Zusammenfassung
Amos ließ die Peitsche knallen. Die beiden Pferde legten sich ins Geschirr. Mit quietschenden Naben rollte das Fuhrwerk an. Staub wolkte unter den Rädern. Holpernd fuhr der Wagen zum Tor des Ranchhofes. Carry winkte ihrem Vater nach. Old Amos aber war in Gedanken versunken und dachte nur an das, was vor ihm lag.
Die Bank in Williams hatte ihm die Hypothek gekündigt. Wegen lumpiger 3000 Dollar sollte seine Ranch unter den Hammer kommen. Die Dürre vor zwei Jahren hatte seinen Viehbestand ziemlich dezimiert. Danach kamen die Viehdiebe. Er war auf die Hilfe der Bank angewiesen. Jetzt war John Meredith, der Bankier in Williams, drauf und dran, ihm das Wasser endgültig abzugraben.
Amos Thompson lenkte das Gespann auf den ausgefahrenen Weg, der zu der Überlandstraße zwischen Flagstaff und Gallup führte, an der auch Williams lag.
Er hatte Lance McLintock nicht gesehen.
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Carry - geliebt, gejagt und geächtet: Pete Hacket Western Edition 77
Western von Pete Hackett
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
Lance McLintock parierte sein Pferd und trieb es in den Schutz einer Gruppe von Büschen. Vor ihm lag die Thompson-Ranch im Sonnenglast. Soeben schwang sich Amos Thompson auf den Bock eines leichten Ranchwagens mit flachen Bordwänden. Unter der Tür des flachen Haupthauses stand Carry, die 18-jährige Tochter des Ranchers.
Amos ließ die Peitsche knallen. Die beiden Pferde legten sich ins Geschirr. Mit quietschenden Naben rollte das Fuhrwerk an. Staub wolkte unter den Rädern. Holpernd fuhr der Wagen zum Tor des Ranchhofes. Carry winkte ihrem Vater nach. Old Amos aber war in Gedanken versunken und dachte nur an das, was vor ihm lag.
Die Bank in Williams hatte ihm die Hypothek gekündigt. Wegen lumpiger 3000 Dollar sollte seine Ranch unter den Hammer kommen. Die Dürre vor zwei Jahren hatte seinen Viehbestand ziemlich dezimiert. Danach kamen die Viehdiebe. Er war auf die Hilfe der Bank angewiesen. Jetzt war John Meredith, der Bankier in Williams, drauf und dran, ihm das Wasser endgültig abzugraben.
Amos Thompson lenkte das Gespann auf den ausgefahrenen Weg, der zu der Überlandstraße zwischen Flagstaff und Gallup führte, an der auch Williams lag.
Er hatte Lance McLintock nicht gesehen.
Lance, der Deputysheriff von Ash Fork, blickte dem Fuhrwerk hinterher, bis es über eine Bodenwelle verschwand. Nur noch aufgewirbelter Staub markierte den Weg, den Amos Thompson genommen hatte.
Lance schwenkte seinen Blick herum und beobachtete wieder die Ranch. Carry, die für kurze Zeit im Haus verschwunden war, kam zurück. Sie hatte sich jetzt eine Schürze über die enge Jeans gebunden. Ihren Oberkörper bedeckte ein kariertes Hemd. Die gelockten, braunen Haare fielen ihr weit über Schultern und Rücken. Sie ging zu einem der Schober...
Lance trieb sein Pferd aus der Buschgruppe und ritt hinüber zur Ranch. Braunverbranntes Gras, das bis an die Gebäude heranreichte, dämpfte den Hufschlag. Hinter dem Stall hielt er an. Er saß ab und pirschte um den Stall herum.
Die Tür der Scheune, in der Carry untergetaucht war, stand offen. Das Sonnenlicht fiel durch das Rechteck in schräger Bahn in den Schober. Staubmoleküle tanzten in der gleißenden Lichtbahn. Im Innern hörte Lance das Mädchen rumoren.
Er rannte geräuschlos über den Hof und baute sich neben der Tür auf, äugte in die Scheune.
Carry stand mit dem Rücken zu ihm außerhalb des Lichtrechtecks, das die Tür warf, und spießte mit einer Heugabel Stroh in einen Handkarren. Sie war völlig in ihre Arbeit vertieft, und so nahm sie den Mann nicht wahr, der mit einem listigen Grinsen um den Mund von hinten an sie heranschlich wie ein Apache auf dem Kriegspfad.
Aber dann erstarrte Carry. In dem Moment, als sie die Gabel ins Stroh stieß, legte sich ihr von hinten ein Arm um den Hals. Etwas bohrte sich hart in ihre Seite. Mit verstellter, heiserer Stimme zischte Lance McLintock dicht neben ihrem Ohr: „Küss mich oder ich schieße!“
Zwei Lidschläge lang war Carry zu keiner Reaktion fähig. In heißen Wogen pulsierte der Schreck durch ihre Blutbahnen. Doch dann begriff sie. Mit einer jähzornigen Bewegung machte sie sich frei. Ihre Hände ließen die Forke fahren, Carry wirbelte herum und funkelte den Deputy mit ihren grünlich-braunen Katzenaugen kriegerisch an: „Du verstehst es, einen Menschen zu erschrecken, Lance McLintock", fauchte sie. "Ich hätte um einen Haar einen Herzschlag erlitten.“
Lance ließ die Hand sinken, deren Zeigefinger er Carry wie den Lauf eines Revolvers in die Seite gebohrt hatte. Er lachte amüsiert. Seine Zähne blitzten. „Wie kann ich das bloß je wieder gut machen?“
Er trat einen Schritt vor sie hin und nahm sie in die Arme. Sie hob das Gesicht zu ihm in die Höhe. Vergessen war der Schreck, den er ihr eingejagt hatte. Ein Lächeln verzauberte ihre Züge. Eine Reihe perlweißer, ebenmäßiger Zähne standen in einem scharfen Kontrast zum sonnengebräunten Teint ihrer Haut.
„Was treibt dich her?“, fragte sie mit schelmischem Augenausdruck.
