Zusammenfassung
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Illegale Arbeitskräfte aus Mexico werden in New York ausgebeutet. Als einer von ihnen reden will, wird er ermordet. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker entdecken ein verbrecherisches Netzwerk, deren Anführer über Leichen gehen. Sie machen auch vor den FBI-Agenten keinen Halt.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Trevellian und das kalte Gesicht des Todes: Action Krimi
Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.
Illegale Arbeitskräfte aus Mexico werden in New York ausgebeutet. Als einer von ihnen reden will, wird er ermordet. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker entdecken ein verbrecherisches Netzwerk, deren Anführer über Leichen gehen. Sie machen auch vor den FBI-Agenten keinen Halt.
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1
»Guten Morgen, Commander.«
»Guten Morgen. Was gibt es? Sie rufen doch nicht von ungefähr an.«
»Einer der Arbeiter will sich an die Polizei wenden.«
»Was hat er für einen Grund?«
»Er ist mit den Bedingungen nicht mehr einverstanden.«
Zwei Sekunden lang schwieg der Mann, den der Anrufer Commander genannt hatte, nachdenklich. Dann sagte er: »Darauf gibt es nur eine Antwort. Kümmern Sie sich drum. Es muss wie ein Unfall aussehen.«
»Ich habe diese Entscheidung vorausgesehen und bereits entsprechende Anordnungen erteilt. Montoya ist so gut wie tot.«
»Das ist der Grund, weshalb ich Sie zu meinem Vertreter gemacht habe. Ich lege Wert auf Leute, auf die man sich verlassen kann.«
2
Mein Telefon läutete. Ich ließ es zweimal klingeln, denn ich war gerade mit Schreibarbeit beschäftigt, dann angelte ich mir den Hörer und hob ihn ans Ohr. Nachdem ich meinen Dienstgrad, meinen Namen und die Dienststelle genannt hatte, sagte eine Stimme: »Auf der Baustelle in der fünfundsiebzigsten Straße, gleich neben dem Einkaufszentrum, ist ein Mann namens Lopez Montoya ums Leben gekommen. Es sah nach einem Unfall aus, in Wirklichkeit aber war es ein Mord. Montoya wollte sich an die Polizei wenden.«
Die Stimme wies einen harten Akzent auf. Sekundenlang lauschte ich ihr hinterher, dann erwiderte ich: »Warum wollte sich Montoya an die Polizei wenden?«
»Es geht um illegale Beschäftigung. Auf der Baustelle wimmelt es von Arbeitern, die weder eine Aufenthalts- noch eine Arbeitserlaubnis besitzen. Die Hälfte unseres Lohnes müssen wir den Leuten bezahlen, die uns ins Land gebracht haben. Wir hausen wie die Tiere in schmutzigen Lagerhallen und Containern.«
»Sagen Sie mir Ihren Namen«, forderte ich.
»Den nenne ich Ihnen lieber nicht«, erhielt ich zur Antwort. »Der Tod von Montoya zeigt, dass diese Leute keinen Spaß verstehen. Ich will nicht vom Gerüst stürzen wie Montoya.«
»Nennen Sie mir die Namen der Leute, die Sie ins Land geholt haben.«
»Ich kenne nur einen Vornamen. Er lautet Derek. Derek ist ungefähr vierzig Jahre alt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Doch, eines noch: Man hat uns mit falschen Papieren ausgestattet. Wenn Sie also eine Überprüfung durchführen und man legt Ihnen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse vor, dann lassen Sie sich nicht blenden.«
»Wer ist Ihr Arbeitgeber?«
»Warner Industries. Eine große Baufirma, die ihren Sitz in Brooklyn hat. Der Inhaber heißt Wayne Caldwell.«
»Was war Montoya für ein Landsmann?«
»Mexikaner. Auch ich bin Mexikaner.«
»Wir werden uns darum kümmern«, versprach ich.
Es knackte in der Leitung, als der anonyme Anrufer auflegte. Da ich den Lautsprecher aktiviert hatte, konnte Milo hören, was gesprochen wurde. Unsere Blicke trafen sich. Mein Partner sagte: »Da sind wir wohl gefordert.«
»Sieht so aus«, versetzte ich nickend. »Sprechen wir mit Mr. McKee.«
Wir bekamen sofort einen Termin beim Assistant Director. Nachdem wir sein Büro betreten hatten, forderte er uns auf, am Besprechungstisch Platz zu nehmen. »Was gibt es Dringendes, Gentlemen?«
Ich berichtete mit knappen Worten. Mr. McKee hörte schweigend zu. Als ich geendet hatte, ergriff er das Wort: »Wenn der Mexikaner hier in New York ermordet wurde, fällt die Tat in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Kümmern Sie sich darum. Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Ach ja – beziehen Sie die ICE in Ihre Ermittlungen ein.«
»Natürlich«, erklärte ich. Bei der Immigration and Customs Enforcement Behörde handelt es sich um eine Abteilung des Heimatschutzministeriums, die für illegale Einwanderung zuständig war. »Wir werden mit dem ICE Verbindung aufnehmen.«
Zurück in unserem Büro führte ich sofort ein Telefongespräch mit der Behörde. Wir verabredeten uns für den kommenden Morgen. Die Organisation der Baustellenkontrolle sollte das ICE übernehmen. Deren Aufgabe war es, illegale Einwanderer aufzuspüren und die Ausweisungsformalitäten abzuwickeln. Wir würden uns um den Tod des Mexikaners kümmern.
