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Der Sheriff von Arroyo Hondo: Pete Hackett Western Edition 37

von Pete Hackett (Autor:in)
©2022 140 Seiten

Zusammenfassung

Zwischen John Wilson, einem Smallrancher und Matt O'Bannion, dem Sohn des mächtigsten Ranchers in der Gegend, bricht im Saloon ein Streit los, da Esther Duncan, in die beide schon lange verliebt sind, sich für Wilson entschieden hat. Der Streit kann von Sheriff Jesse Oldham geschlichtet werden, doch zwei Wochen später wird John Wilson auf seinem Land erschossen. Der Verdacht fällt sofort auf Matt O'Bannion, der zudem kein Alibi hat, sich aber einer Verhaftung entzieht. Jetzt ist es an Jesse Oldham, ihn zu finden und den Mord aufzuklären.

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​Der Sheriff von Arroyo Hondo: Pete Hackett Western Edition 37


Western von Pete Hackett


Zwischen John Wilson, einem Smallrancher und Matt O'Bannion, dem Sohn des mächtigsten Ranchers in der Gegend, bricht im Saloon ein Streit los, da Esther Duncan, in die beide schon lange verliebt sind, sich für Wilson entschieden hat. Der Streit kann von Sheriff Jesse Oldham geschlichtet werden, doch zwei Wochen später wird John Wilson auf seinem Land erschossen. Der Verdacht fällt sofort auf Matt O'Bannion, der zudem kein Alibi hat, sich aber einer Verhaftung entzieht. Jetzt ist es an Jesse Oldham, ihn zu finden und den Mord aufzuklären.


Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress.



Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

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Im Desert Inn in Arroyo Hondo ging es hoch her. Stimmengemurmel, Gelächter, Grölen und Johlen erfüllte den Schankraum. Betrunkene torkelten zwischen den Tischreihen herum. Animiermädchen versprachen mit gekonntem Augenaufschlag den Burschen, die sie bezirzten, den Himmel auf Erden.

John Wilson, der am San Cristobal Creek eine Ranch besaß, hatte an diesem Abend schon zu viel getrunken. Er pokerte. Seine beiden Cowboys standen an der Bar. Auch sie waren nicht mehr ganz nüchtern.

Es war halb zehn Uhr, als ein Rudel Reiter vor dem Saloon die Pferde verhielt. Sie saßen ab, stellten die Pferde zu den anderen Tieren, die schon am Holm standen, leinten sie an und betraten lärmend den Saloon. Es waren Matt O'Bannion und die Reiter der Cerro Montoso-Ranch. Und mit Ihnen kam der Verdruss nach Arroyo Hondo ...

Es waren acht Reiter. Sie verschafften sich Platz am Schanktisch. Einige Männer murrten, doch niemand wagte es, die Kerle zurechtzuweisen. Die Männer, die sie vom Schanktisch verdrängten, stellten sich hinten an. Matt O'Bannion und seine Leute waren gefürchtet.

Sie bestellten sich Whisky.

Einige Männer aus der Stadt bezahlten schnell und gingen. Die anderen Cowboys der umliegenden Ranches, die sich an diesem Abend in der Stadt befanden, waren leiser geworden. So mancher hatte schon Bekanntschaft mit der wechselhaften Stimmung der Cerro Montoso-Reiter gemacht.

Matt O'Bannions Blick heftete sich auf John Wilson. Er kniff die Augen eng. Sie waren gemeinsam zur Schule gegangen. Und sie hatten sich beide in dasselbe Mädchen verliebt. Esther Duncan. Sie lebte mit ihrem Bruder und zwei Cowboys auf einer kleinen Ranch am Rio Grande.

Sie waren Kontrahenten.

Jack Wilson hielt ein Verliererblatt in der Hand. Zwei Neunen. Dennoch stieg er nicht aus dem Spiel. Im Gegenteil, er bot. »Deine zehn Dollar, Miller, und noch mal zehn drauf. Glaubst du denn im Ernst, ich lass mich von dir aus dem Spiel bluffen. Mit diesen Karten würdest du auch nicht aussteigen.«

Er grinste. Seine Augen waren vom Alkohol leicht gerötet. Er war nicht betrunken, nur angeheitert. Aber es reichte, um ihn leichtsinnig werden zu lassen. John Wilson schob 20 Dollar in den Pot.

Matt O'Bannion war hinter ihn getreten. Er konnte sehen, welche Karten Wilson in der Hand hielt. Verächtlich stieß er die Luft durch die Nase aus. »Dafür, dass du nur zwei Neunen hast, riskierst du ziemlich viel, John.«

Sekundenlang saß John Wilson steif da. In seinem Gesicht arbeitete es. Miller sagte lachend: »Ich bringe die zehn Dollar und möchte sehen.«

Nun fiel von John Wilson die Erstarrung ab. Er warf seine Karten mit den Bildern nach oben auf den Tisch, stemmte sich am Tisch in die Höhe und drehte sich zu O'Bannion herum. »Du bist ein missgünstiger, niederträchtiger, kleiner Pinscher, Matt. Was mischt du dich in unser Spiel ein? Hast du es nicht verkraftet, dass ich dich bei Esther ausgebootet habe? Was bist du doch für ein schlechter Verlierer.«

Miller legte seine Karten ebenfalls auf den Tisch. Er hatte zwei Asse und zwei Buben. »Der Pot gehört mir«, sagte er und zog das Geld zu sich heran.

