Zusammenfassung
Nun hatten zweihundert Mimbreños die Stadt umzingelt. Allerdings war Mangas Colorados irrigerweise der Meinung, dass sein unseliger Plan, die Goldgräberstadt zu vernichten, geheim geblieben war. Und er dachte, mit seinen Kriegern leichtes Spiel zu haben.
Es sollte eine böse Überraschung erleben.
Es war die Stunde, in der das erste Licht des neuen Tages den Himmel über dem östlichen Horizont erhellte und die Sterne zu verblassen begannen, als Mangas Colorados den Angriff anordnete. Die Menschen in Pinos Altos schienen zu schlafen. Mangas Colorados wollte mit seinen Kriegern über sie kommen wie ein Adler über eine Felsmaus. Alle sollten sterben. Sein Hass kannte keine Zugeständnisse, kein Versöhnung und kein Erbarmen.
Von allen Seiten hetzten die tödlich entschlossenen Krieger zwischen die Häuser, Zelte und Zweighütten. Nervige Hände hatten sich um die Stiele von Streitäxten und Kriegskeulen und um die Schäfte der Lanzen verkrampft. Die springenden Gestalten kamen schattenhaft leise, bereit, gnadenlos zu morden und am Ende alles niederzubrennen.
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Cochise reitet: Pete Hackett Western Edition 86
Die Cochise Saga Band 2
von Chiricahua-Autor Pete Hackett
Nach Chiricahua 1 bis 8 jetzt die große Saga um den Apachen-Häuptling
Mit seinem großen 8bändigen Epos "Chiricahua – Die Apachen-Saga" beeindruckte Pete Hackett die Freunde des historischen Western-Romans. Doch das Schicksal der Apachen ließ ihn nie los. Jetzt lässt er mit "DIE COCHISE SAGA" eine Fortsetzung und Ergänzung folgen. Dies ist die Geschichte von Cochise, dem Häuptling der Chiricahua-Apachen ... Folgen Sie Pete Hackett, diesem einmaligen Kenner der Geschichte des Westens in dieses einzigartige Abenteuer.
Umfang: 120 Taschenbuchseiten pro Band
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Sie hatten ihn in Pinos Altos übel ausgepeitscht, wie ein halbtotes Stück Vieh aus der Stadt hinausgeschleift und ihn weggeworfen wie Unrat. Mangas Colorados sann auf Rache. Die Schmach, die sie ihm zugefügt hatten, konnte nur mit Blut abgewaschen werden.
Nun hatten zweihundert Mimbreños die Stadt umzingelt. Allerdings war Mangas Colorados irrigerweise der Meinung, dass sein unseliger Plan, die Goldgräberstadt zu vernichten, geheim geblieben war. Und er dachte, mit seinen Kriegern leichtes Spiel zu haben.
Es sollte eine böse Überraschung erleben.
Es war die Stunde, in der das erste Licht des neuen Tages den Himmel über dem östlichen Horizont erhellte und die Sterne zu verblassen begannen, als Mangas Colorados den Angriff anordnete. Die Menschen in Pinos Altos schienen zu schlafen. Mangas Colorados wollte mit seinen Kriegern über sie kommen wie ein Adler über eine Felsmaus. Alle sollten sterben. Sein Hass kannte keine Zugeständnisse, kein Versöhnung und kein Erbarmen.
Von allen Seiten hetzten die tödlich entschlossenen Krieger zwischen die Häuser, Zelte und Zweighütten. Nervige Hände hatten sich um die Stiele von Streitäxten und Kriegskeulen und um die Schäfte der Lanzen verkrampft. Die springenden Gestalten kamen schattenhaft leise, bereit, gnadenlos zu morden und am Ende alles niederzubrennen.
Aber die Goldgräber in Pinos Altos hatten mit einem Überfall durch die Apachen gerechnet. Da der Kommandant von Camp Bayard nicht über das nötige Kontingent an Soldaten verfügte, um einige Kompanien nach Pinos Altos zu schicken, hatten die Digger Freiwillige angeheuert. Und obwohl es offiziell das Territorium Arizona noch nicht gab, nannte sich diese Truppe ‚Arizona Guards’. Es waren Söldner, die von den Goldsuchern bezahlt wurden und die für Geld möglicherweise die Seele ihrer Großmutter dem Satan verkauft hätten. Hartbeinige, falkenäugige Burschen, die sich das Töten gut entlohnen ließen.
Ihnen war die Ankunft der Apachen in der Nacht gemeldet worden. Nun lagen sie mit schussbereiten Gewehren auf der Lauer. Und als die Mimbreños zwischen die Häuser und anderen Behausungen rannten, eröffneten sie das Feuer. Wie feurige Zungen leckten die Mündungslichter in die Dunkelheit. Die Detonationen verschmolzen ineinander und erhoben sich zu einem Ohren betäubenden, höllischen Intermezzo. Viele Krieger starben, eine Reihe von ihnen wurde verwundet. Panik griff um sich, und wer dazu in der Lage war, floh mehr oder weniger kopflos zwischen die Felsen zurück oder in den Schutz der Wälder, die die Ansiedlung umgaben.