Bei der Baustelle in der 75th Street handelte es sich um den Rohbau eines Wohn- und Geschäftshauses. Sieben Stockwerke waren bereits errichtet. Die Agents des ICE verfügten über die nötige Routine. Die Baustelle wurde umstellt. Dann drangen die Agents vor. Die Arbeiter mussten sich ausweisen. Ausländische Arbeitnehmer wurden ausgesondert.
Wir befanden uns mit dem Leiter des Einsatzes in einem der Transporter, mit denen wir gekommen waren. Der Teamleiter hieß Nat Butcher. Er hielt das Mikro des Funkgerätes in der Hand. Ab und zu erteilte er eine Anweisung. Zwei Agents brachten einen Mann. Sein Name war Herb Cassidy. Es handelte sich um einen Vorarbeiter.
»Sie arbeiten für Warner Industries?«, begann ich das Verhör, nachdem Cassidy in dem Fahrzeug Platz genommen hatte.
Er nickte. »Das ist richtig.«
»Der Betrieb soll illegale Einwanderer beschäftigen.«
Cassidy biss sich sekundenlang auf die Unterlippe, dann erwiderte er: »Davon weiß ich nichts. Die Leute, mit denen ich zu tun hatte, besitzen ordnungsgemäße Papiere.«
»Sind unter ihnen Mexikaner oder andere Staatsangehörige?«, fragte Milo.
»Mexikaner. Ich habe ihre Papiere gesehen. Sie sind in Ordnung.«
»Das wollen wir mal dahingestellt lassen«, versetzte ich. »Die Überprüfung wird ergeben, ob dem so ist. Kam in Ihrer Gruppe ein Arbeiter namens Montoya ums Leben?«
»Lopez Montoya gehörte der Gruppe von Max Brand an. Er ist gestern vom Gerüst gestürzt. Die Polizei hat den Vorfall untersucht. Es handelte sich um einen Unfall.«
»Wo finden wir Max Brand?«
»Irgendwo auf der Baustelle.«
Wir entließen Cassidy, ich wandte mich an Nat Butcher. »Lassen Sie Max Brand vorführen, Kollege. Vielleicht kann er uns mehr erzählen.«
Butcher hob das Mikro vor seinen Mund und erteilte eine entsprechende Anweisung. Es dauerte über eine Viertelstunde, dann brachten zwei Agents einen Mann, der eine blaue Latzhose trug und einen ziemlich zerknirschten Gesichtsausdruck zeigte.
»Sie sehen nicht gerade glücklich aus«, sagte Milo.
»Ich bin einer der Verantwortlichen auf dieser Baustelle.«
»Arbeiten in Ihrer Gruppe illegale Einwanderer?«
Brand biss einen Augenblick die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Wir haben eine andere Information.«
»Meine Leute besitzen ordnungsgemäße Papiere.«
»Gestern kam ein Mann namens Montoya ums Leben.«
Brand knetete seine Hände. »Er ist aus der sechsten Etage abgestürzt. Es handelte sich um einen Unfall.«
»Uns hat man erklärt, dass Montoya ermordet wurde, weil er sich an die Polizei wenden wollte.«
Max Brand schaute mich mit dem Ausdruck des Entsetzens an. »Ermordet«, dehnte er dann. Dann stieß er hervor: »Ich hab wohl nicht richtig gehört?«
»Gibt es Augenzeugen von dem Absturz?«, fragte ich.
Brand dachte einen Moment lang nach, dann nickte er und sagte: »Zwei Männer sahen, wie Montoya zurücktaumelte und über das Gerüst kippte. Vielleicht ist ihm schlecht geworden. Vielleicht …«
Brand brach ab und zuckte mit den Schultern.
»Warum sprechen Sie nicht weiter?«, fragte ich und fixierte den Mann.
»Vielleicht wollte Montoya auch Schluss machen«, vollendete der Vorarbeiter seinen Satz.
»Sie meinen, dass ein Selbstmord vorliegt? Gab es dahingehend irgendwelche Hinweise von Seiten Montoyas?«
»Das nicht. Ich will es auch nicht behaupten. Es ist aber auch nicht auszuschließen.«
»Mord ebenso wenig«, sagte ich.
