Zusammenfassung
„Es war sein Entschluss“, erklärte Geronimo. „Dasoda-hae hat sich nicht umstimmen lassen. Er meint, bald sterben zu müssen. Bevor es so weit ist, möchte er den Frieden für alle Apachen.“
„Warum sollte er sterben?“, fragte Cochise. „Er hat sich gut von seiner Verwundung erholt. Er ist gesund. Warum also sollte ihn der Große Geist zu sich holen?“
„Es war sein Wille“, stieß Victorio hervor.
Cochise und die anderen Häuptlinge befanden sich in Cochises Wickiup in seinem Versteck in den Chiricahua Mountains, das er und seine Krieger nur hin und wieder verließen, um Patrouillen, Goldgräberlager oder Postkutschen zu überfallen.
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Cochise schießt: Pete Hackett Western Edition 87
Die Cochise Saga Band 3
von Chiricahua-Autor Pete Hackett
Nach Chiricahua 1 bis 8 jetzt die große Saga um den Apachen-Häuptling
Mit seinem großen
achtbändigen Epos "Chiricahua – Die Apachen-Saga"
beeindruckte Pete Hackett die Freunde des historischen
Western-Romans.
Doch das Schicksal der Apachen ließ ihn
nie los. Jetzt lässt er mit "DIE COCHISE SAGA" eine
Fortsetzung und Ergänzung folgen.
Dies ist die
Geschichte von Cochise, dem Häuptling der Chiricahua-Apachen ...
Folgen Sie Pete Hackett, diesem einmaligen Kenner der Geschichte
des
Westens in dieses einzigartige Abenteuer.
Umfang: 120 Taschenbuchseiten pro Band
Ein CassiopeiaPress E-Book
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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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„Dass Dasoda-hae sich in die Nähe der Bleichgesichter begeben hat, um ihnen Frieden anzubieten, ist schlechte Medizin“, murmelte Cochise, nachdem er sich angehört hatte, was Geronimo und Victorio zu sagen hatten. „Der Star Chief, der in Santa Fé lebt, will nicht den Frieden mit den Apachen. Er hat die Mescaleros gezwungen, nach Bosque Redondo zu gehen, und nun bekämpft er die Diné oben im Norden. Die Bleichgesichter wollen unser gutes Land, weil in der Erde Metalle liegen, die sie reich machen. Gold und Silber. Dafür sind sie bereit, die rote Rasse bis auf den letzten Mann zu vernichten.“
„Es war sein Entschluss“, erklärte Geronimo. „Dasoda-hae hat sich nicht umstimmen lassen. Er meint, bald sterben zu müssen. Bevor es so weit ist, möchte er den Frieden für alle Apachen.“
„Warum sollte er sterben?“, fragte Cochise. „Er hat sich gut von seiner Verwundung erholt. Er ist gesund. Warum also sollte ihn der Große Geist zu sich holen?“
„Es war sein Wille“, stieß Victorio hervor.
Cochise und die anderen Häuptlinge befanden sich in Cochises Wickiup in seinem Versteck in den Chiricahua Mountains, das er und seine Krieger nur hin und wieder verließen, um Patrouillen, Goldgräberlager oder Postkutschen zu überfallen.