Niemand achtete auf ihn.

In der Umgebung des Tisches, an dem John Wilson gesessen hatte, konnte jeder hören, dass er den Sohn des mächtigsten Mannes im Taos County einen missgünstigen, niederträchtigen, kleinen Pinscher genannt hatte. Im Saloon wurde es nach und nach still.

Matt O'Bannion hatte das Kinn vorgeschoben und die Mundwinkel nach unten gezogen. »Du hast mich bei Esther nicht ausgebootet, John. Sie hat sich bis jetzt für keinen von uns beiden entschieden. Esther ...«

»... hat sich für mich entschieden, Matt. Aber das wird Sie dir bei der nächstbesten Gelegenheit selber sagen. Ich war vorgestern bei ihr.« Wilson nickte mehrere Male, dann wiederholte er: »Sie hat sich für mich entschieden.«

Die letzten Worte hatte Wilson mit besonderem Nachdruck gesprochen. Er hatte den Satz regelrecht in seine Einzelteile zerlegt.

Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich wie Degenklingen. Matt O'Bannion nagte an seiner Unterlippe. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben. Er sagte: »Das glaube ich dir nicht, John. Als ich vor einige Tagen das letzte Mal auf der Duncan-Ranch war, machte Esther mir Hoffnungen. Du bist ein verdammter Lügner. Außerdem hast du mich einen Pinscher genannt. Ich werde dir jetzt deine Beleidigungen und Lügen in den Hals zurück schlagen. Wenn ich mit dir fertig bin, können sie vom Fußboden zusammenkratzen, was ich von dir übrig lasse.«

»Es ist so, Matt.« An einem anderen Tisch erhob sich ein Mann. »Esther hat sich für John entschieden. Du hast verloren und solltest es akzeptieren. Esther wird John heiraten. Sie hat ihm vorgestern das Ja-Wort gegeben.«

Matt O'Bannions Züge verzerrten sich. Seine Augen versprühten regelrecht Blitze. Er hatte sich dem Sprecher zugewandt und knirschte: »Du bist ihr Bruder, Lane. Konntest du es nicht verhindern? Was will sie mit diesem Hungerleider? Mein Vater ist der reichste und mächtigste Mann im County. Und nach ihm werde ich hier der ungekrönte König sein. Warum hat sie sich für John entschieden?«

»Esther legt keinen Wert auf Macht und Reichtum, Matt. Sie heiratet den Mann, den sie liebt. Und auf diesem Gebiet hat sie nun einmal John den Vorrang gegeben. Wie ich schon sagte: Du wirst es akzeptieren müssen.«

»Niemals!« Mit diesem Wort trat der Ranchersohn an John Wilson heran und rammte ihm die Faust in den Magen. Wilson wurde die Luft aus den Lungen gedrückt, er beugte sich nach vorn, genau hinein in einen aus der Hüfte gezogenen Schwinger Matt O'Bannions. Der Haken warf Wilson auf den Tisch. Gläser und Krüge fielen um, ein Glas rollte über die Tischkante und zerschellte am Boden.

»Das werde ich niemals akzeptieren«, knirschte Matt O'Bannion. Er packte John Wilson mit beiden Händen an der Weste und riss ihn in die Höhe. »Niemals!« Und dann knallte er ihm erneut die Faust in den Leib. Ein abgerissener Ton entrang sich Wilson. Ein Bluterguss an seinem Kinn färbte sich dunkel. Wut stieg in ihm hoch – sie kam wie eine heiße Brandung und nahm ihm den klaren Verstand. Er warf sich auf O'Bannion.

Sie gingen beide zu Boden, rollten herum, Wilson kam auf O'Bannion zu liegen und drosch ihm die Faust gegen die Kinnlade. Aber O'Bannion zog das Bein an, warf sich herum und konnte sich von Wilson befreien. Sie kamen gleichzeitig hoch. Geduckt standen sie sich gegenüber, die Fäuste erhoben, die Gesichter in der Anspannung verzogen. Keiner war bereit, dem anderen etwas zu schenken.

Wilson vollführte einen Ausfallschritt und schlug mit der Linken nach O'Bannions Leib. Zugleich ließ er die Rechte fliegen, um sie O'Bannion ins Gesicht zu knallen. Der Ranchersohn sprang zurück. Die beiden Schläge gingen ins Leere. Wilson setzte nach – und er lief in eine kerzengerade Rechte des Ranchersohnes. Blut schoss aus seiner Nase. Einen Augenblick lang sah er nur noch lodernde Flammen ...

Doch er konnte diese Schwäche überwinden. Er duckte sich unter einem zweiten Schlag O'Bannions und die Faust radierte nur über seinen Schädel. Dann richtete er sich wieder zu seiner vollen Größe auf und traf O'Bannion zweimal. Der Kopf des Ranchersohnes flog erst auf die linke Schulter, dann auf die rechte.