»Warum sollte jemand Montoya ermorden?«
»Vielleicht wollte er irgendwelche Missstände aufdecken.« Aufmerksam beobachtete ich Max Brand. Ich suchte nach irgendeiner Reaktion bei ihm. Seine Backenknochen mahlten. Sein Blick schien sich nach innen gekehrt zu haben.
Der Vorarbeiter schüttelte den Kopf. »Welche Missstände? Es hat alles seine Ordnung.«
3
Emilio Sandobal stand in einer Gruppe von Männern und Frauen. Murmeln und Flüstern erfüllte die Nacht. In der Ferne waren die Lichter von Mexiko City zu sehen. Emilio Sandobal war achtundzwanzig Jahre alt und stammte aus Morelos, einer kleinen Stadt in Chihuahua. Weil er in seiner Heimat keine Arbeit fand, hatte er sich nach Mexiko City begeben. Dort hatte er sich einem Arbeitsvermittlungsbüro zur Verfügung gestellt.
Sandobal hatte sich bereit erklärt, in die Staaten zu gehen, um dort zu arbeiten. Mit den Bedingungen, die man ihm nannte, war er einverstanden. Nun warteten er und etwa fünfzig Leute darauf, nach Tampico gebracht zu werden. Es waren Männer und Frauen. Die meisten waren jung und wurden von der Hoffnung auf ein gutes Leben getrieben.
Zwei Männer standen etwas abseits der Gruppe. Sie sprachen leise miteinander. Das Raunen ihrer Stimmen ging in dem Stimmendurcheinander unter. Es ging auf Mitternacht zu. Sandobal wandte sich an eine junge Frau, die neben ihm stand. »Wohin bringen sie dich?«
»Ich bekomme Arbeit in einem Haushalt in Philadelphia. Mit dem Geld, das ich dort verdiene, kann ich meine Familie unterstützen.«
»Mich bringen sie nach New York. Ich arbeite dort auf dem Bau. Auch ich muss meine Familie unterstützen. Wie heißt du?«
»Conchita Fernandez. Und du?«
»Emilio Sandobal.«
Motorengeräusch wurde laut. Dann waren Scheinwerfer zu sehen. Es waren drei Fahrzeuge, die über eine Bodenwelle kamen, über die die Straße führte. Sie fuhren heran und hielten. Jeder der Transporter war mit zwei Männern besetzt. Der Beifahrer stieg jeweils aus. Die beiden Männer, die abseits der Gruppe gestanden hatten, riefen sie an, und die fünf Kerle rotteten sich zusammen. Die Männer aus den Transportern erhielten große Umschläge und Namenslisten. Eine Taschenlampe blitzte auf. Dann begann einer der Kerle Namen aufzurufen. Die Aufgerufenen wurden angewiesen, in einen der Transporter zu steigen. Sie drängten sich auf der Ladefläche zusammen. Die Türen wurden geschlossen. Dann wurden erneut Namen aufgerufen. Jetzt fiel auch Sandobals Name. Er bestieg zusammen mit einer Gruppe von Männern und Frauen einen Transporter. Dicht an dicht setzten sie sich auf den Boden. Das wenige Gepäck, das sie bei sich hatten, nahmen sie auf den Schoß. Die Tür wurde geschlossen. Eine mit den Augen nicht zu durchdringende Finsternis senkte sich zwischen die Wände.
Einige Minuten vergingen, dann fuhr der Wagen an. Die Straße war schlecht, und die Menschen auf der Ladefläche wurden durch und durch geschüttelt. Emilio Sandobal begann sich zu fragen, ob es richtig war, sich für einen Job in den Staaten zur Verfügung zu stellen.
4
Die Agents des ICE hatten über drei Dutzend Arbeiter herausgepickt, deren Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse gefälscht waren. Es handelte sich ausschließlich um Männer aus Mexiko. Nat Butcher hatte mit mir telefonischen Kontakt aufgenommen. »Wir haben die illegalen Einwanderer verhaftet«, gab Butcher zu verstehen. »Nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe schieben wir sie ab.« Butcher räusperte sich, dann fuhr er fort: »Diese Kerle sind uns nicht so wichtig. Wir wollen die Gangster haben, die die Leute ins Land holen. Es sind Menschenhändler. Die Aussagen der verhafteten Arbeiter sind identisch. Sie wurden in Mexiko von einer Arbeitsvermittlungsagentur angeheuert und per Schiff nach Miami gebracht. Von dort aus hat man sie auf Lastwagen in die verschiedenen Teile des Landes gefahren.«
»Wir möchten mit einigen der Männer sprechen«, erklärte ich.
»Das ist kein Problem. Kommen Sie in Raum elf-dreißig.«
Da das ICE ebenso wie das FBI im Bundesgebäude auf der Federal Plaza untergebracht war, brauchten wir nur den Aufzug zu benutzen.
