Zusammenfassung
Die Kerle gefielen dem sechsundvierzigjährigen Gesetzeshüter nicht. Es waren Sattelstrolche, Burschen, die es an keinem Ort längere Zeit hielt, die sich oftmals einfach nahmen, was ihnen gefiel und die sich meistens hart am Rande der Gesetzlosigkeit bewegten.
Es war ein warmer Tag im Mai des Jahres 1881. Seit drei Jahren trug Ken Clayton in Topeka den Stern des Town Marshals. Vorher hatte er in einer Reihe von wilden Städten mit eisernem Besen gekehrt. Innerhalb kürzester Zeit hatte er auch in Topeka für Ruhe und Ordnung gesorgt und das Gesindel, das in der Stadt für Angst und Schrecken sorgte, mit Pulverdampf und Blei zum Teufel gejagt. Das hatte ihm den traurigen Ruhm eingebracht, ein unschlagbarer Kämpfer zu sein.
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Clayton der Marshal: Pete Hackett Western Edition 44
Clayton Band 1
Western von Pete Hackett
Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
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Als Town Marshal Ken Clayton die vier heruntergekommenen Kerle an seinem Büro vorbei reiten sah, ahnte er nicht, dass ihr Erscheinen in Topeka einen Wendepunkt in seinem Leben darstellen sollte.
Die Kerle gefielen dem sechsundvierzigjährigen Gesetzeshüter nicht. Es waren Sattelstrolche, Burschen, die es an keinem Ort längere Zeit hielt, die sich oftmals einfach nahmen, was ihnen gefiel und die sich meistens hart am Rande der Gesetzlosigkeit bewegten.
Es war ein warmer Tag im Mai des Jahres 1881. Seit drei Jahren trug Ken Clayton in Topeka den Stern des Town Marshals. Vorher hatte er in einer Reihe von wilden Städten mit eisernem Besen gekehrt. Innerhalb kürzester Zeit hatte er auch in Topeka für Ruhe und Ordnung gesorgt und das Gesindel, das in der Stadt für Angst und Schrecken sorgte, mit Pulverdampf und Blei zum Teufel gejagt. Das hatte ihm den traurigen Ruhm eingebracht, ein unschlagbarer Kämpfer zu sein.
Die vier Reiter verschwanden aus dem Blickfeld des Town Marshals. Er blieb dennoch am Fenster stehen und schaute versonnen nach draußen. Immer öfter dachte er zurück, und den Nebeln der Vergangenheit entstiegen die verschiedensten Bilder. Da war eine kleine, beschauliche Stadt, die den Namen Great Bend trug, und da war das hübsche Gesicht einer jungen Frau namens Faye Donovan. Sie hatte ihn angefleht, in Great Bend zu bleiben, doch er wollte hinaus in die Welt und Abenteuer erleben. Es war über zwanzig Jahre her, und viele Jahre lang waren sowohl Great Bend als auch Faye Donovan bei Ken Clayton in Vergessenheit geraten. Jetzt aber stürmte die Erinnerung immer öfter und immer intensiver auf ihn ein.
Seufzend wandte er sich ab, ging hinter seinen Schreibtisch und setzte sich. Das gleichmäßige Ticken des Regulators an der Wand war das einzige Geräusch in dem düsteren Raum. Es war später Nachmittag. Clayton holte eine Kladde aus dem Schreibtischschub und griff nach dem Federhalter, der neben einem Tintenglas auf dem Schreibtisch lag. Er begann seinen täglichen Bericht niederzuschreiben. Seit Monaten hieß es: Der Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. An diesem Tag schrieb Ken Clayton darüber hinaus in das Buch, dass vier Fremde in die Stadt gekommen waren, bei denen es sich möglicherweise um Banditen handelte. Die Feder kratzte über das Papier, immer wieder tauchte Clayton sie in die Tinte.
Spürte er, dass die vier Fremden richtungweisend für seine Zukunft waren? War es eine Art sechster Sinn, der ihm sagte, dass mit ihnen der Verdruss nach Topeka gekommen war? Möglicherweise nur unterbewusst. Als Clayton die Ankunft der vier Fremden vermerkte, leitete ihn kein besonderer Wille. Es war eine Beobachtung, die er für wichtig hielt und die er deshalb schriftlich fixierte.