Aus sicherer Deckung schossen einige der Apachen Brandpfeile in die Stadt, aber die Brandherde wurden sofort gelöscht und so entstand kaum ein Schaden.
Stöhnende und röchelnde Krieger versuchten kriechend in Sicherheit zu gelangen. Wenn sie von den Weißen entdeckt wurden, besiegelte das ihr Schicksal. Sie wurden niedergemacht wie tollwütige Hunde. Die Brutalität kannte keine Grenzen.
Weitab von Pinos Altos sammelten sich die Apachen. Der Schrecken saß tief. Viele der Krieger bluteten. Wieder einmal hatten sie den Kürzeren gezogen.
„Damit konnte ich nicht rechnen“, murmelte Mangas Colorados niedergeschlagen, geradezu erschüttert, und schaute seine Unterführer durch das Dämmerlicht der Reihe nach an. „Vielleicht wurden wir verraten, vielleicht waren wir nicht vorsichtig genug. Wir haben viele Krieger verloren. Und nun werden die Weißen in ihrer Achtsamkeit erst recht nicht mehr nachlassen. Daher gebe ich den Plan, Pinos Altos zu vernichten, auf.“
„Es wäre nicht gut, auf Rache zu verzichten, nach dem, was dir die Bleichgesichter in der Stadt angetan haben, Dasoda-hae“, murmelte Victorio, ein etwas über vierzig Jahre alter Unterhäuptling der Mimbreños. Lange nach Mangas Colorados Tod sollte er zuerst mit Cochise und später dann zusammen mit Geronimo blutige Geschichte schreiben. Seine spätere Aussage, dass er eher einer Klapperschlange trauen würde als einem Weißen, ist historisch verbürgt. „Es wäre nicht gut, wenn die Krieger der Apachen den Eindruck gewinnen würden, dass du die Demütigung einfach so hinnimmst. Es könnte sie entmutigen.“
Mangas Colorados nagte kurz an seiner Unterlippe, dann schüttelte er den Kopf, hob die Faust, legte den Kopf in den Nacken und stieß hervor: „Niemals verzichte ich auf meine Rache. Wir werden viele Weiße töten, aber wir rennen nicht mehr blindwütig in den Tod. Mag der Große Geist demjenigen von uns, der im Kampf mit den Bleichgesichtern fällt, gut gesonnen sein. Mir jedoch fehlt jeder Mimbreño, den die Weißen töten, in meinem Krieg gegen sie. Darum gehen wir weg von hier. In Pinos Altos sind die Bleichgesichter gewarnt, und sicher warten sie nur darauf, dass wir noch einmal angreifen.“
„Wie willst du die Weißen bestrafen?“, fragte ein anderer der Unterhäuptlinge.
„Sie schicken Wagenzüge mit Nachschub nach Camp Bayard, nach Tucson, nach Pinos Altos und nach Santa Rita. Wenn wir diese Wagenzüge abfangen und so dafür sorgen, dass sie in den Ansiedlungen keinen Nachschub mehr erhalten, zwingen wir sie, von hier wegzugehen.“
„How, das ist gut“, murmelte Victorio. „Bald werden sie es nicht mehr wagen, Wagenzüge durch unser Land zu schicken. Und dann werden die Apachen die Sieger sein. Denn ohne Nachschub können die Weißen in den Ansiedlungen nicht existieren. Es ist so, wie du es sagst, Dasoda-hae: Sie werden aufgeben und unser Land verlassen. Und dann können wir wieder in Ruhe und Frieden leben.“
„So sei es“, murmelte Mangas Colorados.
In diesem Moment erklangen im Zugang zu dem Tal, in dem sich die Mimbreños nach der Niederlage gesammelt hatten, Schüsse. Und zwischen den Felsen rannte ein Krieger hervor, brüllend und heftig mit den Armen gestikulierend. Es war einer der Späher, die Mangas Colorados in der Schlucht postiert hatte.
Es war in der Zwischenzeit hell genug, so dass Einzelheiten zu erkennen waren. Der Kampflärm steigerte sich, das Krachen der Schüsse verschmolz ineinander und rollte wie Donner durch die Bergwelt.
„Sie sind uns gefolgt!“, brüllte der Späher. „Es sind viele Reiter mit Gewehren und Revolvern. Sie …“
Da sprengten auch schon die ersten Verfolger zwischen den Felsen hervor. Mündungsfeuer züngelten aus ihren Gewehren. Der Späher strauchelte und stürzte. Einige andere Krieger brachen zusammen.