Im Büro erwartete uns Butcher. »Ein Mann, der sich als ziemlich gesprächsbereit zeigt, heißt Gonzales Mendoza. Er kommt gleich.«
Tatsächlich dauerte es nur zehn Minuten, bis zwei Beamte des ICE einen mittelgroßen Mann um die dreißig ins Büro dirigierten. Sein Blick war unruhig. In seinen Mundwinkeln zuckte es nervös. Butcher forderte ihn auf, sich zu setzen. Dann sagte er: »Das sind die Agents Trevellian und Tucker vom FBI. Die Agents haben einige Fragen an Sie.«
Mendoza fixierte mich. Als ich seinen Blick erwiderte, schaute er schnell weg.
»Sie befinden sich illegal in den USA«, sagte ich.
»Man hat mich in einer Agentur in Mexiko City angeworben«, murmelte der Arbeiter. »Zusammen mit vielen anderen Männern und Frauen musste ich in Tampico ein Schiff besteigen, das uns nach Miami brachte. Von dort aus wurde ich zusammen mit zehn anderen Männern nach New York gefahren. Hier wurden wir an Mister Miles übergeben.«
»Wer ist Mister Miles?«, hakte ich sofort ein.
»Er ist Geschäftsführer von Warner Industries. Wir bekamen unser Quartier zugewiesen. Ich wohnte in einer Lagerhalle auf einem Pier. Wir sind dort über sechzig Leute. Man hat in der Halle Feldbetten und Spinde aufgestellt.«
»Was bezahlten Sie den Leuten, die Sie in die Staaten brachten?«
»Ich hatte kein Geld, um sie zu bezahlen. Sie kassieren die Hälfte meines Lohnes. Ich habe mich beklagt, aber man sagte mir, dass ich verpflichtet sei zu zahlen und dass ich meinen Job verlieren würde, wenn ich nicht mehr bezahle.«
»Bei wem haben Sie sich beklagt?«
»Bei Derek.«
»Hat Derek auch einen Familiennamen?«
»Er hat sich nur unter dem Namen Derek vorgestellt.«
»Wie sieht Derek aus?«, wollte Milo wissen.
»Er ist etwa vierzig Jahre alt, ungefähr eins-fünfundachtzig groß, und er hat dunkle, kurze Haare.«
»Man hat Sie in Mexiko mit falschen Papieren ausgestattet, nehme ich an«, ergriff wieder ich das Wort.
»Si, si. Wir haben die Papiere Mister Miles übergeben. Ich weiß nicht, ob er eine Ahnung hat, dass die Papiere gefälscht sind. Von Warner Industries werden wir auch ordnungsgemäß bezahlt. Wir erhalten unseren Lohn in bar. Ausgezahlt wird immer am Ersten des Monats. Am Abend erscheint dann Derek in der Lagerhalle. Er weiß genau, was er zu bekommen hat.«
»Derek gehört aber nicht zu Warner Industries?«, fragte Milo.
»Das weiß ich nicht.«
»Wie heißt die Vermittlungsagentur in Mexiko, die Sie angeworben hat?«
»Sie hat keinen Namen. Einer der Männer, die für die Agentur arbeiten, heißt Pablo Spinola.«
Milo notierte den Namen. Er fragte Mendoza noch nach der Adresse der Vermittlungsagentur und schrieb auch sie auf.
»Hast du noch Fragen?«, so wandte ich mich schließlich an meinen Partner.
Milo schüttelte den Kopf. »Im Moment fällt mir keine ein. Wir sollten uns mal mit Miles unterhalten.«
»Ja, der Meinung bin ich auch«, pflichtete ich bei.
Wir verhörten noch einige andere der verhafteten Arbeiter, kamen aber zu keinen neuen Erkenntnissen.
*
Warner Industries hatte seinen Sitz in Brooklyn. Telefonisch erfuhr ich, dass Nick Miles im Betrieb anwesend war. Man verband mich mit ihm. Ich erklärte, dass wir in einer Stunde im Unternehmen auftauchen würden, um mit ihm zu sprechen.
»Bei mir waren schon zwei Agents des ICE«, gab Miles zu verstehen. »Sie haben sämtliche Papiere beschlagnahmt und mitgenommen. Wieso mischt nun auch noch das FBI mit?«
»Es geht um Lopez Montoya.«
»Die Angelegenheit ist geklärt.«
»Bitte, halten Sie sich in einer Stunde zur Verfügung«, sagte ich mit Nachdruck. »Es sind einige Routinefragen.«
Milo und ich verloren keine Zeit. Wir benutzten die Brooklyn Bridge, um auf die andere Seite des East River zu gelangen. Unser Ziel war die Madison Street. Im Hof des Unternehmens fand ich einen Parkplatz.