„Was wohl? Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten ohne dich. In Ash Fork liegt der Hund begraben. Ich fühlte mich einsam. Da hatte ich die Idee, zu dir zu reiten. - Ich sah deinen Dad wegfahren. Sieht aus, als wären wir alleine.“
„Dad ist nach Williams unterwegs“, murmelte sie und legte den Kopf etwas in den Nacken. „Die Bank dort macht Schwierigkeiten. Meredith hat...“
Er küsste sie. Er war nicht hier, um Probleme zu wälzen. Ihn hatte schlicht und einfach der Druck in seinen Lenden auf die Thompson-Ranch getrieben. Außerdem liebte er Carry. Sie waren so gut wie verlobt. Aber das wussten nur sie beide...
Sekundenlang stemmte Carry sich gegen seinen überfallartigen Kuss, dann aber ließ sie es geschehen. Schließlich erwiderte sie seine Küsse. Seine Rechte lag auf ihrem kleinen, festen Po. Die Linke öffnete die Knöpfe ihres Hemdes und schob sich darunter. Sie legte sich über die üppige, pralle Halbkugel mit dem kieselsteinharten Nippel. Er massierte sie leicht.
Ihre Zungen drohten sich ineinander zu verschlingen. Heiß und ungestüm waren die Küsse, voller Leidenschaft und lustvollem Verlangen. Carry schmiegte sich eng an ihn und spürte die Härte in seiner Hose. Die Probleme, die wie ein Damokles-Schwert über der Ranch hingen, hatte sie ganz an den Rand ihres Bewusstseins verdrängt.
Carry begann, an der Schließe seines Revolvergurts zu nesteln. Sein Mund löste sich von ihren Lippen und zog eine feuchte Spur über ihre Wange, ihr Ohrläppchen, ihren schlanken Hals. Der Gurt rutschte schwer an seinen Beinen hinunter und klatschte auf den hartgestampften Boden.
Lance zog ihr das Hemd aus der Hose und schob es ihr über die Schultern. Sein Gesicht senkte sich auf die Ansätze ihrer Brüste, seine Lippen tasteten sich über die glatte, samtige Haut und umschlossen eine der voll erblühten Knospen. Seine Zunge begann zu kreisen und das Feuer der überwältigenden Lust loderte in Carry höher und höher.
Sie befreite seinen berstend mit Blut gefüllten Schwellkörper aus dem engen Gefängnis der Hose. Er spürte, wie ihre Hand ihn umfasste und manipulierte. Lance stöhnte. Sein Lustlümmel schien noch etwas an Stärke und Länge zuzulegen.
Schließlich hielten sie es beide nicht mehr länger aus. Sie ließen voneinander ab und entkleideten sich schnell. Dann kniete Lance vor ihr. Seine Hände glitten über ihre Seiten. Er bedeckte ihren flachen Bauch mit Küssen. Seine Linke wanderte wieder nach oben und knetete einen der festen Hügel. Sein Daumen kreiste über die Brustwarze, seine kurzen Bartstoppeln erzeugten auf ihrer Haut ein lustvolles Kratzen.
Carry stöhnte vor Wollust. Die Gier, ihn endlich in sich zu spüren, wuchs und wurde schließlich übermächtig. Sie kniete ebenfalls nieder, und als er seinen Kopf in das Tal zwischen ihren prallen Brüsten vergrub, zerrte sie ihn auf das Stroh.
Sie legte sich auf den Rücken. Er kniete zwischen ihren Oberschenkeln. Sein Lustzapfen stand steil in die Höhe. Er war derart prall mit Blut gefüllt, dass es ihn fast schmerzte.
„Nimm mich endlich“, keuchte Carry, und die geile Lüsternheit ließ ihre Stimme belegt klingen. „Ich verbrenne sonst...“
Das ließ sich Lance McLintock nicht zweimal sagen. Langsam drang er in sie ein. Sie führte ihn mit beiden Händen. Ihre Scheidenwände waren warm und feucht. Tief in ihr spürte er das Feuer der ungezügelten Leidenschaft. Sie nahm ihn voll und ganz auf, er füllte sie aus. Er begann zu stoßen. Seine Hände krallten sich in ihre Pobacken. Ihre Muskeln zuckten wie unter einem inneren Krampf. Lance begann seinen strammen Pfahl hin und her zu schieben. Mit dem rhythmischen Schwung seiner Hüften rammte er ihn immer wieder tief in sie hinein.
„Oh mein Gott, ja, ja, oooh - jaaa!“ Die Impulse der Lust, die ihr Hirn versandten, brachen aus ihrem halb geöffneten Mund. Der letzte Ton endete in einem verlöschendes Ächzen.
Mit jedem Stoß trieb er sie tiefer hinein in den Taumel der Wollust. Es war wie ein Rausch. Unaufhaltsam katapultierte er sie dem Höhepunkt entgegen. Carry stieß nur noch kurze, spitze Schreie aus. Ihr Körper erbebte, das Kribbeln, das sich in ihrem Unterleib ausbreitete und bis unter ihre Hirnschale zuckte, ließ sie erschaudern.
Und dann kam sie. Es war wie eine Eruption in ihrem Innern. Der erlösende Schrei, der sich sekundenlang in ihr staute, brach aus ihrer Kehle. Sie stürmte den Gipfel der Leidenschaft, und in die Sturmflut ihrer Empfindungen hinein ergoss Lance sich in sie. Warm und stoßweise pulsierte es in sie hinein. Der Rausch riss auch ihn mit fort.
Keuchend und schwitzend lagen sie anschließend nebeneinander im Stroh. Herzschlag und Atmung regulierten sich nur langsam. Seine Hand strich über ihre Oberschenkel, den Venushügel mit dem Büschel schwarzer Schamhaare, über ihren Bauch...
„Wann wirst du Dad fragen?“, entrang es sich Carry nach einer ganzen Zeit, in der sie das Hochgefühl in sich nachwirken und abklingen ließ.
