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Trevellian – Nur auf den Tod ist Verlass: Action Krimi

von Pete Hackett (Autor:in)
©2022 120 Seiten

Zusammenfassung

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Rache scheint das Motiv zu sein, aus dem ein Zeuge im Zeugenschutzprogramm getötet wird. Was zunächst wie Vergeltung aussieht, entwickelt sich rasend zu einer ganzen Mordserie. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker müssen feststellen, dass innerhalb einer Verbrecherorganisation alte Rechnungen auf den Tisch kommen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Trevellian – Nur auf den Tod ist Verlass: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett


Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.


Rache scheint das Motiv zu sein, aus dem ein Zeuge im Zeugenschutzprogramm getötet wird. Was zunächst wie Vergeltung aussieht, entwickelt sich rasend zu einer ganzen Mordserie. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker müssen feststellen, dass innerhalb einer Verbrecherorganisation alte Rechnungen auf den Tisch kommen.



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Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1

Ben Sheridan parkte den Chevy vor dem Gebäude in der 138th Street, in dem sich seine Wohnung befand. Er stieg aus und holte vom Rücksitz eine braune Papiertüte mit Einkäufen. Dann verriegelte er per Fernbedienung die Türen und setzte sich in Bewegung.

Sheridan wohnte in der dritten Etage. Einen Aufzug gab es nicht. Etwas atemlos kam er oben an und schloss die Tür zu seiner Wohnung auf. Er betrat sie – und erstarrte. Siedend heißer Schreck durchfuhr ihn. In einem der Sessel saß ein Mann und hielt eine Pistole in der Hand, die er auf Sheridan gerichtet hielt.

Eine Mündungsflamme zuckte aus dem Lauf. Den Knall in den Ohren starb Sheridan.



2

Nach dem zweiten Klingelton nahm ich den Hörer ab und meldete mich. Ich hörte die wohlvertraute Stimme des Assistant Directors. »Kommen Sie und Milo doch bitte gleich einmal zu mir, Jesse«, sagte der Chef.

»Wir sind schon auf dem Weg, Sir«, sagte ich und legte auf, nahm meine Jacke vom Stuhl und schlüpfte hinein. Milo erhob sich. Eine Minute später betraten wir das Vorzimmer, in dem Mandy residierte. »Geht nur hinein«, sagte die hübsche Sekretärin und lächelte bezaubernd. »Mr. McKee wartet schon.«

Ich klopfte und öffnete sofort die Tür. Mr. McKee saß hinter seinem Schreibtisch. »Ah, Jesse, Milo, kommen Sie herein.«

Wir betraten das Büro, und der AD erhob sich, kam hinter dem Schreibtisch hervor und gab jedem von uns die Hand, dann forderte er uns auf, am Besprechungstisch Platz zu nehmen. Er setzte sich zu uns und sagte: »Eine brisante Sache, Gentlemen. Es geht um den Mord an einem Mann, der von der Staatsanwaltschaft ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden ist. Sein richtiger Name ist Ben Sheridan. Er lebte unter dem Namen Cole Hooker in New York. Sheridan wurde vor zwei Tagen in seiner Wohnung erschossen.«

»Also am siebzehnten März«, bemerkte Milo.

Mr. McKee nickte. »Ja. Der Mord geschah gegen siebzehn Uhr. Der Mörder hat in Sheridans Wohnung in der hundertachtunddreißigsten Straße gewartet. Die Spurensicherung hat nichts ergeben, was einen Schluss auf den Killer zulassen würde. Aber es wird vermutet, dass Richard Carter hinter dem Mord steckt.«

»Der Name sagt mir nichts«, erklärte ich.

»Richard Carters Sohn James hat vor etwas über fünf Monaten einen Mann namens Bill Weston erschossen. Vor zwei Wochen fand sein Prozess statt, das Gericht schickte ihn lebenslänglich ins Gefängnis. Sheridan, ein Freund von James Carter, der Augenzeuge des Mordes war, hat sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Nur aufgrund seiner Aussage konnte James Carter verurteilt werden.«

»Jetzt verstehe ich«, gab ich zu verstehen. »Sheridan wurde ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und lebte mit einer neuen Identität hier in New York.«

»So ist es. Er wollte den Big Apple nicht verlassen. Richard Carter scheint ihn aber aufgestöbert zu haben. Ich will, dass Sie sich der Sache annehmen, Agents. Carter ist ein Gangster, der in der Upper East Side den Ton angibt. Ich habe mich kundig gemacht. Carter besitzt vier Bars und soll einige Leute beschäftigen, die für ihn Drogen verkaufen.«

»Wir werden uns um Carter kümmern«, versicherte ich. »Gibt es irgendwelche Unterlagen; Protokolle, Berichte, Spurenanalysen?«

Der AD erhob sich und holte von seinem Schreibtisch einen dünnen Schnellhefter. »Diese Mappe beinhaltet alles, was bisher angefallen ist. Es ist nicht viel. Außer dem Verdacht gegen Carter gibt es nichts.«

Ich nahm die Mappe, dann verließen wir den Chef. Zurück in unserem Büro schaute ich mir das Material an. Sicher war nur, dass Sheridan mit einer Kugel vom Kaliber neun Millimeter Luger getötet worden war. Sheridan war achtundzwanzig Jahre alt. Sein Bild zeigte einen blondhaarigen Mann.

