel, denn offensichtlich haben Sie in Notwehr geschossen. Sie haben also nichts zu befürchten.«

Nachdem er sein Bier ausgetrunken hatte, ging Tilghman ins Hotel und legte sich schlafen. Er war müde. Die Strapazen der vergangenen Tage machten sich bemerkbar. Als er aufwachte, war es Tag. Er frühstückte, dann ging er in den Barber Shop, nahm ein Bad, ließ sich rasieren und die Haare schneiden, und dann begab er sich ins Sheriff's Office. Charlie Bassett war anwesend. Der Regulator an der Wand schlug gerade neunmal. Als der letzte Ton verklungen war, sagte Bassett: »Ich habe das Protokoll bereits vorbereitet. Lesen Sie es durch, und wenn Sie damit einverstanden sind, dann unterschreiben Sie es.«

Er drehte eine Kladde auf dem Schreibtisch so, dass Tilghman lesen konnte. Dieser stützte sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch, las den Bericht sorgfältig durch, dann nickte er und nahm den Tintenstift von Bassett entgegen, befeuchtete mit der Zungenspitze die Miene und setzte seinen Namen unter das Dokument. Danach richtete er sich auf. »Das war's, wie?«

Der Sheriff nickte. »Sie arbeiteten zuletzt als Büffeljäger?«

»Ja.«

»Sie sagten in der Nacht, dass Sie nicht wüssten, was Sie als nächstes tun.«

»Das ist richtig. Vielleicht versuche ich es bei einer Cowboymannschaft. Vielleicht jage ich auch wieder Büffel. Ich weiß es nicht. Aber es wird sich ergeben.«

»Sie verstehen es, sich sowohl mit den Fäusten als auch mit der Waffe durchzusetzen, Tilghman«, murmelte Bassett. »Bei mir wäre ein Job als Hilfssheriff frei. Haben Sie Interesse?«

Tilghman spitzte die Lippen. Dann wiegte er den Kopf. »In dieser Stadt den Stern zu tragen ist eine Garantie für eine Menge Ärger.«

»Der Stern schützt sie. Wir Gesetzesleute in Dodge haben uns einen gewissen Ruf erworben und Respekt verschafft. Mögen die Kerle noch so wild und unbeherrscht sein – wenn wir auftauchen, ziehen sie meistens die Schwänze ein. Überlegen Sie es sich, Tilghman. Einen Mann wie Sie könnte ich gut gebrauchen.«

»Ich denke darüber nach, Sheriff«, versetzte Tilghman, dann griff er an den Hut, machte kehrt und stakste aus dem Office. Er ging in den Mietstall. Der Stallmann kam ihm auf dem Mittelgang entgegen. Er hielt eine Forke in beiden Händen. Tilghman grüßte, der Stallbursche erwiderte seinen Gruß, dann sagte Tilghman: »Von den sechs Pferden, die ich bei Ihnen unterstellte, will ich zwei verkaufen. Es sind gute Pferde. Wie viel bieten Sie?«

»Sie müssen mir die Tiere schon zeigen«, meinte der Stallmann. »Wer kauft schon die Katze im Sack. Warum möchten Sie die Tiere loswerden? Haben Sie irgendeinen Mangel?«

»Nein. Aber ich glaube, man hat mir ein gutes Angebot gemacht, und ich werde in Dodge bleiben. Was will ich mit drei Pferden?«

Er zeigte dem Stallmann seine beiden Packpferde.

»Sie brachten außer dem Pferd, das Sie ritten, und diesen beiden Tieren drei weitere Gäule zu mir«, sagte der Stallmann. »Was ist mit denen? Warum verkaufen Sie die nicht?«

»Weil Sie mir nicht gehören. Möglich, dass die rechtmäßigen Besitzer in Dodge aufkreuzen. Ich bin doch kein Pferdedieb.«

»Das riecht nach Verdruss«, bemerkte der Stallmann.

»Ja«, sagte Tilghman, »es könnte Verdruss geben.«

»Na schön. Ich gebe ihnen fünfzig Dollar für die beiden Pferde. Mehr ist nicht drin.«

»Sie sind ein verdammter Betrüger.«

»Wir können das Geschäft auch sein lassen.«

»Geben Sie mir sechzig. Dann sind Sie immer noch ausgesprochen gut bedient.«

»In Ordnung. Sechzig Bucks. Wer bezahlt mir die Unterstellgebühren für die drei Pferde, die Ihnen nicht gehören?«

»Die rechtmäßigen Besitzer. Sollten Sie nicht auftauchen, gehören Ihnen die drei Tiere. Das ist doch sicher eine gute Perspektive.«

Der Stallmann brabbelte etwas in seinen Bart, dann ging er ins Stall Office – einem Bretterverschlag, der ihm auch als Aufenthaltsraum diente -, und holte das Geld. Um sechzig Dollar reicher verließ Tilghman den Stall.

Die Stadt war bereits am Vormittag schon voller Hektik. Fuhrwerke rumpelten vorbei, Menschen hetzten auf den Gehsteigen dahin, die unterschiedlichsten Geräusche erfüllten Dodge City. Tilghman schritt langsam durch die Stadt. Neue Häuser entstanden. Es wurde gehämmert und gesägt. Bei den Corrals waren viele Männer bei der Arbeit. Kühe muhten, Stiere brüllten, Horn klapperte, Staub hing in der Luft. Es war warm. Der Himmel war voll weißer Wolken. Vom Bahnhof her erklang die Dampfpfeife einer Lokomotive. Schwarzer Qualm erhob sich, Scheppern und Klirren mischte sich in die übrigen Geräusche.