Lance wandte ihr das Gesicht zu. „Sobald ich genügend Geld auf der hohen Kante habe, um uns ein Haus zu bauen und ich uns eine sorgenfreie Zukunft bereiten kann, Darling. Du weißt, ich will drei Kinder, und die wollen ernährt werden. Von vierzig Dollar im Monat, die man mir zahlt, kann sich das noch einige Zeit hinziehen, bis ich eine Familie gründen kann.“
Sie schaute enttäuscht und schmollte. „Um ausschließlich deine lüsternen Triebe zu befriedigen bin ich mir langsam zu schade, Lance. Ich will deine Frau werden. Hier auf der Ranch können wir...“
Sie brach ab. Ihre Züge überschatteten sich. Eine eiskalte Hand schien nach ihr zu greifen.
„Was ist?“, fragte er.
„Ich sagte es dir doch schon. Die Bank hat Dad die Hypothek gekündigt. Weiß Gott, wie lange wir hier noch leben können. Ich denke, es wird wohl wirklich so schnell nichts mit uns beiden.“
Sie schaute bekümmert.
„Es wird alles nicht so heiß gegessen wie’s gekocht wird“, versuchte er sie aufzumuntern.
Aber Carry ahnte das Unheil, das sich über der Ranch wie eine schwarze Gewitterwolke zusammenbraute. Sie blieb ernst.
„Ich glaube nicht, dass Meredith uns den Kredit noch einmal verlängert", verlieh sie ihrer Sorge Ausdruck. „Burl Hannagan hat Dad schon vor einem Jahr ein lächerliches Angebot für die Ranch unterbreitet. Er ist scharf auf unser Land, denn es grenzt an sein Weidegebiet und seine Weiden werden langsam zu eng für seinen Viehbestand."
"Na und", meinte Lance. "Was hat das mit der Hypothek und eurem Problem mit Meredith zu tun?"
"Hannagan ist ebenfalls Kunde bei Meredith", erwiderte Carry mit belegter Stimme. "Wenn er spitz kriegt, dass Dad nicht zahlen kann, wird er mit der Unterstützung des Bankiers seine schmutzigen Hände nach der Ranch ausstrecken. Und wir werden keine Chance haben, es aufzuhalten.“
Ihre letzten Worte klangen in Lance nach wie eine düstere Prophezeiung.
*
Amos Thompsons Augen glühten zornig auf, ein gefährliches Licht begann in ihnen zu lodern. Zwischen den Zahnen knirschte er: "Sie haben also Burl Hannagan den Hypothekenbrief verkauft. Sie wissen doch, was das für mich bedeutet. Warum Meredith - warum haben Sie das getan?"
In seiner Stimme schwang zuletzt ein verzweifelter Unterton mit.
John Meredith erwiderte seinen Blick kalt und gelassen. In seinem feisten Gesicht verzog sich keine Miene. Wie ein Berg Fleisch in einem schwarzen Prince-Albert-Rock saß er hinter seinem Schreibtisch. Seine fleischigen Hände lagen auf der polierten Platte, seine wulstigen, feuchten Lippen sprangen auseinander. Ein Speichelfaden zog sich zwischen ihnen. Er knurrte: "Ihre Schulden bei der Bank würden ins Unermessliche wachsen, Thompson. Sie aber werden niemals in der Lage sein, auch nur einen einzigen rostigen Cent zurückzuzahlen. Sie kommen nie auf einen grünen Zweig mit Ihrer Ranch.“
"Aber..."
Der Bankier wischte den Einwand, zu dem Amos Thompson ansetzte, mit einer unduldsamen Geste beiseite. Er verlieh seiner Stimme einen energischen Tonfall, als er weitersprach.
„Die Bank will ihr Geld sehen. Vor drei Tagen ist die letzte Frist abgelaufen. Ich habe Ihnen sowieso schon einige Monate Zahlungsaufschub gewährt. Also behaupten Sie nicht, ich wäre Ihnen nicht entgegengekommen. Aber Sie waren nicht mal in der Lage, die angefallenen Zinsen zu begleichen. Was wollen Sie überhaupt, Thompson? Sie haben Ihre Ranch in Grund und Boden gewirtschaftet und brauchen sich nun nicht zu beklagen."
"Das ist eine Unverschämtheit!“, zischte Amos Thompson und eine maßlose Wut brach sich Bahn in seine Züge, wütete in ihnen und verdunkelte seine Augen. Er musste sich gewaltsam am Riemen reißen, um dem widerlichen Burschen hinter dem Schreibtisch nicht an die Kehle zu gehen. Amos beugte sich vor und stemmte sich mit beiden Armen auf die Schreibtischplatte. Er holte tief Luft. Kratzend stieg es aus seiner Kehle: "Ich habe die Ranch nicht heruntergewirtschaftet, Meredith. Im Gegenteil. Ich habe meine Cowboys entlassen und mir Tag für Tag den Hintern wundgeritten, um Ihnen Ihr verdammtes Geld endlich bezahlen zu können. Carry musste arbeiten wie ein Mann. Sie tat es, ohne zu klagen. Denn sie wusste, was für uns auf dem Spiel stand. Aber kaum, dass wir uns ein wenig erholt hatten, kamen die dreckigen Viehdiebe. Sie haben uns ins Elend zurückgestoßen. - Meredith“, Thompsons Stimme nahm einen beschwörenden Klang an. „3000 Dollar. Ich bitte Sie. Das ist lächerlich. Die Ranch ist das fünffache wert ...“
„3000 Dollar plus acht Prozent Zins und Zinseszins auf eine Laufzeit von zwei Jahren“, verbesserte ihn Meredith. In seinem schwitzenden Gesicht zuckte kein Muskel.