Es lag nahe, dass Richard Carter hinter dem Mord an Sheridan steckte. Ich schaute nach, ob Carter im Archiv erfasst war. Und ich hatte Glück. Es handelte sich um einen vierundfünfzig-jährigen Mann, der unter anderem wegen Drogenhandels vorbestraft war. Er wohnte in der Upper East Side, Nummer 416, 76th Street.

»Wir können sein Alibi überprüfen«, sagte ich zu Milo. »Wobei ich nicht glaube, dass er selbst den Mord verübt hat. Für die Schmutzarbeit hat Carter sicher seine Leute.«

»Dennoch sollten wir ihn uns einmal ansehen«, wandte Milo ein. »So können wir uns wenigstens ein Bild von ihm machen, und wir wissen, mit wem wir es gegebenenfalls zu tun kriegen.«

»Meinetwegen«, antwortete ich. »Verlieren wir keine Zeit.«

Wenig später rollten wir mit dem Sportwagen auf die Federal Plaza. Ich steuerte den roten Flitzer zur Bowery, auf ihr wandten wir uns nach Norden und fuhren wenig später auf die Third Avenue. Es war 10 Uhr vormittags und der Verkehr war für New Yorker Verhältnisse erträglich.

Carters Wohnung lag in der siebten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses. Es gab zwei Aufzüge. Der Doorman fragte uns, wohin wir wollten. Wir zeigten ihm unsere Dienstmarken und er unterließ es, weitere Fragen zu stellen, wies uns aber darauf hin, dass Richard Carter in Apartment 706 wohnte.

Einer der Aufzüge trug uns nach oben. Es war ein helles, modernes Haus. An der Tür zu Apartment 706 läutete Milo. Eine Frau von etwa fünfzig Jahren öffnete. Ihre Haare waren rötlich gefärbt, und sie wirkte trotz des fortgeschrittenen Alters gepflegt und attraktiv.

»Mrs. Carter?«

»Ja. Und wer sind Sie?« Sie musterte uns argwöhnisch.

»Die Agents Trevellian und Tucker vom FBI«, stellte ich uns vor. »Wir möchten mit Mister Carter sprechen.«

Sekundenlang schaute sie von einem zum anderen, dann öffnete sie die Tür ganz und trat zur Seite. »Bitte, kommen Sie herein.«

Wir betraten die Wohnung.

»Bitte, suchen Sie sich Plätze«, lud uns die Frau zum Sitzen ein. »Ich sage Rich Bescheid.«

Während wir uns setzten, verschwand sie in einem der angrenzenden Räume. Gleich darauf erschien sie wieder mit Richard Carter im Schlepptau. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben. Seine grauen Haare waren streng nach hinten gekämmt. Er war mittelgroß und verströmte Autorität. Sein Gesicht war schmal, seine grauen Augen blickten scharf wie die Augen eines Raubvogels.

»Was will das FBI von mir?«, fragte er und es klang nicht gerade freundlich.

»Es gibt ein paar Fragen«, versetzte ich. »Ihren Sohn betreffend.«

»Ich habe zwei Söhne«, erklärte Carter. »Von welchem sprechen Sie?«

»Von James.«

Carters Miene verfinsterte sich noch mehr. »Was ist mit ihm? Das Gericht hat seine Schuld festgestellt und ihn verurteilt. Was wollen Sie noch?«

»Er wurde aufgrund der Aussage von Ben Sheridan verurteilt«, sagte ich.

Carter nickte. »Sheridan war dabei. Er gehört ebenso hinter Gitter wie James. Aber der verdammte Schuft hat sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt und seinen besten Freund verraten. Die Hölle verschlinge ihn.«

»Ihr Wunsch ist vielleicht in Erfüllung gegangen«, bemerkte Milo trocken.

Carter heftete seinen Blick auf meinen Partner. »Was soll das heißen?«

»Sheridan wurde ermordet. Er lebte unter dem Namen Cole Hooker, nachdem er ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Er wurde am siebzehnten März gegen siebzehn Uhr erschossen.«

»Dann hat der elende Verräter seine gerechte Strafe erhalten«, murmelte Carter.

»Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Sohn zu Unrecht verurteilt wurde?«, fragte ich.

»Nun …«

»Er hat einen Mann ermordet. Darauf kennt das Gesetz nur eine Antwort.«

Carter winkte ab. »Es geht ausschließlich um Sheridans Verrat. Er war James‘ bester Freund.«

»Jede Freundschaft hat Grenzen«, versetzte ich. »Aber darüber wollen wir nicht diskutieren. Fakt ist, dass Ihr Sohn verurteilt wurde, weil Sheridan gegen ihn aussagte. Und nun wurde Sheridan ermordet. Wo waren Sie am siebzehnten März gegen siebzehn Uhr?«

Carter lachte fast belustigt auf. »Halten Sie mich für den Mörder?«

»Sie stehen zumindest auf der Liste der Verdächtigen«, erwiderte ich. »Also, haben Sie ein Alibi?«

»Das war vorgestern«, murmelte Carter. »Um siebzehn Uhr war ich zu Hause. Gil, bestätige den Agents, dass ich vorgestern Nachmittag um siebzehn Uhr in der Wohnung war.«

Ich schaute die Frau an. Sie nickte. »Ja, ich kann bestätigen, dass sich mein Mann um diese Zeit zu Hause befand. Wir haben die Wohnung um zwanzig Uhr verlassen, weil wir mit einem befreundeten Ehepaar zum Essen verabredet waren.«

»Sie haben noch einen Sohn?«, fragte ich, wieder an Richard Carter gewandt.