„Die Bleichgesichter sind falsch wie Schlangen“, knurrte Cochise und in seinen dunklen Augen glitzerte eine unheilvolle Leidenschaft. „Ich habe vernommen, dass die Führer der Diné in Santa Fé bei dem Star Chief waren, um mit ihm zu verhandeln. Sie bekundeten Frieden und erklärten, dass sie im Namen friedlicher Viehzüchter und Farmer gekommen seien, und dass sie auf keinen Fall einen Krieg mit den Weißen wollten. ‚Ihr könnt keinen Frieden haben’, erwiderte ihnen Star Chief Carleton, ‚wenn ihr mir außer eurem Wort keine anderen Garantien geben könnt, dass ihr den Frieden auch halten werdet. Ich gebe nichts auf eure Erklärungen und Versprechen. Kehrt zurück zu euren Leuten und berichtet es ihnen.’ – Welche Garantien verlangt er? Warum vertraut er nicht dem Wort eines Häuptlings?“
„Der Friede reicht dem Star Chief nicht“, gab Geronimo aggressiv zu verstehen. „Er will die Apachen und die Diné wie Vieh in den Reservaten zusammentreiben, wo ihre Kinder am Fieber sterben und die Alten, Kranken und Schwachen verhungern. Was immer wir versprechen – es reicht ihm nicht. Darum ist es dumm, mit ihm über einen Frieden zu verhandeln und Bedingungen zu stellen. Er will, dass wir uns bedingungslos der weißen Rasse unterwerfen und auf unfruchtbarem Land um unser Überleben kämpfen. Das ist so, und darum bin ich für den Krieg.“
„Ich reite zum Mimbres River und spreche mit Dasoda-hae“, stieg es dumpf aus Cochises Kehle. „Vielleicht komme ich rechtzeitig und ich kann verhindern, dass die Blaurocksoldaten ihn und seine Leute töten oder in Ketten legen. Ich werde Dasoda-hae davon überzeugen, dass es keinen Frieden mit den Weißen geben kann.“ Cochise heftete seinen Blick auf Geronimo. „Kommst du mit, Bruder?“
Geronimo schaute verkniffen drein. Er presste die Lippen zusammen, sie bildeten nur noch einen dünnen, blutleeren Strich. In seinem breitflächigen Gesicht arbeitete es. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein.“
„Es ist dein freier Wille“, knurrte Cochise und konzentrierte sich auf Victorio. „Wirst du mit mir zum Mimbres River ziehen?“
„Ich denke wie Gokhlayeh“, antwortete Victorio. „Darum reite ich nicht mit dir zu Dasoda-hae.“
„Ich kann euch nicht zwingen“, sagte Cochise und erhob sich. „Wenn morgen die Sonne aufgeht, verlassen wir das Lager. Ich muss verhindern, dass Dasoda-hae mit offenen Augen in sein Verderben läuft.“
„Auch du wirst ihn nicht umstimmen können, A-da-tli-chi“, sagte Geronimo kehlig. „Er hat es sich in den Kopf gesetzt, mit dem Star Chief über den Frieden zu sprechen und ist Worten nicht zugänglich. Du wirst den Weg zum Mimbres River umsonst machen, A-da-tli-chi.“
„Ich werde es sehen“, versetzte Cochise.
*
Am Nachmittag des dritten Tages nach seinem Aufbruch erreichte Cochise mit den Kriegern, die ihn begleiteten, das Lager von Mangas Colorados am Mimbres River. Dem alten Mimbreño wurde die Ankunft seines Schwiegersohnes gemeldet, und wenig später saßen die beiden Häuptlinge an einem Feuer, tranken Tiswin und rauchten Pfeife.
„Der Star Chief will mit dir nicht über einen Frieden verhandeln“, stieß Cochise hervor. „Wir wissen, wie er die Mescaleros behandelt hat, und wir haben vernommen, dass er die Diné aufgefordert hat, nach Bosque Redondo zu gehen. Viele Mescaleros sind zu mir gekommen, viele sind nach Mexiko geflohen. Er wird auch dich auffordern, mit deinen Leuten nach Bosque Redondo zu ziehen und dort zu leben. Nur unter dieser Voraussetzung wirst du von ihm den Frieden bekommen. Willst du in Bosque Redondo elend zugrunde gehen? Willst du, dass unsere Alten, unsere Squaws und unsere Kinder in Bosque Redondo kläglich krepieren?“
„Wir werden auch sterben, wenn wir den Kampf fortführen“, prophezeite Mangas Colorados. „Es kommen immer mehr Weiße in unser Land, sie bauen neue Forts und die Anzahl der Soldaten, die sie gegen uns aufbieten, wird größer und größer. Sie vermehren sich wie fliegende Ameisen. Ein Mann aus Pinos Altos war vor wenigen Tagen bei mir. Er kam mit einer weißen Fahne, und er kam in Frieden. Er sagte mir, dass Soldaten in Pinos Altos sind, und dass sie mit mir über den Frieden verhandeln möchten.“
„Hält sich Star Chief Carleton selbst in Pinos Altos auf?“
„Nein. Ich soll mit einem Captain sprechen. Sein Name ist Shirland. Der Bote ist mit meiner Nachricht nach Pinos Altos zurückgekehrt. Ich habe dem Captain ausrichten lassen, dass ich darüber nachdenke. Denn ich bin zum Mimbres River gekommen, um mit dem Star Chief zu verhandeln.“
„Hast du eine Entscheidung getroffen?“, fragte Cochise.