Als die Mimbreños das Feuer erwiderten, riss der Reiterpulk auseinander. Einige ihrer Pferde gingen zu Boden, ihre Reiter überschlugen sich, die einen blieben liegen, andere kamen hoch und warfen sich hinter Felsblöcken, Sträuchern oder getöteten Pferden in Deckung.
In der Schlucht schwiegen die Waffen. Immer mehr Reiter strömten zwischen den Felsen hervor, jagten am Fuß der das Tal eingrenzenden Felswände und Hügel dahin und versuchten, die Apachen einzukesseln.
Wie eine Brandungswelle rollte das Hufgetrappel durch die Senke, schreiend rannten die Apachen auseinander. Nur noch wenige wehrten sich. Die meisten von ihnen suchten ihr Heil in der Flucht. Mangas Colorados und seine Unterführer zogen sich schießend zurück. Um sie herum starben Krieger. Viele Squaws in den Dörfern würden die nächsten Tage mit Wehklagen zu verbringen haben.
Immer wieder griff der Tod mit knöcherner Klaue zu. Die Apachen zeigten sich konfus und panisch. Sie fürchteten – wie jedes andere denkende Lebewesen – den Tod. Wie von Furien gehetzt flüchteten sie in die Berge und wollten nur noch in die Sicherheit ihrer Verstecke zurückkehren.
Auch Mangas Colorados kehrte in seinen Schlupfwinkel hoch oben in der Unwegsamkeit der Mimbres Mountains zurück. Er war wieder einmal ein geschlagener Mann, aber gerade diese Erkenntnis ließ ihm keine Ruhe. Er musste seine Ehre als Häuptling wieder herstellen. Die Mimbreños mussten wieder zu ihm als ihren Oberhäuptling aufblicken. Sein Erfolg wurde an der Anzahl seiner getöteten Feinde gemessen. Und er beschloss, erfolgreich zu sein …
*
Der Wagenzug kam von Las Cruses herauf und wurde von einem Dutzend bewaffneter Reiter eskortiert. Ziel war Camp Bayard in der Nähe von Pinos Altos, das zum Schutz der Goldgräber in der Stadt und in Santa Rita etabliert worden war. Aber die wenigen Soldaten in dem kaum wehrhaften Camp hatten genug damit zu tun, sich selbst vor den Überfällen der Apachen zu schützen.
Es waren sieben schwere Fuhrwerke, die von jeweils vier Ochsen gezogen wurden. Neben dem Kutscher saß auf jedem der Wagen ein Bewaffneter. Jeder der Männer wusste, worauf er sich einließ, als er sich bereit erklärte, durch die südlichen Ausläufer der Mimbres Mountains nach Camp Bayard zu trailen.
Vor ihnen lag der Rio Mimbres. Der Fluss war nicht sehr tief, aber der Grund bestand hauptsächlich aus Geröll und es war zu befürchten, dass die Fuhrwerke stecken blieben. Da es sowieso auf den Abend zuging, ordnete der Trailboss an, dass sie am Fluss lagerten und erst am nächsten Morgen den Übergang wagten.
In dem Moment erklang ein schriller Schrei, und dann krachten ringsum Gewehre, Pfeile zischten durch die Luft, Männer stürzten von den Fuhrwerken oder von den Pferden, einige Ochsen in den Gespannen brachen brüllend zusammen.
„Fahrt die Fuhrwerke zusammen!“, brüllte Wade Shelton, der Wagenboss, mit kippender Stimme, nachdem er seine Erstarrung abgeschüttelt hatte. „Macht schon, macht schon!“ Er sprang vom Pferd und rannte, das Gewehr in der Hand, zum Flussufer, sprang die Uferböschung hinunter und begann über sie hinweg blindlings sein Blei zu den Stellungen der Apachen zu senden. Er feuerte wie rasend. Auch die Reiter, die den Wagenzug begleiteten, waren in Deckung gerannt und hatten das Feuer eröffnet. Querschläger jaulten, wenn die Kugeln vom Gestein abgefälscht wurden.
Die Leinen der Gespanntiere, die von der ersten Salve der Apachen getötet worden waren, wurden gekappt. Die Kutscher brüllten, ihre Peitschen knallten, die Begleitmänner feuerten blindwütig auf die Felsen, die die Angreifer schützten. Der Lärm steigerte sich zu einem Ohren betäubenden, infernalischen Choral, Pulverdampf wölkte, der Geruch von verbranntem Pulver machte sich breit, erneut brachen Zugtiere zusammen und die Männer mussten sie unter Einsatz ihres Lebens aus den Gespannen schneiden. Der eine oder andere stürzte tot oder sterbend zu Boden.