»Ja, Robert. Außerdem eine Tochter. Susan wohnt in der neunundsiebzigsten Straße Nummer zweihundertfünfundachtzig. Sie studiert an der Fordham University Medizin.«

»Und wo wohnt Robert?«

»Dreihunderteinundsiebzig, dreiundsiebzigste Straße.«

»Studiert Robert auch?«

»Er hat einige Semester Jura studiert, dann aber abgebrochen. Er arbeitet als einer meiner Geschäftsführer.«

»Welchen Laden leitet er?«, fragte Milo.

»Das Lighthouse twenty-one in der vierundsiebzigste Straße.«



3

Robert Carter war zu Hause. Er war nur mit einem Bademantel bekleidet, seine Haare standen wirr vom Kopf ab, er hatte die Abdrücke des Kopfkissens im Gesicht. Ich schätzte ihn auf Mitte der zwanzig. Seine Haare waren dunkel, die Augen braun. Ich übernahm es, uns vorzustellen. Er bat uns in die Wohnung und forderte uns auf, Platz zu nehmen.

»Wo waren Sie vorgestern, am siebzehnten März also, gegen siebzehn Uhr?«, fiel ich sofort mit der Tür ins Haus.

Robert Carter legte die Stirn in Falten. »Was soll diese Frage? Wozu brauche ich ein Alibi? Was will das FBI von mir?«

»Ben Sheridan wurde ermordet.«

Robert Carter presste sekundenlang die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. »Sheridan hat meinen Bruder verkauft.«

»Er hat als Zeuge gegen Ihren Bruder ausgesagt«, verbesserte ich den Burschen. »Und aufgrund seiner Aussage schickte das Gericht Ihren Bruder lebenslänglich hinter Gitter. Wir vermuten, dass Sheridan einem Racheakt zum Opfer fiel.«

»Er verschwand in der Versenkung«, versetzte Carter. »Man hat ihm im Rahmen des Zeugenschutzprogramms eine neue Identität verliehen.«

»Ja, das ist richtig. Allerdings wollte er New York nicht verlassen.«

»Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«

»Haben Sie ein Alibi für den siebzehnten März?«

»Nein. Bis Mittag schlafe ich. Die Nachmittage verbringe ich in meiner Wohnung. Um neunzehn Uhr fahre ich zur Arbeit. Ich bin Geschäftsführer meines Vaters und leite das Lighthouse twenty-one.«

»Besitzen Sie eine Waffe?«

»Ja. Sie ist registriert.«

»Um welchen Typ handelt es sich?«

»Glock sechsunddreißig.«

»Kaliber?«

»Fünfundvierzig ACP. Hören Sie, ich habe mit Sheridans Tod nichts zu tun. Warum sollte ich ihn erschießen? Weil er gegen meinen Bruder ausgesagt hat? James hat einen Mann erschossen. Er musste mit seiner Verurteilung rechnen.«

»Können wir die Waffe sehen?«

Carter holte sie und gab sie mir. Mit dieser Waffe war Sheridan nicht erschossen worden. Sie wies ein anderes Kaliber auf als die Mordwaffe. Carter zeigte mir auch das Zertifikat, das ihn berechtigte, eine Waffe zu führen.

»Arbeitete James auch für Ihren Vater?«, fragte ich.

»Ja. Er war Geschäftsführer im Colosseo.«

»Wo befindet sich dieser Schuppen?«, fragte Milo.

»In der fünfundsiebzigsten Straße.«

»Das war‘s auch schon«, erklärte ich. »Vielen Dank.«

»Ich habe Ihre Zweifel sicher nicht zerstreuen können«, ergriff Robert Carter noch einmal das Wort. »Aber ich versichere Ihnen, dass ich mit Sheridans Tod nichts zu tun habe.«

Wir verabschiedeten uns.

»Sollten wir uns auch mal anhören, was Susan Carter zu sagen hat?«, fragte ich.