„Ja. Ich denke, es ist Vorsehung, dass Soldaten nach Pinos Altos gekommen sind und der Captain mit mir sprechen will. Ja, ich habe mich entschieden und werde mit dem Nantan sprechen.“
„Du darfst den Blaurocksoldaten nicht vertrauen, Dasoda-hae. Sie belügen uns, mit falschen Versprechungen locken sie uns in die Falle. Denk daran, was am Apache Pass geschehen ist, als ich mich mit meiner Squaw, meinem Sohn, meinem Bruder und seinen beiden Söhnen freiwillig zu ihnen gegeben habe.“
Mangas Colorados nickte. „Nicht alle Weißen sind schlecht. Auch die Apachen haben Fehler gemacht. Diese Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Die Zeit ist gekommen, Zugeständnisse zu machen, sich anzunähern und sich zu einigen. Darum spreche ich mit dem Captain. Du tätest gut daran, ebenfalls über den Frieden nachzudenken, A-da-tli-chi. Dein Hass bringt Not über die Apachen, die dir folgen.“
„Die Bleichgesichter wollen keinen Frieden.“ Cochise trank einen Schluck von seinem Tiswin, dann stellte er die Kürbisschale, die ihm als Trinkgefäß diente, auf den Boden und erhob sich. „Gokhlayeh hatte recht, als er meinte, dass ich den Weg zum Mimbres River umsonst machen werde. Du bist Worten gegenüber verschlossen. Du musst tun, was du denkst tun zu müssen. Ich werde nicht mit den Bleichgesichtern über einen Frieden reden.“
„Kehre zu deinen Leuten zurück, A-da-tli-chi“, sagte Mangas Colorados. „Hoffentlich hassen sie dich eines Tages nicht, weil du Unglück über sie gebracht hast.“
„Du bringst Unglück über dich und deine Leute, Dasoda-hae“, widersprach Cochise. „Aber du bist alt, und du wählst den Weg, der dir als der richtige erscheint. Ich reite zurück in mein Dorf. Und ich bete zum Großen Geist, dass die Nachrichten, die ich eines Tages hören werde, gut sind.“
„Reite in Frieden, A-da-tli-chi.“
*
Mangas Colorados und fünfzehn Unterhäuptlinge sowie Krieger brachen am 17. Januar 1863 zum Camp von Captain Shirland auf. Als sie sich auf etwa eine Meile dem Camp genähert hatten, kam ihnen eine Patrouille der Unionskavallerie entgegen. Der Captain, der die Kavalkade anführte, zügelte sein Pferd, hob den rechten Arm und gebot, anzuhalten. Die Kavalleristen zerrten ihre Pferde in den Stand. Die Tiere prusteten und schnaubten, Gebissketten klirrten, das Stampfen von Hufen mischte sich in die übrigen Geräusche, ab und zu das Wiehern eines Pferdes.
Auch die Apachen hatten angehalten.
Captain Jack Swilling stieß hervor: „Sergeant Williams, Korporal Welsh – folgen Sie mir!“
Der Captain und die beiden Unteroffiziere trieben die Pferde an.