Jemand klopfte gegen die Tür, und ehe Clayton ihn auffordern konnte, einzutreten, wurde die Tür schon geöffnet und ein bärtiger Mann streckte den Kopf durch den Türspalt. „Guten Tag, Ken. Hast du die vier Kerle gesehen, die vor wenigen Minuten in die Stadt gekommen sind?“
„Ja, Jonas. Was ist mit ihnen?“
„Ich bin ihnen auf der Straße begegnet und einer hat mich gefragt, ob Ken Clayton noch Stadtmarshal ist.“
Die Brauen des Town Marshals schoben sich zusammen, über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei senkrechte Falten, und er biss sekundenlang die Zähne zusammen, sodass die Backenknochen in seinem kantigen, schmalen Gesicht hart hervortraten. „Stellten sie sonst noch Fragen?“, erkundigte sich Clayton.
„Nein. Als ich bejahte, sagte er Kerl lediglich, dass sie richtig seien. Dann ritten sie weiter zum Long Rider Saloon.“
„Hast du dir ihre Gesichter angeschaut?“, fragte Clayton.
„Natürlich habe ich sie gesehen, aber sie ritten sofort weiter …“
„Komm herein, Jonas, und schau dir die Steckbriefe an. Vielleicht erkennst du den einen oder anderen der Kerle wieder.“
Nach dem letzten Wort holte Ken Clayton einen dünnen Packen Steckbriefe aus der Schublade. Jonas Benton kam ins Büro, drückte die Tür hinter sich ins Schloss, dann nahm er sich die Steckbriefe vor. Jeden einzelnen las er, betrachtete die Konterfeis eingehend, und als er durch war, schüttelte er den Kopf. „Ich kann keinen von ihnen erkennen, Ken.“
„Es ist gut, Jonas. Vielen Dank.“
Nachdem Jonas Benton das Office verlassen hatte, holte Ken Clayton eine Schrotflinte aus dem Gewehrschrank, lud beide Läufe und verließ das Büro. Auf seinem Weg zum Saloon begegnete er nur wenigen Passanten. Hinter dem einen oder anderen Fenster konnte er den hellen Fleck eines Gesichts erkennen. Aufrecht und furchtlos schritt Ken Clayton am Rand der Fahrbahn in Richtung des Saloons, in dem er das Quartett vermutete. Seine Sohlen mahlten im Staub, und der Staub puderte seine Schuhe. Er trug die Shotgun links am langen Arm. Der Handballen seiner Rechten streifte den Knauf des schweren 45er Coltrevolvers, der im offenen Holster tief an seiner rechten Hüfte hing.
Etwas regte sich im Hintergrund seines Bewusstseins – es entzog sich jedoch seinem Verstand. Da war nur eine Ahnung – und an ihrem Ende stand etwas Dunkles, Unheilvolles.
Am Holm vor dem Long Rider Saloon standen die vier verstaubten und verschwitzten Pferde. Müde ließen sie die Köpfe hängen, mit den Schweifen schlugen sie nach den Blut saugenden, lästigen Bremsen an ihren Flanken. Ken Clayton schaute sich die Brandzeichen der Tiere an. Er kannte sie nicht. Entschlossen trat er auf den Gehsteig, stieg nach wenigen Schritten die vier Stufen zum Vorbau des Saloons hinauf und schritt zur grün gestrichenen Pendeltür. Seine Schritte erzeugten ein trockenes Hämmern auf den Vorbaubohlen. Ohne im Schritt zu stocken betrat der Town Marshal den Schankraum. Hinter ihm schlugen die Batwings der Tür quietschend und knarrend aus.
Einen Schritt hinter der Tür hielt er an. Die vier Kerle lümmelten an einem Tisch. Andere Gäste waren um diese frühe Abendzeit nicht im Saloon. Der Keeper schenkte hinter dem Tresen Bier in Glaskrüge. Die Blicke, mit denen die vier Männer Ken Clayton maßen, waren stechend, zugleich aber forschend und prüfend. Es war, als nähmen sie Maß.
Groß und hager stand der Town Marshal vor der Pendeltür, die sich beruhigt hatte. Bekleidet war er mit einem dunkelbraunen Anzug und einem weißen Hemd, seine Schnürsenkelkrawatte war von rubinroter Farbe, seine rauchgrauen Augen zeigten nichts als steinerne Ruhe. „Ihr habt euch nach mir erkundigt“, rief er grollend und schaute von einem zum anderen. Seinen Blick konnte man als unergründlich bezeichnen.