»Wir sind in der Nähe der Neunundsiebzigsten«, antwortete Milo. »Die Lady ist ebenso verdächtig wie ihr Vater und ihr Bruder. Sprechen wir mit ihr.«

Susan Carter wohnte in der dritten Etage. Es war ein renovierter Altbau. Die Holzstufen der Treppe knarrten manchmal unter unserem Gewicht. Die Luft im Treppenhaus war abgestanden. Dann standen wir vor der Tür des Apartments. Milo legte den Daumen auf den Klingelknopf. Niemand öffnete. Auch nach dem zweiten und dritten Läuten blieb es in der Wohnung still. Ich klingelte an der Tür der Nachbarwohnung. Eine junge Frau öffnete. »Sie wünschen?«

»Wir wollten zu Miss Carter. Aber sie scheint nicht zu Hause zu sein.«

»Susan studiert an der Fordham Universität. Sie dürfte um diese Zeit in der Vorlesung sein.«

Also machten wir uns auf den Weg zur Uni. Wir durchquerten den Central Park auf der Transverse Road Nummer 2 und wandten uns auf der West Side nach Süden. Der Uni-Parkplatz war voll. Aber ich fand in der 62nd eine Parklücke, in die ich den Sportwagen mit viel Geschick rangierte. Im Verwaltungsgebäude der Universität gab es eine Rezeption, hinter der zwei Ladies an ihren PCs arbeiteten. Eine von ihnen erhob sich und kam lächelnd zum Tresen. »Was kann ich für Sie tun?«

»Wir suchen Susan Carter. Sie studiert an dieser Uni Medizin. Könnten Sie sie ausrufen?«

»Darf ich erfahren, wer Sie sind?«, fragte die Rezeptionistin.

Ich nannte unsere Namen und zeigte ihr meine ID-Card. Ihr Lächeln gefror. Eine ganz normale Reaktion, wenn jemand erfuhr, dass wir vom FBI kamen. Irgendwie schienen diese drei Buchstaben für manche Zeitgenossen einen bitteren Beigeschmack zu beinhalten.

Die Rezeptionistin nahm ein Mikrofon in die Hand und hob es vor ihren Mund. Dann drückte sie einen Knopf und sagte: »Miss Susan Carter, kommen Sie bitte in die Verwaltung. Miss Susan Carter, in die Verwaltung bitte.«

Es dauerte fünf Minuten, dann betrat eine dunkelhaarige, junge Frau die Halle. Ihre Haare waren schulterlang und gewellt. Ihr Gesicht konnte man als hübsch bezeichnen. Sie war schlank und etwa eins-sechzig groß. Eine zierliche Person.

Sie musterte uns fragend. »Miss Carter?«, fragte ich.

Sie nickte.

»Wir sind die Agents Trevellian und Tucker vom FBI.« Ich wies mich aus. »Haben Sie ein paar Minuten Zeit, um uns einige Fragen zu beantworten?«

»Worum geht es?«

»Sicher sagt Ihnen der Name Ben Sheridan etwas.«

Ein Schatten schien über ihr Gesicht zu huschen. »Was ist mit Sheridan?«

»Er wurde vorgestern ermordet.«

Betroffen starrte mich die junge Lady an. »Er – wurde – ermordet«, stammelte sie.

»Erschossen«, sagte ich. »Nachmittags gegen siebzehn Uhr. Wo waren Sie um diese Zeit?«

»Sie denken doch nicht, dass ich …« Ihre Stimme brach. Es war, als wollte das Ungeheuerliche nicht über ihre Lippen. Fast entsetzt fixierte sie mich.

»Wir haben bereits mit Ihrem Vater und Ihrem Bruder gesprochen. Es ist unser Job, auch Sie anzuhören. Also, wo waren Sie am Siebzehnten gegen siebzehn Uhr?«

»Ich war in meiner Wohnung und habe gelernt.«

»Kann das jemand bezeugen?«

»Nein.«

»Besitzen Sie eine Waffe?«

»Was sollte ich damit?«

»Also nein.«

»Hielten Sie Sheridan auch für einen Verräter?«, fragte Milo.

»James war sein bester Freund«, erwiderte Susan Carter. »Niemand hat erwartet, dass er gegen James aussagt.«

»Also hielten Sie ihn für einen Verräter«, konstatierte ich.

»Nun ja …«

»Hegten Sie Rachegedanken?«

»Nein. Mir ist sehr schnell klar geworden, dass mein Bruder bekommen hat, was er verdiente. Immerhin hat er kaltblütig einen Menschen erschossen. Sheridan versuchte nur, für sich das Beste herauszuholen.«

»Vernünftige Einstellung«, lobte Milo.

Als wir auf dem Weg nach Osten waren, sagte Milo: »Traust du ihr einen Mord zu?«

»Das ist schwer zu sagen«, versetzte ich. »Eher nicht.«



4

Es bedurfte keiner großen Formalitäten, um zu erreichen, dass James Carter vorgeführt wurde. Ich bat den Wachtmeister, ihm die Handschellen abzunehmen, dann forderte ich Carter auf, an dem Tisch in der Raummitte Platz zu nehmen.

»Man sagte mir, dass ihr vom FBI seid«, stieß der Gefangene hervor. »Was wollt ihr von mir?«

»Sie wurden aufgrund der Aussage von Ben Sheridan verurteilt«, sagte ich.

»Den Bastard soll der Teufel holen!«, fauchte Carter.

»Fühlen Sie sich zu Unrecht verurteilt?«, fragte ich.

In Carters Gesicht arbeitete es krampfhaft. »Um mich das zu fragen sind Sie sicher nicht nach Rikers gekommen.«

»Nein. Sheridan wurde ermordet.«

In Carters Augen blitzte es auf. »Also sind meine Gebete erhört worden.«

»Sie stehen an oberster Stelle der Verdächtigen«, erklärte ich.

