Zusammenfassung
Die Stimmung Ken Claytons war auf dem Tiefpunkt. Sie hatten, als sie Faye Perkins entführten, Dan Donovan erschlagen. Claytons Herz war kalt und tot, der Mann kannte nur noch ein Ziel: Die Mörder des Mannes, der sich ihm als guter Freund erwiesen hatte, unerbittlich zur Rechenschaft zu ziehen.
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Über den Himmel im Westen zuckte ein Blitz, dem fernes Donnergrollen folgte. Ein ziemlich heftiger Wind trieb die tief hängenden Wolken nach Osten. Ken Clayton stand im Schlagschatten eines Gebäudes und beobachtete den Death Man Saloon. Aus den beiden großen Frontfenstern und der Tür fiel Licht auf den Vorbau. Der verworrene Lärm, der normalerweise aus dem Saloon drang, fehlte heute. Wahrscheinlich waren im Schankraum nur die Männer Mitchells versammelt. Außerdem – so vermutete Clayton -, wurde in dem Saloon Faye Perkins festgehalten.
Die Stimmung Ken Claytons war auf dem Tiefpunkt. Sie hatten, als sie Faye Perkins entführten, Dan Donovan erschlagen. Claytons Herz war kalt und tot, der Mann kannte nur noch ein Ziel: Die Mörder des Mannes, der sich ihm als guter Freund erwiesen hatte, unerbittlich zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Gewitter näherte sich schnell. Wieder zerriss am Westhimmel ein greller Blitz die Dunkelheit, und der Donner, der sich anschloss, war schon deutlicher als der von vorhin. Und nun schlugen auch schon erste schwere Tropfen in Ken Claytons Gesicht.
Er zog sich in die Passage zurück und rannte hinter den Häusern entlang zum Saloon. An dessen Giebelwand schlich er nach vorn und hatte rechts von sich den Vorbau, vor seinem Blick lag die große Plaza. Die Gebäude ringsum waren durch die Nacht nur als riesige, schwarze, eckige Klötze wahrzunehmen. Aus keinem der Fenster fiel Licht. Wären nicht die Lichter im Saloon gewesen, hätte man Great Bend für eine Geisterstadt halten können.
Der Regen wurde stärker. Clayton war durch den Dachvorsprung des Saloons einigermaßen geschützt. Nun zuckten auch über der Stadt die Blitze aus den Wolken und die Donnerschläge schienen den Weltuntergang anzukündigen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Staub auf der Plaza und in den Passagen in Schlamm verwandelt, und es bildeten sich riesige Pfützen. Der Himmel schien sämtliche Schleusen geöffnet zu haben.
Plötzlich sickerten Geräusche heran, die nur einige Pferde, die schnell getrieben wurden, verursachen konnten. Und dann zogen mehr als ein halbes Dutzend Reiter zwischen den Häusern hindurch von Osten her auf die Plaza, über die ein bretterharter Wind peitschende Regenschauer trieb. Die Reiter hatten sich die Hüte weit in die Gesichter gezogen und trugen Regenumhänge, die den Männern eine gewisse Formlosigkeit verliehen.
Ihr Ziel war der Death Man Saloon. Er war das einzige Gebäude in der ganzen Stadt, aus dessen Fenstern Lichtschein fiel. Düstere Ahnungen wallten in Ken Clayton hoch, und sie wurden zur Gewissheit, nachdem die Reiter ihre Pferde am Holm angebunden hatten und ins Licht auf dem Vorbau traten. Clayton erkannte Rich Burnett. Hatten ihn Mitchells Leute, die in Hutchinson lebten, mit Gewalt aus dem Gefängnis geholt, oder hatte ihn Will Jenkins laufen lassen, weil er keinen Ärger haben wollte?
Die Bande, die sich im Death Man Saloon versammelt hatte, in deren Gewalt sich Faye Perkins befand und auf deren Konto der Mord an Dan Donovan ging, hatte Verstärkung erhalten. Einen Moment dachte Ken Clayton daran, den Town Mayor aufzusuchen und ihn zu bitten, die Bürgerwehr zu mobilisieren. Er verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder, denn mit einer derartigen Aktion würde er Faye Perkins’ Leben gefährden.