Die Apachen verharrten dort, wo sie ihre Mustangs angehalten hatten. Misstrauisch beobachteten sie die Soldaten. Die Gesichter wirkten wie erstarrt, in ihnen schienen nur die Augen lebendig zu sein.
Eine Pferdelänge vor den Indianern parierten die Soldaten ihre Pferde. Captain Swilling tippte lässig mit dem Zeigefinger seiner Rechten an die Krempe seines Hutes, der das Emblem der gekreuzten Säbel trug, und fragte: „Wer von euch ist Mangas Colorados?“
Sein forschender Blick glitt über die Front der Apachen hinweg.
„Ich bin Dasoda-hae“, meldete sich der alte Mimbreño. „Man hat mir den Namen Mangas Colorados gegeben.“
Jetzt richtete Swilling seine Aufmerksamkeit auf den Häuptling. Ohne die Spur von Freundlichkeit im Tonfall sagte er: „Ich bin Captain Jack Swilling. Dein Bote hat die Nachricht überbracht, dass ihr zu uns kommt, weil du um Frieden nachsuchen möchtest. Captain Shirland schickt mich, um dich ins Lager zu begleiten.“
„Wir wollen über den Frieden verhandeln“, verbesserte Mangas Colorados den Captain. „Wir kommen also nicht als Bittsteller zu euch.“
„Ja, wir wollen verhandeln. Gib deine Waffen ab, Mangas, und dann begleite ich dich ins Camp.“
„Wir kommen in Frieden“, antwortete Mangas Colorados. „Darum behalten wir unsere Waffen und meine Krieger gehen mit mir in euer Lager.“
„Scheinbar verkennst du etwas, Mangas“, grollte Swilling und schaute den Häuptling finster an. „Wenn ihr den Frieden wollt, dann fordern wir, dass ihr euch ergebt. Bist du dazu bereit, kannst du das Lager ungehindert verlassen, um mit deinen Leuten zu dem Platz zu ziehen, den wir euch zuweisen werden.“
„Es soll uns also so ergehen wie den Mescaleros?“, murmelte Mangas Colorados. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Du willst doch den Frieden. Frieden kann es nur geben, wenn ihr euch uns unterordnet. Wir werden euch im Reservat beschützen und versorgen und – in Ruhe lassen.“
Swilling hatte beide Hände übereinander auf den Sattelknauf gelegt und fixierte Mangas Colorados herausfordernd.
„Also wollt ihr die Bedingungen diktieren, unter denen Frieden herrschen soll“, konstatierte der Mimbreño.
„Wir werden euch, wo es geht, entgegenkommen“, versicherte der Captain.
„Ich will mich mit meinen Leuten beraten“, erklärte Mangas Colorados.
„Sicher“, versetzte Swilling nickend. „Sprecht euch ab. Ich gebe dir eine Viertelstunde, um eine Entscheidung zu treffen. Denk dran, dass unsere Geduld Grenzen hat. Wenn ihr zu unseren Bedingungen mit uns Frieden schließt, könnt ihr nur gewinnen. Lehnt ihr ab – nun …“ Der Captain verstummte und zuckte vielsagend mit den Schultern. Eine Geste, die alles ausdrückte, was er nicht mit Worten zum Ausdruck gebracht hatte. „Sergeant, Korporal, wir reiten zurück.“
Sie zerrten die Pferde herum und ritten zu dem Trupp Soldaten zurück, die in Reih und Glied auf ihren Pferden verharrten. „Absitzen!“, ordnete Swilling an. „Vier Mann behalten die Indsmen im Auge. Diese Heiden sind unberechenbarer als wilde Tiere.“
Die Kavalleristen schwangen sich von den Pferden, nahmen ihre Wasserflaschen und tranken, drehten sich Zigaretten und rauchten und unterhielten sich leise.
Vier Soldaten waren mit schussbereiten Karabinern in Stellung gegangen und beobachteten die Indianer, die hitzig miteinander palaverten und heftig gestikulierten. Auch Swilling, der Sergeant und der Korporal ließen den Pulk Apachen nicht aus den Augen.