Und Wilson wartete nicht, bis sich O'Bannion erholt hatte. Er knallte ihm die Linke in den Leib, und als der Oberkörper O'Bannions nach vorne schwang, donnerte er ihm die Rechte unter das Kinn. O'Bannion wurde wieder aufgerichtet. Er verdrehte die Augen. Seine Hände fuhren ins Leere. Haltsuchend ruderte er.

Um die beiden Kämpfenden herum hatte sich ein Kreis aus Leibern gebildet. Die Männer hatten Tische und Stühle zur Seite geschoben. Einige feuerten O'Bannion mit Zurufen an, die anderen John Wilson. Ein Faustkampf war eine willkommene Abwechslung.

Wilson ließ O'Bannion keine Zeit, sich zu erholen. Er rammte ihm die Schulter gegen die Brust und drosch ihm die Faust ins Gesicht. O'Bannion taumelte gegen die Wand aus Leibern und erhielt einen Stoß, der ihn geradewegs in einen Haken Wilsons hinein trieb.

O'Bannion sank auf die Knie nieder. Sein Kinn sank auf die Brust. Haltlos pendelte sein Kopf. Er war angeschlagen.

Wilson wischte sich über den Mund. Sein Handrücken war voll Blut. In seinen Augen glomm der Funke der Wut, die keine Zugeständnisse, ein Entgegenkommen und keine Versöhnung kannte. Er war bereit, O'Bannion den Rest zu geben, und machte einen Schritt auf ihn zu.

Doch O'Bannion war nicht ganz so schlimm angeschlagen, wie es vielleicht den Anschein hatte. Er warf sich nach vorn, umklammerte Wilsons Beine und riss sie mit einem Ruck vom Boden weg. John Wilson verlor das Gleichgewicht und krachte auf den Rücken. Ihm blieb die Luft weg, er japste wie ein Erstickender.

O'Bannion erhob sich ächzend. Schwankend stand er. Sein Atem rasselte, seine Brust hob und senkte sich unter den keuchenden Atemzügen. »Steh auf, Wilson«, zischte er. »Hoch mit dir, damit ich dir den Rest geben kann.«

Es klang wie eine böse Verheißung ...


*


Bei John Wilson kam der befreiende Atemzug. Er drückte sich hoch, lag auf allen Vieren, richtete den Oberkörper auf und stand auf. Auch sein Atem flog. In seinen Augen standen Tränen. Benommenheit griff nach ihm und ließ vor seinen Augen wallende Nebelschleier entstehen. Er überwand seine Schwäche und hob die Fäuste. »Dann komm nur, O'Bannion«, knirschte er. »Ich werde dich auf deine richtige Größe zurechtstutzen.«

Doch da drängte sich Bill Cavendish, der Vormann der Cerro Montoso-Ranch, in den Kreis. »Schluss jetzt. Das genügt. Verschwinde aus dem Saloon, Wilson. Ihr habt euch gegenseitig ein paar auf die Nuss gegeben, und damit hat es sein Bewenden. Nimm auch du Vernunft an, Matt.«

»Geh zur Seite, Cavendish«, stieß Wilson hervor. »Ich will diesen verdammten Narren in Stücke schlagen. Schließlich hat er angefangen ...«

»Du gibst jetzt Ruhe, Wilson«, knurrte Cavendish und versetzte John Wilson einen Stoß vor die Brust, der diesen zwei Schritte zurücktaumeln ließ. »Komm, Matt. Denk an deinen Vater. Er ist bestimmt nicht begeistert, wenn er hört, dass du dich hier geschlagen hast wie ein Halbwüchsiger.«

»Das geht dich einen Dreck an, Bill!«, fauchte Matt O'Bannion. »Und jetzt verschwinde. Ich will es Wilson zeigen. Ich werde ihn aus der Stadt hinaus prügeln.«

»Wie du willst«, sagte Cavendish und trat zurück in den Kreis. »Aber ich verspreche dir, dass du Ärger mit deinem Vater kriegst.«

»Es ist mein Ärger. Du musst dich damit nicht belasten, Bill.«

Bill Cavendish zuckte mit den Schultern.

Da rief eine dunkle Stimme von der Eingangstür her: »Schluss, O'Bannion. Ihr hört beide auf. Wilson, auch du. Oder muss ich euch zwei Narren einsperren, bis ihr vernünftig werdet?«

Es war Sheriff Jesse Oldham. Er stand hinter der Pendeltür und nur sein Kopf und seine Schultern waren über den geschwungenen Rändern zu sehen. Jetzt stieß er die beiden Türflügel auseinander und betrat den Schankraum. Die Türpendel schlugen knarrend und quietschend hinter ihm aus. Groß und hager stand Oldham da. Er hielt mit beiden Händen eine Parkergun schräg vor seiner Brust. An seiner linken Brustseite glitzerte matt der Sechszack.