Nick Miles war ein Mann um die Mitte der vierzig. Er hatte rotblonde Haare und wirkte ausgesprochen durchtrainiert. Sein Gesicht war scharf geschnitten. Die blauen Augen verrieten Intelligenz. Er gab erst Milo, dann mir die Hand, dann bot er uns Sitzplätze an, und als wir saßen, sagte er: »Wie ich schon bemerkt habe – die Angelegenheit wurde geklärt. Die Polizei ist zu dem Schluss gekommen, dass Fremdverschulden ausscheidet. Es gibt auch keine Anhaltspunkte für einen Selbstmord. Also bleibt nur noch eine Möglichkeit offen.«
»Auf der Baustelle in der fünfundsiebzigsten Straße waren mehr als drei Dutzend illegale Einwanderer beschäftigt«, sagte ich.
»Das stimmt«, antwortete Miles. Sekundenlang presste er die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Dann fuhr er fort: »Das hat uns einen schweren Schlag versetzt. Wir sind an Termine gebunden. Wenn wir die Termine nicht einhalten, hagelt es Konventionalstrafen. Nun müssen wir die freigewordenen Arbeitsplätze so schnell wie möglich besetzen. Es ist gar nicht so einfach, die erforderlichen Fachkräfte zu bekommen.«
»Die illegalen Einwanderer wurden an Sie übergeben«, bemerkte Milo. »Sie erhielten auch für jeden dieser Männer Papiere.«
»Die ich für in Ordnung erachtete«, erwiderte Miles und verlieh jedem seiner Worte eine besondere Betonung. »Natürlich habe ich die Echtheit nicht geprüft. Dazu gab es keinen Grund. Ich habe sie nicht in Zweifel gezogen.«
»Kommen wir noch einmal auf den Todesfall zurück«, wechselte ich das Thema. »Ein anonymer Anrufer sprach uns gegenüber von Mord. Montoya soll mit den Bedingungen, zu denen er beschäftigt wurde, nicht mehr einverstanden gewesen sein und wollte sich an die Polizei wenden.«
»Er erhielt einen Stundenlohn, der keinen Grund zu Beanstandungen bot. Das können Sie gerne nachprüfen. Die Entlohnung entsprach den geltenden Tarifverträgen. Untergebracht war Montoya in einer der Unterkünfte, für die er monatlich zweihundert Dollar Miete bezahlte. Der Betrag wurde gleich vom Lohn einbehalten.«
»Sagt Ihnen der Name Derek etwas?«
»Derek?«
»Seinen Familiennamen kennen wir leider nicht. Er hat von den Arbeitern die Hälfte ihres Lohnes kassiert und schien über die Höhe ihres Einkommens genauestens informiert gewesen zu sein.«
Miles legte die Stirn in Falten. »Ich kenne keinen Derek. Weshalb hat er den halben Lohn der Arbeiter kassiert?«
»Entgelt für die Vermittlung und die Beschaffung der gefälschten Papiere, für die Schiffspassage und den Transfer von Miami herauf.« Ich beugte mich ein wenig nach vorn. »Wir haben es hier mit einer Bande von Schleusern zu tun, mit modernen Menschenhändlern, mit skrupellosen Leuten, die die Not der Menschen, die sie in die Staaten vermitteln, eiskalt ausnutzen.«
»Von wem haben Sie die Männer übernommen?«, fragte Milo.
»Der Mann heißt Carter. Er begleitete die Arbeiter und hatte die Papiere.«
»Hat er auch einen Vornamen?«
»Sicher, aber ich kenne ihn nicht. Ich habe bei der Arbeitsbehörde die Vermittlung der Arbeiter beantragt. Amerikanische Arbeiter waren nicht zu kriegen. Also durften wir ausländische Arbeitskräfte anwerben.«
»Wem haben Sie den Auftrag erteilt, ausländische Arbeitskräfte zu vermitteln?«
»Melvilles Job-Agentur.«
»Adresse?«, fragte Milo.
»Manhattan, West einundzwanzigste Straße.«
»Haben Sie von Carter noch weitere Leute übernommen? Wo sind diese gegebenenfalls eingesetzt?«
»Dahingehend wurde ich bereits von Agents des ICE befragt. Die Unterlagen wurden beschlagnahmt. Inwieweit die Arbeiter mit falschen Papieren ausgestattet waren, weiß ich nicht. Wenn das der Fall ist, dann wurde das Unternehmen hereingelegt. Glauben Sie mir: Mit gesetzeswidrigen Machenschaften hat hier niemand was am Hut. Wenn wir illegale Einwanderer beschäftigten, dann nicht als Täter, sondern als Opfer.«
»Sind Sie für die Einstellungen zuständig?«, wollte ich wissen.
»Ich bin der Geschäftsführer. Personalentscheidungen gehen über meinen Schreibtisch.«
»Haben Sie für die Vermittlung der Arbeitskräfte bezahlt?«
»Ja. Die üblichen Honorare.«
»Wer ist Chef der Job-Agentur?«
»Bob Melville. Ich habe den Namen auch den Agents vom ICE genannt.«
Ich bedankte mich bei Miles, dann verabschiedeten wir uns.
5
»Es ist Aufgabe des ICE«, sagte Milo, als wir auf dem Weg zurück nach Manhattan waren.