Irgendwann warf Swilling einen Blick auf seine Uhr. „Zehn Minuten sind um“, knurrte er. „Die Rothäute scheinen sich nicht einigen zu können. Wenn Mangas es ablehnt, mit uns ins Camp zu kommen, fackeln wir nicht lange. Dann gibt es eben wieder sechzehn von den roten Parasiten weniger auf dieser Welt.“
Plötzlich löste sich einer der Apachen aus dem Pulk.
„Ich glaube, einer kommt!“, sagte der Sergeant.
Tatsächlich ritt der Krieger näher.
„Was wird ihnen wohl jetzt wieder eingefallen sein?“, knurrte Captain Swilling.
„Es wird sich zeigen“, bemerkte der Korporal.
Der Apache hielt sein Pferd an und sagte: „Wir wollen, dass du eine weiße Fahne hisst, Nantan, zum Zeichen dafür, dass eure Absichten friedlich sind. Wenn du die Fahne aufziehst, dann ist Dasoda-hae bereit, mit dir in dein Camp zu reiten.“
„Alleine?“
„Ja. Wir kehren zu unseren Leuten am Mimbres River zurück. Du musst allerdings versprechen, dass Dasoda-hae nach den Verhandlungen, spätestens nach dem dritten Sonnenaufgang, euer Lager ungehindert verlassen darf.“
„Das kann ich guten Gewissens“, versicherte Swilling. „Wir ziehen die weiße Fahne auf. Außerdem hat euer Häuptling mein Wort, dass er zu seinen Leuten zurückkehren darf.“
„Enju – gut. Ich melde es Dasoda-hae. Und dann wird er mit dir in dein Lager gehen.“
Der Apache zog seinen Mustang um die linke Hand, hämmerte dem Tier die Fersen in die Seiten und gab ihm den Kopf frei.
„Korporal!“, rief der Captain.
„Sir?“
„Lassen Sie einen dünnen Baum fällen und funktionieren Sie ihn zu einem Fahnenmast um. Und dann dokumentieren wir unsere Friedfertigkeit, indem wir ein Stück weißen Stoff am oberen Ende befestigen.“
Der Korporal legte die Hand an die Mütze. „In Ordnung, Sir. Wir hissen für den verlausten Apachen die weiße Fahne.“ Er grinste nach diesen Worten niederträchtig.
Es dauerte keine Viertelstunde, dann wurde die Forderung der Apachen erfüllt. Träge hing das Stück Stoff von der dünnen Stange, die die Soldaten auf die Schnelle hergerichtet hatten.
„Jetzt müsste der alte Hundesohn ja antanzen“, sagte Captain Swilling.
Tatsächlich ritten die fünfzehn Krieger, die Mangas Colorados begleitet hatten, zurück. Der alte Mimbreño lenkte sein Pferd auf die Patrouille zu. Der Captain ging ihm entgegen und sagte, als sie aufeinander trafen: „Dein Entschluss ist weise. Du wirst sehen, wir meinen es nur gut mit den Apachen. All jene, die nicht bereit sind, das Kriegsbeil zu begraben, sind zum Untergang verurteilt.“
„Ich vertraue dir, Nantan“, sagte Mangas Colorados. Er zeigte sich furchtlos und unerschrocken. „Meine Waffen habe ich mit meinen Brüdern in unser Lager zurückgeschickt. Ich bin bereit, mit Nantan Shirland zu sprechen.“
Der alte Häuptling vermittelte Stolz und wirkte aufgrund seiner Größe und seiner stattlichen Erscheinung Ehrfurcht gebietend. Noch war das Feuer früherer Jahre in seinem Blick, doch es legte sich bereits Asche auf die Glut. Er war es müde, zu kämpfen, und darum wollte er einen immerwährenden Frieden aushandeln. Er glaubte an das Gute in allen Menschen, also auch in den Bleichgesichtern, mit denen er fast sein ganzes Leben lang nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Ein Fehler, der seinen Tod zur Folge haben sollte.