»Es ist eine Sache nur zwischen mir und Wilson«, presste O'Bannion hervor. »Misch dich nicht ein, Jesse. Es ist ein fairer Kampf. John hat es herausgefordert.«

»Nicht in dieser Stadt, O'Bannion«, versetzte Jesse Oldham mit ruhiger Stimme. »Jeder von euch beiden weiß, wie ich mit Ruhestörern verfahre. Ich sperre sie ein. Drum rate ich euch beiden, es gut sein zu lassen. Wenn ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagen wollt, dann verabredet euch außerhalb der Stadt. Innerhalb der Stadtgrenzen jedoch bewahrt ihr Ruhe.«

Wilson wischte sich über den Mund. Deutlich waren die Spuren der Fäuste O'Bannions in seinem Gesicht zu sehen. »Er hat angefangen, Jesse, indem er meine Karten verriet. Als ich ihm sagte, dass sich Esther Duncan für mich entschieden hat, verlor er die Beherrschung. Ich habe mich nur zur Wehr gesetzt.«

Der Sheriff schaute verdutzt, schwieg sekundenlang und wandte sich schließlich O'Bannion zu. »Stimmt das?«

»Er hat mich einen niederträchtigen, kleinen Pinscher genannt. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.«

»Weil du seine Karten verraten hast, Matt. Okay. Es war wohl so. Du bezahlst 20 Dollar Ordnungsgeld und verschwindest dann aus der Stadt. Ich will dich eine Woche lang hier nicht mehr sehen. Hast du verstanden? Solltest du vor Ablauf der Woche in der Stadt aufkreuzen, sperre ich dich ein.«

»Verdammt, Jesse, ich ...«

»Kein Wort mehr, Matt. Bezahle 20 Dollar, und dann setz dich auf dein Pferd und reite nach Hause.«

»Du vergisst wohl, wer ich bin, Jesse!«, herrschte O'Bannion den Sheriff an. »Diese dreckige Stadt lebt im Schatten der Cerro Montoso-Ranch meines Vaters. Sie lebt von der Ranch. Du solltest nicht vergessen, dass du deine Wahl meinem Dad zu verdanken hast. Ich glaube, Jesse, du bist größenwahnsinnig geworden. Diese elende Stadt ist zum Untergang verdammt, wenn mein Dad ...«

Hart unterbrach ihn der Sheriff: »Dein Dad muss sich genauso wie jeder andere hier an die bestehenden Gesetze halten. Das Gesetz vertrete ich. Ich bin kein Sheriff von Big Jacks Gnaden. Auch wenn du das vielleicht denkst, Matt. Es ist nicht so. Und jetzt solltest du tun, was ich dir sagte. Ich wiederhole mich nicht gerne.«

»Du gottverdammter, kleiner ...«

Weiter kam O'Bannion nicht. Jesse Oldham war blitzschnell vor ihn hingetreten, rammte ihm den Kolben der Shotgun in den Leib, und als O'Bannion in der Mitte einknickte, schlug er ihm den Doppellauf schräg über das Gesicht. Er traf O'Bannions Nase. Blut schoss sofort aus dessen Nasenlöchern.

»Verdammt!«, stieß Bill Cavendish, der Vormann, hervor. Seine Hand legte sich unwillkürlich auf den Knauf des Revolvers.

Der Sheriff war zu ihm herumgewirbelt und hatte die Schrotflinte auf ihn angeschlagen. »Überleg dir gut, ob es sich rentiert, Bill!«, fauchte der Sheriff.

Bill Cavendish nahm die Hand vom Revolver und zog die Schultern an, als berührte ihn ein kalter Hauch. »War nur ein Reflex, Sheriff. Nur ein Reflex.«

»Du verlässt mit Matt die Stadt, Cavendish. Das einwöchige Stadtverbot gilt auch für dich. Lasst Dampf ab, wo ihr wollt, aber nicht in Arroyo Hondo. Und nun verschwindet.«

Cavendish funkelte den Sheriff an. Es war ein sekundenlanges, stummes Duell, bis schließlich der Blick des Vormannes abirrte und Cavendish sich Matt O'Bannion zuwandte. »Gehen wir, Matt. Es ist besser. Du siehst es selbst. Oldham steht nicht auf unserer Seite.«

»Das wird er bereuen«, stieß Matt O'Bannion hervor. »Mein Vater wird ihn mit der Peitsche aus dem Land jagen.«

Cavendish nahm O'Bannion am Arm und zog ihn hinter sich her zum Ausgang. Eine Gasse bildete sich. Der Sheriff folgte den beiden bis zur Pendeltür. Auch die Cerro Montoso-Reiter verließen den Schankraum. Düstere Blicke trafen den Sheriff. Er kümmerte sich nicht drum, sondern kehrte in den Schankraum zurück und sagte zu John Wilson: »Dass du und Matt euch nicht grün seid, ist bekannt. Halte dich künftig fern von ihm, John, wenn du ihm in der Stadt begegnen solltest. Halte dich überhaupt von den Leuten der Cerro Montoso-Ranch fern. Ich will keiner Ärger in Arroyo Hondo. Ich denke, wir verstehen uns, John.«

John Wilson nickte.


*


Zwei Wochen zogen ins Land ...