Dann waren die Fuhrwerke zu einer Wagenburg zusammengefahren. Die Begleiter des Transports waren unter die Fuhrwerke gekrochen oder knieten neben den großen Rädern und feuerten die Rohre heiß. Die Mündungsblitze verschmolzen mit dem letzten Licht des Tages.
Wade Shelton wusste, was zu tun war, entschloss sich innerhalb eines Augenblicks und brüllte: „Versucht, die Stellung zu halten, Männer. Ich hole Hilfe aus dem Camp.“
Er rollte sich über den Rand der Uferböschung, schnellte auf die Beine und war mit drei langen, kraftvollen Sätzen bei seinem Pferd. Mit der linken Hand erwischte er das Sattelhorn, sein schriller Schrei ließ das Pferd losgaloppieren. Shelton wurde mitgerissen, gleichzeitig stieß er sich ab und landete gewandt auf dem Pferderücken. Weit über den Hals des Tieres gebeugt stob er in den Fluss hinein. Das Wasser gischtete und spritzte. Heiß strich eine Kugel über den Oberarm des Wagenbosses, er spürte den sengenden Hauch eines weiteren Geschosses an der Wange. Mit schrillem Geschrei und rücksichtslosem Einsatz der Sporen feuerte er das Pferd an, schließlich jagte er es die jenseitige Uferböschung hinauf. Die Hufe wirbelten und schienen kaum den Boden zu berühren. Die Gegend flog geradezu an Wade Shelton vorbei. Der Kampflärm hinter dem Trailboss wurde leiser und leiser und bald umgab ihn nur noch monotones Hufgetrappel.
Nachdem das Pferd vor Erschöpfung nur noch dahin taumelte, hielt Shelton an, saß ab und lief auf einen Hügel, von dessen Kuppe aus er auf seiner Fährte zurückblicken konnte. Und obwohl es schon zu dämmern begann, sah er vor einer Felswand die Staubwolke, die nur von dahinstiebenden Reitern aufgewirbelt worden sein konnte.
Er wurde verfolgt.
Die Apachen schienen seine Absicht durchschaut zu haben. Und nun wollten sie verhindern, dass er Camp Bayard erreichte, um Hilfe zu mobilisieren.
Wade Shelton kehrte zu seinem ermatteten Pferd zurück. Das Fell des Tieres war nass vom Schweiß und staubverklebt. Gelblicher Schaum tropfte von seinen Nüstern. Die Flanken zitterten und dem Mann wurde klar, dass er das Tier schonen musste, wenn es ihn nach Camp Bayard tragen sollte.
Er entschloss sich, hier auf seine Verfolger zu warten und sich ihnen zum Kampf zu stellen. Kurz entschlossen führte er sein Pferd hinter den Hügel, wo er es an einem Strauch festleinte. Dann tätschelte er den Hals des Tieres und murmelte: „Ich denke, ich kann sie schlagen. Wenn nicht – nun ja …“ Er zuckte ergeben mit den Achseln, dann postierte er sich. In der Patronenkammer seines Karabiners befand sich eine Patrone. Wade Shelton zwang sich zur Ruhe. Doch die Anspannung ließ sich nicht überwinden. Seine Nerven waren gespannt wie die Saiten eines Banjos. Es gab nur zwei Alternativen: Leben oder sterben. Skrupel musste er über Bord werfen. Er begriff es mit der Intensität eines Mannes, den die eisige Hand des Todes berührte.
Minuten später zogen die Apachen in sein Blickfeld. Es waren vier. Sie ritten hintereinander, der vorderste hatte den Blick auf den Boden geheftet. Bewaffnet waren sie mit Gewehren. Kälte überfiel den Wagenboss. Aber es lag etwas darunter – eine schwelende Glut aus Hass und Leidenschaft, vielleicht sogar Begierde. Einige seiner Männer waren getötet worden. Der Hass steigerte sich in rasenden, giftigen Wogen, war jedoch ausschließlich situationsbedingt. Grundsätzlich hatte Shelton nichts gegen die Apachen. Er wusste um das Unrecht, das ihnen seit vielen Jahren geschah. Wenn er einen Indianer tötete, dann nur in Notwehr. Und in diesem Fall war es legitim, Apachenleben auszulöschen.
Es war das harte Gesetz der Wildnis. Töten oder getötet werden …
Shelton zog das Gewehr an die Schulter. Sein eisiger Blick saugte sich über Kimme und Korn an der Brust des vordersten Reiters fest. Der Schuss peitschte, und ehe der Apache am Boden aufschlug, hatte der Weiße schon wieder nachgeladen. Einen Sekundenbruchteil lang waren die anderen Krieger wie gelähmt, und diese Zeitspanne reichte Shelton, einen zweiten Krieger zu töten. Jetzt aber kam Leben in die beiden anderen Apachen. Mit den Fersen trieben sie die Pferde an und jagten zwischen die Hügel.