Carter lachte auf. »Ich habe das beste Alibi der Welt.«

»Sie können jemanden mit dem Mord beauftragt haben.«

»Sheridan kam in den Genuss des Zeugenschutzprogramms. Mein Vater hat Nachforschungen angestellt. Er fand keinen Hinweis auf Sheridans Verbleib. Wir vermuteten, dass er New York verlassen hat.«

»Warum hat Ihr Vater Nachforschungen angestellt?«

Carter schwieg.

»Wollte er sich wegen Ihrer Verurteilung rächen?«

Auch jetzt erhielt ich keine Antwort.

»Sie schworen nach Ihrer Verurteilung Rache«, ergriff ich erneut das Wort.

»Sheridan verschwand in der Versenkung«, erwiderte Carter und verlieh seiner Stimme Nachdruck. »Im Übrigen ist mein Anwalt gegen das Urteil in die Revision gegangen. Ich habe in Notwehr geschossen.«

»Sheridan behauptete etwas anderes.«

»Er hat mir geholfen, Weston in die Falle zu locken. Wir wollten ihm eine Lektion erteilen, weil er …«

Carter brach ab.

»Warum sprechen Sie nicht weiter?«, fragte ich.

»Es spielt keine Rolle. Weston griff zur Waffe, und ich erschoss ihn.«

»Er hat Ihnen die Freundin ausgespannt«, sagte Milo. »Als er zur Waffe griff, erwies er Ihnen einen Gefallen. Sheridan sagte aus, dass Sie Weston mit dem Vorsatz in die Falle lockten, ihn zu töten.«

»Darum geht es jetzt nicht«, murmelte Carter. »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. In der Revision wird sich zeigen, ob ich zu Recht wegen Mordes verurteilt wurde.«

»Sie haben recht«, sagte ich. »Es geht um den Mord an Sheridan.«

»Ich habe damit nichts zu tun.«

»Wenn doch, werden wir das herausfinden, Carter«, versprach ich. »Und dann kommt es nicht mehr darauf an, ob Sie Weston ermordet oder in Notwehr erschossen haben. Dann sind Sie wegen des Mordes an Ben Sheridan dran.«

»Versucht nur nicht, mir etwas in die Schuhe zu schieben«, knurrte Carter.

»Was nun?«, fragte Milo, als wir zum Parkplatz gingen.

»Sprechen wir mit Sheridans Vater. Vielleicht hat Ben Sheridan, nachdem er in der Versenkung verschwand, Kontakt mit ihm aufgenommen.«

Jim Sheridan wohnte in 254, East 90th Street. Es war kurz nach 16 Uhr, als wir an seiner Tür läuteten.

»Wer ist draußen?«, erklang es.

»Trevellian und Tucker, FBI.«

»Halten Sie Ihren Ausweis vor die Linse des Spions.«

Ich kam der Aufforderung nach und fragte mich nach dem Grund seines Misstrauens. Gleich darauf öffnete er. Ich schätzte ihn Mitte der fünfzig, seine Haare waren grau und kurz geschnitten. Sein Gesicht wies einige verharschte Platzwunden und Blutergüsse auf. Es schien mit harten Fäusten Bekanntschaft gemacht zu haben.

In seinen Augen flackerte es. »Haben Sie schon eine Spur zum Mörder meines Sohnes?«, fragte er.

»Nein.«

»Richard Carter hat meinen Jungen auf dem Gewissen!«, blaffte der Mann.

»Der Verdacht liegt nahe, dass Carter etwas mit dem Tod Ihres Sohnes zu tun hat«, versetzte ich. »Aber es ist eben nur ein Verdacht. Wir haben mit Richard Carter, seinem Sohn Robert und seiner Tochter Susan gesprochen. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, der unseren Verdacht bestätigen würde.«

»Was wollen Sie dann von mir?«

»Hat Ihr Sohn, nachdem er eine andere Identität angenommen hat, mit Ihnen Verbindung aufgenommen?«

Jim Sheridan nagte kurze Zeit an seiner Unterlippe. »Nein«, sagte er schließlich. »Wir haben nichts mehr von Ben gehört. Ich wollte das auch gar nicht. Ich weiß nicht, ob ich stand gehalten hätte, als mich Carters Leute in die Mangel nahmen.«

Jetzt wusste ich sein blessiertes Gesicht zu deuten. »Carters Leute haben Sie in die Mangel genommen?«

»Ja. Es waren zwei Kerle. Sie läuteten an meiner Tür, und als ich öffnete, drangen sie ein. Sie schlugen mich zusammen und fragten mich immer wieder nach Bens neuer Identität und seiner Anschrift. Aber ich konnte sie ihnen nicht sagen. Schließlich verschwanden sie wieder.«

»Woher wissen Sie, dass es Carters Leute waren?«, fragte ich.