John Wilson war auf der Suche nach verirrten Rindern in der Felswildnis unterwegs. Er hatte schon mehr als ein Dutzend Longhorns zusammengetrieben. Die Tiere standen in einer kleinen Senke, in der Gras wuchs. Es war heiß. Die Hitze füllte beim Atmen die Lungen wie mit Feuer. Die Konturen der Hügel und Felsen verschwammen in der flirrenden Luft. Schweiß rann über Wilsons Gesicht und hinterließ helle Streifen in der Schicht aus Staub, die auf seiner Haut klebte.

Wilson machte wieder zwei Tiere aus. Er trieb sie zu den anderen. Als ein Reiter zwischen den Felsen erschien, hielt der Smallrancher sein Pferd an. Seine Augen verengten sich. Der Reiter kam von Süden und John Wilson beschattete mit der flachen Hand seine Augen, um besser sehen zu können.

Als der Reiter heran war und sein Pferd zügelte, fragte John Wilson: »Was willst du? Lässt mir vielleicht Big Jack ausrichten, dass ich das Land hier am Creek räumen soll, da er mich ansonsten aus dem Land fegt? Habe ich mir seine Sympathien verscherzt, nachdem Esther Duncan mir und nicht seinem Spross den Vorzug gegeben hat?«

»Darum geht es nicht.«

»Was treibt dich dann her?«

»Du wirst für mich Mittel zum Zweck sein, Wilson. Ganz einfach.« Der Reiter zog schnell seinen Revolver. John Wilson fand keine Zeit, zu reagieren. »Wenn ich dich erschieße, schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.«

Er richtete den Revolver auf John Wilson und spannte den Hahn. Es klickte leise, als sich die Trommel um eine Kammer weiter drehte.

»Du – du musst verrückt sein!« Jeder Zug in John Wilsons Gesicht drückte Entsetzen aus. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Seine Augen flackerten ...

»Ich weiß sehr wohl, was ich tue.« Mit dem letzten Wort drückte der Reiter ab. Die Kugel traf John Wilson in die Brust und warf ihn vom Pferd. Er versuchte sich am Boden noch einmal hochzustemmen, doch er befand sich schon auf der Schwelle des Todes. Seine Arme knickten weg, er fiel auf das Gesicht.

Der Mörder ließ den Revolver einmal um seinen Zeigefinger rotieren, dann versenkte er ihn im Holster. »Narr«, murmelte er, zog sein Pferd um die linke Hand und ritt davon. Die Hufe seines Pferdes rissen kleine Staubfahnen in die heiße Luft.


*


Mark Danner, einer der Cowboys der Ranch, fand John Wilson. Es wurde schon düster. Danner folgte ein Stück der Spur des Mörders. Sie endete beim Creek. Der Mörder war im Fluss weiter geritten. Das Wasser hatte seine Spuren verwischt.

Der Cowboy war zutiefst betroffen. Er legte John Wilson auf dessen Pferd, band ihn fest, damit er nicht herunterrutschen konnte, und brachte ihn nach Arroyo Hondo. Es war stockfinster, als er die Stadt erreichte.

Er brachte seine traurige Fracht zum Sheriff's Office. Aus dem Fenster fiel Licht auf den Gehsteig. Danner leinte sein Pferd an den Holm und betrat das Office. Der Sheriff erwiderte seinen Gruß. Dann sagte Danner: »Ich habe in der Felswildnis John gefunden. Er war tot. Jemand hat ihm eine Kugel in die Brust geknallt. Das Blut war schon eingetrocknet. Er muss also schon ein paar Stunden tot gewesen sein, als ich ihn fand.«

»O verdammt«, murmelte der Sheriff. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Er erhob sich und ging nach draußen. Der Leichnam hing quer über dem Pferderücken. Eine Menschenrotte hatte sich angesammelt. Gemurmel und Geraune hing in der Luft.

Jesse Oldham erkannte John Wilson. Und er dachte an Matt O'Bannion. Er biss die Zähne zusammen, dass der Zahnschmelz knirschte. Dann sagte er: »Bring ihn zum Totengräber, Mark. Er soll auch den Totenschein ausstellen. Dann kommst du zurück und führst mich zu dem Platz, an dem du ihn gefunden hast.«

»In Ordnung, Sheriff.«

Mark Danner band die Longe von seinem Sattelhorn und führte das Pferd mit dem Toten die Main Street hinunter.

Der Sheriff kehrte in sein Office zurück, holte sich eine Winchester und ging in den Stall hinter dem Office, um sein Pferd zu satteln. Wenig später kam er mit dem Tier auf die Straße. Mark Danner traf ebenfalls wieder vor dem Office ein. Die beiden Männer saßen auf und verließen die Stadt.

Mark Danner führte den Sheriff zu der Stelle, an der er den Toten gefunden hatte. Die Longhorns, die John Wilson eingesammelt hatte, waren schon wieder fortgelaufen. Der Boden war von ihren Hufen aufgewühlt, das Gras war niedergetreten. Das war im Mondlicht gut zu erkennen. Danner führte den Sheriff auch zu der Stelle am Creek, wo die Fährte des Mörders endete.