Ich wusste, was mein Partner meinte. »Den Mord aufzuklären ist unser Job. In diesem Fahrwasser müssen wir auch im Dunstkreis der illegalen Einwanderung ermitteln.«
»Du hast ja recht«, murmelte Milo. »Die Frage ist, ob es tatsächlich Mord war.«
Ich ergriff wieder das Wort. »Bei allem, was wir festgestellt haben, gehe ich davon aus.«
»Wir müssen die Augenzeugen befragen.«
»Zunächst werden wir mit der zuständigen Polizeiwache Verbindung aufnehmen und uns die Protokolle zusenden lassen.«
Zurück im Field Office führte ich ein Gespräch mit dem zuständigen Polizeirevier. Mein Gesprächspartner war Sergeant Morg Weston. Er holte sich die Unterlagen, dann sagte er: »Ja, wir haben die Leute befragt, mit denen Montoya zusammenarbeitete. Die meisten haben nichts gesehen. Zwei sagten aus, dass Montoya aus einer Tür auf das Gerüst wankte, das Übergewicht verlor und abstürzte. Er fiel sechs Stockwerke tief und war sofort tot.«
»Sagen Sie mir die Namen der beiden«, forderte ich.
»Dirk Sager und Jim McLudlum.«
»Amerikaner?«
»Ja. Sie arbeiteten zusammen mit Montoya in einer Gruppe. Gruppenführer war Max Brand.«
»Mit dem haben wir gesprochen«, erklärte ich. »Wo wohnen Sager und McLudlum?«
»Sagers Adresse lautet Peter Cooper Road zweihunderteinundzwanzig, McLudlum wohnt in dreihundertzweiundfünfzig East vierundneunzigste Straße.«
»Schicken Sie mir bitte die Unterlagen zu«, sagte ich, bedankte mich und rief dann Nat Butcher vom ICE an. Er meldete sich mit seinem Namen und nannte auch die Dienststelle, und nachdem ich mich zu erkennen gegeben hatte, sagte er: »Hallo, Special Agent. Schon weitergekommen mit Ihren Ermittlungen?«
»Bis jetzt treten wir noch auf der Stelle. Haben Sie schon mit Bob Melville gesprochen?«
»Ja. Er hat ein Jobvermittlungsbüro in Mexiko City eingeschaltet. Welche Leute Warner Industries zugeteilt bekam, weiß er nicht.«
»Dachte mir schon, dass sich die Spur irgendwo im Sand verliert«, knurrte ich. »Können wir Mendoza für ein paar Stunden haben?«
»Wozu brauchen Sie ihn denn?«
»Wir müssen herausfinden, wer Derek ist. Zu diesem Zweck wird sich Mendoza vor den Monitor setzen und sich eine Reihe von Konterfeis ansehen müssen. Wobei wir nur hoffen können, dass Derek im Archiv erfasst ist.«
»Das geht in Ordnung«, sagte Butcher. »Sie können Mendoza in einer halben Stunde in meinem Büro abholen.«
Die halbe Stunde verbrachte ich damit, im System nach Carter zu suchen. Aber Männer mit diesem Namen gab es wie Sand am Meer. Ich dachte daran, auch Nick Miles an einen Bildschirm zu setzen und ihm sämtliche registrierten Carters vorzuführen. Aber diesen Gedanken stellte ich zunächst einmal zurück. Vielleicht fanden wir die Identität von Derek heraus, und dieser konnte uns gegebenenfalls in Bezug auf Carter die notwendigen Angaben machen.
Die Minuten reihten sich aneinander, schließlich war es so weit, dass wir Mendoza abholen konnten. Wir setzten ihn in einem leeren Büro an einen Monitor. Ich filterte sämtliche Männer mit dem Vornamen Derek heraus, dann ließ ich die Bilder durchlaufen. Der Mexikaner saß da und starrte auf den Monitor. Plötzlich stieß er hervor: »Das ist Derek.«
Der Mann hieß Derek Hanson und wohnte in der 64th Street Nummer 572. Er war wegen Betrugs und Urkundenfälschung vorbestraft und hatte zwei Jahre in Rikers Island verbracht. Sein Alter war mit zweiundvierzig Jahren angegeben. Ich fertigte einen Ausdruck von dem Bild, dann gaben wir Mendoza wieder in Nat Butchers Obhut.