»Ich vermute es.«

»Wie sahen die beiden Kerle aus?«

»Sie waren jung, keine älter als fünfundzwanzig. Rabiate Burschen, die kein Mitleid kannten. Einer hatte dunkle, lange Haare, die er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er war etwa eins-achtzig. Der andere war etwas kleiner, dafür aber umso untersetzter. Seine Haare waren dunkelblond. Er trug einen Bürstenhaarschnitt.«

»Sie werden sich einige Bilder aus dem Archiv ansehen müssen«, sagte ich. »Kommen Sie bitte morgen um neun Uhr ins Field Office.«

»Ich werde da sein«, knurrte Sheridan grimmig.



5

Einer der Kerle hieß Brad Cohan. Es war der Bursche mit dem Bürstenhaarschnitt. Laut Sheridan bestand kein Zweifel. Cohan war einer der Burschen, die in seine Wohnung eingedrungen waren und ihn zusammengeschlagen hatten. Brad Cohan war zweiundzwanzig Jahre alt und wohnte in der 74th Street.

Es handelte sich um einen Wohnblock. Cohans Wohnung lag in der dritten Etage. Im Treppenhaus roch es nach Zigarettenrauch. Die Wände waren mit Strichzeichnungen bekritzelt. Irgendwo im Haus bellte ein Hund. Eine barsche Stimme, die dem Tier Ruhe gebot, war durch eine geschlossene Tür zu hören. Milo läutete an Cohans Tür. Gleich darauf wurde sie ein Stück aufgezogen. Vor uns stand Brad Cohan.

Als ich ihm sagte, wer wir waren, wollte er die Tür zuschlagen. Sie prallte gegen meinen Fuß und schwang zurück. Ich machte einen Schritt nach vorn, erwischte Cohans Handgelenk und drehte ihm blitzschnell den Arm auf den Rücken. Ich stand jetzt hinter ihm.

»Sie haben eine Anzeige wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruchs am Hals«, sagte ich dicht neben seinem Ohr.

»Wer hat mich angezeigt?«, keuchte der Bursche und machte das Kreuz hohl, um dem schmerzhaften Druck in seinem Schultergelenk, den der umgedrehte Arm erzeugte, entgegenzuwirken.

»Jim Sheridan.«

Cohans Zähne knirschten übereinander.

»Sie sind verhaftet«, erklärte ich. »Wenn Sie von Ihrem Recht, zu schweigen, nicht Gebrauch machen, kann alles, was Sie von jetzt an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden …«

»Du kannst mich mal, Bulle!«

Unbeirrt fuhr ich fort, Cohan über seine Rechte aufzuklären. Schließlich fesselte ihm Milo die Hände auf den Rücken, dann dirigierten wir ihn die Treppe hinunter und zum Sportwagen. Milo machte es sich auf dem engen Rücksitz so bequem wie möglich. Cohan saß auf dem Beifahrersitz. Wir brachten ihn ins Field Office und führten sofort eine Vernehmung mit ihm durch.

»Damit haben Sie wohl nicht gerechnet«, eröffnete ich das Gespräch.

»Ich bestreite alles!«, knirschte Cohan.

»Wir werden Sie Sheridan gegenüberstellen«, versetzte ich. »Er wird Sie identifizieren, und jedes Gericht der Welt wird seiner Aussage glauben. Sehen Sie sich Ihre Knöchel an. Sie sind aufgeschlagen. Sheridans Gesicht sieht aus, als wäre er mit dem Kopf unter eine Rinderherde geraten.«

»Sheridan wird es nicht wagen …«

»Er hat Sie angezeigt, Cohan, und er hat keine Angst vor Ihnen. Sagen Sie uns den Namen Ihres Komplizen, jenes Burschen mit dem Pferdeschwanz.«

»Einen Dreck werde ich.«

»Okay, Cohan. Wir vermuten, dass Sie zu Carters Drogendealermannschaft gehören. Wir werden Ihre Wohnung auf den Kopf stellen lassen. Und wenn wir auch nur eine Spur von Drogen finden, sind Sie dran.«

Jetzt wurde Cohan unruhig. Er vermied es, mich anzusehen. Da wir ihm die Handschellen abgenommen hatten, konnte er seine Hände kneten.

»Wir können aber auch mit der Staatsanwaltschaft sprechen«, erklärte ich. »Das hängt jedoch davon ab, wie kooperativ Sie sich zeigen.«

Cohan stieß verbrauchte Atemluft durch die Nase aus. Seine Schultern sanken nach unten. »Mein Kumpel heißt Walt Danner. Er wohnt ebenfalls in der vierundsiebzigsten Straße. Ein Stockwerk über mir.«

»In wessen Auftrag haben Sie Jim Sheridan verprügelt?«

Cohan konnte sich nicht entschließen. Jeder Zug seines Gesichts verriet, welch inneren Kampf er mit sich ausfocht. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: »Richard Carter hat uns zu Sheridan geschickt. Wir sollten herauskriegen, wo sich Ben Sheridan verkrochen hat.«

»Jim Sheridan konnte es euch nicht sagen.«

»Nein. Wir haben ihn ziemlich in die Mangel genommen. Irgendwann sind wir zu dem Schluss gekommen, dass er es wirklich nicht weiß. Wir haben dann von ihm abgelassen.«

»Ben Sheridan wurde ermordet«, sagte ich.