»Ich habe es mir fast gedacht«, meinte der Sheriff. »Der elende Schuft hat nichts außer Acht gelassen. Aber ich glaube zu wissen, wer es war, der Wilson erschossen hat. Ich werde morgen früh gleich zur Cerro Montoso-Ranch reiten und mir den Burschen vorknöpfen.«

»Sie denken an Matt O'Bannion, wie?«

»Ja. Er hatte einen Grund, Wilson zu töten. Also werde ich ihm einen etwas intensiveren Blick unter den Haaransatz werfen.«

Jesse Oldham ritt zurück in die Stadt.

Mark Danner kehrte auf die Ranch am San Cristobal Creek zurück. Seine und Jim Sarandos Tage hier waren gezählt. Er gab sich keinen Illusionen hin. In der Gegend würden sie keine andere Arbeit als Cowboys finden. Sie würden das Taos County verlassen müssen.

Als der Sheriff in die Stadt zurückgekehrt war und den Desert Inn passierte, sah er drei Pferde am Holm. Sie hatten, als er die Stadt verließ, noch nicht dagestanden. Er schaute sich das Brandzeichen an. Es waren Pferde von der CM-Ranch. Jesse Oldham leinte sein Pferd an und ging in den Saloon. Heute war nur wenig los hier. Es war ein ganz normaler Wochentag und erst am Wochenende würde sich die Stadt wieder in einen Hexenkessel verwandeln.

An einem der runden Tische saßen vier Männer aus der Stadt. An der Theke lehnten Bill Cavendish und zwei CM-Reiter. Die Absätze des Sheriffs tackten auf den Dielen. Leise klirrten seine Sporen. Dann baute sich Oldham am Ende des Tresens auf und richtete den Blick auf Cavendish. Er sagte: »Hat es sich schon bis zur Cerro Montoso-Ranch herumgesprochen, dass John Wilson ermordet wurde? Jemand hat ihm eine Kugel in die Brust geschossen. Wilsons Revolver steckte noch im Holster. Ich denke, sein Mörder ließ ihm keine Chance, sich zu wehren.«

»Wir haben es hier im Saloon gehört, nachdem wir in die Stadt gekommen waren«, erwiderte Cavendish. »Sicher denkst du, Sheriff, dass ihm Matt das Stück Blei serviert hat.« Cavendish nippte an seinem Glas. Er ließ Oldham nicht aus den Augen.

»Der Verdacht liegt nahe«, versetzte der Sheriff ohne zu zögern. »Ich werde morgen zur Ranch reiten und mich ein wenig mit Matt unterhalten. Vor allen Dingen wird er mir sagen müssen, wo er sich heute gegen Mittag herumgetrieben hat.«

»Nach dem Vorfall vor zwei Wochen hier in der Stadt hat ihn Big Jack bestraft. Er hat ihn für den Rest des Monats auf die Ostweide geschickt.«

»Und die ist in der Nähe der Wilson-Ranch«, kam es von Jesse Oldham. »Das heißt, die Ostweide der CM grenzt an das Land Wilsons an.«

»So ist es«, antwortete der Vormann. »Matt ist zusammen mit drei Cowboys dort draußen. Vielleicht können sie ihm ein Alibi geben. Du musst also zur Ostweide reiten, Jesse, wenn du Matt sprechen willst.«

»Das werde ich.«

»Und ich werde Big Jack Bescheid sagen, dass sein Sohn unter Mordverdacht steht«, sagte Cavendish. »Das wird dem Alten ganz und gar nicht gefallen.«

»Wenn Matt der Mörder John Wilsons ist, dann wird er hängen«, versprach Jesse Oldham. »Davor wird ihn sein Vater nicht bewahren können.«

Cavendish warf einige Münzen auf die Theke. »Amos, Curly, wir reiten nach Hause. Big Jack muss informiert werden.«

Sie verließen den Saloon.

»Gib mir ein Bier, Joe«, sagte der Sheriff zum Salooner. Wenig später hörte er die Hufschläge, als die drei CM-Männer aus der Stadt ritten.

»Es wird Big Jack schwer treffen«, meine Joe Sanders, der Inhaber des Saloons. »Und sollte sich herausstellen, dass Matt der Mörder ist, dann wird Big Jack nicht zulassen, dass sein einziger Sohn aufgeknüpft wird. Dann wirst du einen schweren Stand haben, Jesse.«

»Die Zeiten, in denen hier Big Jacks Gesetz galt, sind vorbei. Und wenn sein Sohn ein gemeiner Mörder ist, dann wird er zur Rechenschaft gezogen. Wie der Sohn jedes anderen Mannes auch.«

»Du darfst Big Jack nicht unterschätzen, Jesse. Er lässt diese Stadt niederreißen, wenn es um seinen Sohn geht. Auf den Stern an deiner Brust wird er pfeifen. Und du wirst ziemlich alleine dastehen. Du wirst keinen finden in dieser Stadt, der sich gegen Big Jack wendet.«

»Davon bin ich überzeugt«, versetzte Oldham und es klang ein wenig verächtlich. Dann nahm er den Krug und trank von seinem Bier.


*


Am Morgen ritt Jesse Oldham zur Ostweide. Er traf einen Cowboy im Weidecamp. »Wo finde ich Matt O'Bannion?«, fragte der Sheriff.