Aus dem Saloon drangen raue Stimmen. Ken Clayton hatte keine Ahnung, wie er vorgehen sollte. Er wusste nur, dass er in Erfahrung bringen musste, wo genau im Saloon Faye festgehalten wurde. Sicher wurde sie bewacht. Den Saloon vom Keller bis ins Obergeschoss zu durchsuchen würde er nicht die Zeit haben. Mit anderthalb oder zwei Dutzend Revolverschwingern, die sich nun im Schankraum befanden, konnte er sich auch nicht auf einen Kampf einlassen.
Nun kamen zwei Männer aus dem Saloon. Nachdem sie vom Vorbau gesprungen waren, konnte er ihre Gestalten durch den strömenden Regen nur noch schemenhaft ausmachen. Einer der Kerle fluchte lästerlich. In die Pferde am Holm geriet Bewegung. Die beiden banden die Tiere los und führten sie um den Saloon herum, wahrscheinlich um sie in den Stall hinter dem Etablissement zu bringen.
Auch Clayton begab sich zur Rückseite des Gebäudes. Das Stalltor stand offen, vager Lichtschein drang ins Freie. Er hörte Stampfen und Prusten und einige andere Geräusche, die die beiden Männer verursachten, als sie den Pferden die Sättel abnahmen. Hin und wieder erklang eine Stimme.
Clayton war bis auf die Haut nass. Von der Krempe seines Stetsons tropfte das Wasser. Er ignorierte es. Entschlossen glitt er neben das Stalltor. Er schätzte, dass eine halbe Stunde verstrichen war, seit er sein Haus verlassen hatte. Es dauerte einige Zeit, bis die beiden Kerle die Pferde versorgt hatten. Dann hörte Clayton durch das Rauschen des Regens ihre Schritte und das leise Quietschen einer Laterne, die am Drahtbügel schaukelte. Am Boden wechselten nun Licht und Schatten, was ebenfalls durch das Schaukeln der Laterne ausgelöst wurde.
Die beiden kamen ins Blickfeld Claytons. Der fackelte nicht, schlug mit dem Gewehr zu, sah einen der Kerle zusammenbrechen und wandte sich dem anderen zu. Der war völlig perplex, und ehe er sich versah, bekam auch er einen Schlag gegen den Kopf, vor seinen Augen schien die Welt in Flammen aufzugehen, und dann senkte sich absolute Schwärze in sein Bewusstsein. Hart schlug er am Boden auf. Die Laterne war auf den Boden geprallt, der Glaszylinder zerbrach klirrend, die kleine Flamme erlosch. Clayton wurde schlagartig von der Dunkelheit eingehüllt.
Er schleifte die beiden schlaffen Gestalten in den Stall, holte die Lampe, zog das Tor zu und tastete einen der Bewusstlosen nach Streichhölzern oder einem Feuerzeug ab. Er fand ein Taschenfeuerzeug, für dessen Herstellung die Repeating Light Company in Springfield seit 1865 die Lizenz besaß, und es gelang ihm, den Docht der Laterne anzuzünden. Er fesselte einen der Besinnungslosen mit seinem Leibgurt die Hände auf den Rücken und knebelte ihn mit seinem eigenen Halstuch, dem anderen fesselte er ebenfalls die Hände, dann wartete er. Zuerst kam jener Bursche zu sich, den er geknebelt hatte, gleich darauf auch der andere.
Ken Claytons Gesicht wurde von der Dunkelheit verhüllt, denn er hatte die Laterne auf den Boden gestellt und das Licht erreichte es nicht. Die Augen der beiden Kerle glitzerten wie Glas, sie zerrten an ihren Fesseln, und schließlich stieß derjenige, der nicht geknebelt war, eine Serie von Flüchen aus. Jetzt ging Clayton auf die Hacken nieder. Das trübe Licht zeichnete düstere Schatten in sein hartliniges, hohlwangiges Antlitz. Er heftete seinen zwingenden Blick auf das Gesicht des Burschen und stieß hervor: „Hör zu fluchen auf. Es bringt dich nicht weiter.“
„Clayton!“, zischte der Bursche wie eine Schlange. Ken Clayton hatte ihn schon einige Male in Mitchells Gesellschaft gesehen.
„Wer war in Donovans Haus, um Faye zu kidnappen?“
„Erwartest du im Ernst von mir darauf eine Antwort?“, keuchte der Mann.