Cohan wurde bleich. »Ich habe damit nichts zu tun.«

»Verkaufen Sie für Carter Drogen?«

»Ja.«

»Werden Sie das auch vor Gericht wiederholen?«

Cohan nickte.

Milo und ich fuhren noch einmal in die 74th Street, um Walt Danner festzunehmen. Die Festnahme ging ohne Zwischenfall über die Bühne, und wir brachten Danner ins Field Office. Er gab alles zu und verschwieg auch nicht, dass er für Richard Carter als Drogenverkäufer arbeitete.

Ich rief beim Police Department an und veranlasste, dass sowohl Cohans als auch Danners Wohnung durchsucht wurde. Es ging mir hierbei nicht um Rauschgift, das die beiden möglicherweise bei sich zu Hause aufbewahrt hatten. Aber ich schloss nicht aus, dass einer von beiden eine Waffe besaß – die Waffe, mit der vielleicht Ben Sheridan erschossen wurde.


*


Wir hatten gegen Richard Carter etwas in den Händen. Es war Mittagszeit, als wir in der 76th Street ankamen. Richard Carter war zu Hause. Ich erklärte ihm, dass er verhaftet sei. »Ich möchte meinen Anwalt anrufen«, sagte Carter, nachdem ich ihn über seine Rechte aufgeklärt hatte.

»Tun Sie das«, versetzte ich.

Er blätterte in einem Telefonregister, dann tippte er eine Nummer, und dann sagte er in den Hörer: »Hier spricht Richard Carter. Mich haben zwei Agents des FBI verhaftet. Sie bringen mich ins Field Office. Ich möchte, dass Mister Allister sofort mit mir Verbindung aufnimmt.« Carter lauschte kurze Zeit. »Vielen Dank.« Er beendete das Gespräch und schaute mich an. »Mein Anwalt kommt ins Bundesgebäude.«

»Dann hat ja alles seine Ordnung«, sagte ich.

Wir brachten Carter ins Field Office und ließen ihn arretieren. Dann fuhren wir hinauf in den dreiundzwanzigsten Stock und meldeten uns bei Mr. McKee an. »Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen?«, fragte der AD, als wir saßen.

»Was den Mord an Ben Sheridan betrifft, verdächtigen wir Richard Carter. Er hat zwei Schläger zu Ben Sheridans Vater geschickt, die aus ihm die neue Adresse seines Sohnes herausprügeln sollten. Bei den beiden handelt es sich um Dealer. Sie sind geständig und aufgrund ihrer Aussagen konnten wir Carter festnehmen. Er wartet jetzt auf seinen Anwalt.«

»Es ist nicht anzunehmen, dass Carter den Mord selbst begangen hat«, meinte Mr. McKee.

»Auf irgendeine Art und Weise hat er herausbekommen, dass sich Sheridan unter dem Namen Cole Hooker in New York aufhält. Sie haben sicher recht, Sir. Carter hat für die Schmutzarbeit seine Leute.«

»Wie stellen Sie sich Ihr weiteres Vorgehen vor?«

»Wir lassen die Wohnungen von Cohan und Danner durchsuchen«, antwortete ich. »Wenn wir Glück haben, finden wir die Mordwaffe.«

»Und wenn wir kein Glück haben, wird das Gericht die beiden Kerle und auch Carter gegen Zahlung einer Kaution laufen lassen«, murmelte Milo.

»Das befürchte ich auch«, gab der AD zu verstehen. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Gentlemen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn es uns gelänge, auf diese Weise Richard Carter das schmutzige Handwerk zu legen.«

Nachdem wir uns zehn Minuten in unserem Büro aufgehalten hatten, erhielt ich einen Anruf aus dem Zellentrakt. Der Kollege berichtete mir, dass Carters Anwalt eingetroffen war. Milo und ich begaben uns in den Zellentrakt. Carter und sein Anwalt warteten schon im Vernehmungsraum.

Der Anwalt sagte: »Mein Mandant bestreitet alles, was ihm zur Last gelegt wird. Sobald die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, werden wir auf nicht schuldig plädieren.«

»Wir haben zwei Zeugen«, sagte ich.

»Ich werde die Glaubwürdigkeit der beiden in Frage stellen«, versetzte der Rechtsanwalt. »Ich bin davon überzeugt, dass sich mein Mandant spätestens morgen Nachmittag wieder auf freiem Fuß befindet.«

Da klingelte mein Handy. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich und verließ den Vernehmungsraum. Draußen ging ich auf Empfang. Es war ein Kollege von der SRD, der sagte: »Wir haben sowohl Danners als auch Cohans Wohnung durchsucht, sind aber nicht fündig geworden. Alles, was wir fanden, sind ein paar Ecstasy-Tabletten und einige Gramm Kokain.«

»Ist in Ordnung«, sagte ich. »Schicken Sie mir den schriftlichen Bericht. – Vielen Dank.«

Ich kehrte in den Vernehmungsraum zurück. Milo schaute mich fragend an. Ich sagte an den Anwalt gewandt: »Wir werden die Geständnisse von Cohan und Danner schriftlich fixieren und zusammen mit einem Bericht der Staatsanwaltschaft vorlegen. Sie wird dann entscheiden, ob sie Anklage gegen Ihren Mandanten erhebt.«

»Ich werde im Rahmen der Anhörung Ihre Zeugen in der Luft zerreißen«, prophezeite der Anwalt.