Amos Thompson winkte ungeduldig ab. „Burl Hannagan wird Carry und mich ohne mit der Wimper zu zucken von der Ranch jagen. Er stößt uns ins Unglück, und Sie haben ihm das Mittel dazu in die Hand gegeben. Können Sie das mit Ihrem Gewissen vereinbaren, Meredith? Auf der Ranch habe ich meine Frau begraben. Carry und ich...“
Schroff unterbrach ihn der Bankier. „Kommen Sie mir jetzt bloß nicht auf die weinerliche Tour, Thompson. Einigen Sie sich doch mit Hannagan. Reiten sie auf die Triangle-H und reden Sie mit ihm. Klagen Sie ihm Ihr Leid. Vielleicht rührt es ihn, und er pocht nicht auf sofortige Ablösung der Schuld.“
„Eher bringe ich einen Stein zum Weinen“, brach es unbeherrscht über Thompsons bleiche Lippen. „Dass Sie ihm den Schuldschein verkauft haben, ist Wasser auf seinen Mühlen, ist für ihn ein gefundenes Fressen. Innerhalb der nächsten drei Tage wird er bei mir aufkreuzen, und mich vor die Wahl stellen: Bezahlen oder verschwinden.“
John Meredith zuckte gleichmütig mit den fleischigen Schultern, die seinen dunklen Prince-Albert-Rock zu sprengen drohten.
„Glauben Sie nur nicht, dass ich das hinnehme.“ In Amos Thompsons Augen funkelte jetzt der Hass. Seine Stimme war zu einem heiseren Geflüster herabgesunken. „Ich lasse mich nicht wie einen räudigen Hund vertreiben. Von niemand. Weder von Ihnen, noch von Burl Hannagan. Wenn es sein muss, werde ich die Ranch mit der Waffe in der Faust verteidigen.“
„Dann werden Sie wahrscheinlich auf Ihrem Land bleiben, Thompson“, versetzte Meredith unbeeindruckt. „Allerdings sechs Fuß unter der Grasnarbe.“
Scharf stieß Thompson die Luft durch die Nase aus. „Gütiger Gott, Meredith. Was sind Sie doch für ein charakterloser Hurensohn. Ihr Anblick beginnt mir Übelkeit zu bereiten. Pfui Teufel! Ich hätte gute Lust, die Niedertracht mit den Fäusten aus Ihnen herauszuprügeln.“
"Soll das eine Drohung sein, Thompson?", brauste der Bankier auf und knallte die Faust auf den Schreibtisch, dass es krachte. Zorn trieb ihm die Blut ins Gesicht. Die Ader an seiner Schläfe schwoll an. Seine Wangen vibrierten. Er stemmte ächzend seine Körpermasse in die Höhe. "Verlassen Sie auf der Stelle die Bank, Thompson! Zwischen uns gibt es nichts mehr zu bereden. Wenden Sie sich an Hannagan. Vielleicht gewährt er Ihnen Zahlungsaufschub. Mir aber gehen Sie jetzt aus den Augen. Sonst lasse ich Sie von meinen Leuten auf die Straße werfen."
"Yeah, ich gehe", hechelte Thompson gehässig. "Fertig aber, Meredith, fertig sind wir beide noch lange nicht miteinander."
Amos Thompson richtete sich abrupt auf, eine böse, unheilvolle Verheißung ging von ihm aus - etwas, das in dem Bankier trotz aller zur Schau getragenen Autorität und Unbeugsamkeit ein beklemmendes Gefühl verursachte.
Jäh machte der Smallrancher kehrt. Hart tackten seine Absätze auf den Fußbodendielen. Die Tür flog krachend hinter ihm ins Schloss.
John Meredith atmete auf. Er wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und aus den Augenhöhlen.
Amos Thompsons Schritte verklangen.
*
Zwei Tage später. Burl Hannagan und fünf seiner Reiter lenkten ihre Pferde in den Hof der Thompson-Ranch. Die Pferdehufe rissen Staubwolken in die heiße Luft. Eine Schar Hühner floh mit vorgestreckten Hälsen und ausgebreiteten Flügeln vor den Reitern. Das Janken der Sättel und das Klirren der Gebissketten erfüllte für kurze Zeit den Ranchhof. Dann nahmen die Reiter mit harten Fäusten ihre Tiere in die Kandare und die Geräusche verebbten. Die Pferde peitschten mit den Schweifen nach den blutsaugenden Bremsen an ihren Seiten. Ab und zu stampfte eines der Tiere mit dem Huf. Der Staub senkte sich.
„Thompson!“, erklang Hannagans grollendes Organ. "Heh, Amos Thompson. Komm heraus. Ich bin hergeritten, um mit dir zu reden."
„Und dazu benötigst du fast ein halbes Dutzend deiner Sattelwölfe?", kam es aus einem der hochgeschobenen Fenster. Bitter lachte Amos Thompson auf. "Ich habe die Winchester auf dich gerichtet, Hannagan. Solltest du deine Kettenhunde von der Leine lassen, bist du der erste, der heißes Blei frisst."
"Sei kein Narr, Thompson", mahnte Burl Hannagan. "Denk an deine Tochter."
"Lass Carry aus dem Spiel, verdammt! Du glaubst, du bist mit dem Schuldschein in deinen schmutzigen Händen am Ziel deiner Wünsche. Aber du irrst dich, Hannagan. Eher sterbe ich, als dass ich dir die Ranch für ein Butterbrot überlasse. Also verschwinde wieder. Die 3000 Bucks plus Zinsen kriegst du, sobald ich das Geld habe. Und ich werde alles daran setzen, es so schnell wie möglich zusammenzukratzen.“
„Du windiger Hungerleider kommst nie mehr auf die Füße“, rief Hannagan mit Stentorstimme. „Ich gebe dir drei Tage Zeit, die Ranch zu räumen. Wenn ich nach Ablauf dieses Ultimatums wieder herkomme und du solltest noch hier sein, wird es höllisch hart für dich.“
"Wenn Sie in drei Tagen aufkreuzen sollten, um für Furore zu sorgen, Hannagan", erklang Carrys helle Stimme, „dann werden Sie und Ihre Sattelhyänen heißes Blei schlucken."
"Hört, hört", rief Hannagan, angefüllt mit wildem Spott. "Da mach ich mir ja vor Schiss gleich in die Hosen. Heh, Thompson, lässt du deine Tochter tatsächlich schon mit 'ner Knarre spielen? Pass nur auf, dass sie..."