Wade Shelton lief den Abhang hinauf und postierte sich auf dem Hügelrücken. Unten konnte er sein Pferd sehen. Er hatte auch freien Blick auf die beiden toten Krieger und deren Pferde, die noch dort standen, wo ihre Reiter gestorben waren. Von den beiden anderen Apachen war nichts zu sehen oder zu hören. Doch Shelton gab sich keinen Illusionen hin. Sie hatten nicht das Weite gesucht. Vielmehr würden sie alles daransetzen, um ihm den Garaus zu machen.
Unheilvolle Spannung erfüllte die Atmosphäre. Die Minuten verrannen in zäher Langsamkeit. Sheltons Augen waren in ständiger Bewegung und nahmen die Umgebung auf. Sein Gesicht wirkte scharf und konzentriert. Der Wagenboss war fünfundvierzig Jahre alt. Die Erfahrung in der Apacheria hatte ihm genügend Lektionen erteilt, so dass er vorsichtig und wachsam geworden war.
Ihm war klar, dass er die beiden Krieger nicht unterschätzen durfte. Daher hüllte er sich in Geduld. Er musste die Ruhe bewahren. Natürlich verspürte er auch Angst – eine nüchterne, logische Angst, die sich auch nicht verdrängen ließ. Er wollte nicht sterben, schon gar nicht wollte er dem unsinnigen Krieg zwischen Weiß und Rot zum Opfer fallen.
Jetzt nahm er unten, in der Dämmerung, die zwischen den Felsen wob, eine Bewegung wahr. Er bohrte seinen Blick in den Durchlass zwischen zwei haushohen Felsen, und er glaubte eine schemenhafte Gestalt erkennen zu können. Shelton legte das Gewehr an. Eine erneute Bewegung konnte er nicht ausmachen. Narrten ihn schon seine Sinne, gaukelten sie ihm etwas vor, irritierte die Düsternis sein Wahrnehmungsvermögen?
Tränen traten ihm in die Augen, so sehr strengte er sie an. Und als er schon glaubte, da sei nichts, und er wegschauen wollte, um seine Sehnerven zu entspannen, sah er die Gestalt des Kriegers aus dem Durchlass huschen und in Richtung seines Pferdes laufen. Der zweite Apache folgte ihm auf dem Fuße. Sie gingen bei dem Pferd hinter Felsblöcken in Deckung.
Ihre Absicht war klar. Sie vermuteten, dass er irgendwann sein Pferd holte, um seinen Weg fortzusetzen. Und sobald er sich ihnen zeigte, wäre das sein Ende. Ein grimmiger Zug von Entschlossenheit setzte sich in seinen Mundwinkeln fest. Er zog sich kriechend zurück, und als er sich zu den beiden Kriegern in einem toten Winkel befand, lief er den Abhang hinunter, umrundete in einem weiten Bogen den Hügel und gelangte hinter die Apachen.
Er musste sich beeilen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann war es endgültig Nacht. Das konnte ein Vorteil sein, denn im Schutz der Dunkelheit ließ es sich leichter anpirschen, der Nachteil aber war, dass sich die beiden Krieger ebenfalls im Schutz der Nacht auf die Jagd nach ihm machten. Er aber wollte den Zeitpunkt bestimmen, und er wollte das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben.
Er glitt um einen Felsen herum, schmiegte sich hart an die raue Wand und hielt den Atem an. Shelton war sich bewusst, dass er sich in unmittelbarer Nähe der Apachen befand. Langsam ging er auf das linke Knie nieder und versuchte seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, die sich hier unten schon zwischen die Hügel und Felsen gesenkt hatte.
Sein Blick schweifte nach links, nach rechts, er erhob sich und pirschte geduckt weiter. Irgendwo klackte ein Stein. Shelton hielt abrupt an und staute den Atem, witterte wie ein Wolf und ließ seinem Instinkt freien Lauf. Das Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, und er verspürte ein seltsames Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Sein Zeigefinger krümmte sich härter um den Abzug des Karabiners, den er schräg vor der Brust hielt und dessen Mündung auf den Boden zeigte.
Die Anspannung brachte seine Nerven zum Schwingen. Er schob sich weiter, hielt im Schlagschatten eines Felsens an, setzte sich wieder in Bewegung. Nachdem er zwei Schritte zurückgelegt hatte, vernahm er hinter sich ein Geräusch und es riss ihn regelrecht herum. Da prallte auch schon ein schwerer Körper auf ihn und riss ihn zu Boden. Er rollte herum, kam auf den Rücken zu liegen und drückte den Oberkörper hoch. Eine Gestalt schnellte auf ihn zu. Er warf sich zur Seite. Stahl prallte mit heftigem Klirren auf Gestein, Funken sprühten.