Milo und ich verließen den Vernehmungsraum.



6

Es ging auf den Morgen zu. Das Personal hatte das Lighthouse 21 bereits verlassen. Nun ging auch Robert Carter. Draußen empfing ihn frische Nachtluft. Er atmete tief durch.

Im Hof stand sein Pontiac. Er zog den Schlüsselbund aus der Tasche und betätigte die Fernbedienung, um die Türen des Wagens zu öffnen. Die Lichter blinkten auf.

Robert Carter war müde. Sieben Tage in der Woche schlug er sich in der Bar die Nächte um die Ohren. Nicht immer hatte er die Zeit, tagsüber auszuschlafen. Es gab eine Reihe von Dingen zu besorgen, die nur während des Tages möglich waren. Manchmal bereute der junge Mann, dass er sein Studium abgebrochen hatte, um bei seinem Vater einzusteigen.

Er dachte an seinen Vater. Richard Carter befand sich im Gewahrsam des FBI. Aber er, Robert, hatte mit dem Anwalt gesprochen. Und der war davon überzeugt, den Barbesitzer wieder auf freien Fuß zu bekommen.

Robert Carter erschrak, als hinter dem Pontiac eine Gestalt in die Höhe wuchs. Hatte jemand auf ihn gewartet? Robert Carter verspürte jähe Anspannung.

Der andere kam um den Wagen herum. »Du hast lange auf dich warten lassen, Carter.«

»Wer bist du?« Jetzt nahm Robert Carter die Pistole wahr, die der Mann in der Hand hielt. Das Gesicht sah er nur als hellen Fleck in der Dunkelheit. Würgender Schreck durchfuhr ihn. »Was willst du von mir?«, keuchte er und spürte, wie sein Herz raste.

»Rache«, murmelte der Bursche mit der Pistole und drückte ab. Die Waffe war mit einem Schalldämpfer versehen und dieser schluckte die Detonation. Robert Carter spürte den furchtbaren Einschlag in die Brust, aber er fühlte keinen Schmerz. Nur ein grenzenloses Schwindelgefühl erfasste ihn, und dann versank er in absoluter Finsternis.

Der Mörder beugte sich über ihn, hielt ihm die Mündung der Pistole an den Kopf und drückte noch einmal ab.



7

Um 8.15 Uhr rief mich ein Kollege aus dem Police Department an sagte: »Heute Morgen wurde im Hof des Lighthouse Twenty-one Robert Carters Leichnam gefunden. Carter ist erschossen worden. Der Mörder knallte ihm eine Kugel in die Brust, und um ganz sicher zu gehen, schoss er ihm auch noch in den Kopf.«

Nachdem das Gespräch beendet war, lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück und sagte: »Robert Carter kann nur einem Racheakt zum Opfer gefallen sein.«

»Das ist anzunehmen«, antwortete Milo.

»Ich rufe die SRD an.«

Wenig später hatte ich den Kollegen an der Strippe, der die Spurensuche im Hof der Bar geleitet hatte. Sein Name war Carl Warner. Ich sagte ihm, wer ich war und weshalb ich anrief, dann fragte ich: »Gibt es irgendeinen Hinweis auf den Mörder?«

»Wir haben mir der Auswertung der Spuren noch nicht begonnen. Nur so viel steht fest: Der Tod dürfte gegen vier Uhr eingetreten sein. Wir haben das Personal des Ladens vernommen. Einer der Keeper verließ die Bar gegen drei Uhr dreißig. Auch er hatte seinen Wagen im Hof geparkt, doch er hat keinerlei Beobachtungen gemacht.«

Ich bat, mir die Protokolle zu schicken, dann bedankte ich mich und legte auf.

»Wer kommt für den Mord in Frage?«, knurrte Milo.

»Eine Reihe von Leuten«, versetzte ich. »Es kann sich jemand für den Tod von Bill Weston gerächt haben, den James Carter ermordete. Es kann aber auch jemand gewesen sein, der Richard Carter den Mord an Ben Sheridan zuordnet und Carter dafür bestrafen will.«

»Wir sollten Richard Carter über den Mord an seinem Sohn unterrichten«, murmelte Milo.

Wir fuhren hinunter in den Zellentrakt. Richard Carter wurde vorgeführt. »Ohne meinen Anwalt spreche ich mit euch kein Wort!«, blaffte er. Feindselig starrte er uns an.

»Wir haben eine wenig erfreuliche Nachricht für Sie, Mister Carter«, versetzte ich. »Vielleicht sollten Sie sich setzen.«

Sein Blick verkrallte sich regelrecht an mir. »Sprechen Sie schon!«, fuhr er mich ungeduldig an, machte aber keine Anstalten, sich an den Tisch zu setzen.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2022
ISBN (ePUB)
9783738961812
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Mai)
Schlagworte
trevellian verlass action krimi

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

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Titel: Trevellian – Nur auf den Tod ist Verlass: Action Krimi