„Ja, mein Freund.“ Ken Clayton zog den Revolver, spannte den Hahn und drückte die Mündung unter das Kinn des Burschen am Boden. „Ihr habt Dan Donovan erschlagen wie einen kranken Hund, und denk nur nicht, dass ich einen von euch schone. Ihr seid Mörder und Kidnapper und ihr seid in der Überzahl. Sag es mir oder …“
In einem berstenden Donnerschlag gingen Claytons weitere Worte unter. Auf das Dach des Stalles prasselte der Regen. Der Donner verklang grollend.
„… oder du stirbst“, vollendete Ken Clayton seine Drohung.
Der Mann begriff, dass es dem Sheriff absolut ernst war. „Es – es waren Reaves, Francis und Belanger.“
„Ich habe Rich Burnett und einige weitere Reiter kommen sehen“, knurrte Clayton. „Als ich Hutchinson verließ, saß Burnett im Gefängnis.“
„Maxwell und seine Leute haben Burnett herausgeholt.“
„Maxwell ist Mitchells Geschäftsführer in Hutchinson, nicht wahr?“
„Ist er auch mit nach Great Bend gekommen?“
„Ja.“
„Wo wird Faye Perkins festgehalten?“
„In einem der Zimmer im Obergeschoss des Saloons.“
„Wird sie bewacht?“
„Ja. Zwei Männer befinden sich bei ihr in dem Zimmer.“
Clayton wusste genug. Er schlug zweimal mit dem Revolver zu, dann knebelte er auch den Mann, der seine Fragen beantwortet hatte, mit dessen Halstuch.
*
Ken Clayton pirschte wie ein Wolf um den Saloon herum. Immer wieder fuhren Blitze vom Himmel, denen sich krachender Donner anschloss, und es regnete mit unverminderter Heftigkeit. Die Kleidung klebte an Claytons Haut. Ihn fröstelte es. Aber das alles spielte für ihn keine Rolle. Er musste Faye aus den Händen dieser skrupellosen, brutalen Mörder befreien. Und dann konnte er seinen Vergeltungsfeldzug starten.
Wie kam er in den Saloon, ohne dass die Kerle im Schankraum oder jene beiden, die Faye in der oberen Etage bewachten, auf ihn aufmerksam wurden?
Es gab eine Außentreppe, an die sich oben ein Balkon anschloss, der die gesamte Längsseite des Gebäudes einnahm und von dem drei Türen ins Hausinnere führten. Es gab also drei Zimmer zur Plaza hin, und wahrscheinlich auch drei auf der hinteren Seite. Sechs Zimmer, und in einem davon wurde Faye festgehalten. Vor mehr als zwanzig Jahren hatte er sie geliebt wie sonst nichts auf der Welt. Dann verließ er sie, weil er davon überzeugt war, etwas Verbotenes zu tun und weil es ihn ganz einfach hinaus zog in die Welt.
Liebte er sie immer noch?
In Ken Clayton regte sich etwas, allerdings war es nicht so richtig bestimmbar. Unsinn!, durchfuhr es ihn. Viel zu viel Zeit ist seitdem vergangen. Du liebst Joana – ja, du liebst sie über den Tod hinaus. Alles andere wäre Verrat an ihr.
Aber Faye ist die Mutter deines Sohnes, mahnte eine Stimme. Und es ist wohl so, dass deine Gefühle für sie nicht völlig abgestorben sind.
Zur Hölle damit!
Jetzt zählte nur der Moment. Es galt, Faye aus den Klauen dieser Banditen zu befreien und die Mörder Dan Andersons zur Rechenschaft zu ziehen.
Darauf brannte Ken Clayton. Und er verschwendete keinen Gedanken mehr daran, dass er niemals mehr eine Waffe in die Hand nehmen und kämpfen wollte. Er spürte wieder jenen Hass in sich, der ihn lenkte und leitete, nachdem Larry Wood Joana erschoss. Es war schon fast Besessenheit. Es ging ihm auch nicht mehr darum, dem Stern und dem Eid gerecht zu werden, den er leistete, als er sich entschloss, die Nachfolge Cash Andersons hier in Great Bend anzutreten.
Er stand am Beginn der Außentreppe und war im Begriff seinen Fuß auf die unterste Stufe zu stellen, als ein Colt krachte und dann eine barsche, raue Stimme das Rauschen des Regens und das Winseln des Windes übertönte:
„He, ihr im Saloon! Ergebt euch! Wir haben den Bau umstellt. Kommt waffenlos und mit erhobenen Händen heraus. Ich gebe euch genau eine Minute Zeit. Dann stürmen wir.“