Einer, ein dunkelhaariger Mann von etwa dreißig Jahren, stoppelbärtig und verstaubt, in dessen Gesicht ein unstetes Leben unübersehbare Spuren hinterlassen hatte und um dessen Mund ein brutaler Zug lag, fragte: „Bist du Ken Clayton?“
„Ja.“
Jetzt zeigte der Dunkelhaarige ein kantiges Grinsen. „Du hast einen Ruf wie Donnerhall, Clayton. Dein Name ist sogar über die Grenzen Kansas’ hinaus bekannt. Eine lebende Legende bist du. Man behauptet, dass du weder mit dem Colt noch mit dem Gewehr zu schlagen bist.“
Ken Claytons düstere Ahnung begann Formen anzunehmen. Bitterkeit stieg in ihm hoch. Er presste die Lippen zusammen, sodass sie nur einen dünnen, blutleeren Strich bildeten, dann stieß er hervor: „Und deswegen seid ihr hier, wie? Wollt ihr euch davon überzeugen, ob ich wirklich unschlagbar bin?“
„Man Name ist Larry Wood“, erklärte der Dunkelhaarige. „Das sind meine Freunde Dave Burton, John McClure und Anthony Potts.“ Nacheinander wies er mit dem Kinn auf seine Begleiter. Keiner von ihnen war älter als dreißig. Und jedem standen Verkommenheit, Niedertracht und Skrupellosigkeit ins Gesicht geschrieben.
„Schön, Wood. Ich kenne jetzt eure Namen. Die Antwort auf meine Frage bist du mir allerdings schuldig geblieben.“
„Der Mann, der dich im Revolverkampf besiegt, erlangt Berühmtheit“, versetzte Wood und grinste schief.
„Traurige Berühmtheit“, gab Ken Clayton zu verstehen. „Und er wird keine Ruhe finden. Denn es wird immer jemand geben, der einen berühmten Kämpfer besiegen will, um selbst Ruhm einzuheimsen. Merk dir eines, mein Freund: Nicht die Schnelligkeit und Treffsicherheit mit einer Waffe machen einen guten Mann aus. Und die Waffe – sie ist immer nur so gut – oder so schlecht wie der Mann, der sie in den Händen hält. Ich gebe dir und deinen Freunden den Rat, auszutrinken, auf die Pferde zu steigen und Topeka zu verlassen. Lasst die verrückte Idee, hier zu Berühmtheit zu gelangen, sausen. Es ist keine echte Berühmtheit, und wie ich schon sagte …“
„Du bist alt, Clayton!“, unterbrach Larry Wood den Town Marshal. „Vielleicht ist es auch die Angst, die dich so sprechen lässt. Hat dich der Mut verlassen? Man sagt dir nach, dass du ein eisenharter, kompromissloser Kämpfer wärst, einer, der in die Hölle reitet und dem Satan ins Maul spuckt. Stimmt das alles etwa gar nicht? Bist du ein Feigling geworden, der sich hinter dem Stück Blech an der Jacke verkriecht?“
Herausfordernd starrten die Kerle den Gesetzeshüter an.
Ken Clayton spürte, dass sie Worten nicht zugänglich waren. Er sagte grollend: „Ihr seid Dummköpfe, denn ihr sucht die Gefahr. Kennt ihr das Sprichwort: Wer die Gefahr sucht, kommt in ihr um? Es beinhaltet ein hohes Maß an Wahrheit. Sicher, Wood, ich bin gut und gerne fünfzehn Jahre älter als du, und vielleicht bin ich mit sechsundvierzig alt. Du, Wood, wirst dieses Alter nicht erreichen, wenn du nicht sehr schnell einen anderen Weg einschlägst. Das gilt auch für deine Freunde. Darum beherzigt meinen Rat und verlasst Topeka. Ich vertrete hier das Gesetz, und ich werde ihm Geltung verschaffen, wenn jemand der Meinung ist, es mit Füßen treten zu müssen. War das klar genug?“
„Sicher, Clayton, sicher.“ Larry Wood nickte wiederholt und sein Grinsen wurde breiter und herausfordernder. „Die Frage ist nur, wie du dem Gesetz Geltung verschaffen möchtest, wenn du tot bist.“