„Dann wollen wir mal!“, antwortete Captain Jack Swilling und wandte sich dem Sergeant zu: „Lassen Sie aufsitzen, Sergeant. Wir reiten ins Camp. – Sie wissen, was Sie zu tun haben.“
„Jawohl, Sir!“, schnarrte der Sergeant und salutierte. Dann drehte er den Kopf und schaute in die Richtung, in die die Apachen geritten waren. Der Reiterpulk war hinter einer Bodenwelle aus seinem Blickfeld verschwunden. „Korporal!“
„Sergeant?“
„Nimm dir drei Männer, holt den alten Knochen vom Gaul und fesselt ihn.“
Der Korporal rief drei Namen. Die drei Soldaten eilten herbei, der Korporal flüsterte kurz mit ihnen, dann liefen sie zu Mangas Colorados, der nach vorne gekrümmt auf seinem Mustang saß und das Quartett irritiert musterte. Ehe er sich versah, wurde er von harten Fäusten gepackt und vom Pferd gerissen. Mit voller Wucht prallte er auf den hart gebackenen Boden, ihm entrang sich ein betroffener Aufschrei, und mit diesem Aufschrei wurde ihm die Luft aus den Lungen gedrückt. Seine Lungen lechzten nach frischem Sauerstoff, aber der befreiende Atemzug wollte sich nicht einstellen. Das Gesicht des Häuptlings lief dunkel an, er japste.
Zwei der Soldaten wälzten ihn auf den Bauch, einer riss seine Hände nach hinten und legte die Handgelenke übereinander. Der Korporal schlang einige Male eine Lederschnur um sie herum, zog sie brutal zusammen und verknotete sie. Die Soldaten zerrten Mangas Colorados auf die Beine. Der Häuptling konnte jetzt wieder atmen. In der Tiefe seiner Augen mischten sich Fassungslosigkeit, Bestürzung, Angst und die Erkenntnis, dass er einen großen Fehler begangen hatte.
„Hebt ihn auf seinen Gaul und bindet auch seine Beine!“, befahl der Sergeant.
Die Soldaten kamen dem Befehl nach.
Die Soldaten waren angetreten.
"Mount up!", ertönte es und die Kavalleristen schwangen sich auf die Pferde.
"Fall in!", lautete der nächste Befehl und die Kolonne setzte sich in Bewegung.
Vier der Trooper hatten den Auftrag, den Gefangenen zu bewachen. Mangas Colorados ritt zwischen ihnen. Wieder einmal war er belogen und hereingelegt worden. Die Enttäuschung in ihm saß tief. Cochises Worte kamen ihm in den Sinn: Du darfst den Blaurocksoldaten nicht vertrauen, Dasoda-hae. Sie belügen uns, mit falschen Versprechungen locken sie uns in die Falle … Die Bleichgesichter wollen keinen Frieden …
Das Herz des Mimbreños hämmerte einen wilden Rhythmus, als wollte es in der Brust des Häuptlings zerspringen. Die Bitterkeit kam wie eine heftige Flut. Seine Hoffnung auf Frieden zerplatzte wie eine Seifenblase. Ihn erfasste müde Resignation, denn er spürte, wie sehr er zwischen Mutlosigkeit und einem kleinen Rest von Zuversicht hin und her gerissen wurde.
*
Im Lager angekommen, wurde Mangas Colorados Captain Edmond Shirland vorgeführt. Im Stabszelt wurde der Häuptling auf einen Stuhl gedrückt. Einer der Soldaten versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht. Er erntete dafür einen sengenden Blick des Apachen, den er mit diesem Schlag zutiefst gekränkt und in seiner Ehre verletzt hatte.
Offiziere und Unteroffiziere umringten Mangas Colorados. Captain Shirland baute sich vor ihm auf und stemmte die Arme in die Seiten. „Du willst also den Frieden, Mangas“, tönte er und grinste höhnisch. „Ich denke, du kriegst deinen Frieden. Was meinst du, wie friedlich du bist, wenn du mit einem Strick um den Hals von einem dicken Ast baumelst?“
„Ich habe nichts getan, wofür man mich hängen müsste“, murmelte Mangas Colorados.