Bei dem Gebäude Nummer 572 handelte es sich um ein reines Wohnhaus. Es war acht Stockwerke hoch, auf jeder Etage lebten drei Parteien. In der vierten Etage wurden wir fündig. Hanson hatte die mittlere Wohnung inne. Ich legte den Finger auf den Klingelknopf. Es dauerte nicht lange, dann verdunkelte sich die Linse des Spions, schließlich wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet und eine dunkle Stimme fragte: »Was wünschen Sie?«
»Wir sind die Agents Tucker und Trevellian vom FBI«, sagte ich. »Es geht um …«
Die Tür wurde zugeschlagen. Ich hämmerte mit der Faust dagegen und rief: »Öffnen Sie, Hanson.«
»Was will das FBI von mir?«
»Wir haben einige Fragen an Sie, die Beschäftigung illegaler Einwanderer bei Warner Industries betreffend.«
»Ich kann euch dazu nichts sagen. Verschwindet!«
»Sie sind der Mann, der die Arbeiter abkassierte. Leugnen ist zwecklos. Also geben Sie auf und öffnen Sie die Tür. Zwingen Sie uns nicht, Sie mit Gewalt aus der Wohnung zu holen.«
»Ich ergebe mich nicht.«
»Das kommt einem Schuldeingeständnis gleich«, erklärte ich.
»Kommt nur herein und holt mich.«
»Wir können ein SWAT-Team anfordern, das Sie aus der Wohnung holt«, drohte Milo.
Hanson lachte spöttisch. »Warum versucht ihr es nicht selbst? Habt ihr Schiss?«
Milo schaute mich fragend an. Ich nickte. Mein Partner nahm einen kurzen Anlauf und prallte mit der Schulter gegen die Tür. Sie hielt seinem Ansturm stand. Milo glitt blitzschnell zur Seite. Da krachte auch schon ein Schuss, und die Kugel durchschlug die Tür, bohrte sich in die gegenüberliegende Wand und meißelte ein handtellergroßes Loch aus der Wand.
»Sie machen alles nur noch schlimmer, Hanson«, rief ich.
In der Wohnung blieb es still.
Wir warteten ein wenig, dann trat ich vor die Tür hin, mein Bein zuckte hoch, mit aller Wucht trat ich in Höhe des Türknopfes gegen die Tür. Diesem Rammstoß hielt sie nicht stand. Krachend flog sie auf. Wieder donnerte die Waffe. Aber ich befand mich schon in Deckung der Wand neben der Tür. Ich lugte um den Türstock. Als es knallte, zog ich blitzschnell den Kopf zurück. Das Geschoss riss einen Span aus dem Holz.
Milo jagte einige Schüsse in den Raum. Die Detonationen betäubten die Trommelfelle. Ich glitt in das Wohnzimmer und ging sofort auf das linke Knie nieder, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten. Meine Hand mit der Waffe beschrieb einen Halbkreis, dem ich mit dem Blick folgte.
Hinter einem der Sessel zuckte eine Gestalt in die Höhe. Ich nahm blitzschnell das Ziel auf, sah die auf mich gerichtete Waffe und feuerte. Einen Sekundenbruchteil später drückte der Bursche ab. Aber ich hatte ihn getroffen und er verriss. Seine Kugel pfiff über mich hinweg. Und jetzt krachte es bei einer Tür, die in einen der Nebenräume führte. Glühend heiß strich mir die Kugel über den Oberarm. Ich begriff, dass wir es mit zwei Gegnern zu tun hatten und warf mich flach auf den Boden. Das nächste Geschoss sirrte über mich hinweg. Ich rollte mich herum.
Da donnerte Milos Dienstwaffe. Er schickte eine ganze Serie von Schüssen zu der Tür. Das verschaffte mir die Zeit, in die Deckung eines Sessels zu kriechen.
Der Bursche, auf den ich geschossen hatte, war zusammengebrochen. Milo war wieder im Schutz der Wand neben der Eingangstür verschwunden. Es roch nach verbranntem Pulver. Aus dem Nebenraum war ein Stöhnen zu vernehmen.
»Hören Sie mich, Hanson?«, rief ich.
Die Antwort bestand in einem Röcheln.
Milo lugte zur Tür herein. Ich gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich ihm Feuerschutz geben würde, und er betrat die Wohnung. Die Hand mit der Waffe hatte er erhoben. Nichts geschah. Ungeschoren erreichte mein Partner die Tür zu dem Raum, in dem sich der Verwundete befand.
Ich erhob mich ebenfalls, ging um die Polstergruppe herum und sah den Kerl, den ich niedergeschossen hatte, regungslos am Boden liegen. Seine Hemdbrust war voller Blut. Es handelte sich nicht um Hanson. Ich bückte mich und fühlte seinen Puls. Er war nur noch ganz schwach wahrzunehmen. Der Mann war bewusstlos.
Aus dem angrenzenden Raum erklang wieder ein Röcheln. Vorsichtig betrat ich das Zimmer. Hanson lag neben der Tür am Boden und presste die linke Hand auf seine rechte Schulter. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. In seinen Zügen wühlte der Schmerz. Seine Lippen zitterten. Seine Waffe lag am Boden.
»Ruf den Emergency Service an«, trug ich Milo auf. Dann ging ich neben Hanson in die Hocke. »War es das wert?«
Die Frage trug mir einen gehässigen Blick des Gangsters ein.