Ein Schuss peitschte. Die Kugel pflügte vor Burl Hannagans Pferd den Staub. Das erschreckte Tier stieg wiehernd auf die Hinterhand. Der Rancher regierte nicht schnell genug, verlor den Halt und flog rücklings auf die Erde. Die vorderen Hufe des Braunen krachten auf den Boden zurück, das Tier bockte hinten hoch. Wallender Staub schlug über Hannagan zusammen.
Einer der Reiter trieb sein Pferd heran und griff dem Tier des Ranchers ins Kopfgeschirr. Mit stählerner Hand bändigte er es. Der Braune beruhigte sich, rollte mit den Augen und spielte nervös mit den Ohren.
Der Sturz hatte Burl Hannagan die Luft aus den Lungen gepresst. Er japste wie ein Erstickender. Sein Gesicht lief dunkel an. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Einer seiner Männer sprang vom Pferd und half Burl Hannagan auf die Beine. Seine Kleidung war staubgepudert. Der Cowboy versetzte seinem Boss mit der flachen Hand einige Schläge auf den Rücken. Endlich kam der erlösende Atemzug. Burl Hannagan hüstelte, als sich seine Lugen vehement mit Sauerstoff füllten. Seine pulvergrauen Augen füllten sich mit Tränen.
Carry rief mit brechendem Tonfall: "Sollten Sie wiederkommen, Hannagan, halte ich zwei Yards höher. Ein Donnerknall, und mit Ihrer Herrlichkeit ist es dann vorbei."
Ein scharfes, schnappendes Geräusch erklang, als Carry repetierte.
"Ich werde mich darauf einstellen!", keuchte der Boss der Triangle-H. "Für das eben wirst du bitter büßen, Carry. Drei Tage! Solltet ihr dann nicht verschwunden sein, werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen. Mein Wort drauf."
Er stapfte zu seinem Pferd und zog sich den Sattel. "Männer, wir reiten!"
Sie zerrten die Vierbeiner herum und stoben in wilder Karriere davon.
Im Haus senkte Carry das Gewehr. Ein herber Zug hatte sich um ihren Mund gebildet. Sie sah plötzlich älter und reifer aus, als sie tatsächlich war.
Amos Thompson ließ ebenfalls die Waffe sinken. "Das hättest du nicht tun dürfen, Carry. Jetzt hast du ihn erst recht herausgefordert. Jetzt haben wir überhaupt kein Entgegenkommen mehr zu erwarten."
"Das hatten wir nie, Dad", versetzte Carry kehlig. "Es ist seit langer Zeit sein Bestreben, die Thompson-Weide seinem Besitz einzuverleiben. Um seinen Willen durchzusetzen, ist ihm kein Mittel zu schmutzig. Ich wende mich an McLintock. Er trägt den Stern und muss einschreiten, sollte Hannagan in drei Tagen auftauchen, um hier den Teufel aus dem Sack zu lassen."
Old Amos winkte ab. "Hannagan hat das Recht auf seiner Seite, Carry. McLintock müsste sich, wenn Hannagan es verlangt, sogar gegen uns wenden. Nein. McLintock lassen wir aus dem Spiel. Also werden wir ganz allein auf uns gestellt sein, wenn Hannagan mit seiner Revolvermannschaft kommt."
"Er kann unsere Ranch nicht einfach übernehmen, Dad", wandte Carry ein. "Er muss beim Countysheriff die Versteigerung beantragen. Dann muss er sie ersteigern. Der unsere Schulden übersteigende Erlös aber gehört uns."
"Er wird einen Dreck tun. Er ist ein Weidepirat. Und weil das so ist, lässt er das Problem von seinen Sattelwölfen lösen."
Hoffnungslosigkeit senkte sich in Carrys Herz. "Dann können wir nur verlieren, Dad."
"Willst du, dass ich aufgebe?"
Ihr Kopf ruckte hoch. Sie schob energisch das Kinn vor. "Nein!" Klar, sachlich und entschieden kam es über Carrys Lippen. "Niemals." In ihren Augen blitzte es auf. "Warum fahren wir nicht nach Flagstaff und beantragen dort bei der Bank einen Kredit. Wenn wir 4000 Dollar bekämen, dann wären wir aus dem Schneider. Wir könnten den Schuldschein einlösen und hätten noch einige hundert Dollar übrig, um unseren Rinderbestand aufzufüllen."
Wieder winkte Amos ab. "Flagstaff ist an die 40 Meilen entfernt. Das ist in drei Tagen nicht zu schaffen."
"Dann müssen wir kämpfen, Dad."
Er nickte.
*
Burl Hannagan hatte nicht vor, drei Tage lang zu warten. Als er dieses Ultimatum setzte, war das vor seinem Sturz vom Pferd. Nachdem er sich mit Hilfe seines Reiters aus dem Staub hochgerappelt hatte, spürte er nur noch glühenden Hass. Und als er versprach, dass Amos und seine Tochter nach Ablauf von drei Tagen, sollten sie nicht verduftet sein, heulen und mit den Zähnen knirschen würden, war das nur noch eine Finte.
Am frühen Morgen des folgenden Tages jagte er seine Männer in die Sättel. Er führte das Rudel selbst an. Sie ritten ein Stück am Red Horse Wash nach Süden, bis sie den kleinen Nebenfluss erreichten, an dem fünf Meilen weiter westlich die Thompson-Ranch lag. Sie folgten dem schmalen, namenlosen Creek.
Die Nacht lichtete sich und wich dem Morgengrauen. Die Sterne verblassten. Alles sah düster und drohend aus.
Aber schon bald vertrieb die Sonne den Morgendunst und verlieh dem Land seine Farben. Auf den Gräsern glitzerte der Tau. Nebelbänke hingen über dem Fluss. Die Natur erwachte zum Leben.
Das Rudel ritt schnell. Dann jagte es in einen Einschnitt zwischen zwei Hügeln. Es war jetzt hell. Nur noch eine Bodenerhebung trennte sie von der Thompson-Ranch. Die Reiter zerrten an den Zügeln und rissen die Pferde in den Stand.
"Wir lassen die Gäule hier zurück", erklärte Burl Hannagan.