Shelton wälzte sich herum und kam hoch. Sein Gegner sprang ihn erneut an. Das Blatt eines Tomahawks blinkte matt im diffusen Licht. Der Wagenboss schlug mit dem Gewehr zu. Der Angreifer wurde zur Seite geschleudert, ihm entrang sich ein gepresster Aufschrei, er brach auf die Knie nieder. Shelton zog den Karabiner an die Hüfte und drückte ab. Der Kopf des Apachen wurde in den Nacken gerissen, im nächsten Moment kippte er schwer auf die Seite.
Sofort lief Shelton zu einem Felsen, um dahinter in Deckung zu gehen. Ein Gewehr knallte, der Wagenboss verspürte einen brutalen Schlag gegen die linke Schulter, es wirbelte ihn halb herum, sein Schmerzensschrei erstickte in der Kehle, er ließ sich einfach fallen und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Hart biss er die Zähne zusammen, so sehr, dass sie schmerzten. Der rasende Schmerz in seiner zerschossenen Schulter war kaum zu ertragen.
Eine Gestalt löste sich aus der Dunkelheit.
Unter halb gesenkten Lidern hervor konnte Shelton sie wahrnehmen. Der Apache verharrte für die Spanne einiger Herzschläge, dann setzte er sich in Bewegung. Wade Shelton wartete nicht länger, hob das Gewehr etwas an, zielte kurz und feuerte.
Wie eine Marionette, deren Schnüre man loslässt, brach der Krieger zusammen.
Die Detonation verhallte mit geisterhaftem Geflüster …
*
Vom Blutverlust geschwächt erreichte Wade Shelton gegen Mitternacht Camp Bayard. Es lag im Mond- und Sternenlicht. Shelton saß nach vorne gekrümmt im Sattel. Er hatte sein Halstuch unter das Hemd geschoben und presste es mit der rechten Hand auf die Wunde.
Er wurde angerufen: „Stopp! Und keine falsche Bewegung!“
Der Treckführer fiel dem Pferd in die Zügel. Eine Welle der Benommenheit drohte ihn hinwegzuspülen. Er biss die Zähne zusammen.
Schritte erklangen, dann lösten sich zwei Schemen aus der Dunkelheit, nahmen Formen an und einer der Wachposten fragte: „Wer bist du, und was treibt dich mitten in der Nacht durchs Land?“
Shelton musste zweimal ansetzen, dann antwortete er: „Ich bin Wade Shelton und mit einem Wagenzug auf dem Weg hierher …“ Tonlos brachen die Silben über seine Lippen. Er atmete rasselnd. „Am Mimbres River haben uns die Apachen einen Hinterhalt gelegt. Ich …“ Ein feuriges Karussell begann sich vor seinen Augen zu drehen, unvermittelt verlor er die Kontrolle über seinen Körper und stürzte vom Pferd.
Die Wachsoldaten wussten, was zu tun war. Und eine halbe Stunde später brachen zwei Kompanien Soldaten nach Südosten auf. Im Eilmarsch durchquerten sie die Berge, sie trugen Fackeln bei sich, die sie in der Nähe des Flusses allerdings auslöschten.
Es war still. Lieutenant Stiller, der den Einsatz leitete, schickte einige Scouts zum Fluss. Nach und nach kamen diese zurück und berichteten, dass der Wagenzug nach wie vor von den Apachen belagert wurde.
„Wir sind also nicht zu spät gekommen“, knurrte der Lieutenant. Und nach kurzer Überlegung fügte er hinzu: „Okay, okay, es ist wohl so, dass die Rothäute das Morgengrauen abwarten, um die Sache hier zu einem blutigen Ende zu bringen. Wir lagern hier. Und sobald der Zauber anfängt, treten wir in Erscheinung.“
Die Soldaten lagerten. Die Nacht begann sich zu lichten. Von Osten schob sich die Morgendämmerung ins Land. Nichts geschah. Der erwartete Angriff der Apachen erfolgte nicht. Sehr schnell wurde klar, dass sie sich aus dem Staub gemacht hatten.
„Ihre Späher haben unsere Annäherung bemerkt“, konstatierte Lieutenant Stiller. „Und sie wagten es nicht, den Kampf gegen uns aufzunehmen. Na schön, bringen wir also die Fuhrwerke nach Camp Bayard …“
„… und danken wir Gott, dass unser Einsatz nicht im blutigen Chaos endete“, vollendete ein Sergeant grimmig.
Die Soldaten wurden von den Kutschern und Begleitern des Wagentrecks mit lautem Hallo begrüßt. Die Männer, die der ersten Salve der Apache zum Opfer gefallen waren, wurden auf die Fuhrwerke geladen und mit Planen zugedeckt. Und als der Tag die Nacht endgültig vertrieben hatte, brachen sie auf.