6
Zwei der Transporter fuhren davon. Der dritte wartete noch. Die Männer und Frauen standen am Strand. Weit und breit war nur Wildnis. Hierher verirrte sich kaum ein Mensch. Tampico lag viele Meilen entfernt.
Wellen rollten heran und brandeten gegen das flache Ufer. Etwa dreihundert Yards entfernt dümpelte ein Schiff. Es war ein alter Frachter, von dem die Farbe schon abblätterte. Zwei große Boote näherten sich. Es knirschte, als sie aufliefen. Sie waren mit insgesamt vier Männern besetzt. Sie hatten Gummistiefel an, sprangen heraus und wateten zum Ufer. Einer übernahm von einem der Begleiter die Papiere. Der Begleiter stieg in den Transporter, und dann fuhr auch dieses Fahrzeug davon.
»Steigt in die Boote!«, rief einer der Männer vom Schiff. »Nicht mehr als zehn Leute pro Boot. Wir fahren eben, bis ihr alle auf dem Schiff seid.«
Emilio Sandobal gehörte zu den ersten, die in eines der Boote stiegen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Tief in seinem Innersten schien er zu ahnen, dass sich seine Hoffnungen nicht erfüllen würden. Aber ein Zurück gab es nicht mehr. Er war den Männern, die den Transport begleiteten, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Der Motor des Bootes dröhnte. Der Bug schnitt durch das Wasser. Bei dem Schiff angelangt drehte das Boot bei. Über eine eiserne Leiter gelangten die Menschen an Bord. Dort wurden sie sofort unter Deck gebracht und auf die Laderäume verteilt. Als der letzte Mann an Bord war, wurden die beiden Boote hochgezogen. Der Frachter nahm Fahrt auf.
Emilio Sandobal hatte nasse Füße. Er saß in einer Ecke des Laderaumes. Stimmendurcheinander umgab ihn. Die Zweifel, die ihn befallen hatten, verstärkten sich.
7
»Hallo, Commander.«
»Hallo. Was gibt es?«
»Die Albatros ist mit über fünfzig Leuten an Bord in See gestochen.«
»Ihr bringt die Leute dieses Mal nicht nach Miami, nicht wahr?«
»Nein, das Ziel ist Corpus Christi. Von dort aus geht es mit Lastwagen weiter. Es sind drei Gruppen. Eine landet in Philadelphia, die andere in Washington, die dritte in New York.«
»Sehr gut. Warner Industries ist dringend auf Arbeitskräfte angewiesen, nachdem das ICE einen ganzen Schwung aus dem Verkehr gezogen hat. Das bedeutet auch für uns einen enormen Verdienstausfall.«
»Natürlich. Aber mit solchen Rückschlägen müssen wir leben. Das FBI hat Hanson verhaftet.«
»Hanson wird schweigen. Er weiß, was mit Verrätern geschieht. Seinetwegen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Außerdem kennt er meine Identität nicht.«
»Aber meine.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Er wird den Mund halten.«
»Die nächste Fracht ist für den zehnten Oktober eingeplant. Es werden wieder fünfzig Leute sein. Die Hälfte von ihnen geht nach New York.«
»Es ist in Ordnung. Sie haben völlig freie Hand. Auf Sie kann ich mich blind verlassen.«
»Vielen Dank für das Kompliment.«
»Das ist so.«
8
Am Morgen fuhren wir zu Dirk Sager auf die Baustelle in der 75th Street. Wir fanden ihn in der siebten Etage. Er trug einen gelben Sicherheitshelm. Auch Max Brand war anwesend. Er sagte: »Halten Sie mir Dirk nicht zu lange von der Arbeit fern, Agents. Uns fehlen einige Dutzend Männer.« Er grinste säuerlich. »Aber wem sage ich das?«
Wir nahmen Sager auf die Seite. Sein Alter schätzte ich auf dreißig, er war mittelgroß und untersetzt und vermied es, uns direkt anzusehen. »Sie waren Augenzeuge des Absturzes von Montoya«, konstatierte ich. »Erzählen Sie uns genau, was Sie sahen.«
Sager schluckte, verzog den Mund, hob die Schultern und sagte: »Der Mexikaner taumelte aus einer der Türen, prallte gegen das Geländer und beugte sich weit nach hinten. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht. Weiß der Teufel, was mit ihm war. Ich denke, ihm ist schlecht geworden.«
»War jemand in seiner Nähe?«, fragte ich.
»Nur Jim und ich. Wir fanden keine Zeit, zu reagieren. Es ging alles sehr schnell.«
»Kann es nicht sein, dass Montoya einen Stoß erhielt, der ihn gegen das Geländer taumeln und das Gleichgewicht verlieren ließ?«, fragte ich.
Details
- Seiten
- Erscheinungsjahr
- 2022
- ISBN (ePUB)
- 9783738960914
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2022 (Mai)
- Schlagworte
- trevellian gesicht todes action krimi