Sie saßen ab und leinten die Tiere an die Sträucher, die hier wucherten. Die Gewehre flirrten aus den Scabbards. Für kurze Zeit hing metallisches Knacken in der Luft, als sie durchluden.
Sie liefen auf die Anhöhe. Die Ranch lag in einer weitläufigen Senke vor ihnen.
"Verteilt euch!", kommandierte Hannagan. "Wenn ich schieße, stürmen wir. Thompson und seine Tochter werden zu keiner Gegenwehr kommen. Bis sie einen klaren Gedanken fassen können, sind wir über ihnen."
Die Männer trennten sich. Es waren Kerle, die Burl Hannagan auf sich eingeschworen hatte, denen er genug zahlte, so dass sie für ihn durchs Feuer gingen. Es war eine kompromisslose, raubeinige Revolvermannschaft...
Im Schutz von Büschen pirschten sie an die Ranch heran, die wie ausgestorben vor ihnen lag. Der eine oder andere begann sich schon zu fragen, ob Old Amos und Carry es vorgezogen hatten, bei Nacht und Nebel zu verschwinden.
Im Hof pickten die Hühner im Staub. Aus dem Schornstein stieg kein Rauch. In einem kleinen Corral befanden sich fünf Pferde.
Sie warteten und lauerten wie Raubtiere.
Von Carry und ihrem Vater war nichts zu sehen oder zu hören.
Einer der Angreifer wurde unvorsichtig. Er richtete sich hinter dem Busch auf, den er als Schutz gegen unliebsame Blicke benutzt hatte. Er starrte auf die Front des Haupthauses. In den Scheiben der beiden Fenster brach sich das Sonnenlicht. Die Haustür war geschlossen.
Von seinen Komplizen zeigte sich keiner. Sie blieben in sicherer Deckung.
Ein peitschender Knall sprengte die trügerische Stille. Glas klirrte, als die Fensterscheibe von der Kugel zerschmettert wurde.
Der Bursche hinter dem Strauch zuckte zusammen.
Die Triangle-H-Reiter schnellten aus ihren Deckungen und stürmten auf das Haus zu.
Sie hielten den Schuss für das verabredete Zeichen.
Den Schuss aber hatte Amos Thompson abgefeuert. Der Mann, den er getroffen hatte, kippte in den Busch.
Aus dem zerschossenen Fenster stieß den Angreifern ein greller Mündungsblitz entgegen. Einer der Kerle hielt an, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er warf beide Arme hoch, sein Gewehr flog in hohem Bogen davon, dann machte er das Kreuz hohl und sank sterbend zu Boden.
Die anderen spritzen wieder in Deckung. Sie kauerten im Schutz der Schuppen und des Stalles oder lagen hinter dichtem Gestrüpp und starrten auf ihren reglosen Kumpan, der mit ausgebreiteten Armen und seltsam verkrümmt am Rand des Ranchhofes lag.
Burl Hannagan knirschte mit den Zähnen. In seiner Nähe schmetterte ein Gewehr. Wieder schepperte Glas, als das zweite Fenster in der Vorderfront des Ranchhauses zerbarst. Sofort wurde das Feuer in dem Gebäude erwidert. Zwei Gewehre spuckten Feuer, Rauch und Blei. Die Detonationen stießen über den Hof und stauten sich sekundenlang zwischen Schuppen und Scheunen.
Amos Thompson schrie, als wieder Ruhe eingekehrt war, wild und wie besessen: "Kommt nur, ihr Schufte! Drei Tage, Hannagan, wie? Du bist ein gemeiner Bastard. Aber ich wusste es. Deine Rechnung ist nicht aufgegangen."
Carry war zu einem der hinteren Fenster gelaufen, um die rückwärtige Seite des Haupthauses zu verteidigen. Sie zeigte keine Angst. Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit prägten jeden Zug ihres Gesichts.
"Du hast zwei meiner Männer erschossen, Thompson!", brüllte Hannagan. "Dafür wirst du hängen."
"Du bist weder Richter noch Henker, Hannagan!", kam es klirrend zurück. "Selbst wenn ich jeden einzelnen von euch umlege, wird es Notwehr sein."
"Auf dieser Weide gilt mein Gesetz!", schrie Hannagan.
"Das Gesetz des Stärkeren - ich weiß. Na schön. Du hältst dich für stark und mächtig. Aber an die Thompson-Ranch kommst du nur über meine Leiche ran. Worauf wartest du, Hannagan? Warum zögerst du?"
"Gebt mir Feuerschutz!", rief Craig Strong, der Top-Revolverschwinger der Triangle-H. "Ich versuche, zur Haustür zu gelangen."
Er stand an der Ecke des Pferdestalles im toten Winkel zu Amos Thompson.
"Nein!", kam es von Hannagan. "Wir wollen nichts herausfordern. Wir ziehen uns zurück."
"Sie haben Ben Welsh und Jesse Hogan erschossen!", brüllte einer rau. "Soll ihr Tod ungesühnt bleiben?"
"Noch gebe ich die Befehle!", versetzte Hannagan laut und grimmig. "Also, Rückzug!"
Sie huschten davon, genauso wie sie gekommen waren. Im Haus schwiegen die Gewehre. Zurück blieben die beiden leblosen Gestalten. Über ihnen hing jeweils eine schwarze Wolke aus Mücken, die der süßliche Blutgeruch schnell angelockt hatte.
Als sie bei ihren Pferden ankamen, sagte Burl Hannagan mit hassverzerrter Stimme: "Ewig können sie sich nicht im Haus verschanzen. Einmal müssen sie herauskommen. Und dann..."
Er ließ den Rest offen. Aber gerade das war beredter als jedes weitere Wort.
Nach einer halben Stunde wagte sich Amos Thompson ins Freie. Er witterte wie ein Wolf in die Runde und ließ seinen Instinkten freien Lauf. Er war darauf eingestellt, gedankenschnell zu reagieren.
Aber die Triangle-H-Männer ließen sich nicht aus der Reserve locken. Sie hatten sich auf der Anhöhe verteilt. Kalte Augen starrten über Kimme und Korn auf den Smallrancher.