Mangas Colorados und einige seiner Vertrauten beobachteten den Abzug der Fuhrwerke unter dem Schutz der Kavalleristen. Hilfloser Zorn wühlte in dem alten Häuptling. Aufs Neue hatten die Weißen gegen ihn einen Sieg davongetragen. Sie glaubten an einen gerechten Gott und seinen Widersacher, den Satan, und Mangas Colorados war davon überzeugt, dass die Bleichgesichter mit Letzterem im Bunde standen.
„Von meiner Seite aus wird es keine offenen Angriffe mehr geben“, murmelte Mangas Colorados. „Keiner meiner Krieger soll mehr im offenen Kampf getötet werden. Ich will mich mit A-da-tli-chi verbinden. Er ist jung, er ist schlau, und er wird wissen, was zu tun ist. Ich schicke einen Boten zu den Chiricahuas.“
„A-da-tli-chi wird sich für den Kampf entscheiden“, erklärte Victorio im Brustton der Überzeugung. „Er ist voll Hass. Es wird sich zeigen. Wir sollten jedoch nicht ruhen. Vielleicht werden die Bleichgesichter mürbe. Warum schicken wir nicht kleine Gruppen von Kriegern in der Dunkelheit zu ihnen, töten so viele von ihnen wie möglich und verschwinden wieder genauso leise, wie wir gekommen sind?“
„Ich werde darüber nachdenken“, murmelte Mangas Colorados.
*
Es war ein regnerischer Tag Anfang April gewesen. Der Regen hatte den Staub in knöcheltiefen Morast verwandelt und den Boden aufgeweicht, riesige Pfützen hatten sich auf der breiten Straße zwischen den Saloons, Hotels, Spiel- und Tanzhallen und den Bordells gebildet.
Jetzt war es Nacht. Etwas abseits, in der Goldgräberkolonie, die aus Zelten und Zweighütten bestand, brannten nur wenige Feuer, vor dem einen oder anderen Zelt hing eine blakende Laterne. Vereinzelte schemenhafte Gestalten bewegten sich im vagen Lichtschein.
Aus den verschiedenen Vergnügungsetablissements drang verworrener Lärm; Johlen, Grölen, Lachen, das Gekicher der Animiermädchen, das Klimpern von Klavieren und Gitarren, ein Durcheinander rauer Stimmen …
Licht fiel aus Fenstern und Türen und erhellte die Straße, auch neben den Eingangstüren der verschiedenen Betriebe hingen Laternen an den Hauswänden.
Pinos Altos war mit Einbruch der Dunkelheit zu sündhaftem Leben und Lasterhaftigkeit erwacht.
Die Straße war fast menschenleer. Wer sich nicht irgendwo vergnügte, lag in seinem Zelt oder seiner Zweighütte und schlief.
Zwei Betrunkene waren auf dem Weg vom Buckhorn Saloon zu einem der Freudenhäuser. Sie sprachen laut miteinander, der eine stolperte und torkelte und bewahrte gerade noch sein Gleichgewicht, der andere lachte und rief lallend: „Du solltest dir das Geld sparen, das dir Molly abknöpft, wenn sie dir eine ihrer Huren zur Verfügung stellt, Jack. Heute reißt du mit Sicherheit keine Bäume mehr aus. Geh lieber zurück in den Buckhorn Saloon und trink noch ein paar Gläser.“
In diesem Moment passierten die beiden Goldgräber eine Passage zwischen zwei Gebäuden, in der die Nacht wie ein schwarzer Vorhang hing. Und aus der dichten Finsternis lösten sich drei – vier Gestalten. Nahezu lautlos fielen sie über die beiden Goldsucher her, einem entrang sich ein erschreckter Aufschrei, der sofort erstickte, denn im nächsten Moment brach er mit gespaltenem Schädel zusammen. Sein Gefährte kam gar nicht zum Denken und sackte bereits tot zu Boden. Eine Kriegskeule hatte seinen Kopf zertrümmert.
Weiter unter überquerte gerade eine Gruppe, die aus vier Männern bestand, die Straße. „He, was ist da los?“, brüllte einer. Wahrscheinlich dachte er an einen Raubüberfall, denn er schrie: „Ihr dreckigen Hyänen! Wenn wir euch kriegen …“
Bogensehnen schwirrten, Pfeile zischten aus der Dunkelheit und bohrten sich in die Körper der Goldsucher. Zwei von ihnen wurden nicht sofort getötet. Sie rissen die Revolver heraus, brüllten dabei wie am Spieß, und dann donnerten die Sechsschüsser.
Aber die schemenhaften Gestalten bei der Passage waren schon wieder mit der Nacht verschmolzen.
Die Detonationen stießen durch die Stadt wie eine Botschaft von Untergang und Tod, Menschen rannten aus den Vergnügungsbetrieben, um nachzusehen, weshalb geschossen worden war.