Der Cowboy hob die Schultern, ließ sie wieder sinken und sagte: »In der Nacht – es ging schon auf den Morgen zu – kam ein Bote von der Ranch. Er sollte Matt abholen. Sein Vater wollte ihn sprechen. Matt ist sofort losgeritten.«

»Wo war Matt vorgestern um die Mittagszeit?«, fragte der Sheriff.

»Er war irgendwo auf der Weide unterwegs. Keine Ahnung, was er genau trieb. Die Ostweide ist groß. Er kam erst gegen Abend zurück. Ich habe ihm keine Fragen gestellt.«

»Er war also alleine unterwegs.«

»Ja. Als er ankam, wussten Mel, Andy und ich, dass er uns keine große Hilfe sein würde. Er half uns auch nicht. Wir mussten es schlucken. Schließlich ist er der Sohn vom Boss.«

»Wie wirkte Matt, als er am Abend zurückkam? War er nervös? Hat er seinen Revolver gereinigt? Oder sein Gewehr? War er gut gelaunt?«

»Warum wollen Sie das wissen, Sheriff?«

»John Wilson wurde gestern in der Steinwüste erschossen. Matt O'Bannion und Wilson hatten vor zwei Wochen einen ziemlich handfesten Streit in der Stadt. Daher ist Matt verdächtig, der Mörder zu sein.«

Der Cowboy kniff die Lippen zusammen. Er schaute nachdenklich, dann sagte er: »Matt mag ein leichtsinniger Hundesohn und Tagedieb sein, aber er ist kein Mörder. Ich weiß von dem Streit im Desert Inn. Ich weiß auch, dass John und Matt Konkurrenten im Kampf um Esther Duncan waren. Aber dass Jack einen Mord begeht – das schließe ich aus, Sheriff.«

»Ich werde es herausfinden«, sagte Jesse Oldham und trieb das Pferd an. Eine Stunde später ritt er in den Hof der CM-Ranch. Ranchhelfer waren bei der Arbeit. Ein Mann fuhr gerade eine Schubkarre voll Mist aus dem Pferdestall. Ein anderer reparierte das Gatter einer Fence. Aus der Schmiede klangen helle Hammerschläge. Irgendwo wieherte ein Pferd. Im Staub pickten Hühner nach etwas Fressbarem.

Das Haupthaus war stöckig und ausladend. Das Erdgeschoss war aus Steinen gemauert, das Obergeschoss aus Balken errichtet. Es gab eine große Veranda. Im rechten Winkel zum Haupthaus war die Mannschaftsunterkunft gebaut worden. Ein langgezogener, flacher Bau mit vielen Fenstern. Darüber hinaus gab es Ställe, Scheunen und Schuppen. In einer Remise standen einige Fuhrwerke und auch ein leichter Buggy mit zurückklappbarem Dach. In einem Corral tummelten sich an die 50 Pferde.

Alles hier verriet Gediegenheit und Wohlstand.

Jesse Oldham ritt bis vor das Haupthaus, saß ab und schlang den Zügel lose um den Querholm. Dann rückte er seinen Revolvergurt zurecht, richtete das Holster und stieg die vier Stufen zur Veranda hinauf.

Aus einem kleinen Anbau war Bill Cavendish, der Vormann getreten. Der Sheriff streifte ihn mit einem Blick. Cavendish hob die Hand zum Gruß und rief: »Der Boss hat Matt noch in der Nacht auf die Ranch zurückbeordert. Tut mir leid, wenn ich dich umsonst auf die Ostweide geschickt habe.«

»Keine Ursache, Bill.«

Jesse Oldham pochte gegen die Tür. Es dauerte ein wenig, dann wurde sie geöffnet und das Gesicht eines Chinesen erschien im Türspalt. »Kommen Sie herein, Sheriff«, sagte er. »Der Boss erwartet Sie schon.« Der Chinese zog die Tür vollends auf und trat zur Seite.

»Danke.« Jesse Oldham ging an dem Chinesen vorbei und trat in die Halle der Ranch. Sie war fast luxuriös eingerichtet. In der Mitte war eine schwere Polstergarnitur um einen großen Tisch gruppiert. Es gab einen offenen Kamin, an der Wand darüber waren alte Gewehre und Revolver befestigt. Es gab einige Vitrinen mit wertvollem Porzellan und Kristall, an den Wänden hingen präparierte Köpfe von Pumas, Wölfen und Rotwild sowie teure Bilder.

Big Jack erhob sich. Er hatte in einem der schweren Sessel gesessen. Sein Blick war ernst. Er hatte die grauen Haare streng zurückgekämmt. Big Jack war über sechs Fuß groß. Seine Schultern drohten die Jacke zu sprengen, die er trug. Er hatte die Ranch hier aufgebaut und war ein Mann, der selbst zupackte, wenn es sein musste. Big Jack war sich nie für irgendeine Arbeit zu schade gewesen. Er hatte sein Leben lang gearbeitet, er hatte gekämpft und sich durchgebissen. Irgendwann hatte er es geschafft. Er schwang sich zum mächtigsten Mann im County auf. Aus Jack O'Bannion wurde Big Jack ...