"Sie scheinen tatsächlich getürmt zu sein", rief er über die Schulter. "Bleib aber im Haus, Carry, damit du mir notfalls Feuerschutz geben kannst."
"In Ordnung, Dad."
Carry bezog neben einem der Frontfenster Stellung und beobachtete das Terrain nach Osten, wo die die Triangle-H-Kerle verschwunden waren.
Amos stapfte zu dem Mann hin, der im Hof lag. Er beugte sich über ihn. Er war tot. Er ging weiter zum nächsten, der bei dem Strauch zwischen einem Schuppen und dem Stall zusammengebrochen war. Auch in ihm war kein Leben mehr. Mit dem leeren Ausdruck des Todes starrte er hinauf zum ungetrübten, blauen Himmel.
Amos Thompson schluckte trocken. Obwohl er sich im Recht fühlte, machte es ihm plötzlich zu schaffen, dass er zwei Männer erschossen hatte. In seiner Mundhöhle bildete sich ein gallenbitterer Geschmack. Und er versuchte sich einzureden, dass er die beiden in Notwehr tötete.
Er packte den Leichnam unter den Achseln und schleppte ihn zu einem der Schuppen, öffnete die Tür und zog ihn hinein. Dann holte er den anderen...
Auf dem Hügel brüllten die Gewehre auf. Eine Salve peitschte in die Senke. Amos Thompson wurde von den Treffern herumgewirbelt und geschüttelt, er fiel über den Toten, ein letztes ersterbendes Röcheln löste sich in seinem Kehlkopf, dann griff der Tod mit knöcherner Klaue nach ihm.
Der Pulverdampf auf dem Hügel zerflatterte. Die vielfältigen Echos der Schüsse verebbten mit geisterhaftem Geflüster.
Ein gellender Aufschrei, geboren aus maßlosem Ersetzen und grenzenloser Verzweiflung, stieg aus Carry Kehle. Die Gefahr nicht achtend, die auf sie lauerte, rannte sie aus dem Haus. Neben ihrem Vater warf sie sich auf die Knie. Ihre Winchester lag im Staub. Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoß.
"Dad", stammelte sie. "Mein Gott, Dad..."
Ihre Psyche spielte nicht mehr mit.
Fassungslosigkeit und Erschütterung nahmen ihr jede andere Empfindung. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie derart hautnah von brutaler Gewalt und Tod umgeben. Ihre Lippen zuckten. Tränen rannen über ihre Wangen. Das Bild des im Tode erstarrten Gesichtes ihres Vaters brannte sich unauslöschlich in ihrem Bewusstsein ein.
Das Grauen schüttelte Carry.
Rumorender Hufschlag kam auf.
Wie im Trance hob Carry das Gesicht. Ihr Körper verkrampfte sich, bäumte sich förmlich auf, als bohrte sich ihr eine Messerklinge zwischen die Schulterblätter. Jäh begriff sie die Gefahr, der sie ausgesetzt war. Ein unsichtbarer Strom von Härte und Brutalität ging von der heranbrandenden Schar aus.
Es riss Carry hoch. Sie bückte sich nach ihrer Winchester. Die Gewehre der Reiter begannen zu hämmern und schleuderten ihren trockenen Knall in den Ranchhof. Querschläger heulten. Wie giftige Hummeln sirrten die Geschosse über Carry hinweg oder an ihr vorbei.
Carry warf sich herum und feuerte aus der Hüfte. Die Reiter trieben ihre Pferde auseinander. Gehetzt wandte Carry sich wieder dem Haus zu. Da durchbohrte eine Kugel ihren Oberschenkel. Der Schmerz raste hinauf in ihr Hirn und schien dort zu explodieren. Ihr Bein knickte weg, sie stürzte. Der Schrei, der sich sekundenlang in ihr staute, brach sich Bahn und endete in einem zerrinnenden Gurgeln. Kalt und stürmisch wie ein Blizzard kam die Angst. Und mit ihr die Panik. Sie stieg wie ein alles verzehrendes Feuer in ihr auf, verbreitete sich und erfasste ihren ganzen Körper.
Kriechend versuchte sie, das Haus zu erreichen. Das Gewehr schleppte sie am Lauf mit.
Neben ihr schlugen einige Kugeln ein. Erdreich spritzte. Das Hufgetrappel schlug heran wie eine Botschaft aus der Hölle. Die Erde schien unter den wirbelnden Hufen zu erbeben. Carrys Hand griff nach der Türschwelle. Ihre Finger verkrallten sich, ihre Nägel brachen, als sie versuchte, sich in den Flur zu ziehen. Der Schmerz in ihrem Bein tobte.
Sie schaffte es nicht. Der Pulk stob in den Ranchhof. Die Pferde wurden zurückgerissen, die bremsenden Hufe zogen tiefe Spuren in den Staub. Einige der Tiere brachen hinten ein. Die Kerle sprangen ab und rannten geduckt auf Carry zu. Sie rollte sich auf den Rücken, stemmte den Oberkörper in die Höhe, zog die Winchester an sich heran, versuchte, sie in Anschlag zu bringen.
"Runter mit der Knarre!", fauchte eine heisere Stimme.
Carry dachte nicht daran. Sie war nicht mehr Herr ihrer Sinne. Sie handelte nur noch mechanisch, bar jeglichen Willens.
Aber sie konnte die Waffe nicht mehr anlegen. Brutal wurde sie ihr aus der Hand gerissen. Die fünf Kerle umringten sie. Fünf Mündungen deuteten auf sie. Sie schloss die Augen und wartete darauf, dass der züngelnde Tod über sie hereinbrach.
Aber die Waffen schwiegen. Stattdessen vernahm sie wie aus weiter Ferne Hannagans grollendes Organ. Er stieß hervor: "Verschwinde, Carry Thompson. Dass dein Vater tot ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Er war ein alter, sturer Narr. Du aber bist jung, und du wirst irgendwo einen Neuanfang finden. Lass dich hier nie wieder sehen. Sollte mein Weg noch einmal den deinen kreuzen, werde ich dich mit der Peitsche aus dem Land jagen."