Tilghmans Entschluss festigte sich mehr und mehr. Und gegen Mittag begab er sich noch einmal zum Sheriff's Office. Charlie Bassett wollte gerade sein Büro verlassen. Seine Brauen hoben sich, er blieb stehen. »Na, eine Entscheidung getroffen?«

Tilghman nickte. »Ich nehme an.«

»Das freut mich. Kommen Sie herein.«


*


Zusammen mit einem Kollegen namens John Malone machte Tilghman am Abend gegen zehn Uhr seinen Rundgang durch die Stadt. Die Stimmung in den Saloons und anderen Etablissements war ausgelassen. Wilde Impulse erfüllten die Stadt. Betrunkene torkelten zwischen den Tischreihen herum. Animiergirls lockten den Burschen das Geld aus den Taschen. An den Spieltischen wechselten zum Teil hohe Summen den Besitzer. Aus den Tanzhallen drang laute Musik.

Die Stadt ähnelte einem Tollhaus. Grölen und Johlen drang durch die Straßen und Gassen. Manchmal krachte ein Schuss.

Tilghman und Malone betraten den Cattleman Saloon. Die Tische waren besetzt, an der Theke drängten sich die Gäste in Dreierreihe. Gelächter und Stimmendurcheinander empfing die beiden Gesetzeshüter. Sie hatten sich mit Schrotflinten bewaffnet. Die beiden gingen zur Theke. »Alles in Ordnung?«, fragte Malone einen der Keeper. Der Mann bejahte. Als sich die beiden Deputys wieder dem Ausgang zuwandten, polterten draußen harte Schritte über den Vorbau, und dann drängten ein halbes Dutzend Cowboys herein. Einer der Weidereiter hielt abrupt an. »Seht euch das an!«, stieß er laut hervor. »Man hat diesem Bastard, der Dan niedergeschossen hat, jetzt auch noch einen Stern an die Weste gesteckt. Ich glaube, ich sehe nicht richtig.«

Auch die anderen Cowboys hatten angehalten. Ihre Blicke hefteten sich auf Malone und Tilghman. Der Bursche, der eben schon gesprochen hatte, grollte: »Du musst ja Bassett ziemlich beeindruckt haben, Mister, weil er dir gleich den Stern ansteckte. Ich spucke drauf. He, Männer, reißen wir ihm den Stern herunter und jagen wir ihn aus der Stadt.«

Tilghman und Malone nahmen die Schrotgewehre in Anschlag. »Ich bin vereidigter Hilfssheriff«, gab Tilghman unbeeindruckt zu verstehen. »Wenn ihr euch mit mir anlegt, legt ihr euch mit dem Gesetz an. Wollt ihr im Jail landen? Wenn ja, dann versucht, mir den Stern von der Weste zu reißen.«

»Wir werden Bassett beweisen, dass du für ihn ein Fehlgriff warst«, sagte der Bursche, der vorhin schon gesprochen hatte. »Hinter dir wird kein Hahn herkrähen. Gebt es ihm, Männer. Das, glaube ich, sind wir Dan schuldig.«

Die Kerle zögerten angesichts der drohend auf sie angeschlagenen Schrotflinten.

»Wir wollen den Saloon verlassen«, erklärte Tilghman. »Tretet zur Seite und lasst es gut sein. Dan hat mich herausgefordert, und ich habe ihm eine Tracht Prügel verabreicht. Dann griff er zum Revolver. Er hat es sich selber zuzuschreiben. Ihr solltet vernünftig sein, Männer. Hört nicht auf euren Gefährten. Ihr handelt euch nur Verdruss ein.«

»Du bist ein aufgeblasener, großmäuliger Hurensohn«, keuchte der Cowboy, der versucht hatte, seine Freunde gegen Tilghman aufzuhetzen. »Ein Bastard, der sich hinter dem Stück Blech an seiner Brust versteckt. Dan ist mein bester Freund und…«

Mit drei schnellen Schritten war Tilghman bei ihm. Der Bursche brach erschreckt ab, da traf ihn auch schon der Gewehrlauf schräg über das Gesicht. Er brüllte auf und wankte zurück. Blut quoll aus einer Platzwunde an seiner Augenbraue. Er schlug beide Hände vor das Gesicht. Die Hände seiner Gefährten fuhren zu den Revolvern, doch sie besannen sich und ließen die Eisen stecken. In den Gesichtern arbeitete es.

»Beleidigung eines Gesetzesbeamten«, sagte John Malone gedehnt. »Das kostet dich zehn Dollar Ordnungsgeld, mein Freund. Wir können dich auch drei Tage einsperren. Es liegt an dir, ob du zahlst oder nicht.«

»Verdammt, ich…«

»Zehn Dollar oder drei Tage Ordnungshaft! Entscheide dich!«

Der Cowboy verlor die Nerven und warf sich auf Tilghman. Dieser reagierte ansatzlos, wich einen halben Schritt zur Seite und stellte dem Cowboy ein Bein. Der Bursche verlor das Gleichgewicht und krachte der Länge nach auf den Fußboden, heulte auf und wälzte sich herum. Tilghman drückte ihm die Doppelmündung der Shotgun auf die Brust. »Jetzt ist es genug. Steh auf und geh vor mir her zum Gefängnis. Den Weg kennst du ja sicher. Beleidigung und tätlicher Angriff. Mit drei Tagen wird das wohl nicht mehr abgehen.«

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2022
ISBN (ePUB)
9783738968682
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Dezember)
Schlagworte
bill stern pete hackett western edition

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

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Titel: Und dann nahm Bill den Stern: Pete Hackett Western Edition 94