„Indianer! Apachen!“, brüllte einer und seine schmerzgepresste Stimme überschlug sich regelrecht. Aus seiner Schulter ragte der Schaft eines Pfeils, in seiner Rechten lag der Colt. Aus der Mündung kräuselte noch ein feiner Rauchfaden. Er machte drei stolpernde Schritte, strauchelte und brach auf die Knie nieder.
Geschrei kam auf, Schritte trampelten auf den Bohlengehsteigen und Vorbauten, irgendjemand beim Buckhorn Saloon brüllte Befehle. Geduckt rannten die Männer der Miliz, die die Goldgräber beschützen sollten, zum Stadtrand.
Aber die Apachen waren schon wieder verschwunden.
Die Digger und die Angehörigen der ‚Arizona Guards’ hatten sich verschanzt und warteten. Die Straße war jetzt wie leergefegt. Die Betrunkenen waren schlagartig ernüchtert. Schwielige Hände lagen verkrampft um die Griffe der Revolver oder hielten Gewehre. Ein Hauch von Tod wehte durch die Stadt, in den Saloons und anderen Etablissements waren die Lichter ausgelöscht worden.
Jesse Vanderbildt und zwei seiner Leibwächter saßen im Finstern im Schankraum des Saloons. Auch sie hielten Waffen in den Fäusten. Jeder erwartete einen Angriff der Apachen. Jeder von ihnen verspürte Anspannung und eine nahezu schmerzliche Unruhe, die körperliches Unbehagen erzeugte. Es war eine nervliche Zerreißprobe. Aber nichts geschah. Die Zeit schien stillzustehen.
Seit dem Überfall war fast eine Stunde vergangen – eine Zeit, innerhalb der in Pinos Altos sämtliches Leben erloschen zu sein schien.
Zwei Männer betraten schließlich den Saloon. Es waren nur Schemen, die sich in der Dunkelheit abzeichneten. Schattenhafte Silhouetten …
Die beiden Leibwächter Vanderbildts richteten sofort ihre Schrotflinten auf die Tür, deren Batwings knarrend und quietschend auspendelten. Fußbodendielen knarrten, Ledersohlen riefen ein trockenes Echo wach.
„Boss!“
„Ich bin hier“, rief Vanderbildt und atmete auf. Einem der Leibwächter gebot er, die Lampe anzuzünden, die über dem Tisch von der Decke hing. Ein Streichholz flammte auf und als der Docht brannte, fiel Licht auf den Tisch und die Männer, die um ihn herumsaßen. Es legte düstere Schatten in die angespannten Gesichter und spiegelte sich in den Augen wider.
„Wie schon vor vier Tagen“, stieß einer der Kerle, die soeben den Saloon betreten hatten, heiser hervor. Er nahm eine Flasche, die auf dem Tisch stand und ein leeres Glas, schenkte sich ein und trank den Whisky mit einem Schluck, verzog das Gesicht und stieß hervor: „Sie haben sich an unseren Wachposten vorbei wie Raubtiere in die Stadt geschlichen, haben zugeschlagen und sind sofort wieder verschwunden. Vier Männer sind tot, zwei verwundet. Diese dreckigen Heiden! Zwei haben sie erschlagen wie tollwütige Hunde.“
Sekundenlange, betroffene Stille folgte, die nur vom stoßweisen Atmen der Männer durchdrungen wurde.
Vanderbildt mahlte mit den Zähnen. Schließlich entrang es sich ihm: „Als sie vor vier Tagen hier waren, töteten sie fünf Goldgräber.“ Seine Stimme hörte sich an wie fernes Donnergrollen, jedes Wort schien tonnenschwer zu wiegen in seinem Mund. „Das haben wir Mangas zu verdanken. Nachdem ich ihn mit der Peitsche regelrecht in Stücke geschlagen habe, will er es der Stadt heimzahlen. Die Hölle verschlinge den alten Bastard! Da es ihm nicht gelungen ist, viele der Goldgräber mit List aus Pinos Altos wegzulocken, versucht er es nun mit Mord und Totschlag. Sein Bestreben ist es, die Menschen hier mürbe zu machen und zu veranlassen, aus den Bergen zu fliehen.“
„Die Rothäute werden wiederkommen“, erklärte einer der Kerle am Tisch im Brustton der Überzeugung. „Und dann sterben wieder Männer.“
„Ich bin nicht bereit, länger zuzusehen, wie uns die Wilden nach und nach abschlachten“, presste Vanderbildt hervor. Innerhalb eines Augenblicks fasste er einen Entschluss und brachte ihn zum Ausdruck, indem er sagte: „Wir reiten morgen in die Mimbres Mountains und jagen ihnen die heilige Mannesfurcht ein. Nur so können wir der Plage Herr werden. Du, Walker, reitest bei Tagesanbruch sofort nach Camp Bayard und meldest den Vorfall. Vielleicht erhalten wir von den Soldaten Unterstützung.“