Carrys Lider flatterten. Dann hoben sie sich. Groß und drohend stand Burl Hannagan vor ihr. Die Mündungen waren nicht mehr auf sie gerichtet.
"Hast du mich verstanden, Carry?"
Die Worte fielen wie Bleiklumpen auf sie hinunter.
Sie bekam den Aufruhr in ihrem Innersten unter Kontrolle. Die Ausweglosigkeit ihrer Situation nahm alle Angst von ihr. Sie stieß hervor: "Du hast meinen Dad ermordet, Hannagan. Ja, es war Mord. Ihr habt ihn aus dem Hinterhalt niedergeknallt wie ein Stück Vieh. Ich werde mich an McLintock wenden."
"An den Deputy?" Hannagan lachte höhnisch auf. "Wenn ich ihm meine beiden Cowboys präsentiere, dann wird er wissen, dass sich dein Vater in eine reißende Bestie verwandelt hat, als wir kamen, um ihn letztmalig aufzufordern, die Ranch zu verlassen."
Hannagan wandte sich seinen Männern zu. "Die Idee ist gut, Leute. Legt die drei Toten auf den Wagen -" er deutete auf das Fuhrwerk, das neben einem Schuppen stand, "- und spannt zwei Gäule ein. Wir bringen sie nach Ash Fork."
Carry lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. Wirr hingen ihr die langen, braunen Haare ins Gesicht, in dem Staub und Schweiß eine grauen Schicht gebildet hatten. Sie umklammerte mit beiden Händen die Schusswunde an ihrem Oberschenkel.
In die Männer kam Bewegung. Nur Burl Hannagan und Craig Strong blieben vor ihr stehen. Mitleidlos starrten sie auf Carry hinunter. Ungerührt registrierten sie, wie sie gegen den stechenden Schmerz ankämpfte, der in ihren Zügen wütete und der sie ächzen ließ.
Burl Hannagan knirschte unerbittlich: "Wenn wir aus der Stadt zurückkehren, bist du fort, Carry. Ich mache mein Versprechen wahr, dich mit der Peitsche davonzujagen, sollte ich dich noch antreffen."
Bald standen zwei Pferde im Geschirr. Die Toten lagen auf der Ladefläche des leichten Fuhrwerks. Die Triangle-H-Männer sammelten sämtliche Waffen ein, die sie fanden, dann schwang sich einer auf den Wagenbock. Die anderen saßen auf.
Ohne Carry noch eines Blickes zu würdigen zogen sie nach Süden davon.
Carry starrte ihnen hinterher. In ihr begann etwas zu wühlen, das stärker war als alle Schmerzen, die sie quälten: Hass - grenzenloser Hass. Er ließ ihre Tränenkanäle versiegen.
Sie kämpfte sich hoch und humpelte ins Haus. In der Küche fand sie Verbandszeug. Mit einem Messer schlitzte sie das Hosenbein auf. Es war eine stark blutende Fleischwunde. Die Kugel war glatt durchgegangen. Vorsichtig zog Carry die Hose aus. Sie säuberte die Wunde mit Brandy, dann wickelte sie einen dicken Verband um ihren Oberschenkel.
Sie war fix und fertig. Schweiß rann ihr in Bächen über das Gesicht. Sie hinkte hinaus und wusch sich am Tränketrog das Blut von den Händen, warf sich einige Hände voll Wasser ins Gesicht, kehrte ins Haus zurück und holte aus ihrer Schlafkammer eine andere Hose...
Eine Stunde später ritt Carry von der Ranch. Sie war waffenlos und hatte kaum Geld. In ihr war der Hass unausrottbar verwurzelt. Carry blickte nicht zurück...
*
Drei Jahre waren vergangen. Fünf Reiter verhielten auf dem Kamm des Höhenzuges ihre Pferde. Pferde und Reiter waren verschwitzt und verstaubt. Müde ließen die Tiere die Köpfe hängen. Es war August und heiß wie in der Hölle. Die Luft schien vor Hitze zu glühen und zu vibrieren.
Einer der Reiter war eine schöne Frau.
Es war Carry Thompson.
Die vergangenen drei Jahre hatten sie reifen lassen.
Um ihre Hüfte lag ein breiter Revolvergurt aus schwarzem Büffelleder. Im Holster steckte ein langläufiger 44er Remington. Unter ihrem flachen, breitrandigen Stetson quoll eine Flut brauner Haare hervor.
Sie war kein Mädchen mehr. Carry war eine Frau geworden, deren Faszination sich kaum ein Mann entziehen konnte. Ein erregender Hauch von Fraulichkeit strahlte von ihr aus. Ihr Gesicht bestach durch seine Regelmäßigkeit und die beherrschenden, grünlich-braunen Augen. Die feinen Linien um Augen und Mund zeigten bei näherem Hinsehen allerdings deutlich, dass Carry das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen kennengelernt hatte.
Sie deutete mit einer knappen Geste ihrer Linken den Abhang hinunter. "Das ist Ash Fork. Wir sind am Ziel."
Die Ortschaft lag schimmernd unter einem Hitzeschleier. Das staubige Band der Überlandstraße zog sich zwischen der Ansammlung von Häusern und Hütten hindurch und bohrte sich weiter östlich zwischen die Hügel und Felsen.
"Reiten wir hinunter", knurrte Chuck Warner, der dunkelgesichtigte Bursche mit dem Kreuzgurt um die Hüfte, der Steigbügel an Steigbügel mit Carry verhielt. Er war ein bemerkenswerter Mann. Alles an ihm schien ungewöhnlich und gefährlich, wild und unberechenbar zu sein. Eine starke, zwingende Strömung ging von diesem Mann aus.
Sie ruckten in den Sätteln. Die Pferde setzten sich in Bewegung.
Friedlich und ruhig lag Ash Fork in der Senke. Verstreut lagen die Häuser mit den falschen Fassaden an der breiten Straße, die im Ort die Main Street bildete. In den Schatten lagen einige Hunde. In der Einmündung einer Gasse spielte eine Schar Kinder. Auf den Gehsteigen bewegten sich einige Passanten. Staub wehte über die Dächer der Town, auf der Straße ballte sich die Hitze.