„Du hast weiße Männer, Frauen und Kinder umgebracht.“
„Es war Krieg. Im Krieg zu töten ist kein Verbrechen. Wie viele Apachen sind im Krieg gestorben? Sie fielen den Kugeln und Kanonen eurer Soldaten zum Opfer. Sind eure Soldaten deswegen Mörder?“
„Mord kann man nur an Menschen begehen“, versetzte Captain Shirland zynisch.
Mangas Colorados senkte den Kopf. „Ich werde von nun an schweigen, Nantan. Ich bin mit falschen Hoffnungen im Herzen zu euch gekommen.“
Ein Soldat kam ins Zelt. „Captain Shirland, Sir, soeben reitet Brevet General West mit seinen Leuten ins Camp!“
Zunächst schaute der Captain verdutzt drein, dann stieß er hervor: „Melden Sie ihm, Private, dass sich Mangas Colorados, der Häuptling der Mimbreños, in meiner Gewalt befindet. Sagen Sie ihm, dass wir geschafft haben, was in jahrelangen Kämpfen weder den Mexikanern noch unserer Armee gelungen ist: Wir haben den obersten Häuptling der Apachen gefangen genommen.“
Der Private salutierte, schwang herum und lief aus dem Zelt.
Die folgenden Minuten verstrichen langsam. Längst hatte Mangas Colorados die Aussichtslosigkeit seiner Situation erkannt. Er war sich seiner Einsamkeit, seiner Verlorenheit bewusst. Von General West hatte er schon gehört. Vor dem Krieg war er Herausgeber einer Zeitung. Er hatte sich zum fanatischen Indianerhasser entwickelt.
Als der General erschien, hatte jeder das Gefühl, dass die Temperatur im Zelt um ein paar Grad sank. Er verströmte Arroganz, Unduldsamkeit und Autorität. Mit den Augen eines Reptils taxierte er Mangas Colorados, während Captain Shirland seine Meldung herunter rasselte. Als der Captain geendet hatte, fauchte der General:
„Du bist ein niederträchtiger, skrupelloser Mörder und Plünderer, Mangas.“
Der Häuptling starrte auf den Fußboden, er hatte die Lippen zusammengepresst, hart traten die hohen Backenknochen in seinem Gesicht hervor.
„Weißt du, was das Armeestrafrecht der Vereinigten Staaten für Mörder vorsieht, Rothaut?“
Mangas schwieg verbissen und vermied es, den General anzusehen.
„Ihr Apachen seid die Luft nicht wert, die ihr atmet!“, giftete General Joseph West. Er begann vor Mangas Colorados auf und ab zu gehen. Drei Schritte hin, drei Schritte zurück. Die Hände legte er auf den Rücken und verkrampfte sie ineinander. „Du wirst uns eure Schlupfwinkel verraten, Rothaut. Neben dir will ich Cochise, Geronimo, Victorio und all die anderen Bluthunde, die ihr rotes Gesindel hervorgebracht habt, baumeln sehen.“
Mangas Colorados behandelte ihn wie Luft.