Er reichte dem Sheriff die Hand und forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Jesse Oldham ließ sich nieder. Er sagte: »Es ist kein erfreulicher Anlass, aus dem ich auf die Ranch komme, Mr. O'Bannion.«

»Ich weiß«, grollte die Stimme des Ranchers. »Aber seien Sie versichert, Oldham, dass Matt nicht der Mörder John Wilsons ist. Ich habe Matt noch in der Nacht von der Ostweide holen lassen. Er hat es mir geschworen. Er hat John Wilson nicht umgebracht.«

»Wo ist Matt jetzt?«

»Ich habe ihn fortgeschickt, denn ich glaube seinen Beteuerungen. Mein Sohn ist kein Mörder. Wer immer es auch war, der Wilson erschoss: Matt war es nicht.«

»Vieles spricht gegen ihn. Er hat kein Alibi.«

»Matt war auf der Ostweide.«

»Die Cowboys dort draußen wissen nicht, so er sich den ganzen Tag herumgetrieben hat. Nicht weit von der Weidegrenze der CM wurde John Wilson ermordet. Ich muss mit Matt sprechen, Mr. O'Bannion. Wo finde ich ihn?«

»Das werde ich Ihnen nicht verraten, Sheriff. Sie haben mein Wort, dass Matt den Mord nicht begangen hat. Das muss Ihnen genügen. Oder zweifeln Sie an meinem Wort?«

»Was trägt Matt für einen Revolver?«

»Einen 44er Smith & Wesson.«

»Ich will mit Matt sprechen, Big Jack. Verraten Sie mir, wo ich ihn finde.«

»Nein. Ich lasse nicht zu, dass Sie meinen Jungen einsperren wie ein wildes Tier. Er ist kein Mörder. Der Name O'Bannion ist sauber und bleibt sauber. Kein O'Bannion geht für eine Tat ins Gefängnis, die er nicht begangen hat. Das ist mein letztes Wort, Sheriff.« Big Jacks Tonfall wurde beschwörend. »Sie sind mit Matt in die Schule gegangen, Jesse. Sie wissen selbst, dass er keinen Mann ermorden könnte. Verdammt, warum wollen Sie unbedingt in meinem Sohn den Mörder John Wilsons sehen?«

»Sie verkennen da etwas, Mr. O'Bannion«, sagte Oldham. »Ja, wir sind zusammen zur Schule gegangen. Matt, ich, John Wilson ... Ich will in Matt nicht den Mörder Johns sehen. Ich wollte, er hätte ein Alibi und wäre über jeden Verdacht erhaben. Aber das hat er nicht. Und sein Wort allein genügt mir nicht. Wo also finde ich ihn. Wenn er unschuldig ist, hat er nichts zu befürchten.«

Mit einem Ruck hatte sich Big Jack erhoben. »Verlassen Sie die Ranch, Oldham. Ich verrate Ihnen nicht, wo Sie Matt finden. Suchen Sie Ihren Mörder, wo Sie wollen, doch lassen Sie uns O'Bannions damit in Frieden. Haben Sie mich verstanden? Ihr Stern nötigt mir nicht den geringsten Respekt ab, glauben Sie mir. Sollte ich es für richtig erachten, reiße ich ihn Ihnen von der Weste und spucke drauf.«

»Sie machen einen Fehler, O'Bannion«, knurrte Oldham und stand gleichfalls auf. Er reckte die Schultern. »Ich werde den Mord untersuchen. Und sollte ich zu dem Ergebnis kommen, dass Matt der Mörder ist, werde ich ihn jagen, bis ihm die Zunge zum Hals heraushängt. Davor kann ihn auch der Name O'Bannion nicht bewahren.«

»Raus mit Ihnen, Sheriff!«, blaffte der Rancher und wies zur Tür. Die Zornesader an seiner Schläfe war angeschwollen. Sein Gesicht hatte sich dunkel verfärbt. »Und lassen Sie Matt in Ruhe. Wenn nicht, bekommen Sie es mit mir zu tun.«

»Sie sind stur wie ein Longhorn, Big Jack«, stieß Oldham hervor und wandte sich zur Tür. »Aber Sie können mich nicht einschüchtern. Ich trage den Stern, und ich trage ihn nicht nur zur Dekoration mit mir herum. Ich werde dem Gesetz Geltung verschaffen – ob Ihnen das gefällt oder nicht.«

Jesse Oldham verließ die Ranch. Er folgte dem Rio Grande nach Süden ...


*

Jesse Oldham erreichte nach anderthalb Stunden die Duncan-Ranch. Lane Duncan kam aus dem Haus, als der Sheriff beim Brunnen vom Pferd glitt. Oldham ließ den Eimer in die Tiefe sausen und schöpfte Wasser. Dann hievte er ihn wieder nach oben. Die Winde knarrte und quietschte.

Details

Seiten
Erscheinungsjahr
2022
ISBN (ePUB)
9783738961256
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Mai)
Schlagworte
sheriff arroyo hondo pete hackett western edition

Autor

  • Pete Hackett (Autor:in)

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Titel: Der Sheriff von Arroyo Hondo: Pete Hackett Western Edition 37