Die Zornesader des Generals schwoll an. Seine Augen versprühten zornige Blitze. Er fasste dem Häuptling brutal in die grauen Haare und bog seinen Kopf in den Nacken. „Sprich mit mir, Rothaut!“, zischte er wütend. „Mit deinem Schweigen beleidigst du mich.“
„Ich spreche nicht mit dir, Nantan. Niemals werde ich dir verraten, wo du Cochise und die anderen Häuptlinge findest. Niemals, hörst du? Mein Mund bleibt stumm, egal was ihr mit mir anstellt.“
Scharf stieß West die Luft durch die Nase aus. Er löste die Hand aus den Haaren des Mimbreño. „Dann bist du wertlos für mich, Rothaut. Ich gebe dir Zeit bis zum Sonnenuntergang, dir zu überlegen, ob du meine Fragen beantwortest oder nicht. – Schafft ihn mir aus den Augen. Lassen Sie ihn gut bewachen, Captain. Er darf auf keinen Fall entkommen.“
Mangas Colorados wurde am Rand des Camps gefesselt auf den Boden geworfen. Und obwohl er sich kaum rühren konnte, wurden seine Hände am armdicken Ast eines Strauches festgebunden. Längst zirkulierte das Blut nicht mehr richtig in die Hände des Häuptlings. Sie waren taub, tief und schmerzhaft schnitt die Schnur in seine Handgelenke. Zwei Soldaten wurden mit seiner Bewachung beauftragt.
Jetzt spürte er auch wieder die Schwäche, die von der Verwundung herrührte, die er am Apache Pass davongetragen und bei den Warm-Springs-Apachen in Ojo Caliente auskuriert hatte. Sie kroch wie flüssiges Blei durch seinen Körper. Dumpfe Benommenheit brandete immer wieder in ihm auf.
Es war ein bewölkter Tag gewesen, die Sonne war nicht einen Moment lang durchgebrochen. Der Boden war kalt und kroch durch die Kleidung des Mimbreño in seinen Körper. Die Abenddämmerung schlich ins Land und begann die Konturen zu verwischen. Ab und zu zogen Doppelposten mit geschulterten Karabinern vorbei, die den Befehl erhalten hatten, um das Camp zu patrouillieren, weil man vermutete, dass sich Apachen in der Nähe herumtrieben.
Die beiden Soldaten, die Mangas Colorados bewachten, zündeten ein Feuer an. Die Dunkelheit schritt fort. Plötzlich näherten sich einige Männer dem Feuer. „Das ist der General!“, stieß einer der Wachposten hervor und erhob sich schnell. Sein Kollege folgte seinem Beispiel. General West erschien mit drei weiteren Offizieren, unter ihnen Captain Shirland.
Ehe einer der Posten seine Meldung herunterrasseln konnte, winkte der General ab und sagte: „In Ordnung, Private.“ Er blieb bei Mangas Colorados stehen und fuhr fort: „Hast du es dir überlegt, Mangas? Ich möchte, dass du mir eine Reihe von Fragen beantwortest. Ich habe dir Zeit gegeben bis zum Einbruch der Dunkelheit. Wirst du mir Rede und Antwort stehen?“
„Mein Mund bleibt verschlossen“, knirschte der Häuptling. Mehr sagte er nicht, sondern drehte demonstrativ den Kopf zur Seite und beachtete den General nicht mehr.
West starrte sekundenlang mit finsterem Ausdruck auf den Gefangenen hinunter. Nachdenklich fuhr er sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Dann wandte er sich abrupt ab und sagte zu den Wachposten: „Er ist wertlos für uns. Ich möchte, dass er morgen Früh tot ist. Haben Sie mich verstanden?“
Die Wachposten nahmen Haltung an. „Jawohl, Sir“, kam es von beiden wie aus einem Mund.
„Gentlemen, folgen Sie mir“, gebot der General und schritt davon. Die Offiziere beeilten sich, hinter ihm herzueilen.
General West hatte den Stab über dem Haupt des alten Mimbreño-Häuptlings gebrochen. Es war ein Todesurteil.
Am Morgen war Mangas Colorados tot. Die beiden Wachposten behaupteten, er habe einen Fluchtversuch unternommen.
In Wirklichkeit hatten sie das Todesurteil vollstreckt, das der General am Abend ausgesprochen hatte.
Es war der erneute Auftakt zum unerbittlichen Krieg Cochises, der schwor, alles daran zu setzen, um den Tod seines Schwiegervaters den Bleichgesichtern blutig zu vergelten. Er und dreihundert Chiricahuas begannen einen Guerillakrieg, der an Grausamkeit und Brutalität kaum zu übertreffen war.